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Vollständige Gästeliste des Grand Hotels ›Palais Esplanade‹ vom 22. August 2022


 
 
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dürüm
Wolf im Negligé

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Beitrag05.09.2022 16:21

von dürüm
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dürüm hat Folgendes geschrieben:
Hallo Sleepless (wenn Du nicht Sleepless bist, dann bist Du sein Doppelgänger)

Ich verwette Onkel Günthers Keller und Hoppsi, dass Sleepless diesen Text geschrieben hat.

Ganz großes Kino, mit Abstand der beste Text im Wettbewerb.

Absurd. Komisch. Vielschichtig, Wissenschaftliche Fußnoten, Griechische Götter. North Face. Verschwundene Leichen.
Meine Güte, wo bekommst Du diese Ideen her.

Diese Sprachgewalt, diese Wortschöpfungen, so genial.

Danke für diesen Text!

Douze Points

In Ehrfurcht erstarrt! Darauf einen Aperol Spritz!

Kerem


Im Nachhinein, angesichts Deines umfangreichen Kommentars zu meiner bescheidenen Prosaskizze, und der Tatsache geschuldet, dass ich jetzt mehr Zeit habe, als während der Bewertungsfrist, möchte ich noch einige Bemerkungen nachtragen, die mir noch im Kopf herumschwirren.

Das Thema des Beitrages ist für mich klar der Klimawandel. Mehrere Textstellen weisen daraufhin (der verschwundene Sandstrand, die geschmolzenen Gletscher etc.).
Der Autor beschreibt die Gesellschaft als zu faul und zu träge, um etwas zu ändern (Dialog zum Schluss).

Der Name Lascivitis für die Liegestühle erinnert klar an den Begriff lasziv (durch gekünstelte Schläfrigkeit Sinnlichkeit verbreitend) aber auch an lascivire "ausgelassen, fröhlich, übermütig sein".
In Unkenntnis Deiner Lateinkenntnisse würde ich tippen, dass Du an die erste Bedeutung gedacht hast (auch weil es der Name für einen Liegestuhl ist.)
Und dann kommt der Koan von Hakui.
Und das geht natürlich ganz tief in den Zen Buddhismus und das Verständnis der Welt und des Lebens und des großen Ganzens.
Bäm.
In the face. Mitten in dem absurden Geschreibsel über kippende Liegestühle mit laszivem Namen. Zen Buddhismus. (Das bringt nur jemand, der wie Du souverän Endlossätze schreibt, die so dahin fließen, dass man nicht merkt, das der halbe Text vorbei ist, bevor man zum nächsten Punkt gelangt ist.)

Anyway.
Pollux und Kastor, sterblich und unsterblich, die nächste Anspielung auf Gegensätze, Olymp und Hades, Überleben oder sterben, Untergehen oder weiter bestehen. Wieder interpretiert als Metapher für die Erde und die Klima Katastrophe.
Dann der Friedhof mit dem Grab des unbekannten Bergsteigers (Michel Croz, der Bergführer der Erstbesteigung des Kastor (der sterbliche Zwilling) liegt hier nachdem er bei der Erstbesteigung des Matterhorns tödlich verunglückt ist). Aber von Paul wurde nur der Rucksack begraben. Marke The North Face: die nördliche, kälteste, unversöhnlichste Seite eines Berges, der Rucksack hat überlebt (Profiausrüstung vom Feinsten), während Paul abgestürzt ist.
Die Beschreibung der Mattervispa, tobend in ihrem Betonbett zeigt wieder die Wut des Autors über die ignorante Haltung der Menschheit über die Behandlung der Natur, den missglückten Versuch, die Natur zu zähmen, nur um sie dauerhaft zu zerstören.

Dann folgt die absurde Beschreibung einer völlig überflüssigen Autobahn, eine Kritik an dem zubetonieren unserer Landschaft, die Beschreibung von Beton (ein unglaublich Ressouren-fressender Baustoff) im Gegensatz zu den organischen Baustoffen Klinker und Holz, aus dem das Hotel ursprünglich gebaut worden war.
Beton wurde erst für die Uferbefestigung verbaut, die gegen das Ansteigen des Meeresspiegels schützen sollte (wieder verursacht durch das ignorante Verhalten der Menschheit).

Dann folgt mein Lieblingssatz (weil er mich an meine eigene Expressionisten-Geschichte in Dangast erinnert hat)

Zitat:
herrschte triumphierend über die sandgelben und Strandhafer-dunkelgrünen Dünen und das rückseitig gelegene Marschland, das sich weigerte, auf eine Farbe festgelegt zu werden.


Die Aussage von Denis:
Zitat:
Eher mit einem altem Mann in zu kurzer Badehose«, sagte er und trank einen großen Schluck von seinen Aperol Spritz, »dem der Sack aus dem Hosenbein rutscht.


klingt für mich so, dass Männer im Bezug auf Klimawandel noch uneinsichtiger sind als Frauen. Sie nehmen die Situation einfach nicht wahr.

Mein einziger Kritikpunkt kommt in der unnachahmlich göttlichen Möwen-Eis-Mayonnaise-Szene:
Es sind Flipflops. Flipflops sind flimsige, quasi minimierte Bade-Sandalen, also ist Flipflop-Sandale doppelt gemoppelt.
(Zu der Szene muss ich nichts weiter sagen, als dass ich sie perfekt finde).

Zum Schluss dann der Dialog über die Fahrtrichtung (in den Untergang) und ganz am Ende die leere Liste, weil das Hotel geschlossen wurde. Und damit ist der Untergang der Erde vollendet. Und die Liste der Überlebenden logischerweise leer.

Immer noch mein Lieblingstext. Jedes Wort sitzt. Und ich bin mir sicher, dass ich nicht einmal die Hälfte der Details entschlüsselt habe. Ach ja, Rita hat zum Schluss geglaubt den Koan gelöst zu haben.

