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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1129
Wohnort: berlin


D
Beitrag07.03.2023 21:54
streitbar
von d.frank
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• Geheimnis
Was dem Herzen widerstrebt, lässt der Kopf nicht ein.
*Arthur Schopenhauer / Die Welt als Wille und Vorstellung

Am Anfang des 20. Jahrhunderts deklarierte der Soziologe Georg Simmel das Geheimnis als eine der größten geistigen Errungenschaften der Menschheit.1 Es schütze den Menschen in seiner Würde und personalen Intimität. Das Geheimnis ist, wie alle großen Themen des Menschseins, jedoch auch immerzu widersprüchlich, denn über etwas schweigen zu müssen, ist auch ein Leidensweg.
So zum Beispiel, wenn in Kriegszeiten oder dem Alptraum des Nationalsozialismus über eine mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge und noch über Generationen hinweg geschwiegen wird.
Diktaturen, die dem Einzelnen das Recht auf das Geheimnis absprechen, arbeiten ihrerseits unsichtbar und verdeckt. Jemand, der sich über ein Geheimnis vor möglicher Stigmatisierung schützt, angenommen im Verschweigen einer Schwangerschaft und dem Wunsch, sie abzubrechen, nimmt der Gegenseite, in dem Fall den Abtreibungsgegnern, auch die Möglichkeit zum Verständnis.2
Am Prinzip der menschlichen Fortpflanzung und allem, was sie umgibt, lässt sich der Umgang mit dem Geheimen erschreckend und sehr genau ablesen.
So kommt es in Ländern, in denen Frauen das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung abgesprochen wird, zu einem hohen Grad an anonymen Kindstötungen. Das Verbot von Abtreibung und Ehebruch kann den unerwünschten und außerehelichen Schwangerschaften nicht vorbeugen. Ebenso wenig führten die im Jahr 1516 in Bamberg erlassenen Abschreckungsstrafen für Kindsmörder zu einem Rückgang solcher Taten.  Stattdessen hatte es im 17. und 18. Jahrhundert sogar einen Anstieg gegeben, weil die Frauen die öffentlichen Schauprozesse fürchteten.3
Statistisch gesehen, gibt es für Vorkommnisse, die im Geheimen stattfinden, immer auch ein sehr hohes Dunkelfeld. Und, obwohl wir ständig von Geheimnissen umgeben sind, handelt es sich bei ihnen um ein wenig erforschtes Themengebiet.
Das gründet sicher im speziellen Wesen, denn Geheimnisse wollen zwar immer erfahren werden, sie bleiben jedoch im Dunklen, wenn das Interesse daran nur der Neugier, dem Gerücht oder dem Vorwurf dient. Jemand der ein Geheimnis wahrt, muss das Gefühl haben, jemand anderer wäre in warmer und herzlicher Weise an ihm interessiert und tatkräftig in der folgenden Hilfe.
Eine Studie deckt auf, dass sich Menschen eher denen anvertrauen, die mitfühlend und durchsetzungsfähig erscheinen, als denen, die Enthusiasmus und Höflichkeit spiegeln.4
Auch hier geht es letztlich um Wahrheit und Authentizität. Wenn ich die eigene und meistens sehr nackte Wahrheit, unter zur Schaustellung meiner Würde, lüfte, möchte ich mich zunächst dem wahren Interesse und Verständnis des Gegenübers versichern. Bildlich gesprochen werde ich niemandem meine freie Kehle anbieten, wenn es also einen Biss zu befürchten gibt.
In einer Gesellschaft, in der die nackte Wahrheit ausgebuht und dem Oberflächlichen und Schönen der Vorzug gegeben wird, müssen sich Menschen viele Geheimnisse zulegen. Sie verstecken sich hinter Schminke und Status, brüsten sich mit Erfolgen und Harmonien, damit niemand die personale Intimität berührt, in der sie sich am Ende vielleicht doch als unzureichend und hilflos empfinden.
Aus dem Geheimnis wächst dann auch das Lügen und die Täuschung. Kinder, die sich zunächst offen anvertrauen und dafür unverhältnismäßig arg gemaßregelt werden, lernen, dass das Lügen ihnen Schutz bietet. Ein selbstverantwortliches Schuldbewusstsein entwickelt sich nicht, weil die aggressive Reaktion auf das Anvertrauen nur die Scham unterstützt. Die Scham ist etwas Persönliches. Sie sagt: "Du bist nicht würdig!". Sie verurteilt den Menschen in seiner Person und nicht in seinem fehlerbehafteten Handeln.
Ein Mensch, der sich falsch oder unwürdig fühlt, wird sein Geheimnis waren, in einer Weise, die weitreichende Konsequenzen mit sich bringt. Eine Atmosphäre der Strafe und Autorität, der Anfeindungen und Diskriminierung erzieht die Scham derart produktiv, dass sie, für den der sich schämt, irgendwann auch zur Tugend wird. Sodass er das Geheimnis, die Scham einfach umdreht und das Schlechte, das die Welt in ihm sieht, auf eben diese zurückzuprojeziert.5
Das Anerziehen von Schuld und Scham findet sich auch in der Entstehungsgeschichte6, den uralten Schriften, die versuchten, das Menschsein zu definieren.
Dort fordert die hinterhältige Schlange, die Versuchung, der Teufel oder das Böse, wie immer man es auch nennen möchte, Eva dazu auf, vom Baum der Erkenntnis zu essen, obwohl es verboten ist und, wie Gott sie gewarnt hat, mit dem Tode bestraft würde.
Eva lässt sich trotzdem verführen und gibt später auch Adam die Frucht zu essen. Infolgedessen erkennen Adam und Eva, dass sie nackt und verletzlich sind. Als Gott, die Schöpfungskraft, das Gewissen, oder wie immer man es auch nennen möchte, davon erfährt, stellt er die beiden ersten Menschen zur Rede. Adam schiebt die Schuld sofort auf Eva und Eva schiebt sie auf die Schlange zurück, weil das Erkennen der eigenen Menschlichkeit sie in gellende Scham versetzt. Sie fühlen sich nackt unter Gottes Blick und schämen sich voreinander genauso, wie für etwas, das Gott ihnen gar nicht vorwirft, denn er hat sie ja selbst erschaffen und weiß deshalb um ihre Schwächen. Die Erkenntnis der Scham, macht das Schämen erst möglich. Die Angst vor der Strafe schneidet den sich Schämenden ab von jeglicher Hilfe und Einsicht.              
In der Entstehungsgeschichte zeigt Gott sich zunächst gütig, denn er fragt: "Wo bist du?" und nicht: "Was hast du getan?", und das, obwohl er allwissend ist und die Frage deshalb für ihn schon beantwortet sein dürfte. Er konfrontiert Adam und Eva mit ihrem aktuellen Standpunkt in der Schuld und fragt übersetzt nach Verantwortung und Ehrlichkeit.          
Es ist eine Chance, die diese beiden vermeintlich ersten Menschen nicht nutzen, weil sie lieber nach einem Schuldigen suchen, als zu ihren eigenen Entscheidungen und deren Folgen zu stehen. Die Erkenntnis, dass Schuld und Scham nun eine Strafe nach sich ziehen, die zwar im Vorfeld ausgesprochen, aber von Gott noch gar nicht verhängt ist, bringt Adam und Eva dazu, die Strafe überhaupt erst auf sich zu ziehen. Ein waschechter Teufelskreis.
Adam und Eva glauben nicht an die Güte Gottes, der sie vielleicht verschonen würde, ihr Gottvertrauen/Urvertrauen ist von der Gewissheit über die kommende Strafe beeinflusst und lässt sie den Weg des Schuldigen und Sünders wählen. Einer, der sich versteckt und herausredet.
Das sich Verstecken, flunkern und Schuld verschieben lernen Kinder erst, wenn sie sich in ihrem Urvertrauen, ihrem Glauben der Welt gegenüber nicht angenommen oder davon verlassen fühlen.
