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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Ein Kapitel aus dem Traumreich zum Einstand


 
 
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ausgefuchst
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 52
Wohnort: Niederbayern


Beitrag27.01.2023 00:50
Ein Kapitel aus dem Traumreich zum Einstand
von ausgefuchst
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zum Einstand hier das letzte Kapitel, das ich geschrieben habe. Kommas und Rechtschreibung sind noch nicht überarbeitet.
Da das Kapitel lang ist, hab ich einen Absatz da rein, wo die Szene endet, die ich gern zeigen mag.
Das Buch ist für Jugendliche im Bereich Urban Fantasy geschrieben und immer wieder mal versuche ich mich an humorvollen Szenen
Ich freue mich auf Rückmeldung 🥰


Fianna musste eingeschlafen sein. Sie erwachte in einer gigantischen Höhle des Traumreiches. Nasswarme Luft schlug ihr entgegen, als sie sich umsah. Die Wände der Höhle glitzerten in allen Farben. Sie bestanden zum Teil aus kargem Gestein, das immer wieder von Ansammlungen bunter Edelsteine unterbrochen wurde. Diese reflektierten das regenbogenfarbene Licht, dass sich an der Höhlendecke sammelte. Als Fianna genauer hinsah, erkannte sie, dass die Lichtquelle aus tausenden kleinen leuchteten Faltern bestand. Ihre Flügel strahlen so intensiv, dass sie die Augen ein wenig zusammenkneifen musste, um genau hinsehen zu können. Manche der Falter saßen auf grünen Ranken, die sich vom Boden gerade in die Höhe streckten, doch die meisten flogen im Schwarm ihre Bahn. Ein fester Rhythmus trug die kleinen Wesen und wurde von unbekannten Melodien begleitet, die Fianna nur schwer einordnen konnte. Es klang ein wenig wie der Gesang eines Berges.  
„Es spricht für dich, dass du so schnell gehorchst“, raunte es plötzlich hinter ihr.
Sie drehte sich verwundert um und blickte dem grimmig dreinschauenden Zentauren direkt ins Gesicht. Mit einem gehörigen Schreck stolperte sie einen Schritt nach hinten. Neben dem Zentauren stand Artema und lächelte Fianna an.
„Äh, wie ge…, gehorchen?“, stotterte Fianna noch immer unter Schock. Die mystische Höhle war so faszinierend, dass sie übersehen hatte, dass sie nicht allein war. Und der Ausdruck in den Augen des Zentauren trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei.
„Was er meint ist, dass wir dich herbeigerufen haben“, sagte Artema. Sie neigte zur Begrüßung ihr leuchtendes Geweih. Es hatte sich ganz an die Umgebung angepasst und wurde vom selben regenbogenfarbenen Licht durchströmt, wie es die Falter über ihnen ausstrahlten. Wie Blutlinien wurde das steinern wirkende Geflecht auf ihrem Kopf durchzogen. Die Ausläufer waren mit kleinen bunten Edelsteinen besetzt.
„Herbeigerufen?“ Fianna verstand nur Bahnhof. „Wo sind wir denn?“, fragte sie.
„Wir sind in einer Drachenhöhle, wo denn sonst“, spuckte der Zentaur mit verächtlichem Ton in seiner Stimme aus. Es war ihm anzumerken, dass er über Fiannas Anwesenheit nicht erbaut war.
„Gemach, Kawal. Nicht so angriffslustig. Schließlich benötigen wir Fiannas Zutun.“
„Sie gehört dennoch nicht in diese Welt“, raunte der Zentaur.
Es war das erste Mal, dass Fianna den Namen des Zentauren hörte. Jetzt wo sie seinen Namen kannte, kam er ihr gleich viel weniger unheimlich vor.
„Aber es stimmt wohl, wir sind auf sie angewiesen“, grummelte Kawal. Seine Gesichtszüge entspannten sich etwas.
„Warum habt ihr mich denn gerufen?“, fragte Fianna neugierig.
„Folge uns, dann werden wir die Reden und Antwort stehen.“ Artema drehte sich um und schritt neben Kawal gemächlich durch die Höhle.
„Wir befinden uns in einer der vielen Drachenhöhlen unserer Welt“, erzählte Artema. „Zu tausenden sind sie in den Bergen, Seen, Wäldern und den Meeren verborgen. Jede Höhle wird von einer Drachensippe bewohnt, die zumindest zehn Wesen umfasst.“
Während Artema erzählte, gingen sie gemeinsam voran. Fianna erkannte, dass es sich nicht nur um einen einzelnen Höhlenraum, sondern um ein Geflecht verschiedener miteinander verbundener Räume handelte. Sie durchwanderten ein ganzes Höhlensystem. Jeder der Räume ähnelte dem anderen. Die steinernen Wände waren stets mit Diamanten übersäht und die Höhlendecken von den Faltern hell erleuchtet. Nur die Höhle im Zentrum des Systems unterschied sich deutlich.
