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Berthold
Wortedrechsler


Beiträge: 58
Wohnort: Schwaben


Beitrag21.03.2023 09:00
Du
von Berthold
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Deine Worte -
warmer Ton:
wurzeln,
wachsen;
reifen
zu Klang;

spannen Saiten
vom Salz der
Eisblumen hin
zum Atem der
Sommerwiese -

und
steigen aus
Tiefen herab,
wie ein Lied -
in deine Feder.

Du.
Schenk mir ein Lächeln.

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Lyro
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 128
Wohnort: Deutschland


Beitrag21.03.2023 09:33

von Lyro
Antworten mit Zitat

Hallo Berthold,

ein wohlformuliertes Gedicht über Kraft und Klang von Worten. Impressionistisch, eine Momentaufnahme von Gefühlen und Gedanken.

Ein paar Anmerkungen hätte ich aber. Hier meine erste Einschätzung:

- 4 Strophen, die eine unregelmäßige Anzahl an Versen haben
- Auffällig viele Interpunktionen.
- Angenehme Enjambements
- Silben pro Vers sind unregelmäßig (da unrhythmisch)
- Überschrift, erster und letzter Vers: in Ordnung, nicht besonders einfangend.

Deine Worte -
warmer Ton:
wurzeln,
wachsen;
reifen
zu Klang;


Hier geht es wohl darum, dass ein Wort gesungen bzw. ausgesprochen wird. Du benutzt zweimal musikalische Begriffe ("Ton" und "Klang").
Diese verbindest du mit einem Pflanzenwachstumsprozess: erst wurzeln, dann wachsen, dann reifen.
Die Blüte ist dann der Klang. Es geht also wohl darum, dass das ausgesprochene Wort einer Person so schön wie eine Blume/Pflanze ist.

Das Semikolon nach "wachsen" erschließt sich mir nicht so ganz.

spannen Saiten
vom Salz der
Eisblumen hin
zum Atem der
Sommerwiese -


"Saite" ist wieder ein Begriff aus der Musik. Genauer ein Instrument, vermutlich eine Anspielung auf Gesang und Stimme?
Und wieder die Verbindung mit Natur: "Eisblume", "Sommerwiese".
Die Worte der angesprochenen Person überdauern Jahreszeiten, hier wieder ein Kreislauf wie oben: von Winter bis Sommer.

Das Wort "Eisblume" finde ich etwas kitschig und "Sommerwiese" etwas zu sehr Telling.
Vielleicht geht es auch subliminaler:

spannen Saiten
vom Salz der
Eisblumen hin
zum Atem der
Grünwiesen


Mir fällt gerade ein, dass du "Salz" schreibst und dann als Spiegelung "Atem" - bewusst oder unbewusst?
Vielleicht wäre "Hauch" statt "Salz" besser, das würde dann auch besser zum Winterbild passen:

"vom Hauch...
zum Atem..."


Dann zur dritten Strophe:

und
steigen aus
Tiefen herab,
wie ein Lied -
in deine Feder.


Hm. "aus Tiefen herabsteigen" oder "aus Tiefen heraufsteigen"?
Vielleicht ist mit "aus den Tiefen" der Kopf bzw. das Unterbewusstsein gemeint oder etwas abstrakter die Seele?

Hier noch einmal ein musikalischer Vergleich mit dem Wort "Lied" - es geht also um Gesang.

Mit "in deine Feder" könnte vielleicht eine Schreibfeder gemeint sein. Geht es hier nur um geschriebene Worte, die Klang haben?

Du.
Schenk mir ein Lächeln.


Nach den bildhaften Strophen kommt plötzlich ein eher plumpes Ende.
Der Fokus liegt auf "Du" und das Lyrische Ich verabschiedet sich mit einem flüchtigen "Schenk mir ein Lächeln". Hm. Weiß nicht.
Das hat mich unbefriedigend zurückgelassen.

Vielleicht magst du den letzten Vers nochmal mit einer Metapher füllen, die sich auf das ganze Gedicht bezieht.

Vielleicht (ist nur ein spontanes Beispiel:)

"Schenk mir deinen leisen Wind"

bisschen abstrakter:

"Schenk du mir ein Lächeln zarter Wind"

oder sowas.

Dass eben auch ein Bezug zu oben gemacht wird.
Natürlich musst du das nicht.

Fazit:
ein gelungenes, bildhaftes Gedicht mit einer netten Botschaft.
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Berthold
Wortedrechsler


Beiträge: 58
Wohnort: Schwaben


Beitrag21.03.2023 17:48

von Berthold
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Lyro,

freut mich, dass du vorbeigeschaut und mir deine Gedanken dagelassen hast. Daumen hoch

Verse und Strophen in diesem Gedicht sind eher optisch und inhaltlich gegliedert; eine
gleichbleibende Zahl von Betonungen pro Vers habe ich nicht angestrebt.
Das Metrum besteht größtenteils aus Trochäen und Daktylen.

Beim Verwenden von Satzzeichen bin ich wankelmütig: mal so, mal so.
In diesem Gedicht jedoch habe ich sie gesetzt.
Der Strichpunkt nach 'wachsen' dient zum einen als kräftigere Zäsur, um den Leserhythmus
aufzulockern, zum anderen der unmissverständlichen Aussage: 'reifen zu Klang'.

Deine Kritik an der 'Sommerwiese' ist berechtigt. Da habe ich nicht aufgepasst und einen
recht blassen und relativ abstrakten Begriff gewählt; das werde ich ändern.
Den Vorschlag 'Grünwiesen' betrachte ich jedoch als Tautologie.

Was deine Interpretation meines Gedichtes anbelangt, die ist 'immer richtig'.
Wenn ich ein Gedicht ins Forum stelle, gebe ich es (so gut es mir eben gelingt) frei. Meine
Gedanken zu und Intentionen bei diesem Gedicht sind nun eine Lesart von mehreren.
Dein Blick auf meine Verse zum Beispiel, ist für mich spannend und bereichernd.

Und jetzt noch kurz zum Plumps-Ende.
(Begriffe wie 'Volte', 'Wendung', 'veränderte Blickrichtung' etc. wären sich auch stimmig, aber okay.)
Der Schlussvers bezieht sich aber schon auf das 'ganze Gedicht', lediglich ein neuer Blickwinkel tut sich auf.
Deine Vorschläge 'leiser Wind' und 'zarter Wind' würden mein Bemühen, möglichst wenig Adjektive
zu verwenden, doch empfindlich stören.

Danke Lyro, für deinen ausführlichen Kommentar, ich weiß ihn zu schätzen.

LG, Berthold
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Berthold
Wortedrechsler


Beiträge: 58
Wohnort: Schwaben


Beitrag28.03.2023 18:47

von Berthold
pdf-Datei Antworten mit Zitat

- Überarbeitete Fassung -



******************************************************************************************************************************************************************




Du


Deine Worte -
warmer Ton:
wurzeln und
wachsen;
reifen
zu Klang;

spannen Saiten
vom Salz der
Eisblume, hin
zum Tanz um
die  grünende
Linde

und
steigen aus
Tiefen herab,
wie ein Lied -
dir in die Feder.

Du.
Schenk mir ein Lächeln.
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