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Passt das Wort in jene Zeit?


 
 
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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Wohnort: Oderint, dum probent.


Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag17.04.2008 09:50

von Brynhilda
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Es kann sich ja auch um eine Fantasy-Welt handeln, in der ein Volk lebt, daß - durch einen großen Zufall - Latein spricht.
lol
Quod erit demonstrandum.  Rolling Eyes  Wink
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Ahriman
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Beitrag17.04.2008 10:14

von Ahriman
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Am einfachsten ist es, wenn man sich die Idee des "Parallel-Universums" zu eigen macht.
Für den, der noch nie was davon gehört hat:
Viele Schriftsteller gehen davon aus, und auch einige seriöse Wissenschaftler sind der Meinung, daß es sie durchaus geben kann: Weitere Universen wie das unsere. Dort könnte es auch andere Naturgesetze geben. Fantasy-Schriftsteller nehmen einfach an, ihre Geschichte und ihr Land liegt in so einem anderen Universum. Das ist dem unseren sehr ähnlich, aber eben doch anders. Es könnte also eines geben, wo Atlantis nicht unterging. Und eines, wo die Naturgesetze es möglich machen, daß Drachen fliegen können. In unserer Welt könnten sie das nämlich nicht, wenn es sie gäbe. Und ein Universum, in dem Magie funktioniert - bei uns geht sie ja auch nicht. Und so fort. Und da gibt es auch eines, wo es Rem gibt statt Rom: Da hat der Remulus, des Romus Bruder, gesiegt und eine Stadt gegründet.
Wenn ihr euch diese Grundlage zu eigen macht, dann ist in euren Welten einfach alles möglich.
Robert A. Heinlein läßt in seinem Roman "Die Zahl des Tieres" seine Helden diverse parallele Universen besuchen. Dabei finden sie unter anderem auch Alices Wunderland, Oz, Liliput und dergleichen.
Eigentlich egal, ob Medikus, Heiler oder Arzt: Es wäre eine Übersetzung aus der barbarischen Sprache der Fantasy-Welt ins Deutsche.
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DasProjekt
Geschlecht:weiblichExposéadler


Beiträge: 2898
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Beitrag17.04.2008 10:55

von DasProjekt
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*klugscheissmodus ein*

Die hiessen Romulus und Remus  Laughing  Wink

*klugscheissmodus aus*, da ich mit Fantasy ohnehin nichts am Hut habe und mir ueber Dinge, die ich nicht kennen(lernen) werde (Paralleluniversen oder Dinge die vielleicht in 500 Jahren passieren koennten - da bin ich vielleicht noch ein Staubkorn!), grundsaetzlich keine Gedanken mache.  Wink
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Brynhilda
Felix Aestheticus

Alter: 44
Beiträge: 7748
Wohnort: Oderint, dum probent.


Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag17.04.2008 11:01

von Brynhilda
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Ach, letztlich ist doch jedes literarische Werk irgenwie Fantasy.
Alles hat sich nur jemand ausgedacht.
(Sonst hätte man es ja nicht aufschreiben müssen.)
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DasProjekt
Geschlecht:weiblichExposéadler


Beiträge: 2898
Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark


Beitrag17.04.2008 12:47

von DasProjekt
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Deshalb schreib ich historisch - festgemacht an Personen, die wirklich gelebt haben, gewuerzt mit einem ordentlichen Schuss "Fantasy" (im Sinne von ausgedacht, aber ohne Elfen, Drachen, Zauberer und Orks), wo "Szenenfueller" fehlen, das heisst, wo in einem Lebenslauf mit bekannten Eckdaten viele Loecher sind, in denen man seine Phantasie spielen lassen kann.
Auf diese Weise muss ich mir nicht eine ganze Welt ausdenken und ausmalen. Meine Eckpunkte hab ich, Namen hab ich... ich denk mir fuer diese Leute nur noch aus, wie ihr Leben um die Eckdaten herum gewesen sein KOENNTE. Gaenzlich aus der Luft greifen ist nicht mein Ding...  Wink