„Aufgabe der Drachen war es schon seit Anbeginn der Zeit, die heiligen Quellen zu bewachen und mit dem Wissen der Unendlichkeit zu füllen.“ Artema blieb vor einem sprudelnden See in der Mitte der zentralen Höhle stehen. Azurblaues Wasser erhob sich fontänenartig in die Höhe. Tropfen, die es schafften, die Falter der Höhlendecke zu erreichen, verwandelten sich in rauchende Dämpfe, die in Regebogenfarben erstrahlten. Ein wahrliches Schauspiel der Farben bot sich Fianna, die mit offenem Mund auf die Darbietung vor ihr blickte. Es war das Wunderschönste, das sie je gesehen und gehört hatte. Das Steigen und Fallen des Wassers vollzog sich in einem immerwährenden Takt und wurde durch die rundliche Form der Höhle abgedämpft. Es klang wie der besänftigte Atem eines Riesen.  
„Was sind das für Quellen?“, fragte Fianna fasziniert.
„Es sind die Quellen des wahrhaftigen Wissens“, entgegnete Artema. „Gleich ob in der Wachwelt oder im Traumreich, alle Wesen neigen dazu, den Weg der Wahrheit einst zu verlassen. Es werden Tatsachen vergessen oder Erzählungen ausgeschmückt, es werden Begegnungen erfunden, die es nie gegeben hat oder die Bedeutung von Momenten umgedichtet.“
„Das machen Menschen besonders gern“, unterbrach Kawal.
„Nun, nicht nur Menschen haben eine Gabe darin, die Wahrheit zu verlieren. Auch den Wesen dieser Welt mag dies gelingen.“ Artema sah Kawal streng an. Er wich ihrem Blick aus und schnaufte kaum hörbar aus.
„Erkennst du die Falter, Fianna?“ fragte Artema. Fianna nickte und sah nach oben.
„Dies sind die Kinder der Aletheia. Sie speisen ihre Flügel mit dem Wissen der Mutterquelle und verweilen dann in den anderen Höhlenräumen, bis sie von den Drachen in die Welten entsandt werden.“
„Kinder der Aletheia“, murmelte Fianna, während sie dem bunten Treiben zusah. Der Name klang sonderbar und faszinierend zugleich.
„Angekommen in den Welten werden die Kinder der Aletheia von Wesen angezogen, die die Wahrheit tief in sich begraben haben. Wesen, die nicht mehr zu unterscheiden wissen, was wahr und was erfunden ist. Es sind Wesen, die zu lange mit verführerischen Neukreationen in Kontakt standen und sie schließlich zu ihrer neuen Wahrheit erhoben haben.“
„Das klingt nicht ungewöhnlich“, meinte Fianna, die dabei an die Welt der Menschen dachte. Nur zu gern wurden Geschichten verdreht und so lange erzählt, bis sie als Tatsachen hingenommen wurden.
„Nein, dies ist es mitnichten. Es ist ein bedeutungsvoller Vorgang des Lebens. Nur durch Geschichten und Verdrehungen kann das ganze Ausmaß des Seins erfasst werden. Wichtig ist jedoch, dass die Rückbesinnung zur Wahrhaftigkeit früher oder später gelingen mag. Hierbei unterstützen die Kinder der Aletheia.“ Artema blickte nachdenklich nach oben. Fianna konnte einen Hauch von Traurigkeit in ihren Augen entdecken.
„Und warum sind wir nun hier?“, fragte Fianna, die nicht verstand, warum Artema ihr all das zeigte.
„Das Problem sind die Drachen!“, raunte Kawal so laut, dass Fianna erschrak. Der Körper des Zentauren spannte sich merklich an, als er dies ausrief. Jeder seiner Muskeln drückte sich so stark heraus, dass der Fluss des Blutes in seinen Adern zu erkennen war.
„Drachen? Was haben sie denn getan?“ Fianna wandte sich fragend Artema zu.
„Nun. Aufgabe der Drachen ist es, nicht nur die Quellen anzureichern und zu beschützen, sondern auch die Kinder der Aletheia zu entsenden. Wie dir vielleicht aufgefallen sein mag, warten gerade sehr viele in den Höhlen.“
Fianna nickte. Von den Höhlendecken war kaum etwas zu erkennen, da die Falter dort zu tausenden ihre Bahnen zogen. Bei genauerer Betrachtung erkannte Fianna, dass sich die geflügelten Wesen stauten und ein freier Flug kaum möglich war.
„Normalerweise sind nur ein paar hundert in jeder Höhle zugegen. Alle anderen sind in den Welten auf Reisen und erfüllen ihre Aufgaben. Sobald sie ihr Wissen abgegeben haben, kommen sie entleert zurück und nähren sich an der Quelle. Es ist ein immerwährender Kreislauf des Kommens und Gehens, des Auffüllens und des Leerens, des Wartens und des Reisens.“
