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Glück gehabt


 
 
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Markschreibt
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 6
Wohnort: Málaga


Beitrag08.10.2022 18:36
Glück gehabt
von Markschreibt
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Liebes Forum,

das ist meine erste Kurzgeschichte.

Glück gehabt


Die frühe Morgensonne blinzelte durch feine Nebelschwaden und tauchte die weiten Kornfelder in ein weiches Licht. Nach und nach löste sich der milchige Schleier auf und gab den Blick auf die grüne Hügellandschaft frei. Mittendrin schlängelte sich ein fein asphaltierter Weg durch bunte Gräser, die den Wegesrand säumten. Jonas fuhr mit seinem schnittigen Rennrad zügig und beinahe lautlos durch diese morgendliche Idylle. Die frisch geölte Kette lief leichtgängig und surrend über blitzblanke Ritzelzähne. Eine leichte Brise wehte Jonas ins Gesicht, als er lächelnd in die Pedale trat und die schöne Landschaft betrachtete. »Radfahren ist wie ein kleiner Urlaub«, sagte er leise zu sich und nickte unmerklich. Zufrieden mit sich und der Welt schaltete er auf das große Kettenblatt, um im Wiegetritt einen Bauernhof zu passieren, der auf einer kleinen Anhöhe lag.
Selbstvergessen und auf den Moment fokussiert hörte Jonas erst spät das grollende Gebell, welches sich von hinten näherte. »Das müssen aber große Hunde sein«, ging es ihm noch durch den Kopf, als ihn ein Rottweiler und ein Schäferhund ansprangen und grob zu Boden stießen. Jonas fiel hart, als der wütende Schäferhund sofort in seine wohlgeformte Wade biss. »Hoffentlich ist das Schaltwerk nicht kaputt gegangen«, dachte er noch, als scharfe Zähne ein großes Stück Muskelfleisch aus seinem Bein herausrissen. Er wollte laut aufschreien, doch der angreifende Rottweiler war schneller und biss energisch in seinen Hals. Der Hund riss und zerrte an der schlanken Gurgel, sodass Jonas ganz schwindelig wurde. Vom großen Aufschrei blieb nur ein leises Blubbern aus der zerfetzten Kehle übrig. Irgendjemand verscheuchte die Hunde und rief panisch nach einem Krankenwagen. Aus der geöffneten Halsschlagader spritzte Blut im Takt der Herzfrequenz und bildete eine dunkelrote Pfütze auf dem schönen Asphalt. Jonas lag auf dem Rücken und fühlte, wie das Leben langsam aus seinem Körper wich. Er wartete vergeblich auf die Bilder, die den Todgeweihten das Leben noch einmal im Schnelldurchgang vorführen sollten. Stattdessen erblickte er hoch oben in der Luft eine Taube, deren fallende Exkremente seinen Kopf knapp verfehlten. »Da habe ich aber noch einmal Glück gehabt«, freute sich Jonas, bevor die Dunkelheit ihn umschlang.

Taugt die was oder kann die weg?

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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
H

Alter: 65
Beiträge: 606
Wohnort: Bayern


H
Beitrag08.10.2022 20:31

von HansGlogger
Antworten mit Zitat

Taugt auf jeden Fall was.
Im ersten Teil sind es mir zu viele Adjektive.

Zitat:
Die frühe Morgensonne blinzelte durch feine Nebelschwaden und tauchte die weiten Kornfelder in ein weiches Licht. Nach und nach löste sich der milchige Schleier auf und gab den Blick auf die grüne Hügellandschaft frei. Mittendrin schlängelte sich ein fein asphaltierter Weg durch bunte Gräser, die den Wegesrand säumten. Jonas fuhr mit seinem schnittigen Rennrad zügig und beinahe lautlos durch diese morgendliche Idylle. Die frisch geölte Kette lief leichtgängig und surrend über blitzblanke Ritzelzähne.


Nicht jedes Substantiv muss von einem Adjektive begleitet werden, schwarze Rappen und weiße Schimmel müssen nicht durch einen Text galoppieren.

