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Frage zu den Erzählperspektiven

 
 
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Manuskriptus
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 28
Beiträge: 2



Beitrag20.11.2022 16:34
Frage zu den Erzählperspektiven
von Manuskriptus
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben smile
Ich hoffe, dass meine Frage hier richtig ist.

Aktuell arbeite ich an einem neuen Buchprojekt und bin gedanklich sowie schriftlich ständig an neuen Notizen festhalten. So langsam hat sich die Hauptwelt super manifestiert und ist fürs Schreiben nun fertiggestellt, ebenso der Plot und die Charaktere. Einzig allein die Erzählweise ist noch nicht ganz entschieden.

Vorgänger Buchprojekte - dazu zähle ich natürlich auch normale Geschichten oder abgebrochene Projekte - sind stets in der Ich-Form geschrieben gewesen und generell liebe ich diese Form sehr. Nur habe ich das Bedürfnis, mal etwas "Neues" zu wagen und eine neue Schreibform zu wählen.

Aktuell schwanke ich zwischen dem personalen Er-Erzähler und dem auktorialen Ich-Erzählen. Vor der Ich-Form habe ich früher sehr gerne und fast überwiegend in der Er-Form erzählt, weshalb dies mir dann noch sehr bekannt ist. Ganz, ganz neu ist für mich bzw. wäre für mich der auktoriale Ich-Erzähler. Also weit weg vom typischen erlebtem Ich.

Nun, bevor ich hier wieder zu sehr um den heißen Brei labere, meine kurze Frage: Wie gestaltet sich denn der auktoriale Ich-Erzähler? Ist das zu vergleichen mit dem alleswissenden Erzähler, nur eben in der Ich-Version? Und welche Form würdet ihr generell eher empfehlen, eine Geschichte im Fantasiebereich zu schreiben? (Ich weiß, ich weiß - sehr große Geschmacksfrage, aber mich würden dann doch gerne eure Meinungen dazu interessieren)

Ich für meinen Teil liebe es, Fantasygeschichten und ihre Welt sehr nah getreu zu beschreiben und zu formulieren. Hier bin ich damals tatsächlich oft an die Grenzen des Ich-Erzählers gestoßen, da dieser, obwohl er ja als lebende Figur der Geschichte seine Welt am besten kennt, dennoch die Funktionen seiner Umwelt, die Magie seiner Welt, wenn man es so sagen kann, für den "Leser" erklärt hat. Gäbe es hier denn z.B. bessere Möglichkeiten, die Geschehnisse besser zu "beschreiben", ohne dass es sich so anfühlt, als würde der Held der Geschichte sich selbst die Regeln seiner Welt erklären, obwohl er sie ja doch am besten wissen müsste lol2

Ich freue mich auf Antworten!
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5435
Wohnort: OWL


Beitrag20.11.2022 18:58
Re: Frage zu den Erzählperspektiven
von Willebroer
Antworten mit Zitat

Manuskriptus hat Folgendes geschrieben:
Hallo ihr Lieben smile Wie gestaltet sich denn der auktoriale Ich-Erzähler? Ist das zu vergleichen mit dem alleswissenden Erzähler, nur eben in der Ich-Version?

Hallo Manuskriptus,
da stellt sich mir die Frage, wie du denn auf den allwissenden Ich-Erzähler kommst, wenn du gar keine so genaue Vorstellung hast, was das eigentlich ist. Nur Neugier? "Was anderes " - sagtest du ja, aber es gibt vieles "anderes"...
Manuskriptus hat Folgendes geschrieben:

Und welche Form würdet ihr generell eher empfehlen, eine Geschichte im Fantasiebereich zu schreiben? (Ich weiß, ich weiß - sehr große Geschmacksfrage, aber mich würden dann doch gerne eure Meinungen dazu interessieren)

Ich für meinen Teil liebe es, Fantasygeschichten und ihre Welt sehr nah getreu zu beschreiben und zu formulieren. Hier bin ich damals tatsächlich oft an die Grenzen des Ich-Erzählers gestoßen, da dieser, obwohl er ja als lebende Figur der Geschichte seine Welt am besten kennt, dennoch die Funktionen seiner Umwelt, die Magie seiner Welt, wenn man es so sagen kann, für den "Leser" erklärt hat. Gäbe es hier denn z.B. bessere Möglichkeiten, die Geschehnisse besser zu "beschreiben", ohne dass es sich so anfühlt, als würde der Held der Geschichte sich selbst die Regeln seiner Welt erklären, obwohl er sie ja doch am besten wissen müsste lol2

Ich freue mich auf Antworten!


Ich sehe da grundsätzlich gar kein Problem, in keiner Richtung. Vielleicht bist du zu sehr von den gängigen Definitionen eingenommen, was man wann darf oder nicht.

Ein Ich-Erzähler kann auch sehr auktorial sein. Wenn er nämlich aus der zeitlichen Distanz etwas erzählt, dann kann er mehr wissen als zur "Tatzeit" und braucht das auch nicht zu verheimlichen - es sei denn um die Sache spannender zu machen. Er ist in gewisser Hinsicht sogar freier als der Auktoriale, weil er ungehemmter ins Subjektive schwenken kann.

