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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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25.12.2022 18:56 Bitte um Feedback von Günter Wendt
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Folgendes ist Teil eines Buches an dem ich gerade arbeite.
Es geht mir ob der Stil ankommt, OK ist …
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Ich setze mich. Das muss erst mal verdaut werden. Ich und Betriebssportgruppe. Meine Güte! Frustriert klicke ich mich durch meine internen Mails, ohne sie zu lesen. Wie war das? Sportgruppe, purzelnde Pfunde, 80% regelmäßige Beteiligung in den nächsten drei Monaten? Soll ich jetzt Purzelbäume einüben?
In diesem Moment kommt eine Vertreterin der purzelnden Pfunde vorbei. Baut sich vor mir auf und holt Luft, dass ich mich frage, ob fliegende Blusenknöpfe schwere Verletzungen hervorrufen können. Ich sehe in ihre blauen Augen und muss mich zwingen nicht auf die blähende Bluse zu starren. »Hey«, flötet sie mich an und legt mir einen Stoß Papier auf den Tisch. »Kannste mal gucken ob das so in Ordnung ist?« Dankbar für diese Ablenkung beuge ich mich über das erste Blatt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sie stehen geblieben ist und Kaugummiblasen platzen lässt. Rosa Blasen. Ich zwinge mich nicht mehr an Stöße und Blasen zu denken. Aha. Da war ein Fehler. Dass Frauen es niemals kapieren! Ich nehme den neongrünen Marker und fuhrwerke wie ein Künstler durch den Text. Blatt für Blatt nehme ich mir vor. Während ich mich konzentriere, sieht sie sich gelangweilt im Großraumbüro um und lässt Blasen platzen.
Dann platzt mir mein Kragen! Ich nehme die Blätter und halte sie ihr entgegen. »Pass mal auf Sabine. Am besten du schreibst es noch einmal. Alles. Nimm dir einen Duden und vergiss die Rechtschreibprüfung von Word. Die ist was für die Tonne.« Ihre Augen werden größer. Eine letzte Blase zerplatzt und hängt wie ein gebrauchter Überzieher, rosa und schlaff, an ihrem Kinn. »Äh – wie jetzt …«, stammelt sie. »ALLES noch mal?«
»Ja ALLES.«
»Mann ey, das dauert ja Stunden!« Ein weinerlicher Unterton am Ende des Satzes.
»Ein wenig mehr Mühe hat noch nie geschadet.« Ich falte meine Hände auf der Tischplatte und sehe sie wie ein Fernsehpfarrer an, der seinen Zuschauern beim Wort zum Sonntag die Lage der Armen in der Welt erklärt. Bedauerlich, aber, ich hebe die Hände wie zum Segen, da müssen wir halt durch.
Gegen Mittag wache ich auf und gähne herzhaft, lasse einen fahren und schlendere zur Kaffeemaschine. Wieder mal kein Kaffee da! Jedes Mal dasselbe! Ich lasse einen Seufzer los. Kollege Breithauer steht hinter mir und ruft mir zu: »Na! Kollege! Viel zu tun?« Er macht sich am Kühlschrank zu schaffen. Kramt darin herum. Währenddessen sehe ich seinen fetten Arsch. »Sag mal«, sage ich vorsichtig, »wie viel wiegst du eigentlich?«
»Och, so um die 90 Kilo«, trällert er gutgelaunt aus den Tiefen des Schrankes. »Warum?«
Das ist sicher gelogen, denn so wie sich sein Hemd am Bauch spannt, sind es mindestens so um die 100.
»Bock auf Abnehmen?«
Ganz vorsichtig und beiläufig stelle ich die Frage in den Raum. Wie ein zartes Kartenhaus steht sie dort. Er dreht sich um und lässt mit einem undeutlichen »Nö« das zarte Teil zusammenstürzen. Während er sein kaltes Kotelett in sich hineinstopft und die letzte Karte des Hauses zu Boden purzelt, setze ich zum Angriff an.
»Täte dir aber ganz gut. In deinem Alter. Zucker, Übergewicht, Fettleibigkeit, Infarkt und Tod.«
Schmatzend sieht er mich an und nuschelt ein »duhastesgeradenötig«.