Aber die spätere Wendung ins Absurde rechtfertigt es in diesem Text.
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Markschreibt
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 6
Wohnort: Málaga


Beitrag08.10.2022 21:20

von Markschreibt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Oh, das sind wirklich viele Adjektive. Da werde ich in Zukunft drauf achten. Besten Dank!
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Sandschlange
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 29
Beiträge: 14
Wohnort: Steiermark


Beitrag08.10.2022 22:54

von Sandschlange
Antworten mit Zitat

Markschreibt hat Folgendes geschrieben:

Die frühe Morgensonne blinzelte durch feine Nebelschwaden und tauchte die weiten Kornfelder in ein weiches Licht. Nach und nach löste sich der milchige Schleier auf und gab den Blick auf die grüne Hügellandschaft frei.


Hallo Markschreibt, an sich liest sich dein Stil angenehm, aber auch mir sind zu viele Adjektive im Text. Ich habe dir mal die Worte markiert, die ich streichen würde, weil ich mit HansGlogger nicht ganz übereinstimme. Für mich sind Adjektive dann zu streichen, wenn sie mir "nichts Neues" oder "nichts Relevantes" sagen. Das "frühe" bei der Morgensonne finde ich redundant, weil sowohl die Morgensonne, als auch die Nebelschwaden, die sich nach und nach auflösen, schon implizieren, dass es noch recht früh ist - aber das ist immer eine persönliche Abwegung. Prinzipiell bin ich kein Gegner von Adjektiven. Bei den "weiten" Kornfeldern genauso - ich kenne keine "schmalen" Kornfelder, insbesondere, wenn sie in der Mehrzahl dastehen. Das "ein" würde ich streichen, weil es mir im Zusammenhang mit dem Licht komisch vorkommt - aber das ist sehr subjektiv. Das "grün" bei Hügellandschaft würde ich aus demselben Grund streichen wie "früh" und "weit" - einfach weil man sich eine Hügellandschaft prinzipiell grün vorstellt, es sei denn, es wird etwas anders beschrieben - durch die Dürre gelb, vielleicht auch golden oder glitzernd durchs Licht.

Markschreibt hat Folgendes geschrieben:

Jonas fuhr mit seinem schnittigen Rennrad zügig und beinahe lautlos durch diese morgendliche Idylle. Die frisch geölte Kette lief leichtgängig und surrend über blitzblanke Ritzelzähne. Eine leichte Brise wehte Jonas ins Gesicht, als er lächelnd in die Pedale trat und die schöne Landschaft betrachtete. »Radfahren ist wie ein kleiner Urlaub«, sagte er leise zu sich und nickte unmerklich. Zufrieden mit sich und der Welt schaltete er auf das große Kettenblatt, um im Wiegetritt einen Bauernhof zu passieren, der auf einer kleinen Anhöhe lag.


Unter einem "schnittigen Rennrad" kann ich mir nicht vorstellen, das kann aber auch daran liegen, dass ich mich damit nicht auskenne - falls das wirklich ein Adjektiv ist, dass etwas über die Art des Fahrrads aussagt, ist es in Ordnung, wenn hier "schnittig" aber nur sportlich heißt und nocheinmal spezifiziert, dass es ein Rennrad ist, das sowieso sportlicher ist als ein normales Fahrad, würde ich das Adjektiv streichen.
"zügig und beinahe lautlos" - Zügig widerspricht ein wenig dem Bild, das ich bisher von der Geschichte habe - bisher schien es vom Aubau her eher langsam voran zu gehen, er scheint die Landschaft zu genießen. Das "beinahe lautlos" scheint mir auch merkwürdig - ich denke nicht, dass man beim Radfahren so viel Lärm macht und selbst, hängt das eher mit dem Fahrad zu sammen und nicht mit dem fahren, oder?
"schön" ist nicht wirklich aussagekräftig, sondern nur ein Füllwort, außerdem hast du ja vorher schon gezeigt, dass die Landschaft schön ist.
"leichtgängig" würde ich hier auch streichen, das impliziert die frisch geölte Kette schon.
Statt dem "sagte er leise" würde auch flüstern gehen; das "kaum merkliche Nicken" ergibt für mich wenig Sinn, es soll hier wohl eine Selbstbestätigung seiner Worte sein, wirkt auf mich aber eher merkwürdig. Solche Merkmale, wenn jemand zu solchen Dingen neigt (leichtes Nicken, mit sich selbst sprehcen, etc.) können an sich gute Charakterisierungen sein - beispielsweise ein Mörder, der zu sich selbst sagt: "Ich musste es tun, stimmt doch oder" und dann noch nickt, so als wollte er sich selbst bestätigen, aber hier fühlt es sich für mich mehr wie eine "Mikrobeschreibung" an, die eigentlich nichts aussagt.
"Zufrieden mit sich und der Welt" ist eine Phrase, die häufig verwendet wird und darum ein wenig abgedroshcen wirkt.