„Doch nun ist Stillstand angesagt“, brummte Kawal. Sein Blick ging grimmig ins Leere.
„Das Problem, dass sich uns stellt, Fianna, ist, dass die Drachen verschwunden sind,“ ergänzte Artema.
„Die Drachen sind verschwunden???“ Fianna traute ihren Ohren nicht. „Wie meinst du das? Etwa die ganze Drachensippe der Höhle? Wohin denn?“
„Nein, nicht die Drachensippe dieser Höhle ist verschwunden.“ Artema holte tief Luft.
„Alle Drachen dieser Welt sind verschwunden!“
Wie eine Ohrfeige schlug die Bedeutung dessen in Fiannas Kopf ein. Konnte das wahr sein?
„ALLE Drachen???“, wiederholte Fianna ungläubig. „Ich meine, hast du nicht gesagt, es gibt tausende von Höhlen und in jeder Höhle lebt eine ganze Sippe? Ich meine, ich…, aber, dann, dann... Es sind zehntausende Drachen verschwunden???“
„Wahnsinn. Kapierst ja schnell“, brummte Kawal mit ironischem Klang.
„So ist es. Die Drachen unserer Welt sind ausradiert. Als hätten sie nie existiert. Nichts außer den Höhlen mit ihren Quellen und den wartenden Kindern der Aletheia weisen darauf hin, dass sie einst Teil der Reiche waren“.
„Aber was machen wir denn dann?“ piepste es plötzlich aus Fiannas Tasche.
„TWIG“, rief Fianna aus. „Bist du etwa auch da? Warum hast du dich denn nicht vorher schon gezeigt?“ Fianna griff in die Tasche und holte den Winzling heraus. Sie kam sich dumm vor, nicht selbst an Twig gedacht und nachgeschaut zu haben. Aber sie war einfach zu abgelenkt.
„Das ist ja ganz furchterschrecklich“, jammerte Twig, der gar nicht auf ihre Frage einging. „Wie sollen die Wesen denn dann wieder zur Wahrheit finden?“
Artema sah die Fee streng an, Twig bemerkte dies jedoch nicht. Zu aufgeregt war er darüber, was er gerade gehört hatte. Wie von der Tarantel gestochen flog er jammernd in der Höhle umher, nicht ohne, dass ein paar der Falter vor seinem Ansturm ausweichen mussten. „Wir sind verloren, wir sind verloren“, heulte Twig ohne Unterlass. Gerade als Fianna ihn zu Ruhe ermahnen wollte, verschluckte sich Twig vor lauter Aufregung an seinem eigenen Wehklagen und fing an zu Flackern. Das kurzschlussartige Leuchten der Fee kam Fianna nur zu bekannt vor. Es durchzuckte Twig so, als würden Blitze in ihn einschlagen. Twigs Flügel verhedderten sich in der Luft, er verlor den Halt und raste plötzlich purzelbaumartig wie ein Geschoss hinab. Er knallte mitten in die Quelle und versank in der Tiefe. Gerade als Fianna laut aufschreien wollte, schoss Twig bereits wieder in die Höhe. Er wurde von einem roten Fisch mit besonders dicken Lippen ausgespuckt und in die Höhe katapultiert. Bevor Fianna sich versah und etwas sagen konnte, stürzte Twig erneut ins Wasser, nur, um kurz darauf an anderer Stelle wieder von einem anderen Fisch hochgespuckt zu werden.
Artema schüttelte den Kopf und sank ihr Geweih, um die Fee mit einem gekonnten Schwung während des nächsten Spuckvorgangs aufzufangen. Am Ende des Geweihs bibberte ein nasses Häufchen Elend, das Fianna zuerst nicht als Twig identifizieren konnte. Die Fee hatte das Aussehen eines Schmetterlings angenommen. Sie ähnelte den Höhlenfaltern, nur dass sie ihre Feenbeine, Arme und das Feengesicht behalten hatte und die Flügelkonturen etwas graziöser gezeichnet waren. Twig sagte nichts, sondern versuchte seine tropfenden Flügel auszuwringen.
„Was war DAS denn?“, rief Fianna ungläubig aus.
„Spuckfische“, sagte Artema trocken.
„Spuckfische? Was ist das denn? Und was machen die hier im See?“.
„Spuckfische sind das Sieb der Wahrheit“, erklärte Artema. „Sie filtern das von den Drachen angereicherte Wissen nach den letzten Krümeln an Unwahrheit. Sie durchkämen das warme Nass und was auch immer sie erspähen und nicht der reinen Wahrhaftigkeit entspricht, wird hinausgespuckt“.
„Pfff, ich bin ganz wahrhaftig. Jawohl!“, zeterte Twig noch immer pudelnass in Artemas Geweih.
„Normalerweise müssen sie nicht so große Stücke herumspucken“, lachte Kawal auf. Das tiefe Lachen in seiner Stimme ließ Fianna aufblicken. Sie hatte den Zentauren bisher nur als verstimmt wahrgenommen. Es war neu, dass er auch so etwas wie Freude empfinden konnte, selbst wenn es sich dabei nur um Schadenfreude handelte.




