Linas-Job

[wohe]

Ein zumindest ungewöhnliches Bild: am Rand einer kleinen Lichtung kniete eine Frau auf der Erde und schlug auf einen aus dem Boden hervorragenden Kopf ein.
„Ähm“, meldete sich Kreuzmacher, „was machen Sie da?“
„Meinen Job.“ Die Frau hielt inne und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. „Der Boden hier ist dermaßen hart, fürchterlich. Kriege ich mal Ihre Axt?“
„Wollen Sie den Kopf abhacken?“
„Natürlich nicht. Ich bin doch kein Schlachter. Sie etwa?“
„Nee“, sagte Kreuzmacher. „Ich bin Holzfäller.“
Die Frau stand auf und schüttelte ihm die Hand. „Lina Bellatrix“, stellte sie sich vor.
„Kreuzmacher, Alois“, sagte Kreuzmacher.
Sie nahm ihm die Axt ab, stellte sich vor den Kopf und hämmerte ihn mit der stumpfen Seite in den Boden.
„Geschafft.“ Sie schlug die Axt in einem Baum. „Ab jetzt fällt er von allein durch.“
„Durch?“,fragte Kreuzmacher.
„Durch bis zur Hölle. Dieser Feigling ist dermaßen schnell abgehauen, dass er falsch abgebogen ist und auf der Erde landete. Ich natürlich hinterher und habe ihn selbstverständlich erwischt.“ In ihrer Stimme klang eindeutig ein wenig Stolz mit.
„Abgehauen“, echote Kreuzmacher. „Hölle.“
Sie sah ihm die Verständnislosigkeit wohl an. „Der da“, sie zeigte auf den Waldboden, „war ein mieser kleiner Dämon, der meinte, sich beim großen Aufräumen verdrücken zu können. Aber nicht mit mir! Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber jetzt ist der wieder bei seinem Chef gelandet und aus Lina der Kriegerin wird wieder Angelina, das liebe Engelchen.“
Sie lächelte ein engelhaftes Lächeln und schnippte mit den Fingern.
Kreuzmacher sah auf die leere Lichtung. Er hätte geschworen, Kampfgeräusche gehört zu haben. Egal, die Arbeit wartete.
Nur, wieso steckte seine Axt in einem Baum?

[nebenfluss]

Ein Beitrag aus meinem unbepunkteten Mittelfeld (quasi Plätze 11-18).

Auf den Plot konnte ich mich zuerst gar nicht recht konzentrieren, weil ich mich die ganze Zeit gefragt habe, was es mit dem Bindestrich im Titel auf sich hat, also warum Linas-Job und nicht Linas Job. Vielleicht soll betont werden, dass es zwei Linas gibt, den Engel und die Kriegerin. Verordnete Schizophrenie ist schließlich fester Bestandteil der Arbeitsplatzbeschreibung.
Eine freche Unterhaltungsgeschichte, die sich harmloser entwickelt als der Anfang erwarten lässt. Warum ich – offenbar von einer Art auktorialem Erzähler – auf die offensichtliche Ungewöhnlichkeit der Anfangsszene hingewiesen werde, weiß ich nicht; ich fand’s unnötig. Auch dieser altbekannte Reset-Trick am Ende (gibt bestimmt einen „echten“ Fachausdrück dafür), funktioniert m. E. hier nicht so richtig. Vielleicht, weil Kreuzmacher die Axt während seines Tagtraum einfach selbst in den Baum gehauen haben könnte. Vielleicht aber auch, weil es mir dann letztlich schlicht zu egal ist, ob in Kreuzmachers Welt immer mal wieder verirrte Dämonen durch den Erdboden gedengelt werden. Er hat dabei ja eben so wenig zu befürchten wie ich.

[hobbes]

Was macht wohl einen herovrragenden Kopf aus? Sieht er besonders hübsch aus? Hat er ideale Proportionen? Oder kann er auf Anhieb sagen, was die Wurzel aus 456,35 ist?

Ja, ja. Ich weiß schon. So war das doch nicht gemeint. Aber so kann man es lesen und dann ist man schon mitten dabei, die Geschichte nicht mehr ganz ernst zu nehmen. Was ja vielleicht gewünscht ist, denn wie absurd ist die Idee, Leute in die Erde zu klopfen und zack, landen sie in der Hölle?
Grundsätzlich mag ich Absurditäten ja. Von daher finde ich das tatsächlich ganz lustig.
Aber mehr auch nicht.

(...)

Mehr auch nicht reicht am Ende doch für einige Punkte. Ich mag Absurdes. Und die Figuren sind super.