Beispiel: meine Hauptperson.
Ich habe den Namen, den Hintergrund der Familie, Geburts- und Todesdatum, seinen spaeteren Beruf (im 17. Jahrhundert ein Handwerkerberuf, Zimmermann, der in seiner Familie vorher nicht vorkam und den er auch nachweislich erst ab ca 35 Jahren ausgeuebt hat...). Darueber hinaus eine Eintragung, dass er mit ca 25 Jahren Tageloehner war und wo er wohnte. Dann erst wieder eine Eintragung ueber eine Heirat mit 39 Jahren. Das ist doch eher selten, in jener Zeit, dass einer so spaet erst heiratet. Ich habe also viel Spielraum, was er in der Zwischenzeit getrieben haben koennte - denn Handwerkerberufe wurden in jener Zeit "vererbt" - wie also kam er dahin? Ich weiss noch von einem Sohn, den er mit 41 bekam und der nach ihm ebenfalls ein in der Stadt sehr aktiver Zimmermann wurde, und ein paar Jahre spaeter eine Tochter, und ich weiss, wann er sich aufs Altenteil legte.
Das genuegt mir als Eckdaten. Da kann ich viel drum herum spinnen - Nebencharaktere eine gesunde Mischung aus tatsaechlich gelebt habenden und fiktiven.
Warum schreib ich eine solche Geschichte? Was ist das interessante?
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Merlinor
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Beitrag17.04.2008 16:01

von Merlinor
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Oh Heinlein: Die Zahl des Tieres habe ich geliebt ...
Die „Parallelwelt“ in der meine Geschichte spielt muss ich mir nicht „ausdenken“. Die hat sich mir, genau wie die ganze Handlung, einfach „aufgedrängt“.

Manchmal habe ich das Gefühl, diese Geschichte passiert „wirklich“. Vor allem, wenn immer wieder irgendwelche Nebengeschichtchen aufflackern oder ich plötzlich weiß, was parallel an einem anderen Ort der Welt geschieht.

Von allen Protagonisten kenne ich die Lebensgeschichten, ihre Vorlieben, Stärken und Schwächen und die Gründe, die dazu geführt haben. Genauso geht es mit den Völkern und Staaten meiner Welt. Oder den dort beheimateten Pflanzen, Tieren und sonstigen Lebewesen.

Deswegen habe ich auch kein Problem mit der Sprache. Die hat sich einfach ergeben und entspricht den kulturellen Gegebenheiten des Volkes, in dem Die Geschichte angesiedelt ist. Allerdings muss ich schon immer wieder überprüfen, ob ich mich auch sprachlich in diesem Rahmen bewege. Von alleine geht das nicht.

Dies gilt auch für anderweitige Recherche: Zum Beispiel entwickeln Freunde meines Protagonisten eine Reihe von Waffen, die dem dort vorherrschenden technologischen Stand ein Stück voraus sind. Da musste ich mich schon vergewissern, ob die bestehende Technologie auch die Voraussetzungen für diese Entwicklungen zur Verfügung stellt. Also habe ich einiges über Herstellung von Bronzen, Eisen und Stahl lernen müssen, um diesen Komplex glaubhaft in den Griff zu bekommen.

Ähnliche Recherchen sind vielerorts nötig gewesen. Wenn man eine Geschichte und eine Welt plausibel darstellen will, ist meiner Meinung nach gerade im Fantasy-Bereich viel Sorgfalt und Planung nötig.
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Ahriman
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Beitrag17.04.2008 16:57