Fianna grinste, wollte dann aber doch wissen:
„Wisst ihr, wie die Drachen einfach so verschwinden konnten? Und ich frage mich auch, was ich damit zu tun haben soll?“
„Wesen können nicht einfach so verschwinden. Dies ist unmöglich. Es gibt nur eine Erklärung.“ Artema machte eine lange Pause, die die Spannung in der Luft fast unerträglich werden ließ. „Es muss einem Schatten gelungen sein, in die Wachwelt zu gelangen. Nur der Schatten des Vergessens vermag dies zu vollbringen.“
„Der Schatten des Vergessens? Was ist das?“, fragte Fianna.
„Höre. Mein Reich ist nur eines von vielen in der Traumwelt. In einem Teil leben dunkle Schatten und fristen ihr trauriges Dasein.“
„Ha, da gehören sie auch hin“, muckte nun Twig auf.
„Auch die Schatten gehören zum natürlichen Gefüge der Welten und so ist es ihnen erlaubt, mit den Wesen der Wachwelt über deren Träume Kontakt zu halten. Sie erinnern euch daran, welch dunkle Seiten in euch schlummern, um die Helligkeit in euch hervorzubringen. Die Wachwelt tatsächlich zu betreten, ist ihnen natürlich verboten.“
„Anscheinend ist es ihnen aber doch gelungen!“, murrte Kawal.
„Und wie das?“, fragte Fianna.
Artema sah sie nachdenklich an. „Nun. Ein Übertritt kann ihnen allein nicht gelingen, so sehr sie es auch versuchten. Schließlich werden die Übergänge von euch Wächterinnen wohlbehütet. Aber selbst, wenn ein Übergang, wie zur Zeit deiner, unbewacht ist, vermögen sie nicht hinüberzugelangen. Der Zugang muss aktiv und bewusst gewährt werden. So wie es bei allen Wesen der Fall ist, die in die jeweils andere Welt hinübergleiten wollen. Deswegen haben wir dich gerufen, Fianna.“
„Ich hab niemand rübergelassen“, rief Fianna aus, die ahnte, worauf Artema hinauswollte. „Und selbst wenn ich wollte, ich weiß ja gar nicht wie das geht. Eigentlich wollten wir gerade eine andere Wächterin finden, damit sie uns alles erklärt.“
„Das stimmt, das stimmt, da war ich dabei“, stimmte Twig ein, die sich nun in Artemas Geweih aufrappelte und mit beiden Händchen zu ihren Seiten am Geweih festhielt.
„Wenn nicht willentlich, so vielleicht doch mit deinem unbemerkten Zutun“, merkte Artema an.
„Den anderen Wächterinnen würde so ein Fehler nie unterlaufen, das kann also nur von dir kommen“, raunte der Zentaur.
„Vorwürfe vermögen uns nicht zu helfen, Kawal“, ermahnte ihn Artema streng. „Fianna“, setzte sie fort, „bitte erweise uns Ehre und berichte alles, was du seit deinem letzten Besuch bei uns Ungewöhnliches erlebt haben magst.“
Fianna erzählte und erzählte. Vom unheimlichen Erlebnis in Klaras Wohnung, bei der Twig geholfen hatte Klara zu retten, vom Kontakt mit den Gulps und wie sie in einem Traum ihren Bruder wiedergefunden hatte.
„Hmmmmm“, sagte Artema, als Fianna fertig war und schwieg.
„Gulps können nicht mit in die Welten gehen“, röhrte der Zentaur unvermittelt.
„Wie meinst du das?“, fragte Fianna, die nichts verstand.
„Die Bewahrer der Zwischenwelt haben nicht das Vermögen, sich länger als einen Wimpernschlag in unserer oder eurer Welt aufzuhalten“, erklärte Artema. „Sie leben in der Zwischenwelt, einer Dimension, die alles miteinander verbindet und zusammenhält. Es sind Energiewesen, die einen Aufenthalt in den Welten außerhalb ihrer nicht überstehen würden. Sollte Kontakt von Nöten sein, ist dieser nur kurz und nicht ohne Einsatz von energiereichen Quellen erreichbar. Ohne das Rückspiel von Energie würden sie sich auflösen.“
Fianna dachte an die Kontaktaufnahme über den Computer, der ja durchaus als Energiequelle bezeichnet werden konnte. Auch glaubte sie, sich an zwei, drei Situationen zu erinnern, die sie vielleicht mit den Gulps in Verbindung bringen konnte. Momente, in denen sie für einen kurzen Augenblick den Eindruck hatte, dass ihr etwas mitgeteilt werden sollte, dieser aber so blitzartig vergangen war, dass sie ihn als nur eingebildet abgetan hatte.
Dennoch passt etwas nicht.
„Aber was ist dann mit Rondor?“, fragte Fianna. Er war doch recht lange in meinem Traum.“
„Das kann kein Gulp gewesen sein“, brummte der Zentaur.
„Sah aber aus wie einer, jawohl“, grätschte Twig besserwisserisch dazwischen.
„Hast nicht zugehört, Fee?“ blaffte Kawal Twig an. Twig senkte den Kopf und zog sich beeindruckt in den hinteren Teil von Artemas Geweih zurück.
„Nun. Ich würde es wohl mit mehr Wohlwollen ausdrücken. Aber Kawal hat recht. Wenn dir Rondor im Traum begegnete und dies länger als einen Atemzug, dann vermag es kein Gulp gewesen zu sein. Ein Gulp hätte sich zudem nie erlaubt, darum zu bitten, dass du ihn mit in deine Welt geleiten sollst, noch hätte er Hilfe bei der Suche angeboten. Die Kontaktaufnahme mit Wesen der Welten ist, wie bereits erwähnt, nur unter Anstrengungen möglich und immer nur auf das Nötigste begrenzt.“
Fianna schwieg. In ihrem Kopf rumorte es. Wie in einem Film lief nochmal alles vor ihrem geistigen Auge ab. Wie sie Rondor traf, wie er sagte, dass er mitkommen wollte, dass sie ihn mit in die Wachwelt wünschte und er dann aber nirgends zu finden war. In ihrem Kopf hämmerte es und zu gerne hätte sie sich jetzt einer Ohnmacht hingegeben, um der schmerzenden Erkenntnis zu entgehen, dass sie an der Nase herumgeführt worden war.
„Ich wurde hereingelegt“, meinte sie nach einer Weile verzweifelt.
Der Zentaur sah Fianna funkelnd an. „Wusste ja, das Vorsicht geboten ist!“  
„Ich wusste wirklich von nichts“, verteidigte sich Fianna.
„Das ist uns wohl bewusst“, versuchte Artema sie zu beruhigen. „Auch Kawal weiß natürlich darum, dass keine Absicht im Raume stand, nicht wahr?“ Artema sah den Zentauren auffordernd an.
„Hmmm“, murrte dieser, mit einem leicht angedeuteten Nicken. So ganz schien er nicht zuzustimmen, wagte aber auch nicht zu widersprechen.
Artema erhob ihre Stimme. „Fianna. Wie auch immer es dazu gekommen sein mag. Die Lage ist bedrohlich. So wie ich das Geschehen zu deuten in der Lage bin, hat es ein Schatten geschafft, dich zu überlisten. In Gestalt eines Gulps hat er sich von dir in die Wachwelt entsenden lassen. Und da nun die Drachenwesen verschwunden sind, kann es sich nur um den Schatten der Vergesslichkeit handeln. Nur ihm kann es gelingen Wesen aus den Reichen zu entfernen.“
„Aber wie das???“, fragte Fianna ganz verzweifelt. Sie fühlte sich zutiefst schuldig und es zerriss sie förmlich.
„Nun, die Wesen der Traumwelt existieren nur, solange sie in den Träumen und Geschichten der Menschen vorkommen. Es muss ihm gelungen sein, dass ihr die Drachen vergessen habt. Fianna, dir sei die Pflicht auferlegt, dich zurück in deine Welt zu begeben, den Schatten aufzuspüren und aufzuhalten. Auch muss es dir gelingen, einen Weg zu finden, die Drachen wieder zum Leben zu erwecken. Nur so kann verhindert werden, dass die Welten zukünftig in Illusionen leben.“

