Hinterm Fluss

[Hera Klit]

Ein alter Kran steht nebenan,
auf seinem Schild prangt Altona.
Die rostigen Sandsilos
zerfallen Jahr um Jahr.
Ich bin wieder da,
und der Fluss ist breit wie eh.
Als Kind schienen mir die Flussberge groß
und dort drüben lockte das Wunderbare.
Manchmal nahmen wir die Fähre,
wenn Vater in Freizeitstimmung war.
Selten genug.
Dort gab es Wein, gereift an jenen Hängen
und auf dem Heimweg
schlief Vater, Mutter musste fahren.
Zuhause randalierte er dann,
wir Kinder halfen ihn zu bändigen.
Ein hoher Preis für ein kleines Flussabenteuer.
Wir wussten, es würde sehr
lange dauern, bis wir wieder
Fähre fahren würden.
Weil wir so wenig von dem Drüben erhascht
hatten, blieb es unser gelobtes Land.
Obwohl ich es heute besser weiß,
fühle ich immer noch,
hinter dem Fluss,
ist die Welt zu Ende.


https://youtu.be/VJ0ChqlhDhA

[Günter Wendt]

Schön!

Was mich wundert ist, dass es auf deine Werke zu wenig Reaktionen gibt.
So ähnlich ging es mir als Bremerhavener. Die Weser war unsere Grenze. Die andere Seite unerreichbar, wenn die Fähre mal ausfiel.
Gut, es gab die Möglichkeit über Bremen runter und dann drüben wieder hoch.
Jetzt gibt’s südlich von Bremerhaven einen Tunnel. Aber die Fähre fährt immer noch. Seltener. Wer will schon „nach drüben“!

[Hera Klit]

Vielen Dank, lieber Günter.


Liebe Grüße
Hera

[Günter Wendt]

Dafürnich … wie man bei uns so sagt.

[niko]

Hallo!

Der Text gefällt mir sehr. Allerdings hat er ein Gefälle für mich.
Der Anfang fesselt mich und den finde ich saustark. Ein besonderer Höhepunkt ist da das Wort "Flussberge". Ein wunderbares Wort.
Kurze Zeit später verliert der Text für mich an Magie. Ich denke, weil ab da das allgemein - lyrische einer vermeindlich privaten Beschreibung zu sehr weicht. Was ich sehr schade finde. Mehr Stil des Anfangs hätte mir im weiteren Verlauf besser gefallen.

Dennoch sehr gern gelesen und es ist bereichernd!

Herzliche Grüße von Niko

[Hera Klit]

Vielen Dank, lieber Niko.

Gerade die Kombination aus Impressionismus
und Psychologie gefällt mir selbst gut.

Liebe Grüße
Hera

[Berni]

Mir gefällt der Text. Und ich finde nicht, dass er in der zweiten Hälfte nachlässt. Der Text lebt in meinen Augen davon, dass er zwei-  oder gar dreigeteilt ist. Zunächst Rückkehr an eine Ort aus der Kindheit und Erinnerung an damals, die kindliche Freude an den Ausflügen. Dann, nachdem der Vater den Wein in reichlichen Mengen genossen zu haben scheint, kommt das böse Ende des Ausflugs, der eher nüchtern beschrieben wird, einschl. der Gewalttätigkeit des Vaters, was leider in Familien immer wieder vorkommt.  Und, wenn man so will, kommt am Ende die Einschätzung des Prot, aus der Gegenwart betrachtet.

So kommt der Text zumindest bei mir an, und so gefällt er mir.

Den Link zu YouTube hätte ich nicht gebraucht, da bin ich raus.

LG
Berni