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Was ist „schlecht“ und was ist „gut“?

 
 
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag19.12.2022 21:17
Was ist „schlecht“ und was ist „gut“?
von Günter Wendt
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eine relativ einfache Frage, aber eine Fülle von Antworten!
Schlecht, gut, besser oder schlechter.
Ich hab jetzt so viele schlechte und schlechteste Geschichten hier gelesen, dass ich jetzt mal versuche einen einigermaßen durchschnittlichen Text zu verfassen.
Ich sitze also in diesem Moment in der Küche, der Fisch braucht noch und die Kartoffeln sind erst in fünf Minuten gar.
Durchschnitt ist küchentechnisch halb gar, halb schwarz gebraten.
Und in der Mitte ist der Durchschnitt vom Durchschnitt.
Aber ist das gut, schlecht oder was auch immer?
Wollen wir Durchschnitt? Oder das volle Geschmacksprogramm? Blutig oder durchgebraten?
Ich habe keine Ahnung. Ich nehme das dunkelbraun halb verbrannte Stück. Irgendwie gefällt mir das. So … Fisch ist fertig.
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KarlKaiser
Geschlecht:männlichSchneckenpost
K

Alter: 42
Beiträge: 11



K
Beitrag20.12.2022 22:59

von KarlKaiser
Antworten mit Zitat

Ich hab dazu so ein paar teilbare Gedanken, und da mir der verbrannte Fisch ein wenig leid tut bedecke ich ihn nun damit. Wobei, eigentlich ist er ja schon verdaut und konnte eh nie lesen. Nun denn.

Ich würde behaupten, dass sich schlecht und gut am Kontext messen.

Wenn es um Sprache geht ist sie nur in Interaktion mit etwas sinnvoll. Ein herumliegender Text ist weder gut noch schlecht, er liegt eben herum.

Derselbe Text kann auch für den einen Menschen gut sein und für den nächsten schlecht, abhängig von der Lebenssituation.

Es gibt aber auch noch eine Unterscheidung von Inhalt und Form. Wie wir schon von BILD und FAZ wissen, können dieselben Inhalte durch die Form stark verändert werden. Ist die eine schlechter als die andere? Es kommt auf die Ziele und Wünsche der Betrachter an.

Ich denke aber was auch immer die Erwartungen der Leser sind, es gibt in jedem Fall ein bestimmtes handwerkliches Können, das es braucht um das vom Autor angepeilte Zielpublikum zu erreichen, und da unterscheidet sich der Gute vom schlechten Text.

Das Schreiben in einfachen Sätzen ist gut. Einfach bedeutet klar. Klar bedeutet: Schnell verstehen. Einfach ist gut. Kein langes Gefasel. Auf den Punkt kommen.

Hingegen manifestiert sich in der Ästethik der Wortfolge eine ihr eigene Bedeutung die, durch Abschweifung gestützt, jene Landung nach dem letzten Halbsatz so viel schöner macht, als ein einfaches, leicht zu verstehendes und damit schon fast beleidigend simpel gehaltenes, gestauchtes Kurzzerrbild eines richtigen Satzes es jemals könnte.

Und damit, euer Ehren, meine Schlußfolgerung: Man gebe mir Kontext und Ziel, nur so kann ich urteilen. wink
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag21.12.2022 00:36

von Günter Wendt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

KarlKaiser hat Folgendes geschrieben:
Ich hab dazu so ein paar teilbare Gedanken, und da mir der verbrannte Fisch ein wenig leid tut bedecke ich ihn nun damit. Wobei, eigentlich ist er ja schon verdaut und konnte eh nie lesen. Nun denn.

Ich würde behaupten, dass sich schlecht und gut am Kontext messen.

Wenn es um Sprache geht ist sie nur in Interaktion mit etwas sinnvoll. Ein herumliegender Text ist weder gut noch schlecht, er liegt eben herum.

Derselbe Text kann auch für den einen Menschen gut sein und für den nächsten schlecht, abhängig von der Lebenssituation.

Es gibt aber auch noch eine Unterscheidung von Inhalt und Form. Wie wir schon von BILD und FAZ wissen, können dieselben Inhalte durch die Form stark verändert werden. Ist die eine schlechter als die andere? Es kommt auf die Ziele und Wünsche der Betrachter an.

