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Großstadtsyndrom


 
 
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1124
Wohnort: berlin


D
Beitrag11.08.2022 19:00
Großstadtsyndrom
von d.frank
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Er steht an diesem Band und sieht die Dinge sich vor ihm auftürmen. So was funktioniert in Routinen: platzieren, verpacken und  etikettieren. Kartoffeln und Saftkartons. Adern und Venen. Fataler Stromausfall haben sie gesagt, als ein Bagger das Hauptkabel getroffen hatte. Plötzliche Stille, bis alles anfing herumzurennen.
In seinem Kopf hallen die Sirenen nach wie Schüsse.
Großstadtsyndrom, denkt er und platziert und verpackt, vergisst beinahe zu kleben. Einen Fuß vor den anderen, im Gleichschritt den Sirenen ausweichen, MRT und Spiegelungen, ein Fremdkörper in irgendwelchen Hauptleitungsrohren. Da kommt man jetzt nicht so dran, da müsste man erst mal den Strom abstellen.  
Aber es wird produziert: Emissionen, Abfälle, Fäkalien. Wenn die Maschinen mal stehen und die Druckerschwärze drin eintrocknet, das geht nur noch mit richtig scharfen Lösungsmitteln. Manchmal bekommt er das Gefühl, er müsste sich in die Schüssel kotzen. Manchmal guckt er ins Klo wie in einen Spiegel.
"Is was?", fragt Anas in der Mittagspause, das dichte pechschwarze Haar fettig von Hitze und die verengten Augen trübe.
Was wäre er froh, wenn da nix wäre.  Aber selbst, wenn da was is, ist da am Ende auch nur Leere. Müsste was sein, auf das man sich freuen könnte. Nicht so ein laues Aufatmen, wie wenn etwas gut ausgegangen ist, sondern so ein kindisches Jauchzen darüber, dass da noch etwas anfängt.
Als der Strom weg war: kaum auszuhalten. Da gehen die Sirenen erst richtig los, brüllen was das Zeug hält und man weiß gar nicht wohin mit seinen Händen.  Also in Bewegung bleiben, hier hin und dort hin rennen, nirgendwo kleben bleiben.
Ein Krebs ist eine Ansammlung von Zellen. So als hätten die plötzlich nichts mehr zu tun, da, wo sie eigentlich gebraucht werden, und gingen auf die Suche nach neuen Beschäftigungen.
So eine einzelne Zelle, wenn die erst mal aus dem System raus ist, fühlt die sich auch beschissen.
Deswegen tut die sich dann mit Anderen. Und wenn die das machen, entstehen dadurch wieder neue Zellen, die allesamt nicht ganz richtig sind.
Macht ja nix, solange sie keinem auf den Geist gehen. Aber so ein Haufen Zellen, wenn so was ein Rohr erst mal dichtmacht, dann geht da Gar nichts mehr, keine Energie, keine Funktion, keine Ergebnisse.
“Is was?“, fragt Helene beim Frühstück und jeder weiß, dass sie es nicht so ernst meint und eigentlich gerade irgendwas ausrichtet, das mit G anfängt, mit Tag aufhört und von irgendjemandem ist, mit dem er auch nichts mehr zu reden hätte.
Also sammelt er sich in der Bar, sinniert über Politik und Wetter und natürlich über die anderen,  einfach mal abschalten, irgendwas sein lassen.  
Durch die vom Regen schlierigen Fenster zittert das Licht von irgendwas und er hört die Sirene, obwohl sich das Blaulicht nicht entfernt.
"Und wer profitiert von der ganzen Scheiße?", fragt Robert, der ebenfalls keine Antwort erwartet, denn eigentlich möchte er sich nur auslassen. So wie ein Kanten Butter in einer heißen Pfanne, blubbern, Blasen werfen, wieder erstarren, leider nicht wirklich in Ausgangssubstanz. Transfette entstehen, wenn man die Butter zu lange erhitzt. Transfette hängen im Essen rum, als würden die nichts zu tun haben. Woher er das weiß, fragt er sich gerade, aber die Bedienung fragt auch etwas und weil sie die Antwort schon kennt und sich nur bestätigt wissen will, nickt er ihr entgegen und denkt sich gleichzeitig, dass alles im Leben so einfach sein müsste wie ein unverbrüchliches Nicken.
Er kann das verstehen, denkt er jetzt, dass die Helene sich Windlichthalter auf Amazon anschaut, obwohl jeder weiß, dass Amazon Mist ist. Und dass dem Robert ein "Hmmm" genügt, das nichts weiter tut oder ändert, weil so ein "Hmmm" alles Mögliche sein könnte, einfach ein Irgendwas, das man manchmal braucht, damit es das Nichts auskleidet.
Vor dem Fenster, das Licht, zittert immer noch. Er merkt es in den Augenwinkeln.
"Was ist denn da los?", fragt die Bedienung und schiebt die mütterlichen Gardinen zur Seite, die in der klebrigen Atmosphäre unzähliger, gerauchter Zigaretten ebenso überlagert wirken, wie die winzigen Plastikblumengestecke, die, obwohl schon tot, ganz offensichtlich eingehen.
Die Bedienung, irgendein Name, den er nicht wissen muss, um sich mit ihr über ein Nicken zu verständigen, wechselt vom Fenster zur Eingangsschwelle.
"Straßensperre", sagt sie und reckt ihren gebräunten Hals und er fragt sich, ob diese unechte Sommerfrische sie davor bewahrt, überlagert zu wirken. Robert, das Hmmm vielleicht schon auf den Lippen, steht auf.
Weil er so windschief ist, fest verwurzelt und trotzdem interessiert, sieht er aus wie ein dünner Halm, der sich unter der eigenen Frucht verbiegt. Die ebenso dünne Frau am Automaten gibt sich blind. Die Musik hat irgendwie aufgehört.
Er denkt an den Stromausfall und an die Stille und dass die Sirenen gleich losgehen und da in seinen Gedärmen, wo dieser Schatten sichtbar geworden ist, melden die Zellen einen Triumph, fassen sich bei den Händen und tanzen vielleicht im Kreis herum wie glückliche Kinder auf einem Dorffest.
Er meint jetzt, aufstehen zu müssen, sich irgendwie zu beteiligen, damit das Rumoren wieder aufhört und sich versprengt und wie sich Helene, den neuen Bikini richtend, darüber beschwert hat, dass er den ganzen Tag nur in der Liege herumhängt. Wie er manchmal Angst hat vor der Klarheit des Moments und wie er diesen fortschiebt, mit der gleichen Routine, mit der er die sich auftürmenden Dinge vom Band nimmt.
Kann man nix machen, hat er gedacht, wenn das Licht eben einen Schatten wirft und wie die Bedienung jetzt rückwärts tänzelt, denkt er, dass er diesen Gedanken verwirft. Dass das Wasser, das über die Schwelle in Richtung ihrer lackierten Fußnägel kriecht, nur da ist, weil man ihm einen Streich spielt, dass das Blaulicht, nach dem sie geschaut haben, ja nicht da ist, weil da einer einen Schuss abgibt.
In so einem Moment versucht man vergeblich zu nicken, sich zu versichern, ob irgendeiner Normalität und dann fängt man vielleicht auch an, erst mal so kindisch zu lachen, weil ja wenigstens auch mal was Echtes passiert.
Wenn das Wasser aber so weit hineindrängt, dass es einem bis zu den Knöcheln geht, wird aus der Aufregung Panik, weil man ahnt, dass es einem bald bis zum Hals steht.
Später wird man erklären, dass kurz nach dem Bruch des Rohres zahlreiche Haushalte ohne Wasser geblieben sind. Etliche Kubikmeter hätten den Platz und die Straßen geflutet und dabei ganze Autos hinfort gespült. Zwei Schwimmbäder voll, würden die Zeitungen schreiben, damit sich die Leute das auch vorstellen können, und Schäden, in Millionenhöhe, aber keine Toten und keine Vermisste, dafür Streit, wer denn jetzt dafür aufkommt und entschädigt.
Und er würde sich daran erinnern, wie er die Schuhe ausgezogen hat und die Hose und fast noch die Unterwäsche und wie die Frau vor dem Automaten einen letzten Schluck aus ihrem Glas genommen hat. Das blaue Licht, das auf der Oberfläche zuckte und die Beamten und der Tumult, und dass er gedacht hat, das sind Bilder wie aus einem Kriegsgebiet.
Er wird sich erinnern, dass Robert ihn an der Schulter gefasst, aber dass es sich wie ein Hmmm angefühlt hat und dass ihm das Wasser so warm vorgekommen war, wie lange nicht auf Mallorca, wo Helene ihn nicht mit Hannes betrogen, aber doch mit Hannes betrogen hat. Dass ein Krebs so was ist wie ein Zeichen, das man ausbrennt und vergiftet, während man da schon weiß, dass es wiederkommen wird und dass man so Zeichen nicht sehen will, selbst, wenn sie einem schmerzlich in den Augen stehen. Wie seine Beine das Wasser verdrängt haben und man trotzdem vorwärts geht und wie er auch keine Angst hatte, auf irgendetwas Spitzes zu treten.
"Einfach verschwunden", wird Helene sagen und offiziell vor Trauer fast eingehen, obwohl es offiziell keine Vermissten gibt, und irgendwo in seinen Gedärmen hat das dunkle Wasser die Ansammlung aus Krebs besiegt.

