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WSK Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1814 Wohnort: Rinteln
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14.02.2023 18:52 Täuscht ein männlicher Autor seine Leserinnen, wenn er sich als Frau ausgibt? von WSK
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Dieses Thema ist in einem anderen Thread über Erotikroman-Verlage entstanden.
Bei Plaisir d'amour, einem etablierten Erotikroman-Verlag, steht auf der Website unter Manuskripteinreichung das: Zitat: | Zudem lautet seit jeher das Motto des Verlages "Von Frauen (nicht nur) für Frauen". Bitte haben Sie als männlicher Autor Verständnis hierfür. |
http://www.plaisirdamour.de/index.php/manuskript-einreichen
Fragen an euch:
1) Findet ihr dieses Verlagsmotto mutig? Oder diskriminierend?
2) Warum könnten Frauenromane beliebter sein, wenn eine Frau sie geschrieben hat?
3) Gibt es Situationen oder Genres, bei denen ihr ein bestimmtes Autorengeschlecht bevorzugt?
4) Ist es eine Täuschung an Frauenroman-Leserinnen, wenn ein männlicher Autor sich ein weibliches Pseudonym gibt? Und ihnen somit suggeriert, der Frauenroman wäre aus authentisch-weiblicher Perspektive verfasst?
5) Sollte ein Autor in der Autorenvita generell die Wahrheit über seine Person sagen? Oder kann er bei Geschlecht, Alter, Religion, Herkunft oder seiner Biografie Dinge erfinden, um den Verkaufserfolg des Buchs zu steigern?
Disclaimer: Ich liebe männliche Frauenroman-Autoren. Es sollte mehr von ihnen geben.
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6407 Wohnort: 50189 Elsdorf
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14.02.2023 19:19
von Ralphie
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Nein, er täuscht die Leser und Leserinnen auf keinen Fall. Die meisten Trivialromane in Deutschland sind Produkt von Studios; das heißt: Einer ist für das Exposé zuständig, einer für die Charakteren, einer für die Dialoge und einer für den Schauplatz. Wenn das alles Männer sind, veröffentlichen sie das Manskript unter einem reißerischen Frauennamen wie Uta von Berlinghausen oder so. und alle nehmen an, dass der Autor tatsächlich eine Frau ist.
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Levo Klammeraffe
L
Beiträge: 869
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L 14.02.2023 19:22
von Levo
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1. Findet ihr dieses Verlagsmotto mutig? Oder diskriminierend?
Nein, finde ich nicht diskriminierend. Auch nicht mutig.
"Mein Verlag, meine Regeln."
Wenn ich nicht darf, warum sollte ich da veröffentlichen wollen, wenn es tausend andere Verlage gibt?
2) Warum könnten Frauenromane beliebter sein, wenn eine Frau sie geschrieben hat?
Irgendwas Marketingtechnischespsychologisches, wahrscheinlich.
3) Gibt es Situationen oder Genres, bei denen ihr ein bestimmtes Autorengeschlecht bevorzugt?
Nö.
4) Ist es eine Täuschung an Frauenroman-Leserinnen, wenn ein männlicher Autor sich ein weibliches Pseudonym gibt? Und ihnen somit suggeriert, der Frauenroman wäre aus authentisch-weiblicher Perspektive verfasst?
Nö. Auch nicht, wenn eine Frau sich als NASA-Mitarbeiter (m) ausgibt und SciFi schreibt.
5) Sollte ein Autor in der Autorenvita generell die Wahrheit über seine Person sagen? Oder kann er bei Geschlecht, Alter, Religion, Herkunft oder seiner Biografie Dinge erfinden, um den Verkaufserfolg des Buchs zu fördern?
Ein Gesamtkunstwerk ist mE nichts Verwerfliches.