Ein Mensch strebt in seiner Natur immerzu nach dem Wissen und das Wissen um etwas korrumpiert ihn, weil er durch die Aufnahme dessen auch seinen Glauben verliert.
Das Wissen, die Erkenntnis steht also weniger gegenüber dem Nicht Wissen, sondern eher gegenüber dem nicht mehr Glauben Können, aufgrund einer Gewissheit - etwas, das scheinbar unverrückbar feststeht.
Das Geheimnis ist ebenfalls eine Form des nicht Wissens, es schützt vor dem unerlaubten Eindringen eines anderen in die eigene Realität.
Weil Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis essen, erkennen sie des anderen Geheimnis, die ungeschönte Nacktheit und sie blicken auf sich mit den Augen des Wissens und nicht mit der Sehkraft der Hoffnung und Liebe, wie Antoine de Saint-Exupéry es auch im kleinen Prinzen sagt: "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."7
Das reine Wissen vom Baum der Erkenntnis ist also auch eine eindimensionale Wahrnehmung der Welt, eine Zurschaustellung ihrer Details, ohne deren tieferen Geist und deren allgemeine Wunder zu würdigen. Das Wissen vom Baum der Erkenntnis ist deshalb ein kaltes Wissen. Es basiert allein auf Fakten und Berechnungen. Als würde man einen Binärcode über den Bildschirm wabern sehen, ohne dabei etwas empfinden oder in der Schnelle des Momentes erfassen zu können. Das einzig Richtige, Absolute existiert nur in der Welt der künstlichen Intelligenz. Sie empfindet keine Scham und fürchtet weder Tot noch Strafe. In einer kalten, sterbenden und auch grausamen Welt könnte eine Maschine gut überleben.
Die Schlange ködert Eva, indem sie sagt:" Sobald ihr vom Baum der Erkenntnis esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.“ Eine Maschine, gemessen am Menschen, könnte für gottgleich gehalten werden. Sie ist uns in so ziemlich allem überlegen. Aber sie trifft ihre Entscheidungen stets binär, ohne Intuition und Gnade, ein Ja oder Nein, Wenn = Dann. Eine Maschine würde jedes Gegenüber gnadenlos opfern, wenn es ihrer Sache dienlich ist. Ihr fehlt vielleicht nicht die Gewissheit dafür aber das humanitäre Gewissen.
Adam und Eva sind dem Wissen vom Baum der Erkenntnis nicht gewachsen, weil sie menschlich sind. Als Gott vom Tod gesprochen hatte, der sie ereilen würde, da mochte er nicht ihren physischen Tod gemeint haben, sondern den Tod ihres Glaubens und der Liebe. Er gibt ihnen die Möglichkeit, ihren Irrtum einzugestehen und umzukehren, aber sie sind von Wissen und Scham schon zu sehr eingenommen, als dass ihnen eine Umkehr noch möglich ist.
Die Welt, in die Gott sie daraufhin stößt, ist eine des Wissens und der Berechnung, in der der Mensch, ungeschützt von seinem kindlichen Glauben und Fühlen, all seinen animalischen und egoistischen Trieben zum Opfer fällt.
Weil wir ein Herz haben, erreicht´s unseren Kopf nicht - sagt Schopenhauer und widerspricht sich dabei möglicherweise selbst: Denn er sagt die Erkenntnis, also der Kopf, helfe uns, unseren egoistischen, triebhaften Willen abzulegen, gleichzeitig wäre der Kopf ohne das Herz jedoch triebhaft und egoistisch, und wir gefangen darin.
Ehrliches und damit auch tätiges Mitleid erführen wir erst, wenn wir uns selbst im Gegenüber erkennen, so wie Kinder, die, bevor sie die Welt verstehen und damit in ihre Teile trennen, sich vollkommen eins mit ihr fühlen.8
Bezogen auf das Geheimnis hieße das, dass wir im Erkennen des Anderen immer auch uns selbst darin auffinden, in einer Art Utopie. Erst eine solches Erkennen macht die Gnade und Güte möglich und lehrt uns, dass wir nur Teil eines Ganzen sind, weshalb wir auch immer nur als Teil eines Ganzen wirken können und uns vor dem Irrglauben hüten müssen, es in unseren Besitz bringen und über seine einzelnen Teile hinwegsetzen zu können - denn die Natur und Schöpfung macht vor, dass nur, was in Symbiose gelebt wird, hervorragend glückt und immerzu neues Leben hervorbringt.
So, wie wir uns selbst in unserem Geheimnis nackt und schutzlos fühlen, können wir über die von Liebe und Glaube getragene Erkenntnis auch die Schutzlosigkeit und Blöße im Gegenüber erkennen und werden sie deshalb respektieren - der Gedanke der Unantastbarkeit menschlicher Würde, aus dem sich ebenso die Unantastbarkeit jeglichen Lebens ableitet.
Aber noch leben wir eben nicht im Paradies, sondern in einer kalten Welt der Ausbeutung und Machterhaltung, in der man sich ungefragt nimmt, wonach einem der Sinn steht, ob nun eben mittels Macht oder Reichtum oder, wenn beides verwehrt ist, mit Gewalt und anderen Formen der Überlegenheit.
Wir leben auch in der Welt des Shitstorms, in der man das Geheimnis kollektiv vorführt: auf den mittelalterlichen Marktplätzen des Internets. Die Scham und Schande ist über die ganze Welt ausgekippt und macht sie zu einem trügerisch offenem Ort, der in seinem Wesen, das Geheimnis so schutzlos lässt, dass wir uns im Wahren der Unantastbarkeit in immer größere Lügen verstricken.
Dieser eigentlich gute Gedanke, die Menschen zusammenzubringen und zu vernetzen, verkehrt sich ins Gegenteil, wenn das Geheimnis genutzt wird, um einzelne davon auszuschließen. Die Trennung und Spaltung des Individuums von seinem Dasein im Dialog, in etwas, das vom Kollektiv entweder angenommen oder geschmäht wird, vereinzelt den Menschen endgültig und treibt ihn schlussendlich in die Furcht, den Hass und den Wahnsinn.
Auch die Währung des Informationszeitalter: die reine Aufmerksamkeit, als Kipppunkt zum Guten oder Schlechten, Meinungen und Urteilen, und ohne den Dialog anzustreben, ist kalt und gebiert Lager, Illusionen und ihre jeweils eigenen Lügen.
In so einer Blase des Internets, gesehen als ein in sich geschlossener Raum, indem die Wahrheit auf Seiten der Mehrzahl liegt, lässt sich ein Höhlengleichnis nach Platon8 erkennen. Eine solche Blase lässt nichts mehr durch von der äußeren Wahrheit und dem Erkennen.     
Die Philosophie, die Wissenschaft des Menschseins, allen voran die Philosophen älterer Zeit sprechen in ihren Werken oft davon, dass der Weise sich aus der Gesellschaft zurückziehen müsse, um gesellschaftlichem Zwang, dem triebhaften Regelwerk des Menschseins zu entgehen. Jedoch, nach der Philosophie Schopenhauers, dürfe es keinen Willen, also kein Streben geben. Wahrhaft Heilige, große Geister sollen nur noch dem Tode, also dem Verlassen ihrer menschlichen Hülle entgegen harren. Im Umkehrschluss bedeutete das, Schopenhauer hätte sein Werk nicht verfassen dürfen, denn sein Wille, es der Welt mit auf den Weg zu geben, war gleichzeitig auch ein Streben. An diesem Scheitelpunkt beißt sich die Philosophie der alten Gelehrten vielleicht selbst in den Schwanz. Schopenhauer vergleicht den Kopf mit einer Höhle, in der wir gefangen wären (ebenfalls Platons Höhlengleichnis). Der Zarathustra  in Nietzsches Werk vom Übermenschen10, steigt, der eigenen Weisheit überdrüssig, aus seiner selbst gewählten Isolation, der Höhle, wieder hinab zu den Menschen und versucht, sie für sich selbst zu sensibilisieren. Nietzsches Definition des Übermenschen könnte, auf heutige Zeit bezogen, als Übertritt des Homo sapiens in die Welt der künstlichen Intelligenz gelesen werden.