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dürüm
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Beitrag23.08.2022 14:53

von dürüm
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Hallo Inco,

Glückwunsch zur Teilnahme am Wettbewerb!

Das Thema Krebserkrankung in einer unbefriedigenden Partnerschaft und Arbeitssituation als (mit?) dadurch verursacht darzustellen ist so neu nicht.

Du hast versucht die körperliche Ebene, Blutgefäße, Darm etc. mit einer maschinellen Ebene zu vergleichen, benutzt aber immer wieder falsche Begriffe, wie z.B. "Sirenen auszuweichen". Sirenen geben akustische Signale, denen kann man nicht ausweichen.

Auch ganz am Anfang, "Sowas funktioniert in Routinen", klingt schräg. Besser wäre "In sowas hat er Routine."

Und das zieht sich durch den gesamten Text. Gewollt oder ungewollt, es reißt mich immer wieder aus dem Lesefluss. Auch das Ende, angeblich gibt es keine Vermissten, aber er ist verschwunden, ist nicht stimmig.
Die Wassermengen, die man braucht, um ein Kneipenviertel zu überschwemmen sind viel zu klein (Recherche?)

Gefreut hat mich das Ende, dass der Krebs verschwunden ist, auch wenn die Formulierung "die Ansammlung aus Krebs" wieder schräg ist.  (alternativ das Krebsgeschwür, den Tumor, die Krebszellen, die krebsartige Wucherung, oder die Ansammlung aus Krebszellen).

Leider keine Punkte!

Gruß
Kerem


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Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
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V.K.B.
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Beitrag24.08.2022 05:36

von V.K.B.
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Hallo Inky,

hmmm. jetzt muss ich den Text irgendwann mal kommentieren, wo ich ihn doch schon fünfmal gelesen habe. Ist der letzte auf meiner Liste, und wohl definitiv einer der schwierigsten dieses Wettbewerbs. Ich schwimme hier, aber versuche es mal. Geht auf jeden Fall um Krebs, aber vielleicht auch nur als Metapher, ganz genau kann ich das nichts sagen, Vielleicht stehe ich hier ja auch auf dem Schlauch. Jedenfalls stolpere ich über den letzten Satz. Oder kommt das Wasser dem Krebstod zuvor?

Mal mit dem Schema versuchen:

E-Lit: Das wohl auf jeden Fall, check. Mir schon fast zu E.
Sperrig: Der wohl sperrigste Text im Wettbewerb, zumindest für mich.
Thema Sommergäste: Ja, hmmm, ist bestimmt da, aber wirklich sehen tue ich es nicht.
Begegnungen/Abschiede: auch, definitiv hier, auch wenn es bei einem hmmm bleibt und mehr um Nicht-Begegnungen geht.
ungehörter Schuss: den Krebs nicht sehen wollen, denke ich. Einmal als eigene Krankheit, und metaphorisch als Umgebungssymptom.
Hintergrund Veränderung: Oh ja, das Großstadtsyndrom. Auch die Umgebung hat Krebs, und dieser ist wie oft so heimtückisch, dass man ihn erst bemerkt, wenn alles zu spät ist.
Persönliches Gefallen: Hmmm. Immerhin gefiel mir Text gut genug, ihn fünfmal zu lesen. Aber hmmm² meine eigenen Texte werden auch oft von einigen Rezensenten nicht verstanden, da darf ich bestimmt auch mal sagen: Sorry, das ist mir irgendwie doch alles zu kryptisch, da mag mitgehen, wer will, aber ich steige beim sechsten Lesen aus. Tut mir leid, wenn ich was verpasst habe. Beim späteren Lesen der anderen Kommentare wird es mir bestimmt wie Schuppen von den Augen fallen. Oder ist das vielleicht doch nicht alles so gekonnt, wie es sich anhören soll? Immerhin stolpere ich auch über eine Menge Fehler.


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag25.08.2022 09:58

von Constantine
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Bonjour Señora Incógnita

Beim ersten Lesen dachte ich, ja, das gefällt mir, und kommt weit oben in meiner Wertung. Jetzt nach dem vierten Lesen ist der positve Gesamteindruck leider nicht so positiv geblieben und der Text rutschte immer weiter runter. Bedauerlich.

Zitat:
Ein Krebs <-- Nein, zu umgangssprachlich. Korrekt ist: Tumor. ist eine Ansammlung von Zellen. So als hätten die plötzlich nichts mehr zu tun, da, wo sie eigentlich gebraucht werden, und gingen auf die Suche nach neuen Beschäftigungen.
So eine einzelne Zelle, wenn die erst mal aus dem System raus ist, fühlt die sich auch beschissen.
Deswegen tut die sich dann mit Anderen. Und wenn die das machen, entstehen dadurch wieder neue Zellen, die allesamt nicht ganz richtig sind.
Macht ja nix, solange sie keinem auf den Geist gehen.

In dieser Passage dachte ich bereits beim ersten Lesen, dass mir das ziemlich schief und falsch vorkommt und der Eindruck änderte sich leider nicht. Nichts zu tun, haben sie nicht und auf die "Suche" gehen sie nur, wenn sie metastasieren - wird wohl auch gemeint sein, auch wenn der Erzähler nur von seinem Darm berichtet -, aber die Metapher "Suche" passt leider nicht, eher Ablösen oder sich Trennen von der Ansammlung und Filialen errichten, wo sie hängen bleiben.
Ist jeder Krebs eine Ansammlung von Zellen? Einen Krebs als Erkrankung gibt es nicht, es gibt viele verschiedene Krebsarten und dementsprechend verschiedene Tumoren, die nach benigne (gutartige) oder maligne (bösartige) unterschieden werden.
Aus dem System raus ist/sind ein Tumor/Tumore nicht, er/sie ist/sind sogar sehr aktiv im System und nutzt/nutzen es für ihren Erhalt und zur Vermehrung. Sich beschissen fühlen, nein, auch dieser Vergleich hinkt.
Deswegen tut sie sich mit Anderen was?
Ob neue Krebszellen entstehen, hängt von vielen Faktoren ab. So pauschal passt es nicht. Und dass alle nicht ganz richtig sind, kann ich nicht bestätigen. Dafür gibt es zu viele unterschiedliche Krebsarten und Ausprägungen.


Zitat:
"Was ist denn da los?", fragt die Bedienung und schiebt die mütterlichen Gardinen zur Seite, die in der klebrigen Atmosphäre unzähliger, gerauchter Zigaretten ebenso überlagert wirken, wie die winzigen Plastikblumengestecke, die, obwohl schon tot, ganz offensichtlich eingehen.

Schöner Nebensatz.

Der Schreibstil ist insgesamt schön, die Gedanken des Protagonisten springen zwischen Bar, Bandarbeit, Wasserrohrbruch und seiner Erkrankung und der Text lässt sich insgesamt gut lesen.
Es bleibt insgesamt zu wenig hängen, zu wenig hallt in mir nach. Die Sache mit der Krebserkrankung, die wohl das Kernstück des Gemütszustands des Protagonisten bilden soll, ist leider ein Ärgernis und wird mit mühsamen Metaphern und Umgebungsbeschreibungen bedient, so dass diese leider in ihrer Wirkung eher verpuffen, als mich Anteil haben zu lassen am Protagonisten.

Ob es für Punkte reicht, wird sich zeigen.

Im Vergleich mit allen Wettbewerbstexten und da zehn Texte bepunktet werden müssen, bekommt dieser hier: six points.

Merci beaucoup
Constantine
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sleepless_lives
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Beitrag25.08.2022 21:46

von sleepless_lives
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Ein großartiger Text!

