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Die Kneipe


 
 
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Andi83
Schneckenpost
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Beiträge: 8



A
Beitrag20.09.2022 20:45
Die Kneipe
von Andi83
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bin gespannt smile

Er kam in die Kneipe, stieß sich den Schnee von den Stiefeln und hoffte, er würde sich von der Arbeit in der Scheune endlich ein wenig aufwärmen können. Schnaps würde immer helfen, dachte er, ließ sich an der Bar nieder und orderte eine Flasche Hochprozentigen mit einem Glas.
   „Hier, aber nicht alles auf einmal“, sagte die Bedienung mit einem schiefen Lächeln und drehte sich wieder um.
Er füllte also sein Glas, trank es aus und versank in seinen Gedanken. Tatsächlich hingen an seinem Anzug und sogar in seinen Haaren hier und kleine Strohhalme. Sehr wahrscheinlich, dass er sich fünf Tage lang weder ausgekleidet noch gewaschen hatte. Ganz besonders schmutzig waren seine fetten, roten Hände mit den schwarzen Fingernägeln. Was er sagte, schien in dem Lokal eine allgemeine, wenn auch nicht besonders lebhafte Aufmerksamkeit zu erregen. Die Knaben hinter dem Schanktisch kicherten. Der Wirt war, wohl absichtlich, aus dem oberen Zimmer herabgekommen, um den eigenartigen Kerl zu hören, hatte sich abseits hingesetzt und gähnte lässig, aber würdevoll. Offenbar war Gustav hier schon bekannt. Ja, auch seine Neigung zu hochtrabenden Ausdrücken hatte sich wohl dadurch entwickelt, dass er es gewohnt war, mit allen möglichen Leuten in der Kneipe Gespräche zu führen. Diese Gewohnheit geht bei manchen geradezu in ein Bedürfnis über, daher suchen sie, wenn sie mit anderen Kneipenbrüdern zusammen sind, sich wegen des Trinkens zu rechtfertigen oder sich sogar eine gewisse Achtung der andern zu erwerben.
   „Habe ich dich!“, rief eines der Kinder und kicherte. Es zerrte ein anderes hinter dem Kamin hervor, das plötzlich laut zu weinen und zu schluchzen begann.
   „Das ist wirklich nicht der richtige Ort für Kinder“, rief der Wirt erbost. Die Mutter nahm beide Kinder, wahrscheinlich Geschwister, in ihre schützenden Arm, stand auf und verließ die Kneipe. Als sie nach draußen verschwand, blieb die Türe offenstehen, und ein kalter Windzug wehte in die Kneipe, dass sogar die hart gesottenen Trinker zu murren begannen. Der Wind ließ die Türe hin und her schwenken, sodass sie leise knarrte. Gustav wollte eben die Türe schließen, als ein seltsam bekleideter Mann die Kneipe betrat. Er trug einen dicken Mantel wegen der Kälte. Oder war er es, der so dick war? Und auf seinem Kopf trug er eine ebenfalls dicke Fellmütze. Sein geschwungener Bart war zum Ornament erstarrt.
   „Wer…“, fragte und schloss die Türe.

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Araragi
Geschlecht:männlichDrama-Capra

Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag21.09.2022 05:58

von Araragi
Antworten mit Zitat

Hallo Andi,

deine Geschichte hat auf jeden Fall einen gewissen Reiz. Ein übelriechender abgearbeiteter Landwirt, der jedoch sehr wortgewandt von Kneipe zu Kneipe zieht um mit den Leuten zu diskutieren. Klingt vielversprechend.

Bei der Erzählperspektive war ich jedoch ein wenig verwirrt. Liege ich richtig wenn ich sage, dass es sich um einen auktorialen handelt?

Zitat:
Schnaps würde immer helfen, dachte er,
   
Dieser Ausschnitt mutet auf eine auktoriale Perspektive hin. Der Erzähler kennt die Gedanken des Protagonisten.  

Zitat:
Sehr wahrscheinlich, dass er sich fünf Tage lang weder ausgekleidet noch gewaschen hatte.

Hier ist sich der Erzähler jedoch nicht mehr sicher wie lange sich der Prota nicht gewaschen hat. Dabei weiß ein auktorialer Erzähler alles.

Zitat:
Offenbar war Gustav hier schon bekannt.

Und hier wusste der Erzähler nicht ob er in dieser Kneipe bereits bekannt war.

Zitat:
Was er sagte, schien in dem Lokal eine allgemeine, wenn auch nicht besonders lebhafte Aufmerksamkeit zu erregen.

Das ist sehr allgemein. Was genau sagt er? Was passiert in der Szene?

Zitat:
Diese Gewohnheit geht bei manchen geradezu in ein Bedürfnis über, daher suchen sie, wenn sie mit anderen Kneipenbrüdern zusammen sind, sich wegen des Trinkens zu rechtfertigen oder sich sogar eine gewisse Achtung der andern zu erwerben.

Den Satz verstehe ich leider nicht. Was genau suchen sie? Suchen sie vielleicht ein Gespräch mit Gustav?

Zitat:
Er trug einen dicken Mantel wegen der Kälte.