Ich denke aber was auch immer die Erwartungen der Leser sind, es gibt in jedem Fall ein bestimmtes handwerkliches Können, das es braucht um das vom Autor angepeilte Zielpublikum zu erreichen, und da unterscheidet sich der Gute vom schlechten Text.

Das Schreiben in einfachen Sätzen ist gut. Einfach bedeutet klar. Klar bedeutet: Schnell verstehen. Einfach ist gut. Kein langes Gefasel. Auf den Punkt kommen.

Hingegen manifestiert sich in der Ästethik der Wortfolge eine ihr eigene Bedeutung die, durch Abschweifung gestützt, jene Landung nach dem letzten Halbsatz so viel schöner macht, als ein einfaches, leicht zu verstehendes und damit schon fast beleidigend simpel gehaltenes, gestauchtes Kurzzerrbild eines richtigen Satzes es jemals könnte.

Und damit, euer Ehren, meine Schlußfolgerung: Man gebe mir Kontext und Ziel, nur so kann ich urteilen. wink


Einspruch! Boah … Euer Ehren! Soll ich mir das wirklich gefallen lassen?
Kurze Sätze sind in großen Teilen der Literatur ein Stilmittel, das zum Beispiel in einem Crime Noir zum Einsatz kommt. Man muss allerdings schon wissen was man schreibt, damit eine Szene oder ein ganzer Roman Wirkung zeigt. Bildzeitungssätze sind jetzt nicht gemeint. Und selbst Schachtelsätze und Wurmsätze können einschläfernd sein, weil der Schreiber der Meinung ist, wenn es ein „lyrisch vorbestrafter Mensch ist, er müsse  nun jede Nuance eines Kaffeeflecks auf einer Tischdecke beschrieben, wie dieser Fleck langsam austrocknet und dabei Glanz und Feuchtigkeit verliert, während er plötzlich Wolkenformen entdeckt, die ihn an Bären, Fische oder Katzen erinnern, die er noch aus seiner Kindheit kennt, als plötzlich dieses wunderschöne Auto vor ihm hält und ihm ein Mensch entsteigt der ihn an einen alten Freund erinnert, der … AHHHHHHHHH!
Nein. Die Geschworenen werden wissen was ich meine.
Kurze Sätze können sehr wohl ästhetisch sein. Ästhetik! Was ist das?
Auch wieder ein Kriterium, das so facettenreich sein kann wie das schillernde Benzin in einer Regenpfütze.
Zum besseren Verständnis sollten wir uns darauf einigen was ein kurzer Satz ist.

Nachtrag
Aber erst morgen. Heute ist Schicht im Schacht.
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Kullervo
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 61



Beitrag21.12.2022 11:15

von Kullervo
Antworten mit Zitat

Gut ist, wenn es schmeckt. Schlecht, wenn es nicht schmeckt. Aber vielleicht bin ich den Geschmack auch lediglich nicht gewohnt.

Essen, Musik, Literatur, alles der gleiche Schmarrn.

Es gibt Leute, die hören gerne "Neue Musik", voll mit Dissonanzen, fragmentarisch und verkopft. Vielleicht wollen sie einfach nur mal etwas Neues, weil sie schon zu viele Sonaten gehört haben. Vielleicht wollen sie aber auch nur gesehen werden von ihren Sitznachbarn, die genau das gleiche wollen. So massieren sich alle gegenseitig.

Es gibt eine Theorie, nach der uns das am besten gefällt, was genau in der Mitte unseres Komplexititätsempfindens liegt. Wir wollen uns ein bisschen anstrengen, aber auch nicht zu sehr. Leute sind jedoch unterschiedlich erfahren und so kann nicht alles für jeden sein. Also ja: Kontext. Wir müssen wissen, für wen wir kochen, für wen wir Musik machen, auch, wenn es nur wir selbst sind.