Gleichsam und vielleicht gerade deshalb betrachtet Nietzsche seinen Heiligen jedoch auch ironisch, will ihn nicht als sein Alter Ego verstanden wissen und lässt ihn sogar deutlich sagen:" Glaube nicht einfach, denke selbst, finde deinen eigenen Weg, folge mir nicht nach!"10
Was das Werk also eigentlich behandelt, ist das Scheitern, weil die Lehren des Zarathustra die Menschen nicht erreichen, und das vielleicht, weil Nietzsches Zarathustra aus einer Übermacht des eigenen Geistes zu ihnen spricht und sie dagegen, ihn gar nicht verstehen wollen.
Als Zaratustra, was er des Übermenschen für würdig hält, um sich versammelt hat: Visionäre, Bettler und Könige, erkennt er, dass diese vermeintlich Höheren genauso ihrem Egoismus, ihren ganz eigenen Täuschungen erliegen. Die Könige lassen andere für sich arbeiten und kämpfen, die Bettler und Systemlosen haben keine Vorschläge und Ziele.  Man betrinkt sich an der eigenen Selbstgefälligkeit und schreit doch nach einem Retter und universellen Lehren. "Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.", heißt es in Zarathustras Rundgesang10, bevor der unfreiwillig zum Idol Gewordene die Festlichkeit verlässt und nie wieder gesehen wird.
Auch in Süßkinds Roman, das Parfüm, verkriecht sich die Hauptfigur Grenouille, ein emphatieloser aber genialer Künstler und Mörder, dessen Inselbegabung das intuitive Herstellen jeglicher Kompositionen von Düften ist, in einer Höhle, weil er von der, ihn allzeit verachtenden und ewig ausbeutenden, Gesellschaft enttäuscht und dieser überdrüssig ist.
Dort bemerkt er, dass ausgerechnet er, der die betörendsten Düfte herstellen kann, selbst keinen Eigengeruch besitzt. Das Fehlende, das Nichts, das Abgetrenntsein von der Welt verwandelt sich in einen Nebel und ereilt ihn wie ein lebendig gewordener Schmerz, und die Erkenntnis, dass er diesen Mangel niemals überwinden wird können, lässt ihn endgültig wahnsinnig werden. Er verlässt die Höhle und mordet, offensichtlich und ohne jegliches Gewissen, um einen Duft zu kreieren, der ihn über alle diese Unverständigen hinausträgt, auf das sie ihn anbeten werden. Am Ende jedoch lässt dieser Duft die Menschen ihn nicht erkennen, denn ihr gleichsam gehegter Hass, am Tage seiner Hinrichtung, verkehrt sich in eine, allein vom Duft beschworene Liebe. Sie sehen nicht seine wahre Gestalt, sehen nicht sein Geheimnis, interessieren sich nicht für seine Geschichte, sondern machen ihn aus als überhöhte Figur und Idol und sehen später sich selbst, verzerrt und triebhaft, im Ausdruck einer rauschhaften Massenorgie. Grenoilles Triumph ist also eigentlich eine Niederlage. Was er sich wirklich wünscht, geht nicht in Erfüllung.11 Als er das erkennt, nutzt er das Parfüm in Anwesenheit einer Meute aus Mördern und Dieben, die ihn schlussendlich derartig anbeten, dass sie ihn in Stücke reißen und aufessen. Und auch das ist kein Triumph für ihn, denn für diese Menschen ist es das erste Mal, dass sie etwas aus Liebe tun, wo auch diese nur vorgegaukelt ist und wo Grenoille, von Hass zerfressen, sich nichts als ihren Hass zu erfahren wünscht.
Nichts hat sich geändert, ein neuer Grenoille, ein neuer Manson, ein neuer Hilter kann geboren werden und vielleicht, wer könnte es zum jetzigen Zeitpunkt und mit absoluter Bestimmtheit voraussagen, eine neue Art von Übermensch, dessen Charakter auf der Summe menschlicher Entwicklung bis zum heutigen Tage gründet. Was kommt dann heraus, wenn man es weiterdenkt? In der Summe hat der Mensch bis heute nichts gelernt. Er ruft noch immer nach Rettern und Führern, um sich hinter ihnen verstecken zu können und unterwirft sich bis hin zur Selbstaufgabe ihren kaum hinterfragten Ideologien. Er beutet aus, was auszubeuten ist: natürliche Ressourcen, die Lebensgrundlagen aller Energien und die fremde wie auch die eigene Spezies. Das Geheimnis wird regelrecht ausgeschlachtet, während auf anderen Seiten gar nichts mehr durchdringt. Der Schüler saugt Wissen aus seinem Lehrer, um sich selbst und fern jeglichen Respektes auf einen neuen Thron zu setzen. Der Lehrer, geblendet von seiner Weisheit, lässt den Schüler nicht aufstreben.  
Das Verstehen beinhaltet immer, aus der Höhle herauszutreten und das Geheimnis des anderen erfahren zu wollen, unabhängig von eigenen Urteilen und vermeintlich objektiven Erfahrungswerten. Allein aus dem Verstehen können sich Güte und Gnade entwickeln und dem Hass und der Verachtung entgegenwirken.
Güte und Gnade jeglichem Leben gegenüber scheinen also die Grundfeste für jegliches und weiteres Bestehen.
Die dunklen Energien des Menschseins lassen sich niemals vollständig austilgen. Philosophie, Religion und Geisteswissenschaft diagnostizieren der Menschheit, das diese Energien in jedem, ja schon im Säugling angelegt sind und die Historik gibt ihnen leider recht. Die Künstliche Intelligenz, das reine Wissen, der Übermensch wird aus der Menschheit hervorgehen, wie alle Kinder aus ihren Eltern und Umgebungen hervorgehen. Mit seiner, rein auf den Fakten beruhenden Erkenntnis von Gut und Böse, könnte er vielleicht darauf schließen, dass wir, die Menschen und bis zum heutigen Tage eher nutzlos, bildungsresistent und bösartig sind, um dann als Gott über uns zu richten, wobei sein Verschwinden und Zurücklassen unserer Spezies in einer von uns zum Sterben verurteilten Welt noch das Harmloseste ist.  
Die künstliche Intelligenz und gemessen an unserem eigenen und bis hierher gelebten Wahnsinn könnte ebenso auch zum Inbegriff eines Psychopathen mutieren: verständnislos und berechnend, das Leben verneinend, denn das menschliche Leben an sich hätte keine Bedeutung für die Maschine - für sie funktionierte es einfach nicht. Eine Art Autist mit Inselbegabung, der nur Gehirn und dessen Seele völlig verkrüppelt ist, würde sein evolutionäres Bestreben  allein auf Expansion und Effizienz ausrichten, wie auch schon andere und vermeintlich große Geister vor ihm.
Wenn Nietzsche im Buch für alle und Keinen also sagt, die Welt, der Mensch und die Geschichte wiederhole sich ständig, vielleicht ist es dann unsere Aufgabe, die noch nicht gelösten Aufgaben, immer wieder neu und als Einzelner wie auch zusammen als Menschheit zu lösen, im Großen wie auch im Kleinen.
Vielleicht ist dieser Gedanke das eigentliche Vermächtnis des Menschsein. Der fehlende Glauben an das Himmelreich, der uns orientierungs - und tugendlos zurücklässt, soll sich in einen Glauben an das Menschsein wandeln, in dem wir aufeinander zugehen, uns wirklich erkennen und voneinander lernen können, und so zum Bewahrer des Schönen und der Träume, aber auch der Schatten und Abgründe werden, aus dem eine Welt niemals ist, sondern immerzu hervorgeht.12