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Saurimat
Geschlecht:männlichSchneckenpost
S

Alter: 41
Beiträge: 6
Wohnort: Mittlerer Osten


S
Beitrag28.01.2023 00:44
Re: Ein Kapitel aus dem Traumreich zum Einstand
von Saurimat
Antworten mit Zitat

Hallo Ausgefuchst,

zunächst freut es mich, dass Du den Weg hierher gefunden hast. Auch, weil sich der Auszug für mich sehr angenehm gelesen hat (kleinere Rechtschreibfehler hast Du ja selbst schon angemerkt. Abgesehen davon, bin ich eh der Falsche für Rechtschreibung und Grammatik).
Vor allem gefällt mir, dass Du keine stumpfe Beschreibung der Figuren und Umgebung herunter ratterst, sondern diese immer wieder mit den Dialogen verflechtest.

Einige kleiner Anmerkungen und Fragen habe ich dann doch:
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

... erkannte sie, dass die Lichtquelle aus tausenden kleinen leuchteten Faltern bestand. Ihre Flügel strahlten so intensiv...

Hier würde ich ein oder zwei der Adjektive streichen - am ehesten "kleinen" + "leuchten". Das sie Leuchten geht aus den vorigen Satzteil und Folgesatz schon hervor; und Schmetterlinge sind zumeist klein. wink
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

...Es klang ein wenig wie der Gesang eines Berges.  

Hier fehlt mir etwas die Vorstellung:
Meinst du hier ein sehr tiefen Gesang (Aufgrund der schieren Masse eines Berges) oder eher ein wind ähnliches Rauschen/Gesang, welcher durch Berge weht?
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

Neben dem Zentauren stand Artema und lächelte Fianna an.

Artema ist vermutlich aus einem vorigen Kapitel bekannt?
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Herbeigerufen?“ Fianna verstand nur Bahnhof. „Wo sind wir denn?“, fragte sie.

Passt für mich von der Tonalität nicht zum übrigen Text. Würde ich evtl. sogar ganz weglassen, da sich Fiannas Verwirrtheit schon durch ihre Aussage selbst ergibt.
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Wir sind in einer Drachenhöhle, wo denn sonst“, spuckte der Zentaur mit verächtlichem Ton in seiner Stimme aus. Es war ihm anzumerken, dass er über Fiannas Anwesenheit nicht erbaut war.

Würde ich hier auch weglassen - einen Tonfall verbinde ich automatisch mit einer dazu gehörenden Stimme.
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Was sind das für Quellen?“, fragte Fianna fasziniert.
„Es sind die Quellen des wahrhaftigen Wissens“, entgegnete Artema. „Gleich ob in der Wachwelt oder im Traumreich, alle Wesen neigen dazu, den Weg der Wahrheit einst zu verlassen. Es werden Tatsachen vergessen oder Erzählungen ausgeschmückt, es werden Begegnungen erfunden, die es nie gegeben hat oder die Bedeutung von Momenten umgedichtet.

Ich vermute, auf "Wachwelt" und "Traumreich" wurde in den vorige Kapiteln schon eingegangen/diese erläutert?
An dieser stelle fehlt mir jedoch die Erklärung, was die "Quellen des wahrhaftigen Wissens" nun wirklich sind:
Hier beschreibst Du lediglich, dass Geschichten selten der Wahrheit entsprechen, jedoch nicht, wie die Quellen hier hereinspielen (mutmaßlich ein "Filter" der alles Erdachte weglässt?).
Es wird zwar im folgenden Text deutlicher, nur hier endet es mir zu abrupt. Ein kurzer (Neben-)Satz wäre nicht schlecht, der die Abgrenzung (Quellen des w. W. <> Erzählungen) verdeutlicht.

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

Es sind Wesen, die zu lange mit verführerischen Neukreationen in Kontakt standen und sie schließlich zu ihrer neuen Wahrheit erhoben haben.“

Der Begriff klingt mir zu technisch. Auf Anhieb fällt mir nicht ein, wie man es etwas "poetischer" umschreiben könnte.

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Nein, dies ist es mitnichten. Es ist ein bedeutungsvoller Vorgang des Lebens. Nur durch Geschichten und Verdrehungen kann das ganze Ausmaß des Seins erfasst werden. Wichtig ist jedoch, dass die Rückbesinnung zur Wahrhaftigkeit früher oder später gelingen mag. Hierbei unterstützen die Kinder der Aletheia.“

Find ich dann ein wenig zu übertrieben/pathetisch und auch etwas widersprüchlich. Die "Verdrehung" der Wahrheit sorgt dafür, dass die Welt erst wahrgenommen werden kann? Das Gegenteil ist doch eigentlich der Fall.
Wahrhaftigkeit würde ich hier auch durch einen bodenständigeren Begriff ersetzen.

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Drachen? Was haben sie denn getan?“ Fianna wandte sich fragend Artema zu.

Ergibt sich aus dem vorigen Fragezeichen. wink

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Die Drachen sind verschwunden???“ ...
Wie eine Ohrfeige schlug die Bedeutung dessen in Fiannas Kopf ein. Konnte das wahr sein?
„ALLE Drachen???“, wiederholte Fianna ungläubig. „Ich meine, hast du nicht gesagt, es gibt tausende von Höhlen und in jeder Höhle lebt eine ganze Sippe? Ich meine, ich…, aber, dann, dann... Es sind zehntausende Drachen verschwunden???