Ich seufze wieder. »Eine rauchen?«, und mache mit dem Kopf eine Bewegung zur Raucherecke auf dem Balkon. »Jepp«, kommt es fetttriefend aus einem mit Paniermehr gesprenkeltem Mund. »Man gönnt sich ja sonst nix«, und lässt einen Rülpser los, dass meine Haare im Wind flattern.
Als wir draußen stehen und schweigend im Gespräch vertieft sind und uns die Lungen asphaltieren, wage ich einen Versuch.
»Ja nee, mal im Ernst mit dem Abnehmen und so. Ich soll eine Sportgruppe aufstellen. Der Chef will, dass wir alle abnehmen. Er meint, wir sind zu fett.«
»Geht dem Arsch doch gar nichts an«, paff, paff.
»Kann sein, aber wenn es nicht klappt, bin ich im Arsch.«
»Soll’n wir etwa so richtig Sport treiben?«, paff, paff.
»So in der Art.«
»Wir sind zu fett?«, paff, paff.
»Jepp.« Ich schnippe die Kippe über das Balkongeländer.
»Und?« Er zündet sich eine neue Zigarette an.
»Ich dachte da an etwas Leichtes, Einfaches.«
»Leicht. Einfach.« Er nickt.
»Federball vielleicht, oder was für Männer. Zum Beispiel Bowlen oder Kegeln.«
»Ja.« Paff, paff. »Ich mach dann mal einen Aushang.«
»Ja tu das.« Ich gehe wieder in die Teeküche und lasse den Fettwanst alleine. Nun bin ich sicher, dass es noch Jahre dauern wird, bis wir eine Betriebssportgruppe haben. Am Schreibtisch zurück tippe ich eine Nachricht an den Chef, dass ich Die Sache an den Kollegen Breithauer delegiert habe. Ich sehe auf die Uhr. Drei Uhr durch.
12Wie es weitergeht »
Weitere Werke von Günter Wendt:
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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25.12.2022 20:41
von BlueNote
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Mein Feedback:
Für mich ist dein Protagonist so widerlich, dass ich Probleme habe, das nicht auf den ganzen Text zu übertragen. Ich habe den Eindruck, dass du ein geübter Schreiber bist, aber dieser Text hat so gar nichts von literarischem Tiefsinn, den ich von einem schriftstellerischen Werk erwarten würde. Die Sprache ist reichlich auf witzig getrimmt. Die Sätze sind oft sehr kurz, gewollt locker (einige Fehler sind mir noch aufgefallen). Das mit dem Kondom, dem Furzen, dem ständigen Blasen ist schon knapp an der Schmerzgrenze. Dann solche Satzkonstrukte: und lässt Blasen platzen./Dann platzt mir mein Kragen! Ist das Absicht (weil es irgendwie witzig sein soll) oder ein Versehen?
Na ja, das Thema wäre schon ganz gut, aber vielleicht nicht mit ganz so viel Herablassung geschrieben. Du kannst dich mal fragen, warum man sich das als Leser überhaupt zumuten soll.
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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25.12.2022 21:10
von Günter Wendt
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Mein Feedback:
Für mich ist dein Protagonist so widerlich, dass ich Probleme habe, das nicht auf den ganzen Text zu übertragen. Ich habe den Eindruck, dass du ein geübter Schreiber bist, aber dieser Text hat so gar nichts von literarischem Tiefsinn, den ich von einem schriftstellerischen Werk erwarten würde. Die Sprache ist reichlich auf witzig getrimmt. Die Sätze sind oft sehr kurz, gewollt locker (einige Fehler sind mir noch aufgefallen). Das mit dem Kondom, dem Furzen, dem ständigen Blasen ist schon knapp an der Schmerzgrenze. Dann solche Satzkonstrukte: und lässt Blasen platzen./Dann platzt mir mein Kragen! Ist das Absicht (weil es irgendwie witzig sein soll) oder ein Versehen?
Na ja, das Thema wäre schon ganz gut, aber vielleicht nicht mit ganz so viel Herablassung geschrieben. Du kannst dich mal fragen, warum man sich das als Leser überhaupt zumuten soll. |
Zunächst Danke für das ehrliche Feedback.