"Sein Vater war Amerikanist und seine Mutter arbeitete als Kaufhausdetektivin. Er war Nachtwächter, Diskjockey, Flugbegleiter, Vertreter für PCR-Geräte, Concierge und Kellner, studierte drei Semester Meeresbiologie und Philosophie, danach indogermanisch-historisch vergleichende Sprachwissenschaften am Goetheinstitut Windhoek". Wen interessiert's wirklich?
Mir sind die Autoren hinter den Büchern meist total egal.
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2343 Wohnort: Annaburg
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14.02.2023 19:27
von Thomas74
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Na toll, jetzt habe ich 5 Minuten getippt, und meine Antwort ist weg, da es zwischenzeitlich schon mehrere Antworten gab.
Ich stelle aber fest, dass ich es quasi 1:1 wie Levo sehe.
Mir ist es wurst, ob Loch oder Lunte (oder beides), die Qualität muss stimmen.
Ironie am Rande: Ich lese gerade parallel zwei Bücher, einmal ein Coming of Age Drama, Ich-Perspektive, Prota männlich, Autor weiblich, und gleiches Genre, gleiche Perspektive und Zeitform Prota weiblich, Autor männlich.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2343 Wohnort: Annaburg
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14.02.2023 19:37
von Thomas74
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Ralphie hat Folgendes geschrieben: | unter einem reißerischen Frauennamen wie Uta von Berlinghausen |
Gott, bist du alt...
(Die Herzchen gehen mir beim Editieren ganz gewaltig auf die Eier!! )
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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WSK Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1814 Wohnort: Rinteln
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14.02.2023 20:00
von WSK
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Levo hat Folgendes geschrieben: | Ein Gesamtkunstwerk ist mE nichts Verwerfliches.
"Sein Vater war Amerikanist und seine Mutter arbeitete als Kaufhausdetektivin. Er war Nachtwächter, Diskjockey, Flugbegleiter, Vertreter für PCR-Geräte, Concierge und Kellner, studierte drei Semester Meeresbiologie und Philosophie, danach indogermanisch-historisch vergleichende Sprachwissenschaften am Goetheinstitut Windhoek". Wen interessiert's wirklich? |
Beim Roman kann man vielleicht noch mit Kunst argumentieren, aber was ist bei Sachbüchern? Die Grenze ist da fließend. Bei einem Angelbuch-Autor, der sich als Experte zum Angeln ausgibt, aber nie eine Angel in der Hand hatte, könnte das als handfester Betrug gelten.
Vermutlich ist es legal, bei der Autorenvita von Romanen zu schwindeln, sonst würden es ja nicht so viele machen. Aber ich finde die Frage nicht so banal. Denn der Leser soll ja glauben, dass er den Roman von dieser besonders geeigneten/interessanten Person kauft, in Wirklichkeit stimmt das aber nicht.
Wahlloses Beispiel: Was ist, wenn ich eine weibliche Masseurin buche, aber dann steht ein Mann neben der Liege? Hat bei der Terminvergabe gelogen, weil er dachte, dass Masseurinnen beliebter sind? Da könnte man vermutlich gehen bzw. sein Geld zurückverlangen, nehme ich an.
Manche Frauen wollen sich vielleicht nur von einer weiblichen Masseurin anfassen lassen. Und manche wollen vielleicht Liebesromane nur von Frauen lesen. Jetzt, wo ich so drüber nachdenke, finde ich es schon ein bisschen creepy, wenn sich da heimlich ein Kerl dahinter versteckt.
Man muss davon ausgehen, dass ein Teil der Leserinnen das Buch mit einem männlichen Namen drauf nicht gekauft hätten. Und bei diesen Frauen kann man sich schon fragen, ob sie mittels des falschen Geschlechts zum Kauf getäuscht wurden.
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Grim Eselsohr
Beiträge: 280
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14.02.2023 20:17
von Grim
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Findet ihr dieses Verlagsmotto mutig? Oder diskriminierend?