Was hat das mit gut und schlecht zu tun? Ich denke schlecht ist das, was zu kurz oder zu lang gebraten wurde. Gut ist in der Mitte. Aber da müssen wir an Kultur, Geschmack und Erfahrung denken. Und neue Erlebnisse sind auch nicht verkehrt. Also warum auch nicht mal den verbrannten Fisch essen?
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Günter Wendt
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Beiträge: 2865



Beitrag21.12.2022 11:36

von Günter Wendt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kullervo hat Folgendes geschrieben:
Gut ist, wenn es schmeckt. Schlecht, wenn es nicht schmeckt. Aber vielleicht bin ich den Geschmack auch lediglich nicht gewohnt.

Essen, Musik, Literatur, alles der gleiche Schmarrn.

Es gibt Leute, die hören gerne "Neue Musik", voll mit Dissonanzen, fragmentarisch und verkopft. Vielleicht wollen sie einfach nur mal etwas Neues, weil sie schon zu viele Sonaten gehört haben. Vielleicht wollen sie aber auch nur gesehen werden von ihren Sitznachbarn, die genau das gleiche wollen. So massieren sich alle gegenseitig.

Es gibt eine Theorie, nach der uns das am besten gefällt, was genau in der Mitte unseres Komplexititätsempfindens liegt. Wir wollen uns ein bisschen anstrengen, aber auch nicht zu sehr. Leute sind jedoch unterschiedlich erfahren und so kann nicht alles für jeden sein. Also ja: Kontext. Wir müssen wissen, für wen wir kochen, für wen wir Musik machen, auch, wenn es nur wir selbst sind.

Was hat das mit gut und schlecht zu tun? Ich denke schlecht ist das, was zu kurz oder zu lang gebraten wurde. Gut ist in der Mitte. Aber da müssen wir an Kultur, Geschmack und Erfahrung denken. Und neue Erlebnisse sind auch nicht verkehrt. Also warum auch nicht mal den verbrannten Fisch essen?


Ich bemühe bei solchen Gedanken immer den Begriff des „Zeitgeistes“. Auch auf Neudeutsch „Mainstream“ genannt.
Wobei der Mainstream etwas genauer hinsieht, wenn es um Zeitgeist geht. Mainstream ist Gruppenabhängig. Zeitgeist eher allgemein, für alle gültig, egal welche Gruppe.
Genauso wie der Begriff „Kontext“, der den Zusammenhang innerhalb einer Sprache oder Schriftstück/Text meint, aber auch einen Sachverhalt in Bezug zu anderen Sachverhalten herstellt, ist Mainstream, Zeitgeist ähnlich beschreibend.
Kontext wäre in diesem Zusammenhang, Gut, Schlecht und Durchschnitt, nicht korrekt.
Essen kochen war und ist für mich nie davon abhängig wie ich Essen zubereite, egal wer kommt und wie viele. Maximal frage ich nach Vegan, Vegetarisch oder „Egal“. Ansonsten würze ich, wie es meine Erfahrungen als Koch mir gelehrt hat. Friss oder stirb.
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Pickman
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Beitrag21.12.2022 12:57

von Pickman
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Welches gut darf's denn sein?

Reden wir von einem gut, um zu ... etwas im Sinne von tauglich für oder zweckmäßig für, also von einem relativen gut? - Dann hätten wir es mit einer empirischen Frage zu tun.

Oder reden wir von einem absolutem gut, das von nichts abhängt? - Dann müssten wir uns auf das Feld (und das Glatteis) der Philosophie begeben.


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Günter Wendt
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Beitrag21.12.2022 15:04

von Günter Wendt
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Pickman hat Folgendes geschrieben:
Welches gut darf's denn sein?

Reden wir von einem gut, um zu ... etwas im Sinne von tauglich für oder zweckmäßig für, also von einem relativen gut? - Dann hätten wir es mit einer empirischen Frage zu tun.

Oder reden wir von einem absolutem gut, das von nichts abhängt? - Dann müssten wir uns auf das Feld (und das Glatteis) der Philosophie begeben.


Es geht im Prinzip um „die „schlechteste Geschichte“.
Dazu habe ich mir die Frage gestellt was gut, schlecht oder durchschnittlich ist.
Soweit ich weiß gibt’s keine festen Regeln dazu.
Nein, ganz allgemein gefragt: Gut, Schlecht oder Durchschnitt.
Alles andere lese dazu was ich oben geschrieben habe.
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Pickman
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Beitrag21.12.2022 16:01

von Pickman
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Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Alles andere lese dazu was ich oben geschrieben habe.