von Ahriman
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Noch was von wegen passende Wörter, da ist mir was eingefallen:
Wörter verändern ja manchmal ihre Bedeutung. Da kann man auch was falsch machen.
Als Schuljunge stolperte ich in Felix Dahns berühmten „Ein Kampf um Rom“ über den Satz „Maximus ist soeben gelandet.“ Ich lachte herzlich und dachte: „Hatten die schon Flugzeuge?“ Na klar, der Maximus war mit dem Schiff gekommen. Aber heute landen die Schiffe nicht mehr, das tun nur Flugzeuge. Wenn der Herr Dahn das heute schriebe, er würde es wohl so machen: „Maximus ist soeben an Land gegangen.“
Vor gut fünfzig Jahren noch war man geil, wenn die Hormone brodelten und man nur noch zwischen den Beinen dachte. Und so schockierte das Teenie die Oma maßlos, als die Vierzehnjährige sagte: „Wow, Oma, da bin ich voll geil drauf!“
So können wir vielleicht dieses Adjektiv nicht mehr gebrauchen, wenn jemand im Mittelalter scharf auf ein Weib ist. Denn “scharf“ in diesem Sinn ist wiederum ein moderner Begriff, damals waren nur die Schwerter scharf. Wie schreibt man das, grübelte ich. Naja, "Er fühlte ein maßloses Begehren..." oder "Nach ihr hatte er ein gar groß Verlangen"?
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DasProjekt
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Beitrag17.04.2008 17:49

von DasProjekt
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Merlinor: das meinte ich ja, ich muss mir nicht ALLES ausdenken, wenn ich historisch schreibe - ich hab wenigstens ein paar Vorgaben, eine Welt, die schon existiert(e), die ich nicht erst gottesgleich erschaffen muss  Wink

Ahriman: die beiden von dir erwaegten Moeglichkeiten sind wohl die, die du in zeitgenoessischen Schriften finden wuerdest. Die Kunst besteht aber irgendwo darin, einen passenden Mittelweg zu finden. Verwendest du diese Ausdruecke heute in einem Buch, wirst du wohl belaechelt und ziemlich schnell ad acta gelegt. "scharf" geht aber auch nicht. Also die goldene Mitte. WAS man benutzen kann, kann ich dir aus dem Stehgreif gar nicht mal sagen - es kommt wohl auf die Situation an, auf die Art der Beziehung. Und ja, es ist eine Gratwanderung - den Ton von "damals" so rueberzubringen, dass man die Leser von "heute" nicht vergrault.
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Addi
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Beitrag24.04.2008 11:38

von Addi
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Ich hätte da mal eine Frage:


Gibts es einen "mittelalterlichen" Begriff für Politik?

Ich finde, das Wort Politik passt nicht in diese Zeit...


_________________
Warum sind wir nicht geblieben?
Wo ist unser leben hin?
Ich sehe es noch in deinen augen
und finde mich darin.
- Der Garten, Letzte Instanz feat. Aylin Aslim
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Ahriman
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Alter: 89
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Wohnort: 89250 Senden


Beitrag25.04.2008 11:22

von Ahriman
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Addi hat Folgendes geschrieben:
Gibts es einen "mittelalterlichen" Begriff für Politik?


Es kommt sehr darauf an, aus welchem Blickwinkel du deine Geschichte erzählst. Gewöhnlich schreibt man rückblickend: Der Erzähler ist ein Mensch von heute, der vergangene Ereignisse schildert. So kann man heutige Begriffe durchaus im Erzähltext gebrauchen. Nur dann, wenn die handelnden Personen in einen Dialog gehen, wenn sie zu sprechen anfangen, muß man sie auch ihrer Zeit gemäß sprechen lassen. Ein damaliger Kaiser hat wenig Politik betrieben. Er selbst hat es vermutlich "Staatskunst" oder "Verhandlungsgeschick" genannt, wenn er das nicht wie meist mit dem Schwert besorgte. Die wichtigste Art der Politik im Mittelalter war wohl, Söhne und Töchter richtig zu verheiraten.
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Charlotte
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C


Beiträge: 104



C
Beitrag17.05.2008 00:58

von Charlotte
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Ihr habt ja interessante Diskussionen - eines meiner Lieblingsfächer: Etymologie.

Ich schalte nun mal meinen Klugscheißmodus ein:

Auf keinen Fall Heiler verwenden, außer es war ein Ketzer, denn Heiler standen oft im Verdacht Hexerei zu betreiben. Arzt geht (mindestens) bis auf das 9. Jh. zurück, auch die Arzeney gibt es schon lange. Medicus und auch Doktor (eigentl. Lehrer) gehen auch - Doktor, wenn es um einen gelehrten Medicus geht. (es müssen keine Römer dabei sein, denn Latein war eine Universalsprache - wie heute das Englisch)

Papa verdrängte nur eine ältere Schreibweise, Baba(n) wäre gut. Es ist auch ein Abschiedswort. Gehört zur Lallsprache und enststeht, wenn das Kind satt ist und den Nippel wieder ausstößt: es meint also, es ist genug, fort damit - und bei dem Papa gibt es ja nichts zu holen, während Mama mhm oder mamam (das Saugen) ist.