Ich höre jetzt damit auf, die Kleinigkeiten zu kommentieren, das sind ja auch nur subjektive Vorschläge von mir und kein Gesetz. Insgesamt liest sich dein Text gut.

LG Sandschlange


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Mahatma Glück, Mahatma Pech, Mahatma Gandhi.
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Dahl
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 23
Wohnort: Siegen


Beitrag08.10.2022 23:21

von Dahl
Antworten mit Zitat

Hallo Mark!

Zwei ausführlichere Beurteilungen deines Textest hast du ja schon bekommen. Ich möchte eine etwas weniger ausführliche hinzufügen.

Mich als normaler Leser (also ohne den Anspruch eines professionellen, handwerklich versierten Schriftstellers), stören die vielen Adjektive nicht unbedingt. Es wurde ja auch schon von HansGlogger erwähnt, dass die Überzeichnung der Absurdität des Endes durchaus Rechnung trage. Was mich sehr wohl stört ist dieser Block von einem Text ohne Struktur durch Absätze.

Das ist schon bei kurzen Texten anstrengend. Bei längeren Texten, werden dir die Leser davon laufen. Absätze brechen den Block auf und erleichtern das Lesen, indem sie den Text in sinnvolle der Handlung angepasste Häppchen aufteilen.

Das gilt vor allem für Dialoge. Gibt es in deinem Text jetzt nicht, sondern eher Monologe. Trotzdem. Mr. Green


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Ich hasse das Schreiben. Es wird meinen Gedanken niemals gerecht. Als würde man Wolken in Blei gießen wollen.
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Araragi
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Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag09.10.2022 08:38
Re: Glück gehabt
von Araragi
Antworten mit Zitat

Hallo Marktschreibt,

über die Adjektive wurde glaube ich schon genug gesagt. Also lasse ich den Teil weg.

Markschreibt hat Folgendes geschrieben:

Die frühe Morgensonne blinzelte durch feine Nebelschwaden und tauchte die weiten Kornfelder in ein weiches Licht. Nach und nach löste sich der milchige Schleier auf und gab den Blick auf die grüne Hügellandschaft frei. Mittendrin schlängelte sich ein fein asphaltierter Weg durch bunte Gräser, die den Wegesrand säumten. Jonas fuhr mit seinem schnittigen Rennrad zügig und beinahe lautlos durch diese morgendliche Idylle. Wiederholung. Wir wissen bereits, dass die Landschaft idyllisch ist. Die frisch geölte Kette (Besser:) Die Kette war frisch geölt und lief leichtgängig und surrend über die blitzblanken Ritzelzähne. Eine leichte Brise wehte Jonas ins Gesicht, als er lächelnd in die Pedale trat und die schöne Landschaft betrachtete. »Radfahren ist wie ein kleiner Urlaub«, sagte er leise zu sich und nickte unmerklich. Zufrieden mit sich und der Welt schaltete er auf das große Kettenblatt um, um im und passierte Wiegetritt einen Bauernhof zu passieren, der auf einer kleinen Anhöhe lag.
Selbstvergessen und auf den Moment fokussiert, hörte Jonas erst spät das grollende Gebell, welches sich von hinten näherte. »Das müssen aber große Hunde sein«, ging es ihm noch durch den Kopf., als ihn Dann sprangen ihn ein Rottweiler und ein Schäferhund ansprangen und stießen ihn grob zu Boden stießen. Jonas fiel hart, als der wütende Schäferhund sofort in seine wohlgeformte Wade biss. Besser: Der wütende Hund biss in seine Wade während Jonas zu Boden fiel. Der Fokus sollte auf den Hund und den Biss liegen, nicht auf den Fall. »Hoffentlich ist das Schaltwerk nicht kaputt gegangen«, dachte er sich noch, als scharfe Zähne ein großes Stück Muskelfleisch aus seinem Bein herausrissen. Er wollte laut aufschreien, doch der angreifende Rottweiler war schneller und biss energisch in seinen Hals. Der Hund riss und zerrte an der schlanken Gurgel, sodass Jonas ganz schwindelig wurde. Vom großen Aufschrei blieb nur noch ein leises Blubbern aus der zerfetzten Kehle übrig. Irgendjemand verscheuchte die Hunde und rief panisch nach einem Krankenwagen. Aus der geöffneten Halsschlagader spritzte Blut im Takt der Herzfrequenz und bildete eine dunkelrote Pfütze auf dem schönen Asphalt. Jonas lag auf dem Rücken und fühlte, wie das Leben langsam aus seinem Körper wich. Nun Er wartete er vergeblich auf die Bilder, die den Todgeweihten das Leben noch einmal im Schnelldurchgang vorführen sollten. Vergeblich. (Spannungsaufbau) Stattdessen erblickte er hoch oben in der Luft eine Taube, deren fallende Exkremente seinen Kopf knapp verfehlten. »Da habe ich aber noch einmal Glück gehabt«, freute er sich Jonas, bevor bis ihn die Dunkelheit ihn umschlang.