Ein klein wenig wird er durch sein Ende heruntergezogen, dem angedeuteten und meiner Meinung nach im Rahmen des Textes kontraproduktiven, weil pointenähnlichen Selbstmord. Das wirkt so, als hätte der/die Autor:in der Versuchung nicht widerstehen können, doch noch einen „Knalleffekt“ am Ende hereinzubringen. Und den braucht der Text nicht und den verdient er nicht. Oder ist das wegen der Vorgabe mit der bervorstehenden Veränderung? Unabhängig davon ist der im letzten Abschnitt fixierte Gedanke, einfach spurlos verschwinden zu wollen, eine perfekt passende Konsequenz, genauso wie der Gedanke, dass mit dem Tod des Menschen auch der Krebs stirbt, also besiegt wird. Aber hätte das nicht auch an einer anderen Stelle einfließen können und das Ende offen bleiben können, vielleicht nur ganz neutral das Steigen des Wasser beschrieben werden können?

Ansonsten überzeugt der Text durchgehend durch seine Sprache, die mühelos die Perspektive des Protagonisten vermittelt, ohne sich dabei in oberflächlicher Mimikry verlieren, und die dichte Atmosphäre, manchmal fast unangenehm nah und einengend, weil so plastisch und realitätsnah. Geradezu wie ein Schlag in den Magen wirft der Text das Ungeheuerliche, das die lebensgefährdende Bedrohung durch die Krankheit (hier wohl Darmkrebs), darstellt, in die Normalität des Protagonisten, deren Definition ja gerade solche existenziellen Herausforderungen ausschließen sollte. Der Text zeigt die Schwierigkeiten des Protagonisten, eines nomalen Arbeiters, mit dem umzugehen, mit dem man letztendlich immer nur begrenzt umgehen kann. Das wird intensiviert durch die Analogien in der realen Welt, den Stromausfall und den Rohrbruch, die auch nicht vorkommen sollten, es aber trotzdem tun. Gleichzeitig - und das macht eine weitere Qualität der Geschichte aus - sind die Normalitätsstörungen aber auch essentiell als Handlungselemente der Geschichte, werden also nicht nur bequem als Metapher im Realen angeschnitten: Ihre Funktion als Analogie und ihre Funktion in der Handlung verschmelzen und lassen die Erzählung konsequent auf ihr Ende zutreiben - eher passiv das; das ist gut, es entspricht der Hauptfigur und wirkt nicht gewollt.  

In all dem nehmen die zahlreichen, kurzen, assoziativen Exkurse und die vergleichenden Ebenen (Maschine – Mensch zum Beispiel) die Hauptlinie der Geschichte in faszinierender Weise an der Hand und führen sie wie ein halbgelegtes, sequentielles Puzzle weiter. Jedes Stück ist mit dem nächsten verbunden, aber insgesamt stellt es nur eine sich windende Strecke oder Bahn durch das Gesamtbild dar, das viel zu groß und komplex wäre für eine Darstellung in einer Handvoll von Sätzen. Es hätte meines Erachtens gar nicht gestört, wenn das noch (scheinbar) unfokussierter gewesen wäre, noch weitläufiger, noch zerfasender, aber dafür reicht natürlich nicht die Menge der Wörter, die man aus 10.000 Zeichen schmieden kann.

Klar mein Favorit, dir sind 12 Punkte entgangen.


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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holg
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Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag26.08.2022 17:43

von holg
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Gleich im ersten Abschnitt reißt der Text drei Geschichten an. Die vom Stromausfall, die vom Krebs und die von den verstopften Rohren. Sie alle fließen ineinander, umeinander und sind zuletzt eine einzige.
Zersplitterte Gedankenströme bilden mehr ungelöstes Puzzle als Mosaik; als Film wäre das am ehesten ein Terry Gilliam, mit ausreichend Rohren, aber zu wenig wehender Plastikfolie.
Andererseits fehlt dazu eine tiefere Ebene, ein größeres Thema, das erkennbar verhandelt wird, als nur die Selbstmord-wegen-Ennui-und-Krebs Geschichte.


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Why so testerical?
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag27.08.2022 08:02

von Babella
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Stromausfall, Krebs, Überschwemmung, du lässt aber auch nichts aus. Ich weiß nicht, ob ich das alles so verstanden habe. Jedenfalls scheint das Problem am Ende gelöst zu sein, zumindest für den Protagonisten.

Das hat durchaus etwas. Bisschen düster.
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Heidi
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Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag28.08.2022 20:23

von Heidi
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Das Thema

Krebs, Krieg, Katastrophe – und da die drei im Grunde dasselbe betonen, ist das Thema dann vielleicht doch nur eins.

Der Titel

Hier bin ich unschlüssig. Der Titel macht neugierig; es wird mir aber nicht ganz deutlich, wie er im Zusammenhang mit dem Text steht. Klar, der Körper kann bildlich gesprochen eine große Stadt sein, die Rohre in einer Großstadt können platzen und alles Fluten. So passiert es im Extremkrankheitsfall dann ja auch. Venen können platzen, Adern können verstopfen usw. usw.
Vielleicht ist Krebs in einer Großstadt statistisch häufiger vorzufinden. Könnte so interpretiert werden und ist vielleicht auch so, da der Feinstaub, die Dichte der Fahrbahnen, die weniger vorhandenen Bäume als auf dem Lande, für mehr Belastung von außen sprechen. Aber dennoch weiß ich es nicht, mir fehlen dazu Statistiken (die ich jetzt nicht nachgoogeln möchte). Für mich fügt sich der Titel also nicht recht ins Bild hinein.
Mir ist natürlich aufgefallen, dass der Titel anfangs in den Text eingearbeitet wurde, in die Gedanken der agierenden Figur; die bloße Erwähnung ist mir aber nicht ausreichend, ich würde ihn gerne inhaltlich spüren.

Der Anspruch / Die Ungefügigkeit / Die Eigenständigkeit

Ja, die drei Faktoren sind mehr oder weniger erfüllt.

Die Sprache

Ist nicht gekünstelt oder abgehoben sondern genau richtig, wie ich finde.
Einen Satz wie diesen finde ich gut, weil er, zusätzlich zur sprachlich äußerlichen Umsetzung, im Zwischenraum viel mehr transportiert als auf den ersten Blick erkennbar, und mich anregt weiterzudenken.

Zitat:
So eine einzelne Zelle, wenn die erst mal aus dem System raus ist, fühlt die sich auch beschissen.


Der Gesamteindruck

Ich erlebe hier die Gegenüberstellung von einem Kriegsgebiet, das ich eher als weit entfernt verorte, dessen Örtlichkeit aber auch völlig irrelevant ist, der näher bekannten Stadt (vielleicht auch nur metaphorisch betrachtet) und dem Krieg, der im Körper der Figur wütet. Die Geschichte packt mich, allein schon wegen der Sprache, aber auch wegen der inhaltsvollen Sätze. Die Krisensituation der erzählenden Figur wird deutlich, es entstehen sehr eindringliche Bilder und ich dachte zu Beginn und auch zur Mitte hin, das wird mein Siegertext. Das Ende finde ich dann aber doch etwas zu schwammig ausgeführt, hier frage ich mich, was mit dem Sieg über den Krebs gemeint ist, den das dunkle Wasser in den Gedärmen vollbracht hat. Ist von einem realen Sieg die Rede? Aber warum? Erst das ganze Krisendrama und dann eine Auflösung in einem Satz. Das ergibt ein seltsames Bild, das auf mich nicht schlüssig wirkt. Klar ist da noch die Sache mit dem Wasser, das weiß ich was alles geflutet hat in der Stadt; damit ist wieder eine Gegenüberstellung vorhanden. Es hat vielleicht auch gereinigt, nicht nur zerstört. So wie das Wasser in den Gedärmen einen offensichtlich reinigenden Prozess mit dem Krebsgeschwür vollzogen haben könnte, was ich aber als eher unrealistisch betrachte und vermute.
 
Was ich auf alle Fälle spannend finde, ist dieses Durcheinander von Sirenengeheul, verstopften Rohren und städtischen Abfällen, die anfallen. Am Ende kommt dann Mallorca ins Spiel und Urlaub und eine Affäre zwischen der Ehefrau und einem Freund des Protagonisten. Das ist schon alles sehr voll mit interessanten Ansätzen, ich bekomme auch ein Gefühl für die Figur und sprachlich ist der Text genau nach meinem Geschmack. Vor allem auch der Wechsel am Ende von der Gegenwart in die Zukunft, den finde ich sehr gelungen, es entsteht eine Steigerung dadurch. Nur der letzte Satz – irgendwie bräuchte der Text den nicht. Er ist mir zu rätselhaft.
Auch wenn ich ihn als Wunschgedanken der Figur interpretiere – diese möchte, dass sich das Karzinom einfach mit ein wenig Wasser auflöst, wie Autos, die einfach weggespült werden von der Flut – ist er mir zu haltlos.
Und trotzdem ist der Text weit oben mit dabei, weil der Rest einfach stimmt. Kaum zu glauben, aber der Text bekommt tatsächlich zehn Punkte.
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Globo85
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Beitrag29.08.2022 10:07

von Globo85
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"Krebs und Untreue" oder Jo, nech?