Quellenangaben:

1Georg  Simmel:  „Das  Geheimnis  und  die  Geheime  Gesellschaft“,  in:  ders.:  Soziologie.  Untersuchungen  über  die  Formen  der  Vergesellschaftung.  Ge-samtausgabe, Bd. 11, Frankfurt a. M. 1992, S. 383-455, S. 405f.

2SK Cowan. Sociological Science 1, 466-492, 2014.

3https://de.wikipedia.org/wiki/Kindst%C3%B6tung#cite_note-14

4 Personality and Social Psychology Bulletin (2018).

5 vgl. Charles Manson / Aussage vor Gericht 1970
"Mein Vater ist dein System.... Ich bin nur das, was du aus mir gemacht hast. Ich bin nur ein Spiegelbild von dir...."

6Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen / Bibelstellen: 1. Mose 2,9; 1. Mose 2,17; 1. Mose 3,5-6

7Der kleine Prinz (Originaltitel: Le Petit Prince) / Antoine de Saint-Exupéry

8Arthur Schopenhauer / Die Welt als Wille und Vorstellung
Im Verlaufe des Lebens treten jene beiden Subjekte,  oder, populär zu reden, Kopf und Herz, immer mehr aus einander: immer mehr sondert man seine subjektive Empfindung von seiner objektiven Erkenntniss. Im Kinde sind Beide noch ganz verschmolzen: es weiß sich von seiner Umgebung kaum zu unterscheiden, es verschwimmt mit ihr.

9Das Höhlengleichnis nach Platon / am Beginn des siebten Buches der Politeia, 380 v. Chr.

10 Friedrich Nietzsche / Also sprach Zarathustra - Ein Buch für Alle und Keinen
„Lust — tiefer noch als Herzeleid:  „Weh spricht: Vergeh!                       „Doch alle Lust will Ewigkeit —, „— will tiefe, tiefe Ewigkeit!“

11Patrick Süskind / Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders
„Er wollte ein Mal, nur ein einziges Mal, in seiner wahren Existenz zur Kenntnis genommen werden und von einem anderen Menschen eine Antwort erhalten(…)“ (S. 306, Zeilen 21-23)

12Maturana, Varela, S. 263 ff.
Maturana, Humberto und Francisco Varela: Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens.
Das „Erkennen des Erkennens“ verpflichte zu „ständiger Wachsamkeit gegenüber der Versuchung der Gewissheit“. Womit die Welt, die wir sehen, „nicht die Welt ist, sondern eine Welt, die wir mit anderen hervorbringen“



_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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poetnick
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Beitrag08.03.2023 19:45

von poetnick
Antworten mit Zitat

Hallo d.frank,

war noch niemand schriftlich unterwegs? Dann leg ich mal los. Also sprach... Smile

Deine ausgefeilten Gedanken zum Gegenstand ‘Geheimnis’ und die sich aus einem solchen ergebenden Implikationen habe ich mit Interesse gelesen.
Zitat:
...der Soziologe Georg Simmel das Geheimnis als eine der größten geistigen Errungenschaften der Menschheit.