Manchmal wirken die Sätze ein wenig überladen. Es sind nicht nur Adjektive sondern auch Wörter wie "Wiegetritt", die in einen extra Satz separiert werden müssten. Es ist aber auch genauso gut möglich solche Wörter zu streichen, falls man der Meinung ist, dass sie eine eher geringe Relevanz haben.

Zum Schluss hast du aber besser geschrieben. Die Sätze wirkten natürlicher.


Grüße



Araragi


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Araragi
Geschlecht:männlichDrama-Capra

Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag09.10.2022 08:42
Re: Glück gehabt
von Araragi
Antworten mit Zitat

Doppelpost again.

Jetzt habe ich wenigstens verstanden warum mir das passiert. Ich wollte meinen Post editen, drückte aber versehentlich auf Zitat. Dadurch wurde das Ganze ein zweites Mal gepostet lol


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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag09.10.2022 09:51

von Rodge
Antworten mit Zitat

Die Adjektive am Anfang stören mich auch, am Ende sind sie (für mich) eher brilliant (so z. B. das Blut, das auf den schönen Asphalt spritzt). Allerdings könnte man dann rein stilistisch anmerken, dass hier die Erzählformen durcheinander geraten, da er (in diesem Moment) die Schönheit des Asphalts ja nicht mehr sehen kann.

Durch ein bisschen Weglassen einiger Adjektive am Anfang wäre das für mich eine gelungene, kleine Geschichte.
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Markschreibt
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 6
Wohnort: Málaga


Beitrag09.10.2022 12:34

von Markschreibt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sandschlange hat Folgendes geschrieben:
Markschreibt hat Folgendes geschrieben:

Die frühe Morgensonne blinzelte durch feine Nebelschwaden und tauchte die weiten Kornfelder in ein weiches Licht. Nach und nach löste sich der milchige Schleier auf und gab den Blick auf die grüne Hügellandschaft frei.


Hallo Markschreibt, an sich liest sich dein Stil angenehm, aber auch mir sind zu viele Adjektive im Text. Ich habe dir mal die Worte markiert, die ich streichen würde, weil ich mit HansGlogger nicht ganz übereinstimme. Für mich sind Adjektive dann zu streichen, wenn sie mir "nichts Neues" oder "nichts Relevantes" sagen. Das "frühe" bei der Morgensonne finde ich redundant, weil sowohl die Morgensonne, als auch die Nebelschwaden, die sich nach und nach auflösen, schon implizieren, dass es noch recht früh ist - aber das ist immer eine persönliche Abwegung. Prinzipiell bin ich kein Gegner von Adjektiven. Bei den "weiten" Kornfeldern genauso - ich kenne keine "schmalen" Kornfelder, insbesondere, wenn sie in der Mehrzahl dastehen. Das "ein" würde ich streichen, weil es mir im Zusammenhang mit dem Licht komisch vorkommt - aber das ist sehr subjektiv. Das "grün" bei Hügellandschaft würde ich aus demselben Grund streichen wie "früh" und "weit" - einfach weil man sich eine Hügellandschaft prinzipiell grün vorstellt, es sei denn, es wird etwas anders beschrieben - durch die Dürre gelb, vielleicht auch golden oder glitzernd durchs Licht.