Vorgaben:
  • Begegnungen und/oder Abschiede: Wohl ja.
  • Anbahnende Veränderung: Irgendwie schon.
  • Sommergäste/Nichtbeachteter Schuss: Die Krebserkrankung?
  • Ist das E? Wahrscheinlich schon, denn so richtig steig ich nicht durch.

Eindrücke:
Hm, also das LI, das wohl krank ist und außerdem betrogen wurde, nen Job macht, der ihm keinen Spaß bereitet, sitzt in einem Restaurant, während draußen die Straßen geflutet werden, wegen eines Rohrbruchs, der irgendwie auch als Metapher für den Krebs herhalten muss (Chemo?). Und ja. Irgendwo zwischen diesen Infoinseln bin ich auf der Strecke geblieben. Der Text ist sicherlich nicht schlecht geschrieben. Aber irgendwie fehlt mir der Einstieg, ich finde kein richtigen Zugang und dann artets in Arbeit für mich aus. Tut mir leid.

Lieblingsstelle:
Zitat:
Die Bedienung, irgendein Name, den er nicht wissen muss, um sich mit ihr über ein Nicken zu verständigen, wechselt vom Fenster zur Eingangsschwelle.


Fazit:
Hat leider nicht für meine Top Ten gereicht. Keine Punkte.
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F.J.G.
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Beiträge: 1955
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag30.08.2022 18:06

von F.J.G.
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Liebes verfassendes Wesen,

hoppala, was haben wir denn da?

Ich mache es kurz: Nicht meine Antenne.
Auch hier kann ich dies nicht bemerken, ohne das verfassende Wesen darauf hinzuweisen, dass der "schuldige Part" hierbei ich bin.

Tut mir leid – kein Verständnis anhand dieses Textes. Und somit keine Punkte.

Ciao
Kojote


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nicolailevin
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Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag01.09.2022 17:47

von nicolailevin
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Gedanken eines krebskranken Arbeiters. Er findet Parallelen im Chaos, das dem großstädtischen Stromausfall folgt, zu seiner eigenen Krankheit. Dass am Ende der Krebs einfach so verschwindet, weggespült wird wie der Unrat von einer Überschwemmung, muss wohl ein Wunschtraum bleiben.

Inhaltlich haut mich das nicht vom Hocker, auch wenn ich keinen Finger drauf legen könnte, was mich konkret stört. Direkt kritteln kann ich aber, dass ich das Thema nur mit einiger Mühe über die Geschichte legen kann. Wenn die Stichworte der Auftragsstellung sich wörtlich im Text wiederfinden, so als nicht zu übersehender Beleg, ist das nach meiner Erfahrung kein gutes Zeichen …

Gefallen hat mir die Sprache. Schwerwiegende und tiefschürfende Dinge in den einfachen Worten eines einfachen Mannes, dem es an Bildung, aber nicht an Intelligenz fehlt.

Das bringt den Text noch in die Punkte: 4 gibt es von mir.
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Schlomo
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Beiträge: 215
Wohnort: Waldperlach


Beitrag01.09.2022 23:42

von Schlomo
Antworten mit Zitat

Eine irgendwie beunruhigende Geschichte.

_________________
#no13
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 749

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag02.09.2022 21:39

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

zunächst: Ich vermisse die Sommergäste. Wo sind sie? Wink Diesbezüglich scheinen mir die Vorgaben nur angedeutet, es wird Mallroca erwähnt und ein Bikini. Aber sonst?

Gut eingefangen ist ein Großstadttrott, ein durch Arbeit und Alltag getaktetes Leben. Der sich ausbreitende Tumor, ich finde, in diesem Zusammenhang sind da echte Perlen zu finden, jedenfalls mir gefallen Stellen wie:

Ein Krebs ist eine Ansammlung von Zellen. So als hätten die plötzlich nichts mehr zu tun, da, wo sie eigentlich gebraucht werden, und gingen auf die Suche nach neuen Beschäftigungen.
So eine einzelne Zelle, wenn die erst mal aus dem System raus ist, fühlt die sich auch beschissen.
Deswegen tut die sich dann mit Anderen. Und wenn die das machen, entstehen dadurch wieder neue Zellen, die allesamt nicht ganz richtig sind.


Der laxe Ton, der bringt was Besonderes rein.

"Und wer profitiert von der ganzen Scheiße?", fragt Robert, der ebenfalls keine Antwort erwartet, denn eigentlich möchte er sich nur auslassen. So wie ein Kanten Butter in einer heißen Pfanne, blubbern, Blasen werfen, wieder erstarren, leider nicht wirklich in Ausgangssubstanz.

 Daumen hoch

Gern gelesen.

Silke
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Nachtvogel
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Beiträge: 117
Wohnort: Münster


Beitrag03.09.2022 12:51

von Nachtvogel
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Der Text erschließt sich mir leider nicht so ganz. Wer ist "er", was genau wird am Anfang "platziert, verpackt und etikettiert"? Wer ist hier die Person, die Krebs hat - ist das "er"? Und was hat es mit diesem Rohrbruch auf sich? Vielleicht tue ich deinem Text unrecht, aber die Zusammenhänge werden mir leider nicht richtig klar.

Für Punkte hat es leider nicht gereicht.
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Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
DSFo-Sponsor


Beitrag03.09.2022 19:26

von Minerva
Antworten mit Zitat

Soren Kierkegaard hat Folgendes geschrieben:
Dieser Text Das Leben wird vorwärts gelesen gelebt und rückwärts verstanden (vielleicht).


Inhalt:
Halb geraten(!): Während der Arbeit des Prota als Verpacker hat etwas ein Rohr vertopft, was zu einem Stromausfall führte, am Ende jedenfalls zu einem Rohrbruch. Seine Arbeitskollegen und Kumpels interessieren sich eigentlich nicht so richtig für ihn, er aber steigert sich immer tiefer in den Gedanken an den Schatten in seinem Darm, der womöglich eine Krebserkrankung ist.
In der Kneipe später wird es auch nicht viel klarer, aber durch den Rohrbruch steigt das Wasser und seine Freundin hat ihn betrogen (oder auch nicht) und er taucht ab/unter.
(Bitte nicht böse sein, habe mir wirklich Mühe gegeben und die Geschichte 3 Mal gelesen.)

Wertung
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Details zu den Kategorien in den Fußnoten ausführlich aufgeführt. Die Wertung dient dazu, die Geschichte für den Wettbewerb ranken zu können, deswegen wird alles im Detail betrachtet, bitte nimm es nicht als zerpflückende Kritik wahr, sondern als eine intensive Auseinandersetzung.

1 Die Geschichte an sich 4/5
Sperriger Beginn, musste ich mehrmals lesen. Nicht nur den ersten Satz, sondern den ganzen Einstieg. Adern und Venen dazwischen, kein Plan, das macht es alles allzu widerspenstig.
Dann weicht man Sirenen aus und dann ist was in den Hauptleitungsrohren und dann will man den Strom abschalten. Druckerschwärze? Tut mir leid, bei so vielen Brocken steig ich einfach aus, muss mir Mühe geben, dranzubleiben. Beim zweiten Lesen sah das besser aus. Der Text ist wirklich sehr negativ, insofern erreicht er vermutlich die Wirkung, die er erreichen will.
Ich finde auch, dass die Geschichte beim Fortschreiten klarerer geworden ist und damit auch interessant. Die Brocken am Anfang hätten jedoch bedachter gewählt werden können, um nicht völlig zu verwirren. Gute Gedankengänge sind enthalten.

2 Umsetzung der Themen 3/7
Ok, sagen wir mal, die Krebszellen sind die »Sommergäste«, das Untertauchen am Ende ist der Abschied. Eine Veränderung im Text kann ich nicht erkennen, weil so oder so alles verworren scheint und ich keinen Ausgangspunkt sehe, von dem aus die Veränderung losgeht. Der liegt vor der Geschichte meines Erachtens. Das Thema an sich ist nicht allzu relevant für die Geschichte. Als »Gäste« vielleicht, als »Sommergäste« eher konstruiert mit viel Augenzudrücken. Das hätte auch anders spielen können und ich sehe den Text nicht sehr vom Thema durchdrungen.

