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Das muss aufhören, meint Dietmar


 
 
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Minerva
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Beitrag05.09.2022 11:40

von Minerva
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inky,

Hu, noch so eine komplexe Geschichte, die man mehrfach lesen muss, um überhaupt was zu verstehen. Amelie (ich nenne sie mal so, in der Annahme, dass sie die ursprüngliche root-Ebene ist) wurde von ihrem Vater missbraucht, flüchtete sich in Drogen und geistert jetzt mit einer multiplen Persönlichkeitsspaltung durchs Leben. Sie ist eine hochgradig unzuverlässige Erzählerin (jedenfalls was das reale Außen betrifft) und wir damit im Genre der Anti-Story. Und das so tief, dass ein Erkennen der "Realität" gar nicht mehr möglich ist. Falls es sowas überhaupt gibt. Ist Realität nicht immer nur das, was sich gerade im Kopf abspielt, und cummings' verdammt gutes Paralleluniversum immer nebenan, aber unerreichbar? Wie eine mal kurz besessene Medaille, die sie von jemandem geschenkt bekommen hat, der aber vielleicht auch nur ein Aggregatzustand des Regens war? So vieles bleibt unklar, nur scheint Amelie in eine Katastrophe zu traumwandeln, Suizid oder komplette Dissoziation und Persönlichkeitsauflösung. Nur Dietmar hört den Schuss, aber wird er als Perönlichkeitsadmin ihr noch helfen können? Nein, er meint ja, es müsse aufhören. Wahrscheinlich alles. Traurig.

Unterm Strich:

E-Lit: Aber hallo
Sperrig: Auch das, ich musste zweimal lesen, um überhaupt was zu verstehen
Thema Sommergäste: sehr vage umgesetzt, aber damit auch sehr origniell. Perönlichkeitsaspekte und Hoffnungsträume führen sie durch den Sommer, doch der Winter kommt unaufhaltsam.
Begegnungen/Abschiede: Auch sehr originelle Umsetzung. Die Traumbegegnung, die Auseinandersetzungen mit den anderen Aspekten der Psyche, und der drohende Abschied vom Leben.
ungehörter Schuss: Falls ihre Mutter real ist und sie wirklich noch bei dieser lebt, scheint sie wieder mal die Augen zu verschließen. Wo ist Kenji Kamiyashi, wenn man ihn braucht? Evil or Very Mad (falls du jemand bist, der nach Aufhollesen was damit anfangen können wird, sonst habe ich falsch geraten)
Hintergrund Veränderung: Wie gesagt, sie befindet sich auf dem Weg in die Auflösung/Auslöschung
Persönliches Gefallen: Sehr. Muss ich noch viel dazu sagen? Das ist wieder ein Text, der genauso ist, wie ich mir einen gelungen 10k-Text vorstelle.

Mein dritter Platt: 8 Punkte für dich.


Danke dir, Veith, für deine Worte und Punkte.
Ich habe manches vielleicht dann doch zu offen gelassen oder zu viel verlangt, andererseits kann ja jeder ein bisschen seine Deutung hineinlegen. Freut mich, dass mir die 10k-Anforderungen nach deinem Urteil gelungen sind, ich hatte ja schon ein bisschen Bammel, dass es als Stuss rüberkommt.

Was "Aufhollesen" ist, hab ich jetzt nicht verstanden *grübel*

Danke für deine Hinweise auf Story-Typ und Erzählerin, das ist mir selbst gar nicht so bewusst gewesen.

"Perönlichkeitsadmin" hast du gut getroffen, freut mich, dass man das erkennt. Dazu dann später mehr im "Reclam-Lektüreschlüssel" Razz .

Liebe Grüße


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Beitrag05.09.2022 13:01

von V.K.B.
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Zitat:
Was "Aufhollesen" ist, hab ich jetzt nicht verstanden *grübel*
War auch nicht für dich gedacht. Ich hatte jemand anders als Autorin vermutet, die in einer AG von mir mitliest. Aber hey, bei drei von vier Texten, wo ich glaubte, die Autorys zuordnen zu können, lag ich richtig. Bei deinem aber nicht.
Kenji Kamiyashi ist in meinem aktuellen Roman ein am Rande erwähnter Serienmörder/Rächer (und als Kind selbst Opfer von sexueller Gewalt gewesen), der vergewaltigende Väter seinerseits vergewaltigt und dabei erschießt sowie den dazugehörigen Müttern die Augen aussticht, damit ihnen das Wegsehen in Zukunft leichter fällt. Er spielt aber nur in sofern eine Rolle, dass meine Prota darüber nachdenkt, in was für einer Welt man eigentlich lebt, wenn man von so jemandem in der Zeitung liest und sofort applaudieren möchte.


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Minerva
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Beitrag05.09.2022 15:23

von Minerva
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Was "Aufhollesen" ist, hab ich jetzt nicht verstanden *grübel*
War auch nicht für dich gedacht. Ich hatte jemand anders als Autorin vermutet, die in einer AG von mir mitliest. Aber hey, bei drei von vier Texten, wo ich glaubte, die Autorys zuordnen zu können, lag ich richtig. Bei deinem aber nicht.
Kenji Kamiyashi ist in meinem aktuellen Roman ein am Rande erwähnter Serienmörder/Rächer (und als Kind selbst Opfer von sexueller Gewalt gewesen), der vergewaltigende Väter seinerseits vergewaltigt und dabei erschießt sowie den dazugehörigen Müttern die Augen aussticht, damit ihnen das Wegsehen in Zukunft leichter fällt. Er spielt aber nur in sofern eine Rolle, dass meine Prota darüber nachdenkt, in was für einer Welt man eigentlich lebt, wenn man von so jemandem in der Zeitung liest und sofort applaudieren möchte.