Nur das Ende mag ich nicht so. Irgendwie ist mir das ein bisschen zu sehr pointig. Und ich würde die Geschichte - glaube ich - lieber im Präsens lesen. Und der Titel - was soll nur der Gedankenstrich? Für mich völlig fehl am Platz, weckt in mir sofort das Vorurteil, es mit jemandem zu tun zu haben, der noch am Handwerk arbeiten muss. Was dann gar nicht so ist.

(...)

Sieben Punkte.

[V.K.B.]

Witzig. Engel Angelina geht als Kriegerin Lina Bellatrix Dämonen wieder einfangen, die sich in der Hölle vorm Aufräumen drücken wollen. Was mich aber stört, ist dieser Satz:

[Michel]

… Wieso der Bindestrich in der Überschrift? Die Irritation hat sich bis zum Geschichtenende gehalten.
Engelhafte Monsterjägerin schickt Dämon zur Hölle. Der erste Absatz ist natürlich großartig: Sofort ist ein Bild da, nur der Verlauf bleibt an dieser Stelle noch schleierhaft. Groteske? Thriller? »Kriege ich mal Ihre Axt?« hat mich zum Lachen gebracht. So herrlich absurd.
Das Ende verliert mich dann ein wenig. Vielleicht zu viel Erklärung im Mittelteil? Das wechselseitige Vorstellen nimmt mir zu viel Tempo raus. Und dann ein Fingerschnipsen und es ist vorbei. Das lässt mich, ohne dass ich den Finger genau darauf legen könnte, etwas unbefriedigt zurück.

[tronde]

Hallo!
Sehr gefällig, der leise Humor. Die Idee super.
Die Frage, "Wo ist Lina?" kommt mir allerdings zu kurz.
Sprachlich gekonnt umgesetzt.
Gern gelesen, oben mit dabei.

Herzliche Grüße!

[Murnockerl]

Fantasievoll und merkwürdig, fast ein bisschen kindlich. Das Thema scheint mir - da sich weder im direkten noch übertragenen Sinn je die Frage stellt, *wo* Lina ist - nicht ganz erfüllt.

Da die Merkwürdigkeit des Textes nicht meinen Geschmack trifft, leider keine Punkte.

[d.frank]

Interessant. So läuft das also. Nette kleine Begebenheit, leider auch nicht mehr.

[Nachtvogel]

Ist mir zu absurd. Generell nicht schlecht geschrieben und auch recht lustig, aber für Punkte hat es leider nicht gereicht.

[holg]

Dämonenjägerin bei der Arbeit. Kurz und knapp und mit knapp ⅔ der zur Verfügung stehenden Wörter auskommend wird die Rückführung eines Dämonen in sein Herkunftsland geschildert.

Sowohl die Schlichtheit der Schilderung als auch die Reaktion des Holzfällers auf das Geschehen wirken angenehm absurd Burton-esk.
Warum der Bindestrich im Titel steht weiß ich nicht, dass hervorragend nicht das beste Wort für etwas ist, das aus dem Boden hervor ragt, macht den Einstieg unnötig schwer.

Sonst hab ich nichts zu meckern. Viel mehr nette Details gefunden.
Lina Bellatrix vs. Kreuzmacher, Alois vs. Angelina, z.B.
Bin doch kein Schlachter.
Das gefällt mir.

[Constantine]

Bonjour sehr geehrte Postkarte

Bellatrix? Lestrange? Muss ich aus Harry Potter verwechseln oder vielleicht sind sie verwandt und machen Story-Hopping.
Ich schweife ab.

[dürüm]

Mag ich

Ein bisschen Fantasy, ein bisschen Heimatroman, ein bisschen Harry Potter und jede Menge absurder Humor!

Gerne gelesen!

Gerade noch Top Ten und damit mein letzter Punkt!

Gruß
Kerem

[Heidi]

Der Titel

Ohne Bindestrich würde mir der Titel zwar besser gefallen, aber er sagt auf alle Fälle genau das, was mich in der Geschichte erwartet. Die Darstellung des Jobs von Lina. Ein nicht unspannender Titel vor allem im Zusammenhang mit dem Text.

Die Sprache

ist bildhaft ausgearbeitet, es gibt viel Dialog, weshalb der Text sehr lebendig daherkommt. Der Text ist solide geschrieben.

Die Figur(en)

werden skurril dargestellt.

Lina selbst als Kriegerin und Engelchen inkognito auf der Erde. Das gefällt mir. Sie wirkt selbstbewusst – eine Frau, die weiß was sie warum tut, mit ordentlich Willenskraft und Eigeninitiative.
Auch der Kreuzmacher wird als Figur lebendig. Ein bisschen dümmlich wirkt er, überrumpelt von der überirdischen Person, die Handlungen tätigt, die er sonst nicht kennt von seiner Umwelt.
Übrigens finde ich den Namen „Kreuzmacher“ als außerordentlich gut ausgesucht für diese Figur.

