Emotionalität im Exposé zeigen

[lia88]

Huhu,

ich habe vor wenigen Wochen ein Buch wieder ausgepackt, das ich vor ziemlich genau einem Jahr geschrieben habe.
Das Buch ist schreibhandwerklich nicht top, da ich es geschrieben habe, als ich im Forum noch ganz neu war und noch wenig Ahnung hatte.
Dafür ist es jedoch fertig - und meiner Meinung nach ist die Geschichte rund und ziemlich emotional.
Ich glaube, dass das Buch hier und da seine Mängel hat, aber auch seine Stärken.
[Das Buch komplett umschreiben möchte ich nicht, denn für mich funktioniert die Geschichte einfach und erzielt genau die Wirkung, die ich erzielen wollte.]

Also bleibt mir nur übrig, mit aller Macht zu versuchen, die Stärke zu betonen und zu hoffen, dass das im Exposé dann auch rüberkommt. Die Stärke ist meiner Meinung nach die Emotionalität und die Botschaft.
Hat jemand das mal versucht, im Exposé? Wenn ich nur den Handlungsverlauf runtererzähle und dabei weglasse, wie ich den Charas alle ihre kleinen Ängste und Sorgen mitgegeben hab, sodass man anfängt, an ihnen zu hängen, dann wird das Buch wohl nicht überzeugen können.
Aber wenn ich alle Nebengeschichten einzeln aufliste, werden die Lektoren sich wohl auch nicht freuen.
Es einfach ins SP zu stellen, ohne es wenigstens versucht zu haben, wäre vll auch nicht die beste Lösung.

Wie macht man das, wenn man ne Geschichte hat, deren Potenzial erst auf den zweiten Blick sichtbar wird?
Ich dachte, vll arbeite ich eine Charakterliste aus, wo ich zu manchen Charas zeige, dass ich mir Gedanken gemacht habe.
Aber was mache ich mit der Botschaft vom Buch? Einfach drunter schreiben 'die Botschaft vom Buch ist xyz und wird so und so rübergebracht' --- aber naja, ob das wirklich überzeugt? ._.

Wie geht ihr damit um? Hat jemand Tipps, wie man sowas rüberbringen kann?

Danke schon mal

[Taranisa]

Hm, schwer zu sagen, ohne das Manuskript zu kennen. Beim Exposé heißt es ja "immer": Kurz und knapp den Inhalt wiedergeben, dabei darauf achten, dass alles logisch nachvollziehbar ist.
Vielleicht stellst du einen Exposé-Entwurf in die Exposé-AG, dann können wir genauer sagen, wie die Geschichte wirkt. Emotionen haben eine Ursache, einen bestimmten Hintergrund / Verlauf, der in der Schilderung Rückschlüsse auf diese zulässt.

[Willebroer]

Emotionen können genauso zur "Handlung" gehören wie die Familienverhältnisse oder die Frage, wer der Mörder ist. Kommt immer auf den Stellenwert an und ob sie die Geschichte tragen/voranbringen.

Man muß sie natürlich nicht selber emotional formulieren - aber auch das kommt ganz auf Zielgruppe und Medium bzw. Verlag an (B-Zeitung oder FAZ/Suhrkamp oder Bastei-Lübbe).

Deshalb würde ich das auch nicht pauschal entscheiden wollen - auch nichts ausschließen.

[Rodge]

Das Exposé geht an Leute, die anhand des Textes erkennen wollen, ob es sich verkauft oder nicht. Da könnte es befremdlich wirken, wenn du versuchst es "emotional" zu verkaufen, weil man vielleicht unterstellt, du hättest zu wenig Abstand von dem Text (oder aber auch, dass die Textarbeit mit Dir schwierig werden könnte, wenn du so sehr an deinem eigenen Text hängst).

Bleibt die Leseprobe, aber wenn es hier zu viele handwerkliche Schwächen gibt, haben Agentur und/oder Verlag zuviel damit zu tun, es so zu lektorieren, dass es verkaufbar ist.

Ich würde es so machen: Umschreiben, bis es so gut ist, wie es Dir möglich ist und es dann anbieten.

Da auch gute Sachen abgelehnt werden, gibt es da aus meiner Sicht keine Abkürzung.

[Dyrnberg]

Ich verstehe die Beschreibung des Problems nicht so ganz.

Ist nicht jeder davon überzeugt, dass sich die wahre Stärke seiner Geschichte vor allem mit der Zeit erschließt? Dass also ein "Abstract" nicht ausreicht, um die Story und deren Figuren wirklich zu erleben? [Wäre dem so, bräuchte es ja keinen Roman... dann genügte ja das Abstract.] Ist nicht jede Geschichte immer auch irgendwie sehr "emotional"? [Warum sollte man sie sonst erzählen?] Versucht nicht jedes Exposé die Stärken eines Romans in den Fokus zu stellen?