3 E-Faktor 5/5
Die Stimmung, die Verwirrung des Prota durch sein zerbröckeltes Leben wird hervorragend eingefangen. Die Ereignisse im Außen als Versatzstücke für sein körperliches und seelisches Inneres (wenn ich hier Bullshit schreibe, darfste gerne lachen, ich versuche, mühevoll mein misslungenes Verstehen auf die Punktevergabekriterien umzumünzen) erachte ich als durchaus künstlerisch umgesetzt. Die Themen passen auch. Die Geschichte fühlt sich zutiefst ungesund an. Ungefügig ist der Text, aber meiner Meinung nach manches Mal zu seinen Ungunsten (siehe unten).

4 Lesbarkeit und Handwerk 3/5
Sirenen, die nun in seinem Kopf wie Schüsse nachhallen, erscheinen mir nicht so sauber. Die Verwirrung beim Lesen mag beabsichtigt sein, hätte aber trotzdem noch etwas leserfreundlicher gemacht werden können. So erschließt sich mir auch nach einer schlaflosen Nacht der Grübelei (Spaß) der Sinn von »Adern und Venen« nicht, was das so reingeklatscht am Anfang steht. Und auch das »Großstadtsyndrom« will sich mir nicht ganz erschließen, eventuell so: kaputte Jobs, kaputte Beziehungen, kaputter Körper (ich hoffe, du bringst noch etwas Licht ins Dunkel der Eingeweide). Deswegen muss ich hier fairerweise etwas abziehen.

5 Logik 2/3
In welchem Zusammenhang sowohl Kartoffeln als auch Saftkartons verpackt und etikettiert werden, erschließt sich mir nicht (Kartoffeln werden ja in Säcken oder Netzen geliefert, in welchem Zusammenhang verpackt man diese in Kartons???). Und ob die Freundin betrogen hat oder nicht, kapiere ich auch nicht. Ebenso wie der Zusammenhang vom Strom(ausfall) zum Rohrbruch.

6 Sorgfalt 2/2
Zitat:
das geht nur noch mit richtig scharfen Lösungsmitteln.
Ich glaub, da fehlte ein Wort: ab

7 Sommerfrischequotient 5/5

Gesamtpunkte: 24/32

PUNKTESPOILER * trommelwirbel *
4 Punkte

Meine liebsten Textstellen:
Zitat:
Manchmal bekommt er das Gefühl, er müsste sich in die Schüssel kotzen. Manchmal guckt er ins Klo wie in einen Spiegel.
Zitat:
Transfette hängen im Essen rum, als würden die nichts zu tun haben.
Zitat:
Er denkt an den Stromausfall und an die Stille und dass die Sirenen gleich losgehen und da in seinen Gedärmen, wo dieser Schatten sichtbar geworden ist, melden die Zellen einen Triumph, fassen sich bei den Händen und tanzen vielleicht im Kreis herum wie glückliche Kinder auf einem Dorffest.

-----------------------
Bewertung – ein Versuch. Ein bisschen Neutralität einbringen, jenseits von: mag ich - nicht mein Ding. Hab ich eigentlich „Ahnung“ von E-Lit? Nee, deswegen brauch ich diese Krücke zum Bewerten. Bei Offenheit der Interpretation einzelner Aspekte, lege ich immer alles zu euren Gunsten aus. Tut mir leid, dass das so ausführlich geworden ist. Jegliche Kritik ist meine persönliche Sichtweise, wenn ihr davon etwas gebrauchen könnt, greift zu, ansonsten lasst euch nicht den Tag vermiesen.

1 Ich will einfach eine gute Geschichte lesen und etwas herauslesen. 5 Punkte

2 a) Sind Sommergäste tatsächlich oder symbolisch vorhanden?
b) Dreht sich die Geschichte um eine oder mehrere Begegnungen und/oder Abschiede?
c) und d) Ist eine Veränderung thematisiert, und ist diese anbahnend, d.h. nicht schon im gesamten Text vollzogen und zudem „spürbar“ über den Textverlauf?
e) Wie relevant ist das zentrale Thema für die Geschichte?
f) Können es nur „Sommergäste“ sein oder könnte die Geschichte auch anderswie spielen?
g) Wie sehr durchdringen diese Themen insgesamt den Text als Ganzes? 7 Punkte

3 a) Künstlerischer Anspruch und Kreativität allgemein, also alles, was sich sinnhaft von einem Genretext abhebt. Hier „reicht“ es nicht, einfach die 2. Person Futur Präsens zu wählen oder möglichst lange und komplizierte Sätze oder Wörter zu verwenden – im Gegenteil, das gibt Abzüge bei Stil und Lesbarkeit, Handwerk muss beherrscht werden. Auch ist eine komplizierte Wortwahl nicht ausschlaggebend, kann auch vollkommen simpel sein. Es kommt immer darauf an … auch auf das, was vielleicht nicht gesagt wird, aber durch den Textaufbau durchwirkt. Die Form, das Gesagte und das Ungesagte müssen Hand-in-Hand gehen, eine Wirkung bewusst erzielt werden (oder zufällig-intuitiv … wer weiß das schon?). [Form und Inhalt oder form follows function] 2 Teilpunkte hier.
b) Ernsthaftigkeit der Themen, wobei Humor dazuzählt, wenn er mir bspw. „die Absurdität“ (des Lebens oder wovon auch immer vermittelt) darstellt; und/oder Sozialkritik und/oder regt mich das zum Nachdenken an? Hat das eine Relevanz? Ein gewisses Maß an Realismus, aber kein absoluter. Bizarr und surreal sind erlaubt. Auch das kann ich nur subjektiv abwägen: ist das Phantastik oder  E-tastik?
c) Mehrschichtigkeit und Ungefügigkeit. Auch hier ist Augenmaß gefordert, ich möchte mir den Inhalt oder die Bedeutung/Interpretation ein wenig erarbeiten müssen (nicht alles erklärt bekommen), aber nicht wie die Sau ins Uhrwerk glotzen. Ob ein Text mich bewusst verwirren will oder ob Thema, Sprache, Aufbau etc. mich nicht richtig erreichen, muss ich subjektiv abwägen.
d) Verwendung einer besonderen Sprache oder Spielerei damit, Verwendung besonderer Bilder oder einer Wirkung durch die gewählte, durchaus auch einfache, Sprache (Intensität).
5 Punkte

4 Kann ich den Text, rein vom Formalen her, gut weglesen, ungeachtet von Pausen zum Nachdenken oder des Anspruchs der Sprache? Wie sieht es mit dem Handwerklichen des Schreibens aus? Wird es beherrscht, wird es gar bewusst gebrochen? 5 Punkte

5 Soweit nachvollziehbar:
a) Logik inhaltlicher Art (in sich logische Geschichte, Reihenfolge),
b) Logik der Details (das namensbestickte Taschentuch von Onkel Günther lag aber vorhin nicht auf dem Liegestuhl sondern auf der Tiefkühltruhe im Keller) – auch: recherchierte Details
c) Logik des menschlichen Handelns (also wie plausibel ist das Verhalten, ungeachtet künstlerischer oder storytechnischer Abweichungen) 3 Punkte

6 Sorgfalt muss sein, bitte nicht mit den Augen rollen, es sind ja nur 2 Punkte. Es gibt immer eine Möglichkeit, die man vorm Absenden wahrnehmen kann: einen Testleser, ausdrucken, sehr langsam lesen, laut vorlesen, mit (kostenloser) Software vorlesen lassen, in ein E-Book umwandeln, um es auf einem anderen Medium zu lesen, Rechtschreibkorrektur der Schreibsoftware, zur Not Gerold (obwohl der nicht der Hellste ist, sorry Gerold). Bei zu vielen Rechtschreib- oder Grammatikfehlern wird etwas abgezogen. Wie gesagt, es sind nur wenige Punkte, aber auch Sorgfalt spielt eine Rolle. Das ist eine Frage der Fairness gegenüber anderen. Ich weiß, du hast viel zu tun und die Muße kam recht spät oder du hast Legasthenie oder ... Nicht bös gemeint. 2 Punkte

7 Onkel Günther würfelt mit seinem 5-seitigen Würfel und dividiert das Ergebnis durch 1… (Nach meinem ersten Bewertungssystem tummelten sich auf einmal mehrere Texte auf den gleichen Rängen, auch mehr Punkte in den Kategorien schafften keine Abhilfe … Leute, das geht nicht, ich muss irgendwie ein Ranking hineinbringen. Onkel Günthers Würfel ist quantenverschränkt mit dem Text und weiß, was richtig ist.) 5 Punkte


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... will alles ganz genau wissen ...
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Reimeschreiberin
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Beitrag04.09.2022 11:58

von Reimeschreiberin
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Bei dem Wettbewerb wurden sehr vielseitige Texte eingereicht. Es sind so viele gute Geschichten dabei, dass mir die Bewertung nicht leicht fiel. Letztlich hat es Dein Text, liebe/r Inko, leider nicht in meine Top Ten geschafft.
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag04.09.2022 16:22

von MoL
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Hm.
Lieber Inko, Dein Text bekommt von mir leider keine Punkte.
Wieso nicht?
Der Protagonist ist mir nicht sympathisch. Seine Gedanken sind mir zu verschwurbelt, zu verknäuselt, und ich habe das Gefühl, vieles trotz mehrmaligen Lesens nicht richtig verstanden zu haben.