Baby entspricht eigentl. Bube und ist erst im 19 Jh. aus dem englischen entlehnt worden, da unser Bube zu sehr maskulin verlastet wurde - allerdings gab es im Norden auch eine Entwicklung zum Femininum, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte: Püpi oder Pipi, daher auch unsere Puppe...
Für Tiere kam solches aber nicht in Betracht (es gab Ausnahmen!), es war der Wurf, Welpen, Brut etc, bei Katzen war es der Wurf oder auch das Balg. Man kann aber durchaus auch Kätzchen sagen.

Politik ist ein sehr altes Wort (aus dem Griechischen, zurückgehend auf Polis, Stadt) und bedeutet Staatsverwaltung. Alt (vor dem 16. Jh.) sind lat. politicus und frz. politique.

Die Etymologie des Wortes Natur ist recht kompliziert, aber als echtes Synonym würde wohl nur Kind (diese Worte sind tatsächlich verwand) passen, doch diese Bedeutung ist schon lange verdrängt worden, bleibt nur noch Mutter Erde.

- Klugscheißmodus wieder aus -

Ich kümmere mich ja bei meinen Texten nicht so sehr um zeitgemäße Sprache (nur andeutungsweise), was manchmal dazu führt, daß man denkt, ich wüßte es nicht - aber mir ist die Erzählstimme wichtiger, deshalb "übersetze" ich eben mehr oder weniger in Neuzeit.
Aber ich denke, daß es im Genre Fantasy und oft beim sogen. hist. Roman ein MUSS ist, oder? Am wichtigsten ist ja wohl die richtige Anrede (dritte Person, sing. u. pl., entspr. des Standes etc.), aber das alles richtig zu machen, ist eine gewaltige Aufgabe, meine Hochachtung denen, die das konsequent durchziehen!

Gruß
Charlotte
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stormcloud
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Beitrag17.05.2008 09:56

von stormcloud
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Addi hat Folgendes geschrieben:
Ich hätte da mal eine Frage:


Gibts es einen "mittelalterlichen" Begriff für Politik?

Ich finde, das Wort Politik passt nicht in diese Zeit...


Hallo,

kommt darauf an, wo die Geschichte spielt.

Geht es um weltliche oder kirchliche Politik?
In welchem Abschnitt des Mittelalters spielt deine Handlung?

Meist gab es einen Kaiser / König / Regenten, Herrscher, Grafen, Fürsten etc. und eine Ratsversammlung dazu, denen die Rolle der "Berater" zukam, während der Machtinhaber letztendlich auch der Entscheidungsträger war.

Oder einen Papst / Kardinal mit seinen Bischöfen und Erzbischöfen und deren Diakonen etc...
Dazu gab es Konzile oder Synoden für Beratungen und Vereinbarungen.

Politik ist eher unpassend, da hast du völlig Recht....



Viele Grüße von Josef
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6407
Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag17.05.2008 17:12

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Charlotte hat Folgendes geschrieben:
Ihr habt ja interessante Diskussionen - eines meiner Lieblingsfächer: Etymologie.

Ich schalte nun mal meinen Klugscheißmodus ein:

Auf keinen Fall Heiler verwenden, außer es war ein Ketzer, denn Heiler standen oft im Verdacht Hexerei zu betreiben. Arzt geht (mindestens) bis auf das 9. Jh. zurück, auch die Arzeney gibt es schon lange. Medicus und auch Doktor (eigentl. Lehrer) gehen auch - Doktor, wenn es um einen gelehrten Medicus geht. (es müssen keine Römer dabei sein, denn Latein war eine Universalsprache - wie heute das Englisch)

Papa verdrängte nur eine ältere Schreibweise, Baba(n) wäre gut. Es ist auch ein Abschiedswort. Gehört zur Lallsprache und enststeht, wenn das Kind satt ist und den Nippel wieder ausstößt: es meint also, es ist genug, fort damit - und bei dem Papa gibt es ja nichts zu holen, während Mama mhm oder mamam (das Saugen) ist.