Ach so ...
Klingt toll, aber auch ein bisschen krass, dein Roman. Wir finden uns bestimmt mal in einer AG zusammen Daumen hoch


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Beitrag06.09.2022 01:00

von V.K.B.
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Minerva hat Folgendes geschrieben:
Wir finden uns bestimmt mal in einer AG zusammen Daumen hoch
Bei mir sind immer Plätze frei. Falls ich dir nicht zu krass bin. Mr. Green

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Beitrag06.09.2022 08:47

von Minerva
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Minerva hat Folgendes geschrieben:
Wir finden uns bestimmt mal in einer AG zusammen Daumen hoch
Bei mir sind immer Plätze frei. Falls ich dir nicht zu krass bin. Mr. Green


Danke. Zur Zeit passt es mir nicht, da ich selbst fertig werden will und in 2 aktiven AGs mit herumwusel Very Happy


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Beitrag06.09.2022 10:23

von Minerva
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thepriest hat Folgendes geschrieben:
Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Eine spannende Ausgangslage. Leider bleibt am Ende einmal mehr nur der last exit. Schade eigentlich, denn der Einblick in dieses faszinierende, komplexe Innenleben macht eigentlich Freude, auch wenn die etwas gar exzessiv eingesetzten Kraftausdrücke die Geschichte etwas über-würzen.


Vielen Dank für deinen Kommentar und die Punkte. Der last exit ist nicht meine Lesart, aber es bleibt ja Raum für jeden, die eigene Interpretation herauszulesen. Tut mir leid, dass dich die Ausdrücke gestört haben.


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Beitrag06.09.2022 10:31

von Minerva
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dürüm hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inco,

gut und flüssig geschrieben.
Die multiplen Persönlichkeiten (Amelie, Dietmar, Bitch) sind gut beschrieben, und sowohl Erinnerungslücken als auch Halluzinationen und verfremdete Wahrnehmungen sind gut geschildert.

Sehr vielschichtig das Ganze.
Zum Teil schöne Wortkreationen, passend zur Prota.

Alles in allem, gerne gelesen.

6 Punkte

Gruß
Kerem


Hallo Kerem,

lieben Dank für die Einschätzung und deine Punkte. Very Happy


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Beitrag06.09.2022 10:38

von Minerva
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Habe es mehrmals gelesen und gern. Weil es so viele Bilder malt, die eher deutlicher werden, als sich abnutzen. Zuerst, na klar, ist das alles ziemlich verwirrend, die Persona, Dietmar, der meint, dass es aufhören muss, die anderen. Aber es ist nicht konstruiert verwirrend, sondern eher klassisch, wie es eben sein könnte, das wirkt in sich natürlich und kann nicht anders erzählt werden. Und es trägt die Geschichte auch nicht, es ist eher so wie Beiwerk, das kein Beiwerk, sondern eine von vielen Ebenen ist - puzzled, sagt der Text und erklärt es selbst. Die Farben, die Eindrücke, der routinierte und gleichzeitig hilflose Umgang mit der Situation, alles stimmig eingefangen, innen UND außen, bewegend, doch leise.
Dietmar mag ich nicht so, weil das Schublade ist, ebenso die klaviergebeutelte Mutter, aber egal, das andere macht das wett, deshalb 10 Punkte und Platz 2


Hallo d.frank,

ich freue mich, von dir so viele Punkte bekommen zu haben und vor allem, dass du dich so intensiv mit dem Text beschäftigt hast. Dankeschön.
Zu Dietmar(s Funktion) sage ich noch etwas später im Faden, der ist ja recht umstritten gewesen.

Liebe Grüße


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Beitrag06.09.2022 11:24

von Minerva
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Hallo Constantine,

ich habe mich über deine Punkte gefreut, es ist ja nicht so einfach, welche von dir zu bekommen. wink

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Im Text scheint es um eine Multiple Person mit vier Persönlichkeiten zu gehen:
    die Erzählerin
    Amelie (die körperliche Protagonistin)
    die (große) Bitch
    Dietmar


Fast, die Erzählerin ist die körperliche Protagonistin und die “Kernpersönlichkeit”, die echte Person, von der sich die weiteren abgespalten haben.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
er <— scheint sich hier  um den Vater zu handeln, der seit geraumter Zeit weg ist. Hier wird das Wegsehen oder Nichtbeachten der Mutter angedeutet.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Zitat:

Er hat sie immer meine kleine Schlampe genannt, und als er weg gewesen ist, hat sie gesagt: Ich bin nicht mehr die kleine Schlampe, ich bin jetzt die große Bitch. Und der Bitch tut nichts weh.
Doch sie kommt nicht.

Hier die Andeutung des Mißbrauchs durch den Vater und der Persönlichkeit der Bitch.