Zitat:
Es schien eine tiefere Bedeutung in ihrer neuen Erkenntnis zu liegen; etwas Profundes, dachte Rita, etwas, das so vieles erklären würde, aber sie wusste weder, was das sein könnte, noch was das erklären würde.


Jetzt braucht sie nur noch einen Zen Meister. Und den könnten wir alle gebrauchen.

Danke und Gruß
Kerem


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d.frank
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D
Beitrag06.09.2022 16:31

von d.frank
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Ich wollt hier auch noch was sagen, weil ich in meinem Kommentar sehr knapp geblieben bin und ich kann leider nicht anders als meinen eigenen Text miteinzubeziehen, weil ich finde, das beide Texte ein ähnliches Thema bearbeiten und es von verschiedenen Seiten aus angehen.
Das Hotel und sein Inventar. In diesem einen Abschnitt über das, was aus ehemaligen Tagen noch übriggeblieben ist, erwacht der Text regelrecht zum Leben, wird bildhaft und fassbar (das hatte auch ein anderer Kommentator geschrieben), der Rest bleibt eher possenhaft und ja undurchdringlich und fängt das damit gut ein, dieses Kernstück menschlicher Irrtümer (tut mir leid, das klingt jetzt wirklich arrogant und ja, ich bin auch nur ein Mensch)
Das alte verwitternde Hotel bekommt dadurch so etwas wie eine Persönlichkeit, man wünscht sich fast in seine Gänge, in dieses Flair, das von besseren Zeiten erzählt. Man mag mit den Fingern über die alten Stoffe und Stücke streichen, selbst, wenn sie jetzt abgenutzt und mottenzerfressen sind, und den Verfall mit einer Mischung aus Wehmut und Genugtuung betrachten. Das wirkt umso schwerer, als dass es keine Gegenperspektive gibt: das Marschland wird seine Farbe nicht anpassen, alles Künstliche, mit dem man versucht, dem Menschen seinen Platz in der Welt zu sichern, ist vergänglich. Deshalb geht es für mich in diesem Text und in Anbetracht der genannten Grotesken auch um Lieblosigkeit.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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sleepless_lives
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Beitrag07.09.2022 00:39

von sleepless_lives
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Danke Kerem, für das Lob und den noch erweiterten Kommentar. Ungemein praktisch der letztere, denn nun kann ich mir eine Menge Erläuterungen sparen und nur einfach auf deinen Kommentar verweisen. Dann nehme ich noch fabians Interpretation der Aufgabenstellung von hier dazu:
fabian hat Folgendes geschrieben:
Das Thema waren Menschen, die in einer Blase leben, mit gefilterter Wahrnehmung; die einen Ort okupieren okkupieren, an den sie sich nicht anpassen wollen oder können; um die herum Dinge geschehen, die sie nicht beachten bzw. die sie nicht in ihrer Bedeutung verstehen (können).
Es geht nicht um einen Schuss, der nicht gehört wird, sondern um Verhältnisse, die nicht verstanden werden.

und treibe das nur ein bisschen weiter: Dass die Menschen in meiner Geschichte die Geschehnisse um sich herum schon beachten und vielleicht auch verstehen, aber nicht sich selbst darin. Nicht sich selbst in den neuen Verhältnissen. Als ob sie aus den Fenstern eines fahrenden Zuges schauen oder einen Film sehen, obwohl das doch ihr Leben und ihre Welt ist. Aber sie fühlen (!) sich wie oberflächliche Figuren in einer Geschichte, die jemand anders erzählt (okay, da haben sie recht, aber ihr wisst schon, was ich meine), reduziert auf ihre Erscheinung und mit wenig agency. Sie verstehen nicht, warum sie nicht handeln. Sie verstehen nicht einmal richtig, was sie fühlen (Daisy als Beispiel).

Von den anderen Elementen wie dem Hotel (danke, d.frank, für den zusätzlichen Kommentar), den Liegestühlen, leeren Gräbern, etc. später mehr. Jetzt muss ich unbedingt erst einmal mit den individuellen Kommentaren anfangen.



@Constantine
Oops, da wurde wohl überlesen, dass das Hotel am 21. August geschlossen wird, die beschriebenen Gäste am 20. August anwesend sind (Daisy erwähnt das) und die Liste vom 22. August ist und damit leer (siehe auch Kerems Kommentar). Damit wird leider dein ganzer Kommentar so gut wie irrelevant.
Constantine hat Folgendes geschrieben:
wohin wollte der Text, wenn ihm nicht einmal die Gäste des Hotels als wichtig erscheinen.

Wohin die Geschichte will, muss dann in der Tat rätselhaft bleiben und der letzte Satz einfach nur absurd wirken. Die Daten waren aber alles andere als versteckt. Da kann mir die andere innere Stimme nichts wollen (die, die immer sagt, alles zu kryptisch), den Schuh musst du dir schon selbst anziehen.

Versteckt war, dass die Geschichte aus 9999 Zeichen besteht und das zehntausendste fehlt. Sie ist nicht mal ein Leerzeichen, die Liste. Das konnte niemand bemerken, das war eher etwas für mich selbst. Genauso wie ich in meinen "Was wäre wenn"-Wettbewerbstext einen Link geschmuggelt habe, den niemand je finden würde. Links sind auch nicht erlaubt, denn man könnte ja so zusätzliche Zeichen in einen Text hereinbringen. Hier ging es nur um das Musikstück, das eh schon im Text zitiert wurde, aber das ist egal. Link ist Link. Doch keiner würde ihn je bemerken.

Trotzdem natürlich vielen Dank, Constantine, für deinen aufwendigen Kommentar.