Dieser Stil ist beabsichtigt, weil diese Person ein überheblicher Fatzke ist. Also habe ich diesen Stil ganz gut rübergebracht. Kotzbrocken „at it‘s best“ sozusagen. Unsympathisch. Deine Reaktion, bzw. diese Reaktion war komplett Absicht.
Natürlich geht’s nicht auf 300 Seiten so weiter.
Es ging mir hauptsächlich darum, wie es beim Leser ankommt, welche Gefühle dadurch beim Leser initiiert werden.
Demnach habe ich das gut getroffen.
Danke!
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HansGlogger Klammeraffe
H Alter: 65 Beiträge: 605 Wohnort: Bayern
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H 25.12.2022 22:29
von HansGlogger
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Ich finde den Text lustig und den Prota gar nicht so widerlich. Es sind noch Grammatikfehler im Text:
Ich sehe in ihre blauen Augen und muss mich zwingen KOMMA nicht auf die blähende Bluse zu starren.
»Geht dem DEN Arsch doch gar nichts an«, paff, paff.
Gruß Hans
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Murnockerl Eselsohr
M
Beiträge: 332
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M 26.12.2022 06:53
von Murnockerl
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Hallo! Mir geht es ähnlich wie BlueNote. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich deine Zielgruppe bin.
An sich ist der Text flüssig geschrieben, man merkt, dass du Übung hast und - vermute ich - weißt, was und warum du es tust.
Der plumpe, überhebliche, stellenweise richtig verachtende Tonfall gefällt mir nicht. Der Protagonist ist mir unsympathisch. Auch wenn ich wüsste, dass er sich im Laufe des Romans verändert, würde ich mir an dieser Stelle überlegen, weiterzulesen.
Wenn du das ändern möchtest (wie gesagt, möglicherweise bin ich auch nicht deine Zielgruppe), aber deinen Protagonist so belassen, könntest du überlegen, die Perspektive zu ändern, denn in der Ich-Form klebt man gar zu heftig an ihm dran und ist gezwungen, alles ausschließlich durch seine Augen zu erleben, was für mich vermutlich über längere Abschnitte abschreckend wäre. Oder du schwächst die Darstellung ab, lässt ihn einen Hauch reflektierter sein oder gibst ihm zumindest eine sympathische Seite, die es mir leichter macht, mich für ihn und seine Probleme zu interessieren.
Das ist, wie gesagt, nur meine Meinung. Ich weiß, dass es erfolgreiche Romane gibt, die in einem solchen oder ähnlichen Stil verfasst sind, insofern kommt es natürlich hauptsächlich drauf an, für welches Publikum du schreibst.
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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26.12.2022 08:19
von Günter Wendt
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HansGlogger hat Folgendes geschrieben: | Ich finde den Text lustig und den Prota gar nicht so widerlich. Es sind noch Grammatikfehler im Text:
Ich sehe in ihre blauen Augen und muss mich zwingen KOMMA nicht auf die blähende Bluse zu starren.
»Geht dem DEN Arsch doch gar nichts an«, paff, paff.
Gruß Hans |
Oh. Komma und dem. 😩
Danke!
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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26.12.2022 08:21
von Günter Wendt
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Murnockerl hat Folgendes geschrieben: | Hallo! Mir geht es ähnlich wie BlueNote. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich deine Zielgruppe bin.
An sich ist der Text flüssig geschrieben, man merkt, dass du Übung hast und - vermute ich - weißt, was und warum du es tust.
Der plumpe, überhebliche, stellenweise richtig verachtende Tonfall gefällt mir nicht. Der Protagonist ist mir unsympathisch. Auch wenn ich wüsste, dass er sich im Laufe des Romans verändert, würde ich mir an dieser Stelle überlegen, weiterzulesen.
Wenn du das ändern möchtest (wie gesagt, möglicherweise bin ich auch nicht deine Zielgruppe), aber deinen Protagonist so belassen, könntest du überlegen, die Perspektive zu ändern, denn in der Ich-Form klebt man gar zu heftig an ihm dran und ist gezwungen, alles ausschließlich durch seine Augen zu erleben, was für mich vermutlich über längere Abschnitte abschreckend wäre. Oder du schwächst die Darstellung ab, lässt ihn einen Hauch reflektierter sein oder gibst ihm zumindest eine sympathische Seite, die es mir leichter macht, mich für ihn und seine Probleme zu interessieren.