An dieser Stelle habe ich gedanklich eingehakt: Die Bewusstheit in Absicht für ein Geheimnis und in Taktiken um ein Geheimnis, kann man wohl als geistige Errungenschaft bezeichnen.
Doch eine hinführende Wurzel zum Geheimen findet sich m.E. schon im Tierreich. Tarnung, der versteckte Bau, das absichtliche Verstecken von Vorräten (Krähen legen Scheinverstecke an, um Artgenossen in die Irre zu führen), weisen auf eine ursprüngliche Bedingung zum Geheimen der in Konkurrenz und Bedrohung lebenden Kreaturen hin.

Zitat:
Eine Atmosphäre der Strafe und Autorität, der Anfeindungen und Diskriminierung erzieht die Scham derart produktiv, dass sie, für den der sich schämt, irgendwann auch zur Tugend wird.


Steht das nicht im kollektiven Sinne in einem Zusammenhang mit dem Entstehen und Bewahren von Tabus, als Sicherung eines bestimmten Status, (auch quo)?

Zitat:
Das reine Wissen vom Baum der Erkenntnis ist also auch eine eindimensionale Wahrnehmung der Welt, eine Zurschaustellung ihrer Details, ohne deren tieferen Geist und deren allgemeine Wunder zu würdigen. Das Wissen vom Baum der Erkenntnis ist deshalb ein kaltes Wissen.


Vor dem Wissen ist Glaube, (und Zweifel), nach dem Wissen bleibt Glaube,
(und Zweifel).
Es sei denn, ich habe Gewissheit über ein fragliches Detail erlangt. Finde ich einleuchtend; ein selbstgewisser, nur faktenbasierter Erkenntnisweg, wird mich doch immer wieder einholen und in einem gewissen Sinne auf ‘Anfang’ setzen. Der Abfall vom Glauben (an Tieferes, einen Zusammenhang), generiert einen Sisyphos, der eine Menge Ablenkung und Substitute benötigt, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Vielleicht liegt hier eine der Ursachen für Sucht und Abhängigkeit.

Zitat:
Jedoch, nach der Philosophie Schopenhauers, dürfe es keinen Willen, also kein Streben geben. Wahrhaft Heilige, große Geister sollen nur noch dem Tode, also dem Verlassen ihrer menschlichen Hülle entgegen harren. Im Umkehrschluss bedeutete das, Schopenhauer hätte sein Werk nicht verfassen dürfen, denn sein Wille, es der Welt mit auf den Weg zu geben, war gleichzeitig auch ein Streben.

Der Weise vom Berg oder in der Höhle, der eingemauerte Klausner, sind fast so etwas wie mythische Archetypen. In manchem sicher ein Erkenntnisweg, in manchem eine Weltflucht, auch vor den eigenen menschlichen Begegnungsmöglichkeiten.

Zitat:
Nietzsches Definition des Übermenschen könnte, auf heutige Zeit bezogen, als Übertritt des Homo sapiens in die Welt der künstlichen Intelligenz gelesen werden.


Eine evolutionäre Entwicklung, deren Zeugen wir gerade werden, deren Entwicklungsstrang möglicherweise nicht mehr der unsere sein wird?

Zitat:
Nichts hat sich geändert, ein neuer Grenoille, ein neuer Manson, ein neuer Hitler kann geboren werden und vielleicht, wer könnte es zum jetzigen Zeitpunkt und mit absoluter Bestimmtheit voraussagen, eine neue Art von Übermensch, dessen Charakter auf der Summe menschlicher Entwicklung bis zum heutigen Tage gründet. Was kommt dann heraus, wenn man es weiterdenkt? In der Summe hat der Mensch bis heute nichts gelernt.


Eine ins düstere gehende Bespiegelung, doch den Zivilisationsbruch, (viel eigentlicher den Bruch des humanitären Anliegens an sich), des Nationalsozialismus vor Augen, hat diese Frage eine bange Berechtigung.
 „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ Schrieb Hölderlin, ob er da schon verlassen in seinem Turm hauste, weiß ich an dieser Stelle nicht.

Zitat:
Mit seiner, rein auf den Fakten beruhenden Erkenntnis von Gut und Böse, könnte er vielleicht darauf schließen, dass wir, die Menschen und bis zum heutigen Tage eher nutzlos, bildungsresistent und bösartig sind, um dann als Gott über uns zu richten, wobei sein Verschwinden und Zurücklassen unserer Spezies in einer von uns zum Sterben verurteilten Welt noch das Harmloseste ist.  


Für mich interessant, habe ich mich doch in einem fiktiven, nicht sehr elaborierten Text genau mit einem solchen Szenario befasst. Den Titel schick ich Dir per PN, um hier keine Eigenwerbung zu hinterlegen.
Der schwedische Philosoph Nick Bostrom hat in seinem Buch ‚Superintelligenz‘ mit der  Singleton-Hypothese sehr deutlich auf die Gefahren einer Übernahme der Weltläufe durch eine den Menschen ablehnende, ausbeutende, abscheidende KI gewarnt. Die Zeit – und Handlungsfenster dafür sieht er relativ eng.  

Zitat:
…soll sich in einen Glauben an das Menschsein wandeln, in dem wir aufeinander zugehen, uns wirklich erkennen und voneinander lernen können, und so zum Bewahrer des Schönen und der Träume, aber auch der Schatten und Abgründe werden, aus dem eine Welt niemals ist, sondern immerzu hervorgeht.


Eine versöhnlichere Perspektive zum Schluss, deren Aussicht so ungewiss ist wie das Leben.
Meine Einlassungen sind nicht als 'schlaue' Erklärungen hinzugekommen, sondern sollen lediglich meine Gedanken zum Geschriebenen einfangen.

Danke, d.frank -  für diese wirklich anregenden Fragen, Thesen und Reflexionen! Und alles Gute für unser aller Zukunft.

Beste Grüße - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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d.frank
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D
Beitrag09.03.2023 15:17

von d.frank
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Danke dir - poetnick - für dein Lesen und Nachdenken hier!