Dafür das Fiona gerade erst von Drachen und ihrer Funktion erfahren hat, klingt mir ihre Reaktion hier etwas zu übertrieben.
Außerdem:
Terry Prattchet hat einmal geschrieben:
"Mehrere Ausrufezeichen, fuhr er fort und schüttelte den Kopf. Sicheres Zeichen für einen kranken Geist."
Das gleiche gilt in meinen Augen auch für den exzessiven Gebrauch von Fragezeichen. wink
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„So ist es. Die Drachen unserer Welt sind ausradiert. Als hätten sie nie existiert. Nichts außer den Höhlen mit ihren Quellen und den wartenden Kindern der Aletheia weisen darauf hin, dass sie einst Teil der Reiche waren“.

Bisher klang Artema eher poetisch. Etwas wie "sind ausradiert" passt da nicht ganz.
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Aber was machen wir denn dann?“ piepste es plötzlich aus Fiannas Tasche.
...
„Das ist ja ganz furchterschrecklich“, jammerte Twig, der gar nicht auf ihre Frage einging. „Wie sollen die Wesen denn dann wieder zur Wahrheit finden?“
...
„Wir sind verloren, wir sind verloren“, heulte Twig ohne Unterlass.

Auch hier kommt mir die Reaktion etwas übertrieben vor. Oder weiß man aus vorigen Kapiteln, das Twig/die Fee weit tiefer in der magischen Welt verwurzelt ist?

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Höre. Mein Reich ist nur eines von vielen in der Traumwelt. In einem Teil leben dunkle Schatten und fristen ihr trauriges Dasein.“
„Ha, da gehören sie auch hin“, muckte nun Twig auf.

"muckte" passt nicht ganz zum übrigen Ton (eher "spottete Twig" oder "gab Twig höhnisch von sich" oder...).
Dazu hat Artema auch nur gesagt, dass die Schatten in einem Teil ihrer Welt Leben - nicht, dass dies ein schrecklicher/abgesonderter Ort sei. Dies würde ich daher noch genauer beschreiben, andernfalls passt die Reaktion der Fee nicht.

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Das stimmt, das stimmt, da war ich dabei“, stimmte Twig ein, die sich nun in Artemas Geweih aufrappelte und mit beiden Händchen zu ihren Seiten am Geweih festhielt.

Bisher dachte ich, Twig sei männlich?

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:


„Vorwürfe vermögen uns nicht zu helfen, Kawal“, ermahnte ihn Artema streng. „Fianna“, setzte sie fort, „bitte erweise uns Ehre und berichte alles, was du seit deinem letzten Besuch bei uns Ungewöhnliches erlebt haben magst.“

Würde ich weglassen, klingt selbst für Artema etwas zu hoch-tragend.

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

Fianna dachte an die Kontaktaufnahme über den Computer, der ja durchaus als Energiequelle bezeichnet werden konnte.
Auch glaubte sie, sich an zwei, drei Situationen zu erinnern, die sie vielleicht mit den Gulps in Verbindung bringen konnte. Momente, in denen sie für einen kurzen Augenblick den Eindruck hatte, dass ihr etwas mitgeteilt werden sollte, dieser aber so blitzartig vergangen war, dass sie ihn als nur eingebildet abgetan hatte.
Dennoch passte etwas nicht.

Zunächst ist von mehreren "Momenten" die rede, in den Nebensätzen dann jedoch nur die Einzahl verwendet. Zwar ist es nur ein "Eindruck", für mich ergibt sich jedoch für jeden "Moment" ein Eindruck.
Wobei ich den ganzen Satz entschlacken würde, da ich ihn erst nach dem zweiten mal, verstanden habe.
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

Dennoch passte etwas nicht.
„Aber was ist dann mit Rondor?“, fragte Fianna. Er war doch recht lange in meinem Traum.“
„Das kann kein Gulp gewesen sein“, brummte der Zentaur.
„Sah aber aus wie einer, jawohl“, grätschte Twig besserwisserisch dazwischen.
Hast du nicht zugehört, Fee?“ blaffte Kawal Twig an.

Klingt etwas holprig (selbst für Kawal). Hier würde ich zumindest ein "du" ergänzen, damit es etwas "flüssiger" klingt.
ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Nun. Ich würde es wohl mit mehr Wohlwollen ausdrücken. Aber Kawal hat recht. Wenn dir Rondor im Traum begegnete und dies länger als einen Atemzug, dann vermag es kein Gulp gewesen zu sein. Ein Gulp hätte sich zudem nie erlaubt, darum zu bitten, dass du ihn mit in deine Welt geleiten sollst, noch hätte er Hilfe bei der Suche angeboten. Die Kontaktaufnahme mit Wesen der Welten ist, wie bereits erwähnt, nur unter Anstrengungen möglich und immer nur auf das Nötigste begrenzt.“

Würde ich weglassen (auch wenn dies zuvor schon erklärt wurde).

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:

„Aber wie das???“, fragte Fianna ganz verzweifelt. Sie fühlte sich zutiefst schuldig und es zerriss sie förmlich.
„Nun, die Wesen der Traumwelt existieren nur, solange sie in den Träumen und Geschichten der Menschen vorkommen. Es muss ihm gelungen sein, dass ihr die Drachen vergessen habt. Fianna, dir sei die Pflicht auferlegt, dich zurück in deine Welt zu begeben, den Schatten aufzuspüren und aufzuhalten. Auch muss es dir gelingen, einen Weg zu finden, die Drachen wieder zum Leben zu erwecken. Nur so kann verhindert werden, dass die Welten zukünftig in Illusionen leben.