Baby entspricht eigentl. Bube und ist erst im 19 Jh. aus dem englischen entlehnt worden, da unser Bube zu sehr maskulin verlastet wurde - allerdings gab es im Norden auch eine Entwicklung zum Femininum, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte: Püpi oder Pipi, daher auch unsere Puppe...
Für Tiere kam solches aber nicht in Betracht (es gab Ausnahmen!), es war der Wurf, Welpen, Brut etc, bei Katzen war es der Wurf oder auch das Balg. Man kann aber durchaus auch Kätzchen sagen.

Politik ist ein sehr altes Wort (aus dem Griechischen, zurückgehend auf Polis, Stadt) und bedeutet Staatsverwaltung. Alt (vor dem 16. Jh.) sind lat. politicus und frz. politique.

Die Etymologie des Wortes Natur ist recht kompliziert, aber als echtes Synonym würde wohl nur Kind (diese Worte sind tatsächlich verwand) passen, doch diese Bedeutung ist schon lange verdrängt worden, bleibt nur noch Mutter Erde.

- Klugscheißmodus wieder aus -

Ich kümmere mich ja bei meinen Texten nicht so sehr um zeitgemäße Sprache (nur andeutungsweise), was manchmal dazu führt, daß man denkt, ich wüßte es nicht - aber mir ist die Erzählstimme wichtiger, deshalb "übersetze" ich eben mehr oder weniger in Neuzeit.
Aber ich denke, daß es im Genre Fantasy und oft beim sogen. hist. Roman ein MUSS ist, oder? Am wichtigsten ist ja wohl die richtige Anrede (dritte Person, sing. u. pl., entspr. des Standes etc.), aber das alles richtig zu machen, ist eine gewaltige Aufgabe, meine Hochachtung denen, die das konsequent durchziehen!

Gruß
Charlotte


Vielen, vielen Dank für deinen interessanten, lehrreichen Beitrag. Du bist adoptiert.
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liebling
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Beitrag24.11.2008 21:54

von liebling
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Um diesen Thread mal wieder zu beleben, eine neue Frage.

Geht "sich auf die Nerven gehen" in einem Fantasyroman in der wörtlichen Rede? Und was könnte man stattdessen sagen?


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Graograman
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Beitrag24.11.2008 22:28

von Graograman
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Das hängt meiner Meinung nach völlig vom Setting (Fantasy ist da seeehr schwammig definiert) und dem übrigen Sprachgebrauch der Figuren ab.

In einer klassischen tolkienschen Welt mit Elfen, Orks und Bettwanzentrollkühen wäre die Redewendung z.B. übel fehl am Platze.
Andres sähe das im Gossenmilieu in Slums einer fiktiven Metropole aus.


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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag24.11.2008 22:35

von Brynhilda
Antworten mit Zitat

Das hängt davon ab, ob es "dort" das Konzept von Nerven gibt. Oder was man unter Nerven versteht.

Ich hätte aber folgenden Einwand: Die Redewendung ist zu umgangssprachlich.
Stilistisch gesehen wäre eine andere Formulierung sicher besser.
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chriffie
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Beitrag24.11.2008 22:37

von chriffie
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Im griechischen Altertum gab es Ärzte und Chirurgen, die sich entweder um die Innereien kümmerte, wie die Ärzte, oder um Knochenbrüche und Zähne, wie die Chirurgen. Beides waren Berufe, die eine lange Lehrzeit hatten, ungefähr fünf Jahre, damit die künftigen Patienten in guten Händen waren.
Die Römer nannten ihre Ärzte dann Medicus und verfuhren ähnlich, wobei die meisten Ärzte Sklaven waren.
Im Mittelalter brach wegen des Rückszugs der Römer 410 nChr fast das gesamte Staatssystem im heutigen Deutschland zusammen. Die medizinische Versorgung wurde auf ein Minimum zurückgefahren und die Heiler waren gefragt, die neben medizinischen Kenntnissen mit Magie arbeiteten, um die Heilung zu beschleunigen. Daher kam auch der spätere Vorwurf der Hexerei, allerdings erst in der Neuzeit ab 1500. Bader übernahmen die Badstuben, kümmerten sich um Knochenbrüche und Zähne. Der Chirurg war ein Handwerksberuf mit fünf Jahren Lehrzeit und sehr gefragt.
Ärzte hatten studiert, ihr Wissen bestand aber im Mittelalter nur auch Buchwissen. Mit derart wenig praktischer Erfahrung töteten die meisten ihre Patienten. Doctor war der, der eine Einzelarbeit über etwas geschrieben hat, das konnte auch ein philosophisches Traktat sein.