Exakt!
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Insgesamt abwechslungsreich geschrieben, nah an einer der Persönlichkeiten von Amelie dran, die Blackouts befürchtet und die auch stattfinden und dann beginnt das Rätselraten, was hat die Bitch wieder sabotiert. Seltsam nur, dass die Aktionen der Bitch als die einzige Bedrohung angesehen wird, weil sie zwischenmenschliches sabotiert, aber was ist mit Amelie und was ist mit Dietmar? Was tun sie, wenn sie die Kontolle über den Körper haben? Da scheint es keine direkte Interaktion untereinander zugeben. Auch scheint die Kommunikation bzw. ein Gedankenaustausch der erzählenden Persönlichkeit mit Dietmar vorzuliegen, da dessen Meinung ab und an durchschimmert, aber Amelie und die Bitch bleiben in ihren Aktionen geheimnisvoll und stumm. Hm.

Die hier namenlose gebliebene Kernpersönlichkeit kann sich nach dem jeweiligen "Aufwachen" immer nur zusammenreimen, was passiert ist. D.h. am Anfang geht sie los in Richtung See (oder flüchtet), dann passiert ein Wechsel in Amelie, das liebe kleine Mädchen, das wieder zum Mama laufen will. Das ist die Auslassung. Nun steht sie auf dem Feld und mutmaßt, rennt dann weiter, dort wo sie hin möchte.
In dem Fall "sabotiert" also auch Amelie. Wobei "Sabotage" es hier nicht ganz trifft (es wird von der Kernperson mittlerweile so empfunden), im Grunde gibt es die abgespaltenen Teile ja, um die Person zu schützen. So wie die Bitch, die gern übernimmt, wenn es zu Anbandelungen kommt, besonders, wenn sie körperlich werden - das nimmt sie mit, aber emotional unterbindet sie alles, zum Schutz.
Bevor du zu verwirrt wirst: Ich führe das später im Faden noch einmal auf - wen es interessiert, der kann ja schauen, ob es so gelungen ist, unabhängig davon, dass man natürlich nicht alles 1:1 entschlüsseln kann oder muss, und dass es Platz gibt für eigene Auslegung.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Einer der besseren Texte des Wettbewerbs, auch wenn ich das Thema Multiple Person nicht mehr sehr neu finde und gefühlt fast in jedem der letzten Wettbewerbe vermute.


Danke, danke. Na ja, ich kenne jetzt keinen Text dazu (habe nur ein paar aus den letzten Wettbewerben gelesen), aber ich mache ja auch erst neu mit. Muss auch sagen, dass das Themengebiet der Psyche mein Liebling ist, der fast immer einfließt - im Gegensatz zu manch anderen hier, bin ich aber nicht exakt auf dem beruflichen Zweig gelandet, sondern leicht daneben (dazu später mehr). Kurz: Thema ist aus Interesse gewählt, nicht aus Einfallslosigkeit oder weil man damit verwirren kann, was ich gar nicht möchte, sondern ich versuche, es nachvollziehbar zu machen.

Merci pour les points et le Auseinandersetzung. wink


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Constantine
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Beitrag06.09.2022 11:56

von Constantine
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Hallo Minerva,

Kurz zu deiner Klärung bezüglich der Persönlichkeiten:
Minerva hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Im Text scheint es um eine Multiple Person mit vier Persönlichkeiten zu gehen:
    die Erzählerin
    Amelie (die körperliche Protagonistin)
    die (große) Bitch
    Dietmar


Fast, die Erzählerin ist die körperliche Protagonistin und die “Kernpersönlichkeit”, die echte Person, von der sich die weiteren abgespalten haben.


Mich hat dahingehend diese Passage
Zitat:
Sie ist es gewohnt, dass Amelie alles aufgeräumt und steril hinterlässt, aber wenigstens hat sie so etwas zu tun. Wie gestern, als sie meinen durcheinandergewürfelten Kofferinhalt in die Schränke geräumt hat. Kopfschütteln, leiser Vorwurf. Versagen wird wahrgenommen. Amelie ist unsichtbar.

bezüglich der Kernpersönlichkeit auf den falschen Weg gebracht, da ich hier annahm, dass Amelie die eigentliche Kernpersönlichkeit ist, von der die Erzählerin kurz berichtet.

Ok, Amelie ist eine der Persönlichkeiten der erzählenden Kernpersönlichkeit. Verstanden.

Minerva hat Folgendes geschrieben:
Muss auch sagen, dass das Themengebiet der Psyche mein Liebling ist, der fast immer einfließt - im Gegensatz zu manch anderen hier, bin ich aber nicht exakt auf dem beruflichen Zweig gelandet, sondern leicht daneben (dazu später mehr). Kurz: Thema ist aus Interesse gewählt, nicht aus Einfallslosigkeit oder weil man damit verwirren kann, was ich gar nicht möchte, sondern ich versuche, es nachvollziehbar zu machen.

Bin, was das Thema angeht, selbst kein unbeschriebenes Blatt und (musste nachsehen) ist mein Wettbewerbstext ist auch schon 6 Jahre alt.
Die Psyche kann ein sehr erschütterndes Thema sein und eigentlich ist jeder Schreibende in gewisser Weise psychologisch unterwegs.

Minerva hat Folgendes geschrieben:

Merci pour les points et le Auseinandersetzung. wink

Avec plaisir, chère Minerva.