Diskriminierend. Rechtlich weiß ich nicht sicher, wie das geregelt ist, weil es eben kein Arbeitsverhältnis ist, aber die Geisteshaltung sollte ähnlich sein, nämlich: Für eine Andersbehandlung braucht es sehr gute Gründe. Dazu würde schon ein deutlicher Männerüberschuss in ähnlichen Stellen zählen, oder offensichtliche Dinge wie Abtaster im Fußballstadion o.Ä. "Unsere Leser sind Sexisten und wir wollend das fördern" ist kein akzeptabler Grund.
Mit "Mein Verlag mein Regeln" kann man natürlich nicht Diskriminierung vom Tisch wischen, genauso wenig wie ein Wirt dunkelhäutigen Menschen den Einlass aufgrund ihrer Hautfarbe verwehren darf, ganz egal was in der Hausordnung steht.
Ich verstehe, warum sie es tun. Rechtlich haben sie wohl keine Konsequenzen zu fürchten und die Zielgruppe toleriert bzw. wertschätzt dieses Verhalten. Ich würde einen Bogen um solche Verlage machen, sowohl als Leser wie auch als Autor und hoffe, dass ihm möglichst viele talentierte Autoren (männlich) durch die Lappen gehen.
Warum könnten Frauenromane beliebter sein, wenn eine Frau sie geschrieben hat?
Weil manche Leser unfähig sind, zwischen Autor und Geschichte zu differenzieren.
Gibt es Situationen oder Genres, bei denen ihr ein bestimmtes Autorengeschlecht bevorzugt?
Nein.
Ist es eine Täuschung an Frauenroman-Leserinnen, wenn ein männlicher Autor sich ein weibliches Pseudonym gibt? Und ihnen somit suggeriert, der Frauenroman wäre aus authentisch-weiblicher Perspektive verfasst?
Bin ich als Afghanin eine Täuscherin, wenn ich mich als Mann verkleide um an der Universität zu lernen? Objektiv gesehen ja, aber mit den Getäuschten habe ich wenig Mitleid, denn sie sind dafür verantwortlich, dass ich mich als Mann hinter einem weiblichen Pseudonym verstecken muss.
Sollte ein Autor in der Autorenvita generell die Wahrheit über seine Person sagen? Oder kann er bei Geschlecht, Alter, Religion, Herkunft oder seiner Biografie Dinge erfinden, um den Verkaufserfolg des Buchs zu steigern?
Ich würde mich definitiv als Minderheit ausgeben. Den Lesern, die ich tatsächlich ansprechen will, sollte das vollkommen egal sein, und die anderen trolle ich dabei noch gratis mit dazu. Wenn alle sich als Minderheiten ausgeben, hört dieser umgekehrte Sexismus/ Rassismus hoffentlich irgendwann auf und nur das Buch an sich zählt.
_________________ bonk |
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Caliban Eselsohr
Alter: 49 Beiträge: 306 Wohnort: Passau
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14.02.2023 20:25
von Caliban
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1) Findet ihr dieses Verlagsmotto mutig? Oder diskriminierend?
Wird halt mal wieder mit zweierlei Maß gemessen: solange Frauen benachteiligt werden, geht die Welt unter. Wenn's nur Männer sind, ist es egal.
2) Warum könnten Frauenromane beliebter sein, wenn eine Frau sie geschrieben hat?
Einbildung?
3) Gibt es Situationen oder Genres, bei denen ihr ein bestimmtes Autorengeschlecht bevorzugt?
Hm. Bin mir nicht sicher, ob ich eine beinharte Military-SF-Geschichte von einer Frau lesen würde. Wenn die allerdings ein männliches Pseudonym verwenden würde, würd mir das vermutlich gar nicht auffallen
4) Ist es eine Täuschung an Frauenroman-Leserinnen, wenn ein männlicher Autor sich ein weibliches Pseudonym gibt? Und ihnen somit suggeriert, der Frauenroman wäre aus authentisch-weiblicher Perspektive verfasst?