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Beitrag07.09.2022 03:07

von V.K.B.
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Hier ging es nur um das Musikstück, das eh schon im Text zitiert wurde, aber das ist egal. Link ist Link. Doch keiner würde ihn je bemerken.
Says who? Hier isser doch:
Code:

[right]Oh[url=https://www.youtube.com/watch?v=zLCs-GrhF1g],[/url] we close our eyes, the perfect life is all we need.
[i]Moby[/i][/right]
Und das Komma im Text ist auch blau. So "versteckt" ist das nun wirklich nicht.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Links sind auch nicht erlaubt, denn man könnte ja so zusätzliche Zeichen in einen Text hereinbringen.
Echt jetzt? Da scheinen für manche Texte aber gleichere Regeln zu gelten, wie z.B. hier und hier (bei letzterem aber kein Problem, weil die Zeichenzahl niedrig genug ist, dass sie auch mit den als Schildern dargestellten Wörtern nicht annähernd 10K erreicht). Aber was ist mit dem ersten? Auch wenn die Links nicht (einfach so) klickbar sind, wird damit doch schon erheblich mehr Text in den Text geholt. Darf man das jetzt machen oder nicht? Offenbar schon, denn es hat ja niemand beanstandet.

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sleepless_lives
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Beitrag07.09.2022 10:47

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Hier ging es nur um das Musikstück, das eh schon im Text zitiert wurde, aber das ist egal. Link ist Link. Doch keiner würde ihn je bemerken.
Says who? Hier isser doch:
Code:

[right]Oh[url=https://www.youtube.com/watch?v=zLCs-GrhF1g],[/url] we close our eyes, the perfect life is all we need.
[i]Moby[/i][/right]
Und das Komma im Text ist auch blau. So "versteckt" ist das nun wirklich nicht.

Naja, jetzt habe ich es ja auch verraten. Hinterher ist man immer schlauer.


V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Links sind auch nicht erlaubt, denn man könnte ja so zusätzliche Zeichen in einen Text hereinbringen.
Echt jetzt? Da scheinen für manche Texte aber gleichere Regeln zu gelten, wie z.B. hier und hier (bei letzterem aber kein Problem, weil die Zeichenzahl niedrig genug ist, dass sie auch mit den als Schildern dargestellten Wörtern nicht annähernd 10K erreicht). Aber was ist mit dem ersten? Auch wenn die Links nicht (einfach so) klickbar sind, wird damit doch schon erheblich mehr Text in den Text geholt. Darf man das jetzt machen oder nicht? Offenbar schon, denn es hat ja niemand beanstandet.

Es geht in der Tat um (klickbare) Links, nicht URL-Adressen. Weil Referenzen zu anderen Texten kann und will natürlich niemand ausschließen. Jede Intertextualität wäre ja sonst ein Problem. Schon die Erwähnung von zum Beispiel Eichendorffs Gedicht "Mondnacht" wäre dann unzulässig, was natürlich Unsinn ist. Aber die direkte Weiterführung aus dem elektronischen Text in einen anderen (der dann ja auch von d. Autor:in selbst sein könnte), das geht nicht. Wir stellen uns einfach vor, der Text wird ausgedruckt eingereicht (als Brief an die Señora geschickt).


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Beitrag07.09.2022 13:03

von V.K.B.
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Naja, jetzt habe ich es ja auch verraten. Hinterher ist man immer schlauer.
Ich bin mir sicher, es wird mir damals auch schon aufgefallen sein, denn es steht ja ganz am Anfang, wenn man auf "Zitat" klickt und man kann das "youtube" da gar nicht übersehen. Ich klicke beim Lesen von Wettbewerbstexten tatsächlich zuerst immer auf "Zitat" und werfe einen Blick auf den Code und die Wort- und Seitenzahl. Einmal, um zu sehen, ob ich mit Spielereien wie unsichtbaren Wörtern zu rechnen habe, manchmal auch aus dem simplen Grund, zu sehen, welcher von den übrigen Texten der kürzeste ist, den ich jetzt noch eben schnell vorm ins Bett Gehen lesen will.
Deine 9999 sind mir damit auch nicht verborgen geblieben und klar dachte ich, das ist bei einem solchen Text bestimmt kein Zufall. Als fehlende (tatsächliche) Gästeliste hätte ich das jetzt allerdings nicht interpretiert, ich hatte eher an eine geschlossene Intervallauslegung von 10k gedacht (und damit an eine geschlossene Gesellschaft). Wohl aus dem Grund, dass mein eigener Text exakt 10000 Zeichen hat und ich selbst ein paar mal hin- und herüberlegte, ob ich ein bestimmtes Leerzeichen vor einem Bindestrich jetzt setze oder nicht, um genau 10k zu treffen oder ebenfalls einen darunter zu bleiben. Hab mich dann für "volle Ladung" entschieden, weil der Text auch die volle Ladung von Zeitgeistängsten ansprechen sollte. Du bist also nicht der einzige, der auf Zeichenzahlen achtet und damit rumspielt.

Zitat:
Es geht in der Tat um (klickbare) Links, nicht URL-Adressen.
Ah, das erklärt einiges, ich hatte mich damals schon gewundert, warum Jenni sich die Mühe gemacht hatte, die vermeintlichen Links mit Color-Tags umzusetzen, satt einfach die echten Links zu nehmen. "Klickbar" sind sie aber trotzdem. Dreifachklick zum Markieren, Strg+T und Mittelklick in Adresszeile + Enter. Macht keinen so großen Unterschied, finde ich. Dürüm hat beim Lyrikwettbewerb hier sogar offen klickbare Youtube-Links verwendet und das ging auch durch. Ist es also nicht eher doch eine Einzelfallentscheidung? Wenn jemand ein Zeichenlimit nicht einhalten will und deshalb am Ende ein "Fortsetzung folgt hier:" schreibt mit nicht klickbarer URL-Adresse zu einem gerade neu eingestellten Inkognito-Text im Forum, würde das nach dem, was du im Zitat oben gesagt hast, ja theoretisch tatsächlich erlaubt sein (auch wenn es die Rezensenten sicherlich als unfaire Vorteilnahme abstrafen würden).