LG Constantine
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Minerva
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Beitrag06.09.2022 13:35

von Minerva
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Deinen Beitrag schaue ich mir gern einmal an, lieber Constantine. Very Happy

Ich kann natürlich niemals eine Person tatsächlich korrekt darstellen, das versteht man nur, wenn man selbst betroffen ist. Hoffe aber, die Belastung und die Schwierigkeiten werden verständlich und nachvollziehbar, vor allem auf der Gefühlsebene, durch ein Hineinfühlen oder Mitfühlen. Das war mein Anlass.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Mich hat dahingehend diese Passage
Zitat:
Sie ist es gewohnt, dass Amelie alles aufgeräumt und steril hinterlässt, aber wenigstens hat sie so etwas zu tun. Wie gestern, als sie meinen durcheinandergewürfelten Kofferinhalt in die Schränke geräumt hat. Kopfschütteln, leiser Vorwurf. Versagen wird wahrgenommen. Amelie ist unsichtbar.

bezüglich der Kernpersönlichkeit auf den falschen Weg gebracht, da ich hier annahm, dass Amelie die eigentliche Kernpersönlichkeit ist, von der die Erzählerin kurz berichtet.


Ah, OK.
Hier noch mal die Farben, wer wer ist.
Mutter
Erzählerin, enspricht so weit der Kernpersönlichkeit
Amelie

ICH räumt Frühstücksreste nicht weg, denkt aber, dass sie damit einerseits ihrer Mutter etwas zu tun gibt (kann man hier auch als eine Aggression herauslesen), andererseits, dass sie so wenigstens durch Mutter wahrgenommen wird. Denn gestern hat sie MICH ja mit Kopfschütteln immerhin wahrgenommen.
(du kannst mich mal - nimm mich bitte wahr)

Keine Ordnung halten können = Versagen, ICH = Versager, aber sichtbar, wahrgenommen (glaubt ICH)
Ordnung halten können: kein Versagen = Amelie = unsichtbar, wird nicht wahrgenommen (doppelter Sinn= Amelie ist gerade nicht anwesend als Person)

"Früher" war Amelie immer "da". In diesem neuen Sommer nach dem Drogenentzug ist aber ICH nach Hause gekommen. (Sommergast)
Der Amelie-Anteil als Befriedigung der Erwartungen der Mutter, als ewiges kleines Mädchen, das brav ist, wird verweigert diesen Sommer.

ICH ist stärker, ICH kann diese Sitation jetzt aushalten, Amelie muss nicht zwangsläufig für das Aushalten des ambivalenten Verhältnisses mehr hervortreten (Schutzfunktion).

OK, das ist auch kompliziert ... Laughing


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Constantine
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Beitrag06.09.2022 13:47

von Constantine
Antworten mit Zitat

Minerva hat Folgendes geschrieben:
Deinen Beitrag schaue ich mir gern einmal an, lieber Constantine. Very Happy

Ich kann natürlich niemals eine Person tatsächlich korrekt darstellen, das versteht man nur, wenn man selbst betroffen ist. Hoffe aber, die Belastung und die Schwierigkeiten werden verständlich und nachvollziehbar, vor allem auf der Gefühlsebene, durch ein Hineinfühlen oder Mitfühlen. Das war mein Anlass.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Mich hat dahingehend diese Passage
Zitat:
Sie ist es gewohnt, dass Amelie alles aufgeräumt und steril hinterlässt, aber wenigstens hat sie so etwas zu tun. Wie gestern, als sie meinen durcheinandergewürfelten Kofferinhalt in die Schränke geräumt hat. Kopfschütteln, leiser Vorwurf. Versagen wird wahrgenommen. Amelie ist unsichtbar.

bezüglich der Kernpersönlichkeit auf den falschen Weg gebracht, da ich hier annahm, dass Amelie die eigentliche Kernpersönlichkeit ist, von der die Erzählerin kurz berichtet.


Ah, OK.
Hier noch mal die Farben, wer wer ist.
Mutter
Erzählerin, enspricht so weit der Kernpersönlichkeit
Amelie

ICH räumt Frühstücksreste nicht weg, denkt aber, dass sie damit einerseits ihrer Mutter etwas zu tun gibt (kann man hier auch als eine Aggression herauslesen), andererseits, dass sie so wenigstens durch Mutter wahrgenommen wird. Denn gestern hat sie MICH ja mit Kopfschütteln immerhin wahrgenommen.
(du kannst mich mal - nimm mich bitte wahr)

Keine Ordnung halten können = Versagen, ICH = Versager, aber sichtbar, wahrgenommen (glaubt ICH)
Ordnung halten können: kein Versagen = Amelie = unsichtbar, wird nicht wahrgenommen (doppelter Sinn= Amelie ist gerade nicht anwesend als Person)

"Früher" war Amelie immer "da". In diesem neuen Sommer nach dem Drogenentzug ist aber ICH nach Hause gekommen. (Sommergast)
Der Amelie-Anteil als Befriedigung der Erwartungen der Mutter, als ewiges kleines Mädchen, das brav ist, wird verweigert diesen Sommer.

ICH ist stärker, ICH kann diese Sitation jetzt aushalten, Amelie muss nicht zwangsläufig für das Aushalten des ambivalenten Verhältnisses mehr hervortreten (Schutzfunktion).