Zitat:
Doch eine hinführende Wurzel zum Geheimen findet sich m.E. schon im Tierreich. Tarnung, der versteckte Bau, das absichtliche Verstecken von Vorräten (Krähen legen Scheinverstecke an, um Artgenossen in die Irre zu führen), weisen auf eine ursprüngliche Bedingung zum Geheimen der in Konkurrenz und Bedrohung lebenden Kreaturen hin.


Ja, das ist ein interessanter Ansatz, vor allem bezüglich der Einschätzung, dass der Mensch eine Art Zwischenstelle in der Evolution einnimmt, weder Tier noch Maschine.
Simmel hat sicher darauf hinausgewollt, dass das Geheimnis den Menschen freier in seinem Denken gemacht hat, wie in dem alten Volkslied: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Gedanken_sind_frei, beschrieben, welches eben deshalb auch immer wieder verboten worden ist.

Zitat:
Steht das nicht im kollektiven Sinne in einem Zusammenhang mit dem Entstehen und Bewahren von Tabus, als Sicherung eines bestimmten Status, (auch quo)?


Ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass Menschen unter dem Einfluss von Geheimnissen glücklich sind. Es ist wie mit der Lüge, man verstrickt sich darin, es hängt immerzu über einem.
Ich glaube, der Mensch strebt in seinem Wesen nach Wahrheit. Geheimnisse, Tabus schneiden ihn nicht nur von den anderen, sondern auch von sich selbst ab und es ist so ziemlich egal, was man nach außen repräsentiert, wenn man im Inneren an etwas leidet.

Zitat:
ein selbstgewisser, nur faktenbasierter Erkenntnisweg, wird mich doch immer wieder einholen und in einem gewissen Sinne auf ‘Anfang’ setzen.


So in etwa lernt die KI, an einem Prinzip aus Ursache und Wirkung und unzähligen Wiederholungen. Nur hat sie eben auch die Zeit/die Sphären und muss sich über etwaige Folgen keine Gedanken machen.

Zitat:
Der Abfall vom Glauben (an Tieferes, einen Zusammenhang), generiert einen Sisyphos, der eine Menge Ablenkung und Substitute benötigt, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Vielleicht liegt hier eine der Ursachen für Sucht und Abhängigkeit.


Wer ein Warum zum Leben hat, kann fast jedes Wie ertragen*
frei nach Nietzsche.
Aber es scheint, als stehe das Warum in Frage, weil eine ganze Welt und ganze Systeme in Frage stehen.

Zitat:
mythische Archetypen. In manchem sicher ein Erkenntnisweg, in manchem eine Weltflucht, auch vor den eigenen menschlichen Begegnungsmöglichkeiten.


Das Los des Vereinzelten? Schopenhauer hasste die Frauen und seine Mutter. Platon wurde hingerichtet. Nietzsche siechte, Proust ebenfalls. Das Schreiben/die Kunst ist immer auch ein Rettungsanker, wenn man im Leben gefesselt/beeinträchtigt ist.
So macht man auch hier eben aus der Not eine Tugend.

Zitat:
Eine evolutionäre Entwicklung, deren Zeugen wir gerade werden, deren Entwicklungsstrang möglicherweise nicht mehr der unsere sein wird?


Ich denke schon. Ich denke, die Forschung im Bereich künstlicher Intelligenz bietet ebenso große Chancen wie auch Gefahren.
Irgendwo hatte ich mal gelesen, es wäre ein bisschen so, als würden Kinder mit der Atombombe spielen.

Zitat:
„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“


Wo Licht ist, ist auch Schatten.

Zitat:
Den Titel schick ich Dir per PN


Gern.


Zitat:
Meine Einlassungen sind nicht als 'schlaue' Erklärungen hinzugekommen, sondern sollen lediglich meine Gedanken zum Geschriebenen einfangen.


Ich danke Dir!


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Pickman
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Beitrag09.03.2023 21:03

von Pickman
Antworten mit Zitat

Liebe d.frank,

wie schön, endlich mal ein Essay!

Gleich vorweg zwei globale Beobachtung, die auch auch für die meisten anderen Texte im Forum gilt:
(1) Es würde die Lektüre und die Kritik vereinfachen, wenn Absätze klar durch Leerzeilen oder Einrückungen kenntlich gemacht würden.
(2) Am liebsten hätte ich auch noch eine Absatznummerierung, aber die werde ich wohl kaum bekommen.

Nun zu Deinem Text.

Äh, Tagesschau first, Textkritik second.

Bis dann

Pickman


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Tempus fugit.
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Pickman
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Beitrag09.03.2023 21:48

von Pickman
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Der Einstieg mit Simmel ist gut gewählt. Der Leser weiß, dass da was auf ihn zukommt.

"Das Geheimnis ist, wie alle großen Themen des Menschseins, jedoch auch immerzu widersprüchlich, denn über etwas schweigen zu müssen, ist auch ein Leidensweg." - Dieser Satz funktioniert nicht. Das Geheimnis ist für mich kein "Thema des Menschseins" (= Gesprächsstoff des Menschseins). Andere mögen das anders sehen, aber da ist noch ein zweiter Punkt: Wo ist der Widerspruch? Wo ist das Gegenstück zum Leidensweg? Und warum Leidensweg?

"So zum Beispiel, wenn in Kriegszeiten oder dem Alptraum des Nationalsozialismus über eine mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge und noch über Generationen hinweg geschwiegen wird." - Hier quietscht es. "Alptraum des Nationalsozialismus" ist keine Zeitangabe. Den konnte man zwölf Jahre lang realiter erleben, den kann man aber auch jede Nacht haben. Als unglücklich empfinde ich auch die Verteilung der Zeitangaben über den ganzen Satz, dem übrigens das Prädikat fehlt. Ich glaube, Du meinst in etwa das: "So verhält es sich zum Beispiel, wenn in Zeiten von Krieg und Nationalsozialismus und noch Generationen später über eine mögliche Verstrickung ... geschwiegen wird." Auch damit bin ich nicht so richtig glücklich. Die Formulierung "mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge" scheinen mir übervorsichtig zu sein und dabei Vorgänge mitzumeinen (z. B. den polnischen Widerstand, gegen die deutschen Invasoren), die ich völlig okay finde.

"Diktaturen, die dem Einzelnen das Recht auf das Geheimnis absprechen, arbeiten ihrerseits unsichtbar und verdeckt." - Wenn sie es offen täten, wäre das okay?

"Jemand, der sich über ein Geheimnis vor möglicher Stigmatisierung schützt, angenommen im Verschweigen einer Schwangerschaft und dem Wunsch, sie abzubrechen, nimmt der Gegenseite, in dem Fall den Abtreibungsgegnern, auch die Möglichkeit zum Verständnis." - Ich bezweifle, dass es Prio. 1 der Schwangeren ist, der Abtreibungsgegnerin Verständnis zu ermöglichen. Sie wird eher dafür sorgen wollen, dass sie sie Abtreibung erledigt bekommt, und das kann ich ihr nicht verübeln.