Der Inhalt

Lina, die Kämpferin – eigentlich wohnhaft im Himmel (vermute ich mal) – ist zur Erde geschickt worden, um einen Dämon zurück in die Erde zu manövrieren. Mit bloßer Hand gelingt das nicht so gut, weshalb sie sich die Axt eines vorbeikommenden Holzfällers leiht. Nach getaner Arbeit verwandelt sie sich in ein Engelchen und macht die Biege.

Der Gesamteindruck

Die Geschichte ist klar und verständlich ausgearbeitet. Von der Figurendarstellung her auch witzig, überhaupt ist der Plot amüsant.

Die Themenumsetzung finde ich nur halbgar ausgeführt. Lina ist ja nicht weg. Oder doch, sie ist für die lesenden Personen weg, aber wir wissen ja wohin sie geht, oder können es uns erschließen.
Der Kreuzmacher, der wundert sich ja nur, dass seine Axt im Baum steckt, wo er sie ja gar nicht hingetan hat. Er erinnert sich offensichtlich nicht an Lina, deshalb kann sie für ihn auch nicht verschwunden sein.
Alles in allem, eine kleine, nette Geschichte, die mich zum Schmunzeln gebracht hat, die mir aber keinen Denkstoff bietet oder mich tiefer beschäftigt.

Es sind leider keine Punkte mehr übrig.

[Jenni]

Lina hat zwei Bösewichte eingefangen und leiht sich mal kurz die Axt um einen Durchgang in die Hölle zu schlagen. Und wo ist Lina jetzt? Nie dagewesen. Witzig geschrieben, gerne gelesen!

Punkte sind leider trotzdem ausgegangen. Diesmal hätte ich fürwahr mehr davon brauchen können.

[Bananenfischin]

Von mir gibt es zeitbedingt leider nur einen kurzen Kommentar.
Dieser Text ist für mich im Vergleich innerhalb dieses Wettbewerbs kein Punktekandidat gewesen. Hier mag ich den ersten Satz zwar sehr gern, die Absurdität der Situation. Nicht gefallen hat mir aber der Stil insgesamt, die Auflösung der Situation und vor allem das Ende.

[F.J.G.]

Liebes unbekanntes schreibendes Wesen,

leider überzeugt mich dieser Text gar nicht.

Zu viel Dialog. Schätzomativ liegst du weit unterhalb des 400-Wörter-Limits. Da hätten doch etwas mehr Beschreibungen Platz gehabt. So bildet sich leider kaum ein inneres Bild.

Dennoch verbindlichen Dank,
Kojote

[Minerva]

Vorbemerkung: Leider war meine Zeit diesmal arg knapp, deswegen nur ein kleiner Standard-Kommentar. (Sorry)

Nach meiner Ansicht waren alle Beiträge von hoher Qualität und unterhaltsam. Weswegen es deiner nicht auf meine Punkteliste geschafft hat, weiß ich nicht. Das Aussortieren, auch deines Beitrags, ist mir schwer gefallen.

[anderswolf]

Fragwürdige Überschrift, aber das kann ja mal passieren. Ansonsten: kurzes Engel-Dämon-Holzfäller-Intermezzo, das am Ende leider ins Vergessen geschnippt wird. Hätte mir mehr dämonische Gegenwehr gewünscht. Ragt dennoch dank Absurdität und Kurzweiligkeit der Szene aus der überwiegend ernsthaften Konkurrenz heraus.

[Gast]

Platzhalterkommentar zum Zwecke des Erwerbs des Punktevergaberechtes

[fabian]

Hallo Text.
Weil der Dialog einigermaßen flüssig geschrieben ist und die Szenerie dezent gestaltet ist und sich nicht aufdrängt – mit einer gekonnt gesetzten Absurdität in der Mitte – bist Du ein Kandidat für ein paar Pünktchen. Gerade weil du diese Qualitäten hast und mir dann doch nur eine so gar nichts sagende Geschichte erzählst, bekommst du die  aber wieder abgezogen.
0 Punkte

[wohe]

Also erstmal ein Dank an alle, die sich mit meinem Text näher beschäftigt haben.

Erläuterungen:
Zum Ttel: Ich hatte beim Schreiben angenommen, dass man die Texte als Anlage zur PN verschicken muss und mir wurde dereinst beigebracht, dass Dateinamen aus nur einem Wort bestehen dürfen --> alte Gewohnheit, einen Unterstrich einzubauen. Dass hieraus ein Bindestrich wurde, ist meiner Schusseligkeit zu verdanken.
Für den Namnen Bellatrix habe ich einfach nach der lateinischen Übersetzung von Kriegerin gegoogelt.
Angelina wird bes. in Italien als Verniedlichung im Sinne von "süßes, liebes Engelchen" verwendet, kommt m.E. also gut als Gegensatz zur Kriegerin.

Bis zum nächsten Mal
Wohe