Markschreibt hat Folgendes geschrieben:

Jonas fuhr mit seinem schnittigen Rennrad zügig und beinahe lautlos durch diese morgendliche Idylle. Die frisch geölte Kette lief leichtgängig und surrend über blitzblanke Ritzelzähne. Eine leichte Brise wehte Jonas ins Gesicht, als er lächelnd in die Pedale trat und die schöne Landschaft betrachtete. »Radfahren ist wie ein kleiner Urlaub«, sagte er leise zu sich und nickte unmerklich. Zufrieden mit sich und der Welt schaltete er auf das große Kettenblatt, um im Wiegetritt einen Bauernhof zu passieren, der auf einer kleinen Anhöhe lag.


Unter einem "schnittigen Rennrad" kann ich mir nicht vorstellen, das kann aber auch daran liegen, dass ich mich damit nicht auskenne - falls das wirklich ein Adjektiv ist, dass etwas über die Art des Fahrrads aussagt, ist es in Ordnung, wenn hier "schnittig" aber nur sportlich heißt und nocheinmal spezifiziert, dass es ein Rennrad ist, das sowieso sportlicher ist als ein normales Fahrad, würde ich das Adjektiv streichen.
"zügig und beinahe lautlos" - Zügig widerspricht ein wenig dem Bild, das ich bisher von der Geschichte habe - bisher schien es vom Aubau her eher langsam voran zu gehen, er scheint die Landschaft zu genießen. Das "beinahe lautlos" scheint mir auch merkwürdig - ich denke nicht, dass man beim Radfahren so viel Lärm macht und selbst, hängt das eher mit dem Fahrad zu sammen und nicht mit dem fahren, oder?
"schön" ist nicht wirklich aussagekräftig, sondern nur ein Füllwort, außerdem hast du ja vorher schon gezeigt, dass die Landschaft schön ist.
"leichtgängig" würde ich hier auch streichen, das impliziert die frisch geölte Kette schon.
Statt dem "sagte er leise" würde auch flüstern gehen; das "kaum merkliche Nicken" ergibt für mich wenig Sinn, es soll hier wohl eine Selbstbestätigung seiner Worte sein, wirkt auf mich aber eher merkwürdig. Solche Merkmale, wenn jemand zu solchen Dingen neigt (leichtes Nicken, mit sich selbst sprehcen, etc.) können an sich gute Charakterisierungen sein - beispielsweise ein Mörder, der zu sich selbst sagt: "Ich musste es tun, stimmt doch oder" und dann noch nickt, so als wollte er sich selbst bestätigen, aber hier fühlt es sich für mich mehr wie eine "Mikrobeschreibung" an, die eigentlich nichts aussagt.
"Zufrieden mit sich und der Welt" ist eine Phrase, die häufig verwendet wird und darum ein wenig abgedroshcen wirkt.

Ich höre jetzt damit auf, die Kleinigkeiten zu kommentieren, das sind ja auch nur subjektive Vorschläge von mir und kein Gesetz. Insgesamt liest sich dein Text gut.

LG Sandschlange


Liebe Sandschlange,

vielen Dank für die vielen tollen Anmerkungen. Ich habe das Gefühl ich könnte ein Drittel des Textes streichen und damit die Qualität der Geschichte erhöhen. Das finde ich klasse! Deine Tipps werde ich nutzen, um die Geschichte zu überarbeiten.
Vielen Dank!!!
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Markschreibt
Geschlecht:männlichSchneckenpost


Beiträge: 6
Wohnort: Málaga


Beitrag09.10.2022 12:39

von Markschreibt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dahl hat Folgendes geschrieben:
Hallo Mark!