Die Aufforderung dazu setzt die Vermutung voraus, dass ich es nicht getan hätte.


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nebenfluss
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Beitrag21.12.2022 16:03

von nebenfluss
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Pickman hat Folgendes geschrieben:
Welches gut darf's denn sein?

Reden wir von einem gut, um zu ... etwas im Sinne von tauglich für oder zweckmäßig für, also von einem relativen gut? - Dann hätten wir es mit einer empirischen Frage zu tun.

Oder reden wir von einem absolutem gut, das von nichts abhängt? - Dann müssten wir uns auf das Feld (und das Glatteis) der Philosophie begeben.

 Daumen hoch
Ich ergänze noch (falls das mit der Philosophie noch nicht abgedeckt ist) die Frage nach einer moralischen Güte, die sich ausschließlich auf den Inhalt bezieht: Gewinnt "das Gute" (der edle Held), ist die ganze Geschichte gut(?)

Man frage also, für wen die Geschichte gut bzw. schlecht sein soll.
"Gut" oder "schlecht" an sich sind keine literaturwissenschaftlichen Kriterien, sondern subjektive Pauschalurteile von Lesenden. Für "Die schlechteste Geschichte der Welt" muss aus dieser subjektiven Wertung einzelner eine kollektive werden. Es gilt also, die Geschichte zu schreiben, die im Publikum so wenig Beifall wie irgend möglich auslöst. Wenn das Urteil dagegen von Literaturkritikern zu fällen ist, wäre erstmal die Frage zu beantworten, was das überhaupt ist: eine Geschichte; inwieweit man dafür etwa Handlung von Stilmitteln, Inhalt von Form usw. trennen müsste.
Doch allein beim hiesigen Publikum scheitern die Versuche, die "schlechteste Geschichte der Welt" zu schreiben, regelmäßig. Sie sind einfach viel zu bewusst schlecht, zu plakativ. Die satirische Absicht ist unverkennbar, und schlimmstenfalls gerät das so unterhaltsam, dass von Schlechtigkeit im Sinne von kompletter Lesezeitverschwendung nicht mehr die Rede sein kann.
Ich vermute, die schlechteste Geschichte des Forums wäre dann doch eher irgendwo im Prosa-Einstand zu finden, weil unfreiwillig schlecht geschrieben.


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Pickman
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Beitrag21.12.2022 16:18

von Pickman
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Hi nebenfluss,

so in etwa habe ich mir einen Beitrag vorgestellt, der die Diskussion über schlechte Geschichten voran bringt.

Ich sehe das ähnlich wie Du. Wer die wirklich schlechtesten Geschichten sucht, wird bei den Einständen, unter denen sich durchaus auch etliche Perlen finden, am ehesten Erfolg haben.

Unter den als solchen projektierten "schlechtesten" Geschichten hingegen ist einer meiner Lieblingstexte im Forum, meerenblau's Die schlechteste Erotik-Geschichte der Welt: Ins Heu (https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=53533&highlight=)

Cheers

Pickman


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Günter Wendt
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Beitrag21.12.2022 17:23

von Günter Wendt
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Pickman hat Folgendes geschrieben:
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Alles andere lese dazu was ich oben geschrieben habe.


Die Aufforderung dazu setzt die Vermutung voraus, dass ich es nicht getan hätte.


Richtig.
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Günter Wendt
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Beitrag21.12.2022 17:41

von Günter Wendt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Pickman hat Folgendes geschrieben:
Hi nebenfluss,

so in etwa habe ich mir einen Beitrag vorgestellt, der die Diskussion über schlechte Geschichten voran bringt.

Ich sehe das ähnlich wie Du. Wer die wirklich schlechtesten Geschichten sucht, wird bei den Einständen, unter denen sich durchaus auch etliche Perlen finden, am ehesten Erfolg haben.