Das ist, wie gesagt, nur meine Meinung. Ich weiß, dass es erfolgreiche Romane gibt, die in einem solchen oder ähnlichen Stil verfasst sind, insofern kommt es natürlich hauptsächlich drauf an, für welches Publikum du schreibst. |
Wie oben bereits geschrieben: es war meine Absicht, den Typen so darzustellen. Wenn er dir unsympathisch ist, habe ich die Mission erfüllt. 😏
Eine bestimmte Zielgruppe habe ich momentan nicht.
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Dyrnberg Klammeraffe
Beiträge: 562 Wohnort: Wien
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26.12.2022 08:49
von Dyrnberg
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Stromberg- bzw. "The Office"-Atmosphäre: Unsympathler im Büro. Flapsige Dialoge. Liest sich leicht und unterhaltsam weg.
Mit eben dem Problem: Viele Leser mögen keine Unsympathler. Nicht mal dann, wenn sie unterhaltsam sind und im Laufe der Geschichte geläutert werden. Aber diese Leser sind wohl nicht die Zielgruppe.
Zwei Dinge sind mir zu viel Klischee: (1) Die Sache mit dem Kaugummi. (2) "Schreib alles nochmal." "Das dauert ja Stunden." Was bedeutet "alles" in diesem Kontext? Das kann ich mir nicht vorstellen, daher wirkt es wie eine undurchdachte Übertreibung. Vielleicht aber bin ich auch zu fantasielos. Welchen seitenlangen Text muss jemand im Beruf schreiben? Ein wissenschaftliches Paper wird es im Fall von Sabine nicht sein. Ein Überarbeiten auf Rechtschreibfehler ist eben ein Korrektorat. Da würde man nicht "alles" neu schreiben müssen.
_________________ Ein Roadtrip durch die Philosophie: "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" (Roman) |
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Murnockerl Eselsohr
M
Beiträge: 332
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 884
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26.12.2022 10:21
von Babella
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Man kann jemanden auch als unsympathisch darstellen, ohne dass ständig gerülpst und gefurzt wird. Das ist derart dick aufgetragen, da bin ich raus. Ich hätte keine Lust, weiterzulesen.
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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26.12.2022 11:44
von anuphti
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Hallo Günter,
Paniermehl statt Paniermehr.
Und ganz zum Schluss "die Sache", statt "Die Sache".
Mir geht es wie Babella.
Ich würde nicht weiterlesen wollen.
Ich habe keine Probleme mit unsympathischen Figuren, aber als Prota einer Geschichte möchte ich ihn sicher nicht. Und schon gar nicht in der Ich-Perspektive.
Sämtliche Eigenschaften, die ihn unsympathisch machen sollen, sind Klischees.
Er ist sexistisch, faul, arbeitsscheu, fat-phobisch, Raucher, fehlt nur noch der Alkohol.
Da ist nichts Originelles dabei. Nichts ist auch nur angedeutet ambivalent. Holzhammer.
Kein Humor.
Und somit kein Anreiz für mich weiterzulesen.
Auch die verwendeten Verben der Kommunikation, wie "flöten", "rufen" und "trällern" wirken deplatziert im Büro.
Das paff, paff klingt eher nach Jugendlichen, die das erste Mal rauchen, als nach den Kettenrauchern, die Du versuchst darzustellen.
Begriffe wie "vorsichtig (wiederholt), beiläufig und zart" im Zusammenhang mit diesem groben Klotz wirken unstimmig.
Insgesamt:
Ich merke die Absicht und bin raus. Und Du verlierst mich als Leser.
Liebe Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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26.12.2022 18:23
von Günter Wendt
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@anuphti
Alkohol! Danke für den Tipp. Ja, mit Alkohol hat er auch Probleme und außerdem wirft er sich, bedingt durch sein psychisches Leiden (ADS) ein.
Nein, er ist NICHT der PROTAgonist, sondern der ANTAgonist.