Nope. Ist gängige Praxis bei Verlagen und auch im SP.
5) Sollte ein Autor in der Autorenvita generell die Wahrheit über seine Person sagen? Oder kann er bei Geschlecht, Alter, Religion, Herkunft oder seiner Biografie Dinge erfinden, um den Verkaufserfolg des Buchs zu steigern?
Lebensläufe aufzuhübschen gehört wohl mittlerweile zum guten Ton, den uns auch einige Vertreter unser Politiker täglich vorleben. Man denke nur an die Trampolinspringerin. Mehr als ein Kavaliersdelikt scheint das wohl nicht zu sein.
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2833
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14.02.2023 21:12
von Maunzilla
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Das kann gar nicht dirskriminierend sein, denn heutzutage darf doch jeder sich sein Geschlecht aussuchen.
Wenn ich behaupte, eine Frau zu sein, dann bin ich eine. Und wer das Gegenteil sagt, begeht ein Haßverbrechen.
Nur weil wir in einem Tollhaus leben, bedeutet nicht, daß wir nicht auch unsere Vorteile daraus ziehen können.
Mir persönlich ist es übrigens egal, wer ein Buch geschrieben hat. Ob Mann, Frau oder Katze. (Nur Bücher von Hunden lese ich grundsätzlich nicht, denn die können einfach nicht schreiben! )
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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WSK Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1814 Wohnort: Rinteln
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14.02.2023 21:25
von WSK
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Grim hat Folgendes geschrieben: | Objektiv gesehen ja, aber mit den Getäuschten habe ich wenig Mitleid, denn sie sind dafür verantwortlich, dass ich mich als Mann hinter einem weiblichen Pseudonym verstecken muss. |
Na ja, man kann es als Verkaufsmerkmal eines Frauenromans ansehen, dass er die Innensicht einer Frau darstellt. Logisch, dass manche einen Mann da als ungeeignet einordnen. Er kann halt nur versuchen, die weibliche Perspektive bestmöglich nachzuahmen.
Und ich finde, man merkt das meist, wenn ein männlicher Autor versucht, eine Frau darzustellen. Umgekehrt auch. Ich mag männliche POVs in LiRo nicht so gerne, weil sie sich meist nicht wie echte Männer lesen.
Hat sich Harry Potter für euch wie ein echter männlicher Charakter gelesen? Also ich finde, man hat immer unterschwellig gemerkt, dass es eine Frau war, die einen Jungen darstellen will. Deswegen mag ich am liebsten Romane, in denen Autor und Hauptfigur möglichst nah beieinander liegen. Menschen schreiben eben das am authentischsten, was sie selbst kennen. Und Authentizität ist echt wichtig für einen Roman.
Caliban hat Folgendes geschrieben: | Wird halt mal wieder mit zweierlei Maß gemessen: solange Frauen benachteiligt werden, geht die Welt unter. Wenn's nur Männer sind, ist es egal. |
Das liegt daran, dass Frauen als stärker diskriminierungs-gefährdet gelten als Männer. Unsere Gesellschaft ist bereits von Männern dominiert. Sie haben die Führungspositionen fast aller Unternehmen, fast alle Bundeskanzler waren männlich, der Großteil der Politiker, selbst im Gesundheitswesen werden Medikamente nur auf Männer optimiert ... usw. Wen soll es da groß stören, wenn sich Frauen zumindest dieses kleine Fleckchen von Erotikroman-Verlag in Beschlag genommen haben?
Allerdings könnte ich mir durchaus vorstellen, dass man, sofern es Männerromane als Genre gäbe, auch da Frauen teilweise weniger erwünscht als Autorinnen wären.
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3223 Wohnort: Frankenberg/Eder
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14.02.2023 21:44
von Taranisa
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In einem Bereich, in dem Pseudonyme / Künstlernamen "normal" sind, suche ich nach bevorzugtem Genre und persönlichem Geschmack -Produkt, nicht Person- das heraus, was mir gefällt.