OK, das ist auch kompliziert ... Laughing


Danke smile extra für deine Mühen. Das macht die Passage noch plastischer.
Und jetzt verstehe ich dieses, "Ich möchte es allein schaffen, ohne Amelie", besser.
Danke.
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Beitrag07.09.2022 11:06

von Minerva
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Liebe Heidi,

danke für deinen ausführlichen Kommentar und dein aufmerksames Zwischen-den-Zeilen-Lesen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Aber im Grunde ist es für mich nicht relevant, was genau hier vorliegt, vielmehr geht es darum, dass die Geschichte einer verzweifelten Person erzählt wird, die trotz besseren Wissens nicht das tun kann, was sie eigentlich tun möchte bzw. eher das Nicht-tun von etwas, was sie nicht tun möchte, nicht schafft einzuhalten und darunter leidet.


Beim dritten Lesen verstanden wink und ja: das trifft es gut. Der Weg in ein “normales” Leben ist steinig, egal mit welcher Folge(erkrankung) man bei Missbrauch oder Gewalt zu kämpfen hat. Gerade bei der dissoziativen Identitätsstörung kommen besondere Herausforderungen auf einen zu, die aber aber am Ende auch eine Stärke sein können, je nach dem. In der Praxis gibt es wunderbare Geschichten, wie Menschen es geschafft haben, daraus eine “Stärke” zu machen, allerdings fürchte ich, dass es sich dabei um eine Minderheit handelt. Obendrauf kommen ja teils noch weitere Probleme wie Essstörungen oder Drogenabhängigkeit.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Der Titel

Auf den ersten Blick hat mich der Titel eher an ein humoristisches Werk denken lassen; nach dem Lesen habe ich den Zusammenhang anders gesehen und denke, er ist schon gut gewählt und passt natürlich zum Inhalt und der Verzweiflung der Ich-Figur.


Ja, das dachte ich auch, dass beim ersten Lesen der Überschrift womöglich ein chaotisches Sommerproblem in Dietmars Kleingarten assoziiert wird. Macht ja nix, man kann sich ja mal in die irre führen lassen. Very Happy

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Der Anspruch / Die Ungefügigkeit / Die Eigenständigkeit

Doch, alle drei sind soweit erfüllt. Obwohl, ungefügig, na ja … dazu muss ich aber auch sagen, dass in diesem Wettbewerb kaum eine Geschichte richtig ungefügig ist und sich so richtig was traut (meine eingeschlossen).


Habe das noch nicht so ganz durchdrungen, mir sind aber ältere Beiträge von Jenni sehr aufgefallen, z.B. das mit den offenen Fenstern, die mich sehr begeistert haben, und die würde ich vielleicht da einordnen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Der Gesamteindruck

Das Verhältnis zur Mutter, das anfänglich geschildert wird, klingt angespannt und so als würde die Ich-Figur in ihrer Entwicklung zurückgehalten (es kommen leichte Erinnerungen an ‘Die Klavierspielerin’ von Jelinek auf – vielleicht auch wegen des dissonaten Klaviers, aber natürlich auch, weil Mama hier den Koffer der erwachsenen Tochter ausräumt).
Das dissonante Klavier kann natürlich auch auf eine, wie weiter oben vermutet, dissoziative Identitätsstörung verweisen - bildlich gesprochen. Wobei ich mich jetzt auch nicht verirren möchte, was Begriffsähnlichkeiten betrifft. Es muss ja nicht immer alles durchdacht sein.


Sehr gut aufgepasst, das freut mich, dass Dinge auch entdeckt werden. Das hast du schon richtig assoziiert. Es sagt auch aus durch die Mutter, dass sie ja immer noch nicht in Ordnung ist (nachdem sie nun gerade von Entzug und Therapie wiedergekommen ist) bzw. dass man Mutters Ansprüche ohnehin nie erfüllen kann.
Klavierstimmer/Therapeuten sind unfähig.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Mehr habe ich zum Text nicht zu sagen, nur dass die letzten beiden Absätze die Traurigkeit, die dieser Text ausstrahlt, bis ins unermessliche steigern. Hier wird die Geschichte von einem gebrochenen Menschen erzählt. Das was gebrochen ist, schwimmt am Ende weg, mit sehr viel Wehmut an eine Kindheit, die es (vermutlich) nie gegeben hat und dabei bleibt der Text immer leicht in seinem Ausdruck. Ein schweres Thema leicht auszudrücken halte ich nicht für leicht. Deshalb gibt es sechs Punkte.


Vielen Dank für deine Punkte, mich freut besonders, dass das Emotionale funktioniert. Zur Auslegung des Endes schreibe ich später noch etwas.
Vielen Dank!


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Beitrag07.09.2022 11:13

von Minerva
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Globo85 hat Folgendes geschrieben:

Uff. Da ist er. Der Fragezeichentext dieses Wettbewerbs, gibts ja (für mich) auch jedes Mal (mindestens) einen. Hm, ja, so wahnsinnig viel mehr, fällt mir dazu momentan nicht ein. Gut geschrieben ist der Text auf jeden Fall und wahrscheinlich verkenne ich da jede Menge. Tut dem ganzen auch kein Abbruch, denn ich lese den Text wirklich gern, auch wenn ich nicht so genau weiß, was da jetzt wirklich passiert. Son bisschen wie mit moderner Kunst.

Lieblingsstelle:
Zitat:
Fuck, einfach nur fuck. Ich bin am falschen Ende der Stadt.


Fazit:
Mein achter Platz und damit 3 Punkte.


Danke dir Globo, auch für die Punkte. Schön, dass du ihn trotzdem gern gelesen hast, auch wenn du nicht so den Zugang dazu finden konntest.