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2837
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R 26.12.2022 18:32
von Rübenach
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Entschuldige, aber was für eine Flachpfeife muss der Protagonist sein, damit die Auseinandersetzung mit diesem Antagonisten auch nur einigermaßen spannend ist?
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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F.J.G. Bitte keinen Weichspüler verwenden
Alter: 33 Beiträge: 1948 Wohnort: Wurde erfragt
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26.12.2022 18:51
von F.J.G.
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Fröhliche Weihnachten, Günter!
Ich habe mir deinen Text jetzt auch mal zu Gemüte geführt.
Mein Problem damit ist nicht nur die Antipathie zum Protagonisten. (Auch wenn du aus ihm blitzschnell einen Antagonisten machen willst.)
Protas und Antas sind fest gefügte Charakterrollen in einem belletristischen Text. Einen asozialen Prota kann ich mir nicht vorstellen, aber noch weniger kann ich mir vorstellen, dass man das irgendwie zu legalisieren versucht und ihn schnell auf das Anta-Ticket umbucht. Wer wäre denn dann der Prota? Die Kollegin mit dem Aktenstapel? Kann ich mir kaum vorstellen. Ich hoffe doch sehr, dass der Prota nicht „erst noch kommt“, das würde alles nur noch schlimmer machen.
Kannst du dir eine Verfilmung von Titanic mit Leonardo diCaprio in der Rolle des Arschloch und Kate Winslet als Zimmzicke vorstellen? Glaub ich kaum.
Ein gutes belletristisches Werk handelt immer von der wichtigsten, aufregendsten, entscheidendsten Zeit im Leben des Prota. Dein Text jedoch lässt das vermissen, sodass er nur noch weicher gespült erscheint als eine Szene aus Rote Rosen oder irgendeiner anderen Seifenoper.
Leider bringen mich auch die Wortspiele nicht zum Lachen. Außer vielleicht dieses unabsichtliche Malheur:
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben: | Ja, mit Alkohol hat er auch Probleme und außerdem wirft er sich, bedingt durch sein psychisches Leiden (ADS) ein. |
Erinnert mich an ein Schild in der Uni:
Kein Essen und Trinken im Hörsaal zu unterlassen.
Nichts für ungut, Günter. Ich wünsche dir noch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch.
Der Kojote
_________________ Ab sofort erhältlich: Achtung Ungarn! Ein humorvolles Benutzerhandbuch |
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Canyamel Eselsohr
Beiträge: 349 Wohnort: Saargemünd
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26.12.2022 19:31
von Canyamel
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Den Einstieg und wie die Figur Henry Chinaski-mäßig gegenüber Sabine rumpoltert, fand ich vielversprechend. Aber dann verliert das ganze relativ schnell an Schwung, weil die Erzählerfigur keine neue Schattierung bekommt. Der Protagonist bleibt gegenüber Breithauer genau so oberflächig und arrogant, wie er sich schon gegenüber Sabine verhalten hat. Es geht ihm um Äußerlichkeiten, ums Gewicht, die Betriebssportgruppe etc. Gleichzeitig erfahre ich als Leser aber nur wenig originelle Details, die in mir ein Bild entstehen lassen, was den distanzierten Eindruck noch verstärkt. Ich würde auch nicht mehr über den Protagonisten erfahren wollen.
_________________ Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur die langweilige nicht. (Voltaire) |
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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26.12.2022 20:59
von Günter Wendt
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Kojote hat Folgendes geschrieben: | Fröhliche Weihnachten, Günter!
Ich habe mir deinen Text jetzt auch mal zu Gemüte geführt.
Mein Problem damit ist nicht nur die Antipathie zum Protagonisten. (Auch wenn du aus ihm blitzschnell einen Antagonisten machen willst.)
Protas und Antas sind fest gefügte Charakterrollen in einem belletristischen Text. Einen asozialen Prota kann ich mir nicht vorstellen, aber noch weniger kann ich mir vorstellen, dass man das irgendwie zu legalisieren versucht und ihn schnell auf das Anta-Ticket umbucht. Wer wäre denn dann der Prota? Die Kollegin mit dem Aktenstapel? Kann ich mir kaum vorstellen. Ich hoffe doch sehr, dass der Prota nicht „erst noch kommt“, das würde alles nur noch schlimmer machen.