Wenn ein Verlag für sich Regeln aufstellt, was ja auch sein kann, dass Autorinnen bei Abenteuer-Romanen ausgeschlossen werden, wende ich mich ggf. an andere Verlage. Aufregen bringt nichts und ist nur Zeitverschwendung. Man / Frau kann aus allem ein großes Problem gestalten, ist aber nicht dazu verpflichtet.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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WSK Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1814 Wohnort: Rinteln
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14.02.2023 21:57
von WSK
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Ich glaube nicht, dass irgendjemanden die Vorgehensweise eines Verlags stört, sondern es geht eher um die Grundsatzfrage. Wo zieht man da die Grenze? Sachbücher werden oft wegen der Expertise des Autors gekauft. Romane manchmal aber auch. Als ich für meinen Arztroman Testleser bei Facebook gesucht habe, haben sich gefühlt die Hälfte der Leute deswegen gemeldet, weil dahinter eine tatsächliche Ärztin als Autorin steckt. Und das ist kein Witz, ich war davon selbst überrascht.
Deswegen gebe ich das auch bei jeder Agenturbewerbung an. Aber wenn nun jeder Autor sich beliebig als Arzt ausgeben kann? Habe ich dann noch ein Alleinstellungsmerkmal? Theoretisch kann sich jede Autorin ihr Manuskript von einem Arzt testlesen lassen, der alle Schnitzer beseitigt, und in den Klappentext schreiben, sie wäre wirklich Ärztin. Ich glaube, das würden Leser auch als Betrug / Täuschung ansehen.
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Levo Klammeraffe
L
Beiträge: 869
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L 14.02.2023 22:15
von Levo
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Zitat: | Ich glaube, das würden Leser auch als Betrug / Täuschung ansehen. |
Nein, es wäre erst Betrug, wenn sie sich von dem "Arzt" medizinisch behandeln ließen.
Ein authentischer Arztroman würden sich nie mit der Erwartung klassischer LiRo-Leser*innen decken, weil Klinikalltag nicht die "Traumschiffklinik unter Palmen in Cornwall" ist und die Beteiligten nicht Michelle Pfeiffer und Channing Tatum.
Falls hier jemand mal ein authentisches Werk lesen möchte übers Arztsein, dem sei Adam Kays "This is going to hurt" empfohlen. Spoiler: Schmachten und Küssen findet nicht statt. Es gehen eher Beziehungen in die Brüche.
Ein Roman ist nur eine ausgedachte Geschichte. Wenn drumrum Feuerwerk abgefeiert wird, dann um sie zu verkaufen.
Sachbücher sind was anderes. Das war aber nicht die Frage.
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WSK Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1814 Wohnort: Rinteln
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14.02.2023 22:43
von WSK
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Wikipedia: "Als Scharlatan wird eine Person bezeichnet, die vortäuscht, ein bestimmtes Wissen oder bestimmte Fähigkeiten zu besitzen, um damit Geld, Ruhm oder andere Vorteile zu erlangen."
Ein Autor, der seinen Lesern eine Fachkompetenz vorgaukelt und dadurch mehr Bücher verkauft, würde diese Definition wohl erfüllen. Die Authentizität ist nun mal ein wichtiges Verkaufsargument für Romane. Wenn man Studienabschlüsse vortäuscht, ist diese Authentizität aber nur gefaket.
Wenn die berühmte Arztroman-Autorin Lisa Meier (ausgedacht) ihren Fans jahrelang vorgetäuscht hat, sie wäre wirklich Ärztin, würde das wohl mindestens einen üblen Shitstorm auslösen. Daher denke ich, erlaubt sich das auch kein Verlag in der Richtung.
Einen Shitstorm könnte ich mir auch vorstellen, wenn eine Bestseller-Liebesroman-Autorin plötzlich als Mann entlarvt würde. Lol, stell dir mal vor, es käme plötzlich raus, dass Colleen Hoover ein Pseudonym für einen Mann ist. Was die Fans wohl sagen würden.