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Constantine
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Beitrag07.09.2022 13:13

von Constantine
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Hallo sleepless_lives

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:

@Constantine
Oops, da wurde wohl überlesen, dass das Hotel am 21. August geschlossen wird, die beschriebenen Gäste am 20. August anwesend sind (Daisy erwähnt das) und die Liste vom 22. August ist und damit leer (siehe auch Kerems Kommentar). Damit wird leider dein ganzer Kommentar so gut wie irrelevant.
Constantine hat Folgendes geschrieben:
wohin wollte der Text, wenn ihm nicht einmal die Gäste des Hotels als wichtig erscheinen.

Wohin die Geschichte will, muss dann in der Tat rätselhaft bleiben und der letzte Satz einfach nur absurd wirken. Die Daten waren aber alles andere als versteckt. Da kann mir die andere innere Stimme nichts wollen (die, die immer sagt, alles zu kryptisch), den Schuh musst du dir schon selbst anziehen.

Da habe ich auch nach mehrmaligen Lesen den Wald die leere Liste vor unter Bäumen den Liegestühlen leider nicht gesehen. Sorry.

Ich zitiere aus meinem Wettbewerbsbeitrag einen Kommentar, was meine Betriebsblindheit gut trifft:
Zitat:
War einfach nicht wirklich meins.


Dein Text atmet nach den Erläuterungen gut auf und ich drücke dir die Daumen für den Aufbruchspreis.


LG Constantine
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sleepless_lives
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Beitrag08.09.2022 19:45

von sleepless_lives
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Constantine hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
War einfach nicht wirklich meins.


Ja, klar. Und sich tiefer auf einen Text einzulassen, der einem nicht zusagt, ist nicht so einfach, wenn es so viel Konkurrenz gibt, die auch eindringlichere Betrachtung verlangt.


Gut, machen wir gleich mal in die Richtung weiter:
 

@nicolailevin
nicolailevin hat Folgendes geschrieben:
Pseudodokumentarische Details zu Beginn, später Klamauk. Das Prinzip: Vom Hundertsten ins Tausendste.

Ich liebe das, wenn es gekonnt ist (Einschub hier: Albert Vigoleis Thelen! Lest sein Meisterwerk „Die Insel des Zweiten Gesichts“! Lest es! Es ist ein großartiges Buch! Einschub Ende),

Da habe ich natürlich sofort in den Anfang reingelesen, immer auf der Suche nach derartiger Literatur. Aber nein, packt mich überhaupt nicht und komisch finde ich es auch nicht. Ich würde dagegen die früheren Kurzgeschichten von Woody Allen setzen, fast egal, welcher Band. Ich hab das mal vor langer Zeit im Zug gelesen und musste aufhören, weil die Leute schon so geschaut haben. Dann hab ich mir gedacht, ich les noch den Abschnitt zu Ende und selbst das ging nicht, weil ich praktisch wirklich von Lachen auf dem Boden lag. Aber ich glaube nicht, dass das allen gefällt. Wär jetzt natürlich interessant, was du davon hälst.

nicolailevin hat Folgendes geschrieben:
Ja, vielleicht finde ich das lustig, wenn ich was geraucht habe oder bedüdelt bin, in meinem jetzigen, leidlich nüchternen Zustand erreicht es mich dagegen nicht.

Völlig humorlose null Punkte von mir.

Humor kann man nicht erzwingen in anderen Menschen. Das ist halt, so wie es ist. Allerdings war der Humor auch nur ein Aspekt des Textes und kein übermäßig zentraler. Die schöne Verpackung halt. Der Text ist in seinem Inneren und seinem Anliegen nicht komisch. Er geht nicht vom Hundersten ins Tausendste, sondern folgt einer anderen, höchst unvollständigen Liste. Das werde ich jetzt nicht weiter erklären, denn das wurde ja schon in anderen Kommentaren angesprochen.


@MoL
MoL hat Folgendes geschrieben:
Lieber Inko!

Die erste Hälfte des Textes gefällt mir sehr gut. Die zweite weniger. Geschmackssache wohl. Dieses "Beginn Liste" am Ende verstehe ich ehrlich gesagt nicht.

Insgesamt hast Du es damit in meine Punkte geschafft: 2 Punkte. Smile

Das mit Liste sollte ja inzwischen klar geworden sein, siehe Kerems Kommentar. Danke für die zwei Punkte.


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Constantine
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Beitrag08.09.2022 20:21

von Constantine
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[offtopic on]

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Ich würde dagegen die früheren Kurzgeschichten von Woody Allen setzen, fast egal, welcher Band. Ich hab das mal vor langer Zeit im Zug gelesen und musste aufhören, weil die Leute schon so geschaut haben. Dann hab ich mir gedacht, ich les noch den Abschnitt zu Ende und selbst das ging nicht, weil ich praktisch wirklich von Lachen auf dem Boden lag. Aber ich glaube nicht, dass das allen gefällt.


Ein Blick in eines meiner Bücherregale:

Ewig her. Danke fürs Erinnern. Kurzgeschichten von Woody Allen. Freu mich aufs Wiederentdecken.

[offtopic off]
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holg
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Beitrag08.09.2022 21:12

von holg
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Die hab ich auch alle damals bei 2001 gekauft und zum Teil mehrmals mit viel Gelächter und Gekicher gelesen.

In welcher Kiste die jetzt wohl stecken?

Merke: Es gibt nicht nur keinen Gott, sondern versuch mal am Wochenende einen Klempner zu finden.