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nebenfluss
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Beitrag04.09.2022 18:21

von nebenfluss
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Leider noch kein Kommentar.

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d.frank
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D
Beitrag07.09.2022 18:17

von d.frank
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Erstmal vielen Dank an alle Leser, die hier auf Tauchgang gegangen sind und sich nicht von Krankheit und Tristesse haben abschrecken lassen.
Der Text ist ziemlich unbequem, düster und verworren. Das sind alles Attribute, die ihn von vornherein schon nicht zum Publikumsliebling machen.
Weil ich glaube, dass im Text etwas Ähnliches wie in sleepless Text behandelt wird, muss ich an dieser Stelle natürlich auch zugeben, dass dieser es besser löst.
Dort wird das Thema aus der Distanz angegangen, Luft gelassen und mit einem zwinkernden Auge an den Leser gebracht, hier ist es, wie in den Kommentaren erwähnt, ein Schlag in den Magen. Nichts ist hier schön, weiter weg oder humorig, eher eklig, beklemmend und zynisch.
Ich würde hier auch gern auf die Kritik von sleepless verweisen, damit ich selbst nicht mehr so viel schreiben muss. wink

Aber ein paar Dinge und weil der Text eigentlich noch sehr roh ist (der letzte Abschnitt war dann eher flinke Feder, als poliertes Werkstück) mag ich gern noch auseinandersetzen und die vielen hilfreichen Hinweise der Kommentatoren dafür zu Rate ziehen:

dürüm
Zitat:
Das Thema Krebserkrankung in einer unbefriedigenden Partnerschaft und Arbeitssituation als (mit?) dadurch verursacht darzustellen ist so neu nicht.


Wie schon angedeutet, ging das Thema des Textes für mich darüber hinaus.

Zitat:
Du hast versucht die körperliche Ebene, Blutgefäße, Darm etc. mit einer maschinellen Ebene zu vergleichen, benutzt aber immer wieder falsche Begriffe, wie z.B. "Sirenen auszuweichen". Sirenen geben akustische Signale, denen kann man nicht ausweichen.


Ja, das ist richtig. Das Problem liegt für mich hier darin, dass ich (wie immer) zu viel Abstraktion verlangt habe. Habe bei dieser Formulierung an das Autofahren gedacht, dann aber den Gleichschritt angefügt, das ist reine Denke, da kann ich nicht erwarten, dass das ein Unbeteiligter einfach so mitgehen kann.

Zitat:
Auch ganz am Anfang, "Sowas funktioniert in Routinen", klingt schräg. Besser wäre "In sowas hat er Routine."


Da es für mich mit dem Text nicht nur um das persönliche Befinden der Hauptfigur geht, würde ich an dieser Stelle sagen, das passt eigentlich schon so da hin.

Zitat:
Und das zieht sich durch den gesamten Text. Gewollt oder ungewollt, es reißt mich immer wieder aus dem Lesefluss


Naja, das ist auch so ein bisschen die Schreibe mit diesem Text: roh und ungezügelt. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache und da passt dann auch nicht immer alles vom Handwerk, aber es hat auch seine individuelle Berechtigung, finde ich.

Zitat:
Auch das Ende, angeblich gibt es keine Vermissten, aber er ist verschwunden, ist nicht stimmig.


Ich finde schon. Habe auch überlegt, ob das so stehen kann und dann beschlossen, dass wo kein Kläger da kein Richter ist und dass die Protagonisten, die da miteinander sind, sich nicht mal unbedingt vertraut sein müssen.

Zitat:
Die Wassermengen, die man braucht, um ein Kneipenviertel zu überschwemmen sind viel zu klein (Recherche?)


Tatsächlich habe ich das recherchiert. Und was da am Ende steht, wie das aufgebauscht ist, das soll auch so ein bisschen ins Surreale gehen.

Zitat:
auch wenn die Formulierung "die Ansammlung aus Krebs" wieder schräg ist. (alternativ das Krebsgeschwür, den Tumor, die Krebszellen, die krebsartige Wucherung, oder die Ansammlung aus Krebszellen).


Schräg muss doch nicht immer gleich falsch sein? Ich finde auch, roh trifft es besser und roh war hier von mir intendiert.

Danke für´s Lesen!



V.K.B

Zitat:
wo ich ihn doch schon fünfmal gelesen habe


Ja, da verlange ich immer wieder was und nutze die Wettbewerbe, um den Leser festzunageln. Das ist schon sehr selbstsüchtig :/
Danke, dass Du dich durchgebissen hast!

Zitat:
Sorry, das ist mir irgendwie doch alles zu kryptisch, da mag mitgehen, wer will, aber ich steige beim sechsten Lesen aus.


Das machst du öfter. Sagen, dass du nichts verstanden hast und gleichzeitig auflösen wink

Am Ende hast du wahrscheinlich Recht, dass vieles im Text zu aufgebauscht ist, dass sich das alles, was dort angeschnitten und gesagt wird, auf eine ganz einfache Formel herunterbrechen lässt. Ich weiß nicht, welche Art Berechtigung der Text hat, vielleicht ist er nur ein besseres Wutgeschrei oder eine Abrechnung mit allem, eingeschlossen sich selbst.
Der Text ist ziemlich intuitiv entstanden, von daher würde ich lügen, wenn ich jetzt schriebe, dass jede Formulierung auf ihren tatsächlichen Gehalt abgeklopft ist. Überarbeitung täte hier sicher gut und Not und von daher ist deine Einschätzung:

Zitat:
Oder ist das vielleicht doch nicht alles so gekonnt, wie es sich anhören soll?


nicht von der Hand zu weisen. Danke Dir!


Constantine

Zitat:
Jetzt nach dem vierten Lesen ist der positve Gesamteindruck leider nicht so positiv geblieben und der Text rutschte immer weiter runter. Bedauerlich.


Ja, das macht der Text, tiefer rutschen und dann liegt er wie ein Stein in der Magengegend. Bedauerlich finde ich das aber nicht.

Was du schreibst zum Thema Krebs und dessen Unterformen, das geht doch sehr ins Medizinische. So habe ich das gar nicht gemeint. Es sind ganz lose Assoziationen und Gedanken, die auch ganz bewusst in ihren Formulierungen stecken bleiben. Das ist kein wissenschaftlicher Exkurs, eher ein gedanklicher BlindAusflug.

Zitat:
Es bleibt insgesamt zu wenig hängen, zu wenig hallt in mir nach. Die Sache mit der Krebserkrankung, die wohl das Kernstück des Gemütszustands des Protagonisten bilden soll, ist leider ein Ärgernis und wird mit mühsamen Metaphern und Umgebungsbeschreibungen bedient, so dass diese leider in ihrer Wirkung eher verpuffen, als mich Anteil haben zu lassen am Protagonisten.


Naja, das ist auch irgendwie nicht intendiert, dass Anteil am Protagonisten genommen wird. Es ist ja auch keine sentimentale Krebsgeschichte. Einige haben geschrieben, es würde sich alles in- und umeinander drehen, verzweigen und gleichzeitig auseinanderdriften, insofern geht der Text eben keinen geraden Weg, sondern kommt davon ab, verliert sich und baut neue Handlungsorte, so wie Krebszellen, die im Körper auf Wanderschaft gehen.

sleepless_lives

Zitat:
Ein großartiger Text!


Ich weiß, dass das mit viel Wohlwollen und aufgrund des Anspruches an einen Zehntausender Text geschrieben worden ist. Ich freue mich trotzdem sehr darüber und auch über die ausführliche Kritik.

Zitat:
Ein klein wenig wird er durch sein Ende heruntergezogen, dem angedeuteten und meiner Meinung nach im Rahmen des Textes kontraproduktiven, weil pointenähnlichen Selbstmord. Das wirkt so, als hätte der/die Autor:in der Versuchung nicht widerstehen können, doch noch einen „Knalleffekt“ am Ende hereinzubringen. Und den braucht der Text nicht und den verdient er nicht. Oder ist das wegen der Vorgabe mit der bervorstehenden Veränderung?