Zwei ausführlichere Beurteilungen deines Textest hast du ja schon bekommen. Ich möchte eine etwas weniger ausführliche hinzufügen.

Mich als normaler Leser (also ohne den Anspruch eines professionellen, handwerklich versierten Schriftstellers), stören die vielen Adjektive nicht unbedingt. Es wurde ja auch schon von HansGlogger erwähnt, dass die Überzeichnung der Absurdität des Endes durchaus Rechnung trage. Was mich sehr wohl stört ist dieser Block von einem Text ohne Struktur durch Absätze.

Das ist schon bei kurzen Texten anstrengend. Bei längeren Texten, werden dir die Leser davon laufen. Absätze brechen den Block auf und erleichtern das Lesen, indem sie den Text in sinnvolle der Handlung angepasste Häppchen aufteilen.

Das gilt vor allem für Dialoge. Gibt es in deinem Text jetzt nicht, sondern eher Monologe. Trotzdem. Mr. Green


Hallo Dahl,

besten Dank für Deine Anmerkungen. Die Blöcke mit Absätzen auflockern ist ja relativ einfach. Textwüsten finde ich auch nicht gut. Die Sache mit den Adjektiven ist wohl ein typischer Anfängerfehler. Ich werde sie zukünftig besser und überlegter dosieren. Besten Dank.
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Markschreibt
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Beiträge: 6
Wohnort: Málaga


Beitrag09.10.2022 12:47
Re: Glück gehabt
von Markschreibt
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Araragi hat Folgendes geschrieben:
Hallo Marktschreibt,

über die Adjektive wurde glaube ich schon genug gesagt. Also lasse ich den Teil weg.

Markschreibt hat Folgendes geschrieben:

Die frühe Morgensonne blinzelte durch feine Nebelschwaden und tauchte die weiten Kornfelder in ein weiches Licht. Nach und nach löste sich der milchige Schleier auf und gab den Blick auf die grüne Hügellandschaft frei. Mittendrin schlängelte sich ein fein asphaltierter Weg durch bunte Gräser, die den Wegesrand säumten. Jonas fuhr mit seinem schnittigen Rennrad zügig und beinahe lautlos durch diese morgendliche Idylle. Wiederholung. Wir wissen bereits, dass die Landschaft idyllisch ist. Die frisch geölte Kette (Besser:) Die Kette war frisch geölt und lief leichtgängig und surrend über die blitzblanken Ritzelzähne. Eine leichte Brise wehte Jonas ins Gesicht, als er lächelnd in die Pedale trat und die schöne Landschaft betrachtete. »Radfahren ist wie ein kleiner Urlaub«, sagte er leise zu sich und nickte unmerklich. Zufrieden mit sich und der Welt schaltete er auf das große Kettenblatt um, um im und passierte Wiegetritt einen Bauernhof zu passieren, der auf einer kleinen Anhöhe lag.
Selbstvergessen und auf den Moment fokussiert, hörte Jonas erst spät das grollende Gebell, welches sich von hinten näherte. »Das müssen aber große Hunde sein«, ging es ihm noch durch den Kopf., als ihn Dann sprangen ihn ein Rottweiler und ein Schäferhund ansprangen und stießen ihn grob zu Boden stießen. Jonas fiel hart, als der wütende Schäferhund sofort in seine wohlgeformte Wade biss. Besser: Der wütende Hund biss in seine Wade während Jonas zu Boden fiel. Der Fokus sollte auf den Hund und den Biss liegen, nicht auf den Fall. »Hoffentlich ist das Schaltwerk nicht kaputt gegangen«, dachte er sich noch, als scharfe Zähne ein großes Stück Muskelfleisch aus seinem Bein herausrissen. Er wollte laut aufschreien, doch der angreifende Rottweiler war schneller und biss energisch in seinen Hals. Der Hund riss und zerrte an der schlanken Gurgel, sodass Jonas ganz schwindelig wurde. Vom großen Aufschrei blieb nur noch ein leises Blubbern aus der zerfetzten Kehle übrig. Irgendjemand verscheuchte die Hunde und rief panisch nach einem Krankenwagen. Aus der geöffneten Halsschlagader spritzte Blut im Takt der Herzfrequenz und bildete eine dunkelrote Pfütze auf dem schönen Asphalt. Jonas lag auf dem Rücken und fühlte, wie das Leben langsam aus seinem Körper wich. Nun Er wartete er vergeblich auf die Bilder, die den Todgeweihten das Leben noch einmal im Schnelldurchgang vorführen sollten. Vergeblich. (Spannungsaufbau) Stattdessen erblickte er hoch oben in der Luft eine Taube, deren fallende Exkremente seinen Kopf knapp verfehlten. »Da habe ich aber noch einmal Glück gehabt«, freute er sich Jonas, bevor bis ihn die Dunkelheit ihn umschlang.