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sleepless_lives
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Beitrag10.09.2022 01:10

von sleepless_lives
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@Constantine und holg
Ja, genau die meine ich und ich wüsste jetzt auch nicht, wo die bei mir sind.



Passend dazu:

@Globo85
Globo85 hat Folgendes geschrieben:
Woody Allen auf Papier


Globo85 hat Folgendes geschrieben:
[*]Anbahnende Veränderung: Die Schließung des Hotels? Wobei die sich ja eigentlich weniger anbahnt, also im Text.

Die sich anbahnende Änderung betriift nicht nur das Hotel, sondern eine Welt mit höheren Temperaturen und allen Konsequenzen, die daraus folgen. Was das Hotel anbelangt, so wäre es sein Einsturz aufgrund der fortschreitenden Unterspülung. Die Schließung ist nur ein Schritt darin.

Globo85 hat Folgendes geschrieben:
[*][i][...] den nichtbeachteten Schuss hab ich wohl selber nicht gehört.

Ja, nämlich den im Pfälzerwald, dem mutmaßlich Onkel Gabriel zum Opfer fällt.  

Globo85 hat Folgendes geschrieben:
dahinter, das ist entweder nicht da, oder so gut unter dem Wortwitz versteckt, dass ich es eben nicht mehr finden kann.

Vielleicht nicht so einfach zu finden. Aber es sollte eben nicht plakativ werden, denn das Thema Klimaveränderung ist ja sowieso überall und es wiederum sollte sich dem eigentlichen Thema des Textes (das menschliche Verhalten in dieser Situation - wie weiter oben beschrieben) nicht in den Weg stellen.

Danke für die Punkte.


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Beitrag11.09.2022 00:57

von sleepless_lives
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@V.K.B.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
so also müsste sich Monty Python anfühlen, wäre das ein E-Lteraturteam gewesen. Vielleicht noch ein Hauch Douglas Adams, wegen der Fußnoten.

Das ist natürlich ein sehr freundlicher Vergleich. smile


V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Der Erzähler muss von Beruf Erklärbär sein

Laughing

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Unklar bleibt, für was der Liegestuhlfabrikant jetzt der Herold (Harbinger?) sein soll. Die eklatanten Sicherheitsmängel des Hotels?

Siehe deine eigene Spekulation Deutung am Ende. Der Liegestuhl fällt, die Reihe von Liegestühlen fällt, das Hotel fällt und wer weiß vielleicht fällt unsere gegenwärtige Zivilisation auch.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
ungehörter Schuss: schwierig. Vielleicht, dass das Hotel so unsicher ist und da mal Leute vom Balkon fallen, ohne dass es jemanden groß zu stören scheint?

Ne, Pfälzerwald. Übrigens nicht ungehört, sondern nicht beachtet ("Im Wald ertönt ein Schuss. Er wird von niemandem beachtet."). Vom Balkon fällt niemand, nur vom Geländer der Terrasse und ins Wasser. Relativ harmlos.



V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Persönliches Gefallen: Ich klatsche Beifall, aber nur mit einer Hand.

Laughing

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Natürlich könnte man das ganze Hotel und seine Gäste als Metapher für unsere Welt sehen. Wir wissen, dass der Zug irgendwann entgleisen wird, aber sind zu bequem, etwas dagegen zu übernehmen. Und irgendwann wird auch unser Hotel Erde permanent geschlossen werden, jedenfalls für uns Zivilisationsgäste. Oder interpretiere ich da jetzt zuviel hinein?

Ganz im Gegenteil. Spot on. Wobei sich das Hotel natürlich nicht in der Funktion als Metapher erschöpft. Ich bin kein Fan von bloßen Allegorien.

Danke für die Punkte.


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nebenfluss
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Beitrag12.09.2022 23:07

von nebenfluss
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Hallo sleepless,

hier noch mein unverzeihlich verspäteter Kommentar, den ich noch in vager Vermutung (aber ohne Gewissheit) deiner Autorschaft verfasst habe:

Eine Gruppe Millenials der besonders renitenten Art sitzt auf einer Hotelterrasse in Rattanstühlen und beschlechtachtet ihre Mitmenschen, die auf eine als Liegestuhl getarnte Fehlkonstruktion rein- bzw. mit ihr umfallen. Überhaupt wird an Indizien des zivilisatorischen Niedergangs, von Flip-Flops bis zum ‚Death-Metal-Mädchen‘ einiges geboten. Als ginge es darum, der Trash- bzw. Popliteratur ein letztes würdiges Denkmal zu setzen, zeigt der Text zunächst der überkommenen, langweiligen Idee eines roten Plotfadens den Stinkefinger, hat auf seinen Abwegen durchaus Amüsantes zu erzählen, kehrt aber gerade noch rechtzeitig zum Ausgangspunkt zurück, augenzwinkert sich durch den Rest des zu Erzählenden (das mit dem Plot vergessen wir derweil), und schießt dann in der Slapstick-Einlage doch über das Ziel hinaus. Auch die Dekonstruktion der Erzählperspektive als nihilistisch, plan- und prinzipiell prinizipienlos darf nicht fehlen – Douglas Coupland lässt grüßen. Wenn jedoch ein Missgeschick so konstruiert ist, dass seiner Beschreibung die Puste ausgeht, hilft die abschließende, wenn auch die Distanzierung von solchen Peinlichkeiten perfekt pointierende Formulierung „man musste nur die Daten anschauen und wusste, der Fall war unvermeidbar“ nur noch bedingt. Dass es mit der Kultiviertheit der blassierten Truppe auch nicht weit her ist, erkennt man spätestens daran, dass Daisy aus „Hotel California“ zitiert und Denis stolz darauf ist, es zu erkennen. Der Stück kennt ja nun wirklich jeder, der sich irgendwann mal temporär für Rock- und Popgeschichte interessiert hat.
Das Hauptthema „Sommergäste“ ist offensichtlich und auf recht naheliegende Weise umgesetzt, hier gnädigerweise durch die (offenbar marode, aber doch noch hinreichend funktionale) Hotelarchitektur von der einheimischen Bevölkerung abgeschirmt (alles andere eine Vorstellung, die ihren Grusel selbst dann nicht vollständig verliert, wenn das Hotel dieses Namens in Hamburg gemeint sein sollte). Einen wirklichen Fokus auf Begegnungen/Abschiede suche ich vergeblich; ob die Clique nun gemeinsam dort ankommt oder sich erst in der Mitte der Erzählung komplettiert, spielt keine tragende Rolle. Dafür soll vermutlich das Geräusch der Liegestühle im übertragenen Sinne den Schuss aus dem Gorki-Zitat darstellen – aber wird er von niemandem beachtet? So wie Rita ihn analysiert, vielleicht doch noch etwas von der ihr so fremden japanischen Kultur zu verstehen. Die im Hintergrund sich einschleichende Veränderung führt zur Schließung des Hotels aus Sicherheitsgründen. Vermutlich haben Millenials von eben diesem Menschenschlag die Geschäftsführung übernommen und werden es eines Tages als Touristenknast wiedereröffnen. Wozu die titelgebende und dem Text gedanklich anzufügende Liste dienen könnte, ist mir verborgen geblieben.