Unter den als solchen projektierten "schlechtesten" Geschichten hingegen ist einer meiner Lieblingstexte im Forum, meerenblau's Die schlechteste Erotik-Geschichte der Welt: Ins Heu (https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=53533&highlight=)

Cheers

Pickman


Es geht mir persönlich in meinem Eingangs-Statement, meinen Gedanken dazu, nicht primär und ausschließlich um „die schlechteste Geschichte“. Es war zwar auslösend aber nicht nur darauf abgezielt.
Schlicht und ergreifend geht’s mir um die Begrifflichkeiten und warum etwas als Gut, Schlecht oder Durchschnitt bezeichnet, bewertet oder abgewertet wird.
Dazu hatte ich die Begriffe „Mainstream“, „Zeitgeist“ oben eingeführt und meine Gedanken dazu dargelegt.

Ganz klar, dass natürlich auch darüber philosophiert werden darf.
Als „Glatteis“ sehe ich es nicht. Eher als Chance eine offene Debatte zu führen, dass jeder seine eigenen Gedanken dazu mitteilt.
Wie gesagt: Es geht mir nicht um eine Diskussion über „Schlechte Geschichten“, das ist bereits sicher an anderer Stelle im Forum geschehen.

Ich denke, wenn es keine Kriterien gibt entscheidet der Mainstream. Und der ist in jeder Gruppe (formell und informell) ein anderer. Könnte man auch als Gruppendynamik bezeichnen.
Bei meinem Beispiel eines verbrannten Stück Fleisch oder Fisch gibt’s Verbranntes und es gibt innen rohes Fleisch. Was davon ist gut oder schlecht und was ist Durchschnitt?
Exakt DAS bestimmt eine Mehrheit, ein Mainstream. Und das kann in beide Richtungen gehen. Zeitabhäng und „Geschmacksabhängig“.
Nach meiner Meinung gibt’s kein objektives Gut oder Schlecht.
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Beitrag21.12.2022 18:52

von Gast
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Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:

Ich denke, wenn es keine Kriterien gibt entscheidet der Mainstream. Und der ist in jeder Gruppe (formell und informell) ein anderer. Könnte man auch als Gruppendynamik bezeichnen.
Bei meinem Beispiel eines verbrannten Stück Fleisch oder Fisch gibt’s Verbranntes und es gibt innen rohes Fleisch. Was davon ist gut oder schlecht und was ist Durchschnitt?
Exakt DAS bestimmt eine Mehrheit, ein Mainstream. Und das kann in beide Richtungen gehen. Zeitabhäng und „Geschmacksabhängig“.
Nach meiner Meinung gibt’s kein objektives Gut oder Schlecht.

Nun ich finde schon, dass zumindest ein objektivierbares Kriterium gibt, anhand derer sich ein ästhetisches Urteil über einen Text mit literarischem Anspruch fällen lässt. Ich meine ein Urteil, welches über: Mag ich/gefällt mir oder nicht hinausgeht.  
Um als gut eingestuft zu werden, muss der Text mich irgendwie  fesseln, überraschen, rühren oder zum Nachdenken anzuregen. Das schaffen regelmäßig nur Texte, die ich in irgendeiner Weise (sprachlich und/oder inhaltlich) originell finde . Ohne diesen Schuss Originalität und erkennbaren Formwillen kann ich mir schlechterdings keinen guten Text vorstellen – selbst wenn ich nur (gut) unterhalten werden möchte.
Klar kann man argumentieren, dass Originalität  auch nur ein rein subjektives Kriterium ist.  Aber irgendwie sträubt sich alles in mir, Qualitätsurteile über Literatur als nur vom jeweiligen Zeitgeschmack abhängig zu betrachten.

LG
DLurie
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Pickman
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Beitrag21.12.2022 19:24

von Pickman
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Hi Günter Wendt,

wenn ich dich richtig verstehe, dann ist etwas dann gut, wenn jemand gut es findet. Aber es ist gut nur für diejenigen, die es gut finden. Das für schlecht durchzukonjugieren erspar ich uns.

Wer auf Pittsburgh Style steht, findet sein Steak gut, wenn es innen roh ist und außen verkohlt.