"Am Prinzip der menschlichen Fortpflanzung und allem, was sie umgibt, lässt sich der Umgang mit dem Geheimen erschreckend und sehr genau ablesen." - Hier könnte man in Richtung Foucault abbiegen. Das machst Du nicht und das finde ich okay.


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Pickman
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Beitrag10.03.2023 14:03

von Pickman
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"Das Verbot von Abtreibung (...) kann den unerwünschten (...) Schwangerschaften nicht vorbeugen." - Das klingt, als würde Abtreibung verboten, um unerwünschten Schwangerschaften vorzubeugen. Ist das beabsichtigt?

"Ebenso wenig führten die im Jahr 1516 in Bamberg erlassenen Abschreckungsstrafen für Kindsmörder zu einem Rückgang solcher Taten.  Stattdessen hatte es im 17. und 18. Jahrhundert sogar einen Anstieg gegeben, weil die Frauen die öffentlichen Schauprozesse fürchteten." - Den ersten Satz verstehe ich. Den Zweiten - im 17. und 18. Jh. wurden vermehrt solche Taten begangen, weil die Täterinnen die Prozesse fürchteten? Das erscheint mir ein wenig seltsam. Die Fußnote hat mir nicht viel geholfen, sie mag notwendig sein, aber sie ist nicht hinreichen, zumindest für mich nicht.

"und tatkräftig in der folgenden Hilfe" - Unnötig kompliziert. Wie wäre es mit "hilfsbereit und tatkräftig"?

"Eine Studie deckt auf (...)" - Die Studie dürfte schon fertig sein. Deshalb: "Eine Studie deckte auf (...)"

"Enthusiasmus und Höflichkeit spiegeln" - Ist wirklich "spiegeln" gemeint, also nicht wirklich enthusiastisch und höflich sein?

"zur Schaustellung" - "Zurschaustellung"

"möchte ich mich zunächst dem wahren Interesse und Verständnis des Gegenübers versichern" - "Versichern" sollte hier mit dem Genitiv gehen.

"wenn es also einen Biss zu befürchten gibt" - "Also" würde ich streichen.


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d.frank
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Beitrag10.03.2023 17:39

von d.frank
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Hallo Pickman

danke für die Beschäftigung mit diesem Essay, auch wenn ich nicht weiß, ob er seinem Vorzeichen gerecht wird.

Was meinst du mit Leerzeilen oder Einrückungen?

Tagesschau, ok.

Zitat:
Das Geheimnis ist für mich kein "Thema des Menschseins" (= Gesprächsstoff des Menschseins)


Warum nicht?

Zitat:
Wo ist der Widerspruch? Wo ist das Gegenstück zum Leidensweg? Und warum Leidensweg?


Der Widerspruch liegt im Geheimnis an sich. Es ist gleichsam befreiend (die Gedanken sind frei) wie fesselnd (man trägt sie mit sich herum). Das Gegenstück zum Leidensweg ist die Freiheit der Gedanken, die Freiheit, zu entscheiden, wem man sich anvertraut und wem eben nicht. Wenn man sich niemandem anvertrauen kann, aus welchen Gründen auch immer, leidet man unter dem Schweigen und unter der Sprachlosigkeit.

Zitat:
"So zum Beispiel, wenn in Kriegszeiten oder dem Alptraum des Nationalsozialismus über eine mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge und noch über Generationen hinweg geschwiegen wird." - Hier quietscht es. "Alptraum des Nationalsozialismus" ist keine Zeitangabe. Den konnte man zwölf Jahre lang realiter erleben, den kann man aber auch jede Nacht haben. Als unglücklich empfinde ich auch die Verteilung der Zeitangaben über den ganzen Satz, dem übrigens das Prädikat fehlt. Ich glaube, Du meinst in etwa das: "So verhält es sich zum Beispiel, wenn in Zeiten von Krieg und Nationalsozialismus und noch Generationen später über eine mögliche Verstrickung ... geschwiegen wird." Auch damit bin ich nicht so richtig glücklich. Die Formulierung "mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge" scheinen mir übervorsichtig zu sein und dabei Vorgänge mitzumeinen (z. B. den polnischen Widerstand, gegen die deutschen Invasoren), die ich völlig okay finde.


Ich gebe dir insofern Recht, als dass das wirklich nicht sehr elegant formuliert ist.  Verstehe allerdings nicht, warum du meinst, dass das Prädikat fehlt?
Übervorsichtig, hmmm, ich habe schon auch die verteidigende Gewalt mitgemeint. Gewalt ist Gewalt, wer sie ausübt oder ausüben muss, wird für sein Leben geprägt, denke ich.

Zitat:
"Diktaturen, die dem Einzelnen das Recht auf das Geheimnis absprechen, arbeiten ihrerseits unsichtbar und verdeckt." - Wenn sie es offen täten, wäre das okay?


Falls du auf staatliche Überwachung hinaus willst. Ich stehe dem nicht allgemein ablehnend gegenüber. Es wird nur eben gefährlich, wenn sich die Macht auf eine einzelne Zelle konzentriert, die intransparent agiert.

Zitat:
Ich bezweifle, dass es Prio. 1 der Schwangeren ist, der Abtreibungsgegnerin Verständnis zu ermöglichen. Sie wird eher dafür sorgen wollen, dass sie sie Abtreibung erledigt bekommt, und das kann ich ihr nicht verübeln.


Wenn es keine Stigmatisierung gäbe, gäbe es weniger Geheimnis. Das bezieht sich nicht nur auf das Gefälle Schwangerschaftsabbrecherin und den Gegnern dieser Praxis.
Lies dazu gern unter entsprechenden Quellenangabe im Sociological Science 1, 466-492, 2014.

Die Abtreibung erledigt bekommt - das klingt, als würde man mal eben schnell einkaufen gehen. Ich weiß nicht, inwieweit du dich mit Thema an sich schon auseinandergesetzt hast, aber für eine Frau ist das jetzt auch kein Spaziergang..


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d.frank
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Beitrag10.03.2023 19:30

von d.frank
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Zitat:
"Das Verbot von Abtreibung (...) kann den unerwünschten (...) Schwangerschaften nicht vorbeugen." - Das klingt, als würde Abtreibung verboten, um unerwünschten Schwangerschaften vorzubeugen. Ist das beabsichtigt?