Liebe Grüße


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Beitrag08.09.2022 18:51

von Minerva
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Hallo sleepless,

erst einmal vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit dem Text und deine unglaublichen 8 Geisterpunkte ... love Ich fühle mich geehrt.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Am Anfang holpert es ein wenig. Gerade wenn der Kaffeegeruch am stärksten sein sollte, wird der Geruch von Sauberkeit wahrgenommen (nicht beim Betreten der Küche), und die beschriebene Sauberkeit und Staubfreiheit kollidiert ein wenig mit dem Blütenstaub auf dem Dachfenster, das der Reinigung wohl aus welchem Grund auch immer entkommen ist.


Gut, könnte man so sehen, aber ich fand die Erinnerung beim Warten auf den Kaffee passender, weil man sich da mehr Zeit nehmen kann und es irgendwie komisch ist, stehenzubleiben und darüber nachzudenken, wie sauber es doch ist, Erinnerung bla bla. Eigentlich wollte ich auch was mit Bleichegeruch schreiben, aber ich fand, es kommt zu übertrieben rüber. Das riechste aber auch durch Kaffee durch. Beim letzteren Punkt kann man spekulieren. Ich werde aber künftig genauer darauf achten.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

Aber dann baut sich mehr und mehr und sozusagen hinterrücks ein beklemmendes, aber immer auch einfühlsames Bild auf von psychischer Störung und ehemaliger Drogensucht. Vielleicht auch nur mentale Probleme aufgrund der letzteren, vielleicht mit einer traumatischen Erfahrung im Hintergrund. Nicht, dass das wichtig wäre, die Ursachen. Was überzeugt, ist das prekäre Jetzt des Aufenthaltes in der Wohnung der Mutter, das verletzliche Ich. Der Kampf der Protagonistin (Amelie, sehe ich das richtig?) um ein bisschen Normalität, ein wenig Sicherheit, ein wenig Selbstständigkeit. Und der Kampf um die Hoffnung, vielleicht sogar wieder ein bisschen Glück in ihr Leben bringen zu können. Wie die Geschichte aus den Fragmenten entsteht, alle für sich schon interessant, das ist bestechend. Es gibt viele unvermittelte Sprünge, konsequenterweise natürlich, und nicht immer werden sie gleich erkenntlich gemacht, konsequent auch das, wie zum Beispiel der Abschnitt, wo sie im Wasser sind. Man muss sehr genau und nicht nur einmal lesen. Wer das nicht tut, wird nicht viel von der Geschichte haben. Aber das ist gut. Hey, das ist der Zehntausender.


Dankeschön für deine Beschreibung. Habe nichts hinzuzufügen.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

Wer Dietmar ist oder war, ist mir jedoch trotz allem nicht klar geworden. Das hier
Zitat:
Ich kann Dietmar förmlich schreien hören: Hast du sie noch alle?!

würde nicht zu einem Therapeuten oder Sozialpädagogen passen, aber auch nicht für den Freund (im Sinne von boyfriend) der Protagonistin angesichts der Situation. Wahrscheinlich ist er aber einfach auch keine reale Person oder nur das verinnerlichte Überbleibsel eines einstmals wichtigen Menschen für die Protagonistin. Obwohl es mit dem ersteren stark in die Gefahr gerät, in eine dieser trivial erzählten Multiple-Persönlichlkeiten-Geschichten abzugleiten. Und überhaupt der Name. Dietmar. Wirklich? Das scheint zu billig zu sein, einen etwas eingestaubten Namen zu verwenden. Warum hier ein Stereotyp verwenden, warum nicht die Leser:innen ihn an seinen Äußerungen erkennen lassen. Sonst ist der Titel jedoch exzellent gewählt.


Wenn ich alle Kommentare beantwortet habe, schreibe ich noch mal etwas zu den Personen/Persönlichkeitsanteilen und ihrer Funktion in einer Zusammenfassung. Weil dasselbe ja mehrmals erwähnt wurde.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

Die Sprache ist für mich haarscharf am Rande, in der Tat hat sie mich beim ersten Lesen in die Flucht getrieben: Zu blumig. Aber eigentlich passt sie zur Protagonistin, eigentlich ist das schon einigermaßen stimmig. Meistenteils. Sehr oft wird sie mir immer noch zu viel. "Traumfunkel schweben um meinen Kopf", "der Regen meine Scheiben streichelt", "schlafende Stadt, die dem neuen Tag [...] entgegen träumt". Naja.  


 Laughing
Also, ich mag das Blumige, aber ich gebe dir recht, da muss ich aufpassen. Bin da oft haarscharf vor der Linie. Aber nix gegen Traumfunkel ey Razz

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

Gäbe es einen Extra-Preis für das Ende einer Geschichte in diesem Wettbewerb und ich hätte ihn zu vergeben, du würdest ihn wohl erhalten. Wie sich hier die verschiedenen Stimmungen mischen, wie trotz der Verzweiflung und Traurigkeit auch ein Schimmer von Hoffnung aufleuchtet, das ist schon stark. Selbst Dietmar wird milder und es macht den Eindruck, als ob die Protagonistin sich trotz allem ein wenig mehr der Realität nähert und damit wieder umzugehen lernt.