Durchschnitt ist eine statistische Größe, mit der ich hier wenig anfangen kann. Ebenso Mainstream. Zum einen ischeint Mainstream zz. zu sein, sich selbst nicht als Teil des Mainstreams zu sehen. Zu anderen ist ein allgemeiner Mainstream kaum zu fassen, denn die Bevölkerung zerfällt in beliebig viele Untergruppen und Subkulturen, die alle ihre eigenen Vorstellungen von gut und schlecht pflegen. Auch der Buchmarkt besteht aus 1000 Segmenten.


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Pickman
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Beitrag21.12.2022 19:29

von Pickman
Antworten mit Zitat

Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Pickman hat Folgendes geschrieben:
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Alles andere lese dazu was ich oben geschrieben habe.


Die Aufforderung dazu setzt die Vermutung voraus, dass ich es nicht getan hätte.


Richtig.


Das halte ich für unangemessen.


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Tempus fugit.
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Günter Wendt
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Beiträge: 2865



Beitrag21.12.2022 19:33

von Günter Wendt
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Zitat:
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:

Ich denke, wenn es keine Kriterien gibt entscheidet der Mainstream. Und der ist in jeder Gruppe (formell und informell) ein anderer. Könnte man auch als Gruppendynamik bezeichnen.
Bei meinem Beispiel eines verbrannten Stück Fleisch oder Fisch gibt’s Verbranntes und es gibt innen rohes Fleisch. Was davon ist gut oder schlecht und was ist Durchschnitt?
Exakt DAS bestimmt eine Mehrheit, ein Mainstream. Und das kann in beide Richtungen gehen. Zeitabhäng und „Geschmacksabhängig“.
Nach meiner Meinung gibt’s kein objektives Gut oder Schlecht.

Nun ich finde schon, dass zumindest ein objektivierbares Kriterium gibt, anhand derer sich ein ästhetisches Urteil über einen Text mit literarischem Anspruch fällen lässt. Ich meine ein Urteil, welches über: Mag ich/gefällt mir oder nicht hinausgeht.  
Um als gut eingestuft zu werden, muss der Text mich irgendwie  fesseln, überraschen, rühren oder zum Nachdenken anzuregen. Das schaffen regelmäßig nur Texte, die ich in irgendeiner Weise (sprachlich und/oder inhaltlich) originell finde . Ohne diesen Schuss Originalität und erkennbaren Formwillen kann ich mir schlechterdings keinen guten Text vorstellen – selbst wenn ich nur (gut) unterhalten werden möchte.
Klar kann man argumentieren, dass Originalität  auch nur ein rein subjektives Kriterium ist.  Aber irgendwie sträubt sich alles in mir, Qualitätsurteile über Literatur als nur vom jeweiligen Zeitgeschmack abhängig zu betrachten.

LG
DLurie


Das bringt mich auf den Gedanken, inwieweit unsere Entscheidungen etwas zu beurteilen objektiv sind. Wink
Zeitgeist … Zeitgeschmack … Mode … ist ja alles irgendwie beeinflusst. Davon kann sich niemand freisprechen.
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V.K.B.
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Beitrag21.12.2022 21:33

von V.K.B.
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In Bezug auf Literatur würde ich tatsächlich sagen, man kann das nur individuell sagen. Maximal schlecht ist ein Text dann, wenn es einem nach dem (wahrscheinlich nur teilweisen) Lesen um jede Sekunde Lebenszeit leidtut, die man daran verschwendet hat. Und das ist eben individuell. Manche Bücher sind einem Komitee einen Nobelpreis für den Autor wert, manchen Amazon-Rezensenten aber nicht einmal zwei von fünf Sternen.

Würde man die hier gestellte Aufgabe, einen "schlechten" Text zu schreiben, wirklich ernst nehmen, müsste man darauf abzielen, dass es möglichst allen so geht, jede Sekunde Lesezeit und sogar schon das Anklicken zutiefst zu bereuen. Es wäre aber sinnlos, einen solchen Text überhaupt einzustellen, denn warum? Lesen würde ihn ja niemand, zumindest nicht über die ersten Sätze hinaus. So eine Übung (Nihil hat sie ursprünglich in der Anleitung definiert) könnte man für sich zum Überwinden einer Schreibblockade machen, und Zielgruppe wäre dann der Papierkorb (oder besser /dev/null, um nicht auch noch die Umwelt mit Papierverschwendung zu belasten). Eine Veröffentlichung im Forum wäre aber tatsächlich widersinnig.