Je nach Stand in deinem Roman bietet sich der Medicus, Physicus oder Arzt an. Als Gegenentwurf wäre der Bader, der Heiler oder Heilkundige zu nennen.
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liebling
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Beiträge: 138
Wohnort: mein Haus


Beitrag25.11.2008 17:41

von liebling
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gibt es vielleicht Vorschläge für eine andere Formulierung? Ich bin irgendwie leicht verzweifelt. Um euch den Satz zu geben, wo es drin steht:

Zitat:
"...Dann können wir zusammen gehen, zu zweit hat man viele Vorteile. Man kann sich ein Feuer teilen, wenn es dem einen nicht gut geht, kann sich der andere um ihn kümmern, man kann sich lustige Geschichten erzählen und Lieder vorsingen-“, schwatzte sie munter darauf los.
„Oder sich auf die Nerven gehen“, unterbrach Minuin sie unwirsch.


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bloody_mary
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Beiträge: 998



Beitrag25.11.2008 17:54

von bloody_mary
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@ Aleni: Vielleicht sowas wie "überdrüssig werden" oder "lästig werden"?

"Oder des anderen auf Dauer überdrüssig werden", unterbrach Minuin...

"Oder sich gegenseitig lästig werden", ...

Keine Ahnung, ob das vom Stil her besser in deinen Text passt.

Liebe Grüße, Bloody Mary
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Maria
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Beitrag25.11.2008 18:21

von Maria
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Zitat:
"...Dann können wir zusammen gehen, zu zweit hat man viele Vorteile. Man kann sich ein Feuer teilen, wenn es dem einen nicht gut geht, kann sich der andere um ihn kümmern, man kann sich lustige Geschichten erzählen und Lieder vorsingen-“, schwatzte sie munter darauf los.
„Oder sich auf die Nerven gehen“, unterbrach Minuin sie unwirsch.



"...oder man kann sich gegenseitig ermüden"
"...oder man kann sich gegenseitig die Nerven rauben"
"...oder man kann sich gegenseitig plagen"
...

Kommt doch auch drauf an, wer Minuin ist. Ein Barbar wird sich sicherlich einer noch brummeligeren Umgangssprache bedienen, als ein Elf, der sich wohl eleganter ausdrücken wird. Rollenspieler vor.


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DasProjekt
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Beitrag25.11.2008 18:28

von DasProjekt
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Kommt in meinen Augen drauf an, wie der Charakter normalerweise spricht. Es koennte durchaus passen.

Was mir sehr viel "unegelenker" erscheint, ist das Woertchen "sich". Gehaeuft, und in meinen Augen unpassend. "einander" faende ich schoener. Kann aber wieder mal eine persoenliche Praeferenz sein...  hmm


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Graograman
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Alter: 39
Beiträge: 132
Wohnort: Regensburg


Beitrag25.11.2008 19:40

von Graograman
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Mariah hat Folgendes geschrieben:
Rollenspieler vor.


Angetreten!  Wink
Wie gesagt hängt der Gebrauch von Redewendungen wie dieser klar vom Setting und dem sonstigen Sprachgebrauch der Figuren ab.

Der ansonsten anmutigen und eloquent auftretenden Elfe wird ein solcher Satz seltener über die Lippen kommen als dem vom Leben gebeutelten, in der Gosse ums Überleben kämpfenden Beutelschneider.


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- Heinrich von Kleist
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