Manchmal wirken die Sätze ein wenig überladen. Es sind nicht nur Adjektive sondern auch Wörter wie "Wiegetritt", die in einen extra Satz separiert werden müssten. Es ist aber auch genauso gut möglich solche Wörter zu streichen, falls man der Meinung ist, dass sie eine eher geringe Relevanz haben.

Zum Schluss hast du aber besser geschrieben. Die Sätze wirkten natürlicher.


Grüße



Araragi


Hallo Araragi,

vielen Dank für Deine Bearbeitungsvorschläge. Die Erhöhung der Spannung  hatte ich noch gar nicht im Fokus. Die Sache mit den überladenen Sätzen hatte ich schon im Hinterkopf. Wobei mir zu kurze Sätze dann teilweise zu knackig sind und abgehackt wirken. Vielleicht sollte man die Satzlänge immer mal wieder varieren. Vielen Dank!!
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Markschreibt
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Beiträge: 6
Wohnort: Málaga


Beitrag09.10.2022 12:59

von Markschreibt
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Die Adjektive am Anfang stören mich auch, am Ende sind sie (für mich) eher brilliant (so z. B. das Blut, das auf den schönen Asphalt spritzt). Allerdings könnte man dann rein stilistisch anmerken, dass hier die Erzählformen durcheinander geraten, da er (in diesem Moment) die Schönheit des Asphalts ja nicht mehr sehen kann.

Durch ein bisschen Weglassen einiger Adjektive am Anfang wäre das für mich eine gelungene, kleine Geschichte.


Hallo Rodge,

vielen Dank für Deine Anmerkungen. Die Sache mit den Erzählperspektiven finde ich noch sehr schwierig. In der Geschichte sollte es ein personaler Erzähler in der dritten Person sein mit mittlerer bis weiter Distanz zum Akteur. Inwieweit der Erzähler Dinge beschreiben kann, die die Figur nicht sehen kann ... da muss ich in meinem schlauen Buch noch einmal nachschlagen.
Vielen Dank!
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Araragi
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Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag09.10.2022 13:20
Re: Glück gehabt
von Araragi
Antworten mit Zitat

Markschreibt hat Folgendes geschrieben:

Hallo Araragi,

vielen Dank für Deine Bearbeitungsvorschläge. Die Erhöhung der Spannung  hatte ich noch gar nicht im Fokus. Die Sache mit den überladenen Sätzen hatte ich schon im Hinterkopf. Wobei mir zu kurze Sätze dann teilweise zu knackig sind und abgehackt wirken. Vielleicht sollte man die Satzlänge immer mal wieder varieren. Vielen Dank!!


Gern geschehen.
Lass dich nicht von der vielen Kritik entmutigen. Als ich vor ein paar Monaten angefangen habe zu schreiben, klangen meine Texte unterirdisch. Nach zwei, drei Wochen sah es dann schon besser aus. Zwei, drei Monate später hat die Qualität wieder einen großen Sprung gemacht. Ich habe mein Geschriebenes einfach wieder und wieder gelesen und es ständig in Frage gestellt und tue es immer noch.

@Dahl:

Vielen Dank für die Idee mit den Absätzen. Ich habe mal in ein paar der Bücher reingeschaut, die hier in meinem Regal herumliegen und tatsächlich. Die Absätze waren schon immer da. Ca. zwei bis fünf pro Seite. Sie sind mir bloß noch nie aufgefallen Laughing Ich habe nun meine Kurzgeschichte mit Absätzen versehen und jetzt sieht alles einfach nur noch fabelhaft aus.


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