******

Nachtrag im Spoiler:
... aber dass der Beitrag immerhin auf meinen fünften Platz gerutscht ist, darf als Hinweis interpretiert werden, dass dieses Verriss-Tonfall eher einer momentanen Laune als meinem tatsächlichen Urteil geschuldet ist Laughing


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anderswolf
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Beitrag13.09.2022 16:48

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Da ich ja jetzt nicht mehr Orga, sondern Privatwolf bin, kann ich ja auch noch was hierzu sagen.

Geht gleich im ersten Satz los: Buuumm. Das ist natürlich eine Anspielung auf den Schuss im Wald aus der Vorgabe, aber eben auch eine Vorausdeutung auf das, was kommen wird und kommen muss. Es liegt etwas wie Schießpulverrauch in der Luft seit dem ersten Buuumm, das Rita sagt, und mit der Vorstellung des Liegestuhls wird auch gleich klar, wem das gilt und warum sie das sagt. Aber es scheint auch klar zu sein, dass die Bedeutung der Liegestühle nicht das einzig unklare in einer Geschichte sein wird, die angeblich eine vollständige Gästeliste wiedergeben will und dann eigentlich erst mal nur Rita aufzählt.
Denn dann erfahren wir erst mal mehr über Paul Habinscher, den glücklosen Erfinder des pannenanfälligen Einhand-Liegestuhls "Lascivitis", sowie dessen Onkel, den wegbetonierten "Asphalt-Heiland", und schließlich über das Grand Hotel Esplanade selbst, vor allem aber über dessen gewisse Hinfälligkeit, unterstrudelt vom leise blubbernden Meer, das das Hotel wie eine Fregatte in die Wogen zu locken scheint (oder zumindest eifrig daran arbeitet, die Gesamtstabilität des Hauses zu untergraben, was vielleicht ein Bild für etwas Größeres sein dürfte; dazu später mehr in der eigentlichen Gästeliste).
In der Hintergrundgeschichte zur Erfindung des Einhand-Liegestuhls wird auch geschickt Hakuins Sekishu Zen-Kōan eingeflochten, also die Frage: Was für ein Ton entsteht beim Klatschen mit einer Hand?
Der zweite Teil der Geschichte bringt endlich mehr Gäste ins Spiel, forciert aber auch die Perspektive auf eine grundsätzliche Endlichkeit, schiebt auf geraden Schienen den Text dem Meer zu, damit auch der Untergrabung der strukturellen Integrität des Hauses und  - siehe Gästeliste - dem allgemeinen Entgleisen der Welt.
Dann also die zweite Hand, der dritte Teil der Geschichte, die Pointe des Kōan: es gibt nur eine Hand, das Klatschen muss man hören wollen. Denn der Text bricht hier ab, die Gästeliste ist im Beitrag nicht enthalten, was unter anderem am fast vollständigen Ausnutzen der 10000 Zeichen liegen kann, natürlich aber auch eine Botschaft trägt: Die Gäste des Grand Hotel sind wir alle, die wir diesen Text lesen.
Wir als Menschheit sitzen auf wackeligen Stühlen und haben offensichtlich den Schuss noch nicht gehört, dass bald (und zwar nicht erst 2050) die strukturelle Integrität unserer Gewissheiten auf immer irreparabel zerstört sein werden. Wir fahren sehenden Auges in die Katastrophe (so wie Simon und Vivian in dieser anderen Geschichte) und überlegen gerade, ob wie vielleicht mal die Bremse suchen sollten.
Gut, das erzählt der Text so nicht direkt, erst recht nicht mit diesen Worten, aber das lässt sich sehr leicht herauslesen. Oder eben auch nicht, und das ist das Schöne, denn im Grunde könnte das auch einfach ein Text über Labilitäten und Laszivitäten sein mit einer Pointe darüber, dass die Statistik nach dem Ende der Statik ohnehin unbedeutend ist.

Und dann noch eine unvollständige Liste der Assoziationen und Internet-Fundstücke, Tieftauchungen und an den Haaren herbeigezogenen Gedanken zum Text.

Dieser Text ist ein Konstrukt von vorne bis hinten. Allein schon diese komplette Gegenüberstellung von "Lass mich dir was über vollkommen bekloppte Liegestühle und ein marodes Hotel erzählen" und "Hier sind fünf Menschen, die ein hölzernes Gespräch über eine chiffrierte Katastrophe führen", bevor wir die angekündigte Liste einfach mal weglassen. Entschuldigung, ich schweife schon wieder ab, wie mir das dauernd passiert, wenn ich auch nur einen einzigen Faden aus diesem Text rauszuzupfen versuche. Dauernd falle ich in einen anderen (teilweise abstrusen und sicherlich nicht beabsichtigten) Gedanken.