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Levo Klammeraffe
L
Beiträge: 869
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L 14.02.2023 23:00
von Levo
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Zitat: | Wikipedia: "Als Scharlatan wird eine Person bezeichnet, die vortäuscht, ein bestimmtes Wissen oder bestimmte Fähigkeiten zu besitzen, um damit Geld, Ruhm oder andere Vorteile zu erlangen." |
Dann hoffe ich, dass es ein Scharlatan in die Wikipedia geschrieben hat, sonst hat die Aussage kein Hand und Fuß
Tatsächlich erreicht unser Nicht-Arzt-Arztautor sein Geld und Ruhm nicht durch das vorgetäuschte Arztsein, sondern durch überzeugend formulierte Romane. Würde er vortäuschen, ein*e Autor*in zu sein und (nicht oder) gar nicht selbst geschrieben zu haben, sondern abgeschrieben, dann wäre er ein Scharlatan. Oder Helene Dingsbums, die mit ihrer Copy-Paste-Eidechsen-Geschichte berühmt wurde.
Spätestens, wenn er eine Praxis eröffnet, stimme ich Dir aber zu. Das ginge zu weit. Höchstens als Script Doctor.
Zitat: | Lol, stell dir mal vor, es käme plötzlich raus, dass Colleen Hoover ein Pseudonym für einen Mann ist. Was die Fans wohl sagen würden. |
"Geile Bücher."
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2294 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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14.02.2023 23:02 Re: Täuscht ein männlicher Autor seine Leserinnen, wenn er sich als Frau ausgibt? von Pickman
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Bevor ich mich mit dem Rest des Fadens vergnüge, fang ich mal mit den Frage an.
WSK hat Folgendes geschrieben: |
1) Findet ihr dieses Verlagsmotto mutig? Oder diskriminierend? |
Ich schwanke. Mal denke ich, es ist halt Marketing-Blabla, mal denke ich, wieso "von Frauen", das ist doch diskriminierend. Aber für einen richtigen Aufreger reicht das bei mir nicht. Mutig ist es auf keinen Fall.
WSK hat Folgendes geschrieben: | 2) Warum könnten Frauenromane beliebter sein, wenn eine Frau sie geschrieben hat? | Das musst Du die Leserinnen fragen oder die Marketingabteilung des Verlags. Vielleicht gehört - angebliche - Geschlecht des Autors zum Gesamtkunstwerk/Produkt.
WSK hat Folgendes geschrieben: | 3) Gibt es Situationen oder Genres, bei denen ihr ein bestimmtes Autorengeschlecht bevorzugt? |
Nicht im fiktionalen Bereich.
WSK hat Folgendes geschrieben: | 4) Ist es eine Täuschung an Frauenroman-Leserinnen, wenn ein männlicher Autor sich ein weibliches Pseudonym gibt? Und ihnen somit suggeriert, der Frauenroman wäre aus authentisch-weiblicher Perspektive verfasst? |
Nein. Das würde ich unter Gesamtkunstwerk/Marketingkonzept einsortieren. Man kann auch aus der Perspektive eines Hundes schreiben, ohne Hund zu sein.
WSK hat Folgendes geschrieben: | 5) Sollte ein Autor in der Autorenvita generell die Wahrheit über seine Person sagen? Oder kann er bei Geschlecht, Alter, Religion, Herkunft oder seiner Biografie Dinge erfinden, um den Verkaufserfolg des Buchs zu steigern? |
Der Autor darf seinen Text nicht zusammengeklaut haben. Das ist für fiktionale Texte meine Regel Nummer 1. Solange klar ist, dass es sich um einen fiktionalen Text handelt, tut die Person des Autors nichts zur Sache. Ich bin viel zu ehrlich, um hier zu bescheißen, aber ich wette Sack und Arsch, dass das jeden Tag geschieht.