Kannst du dir eine Verfilmung von Titanic mit Leonardo diCaprio in der Rolle des Arschloch und Kate Winslet als Zimmzicke vorstellen? Glaub ich kaum.
Ein gutes belletristisches Werk handelt immer von der wichtigsten, aufregendsten, entscheidendsten Zeit im Leben des Prota. Dein Text jedoch lässt das vermissen, sodass er nur noch weicher gespült erscheint als eine Szene aus Rote Rosen oder irgendeiner anderen Seifenoper.
Leider bringen mich auch die Wortspiele nicht zum Lachen. Außer vielleicht dieses unabsichtliche Malheur:
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben: | Ja, mit Alkohol hat er auch Probleme und außerdem wirft er sich, bedingt durch sein psychisches Leiden (ADS) ein. |
Erinnert mich an ein Schild in der Uni:
Kein Essen und Trinken im Hörsaal zu unterlassen.
Nichts für ungut, Günter. Ich wünsche dir noch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch.
Der Kojote |
Da hast du eine völlig andere Meinung als andere darüber, was ein „gutes“ belletristisches Werk ausmacht. Nichts für Ungut.
Nein. Er ist nicht mal eben blitzschnell vom Prota- zum Antagonisten gewechselt. Er war schon immer der „Gegenspieler“ meines kompletten Werkes an dem ich gerade arbeite.
Unbeabsichtigtes Unglück? Was meinst du konkret?
Der Ausschnitt wirkt „weichgespült“, findest du?
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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26.12.2022 21:05
von Günter Wendt
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Canyamel hat Folgendes geschrieben: | Den Einstieg und wie die Figur Henry Chinaski-mäßig gegenüber Sabine rumpoltert, fand ich vielversprechend. Aber dann verliert das ganze relativ schnell an Schwung, weil die Erzählerfigur keine neue Schattierung bekommt. Der Protagonist bleibt gegenüber Breithauer genau so oberflächig und arrogant, wie er sich schon gegenüber Sabine verhalten hat. Es geht ihm um Äußerlichkeiten, ums Gewicht, die Betriebssportgruppe etc. Gleichzeitig erfahre ich als Leser aber nur wenig originelle Details, die in mir ein Bild entstehen lassen, was den distanzierten Eindruck noch verstärkt. Ich würde auch nicht mehr über den Protagonisten erfahren wollen. |
Man muss diesem Typen (Antagonisten) Gelegenheit geben, sich im Buch zu entwickeln. Sofort in einem Kapitel die komplette Persönlichkeit und einen komplexen Charakter dem Leser zu geben, wäre absolut nicht gut für die komplette Story/Buch.
Das geht häppchenweise. Und dazwischen parallel die darin verzahnte Story mit der Hauptperson (Protagonist).
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2837
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R 26.12.2022 21:13
von Rübenach
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Egal wer hier was anmerkt, du hast immer Recht. Solide Basis für eine Diskussion. Also:SUPER-TEXT!!!!!!!!1111. Ich wünsch dir noch viel Glück in deinem Autorenleben.
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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26.12.2022 21:34
von anuphti
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Günter Wendt hat Folgendes geschrieben: | @anuphti
Alkohol! Danke für den Tipp. Ja, mit Alkohol hat er auch Probleme und außerdem wirft er sich, bedingt durch sein psychisches Leiden (ADS) ein.
Nein, er ist NICHT der PROTAgonist, sondern der ANTAgonist. |
Hallo Günter,
Schreibst Du dann in zwei wechselnden Ich-Perspektiven?
Also sowohl als Prota als auch in der Rolle des Anta?
Und selbst wenn es der Anta ist, (ohne die komplette Story zu kennen, ist er erst einmal der Prota des Textausschnitts) bleiben meine. Kritikpunkte gültig.
Du zeichnet ihn vorhersehbar klischeehaft und damit uninteressant.
Stell mal ein Stückchen mit dem Prota ein, damit wir sehen können, ob der interessanter ist.
Liebe Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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F.J.G. Bitte keinen Weichspüler verwenden
Alter: 33 Beiträge: 1948 Wohnort: Wurde erfragt
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26.12.2022 21:39
von F.J.G.