Wir wissen bereits, dass es kalt ist.

Die Tatsache, dass ausgerechnet Gustav die Türe schließen wollte fand ich ein wenig seltsam. Immerhin ist er gerade dabei eine Rede zu halten. Allerdings habe ich die letzten Wochen viele Serien geschaut und dabei ist mir eine Sache ganz besonders aufgefallen. Wenn jemand Aufmerksamkeit haben möchte, dann sitzt er nicht nur da, sondern bewegt sich durch den Raum. Schon das Schließen einer Tür, eine Aufgabe, die jemand anderes zu erledigen hat, kann bereits schon für Aufmerksamkeit sorgen. Dennoch sollte man erwähnen warum ausgerechnet er die Tür schließt.

Das Detail mit den Kindern fand ich aber gut.


Grüße

Ararararagi


_________________
It's a cold world, but here, in Rosella's house, it is hell.
Cimona - Copenhagen Cowboy
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Miné
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 38
Beiträge: 241
Wohnort: Köln


Beitrag21.09.2022 08:50
Re: Die Kneipe
von Miné
Antworten mit Zitat

Hier ein paar Anmerkungen:

Andi83 hat Folgendes geschrieben:
Bin gespannt smile

Er kam in die Kneipe, stieß sich den Schnee von den Stiefeln und hoffte, er würde sich von der Arbeit in der Scheune endlich ein wenig aufwärmen können. Schnaps würde immer helfen, dachte er, ließ sich an der Bar nieder und orderte eine Flasche Hochprozentigen mit einem Glas.
   „Hier, aber nicht alles auf einmal“, sagte die Bedienung mit einem schiefen Lächeln und drehte sich wieder um.
Er füllte also sein Glas, trank es aus und versank in seinen Gedanken.

Tatsächlich hingen an seinem Anzug und sogar in seinen Haaren hier und kleine Strohhalme. Sehr wahrscheinlich, dass er sich fünf Tage lang weder ausgekleidet noch gewaschen hatte. Ganz besonders schmutzig waren seine fetten, roten Hände mit den schwarzen Fingernägeln. Würde ich erst einmal streichen.
Was er sagte, schien in dem Lokal eine allgemeine, wenn auch nicht besonders lebhafte Aufmerksamkeit zu erregen. Wieso? Die Knaben hinter dem Schanktisch kicherten. Der Wirt war, wohl absichtlich, aus dem oberen Zimmer herabgekommen, um den eigenartigen Kerl zu hören, hatte sich abseits hingesetzt und gähnte lässig, aber würdevoll. Die Kneipe ist ja vermutlich voll und alles sehr laut, mir erscheint es da sehr unwahrscheinlich, dass der Wirt, der in einem oberen Zimmer war, ihn gehört hat und extra für ihn runterkommt.
Offenbar war Gustav hier schon bekannt. Wieso war er bekannt? Auf mich wirkt er wie ein Niemand. Ja, auch seine Neigung zu hochtrabenden Ausdrücken hatte sich wohl dadurch entwickelt, dass er es gewohnt war, mit allen möglichen Leuten in der Kneipe Gespräche zu führen. Wieso sollen hochtrabende Leute mit dem sprechen, wenn der sich fünf Tage nicht gewaschen hat.

Diese Gewohnheit geht bei manchen geradezu in ein Bedürfnis über, daher suchen sie, wenn sie mit anderen Kneipenbrüdern zusammen sind, sich wegen des Trinkens zu rechtfertigen oder sich sogar eine gewisse Achtung der andern zu erwerben. Würde ich komplett weglassen.
   „Habe ich dich!“, rief eines der Kinder und kicherte. Kinder in der Kneipe? Wieso? Es zerrte ein anderes hinter dem Kamin hervor, das plötzlich laut zu weinen und zu schluchzen begann. Das eine kicherte und das andere weinte?
   „Das ist wirklich nicht der richtige Ort für Kinder“, rief der Wirt erbost. Die Mutter nahm beide Kinder, wahrscheinlich Geschwister, in ihre schützenden Arm, stand auf und verließ die Kneipe. Als sie nach draußen verschwand, blieb die Türe offenstehen, und ein kalter Windzug wehte in die Kneipe, dass sogar die hart gesottenen Trinker zu murren begannen. Das sind doch harte Burschen, die können doch was ab und im Zweifelsfall die Türe einfach schließen. Der Wind ließ die Türe hin und her schwenken, sodass sie leise knarrte. Gustav wollte eben die Türe schließen (Ich dachte, der sitzt an der Bar), als ein seltsam bekleideter Mann die Kneipe betrat. Er trug einen dicken Mantel wegen der Kälte. Oder war er es, der so dick war? Und auf seinem Kopf trug er eine ebenfalls dicke Fellmütze. Sein geschwungener Bart war zum Ornament erstarrt.
   „Wer…“, fragte und schloss die Türe.


Mir ist vieles nicht schlüssig, wobei ich den Text ganz okay finde. Die klirrende Kälte, der unheimliche Fremde, der gerade hereinkommt... Mich würde interessieren, wie es weiter geht.
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