Das Bild mit dem <ins Wasser gehen>, war schon vorher da, es ist nur auf das Nötigste runtergepresst worden, weil es dann schnell gehen musste. Eigentlich hatte ich das wie eine Befreiung von allem aussehen lassen wollen, das dunkle Wasser, in das man hineingeht, ohne zu wissen, welche Gefahren es birgt, das war für mich so etwas wie das Ablegen aller Furcht und Eitelkeit, auch so ein bisschen in Richtung religiös. Es ist in meinem Empfinden auch nicht unbedingt ein Selbstmord, der dort eingeführt wird. In meiner Vorstellung war das ganz offen geblieben, deshalb ist auch der letzte Absatz als Mutmaßung formuliert.

Zitat:
Aber hätte das nicht auch an einer anderen Stelle einfließen können und das Ende offen bleiben können, vielleicht nur ganz neutral das Steigen des Wasser beschrieben werden können?


Ich hätte den Protagonisten auf jeden Fall trotzdem ins Wasser gehen lassen, weil dieser Gedanke sich bezüglich des Textes schon festgebissen hatte. Vielleicht hätte ich dem Ende mehr Luft gelassen, es weniger atemlos heruntergeschrieben und vielleicht hätte das schon gereicht, um den Knalleffekt/ die Pointe abzumildern. Auch auf mich wirkt der Text noch unausgegoren und zu wenig durchdacht, deshalb denke ich, hat er sich vor allem durch eben diese brutale Filterlosigkeit verdient gemacht:

Zitat:
Ansonsten überzeugt der Text durchgehend durch seine Sprache


Zitat:
sind die Normalitätsstörungen aber auch essentiell als Handlungselemente der Geschichte, werden also nicht nur bequem als Metapher im Realen angeschnitten: Ihre Funktion als Analogie und ihre Funktion in der Handlung verschmelzen und lassen die Erzählung konsequent auf ihr Ende zutreiben - eher passiv das; das ist gut, es entspricht der Hauptfigur und wirkt nicht gewollt.


Dankeschön!

Zitat:
Jedes Stück ist mit dem nächsten verbunden, aber insgesamt stellt es nur eine sich windende Strecke oder Bahn durch das Gesamtbild dar, das viel zu groß und komplex wäre für eine Darstellung in einer Handvoll von Sätzen.


Das Bild einer Peripherie. Rohre, Därme und Auswüchse, sehr nah an die Figur gestellt und deshalb unvermeidlich eindimensional. Das geht nicht über sich selbst hinaus, das stimmt. Das hast du sehr viel eleganter gelöst. smile

Zitat:
Es hätte meines Erachtens gar nicht gestört, wenn das noch (scheinbar) unfokussierter gewesen wäre, noch weitläufiger, noch zerfasender, aber dafür reicht natürlich nicht die Menge der Wörter, die man aus 10.000 Zeichen schmieden kann.


Um ehrlich zu sein, war da am Ende so viel Zeitdruck, dass ich froh war, die Zeichen voll zu bekommen. Das hat dem Text auf jeden Fall nicht besonders gut getan, leider.

Danke für deine ausführliche, freundliche und durchdachte Kritik.


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Beitrag07.09.2022 23:48

von dürüm
Antworten mit Zitat

Hallo d.frank,
ich melde mich noch mal, weil ich jetzt langsam etwas mehr verstehe ...

Zitat:
dürüm

Zitat:
Du hast versucht die körperliche Ebene, Blutgefäße, Darm etc. mit einer maschinellen Ebene zu vergleichen, benutzt aber immer wieder falsche Begriffe, wie z.B. "Sirenen auszuweichen". Sirenen geben akustische Signale, denen kann man nicht ausweichen.


Ja, das ist richtig. Das Problem liegt für mich hier darin, dass ich (wie immer) zu viel Abstraktion verlangt habe. Habe bei dieser Formulierung an das Autofahren gedacht, dann aber den Gleichschritt angefügt, das ist reine Denke, da kann ich nicht erwarten, dass das ein Unbeteiligter einfach so mitgehen kann.
Ich habe jetzt erst verstanden, dass Du mit Sirenen, die Tonsignale von Einsatzfahrzeugen meinst (also Folgetonhorn/Martinshorn), richtig? Ich verstand unter Sirene statisch montierte Sirenen, wie für Fliegeralarm und ähnliches. Diese Dinger, die so laut heulen, wenn im Krieg ein Luftangriff droht. Oder auch Werkssirenen (Arbeitsbeginn und Ende)
Zitat:
Auch ganz am Anfang, "Sowas funktioniert in Routinen", klingt schräg. Besser wäre "In sowas hat er Routine."

Da es für mich mit dem Text nicht nur um das persönliche Befinden der Hauptfigur geht, würde ich an dieser Stelle sagen, das passt eigentlich schon so da hin.
Hier habe ich jetzt erst verstanden, dass diese ganzen Formulierungen, die so "schräg" bei mir angekommen sind, den wörtlichen Gedankenfluss des Prota wiedergeben. Das ändert natürlich sofort die Wahrnehmung.

Zitat:
Und das zieht sich durch den gesamten Text. Gewollt oder ungewollt, es reißt mich immer wieder aus dem Lesefluss


Naja, das ist auch so ein bisschen die Schreibe mit diesem Text: roh und ungezügelt. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache und da passt dann auch nicht immer alles vom Handwerk, aber es hat auch seine individuelle Berechtigung, finde ich.
Siehe oben, ich habe anfangs irgendwie einen Erzähler vermutet, der nicht identisch ist mit dem Prota, das hat mich völlig in die Irre geführt. Sorry.


Zitat:
Die Wassermengen, die man braucht, um ein Kneipenviertel zu überschwemmen sind viel zu klein (Recherche?)

Tatsächlich habe ich das recherchiert. Und was da am Ende steht, wie das aufgebauscht ist, das soll auch so ein bisschen ins Surreale gehen.

https://www.focus.de/panorama/welt/rohrbruch-ueberflutet-koelner-wohnviertel-notfaelle_id_1920619.html War das zufällig diese Pressemeldung?
Da steht auf jeden Fall etwas von "etlichen Tausend Kubikmetern Wasser", was schon deutlich plausibler klingt.


Zitat:
auch wenn die Formulierung "die Ansammlung aus Krebs" wieder schräg ist. (alternativ das Krebsgeschwür, den Tumor, die Krebszellen, die krebsartige Wucherung, oder die Ansammlung aus Krebszellen).

Schräg muss doch nicht immer gleich falsch sein? Ich finde auch, roh trifft es besser und roh war hier von mir intendiert.

Siehe oben, auch hier wieder Gedankengänge des Prota. Das habe ich tatsächlich überhaupt nicht verstanden.


Nach dem Lesen der Kommentare ist mir Vieles klarer geworden.

Bei sleepless Text dachte/denke ich an die Klimakatastrophe. Die sehe ich in Deinem Text aber auch jetzt noch nicht.
Andere haben an Krieg gedacht, aber auch das finde ich nicht so richtig.

Eher noch eine "Hypertechnisierung", bei der die einzelnen Menschen in der Technik untergehen? Ein Problem mit Abfällen (Plastik? Ausscheidungen? Industrieabfälle?) Umweltverschmutzung?

Ich bin gespannt auf weitere Erkenntnisse in Deinen Rückmeldungen auf Kommentare.

Gruß
Kerem


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(Oscar Wilde)
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(Seneca)
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d.frank
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D
Beitrag08.09.2022 12:50

von d.frank
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Hallo Kerem,

ich antworte mal schnell, weil du etwas ansprichst, über das ich mir bezüglich des Textes auch schon Gedanken gemacht habe: der wörtliche Gedankenfluss des Prota. Du hast geschrieben, Du hättest einen externen Erzähler gelesen und ja, für mich ist der auch da. Er sieht zum Beispiel am Ende auf die Geschehnisse, stellt Mutmaßungen an. Für mich ist die Stimme in dem Text etwas, das der Protagonist andenkt / ausspuckt, das ein externer Erzähler aufgreift und weiter ausformuliert. Deshalb stecken im Text auch immer wieder Formulierungen, in denen es heißt, dass die Figur denkt oder sich fragt, woher ihre Gedanken kommen.
Man kann das jetzt verschieden auslegen oder auch sagen: technisch geht das überhaupt nicht. Ich bin/war auch einigermaßen unsicher damit.
Und würde jetzt mal sagen, dass der Text auch an sich einen leichten Drall zum Surrealen hat und in meiner Vorstellung war die Stimme so etwas wie ein innerer oder auch äußerer Sprecher, eine Bewusstseinserweiterung, die es dem Protagonisten möglich macht, über die Dinge, für die er im Alltag eigentlich blind ist oder sich blind stellt, zu sprechen. So als käme da etwas zum Vorschein, das zwar angelegt, aber tief unter Arbeit, Sorgen und Existenz verborgen ist. Die Sprache ist trotz ihrer Härte mitunter blumig, bildhaft - das ist auch ein Bruch mit dem, wie man sich die Gedanken eines Arbeiters vorstellt.
Keine Ahnung - der Text ist eher so etwas wie abstrakte Kunst, denn Realismus.