Wie gesagt: Ich verstehe die Problembeschreibung nicht.

Spannend ist deine Aussage, dass das Manuskript "hier und da Mängel" hat. Nicht falsch verstehen: Jedes Buch hat Mängel. Mit absoluter Sicherheit.

Aber ich sehe hier zwei Möglichkeiten: Entweder bist du mit dieser Beschreibung extrem redlich (sprich: das Ding ist großartig, aber du bist ein bescheidener, selbstkritischer Geist), oder... du weißt im Grunde selbst, dass es noch nicht gut genug ist. Eine Textprobe hier im Forum könnte erste Anhaltspunkte liefern.

[lia88]

Sagen wirs so: Der Plot ist in wenigen Sätzen runtererzählt. Es ist ne 0815 Geschichte.
Aber die Geschichte lebt durch die Charas, die alle ihre kleinen Nebenhandlungen haben, die miteinander verstrickt sind und eben (meiner Meinung nach^^) emotional oder berührend sind.
Aber es sind alles eben nur Hintergründe.
Ich überleg mir, wie ich das so verpacken kann, dass die Agentur quasi sieht, dass mehr dahintersteckt.

Aber mir ist schon klar, dass die ganze Genialität eines Buches oftmals nur der Autor selbst erkennt ._.


Ich weiß nicht, ob ich das Buch weiter verbessern kann. Oder ob es sich da eher lohnt, direkt das nächste zu schreiben.
Ich hab bisher noch kein Feedback von Verlagen, von daher kann ich nicht einschätzen, wo ich stehe: Obs ausreicht, oder nicht. Und wenns nicht ausreicht, weiß ich nicht, ob ich dasselbe Buch nochmal neu schreiben soll oder nicht doch lieber das nächste
Ich hab das Jahr schon zu viel in Überarbeitungen gesteckt, von daher denk ich, ich will das Manuskript so gut wie möglich verpacken und sehen, ob ein Feedback kommt.

[Mit Mängel mein ich wirklich Mängel - aber es ist ein Jugendbuch, daher ist 'umgangssprachlich und teilweise wertend / manche Stellen eher im Tell' vll nicht schlimm - vll wärs schlimmer, alles nochmal neu zu machen und hinterher kommt die Botschaft dafür nicht an oder die Geschichte hätte so oder so keine Chance^^ Weiß nicht ....  Mein aktueller Plan ist, das Buch abzuhaken und wenn es nichts wird, das nächste zu schreiben, statt es nochmal neu zu schreiben ]

[WSK]

[lia88]

Ja, das würde mir vermutlich beides helfen ^^
Ein bisschen Arbeit muss ich wohl doch noch reinstecken.
Ich denke, ich werde die nächsten zwei WEs noch dran rumwerkeln und dann vll wirklich mal in die Exposé AG reinschauen.

Ich hab grad ein ähnliches Buch wie meines mal wieder rausgekramt und bei dem ist es eigtl dasselbe: Viel Nebenhandlung - und ich hätte keine Ahnung, wie man zu sowas ein Exposé schreibt, da die Nebenhandlung den wahren Reiz vom Buch ausmacht und die Charas.

Meinst du, das mit der Charakterliste wäre für sowas wohl ne Option?

Aber ich kann das, was ich bis dahin habe, dann ja einfach wirklich mal in der Exposé AG herzeigen.
Vermutlich muss ichs halt doch herzeigen, wenn ich ein Feedback dazu mag.

[WSK]

In der Exposé-AG kannst du auch deine Nebenhandlungen darlegen, und es wird dann gemeinsam auseinanderklamüsert, was ins Exposé rein sollte und was nicht. Manche hatten dort schon fünf neue Versionen oder so, bis es gepasst hat. ^^

[Caliban]

[lia88]

Ich will dem Buch halt ne Chance geben. Über den Haufen werfen kann ichs nächstes Jahr immer noch.

[Rodge]

[Taranisa]

@Lia: Ehe du noch lange grübelst und doch (so wie ich dich verstehe) nicht ganz von deinem Projekt überzeugt bist, höre auf jene von uns, die dir die Exposé-AG oder das Einstellen einer Leseprobe z.B. in der Werkstatt ans Herz legen. Durch die Rückmeldungen siehst du klarer, woran du bist, und kannst besser entscheiden, was du mit dem Manuskript machst.

[lia88]

[holg]

Thread auf Wunsch der Erstellerin geschlossen.