Hiermit habe ich dann doch ein paar Probleme:
Die verschwundenen Drachen sind eine gewaltige Katastrophe. Nur wird nun eine völlig unerfahrene Wächterin damit beauftragt, diese Katastrophe quasi im Alleingang (nur mit ihrem Sidekick Twig) zu lösen? Wo sie wenige Minuten zuvor nicht einmal wusste, dass Drachen oder Schatten überhaupt existieren oder warum die Drachen verschwunden sind? Zumindest Kawal würde an dieser Stelle sicherlich Einspruch erheben und womöglich selbst mitkommen/helfen wollen.
Dazu kommt, dass (wie erwähnt) Fianna bisher (zumindest nach diesem Kapitel) nichts von den Drachen wusste, ihr jedoch sofort, ohne jedweder Erklärung klar war, was Drachen sind. Hier wird jedoch wiederum beschrieben, dass "ihr die Drachen vergessen habt" - also auch ihre Erinnerung über die Flugechsen ausgelöscht sein dürften. Oder haben Wächter hier eine Sonderstellung? Nur dann wären die Drachen zumindest bei den menschlichen Wächtern in Erinnerung und damit nicht ausgelöscht. Daher würde ich dies etwas entschärfen. Evtl. etwas in Richtung der Unendlichen Geschichte (bei der die Menschen mehr und mehr ihre Fantasie verlieren, jedoch nicht sofort alle, komplett).


Abgesehen davon, gefiel mir dieser Auszug sehr gut. Wenn der Rest des Buches genau so weitergeht/anfängt, würde ich definitiv zugreifen!
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Miné
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Beitrag28.01.2023 10:11
Re: Ein Kapitel aus dem Traumreich zum Einstand
von Miné
Antworten mit Zitat

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:


Fianna musste eingeschlafen sein. Sie erwachte in einer gigantischen Höhle des Traumreiches. Nasswarme Luft schlug ihr entgegen, als sie sich umsah. Das liest sich irgendwie ein bisschen abgehakt.

Die Wände der Höhle glitzerten in allen Farben. Sie bestanden zum Teil aus kargem Gestein, das immer wieder von Ansammlungen bunter Edelsteine unterbrochen wurde. Diese reflektierten das regenbogenfarbene Licht, dass sich an der Höhlendecke sammelte. Too much Beschreibung und ist auch wieder ein bisschen abgehakt. Erinnert mich irgendwie an eine Gebrauchsanleitung.

Als Fianna genauer hinsah, erkannte sie, dass die Lichtquelle aus tausenden kleinen leuchteten Faltern bestand. Du überreizt gerne. Drei Adjektive direkt hintereinander ist meiner Meinung nach ein bisschen viel des Guten.  

Ihre Flügel strahlen so intensiv, dass sie die Augen ein wenig zusammenkneifen musste, um genau hinsehen zu können. Und noch mehr Beschreibung. Manche der Falter saßen auf grünen Ranken, die sich vom Boden gerade in die Höhe streckten, doch die meisten flogen im Schwarm ihre Bahn. Ein fester Rhythmus trug die kleinen Wesen und wurde von unbekannten Melodien begleitet, die Fianna nur schwer einordnen konnte. Es klang ein wenig wie der Gesang eines Berges.
Sorry, aber trotz, dass Du so viel beschreibst, kann ich mir das kaum vorstellen. Und wie kann ein Berg singen?

„Es spricht für dich, dass du so schnell gehorchst“, raunte es plötzlich hinter ihr. Der Dialog klingt ein bisschen steif.
Sie drehte sich verwundert um und blickte dem grimmig dreinschauenden Zentauren direkt ins Gesicht. Klingt etwas umständlich.
Mit einem gehörigen Schreck stolperte sie einen Schritt nach hinten. Du drückst Dich teilweise echt altbacken und umständlich aus.

Neben dem Zentauren stand Artema und lächelte Fianna an.
„Äh, wie ge…, gehorchen?“, stotterte Fianna noch immer unter Schock. Wieso Schock? Ist doch gar nichts passiert, oder?

Die mystische Höhle war so faszinierend, dass sie übersehen hatte, dass sie nicht allein war. Und der Ausdruck in den Augen des Zentauren trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Kein Grund unter Schock zu stehen, oder?
„Was er meint ist, dass wir dich herbeigerufen haben“, sagte Artema. Sie neigte zur Begrüßung ihr leuchtendes Geweih. Es hatte sich ganz an die Umgebung angepasst und wurde vom selben regenbogenfarbenen Licht durchströmt, wie es die Falter über ihnen ausstrahlten. Wie Blutlinien wurde das steinern wirkende Geflecht auf ihrem Kopf durchzogen. Die Ausläufer waren mit kleinen bunten Edelsteinen besetzt. Ist mir wieder zu viel Beschreibung. Meiner Meinung nach wäre es besser, wenn du den Fokus mehr auf die Handlung hättest.


Den Anfang finde ich ehrlich gesagt etwas lahm, dein Schreibstil oft umständlich, die Reaktion der Personen teils überzogen und die Dialoge hölzern. Klingt sehr abschreckend, aber im gesamten fand ich es ganz okay. Steckt halt noch viel Arbeit drin.

Das Hauptproblem sehe ich darin, dass Du zu viel beschreibst, zu wenig die Handlung vorantreibst und zu wenig Gefühle und Emotionen aufkommen lässt. Ich bin mit der Artema gar nicht warm geworden. Ganz im Gegenteil, die macht einen sehr dümmlichen und ängstlichen Eindruck auf mich. Schlimmer als jedes kleine Mädchen Mr. Green Weil ich eben ihre Reaktionen überhaupt nicht nachvollziehen kann, geschweige denn mit ihr mitfiebere.

Versuch mal wirklich ihre Emotionen rüber zu bringen. Was will sie wirklich, wer ist sie wirklich? Die starke Heldin oder die blöde Kuh, die immer nur Mist baut? Dementsprechend sollte sie immer passend reagieren, auftreten ... Das muss später einfach ein passendes Bild ergeben. Du erzählst zwar, dass sie unter Schock steht, verwundert ist, aber lass den Leser das spüren, anstatt ihm das zu erzählen.