Hier also die Liste in der Reihenfolge meiner "Erkenntnisse" (und nach dürüms Kommentar wollte ich gerade noch mehr hinzufügen, aber es ist schon mehr als genug).

- Rita ist eine Namensvariante von Greta.
- 9999 Zeichen. 1 vor 10000. 5 vor 12. (Eben fällt mir, siehe Luzifer später, noch ein, dass 666 das Zeichen des Teufels ist. Hat sicher nichts zu bedeuten.)
- "The North Face" hatte 2019 einen Schleichwerbeskandal: im Auftrag der Firma wurden Fotos auf Wikipedia mit solchen ersetzt, in denen das Logo prominent zu sehen war.
- Beton ist nicht nur besonders stabil (bis er es plötzlich nicht mehr ist), sondern auch als Baustoff ökologisch bedenklich: die Betonproduktion ist für etwa 6 bis 9 % aller menschengemachten CO2-Emissionen verantwortlich, was dem Drei- bis Vierfachen der Größenordnung des gesamten Luftverkehrs entspricht. Es werden weltweit erhebliche Mengen Wasser, Kies, Zement und Sand für die Herstellung von Beton verbraucht. Das globale Vorkommen an geeignetem Sand wird vor allem durch die Betonherstellung immer knapper.
- Die Gletscherschmelze inklusive unerwartetem Steinschlag weist auf den Klimawandel hin (wie der restliche Text ja auch).
- Lascivia bedeutet ausgelassene Fröhlichkeit bis hin zu überheblicher Zügellosigkeit.
- Über den Bergsteigerfriedhof bei tripadvisor: They came to Zermatt to reach higher levels on earth and tried to touch the sky. They climbed stairways to heaven and ended on the climbers grave yard. Interesting to visit.
- Bei mehreren flussbedingten Flutkatastrophen in den letzten Jahren wurden Friedhöfe fortgetragen (inklusive der dort Beigesetzten); dass Paul Habinscher schon zu seiner eigenen Beisetzung verschwunden war, deutet darauf hin, dass ihm das ohnehin blühen könnte. Erst recht aber, dass die Mattervispa in ihrem eng gemauerten (und betonierten!) Bett tobt.
- Das rituelle Beisetzen eines Rucksacks als einfaches Abschließen eines Falles: ist Habinscher vielleicht gar nicht tot, sondern nur geflohen? Könnte er noch für den Klappstuhl des Grauens zur Verantwortung gezogen werden oder ist da ohnehin keiner mehr dran interessiert? Lieber wird mal schnell alles unter den Teppich gekehrt.
- Der Wurstmarkt in Bad Dürkheim hieß bis 1832 Michaelismarkt, benannt nach dem kleinen Michelsberg, der schon im 12. Jahrhundert ein Wallfahrtsort für den Erzengel Michael war (siehe Gabriel).
- Der Erzengel Gabriel gilt als Erklärer von Visionen.
- Die Wurstfabrik in Gütersloh (wahrscheinlich die MARTEN Gruppe) war Teil eines Wurstkartells, deren Absprachen zwar kartellrechtlich bestraft wurden, MARTEN allerdings umging diese Bußgelder in Millionenhöhe durch Umstrukturierungen. Dieses Vorgehen ist symptomatisch für eine Gesellschaft und eine Politik, die unternehmerischen Profit über soziales Wohlergehen stellt (was ja z. B. auch in der Umweltpolitik sichtbar ist; siehe Mafia).
- Daisy (das personifizierte Gänseblümchen, mit dem Ich-lieb-dich-ich lieb-dich-nicht gespielt wird; auch wenn sie es eigentlich spielt mit all ihren Verliebungen), zitiert aus "Die Kunst des Krieges" ein Zitat, das auch in "Der Pate" benutzt wird. Vor einer halben Seite wurde über die Mafia gesprochen, die (vermutlich) Onkel Gabriel Betonschuhe verpasst hat (wie wir kurz nach der Verwurstungs-Vermutung von Paul Habinscher erfahren haben; siehe Kartell).
- Rita sieht einer Möwe nach, die im einen Moment aufwärts strebend scheint und dann plötzlich in die Tiefe stürzt, einem gefallenen Engel gleich. Luzifer, der ursprüngliche Gefallene Engel und später eine Teufelsfigur, wollte gottgleich sein und wurde darum von Gott aus dem Himmel verstoßen.
Auch der Mensch versucht sich in Gottgleichheit, in der Beherrschung der Welt durch Hybris und Technologie und erntet doch nur wie die Möwe unbeabsichtigtes und unbeherrschbares Chaos: doch statt einfach nur slapstickiger Flipflopsandalenmayonnaise und eine Habinscher-Kaskade bescheren wir uns durch unser Schnappen nach fremder Menschen Eiscreme den Weltuntergang.
- Und eben noch den tatsächlichen Slapstick-Satz verstanden, dass das Original des Slapsticks tatsächlich ein Slap-Stick war. Und darüber hinaus, dass natürlich auch eine Ohrfeige ein Klatschen mit einer Hand darstellen. Die plötzliche Doppelerkenntnis fühlt sich tatsächlich an wie eine Ohrfeige (oder zwei).
- Eine Erkenntnis zu haben übrigens und dann auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen zu können, das ist übrigens das Gefühl, das Rita und ich eben teilen.
- Während Rita, Denis und Daisy alle beschrieben wurden, bleiben Joe und Sebastian unbeschrieben. Warum?
- Davon abgesehen, dass sie plötzlich zu den ominösen Erklärfiguren werden: "Macht der Gewohnheit, kurzfristige Prioritäten." Warum sagen sie das? Worauf spielen sie an? Auf die plötzlich sehr unsubtile Klimakrise und wie die Menschen nicht mit ihr umgehen?
Symptomatisch jedenfalls, wie alle fünf eine komplett dumme Ausrede dafür haben, warum sie gerade nicht aus dem mit einiger Sicherheit entgleisenden Zug aussteigen können: "Der Aperol Spritz schmeckt zu gut", "Ich sitze gerade so gemütlich", "Ich kann hier im Moment nicht weg", "Ich bin gerade erst angekommen", "Ich habe nur anlysiert".
- Hotel California: Ein müder Reisender hält an einem abgelegenen Hotel und beschließt, dort zu übernachten. Er bekommt sein Zimmer zugewiesen und erkennt bald, dass die Hotelbewohner eine eingeschworene Gemeinschaft bilden. Obwohl sie gastfreundlich erscheinen, sind sie Gefangene ihrer Süchte, denen sie willenlos nachgehen. Wer das Hotel California einmal betreten hat, kann zwar jederzeit auschecken, es jedoch niemals wieder verlassen.
Chiffre für den amerikanischen Traum als Albtraum.
Andere Interpretationen versuchen das Hotel California als psychiatrische Einrichtung oder als ein Hotel, das zum Stützpunkt einer satanischen Sekte umgebaut wurde.
Ansonsten natürlich Drogensucht, sexuelle Ausschweifung etc. Lascivia halt.
- Das Sun-Tsu-Zitat übrigens ist nicht nur eine Anregung, seine Feinde nicht aus den Augen zu lassen, sondern sich auch grundsätzlich mit ihnen auseinanderzusetzen statt sie zu ignorieren. Denn die Feinde werden wahrscheinlich nicht einfach aufhören, Feinde zu sein, sondern einfach nur unberechenbarer werden. Außerdem ist gerade die Auseinandersetzung mit alternativen Perspektiven wichtiger. Durch Konfrontation und Ablehnung wird kein Konflikt gelöst.
- Rita ist eine Kurzversion von Margarete; das Gänseblümchen (siehe Daisy) wird auch kleine Margerite genannt.
Das griechische Wort margarites bedeutet Perle (keine Ahnung, ob das noch einen Zusatzgedanken birgt, wie beispielsweise: innerhalb einer Perle ist letztlich nur ein einziges Sandkorn verborgen. Ein Sandkorn Wahrheit vielleicht unter einer unfassbar dicken Schicht schimmernden Perlmutts? Wahrscheinlich nicht.)
- Denis ist die französische Kurzform von Dionysios, dem griechisch-römischen Gott des Weines, Tanzes und Gelages (siehe Lascivia). Außerdem gibt es im Neuen Testament einen Dionysius, der von Paulus zum Christentum konvertiert wurde (das ist nicht die richtige Bezeichnung). Es gab außerdem einen Papst Dionysius.
- Blau, klassische Marienfarbe.
- Das Hotel wurde am 21. geschlossen, die Liste ist vom 22. Es steht niemand auf der Liste. Nachdem die Erde aufgrund struktureller Sicherheitsmängel geschlossen wurde, steht niemand mehr auf der Liste.
- Die Anmerkungen zum Habinscher: Die erste: "Katastrophe". Als ob nicht klar wäre, dass die Menschheit auf eine Katastrophe zusteuert. "Hölle", die zweite, "Stuhlgang", die dritte damit auch dem letzten klar wird, dass die Menschheit sich in die Scheiße reitet.
- Meteorwasser ist Wasser durch Niederschlag. Rita versteht nicht, dass es so viel Meteorwasser geben kann. So wie manchen Menschen aufgrund der Fachbezeichnung für manche Dinge einfach der Zugang selbst zu einfachsten Zusammenhängen fehlt. Manchmal wirkt Fachvokabular wie eine Mauer.
- 9999 ist eine sogenannte Engelszahl. Wem die Zahl 9999 begegne, solle innehalten und die verborgene Botschaft des Universums suchen. Die Botschaft sei in den meisten Fällen, dass ein sehr wichtiges Kapitel im Leben aufgeschlagen werde, das das Leben für immer verändern werde.
- Ansonsten war 9999 auch die letztmögliche Zeilennummer in einigen älteren Programmiersprachen wie bspw. BASIC. Mitunter wurde die Zeile "9999 END" aus Gewohnheit vor dem restlichen Code geschrieben.