Danke danke, das freut mich. Meine Fähigkeit Interesse liegt auch eher bei Stimmungen, Bildern und Gefühlen, als bei kunstvoller, genialer E-Lit. Mir hilft das sehr, zu erfahren, dass es immer wieder funktioniert, ich also für meine Vorstellungen auf dem richtigen Weg bin. smile

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

Muss ich dort die Sprache noch öfters ignorieren, sind die letzten Sätze uneingeschränkt überzeugend:
Zitat:
Bald wird das Wasser eine Herbstsuppe aus Laub, und Sturmschwalben werden über ihre Reviere segeln. Und danach wird der Eistaucher rufen und ich ihm folgen. Mit meinen Stiefeln werde ich die obladendünne Eisschicht zerbrechen und die Splitter zählen, die wie winzige Schollen einer Puppenwelt davontreiben. Und ich kann sie alle sehen.


Das ehrt dich natürlich sehr, wo ich doch bei deinem Text die Geduld verloren habe. sad Obwohl ich mir vorgenommen habe, nicht nur nach Vorlieben zu beurteilen und mich auf die Texte einzulassen. Aber da hattest du ein bissel Pech, ich hatte die Texte in alphabetischer Reihenfolge durchgenommen und als ich zu dir kam, ist es mir nicht mehr so gut gelungen. Ich hatte nicht mehr die Nerven, das alles durchzukauen und mich darauf einzulassen. Hoffe, du verzeihst mir, ich gelobe Besserung. *auchnureinmensch*

Viele liebe Grüße
Minerva


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Beitrag09.09.2022 09:17

von Minerva
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Kojote hat Folgendes geschrieben:
Liebes verfassendes Wesen,

eine tiefdüstere Geschichte, die durch makabre, phantastische Atmosphäre auffällt.

Leider ist tiefdüstere Literatur nicht mein Ding. Dein Beitrag ist gut geschrieben, leider reicht es von meiner Seite nur für einen Punkt.

Ciao
Kojote


Lieber Kojote,

der Text mag dir düster erscheinen, aber das Ende birgt wenigstens Hoffnung. Deinen einen Punkt nehm ich doch gern mit.

Dankeschön


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Beitrag09.09.2022 09:22

von Minerva
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holg hat Folgendes geschrieben:
Eindringlicher Text. Eine betörend unscharfe Meditation über die Welt eines Menschen auf dem Weg zurück ins Leben. Drogenenzug und/oder Therapie sind geschafft. Das heimische Zimmer wieder bezogen.
Doch es gibt immer wieder Leerstellen, ein Tag in Fragmenten. Persönlichkeitsanteile, manifestiert in Einzelpersonen bestimmen das Handeln und das Erinnern oder Nichterinnern. Bei Angst- oder Unruhezuständen helfen Benzodiazepine. Ein Leben auf Messers Schneide.

Das ist in wunderbaren Bildern stilistisch toll und präzise beobachtet erzählt, modernes Kino (Gondry/Kaufmann) jenseits klassischer Psychomanierismen, das Fragen hinterlässt und nachhallt, lange nachdem das letzte Wort gelesen ist.

Schönes Ding.


Vielen vielen Dank für deine Einschätzung, lieber holg. Schön finde ich auch, dass du "auf Messers Schneide" so benannt hast, denn die Gefahr, wieder abzurutschen, ist ständiger Begleiter.

Zitat:
jenseits klassischer Psychomanierismen, das Fragen hinterlässt und nachhallt,

Schön, dass du das so empfindest.

Gruß
und vielen Dank auch für deine Geisterpunkte! Fühle mich geehrt.


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Beitrag09.09.2022 09:56

von Minerva
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nicolailevin hat Folgendes geschrieben:
Es ist eigenartig: Sobald mir beim Lesen klar wird, dass dieser Auflauf von Namen und Charakteren auf eine multiple Persönlichkeit zurückgeht (so interpretiere ich es jedenfalls), verliere ich schlagartig das Interesse an der Geschichte. Ich bin nicht mehr bereit, mich anzustrengen, um dem komplizierten Fortgang zu folgen. Es ist eh alles eingebildet, ich höre nur die Stimmen in ihrem Kopf, die sollen doch sagen, was sie wollen, in meiner Realität ist es bedeutungslos.


Hallo nicolailevin,

schade, dass der Text nicht bei dir ankam und dass du ausgerechnet beim Verstehen dann abschaltest.

Eingebildet sind abgespaltene Persönlichkeitsanteile aber keineswegs (oder gar Rollenspiele). Sie sind wie eigenständige Personen neben der eigentlichen Persönlichkeit des Menschen. Sie können in der Psyche eines Kindes entstehen als Folge von anhaltendem Missbrauch/Gewalt/Vernachlässigung, wenn das Kind trotzdem weiter mit der oder den Personen leben muss, die ihm das angetan haben. Im Grunde existieren sie zum Schutz, um unaushaltbare Gefühle und Bedrohung zu überleben (bei Erwachsenen, wo die Psyche eine gewisse Reife hat, folgt "nur" ein Trauma, ggf. Abspaltung des Erlebten, aber keine Abspaltung in andere Persönlichkeiten).
Sie haben eigene Vorlieben, Verhaltensweisen, Ziele und Wünsche. Manche können bspw. Dinge, die andere nicht können (Autofahren). Das ist ja auch die Problemlage, dass sich die verschiedenen Richtungen irgendwie auf einen Weg begeben müssen, damit der Mensch mit dem Zustand leben kann. (Und obendrauf können noch eine Reihe anderer Probleme kommen, wie eben Drogen/Medikamentenabhängigkeit oder Essstörungen). Wenn sie gegeneinander arbeiten, wird es schwierig. Die Erinnerungslücken, nachdem eine andere Person anwesend war z.B.