Wo es ein "Ich" gibt, da gibt es auch ein "Du". Das wird zwar gerne verheimlicht, aber als Ich-Erzähler gibt es immer einen fiktiven Leser oder Zuhörer, dem du etwas erzählst. Dem darfst du dann auch gerne was erklären. Oder kommentieren. Allenfalls sollte immer klar sein, ob du das aus "heutiger" Sicht tust oder nur deine "damalige" Situation wiedergibst. Also zumindest nicht zuviel wechseln oder das gekonnt tun - womit wir wieder am Anfang sind: Denn was man kann, das darf man auch (zumindest in der Literatur).
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Leselust
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 377
Wohnort: Hessen


Beitrag20.11.2022 23:03

von Leselust
Antworten mit Zitat

auktorial heißt allwissend, egal ob ich, er oder du. Ein auktorialer Ich-Erzähler ist dann eben eine_r, der/ die alles weiß. Es fällt mir zwar spontan schwer, mir das in der Umsetzung vorzustellen (außer bei einer gottartigen Figur), aber grundsätzlich geht das natürlich.
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5435
Wohnort: OWL


Beitrag20.11.2022 23:28

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Es gibt einige Beispiele im Bereich der Klassiker, die in Ich-Form geschrieben sind und trotzdem (nach meiner Erinnerung) eher auktorial: Die Schatzinsel, Winnetou ("Lieber Leser, weißt du, was ein Greenhorn ist?"), Moby Dick, Robinson Crusoe, Gullivers Reisen (?). Ist nicht Frankenstein auch in der Ich-Form geschrieben?
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Leselust
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 377
Wohnort: Hessen


Beitrag20.11.2022 23:56

von Leselust
Antworten mit Zitat

Aber wissen diese Erzähler denn tatsächlich in der Ich-Form immer, was in den Köpfen der anderen vorgeht? Muss ich Morgen gleich mal nachsehen...
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5435
Wohnort: OWL


Beitrag21.11.2022 00:40

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Leselust hat Folgendes geschrieben:
Aber wissen diese Erzähler denn tatsächlich in der Ich-Form immer, was in den Köpfen der anderen vorgeht? Muss ich Morgen gleich mal nachsehen...


Natürlich wissen sie das, aber sie verraten es nicht. Als Erzähler, nicht als die Person, für die sie erzählen.

Wir wissen ja auch nicht, was der auktoriale Erzähler alles weiß. Wir können nur das wissen, was er/sie uns verrät.
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Mogwai
Gänsefüßchen


Beiträge: 37



Beitrag24.11.2022 18:17

von Mogwai
Antworten mit Zitat

Perspektivtechnisch kannst du eigentlich alles machen. Es muss nur klar gekennzeichnet sein und innerhalb der Geschichte eine klare Linie aufweisen. Auktorial kann anstrengend sein, egal welcher Form,
 es kann auch nervig sein, weil einzelnen Charakteren die Spannung im Vorfeld genommen werden kann. Für den Leser laufen die Charaktere dann oft nicht mehr ins offene Messer. Aber auch das hängt von der Variante des auktorialen Erzählers ab. Ganz ehrlich, ich kenne nur gute Beispiele, die als "Stimme aus dem Hintergrund" agieren.

Wenn du bislang den Ich- oder Er-Erzähler genutzt hast, kannst du die aber auch verbinden. Das kann hervorragend funktionieren. Ein Charakter ist in der Ich-Form geschrieben und somit ist der Leser mittendrin und "in ihm". Andere Charaktere sind in der Er-Form, womit der Leser mitsamt Charakter ein wenig auf Abstand ist. Das funktioniert besonders gut, wenn du Szenen/Kapitel hast, in denen ein Außenblick hilfreich ist. Auch als Abgrenzung zur Gegenseite kannst du das einbringen - so vermeidest du bei einzelnen Bösewichten sogar, dass du gezielte Überschriften oder Hinweise nutzen musst. Ich: Gute Seite, Er: Böse Seite.

Ein Ich-Erzähler muss allerdings nicht immer wissen, was in allen Köpfen vorgeht. Da gibt es keine Regel und wenn er es weiß, ist es oft problematisch. Ein Ich-Erzähler darf genauso doof/klug/unwissend sein, wie der Leser. Der einzige Fakt ist, dass der Ich-Erzähler wohl nicht mittendrin stirbt. Das würde die Erzählung gerade dann erschweren, wenn sie im Präsenz geschrieben wird.
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Loopius
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
L


Beiträge: 15



L
Beitrag23.05.2023 11:13

von Loopius
Antworten mit Zitat

In der "BAD"-Reihe gibt es jedes Kapitel andere Charaktere, die aus der Ich-Perspektive weitererzählen. Das Kapitel trägt dann simpel den Namen des aktuellen Erzählers. So könnte also theoretisch ein Ich-Erzähler mittendrin sterben, da im nächsten Kapitel ein anderer weitererzählt.

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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag23.05.2023 17:53

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Beispiele für auktoriale Elemente im Icherzähler (der zeitliche Distanz zum Erzählten hat):

"Was dann folgte, würde ich für den Rest meines Lebens nicht vergesen."

"Hätte ich damals schon geahnt, was der Räuber im Schilde führte, hätte ich ihm die Schatzkarte nicht so einfach gegeben."

Wenn der Icherzähler im Präsens berichtet, sollte m.E. kein auktoriales Element reinspielen.

VG
Nico
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