Das mit den Sirenen: Ja, das ist ungenau formuliert. Vieles ist eben ungenau und steht mehr als Analogie auf etwas anderes, Allgemeingültigeres.

Das Schwimmbad: Ja, das kann durchaus sein, dass ich die Formulierung aus diesem Artikel entwendet und sie ein klein wenig verbogen habe. Auch das bleibt ungenau, das stimmt. Deshalb die Schwimmbäder, damit das vorstellbar wird - eine gängige Praxis im Journalismus, beschreiben sie die Größe eines Areals anhand von Fußballfeldern.
Warum also die Kubikmeter schwammig lassen?
Wie ist es bei Dir? Verfolgst du die Zahlen aus dem Krieg? Ist dir auch aufgefallen, dass sie zu einer schwammigen Größe geworden sind?
Es sind Dinge, die nicht bei einem ankommen, wenn man ihnen nicht direkt ausgesetzt ist. Jeden Tag sterben Menschen auf dieser Welt und jeden Tag werden sie in Zahlen beziffert und dann werden die Zahlen etwas, das nur noch Zahlen sind, man rechnet mit ihnen oder auch nicht, man rechnet dann doch eher wieder in Geldwerten.
Die Zahl weggelassen, die Schwimmbäder und Schäden hingeschrieben.
Wie gesagt, der Text ist sehr intuitiv entstanden und geschrieben und ich versuche eigentlich nur, ihn selbst zu ergründen. Kann aber auch genauso sein, dass ich einfach liederlich bin.


Zitat:
Bei sleepless Text dachte/denke ich an die Klimakatastrophe. Die sehe ich in Deinem Text aber auch jetzt noch nicht.
Andere haben an Krieg gedacht, aber auch das finde ich nicht so richtig.


Die Klimakatastrophe, ja, die ist ja auch menschengemacht. Irgendwo hatte ich die Tage gelesen, dass über 70 Prozent davon auf das Konto der Reichen gehen. Ich weiß nicht, vielleicht geht es im Text um den Wert des Lebens?

Zitat:
Eher noch eine "Hypertechnisierung", bei der die einzelnen Menschen in der Technik untergehen? Ein Problem mit Abfällen (Plastik? Ausscheidungen? Industrieabfälle?) Umweltverschmutzung?


Ja, das alles zusammen. Ökosystem und Symbiose gegen Künstlichkeit und Industrie, und ja, darin hebt sich der Text selbst auch auf, weil er ebenfalls künstlich/gemacht ist (externer Erzähler). Deshalb geht es für mich nicht nur um den Wert des Lebens, sondern auch um den Widerspruch menschlichen Daseins, diese Position aus Natur/Triebhaftigkeit und Künstlichkeit/Intellekt, die der Mensch irgendwie einnimmt.


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Beitrag09.09.2022 19:37

von d.frank
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holg

Zitat:
als Film wäre das am ehesten ein Terry Gilliam, mit ausreichend Rohren, aber zu wenig wehender Plastikfolie.


Diese Vergleiche mit Filmen, die finde ich ganz cool und nach der Recherche finde ich auch, das trifft den mitunter schmerzhaften Humor ziemlich gut. Bei 12 Monkeys hatte ich jedenfalls öfter Momente, wo ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen, oder einfach nur mit dem Kopf schütteln soll.
Ich wusste auch gar nicht, dass dieser Film auf das Konto des Regisseurs geht, von daher danke für den Mehrwert.

Zitat:
Andererseits fehlt dazu eine tiefere Ebene, ein größeres Thema, das erkennbar verhandelt wird, als nur die Selbstmord-wegen-Ennui-und-Krebs Geschichte.


Ich weiß nicht, aber ich finde den Vergleich mit Langweile/Überdruss nicht so passend für ein Leben, das von Arbeit und Krankheit gezeichnet ist. Wie ist es dann mit den Menschen, die außerdem noch mit dem Thema Sprachbarriere und prekären Arbeitsbedingungen beschäftigt sind oder welchen, die einfach mal so durchs System rutschen, weil sie nichts mehr leisten können und nie genug hatten, um für den Ernstfall vorzusorgen und für die ein Pauschalurlaub auf Mallorca nicht mal in weiter Ferne liegt. Sollen die sich dann doch auch mal nicht so haben? Sind ja alle es ihres eigenen Glückes Schmied, oder wie siehst du das?
Da sehe ich den Überdruss noch eher in deinem Text zwischen leerstehenden und angemieteten Häusern und Segeljachten, Auberginen, Rasenflächen und Blicken über den See - white people problems wäre der zynische Ausdruck dafür.
Aber kann ja auch durchaus sein, dass wir eigentlich dasselbe ansprechen?

Danke fürs


Babella

Zitat:
Jedenfalls scheint das Problem am Ende gelöst zu sein, zumindest für den Protagonisten.


Ja. Die Frage, die sich dann stellt: Ist das jetzt gut oder schlecht?

Zitat:
Das hat durchaus etwas. Bisschen düster.


Danke Dir!



Heidi

Zitat:
Der Titel macht neugierig; es wird mir aber nicht ganz deutlich, wie er im Zusammenhang mit dem Text steht. Klar, der Körper kann bildlich gesprochen eine große Stadt sein, die Rohre in einer Großstadt können platzen und alles Fluten. So passiert es im Extremkrankheitsfall dann ja auch. Venen können platzen, Adern können verstopfen usw. usw.


Die Großstadt ist etwas, an dem sich das Gemachte bündelt, wenn man so will ein Epizentrum. Die Stadt, mit ihrem Geflecht aus Straßen, Häuserzügen, Beton, Metall und Leuchtreklamen, den typischen Vierteln, den Obdachlosen, immer weniger Raum für immer mehr Menschen, die kommen, weil man hier Arbeit findet -  irgendwie auch ein System im System. Dort summiert sich der schöne Schein und das, was dahinter liegt, es gibt jede Menge und nicht immer sinnvolle Aktivität. In der Geschichte war die Stadt schon immer ein Symbol dafür, wie sich der Mensch überschätzt und alles zuschüttet und hochbaut und auf Effizienz trimmt und das hat Auswirkungen, die sich durch das gemeinsame Auftreten bestimmter charakteristischer Symptome äußern.

Zitat:
Mir ist natürlich aufgefallen, dass der Titel anfangs in den Text eingearbeitet wurde, in die Gedanken der agierenden Figur; die bloße Erwähnung ist mir aber nicht ausreichend, ich würde ihn gerne inhaltlich spüren.


Die Fabrik, die Kneipe, der Rohrbruch, die Sirenen - sind das für dich nicht alles Begriffe, die sich auf eine Großstadt beziehen? Ich verstehe aber, was du meinst. Das hätte man alles noch weiter ausführen, anschaulicher gestalten können. Aber der Text bleibt immer nah an der Figur und dem, was sie umgibt.

Zitat:
Das Ende finde ich dann aber doch etwas zu schwammig ausgeführt, hier frage ich mich, was mit dem Sieg über den Krebs gemeint ist, den das dunkle Wasser in den Gedärmen vollbracht hat. Ist von einem realen Sieg die Rede? Aber warum? Erst das ganze Krisendrama und dann eine Auflösung in einem Satz. Das ergibt ein seltsames Bild, das auf mich nicht schlüssig wirkt. Klar ist da noch die Sache mit dem Wasser, das weiß ich was alles geflutet hat in der Stadt; damit ist wieder eine Gegenüberstellung vorhanden. Es hat vielleicht auch gereinigt, nicht nur zerstört. So wie das Wasser in den Gedärmen einen offensichtlich reinigenden Prozess mit dem Krebsgeschwür vollzogen haben könnte, was ich aber als eher unrealistisch betrachte und vermute.


Ja, der Text hat eine ihm innewohnende Surrealität/Religiosität. Das ist ein ziemlicher Bruch zu all den Rohren, Ausscheidungen und Krebszellen. Aber da soll auch so, es hat nicht den Anspruch an irgendwelche streng definierten Glaubenslehren.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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