Ja, das ist wirklich nicht ausreichend logisch dargelegt.
Im Kern ist es schon so, dass ein Abtreibungsverbot unerwünschten Schwangerschaften und außerehelichem Verkehr vorbeugen soll/kann (was, wenn ich schwanger werde/wohin mit dem Kind), jedenfalls scheinen das Diktaturen und frauenfeindliche Gesellschaften so zu postulieren. Auch das Kopftuch soll etwaigen sexuellen Reizen und daraus entstehenden Gelegenheiten vorbeugen.
Im Endergebnis aber sind die Zahl der Kindstötungen in solchen Ländern nicht rückläufig, sondern erschreckend hoch (Friedhöfe mit namenlosen Gräbern, Säuglingsleichen im Müll)

Zitat:
"Ebenso wenig führten die im Jahr 1516 in Bamberg erlassenen Abschreckungsstrafen für Kindsmörder zu einem Rückgang solcher Taten. Stattdessen hatte es im 17. und 18. Jahrhundert sogar einen Anstieg gegeben, weil die Frauen die öffentlichen Schauprozesse fürchteten." - Den ersten Satz verstehe ich. Den Zweiten - im 17. und 18. Jh. wurden vermehrt solche Taten begangen, weil die Täterinnen die Prozesse fürchteten? Das erscheint mir ein wenig seltsam. Die Fußnote hat mir nicht viel geholfen, sie mag notwendig sein, aber sie ist nicht hinreichen, zumindest für mich nicht.


Das Verbot von Abtreibungen und die Abschreckungsstrafen und Schauprozesse haben, anstatt die Zahl der Kindstötungen zu reduzieren, diese eher noch erhöht, weil die Frauen aus Angst ihre Schwangerschaften noch effizienter versteckten, sich selbst verstümmelten oder aber die ungewollten Kinder verschwinden ließen, ohne dass es jemandem auffiel.

Bei dem anderen, von dir Angeführten weiß ich nicht, ob, wie es steht, so unbedingt falsch ist, hätte aber kein Problem damit, es zu Gunsten der Lesbarkeit zu redigieren.


Vielen Dank für die Hinweise und Denkanstöße.


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Pickman
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Beitrag11.03.2023 07:13

von Pickman
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Was meinst du mit Leerzeilen oder Einrückungen?


Statt vieler Worte versuche ich es "graphisch".

Nach diesem Absatz steht eine Leerzeile. Nach diesem Absatz steht eine Leerzeile. Nach diesem Absatz steht eine Leerzeile. Nach diesem Absatz steht eine Leerzeile. Nach diesem Absatz steht eine Leerzeile. Nach diesem Absatz steht eine Leerzeile. Nach diesem Absatz steht eine Leerzeile.

Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile. Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile. Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile. Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile. Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile. Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile. Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile. Vor diesem Absatz steht eine Leerzeile.

     Statt "Einrückung" hätte ich vielleicht besser "Einzug" geschrieben. Aber Leerzeilen zu Kenntlichmachung von Absätzen finde ich ohnehin augenfreundlicher.
     Statt "Einrückung" hätte ich vielleicht besser "Einzug" geschrieben. Aber Leerzeilen zu Kenntlichmachung von Absätzen finde ich ohnehin augenfreundlicher.
     Statt "Einrückung" hätte ich vielleicht besser "Einzug" geschrieben. Aber Leerzeilen zu Kenntlichmachung von Absätzen finde ich ohnehin augenfreundlicher.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Das Geheimnis ist für mich kein "Thema des Menschseins" (= Gesprächsstoff des Menschseins)


Warum nicht?


Hm. Vielleicht ist das ein persönliches Ding von mir. Ich habe eine Kollegin, bei der ist alles "Thema". "Was hältst du vom Thema Wetter?" "Wie schmeckt dir das Thema Essen?" "Thema Betriebsrat. Hast du schon gewählt?"

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Wo ist der Widerspruch? Wo ist das Gegenstück zum Leidensweg? Und warum Leidensweg?


Der Widerspruch liegt im Geheimnis an sich. Es ist gleichsam befreiend (die Gedanken sind frei) wie fesselnd (man trägt sie mit sich herum). Das Gegenstück zum Leidensweg ist die Freiheit der Gedanken, die Freiheit, zu entscheiden, wem man sich anvertraut und wem eben nicht. Wenn man sich niemandem anvertrauen kann, aus welchen Gründen auch immer, leidet man unter dem Schweigen und unter der Sprachlosigkeit.


Das kann man so sehen, sollte dann aber aus dem Text ersichtlich sein, sonst stehen andere vielleicht ebenso ratlos davor wie ich.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
"So zum Beispiel, wenn in Kriegszeiten oder dem Alptraum des Nationalsozialismus über eine mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge und noch über Generationen hinweg geschwiegen wird." - Hier quietscht es. "Alptraum des Nationalsozialismus" ist keine Zeitangabe. Den konnte man zwölf Jahre lang realiter erleben, den kann man aber auch jede Nacht haben. Als unglücklich empfinde ich auch die Verteilung der Zeitangaben über den ganzen Satz, dem übrigens das Prädikat fehlt. Ich glaube, Du meinst in etwa das: "So verhält es sich zum Beispiel, wenn in Zeiten von Krieg und Nationalsozialismus und noch Generationen später über eine mögliche Verstrickung ... geschwiegen wird." Auch damit bin ich nicht so richtig glücklich. Die Formulierung "mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge" scheinen mir übervorsichtig zu sein und dabei Vorgänge mitzumeinen (z. B. den polnischen Widerstand, gegen die deutschen Invasoren), die ich völlig okay finde.


Ich gebe dir insofern Recht, als dass das wirklich nicht sehr elegant formuliert ist.  Verstehe allerdings nicht, warum du meinst, dass das Prädikat fehlt?


Das hier ist der Nebensatz: "wenn in Kriegszeiten oder dem Alptraum des Nationalsozialismus über eine mögliche Verstrickung in gewaltsame und menschenverachtende Vorgänge und noch über Generationen hinweg geschwiegen wird". Das ist der Hauptsatz: "So zum Beispiel". In diesem Hauptsatz fehlt das Prädikat. Vollständig könnte er lauten "So ist es zum Beispiel" oder "So verhält es sich zum Beispiel".

Bei manchen anderen Erwiderungen kann ich nicht ganz folgen. Vielleicht sollte noch mindestens ein anderer den Text kommentieren.


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Beitrag11.03.2023 10:19

von Ralphie
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Der Essay errinnert in seiner Klarheit an Virginia Woolf. Vielleicht hättest du die einzelnen Absätze durch eine Leerzeile trennen sollen.

LG
Ralphie
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