Die Herzchen find ich süß.
Edith erinnert sich: Es gab Zeiten, in denen Frauen sich männliche Pseudonyme gaben, um veröffentlicht zu werden, oder unter dem Namen ihrer Männer veröffentlichten.
_________________ Tempus fugit. |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5444 Wohnort: OWL
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14.02.2023 23:07
von Willebroer
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Nicht jeder darf Patienten behandeln, aber jeder darf Bücher schreiben. Auch Fachbücher.
Ob man ggf. schadenersatzpflichtig bzw. haftbar gemacht wird für falsche Angaben, hat höchstens was mit dem Inhalt zu tun, nicht mit dem ak. Titel oder Pseudonym. Falls es einen Verlag/Herausgeber gibt, kann der Autor eh nicht machen, was er will.
Für alle Fälle gibt es ja noch den Disclaimer im Impressum ("Falls Ihnen die Spiegeleier anbrennen trotz unserer sorgfältigen Rezeptauswahl ...").
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Eris Ado Klammeraffe
Beiträge: 747
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14.02.2023 23:17
von Eris Ado
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Es gab da mal einen Skandal um Carmen Mola, die dann doch keine Frau, sondern drei Männer war.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-skandal-carmen-mola-kollektiv-premio-planeta-1.5442172
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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14.02.2023 23:34
von V.K.B.
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1) Findet ihr dieses Verlagsmotto mutig? Oder diskriminierend?
Sexistisch ist es auf jeden Fall, denn da wird ein Unterschied nach Geschlechtern gemacht. Und damit ist es automatisch auch diskriminierend. Ist keine Meinungsfrage, sondern definitionsgeschenkt.
Mutig wäre es andersrum. Wenn sich da irgendein Kerl hinstellen würde und sagen: Ich mach jetzt ’nen Chauvinistenverlag auf und bin stolz darauf.
2) Warum könnten Frauenromane beliebter sein, wenn eine Frau sie geschrieben hat?
Können sie? Da müsste man erstmal eine Double-Blind-Studie zu durchführen.
3) Gibt es Situationen oder Genres, bei denen ihr ein bestimmtes Autorengeschlecht bevorzugt?
Auf Geschlechter schaue ich höchstens, wenn ich mit jemandem Sex haben will. Ansonsten ist das nicht relevant. Ich mache da keinen Unterschied nach Geschlechtern. Und glaube auch nicht, dass man da pauschal Unterschiede machen kann, ob jemand geschlechtsbedingt irgendwas besser kann oder andere Interessen hat. Außerdem wird der Geschlechterbegriff immer mehr ausgelöst und das ist auch gut so. Für mich gibt es da nur Menschen. Dass ich nicht bisexuell bin (was ich bei meiner Einstellung eigentlich sein müsste), habe ich mir nicht ausgesucht.
4) Ist es eine Täuschung an Frauenroman-Leserinnen, wenn ein männlicher Autor sich ein weibliches Pseudonym gibt? Und ihnen somit suggeriert, der Frauenroman wäre aus authentisch-weiblicher Perspektive verfasst?
Ist er dann aber doch. Wie wird man denn heute eine Frau oder ein Mann? Ganz einfach, man nennt sich so.
Das meine ich jetzt nicht als Witz. Ich glaube nicht an Unterschiede von Geschlechtern, abgesehen von angeborenen körperlichen Merkmalen, die sich auch ändern lassen.
Wenn du glaubst, dass du bei Harry Potter herausliest, das habe eine Frau geschrieben, ist das selektive Wahrnehmung und self-fulfilling prophecy. Ich denke, wenn du ein von einem Mann geschriebenes Buch unter weiblichem Pseudonym liest, würden dir die Männerfiguren auch nicht nicht authentisch erscheinen, wenn du nach sowas suchst. Harry Potter habe ich auch gelesen (als Mann) und da ist mir nichts als "unmännlich" aufgefallen. Und nach deiner Prämisse müsste ich das als Mann ja besser beurteilen können.