Stell Dir vor, Du hättest sechs Richtige im Lotto. Wie würdest Du reagieren?

Du stolperst, blickst dich verwundert um und stehst unter Schock?
Wenn, wäre das total passiv erzählt und ich glaube auch nicht, dass du so reagieren würdest.
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dürüm
Wolf im Negligé

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Beiträge: 966
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Vorlesbar I


Beitrag29.01.2023 13:41

von dürüm
Antworten mit Zitat

Hallo Petra,

darf ich als erstes fragen, für welche Altersgruppe diese Geschichte gedacht ist?

Zu Beginn des Ausschnitts, den Du eingestellt hast, klingt es so ein bisschen wie eine Geschichte für 6-10-Jährige, mit all den Schmetterlingen, und Edelsteinen und Glitzer hier und Funkel da.
Später klingt es dann eher so wie 12-15-Jährige.
Am positivsten fand ich den muffigen Zentauren, der bringt Spannung in diese glitzer-funkel-Märchenwelt. An "Urban Fantasy" hätte ich zu Beginn noch nicht gedacht.

Manchmal hast Du noch zu viel Tell statt Show.
zum Beispiel hier:
Zitat:
„Wahnsinn. Kapierst ja schnell“, brummte Kawal mit ironischem Klang.


Das "mit ironischem Klang" ist Tell. Wenn Du ein anderes Verb nehmen würde, wäre es Show. Zum Beispiel:

"Wahnsinn. Du kapierst echt schnell", ätzte Kawal.

Gerade der Einsatz von spezifischen kommunikativen Verben erleichtert einem das Vermeiden von Nebensätzen wie oben.

Gruß
Kerem


_________________
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(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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Medea
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M


Beiträge: 6



M
Beitrag03.02.2023 18:12

von Medea
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Hallo ausgefuchst,

mir gefällt das Thema und die Welt, die du erschaffen hast. Du triffst auch für meinen Geschmack das richtige Maß zwischen Umgebungsbeschreibung und Handlung. Einzig bei Artema hätte ich mir noch eine genauere Beschreibung gewünscht, wie sie aussieht und auf Fianna wirkt (ihre Wortwahl und das Geweih lassen auf eine eher erhabene und weise Figur schließen), aber womöglich ist das ja bereits in vorherigen Kapiteln schon passiert?
Mir geht es allerdings auch so, dass ich zu wenig über Fiannas Innenleben erfahre. Du beschreibst ihre Reaktionen, aber wir erfahren wenig über ihre Gedanken und Gefühle. Und mir ist der logische Knick auch aufgefallen, dass die Drachen vergessen wurden, Fianna sich aber doch eine Vorstellung davon zu haben scheint.

An sich aber eine Geschichte mit vielen Details, die du dir für die Traumwelt ausgedacht hast, und Potenzial, wie ich finde.

Gruß,
Medea
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ausgefuchst
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 52
Wohnort: Niederbayern


Beitrag11.02.2023 12:44

von ausgefuchst
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallöle an Euch alle,
danke für die Rückmeldungen. Da sind einige Anregungen dabei, die mir sehr helfen.
Auf ein paar Fragen mag ich eingehen. Artema ist bereits aus vorherigen Kapitel bekannt, man weiß also, wie sie aussieht und was ihre Aufgabe ist.
Twig ist weder männlich, noch weiblich. Die Fee ändert ihr Aussehen ständig, ist aber aus vorherigen Kapitel bekannt.
Fiannas Innenleben hatte ich in vorherigen Kapiteln besser beschrieben, das finde ich einen guten Hinweis und werde ich nochmal überarbeiten.

Das Drachendilemma wink Die müssen schon komplett verschwinden, ist wichtig für die Geschichte. Aber ich habe beim Überarbeiten nochmal herausgestellt, dass Fianna sich sehr wohl an Drachen erinnern kann, da sie ja eine besondere Funktion hat, sie ist eine Weltenwächterin. Das ist bereits bekannt, aber damit keine Verwirrung aufkommt, werde ich das nochmal deutlich machen.

Besteht Interesse, dass ich den überarbeiteten Text einstelle?
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Saurimat
Geschlecht:männlichSchneckenpost
S

Alter: 41
Beiträge: 6
Wohnort: Mittlerer Osten


S
Beitrag12.02.2023 16:03

von Saurimat
Antworten mit Zitat

ausgefuchst hat Folgendes geschrieben:
Hallöle an Euch alle,
danke für die Rückmeldungen. Da sind einige Anregungen dabei, die mir sehr helfen.
Auf ein paar Fragen mag ich eingehen. Artema ist bereits aus vorherigen Kapitel bekannt, man weiß also, wie sie aussieht und was ihre Aufgabe ist.
Twig ist weder männlich, noch weiblich. Die Fee ändert ihr Aussehen ständig, ist aber aus vorherigen Kapitel bekannt.
Fiannas Innenleben hatte ich in vorherigen Kapiteln besser beschrieben, das finde ich einen guten Hinweis und werde ich nochmal überarbeiten.

Das Drachendilemma wink Die müssen schon komplett verschwinden, ist wichtig für die Geschichte. Aber ich habe beim Überarbeiten nochmal herausgestellt, dass Fianna sich sehr wohl an Drachen erinnern kann, da sie ja eine besondere Funktion hat, sie ist eine Weltenwächterin. Das ist bereits bekannt, aber damit keine Verwirrung aufkommt, werde ich das nochmal deutlich machen.

Besteht Interesse, dass ich den überarbeiteten Text einstelle?


Hallo ausgefuchst,

ich dachte mir auch schon, dass viele der Punkte/Fragen hier schon durch die vorigen Kapitel bekannt sind.

Natürlich wäre es schon zu sehen, wie Dein Text sich weiterentwickelt hat. smile


Gruß
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