Es sind auch keine Stimmen im Kopf, das wäre bei Schizophrenie (mit Positivsymptomen) der Fall. Wobei es natürlich teils auch vorkommen kann, dass man manche hört, dass manche voneinander wissen und miteinander kommunizieren - in dem Fall Dietmar und die Kernpersönlichkeit "ich". Und es sind auch keine Halluzinationen, wie z.B. bei Fight Club dargestellt (man sieht die anderen nicht oder nimmt sie als äußere Person wahr). Fight Club bedient sich des Tricks, aus einer Person 2 zu machen, um die Zuschauer in die Irre zu führen.

Mein Anlass war aber der Versuch, die Probleme, Ursachen, Folgen erfahrbar oder fühlbar zu machen, nicht, zu verwirren und dann den "genialen" Kniff zu präsentieren oder alles als eingebildet zu entlarven. Auch wenn es erst einmal verwirrt, was wiederum die Probleme dahinter zeigt.
Vielleicht hast du ja jetzt neue Erkenntnisse darüber gewonnen.

Zitat:

Keine Punkte von mir, und von mir und von mir auch nicht.

Laughing Laughing Laughing

Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße


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holg
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Beitrag09.09.2022 11:39

von holg
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Find da Kay (Crazy Jane) in Doom Patrol (Staffel 1) ne sehr extreme, aber passende Vergleichsperson.

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Beitrag10.09.2022 11:30

von Minerva
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holg hat Folgendes geschrieben:
Find da Kay (Crazy Jane) in Doom Patrol (Staffel 1) ne sehr extreme, aber passende Vergleichsperson.


Danke für den Hinweis, holg. Den Inhalt nachgelesen (kannte die Serie nicht) ... ja, das passt.


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Beitrag10.09.2022 11:39

von Minerva
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Liebe Silke,

Dank für deine Punkte, auch wenn du nicht ganz durchgestiegen bist Very Happy

silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:
Lieber Text,

ich hab Dich jetzt dreimal gelesen und bin immer noch ein bisschen verwirrt. Meine Deutung: Es geht um eine dissoziative Persönlichkeit. Amelie ist eine davon, das lyrische Ich eine andere. Und der Rest ein Verschwimmen, sich Auflösen, an anderer Stelle wieder auftauchen ...


Ja, hier bist du aber auf dem richtigen Trichter, nämlich, dass die Ich-Erzählerin ein Teil davon ist bzw. die Kernpersönlichkeit.

silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:

Der Hinweis auf das Kubistische mit Picasso.

Ja, das ist auch ihre Frage. Würde sie überhaupt ein "normaler" Mensch sein, wenn man alle Persönlichkeitsanteile zu einem Gesamten zusammensetzt oder würde das im Vergleich eher so wirken?


silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:

Hm, darf ich einem Text, den ich nicht zu 100% raffe, Punkte geben? Shocked
Wie gut, dass es meine Punkte sind und ich damit machen kann, was ich will.


 Laughing

silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:

Lieblingsstelle: Mit meinen Stiefeln werde ich die obladendünne Eisschicht zerbrechen und die Splitter zählen, die wie winzige Schollen einer Puppenwelt davontreiben. Und ich kann sie alle sehen.


Vielen Dank!


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Beitrag10.09.2022 11:49

von Minerva
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Nachtvogel hat Folgendes geschrieben:
Ich habe erst beim zweiten Lesen verstanden, dass es hier um eine Person mit multipler Persönlichkeitsstörung geht. Und ich finde, du hast das erzählerisch genial gemacht. Die Persönlichkeiten sind gut voneinander abgegrenzt und kann ich mir gut vorstellen - die ordnungsliebende Mutter, die sensible Amelie, der kontrollierende Dietmar, die unberechenbare Bitch und natürlich die Erzählerin. Die Verzweiflung, die die Persönlichkeitsstörung über die Erzählerin bringt, wird sehr gut verdeutlicht. Auch der Kontrollverlust. Ob die mit "du" angesprochene Person jetzt wirklich echt war (ich glaube schon), bleibt etwas unklar; die Erinnerung "zerfließt" ja (so habe ich das zumindest gedeutet). Insgesamt ein toller Text, der zum Nachdenken anregt!

10 Punkte


Hallo Nachtvogel,

vielen Dank für die reichlichen Punkte und das Lob.

Als simple Aufteilung, kann man es so sehen:
- Namenlos (Pronomen/Rollen) = eigenständige Person (Er/Vater o. Bruder; Mutter; Ich, Du)

- "Namentlich" erwähnt = Persönlichkeit in der Ich-Erzählerin (Amelie, Dietmar, Bitch, kl. Sch.) "Bitch" ist halt in dem Fall der selbstgewählte Name.

"Du" ist allerdings hybrid, nicht eindeutig. Aber nicht als Persönlichkeitsanteil, sondern bei der Frage, ob oder wie real "Du" ist. Dazu dann noch meine Erklärung später.


Freut mich, dass es dir gefallen hat und nachhallte.

Liebe Grüße!


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