Ich bin von diesem Text dauernd überfordert, er kübelt so viele Ansatzpunkte für weitere Gedanken über mich aus, dass ich mir manchmal vorkomme wie wenn ich versuche, über die Komplexität unserer aktuellen Weltprobleme nachzudenken; und dann glaube ich, dass das vielen Menschen so geht mit der Komplexität der Welt (und der Frage nach dem richtigen Handytarif, eine Frage übrigens, die mich immer noch umtreibt, weil ich zu viel Geld für zu wenig Service bezahle); und dass wir wahrscheinlich nur deswegen immer noch stracks voran in den Weltuntergang fahren.

Mich würde, und das ist eigentlich die Motivation für diesen Beitrag, interessieren, ob einige meiner Assoziationen beabsichtigt waren oder ob ich einfach mal eine Internetpause machen sollte.
Und, falls alles oder einiges Absicht war: wie entsteht so ein Text?
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sleepless_lives
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Beitrag13.09.2022 19:19

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Wohow  Wow. Jetzt bin ich erst mal platt.

Das meiste trifft genau das, was ich mir vorgestellt habe, ein paar Sachen gehen tiefer, da, wo mein Denken flach blieb, und zwei der genannten Elemente sind tatsächlich anders gemeint gewesen. Aber später mehr dazu.


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