Was eine "authentisch-weibliche" Perspektive sein soll, könnte ich außerdem genausowenig sagen, wie was eine "authentisch-männliche" Perspektive wäre. Wenn ich alle Männer und Frauen vergleiche, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, kriege ich die gruppenmäßig auch nicht auf einen Nenner. Gruppen typische Eigenschaften zuzuordnen gelänge mir über andere Klassifizierungsmerkmale als Geschlecht jedenfalls sehr viel einfacher.
5) Sollte ein Autor in der Autorenvita generell die Wahrheit über seine Person sagen? Oder kann er bei Geschlecht, Alter, Religion, Herkunft oder seiner Biografie Dinge erfinden, um den Verkaufserfolg des Buchs zu steigern?
Ich denke, ein Autor sollte generell so wenig wie möglich von sich preisgeben.
PS: Diese verdammten Herzchen nerven nicht nur, die verschlucken auch ab und zu Klicks auf Auszeichnungen, sodass man nochmal markieren muss. Ich mach hier heute keine Textarbeit mehr.
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Caliban Eselsohr
Alter: 49 Beiträge: 306 Wohnort: Passau
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14.02.2023 23:45
von Caliban
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben: |
PS: Diese verdammten Herzchen nerven nicht nur, die verschlucken auch ab und zu Klicks auf Auszeichnungen, sodass man nochmal markieren muss. Ich mach hier heute keine Textarbeit mehr. |
Der Herzchen-Scheiß nervt total ...
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2294 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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14.02.2023 23:49
von Pickman
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Eine interessante Meldung. Es scheint, als dürfte ich Sack und Arsch behalten.
V.K.B. hat Folgendes geschrieben: | PS: Diese verdammten Herzchen nerven nicht nur, die verschlucken auch ab und zu Klicks auf Auszeichnungen, sodass man nochmal markieren muss. |
In der Tat, die Herzen sind hungig. Gelegentlich schrecken sie auch von der Aufnahme von Klicks nicht zurück. Ich mach jetzt ganz dicht. Gute Nacht!
_________________ Tempus fugit. |
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WSK Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1814 Wohnort: Rinteln
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15.02.2023 00:15
von WSK
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben: | Ich glaube nicht an Unterschiede von Geschlechtern, abgesehen von angeborenen körperlichen Merkmalen, die sich auch ändern lassen. |
Du schreibst oben, dass das Geschlecht für dich nur relevant ist, wenn du mit jemandem ins Bett gehst. Auf was genau stehst du denn? Nur auf die weibliche Anatomie? Nicht auf das typisch weibliche Verhalten?
Letzteres halte ich für schwer vorstellbar. Es wäre schon relativ platt, wenn nur die Vorliebe für Brüste und Vaginen deine Heterosexualität ausmachen würde. Weiblichkeit ist viel mehr als das.
Für die meisten Menschen sind beim Verlieben wohl alle Geschlechtsmerkmale wichtig. Die primären und sekundären (Aussehen) und die tertiären (Verhalten).
Bei Liebesromanen geht es den Leserinnen darum, sich mental zu verlieben oder sogar mental mit jemandem ins Bett zu gehen. Deswegen sind Geschlechtsunterschiede für Liebesroman-Autoren wichtig.
Die Zielgruppe sind Hetero-Frauen, die auch nichts dafür können, dass sie auf Männer stehen. Und was zeichnet Männer aus? Männlichkeit. Als Liebesroman-Autor sollte man wissen, was das ist, und es darstellen. Und umgekehrt ist es für die Lovestory meiner Meinung nach genauso wichtig, dass die Heldin eine sehr weibliche Frau ist.
Natürlich sollten die Geschlechterklischees aber zwischendurch auch mal gebrochen werden.
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