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Günter Wendt hat Folgendes geschrieben: | Man muss diesem Typen (Antagonisten) Gelegenheit geben, sich im Buch zu entwickeln. Sofort in einem Kapitel die komplette Persönlichkeit und einen komplexen Charakter dem Leser zu geben, wäre absolut nicht gut für die komplette Story/Buch.
Das geht häppchenweise. Und dazwischen parallel die darin verzahnte Story mit der Hauptperson (Protagonist). |
Also was nun? Handelt es sich bei deiner Story um einen Plot, der durch Charaktereentwicklung oder durch Handlungsentwicklung getrieben wird?
Niemand verlangt von dir, im allerersten Kapitel schon die komplette Persönlichkeit der Charaktere offenzulegen. Umgekehrt funktioniert es aber nicht, deinen Prota (oder Anta — nenn ihn wie du willst) von vornherein als asoziales Arschloch darzustellen, und das auch noch in der Perspektive der ersten Person. Wenn dann noch sexistische Klischees dazukommen, mit denen der Leser zwangsbespaßt werden soll, hat das Ganze ganz einfach weder Hand noch Fuß.
_________________ Ab sofort erhältlich: Achtung Ungarn! Ein humorvolles Benutzerhandbuch |
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2851
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26.12.2022 21:43
von Günter Wendt
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Bitte nicht persönlich werden. Wer Probleme mit mir als Person hat, bitte per PN.
Es geht nicht um Recht oder Unrecht, sondern um ehrliches, aber respektvolles Feedback.
Danke.
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WSK Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1761 Wohnort: Rinteln
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26.12.2022 21:45
von WSK
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Es gibt genug erfolgreiche Romane, die einzelne Kapitel aus Perspektive des Antagonisten bringen. Das hast du vielleicht zu Beginn nicht klar dargestellt und viele User hielten das für einen Romananfang. Insofern muss der Antagonist auch nicht sympathisch werden, wie man es von einem Helden erwarten würde. Seine Kapitel dienen ja eher dazu, die Perspektive des Antagonisten nachvollziehbar zu machen.
Dennoch stimme ich Babella und anuphti zu, dass der Typ sich nicht wie ein primitiver Widerling verhalten muss, und auch auf andere Arten unsympathisch sein könnte. Es ist einfach zu dick aufgetragen und wirkt gewollt, wenn du ihm sämtliche existierenden unangenehmen Eigenschaften auf einmal aufdrückst.
Und spätestens bei Furz-Beschreibungen würde ich aufhören zu lesen.
Auch was Rübenach anmerkt, finde ich wichtig. Ein Antagonist muss ein würdiger Gegner sein, jemand, der durch seine positiven Eigenschaften schwer zu besiegen ist. Falls dein Roman sich aber eher in Richtung Humor als in Richtung Spannung orientiert, wäre das wohl kein Problem.
Rübenach hat Folgendes geschrieben: | Egal wer hier was anmerkt, du hast immer Recht. Solide Basis für eine Diskussion. Also:SUPER-TEXT!!!!!!!!1111. Ich wünsch dir noch viel Glück in deinem Autorenleben. |
Unnötig fies und sarkastisch, auch wenn du inhaltlich vielleicht eine nachvollziehbare Message hast. Den Ton sollte man im Forum generell nicht anschlagen, egal ob Günter gut oder schlecht mit der Kritik umgegangen ist.
Kojote hat Folgendes geschrieben: | Umgekehrt funktioniert es aber nicht, deinen Prota (oder Anta — nenn ihn wie du willst) von vornherein als asoziales Arschloch darzustellen, und das auch noch in der Perspektive der ersten Person. |
Doch, das geht. Ich hab letztens erst einen Liebesroman von Colleen Hoover (Bestseller) gelesen, wo der Bösewicht aus Ich-Perspektive mehrere Kapitel hatte. Er war auch ein übelster Widerling, sexistisch und frauenverachtend, und gewalttätig. Ist eine Kunst für sich, das nachvollziehbar darzustellen. Die Kapitel dienten u.a. dazu, seine furchtbare Vergangenheit zu zeigen, warum er so geworden ist.
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