Daher denke ich, die hier veröffentlichten "schlechtesten" Geschichten haben eher den Ansatz, das, was man in anderen Texten individuell "schlecht" findet, ins Absurde zu überzeichnen und zu parodieren, damit eben doch wieder ein gewisser Unterhaltungswert entsteht, der den "schlechten" Text wieder lesenswert macht. Aber Humor ist natürlich auch genauso individuell wie was jemand "gut" oder "schlecht" findet.


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Christof Lais Sperl
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Beitrag22.12.2022 09:39
Trivia
von Christof Lais Sperl
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Schlecht ist, von dem man nichts lernt.

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Gast







Beitrag22.12.2022 13:09
Re: Was ist „schlecht“ und was ist „gut“?
von Gast
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Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Eine relativ einfache Frage, aber eine Fülle von Antworten!
Schlecht, gut, besser oder schlechter.
Ich hab jetzt so viele schlechte und schlechteste Geschichten hier gelesen, dass ich jetzt mal versuche einen einigermaßen durchschnittlichen Text zu verfassen.
Ich sitze also in diesem Moment in der Küche, der Fisch braucht noch und die Kartoffeln sind erst in fünf Minuten gar.
Durchschnitt ist küchentechnisch halb gar, halb schwarz gebraten.
Und in der Mitte ist der Durchschnitt vom Durchschnitt.
Aber ist das gut, schlecht oder was auch immer?
Wollen wir Durchschnitt? Oder das volle Geschmacksprogramm? Blutig oder durchgebraten?
Ich habe keine Ahnung. Ich nehme das dunkelbraun halb verbrannte Stück. Irgendwie gefällt mir das. So … Fisch ist fertig.


Das wird alles noch viel schlechter werden. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Wie kommst du (und mit dir so viel Menschen) eigentlich auf die bescheuerte Idee, dass durch das Internet und die Vernetzung der Welt die Geschichten besser werden? Intellektuelles Mittelmaß ist für solche Gedanken wahrlich noch zu hoch angesetzt.
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nebenfluss
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Beitrag22.12.2022 13:25
Re: Trivia
von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
Schlecht ist, von dem man nichts lernt.

Sehr bescheiden, diese Definition unter der Überschrift "Trivia" zu posten. Ich finde das ziemlich treffsicher und sogar signatur-fähig.


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Günter Wendt
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Beiträge: 2865



Beitrag22.12.2022 14:14
Re: Was ist „schlecht“ und was ist „gut“?
von Günter Wendt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Eine relativ einfache Frage, aber eine Fülle von Antworten!
Schlecht, gut, besser oder schlechter.
Ich hab jetzt so viele schlechte und schlechteste Geschichten hier gelesen, dass ich jetzt mal versuche einen einigermaßen durchschnittlichen Text zu verfassen.
Ich sitze also in diesem Moment in der Küche, der Fisch braucht noch und die Kartoffeln sind erst in fünf Minuten gar.
Durchschnitt ist küchentechnisch halb gar, halb schwarz gebraten.
Und in der Mitte ist der Durchschnitt vom Durchschnitt.
Aber ist das gut, schlecht oder was auch immer?
Wollen wir Durchschnitt? Oder das volle Geschmacksprogramm? Blutig oder durchgebraten?
Ich habe keine Ahnung. Ich nehme das dunkelbraun halb verbrannte Stück. Irgendwie gefällt mir das. So … Fisch ist fertig.


Das wird alles noch viel schlechter werden. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Wie kommst du (und mit dir so viel Menschen) eigentlich auf die bescheuerte Idee, dass durch das Internet und die Vernetzung der Welt die Geschichten besser werden? Intellektuelles Mittelmaß ist für solche Gedanken wahrlich noch zu hoch angesetzt.


Wie kommst du jetzt auf die Idee, dass ich der Meinung bin, dass Geschichten besser werden durch virtuelle Vernetzung?
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Rübenach
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Beitrag22.12.2022 14:23

von Rübenach
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