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Der Zyniker


 
 
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Eisern
Geschlecht:männlichSchneckenpost
E

Alter: 37
Beiträge: 7



E
Beitrag27.06.2022 20:35
Der Zyniker
von Eisern
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo. Ich möchte euch gerne einen Text vorstellen, dessen Idee ich vor wenigen Wochen hatte und der, zumindest so lange, reifen konnte.

Zwar glaube ich zu erkennen, dass da noch einiges verbessert werden kann, aber ich stoße da alleine mittlerweile an meine Grenzen.
Daher bin ich sehr gespannt auf Eure Rückmeldungen.

Viel spass, wünsche ich Euch damit.

Der Zyniker
Ich hab im Lotto gewonnen. Nicht ein paar Scheine mit 3 Richtigen, sondern den Jackpot.
Jetzt muss ich mir leider überlegen, was ich mit dem Geld machen soll. Und ich kann es auch niemandem erzählen, sonst habe ich ganz schnell viele falsche Freunde.
Hinzu kommt noch die Frage, was ich denn jetzt mit meiner Arbeit mache. Man ist wohl nicht mehr sonderlich motiviert dafür, wenn man Millionen auf dem Konto hat.
Zusammengefasst ist das eine Katastrophe.
Jetzt fragst du dich bestimmt, warum ich überhaupt Lotto spiele, wenn ich doch gar nicht gewinnen will. Naja, damit wollte ich immer wieder bestätigen, dass nie etwas Gutes passiert. Und das hat offensichtlich auch geklappt, obwohl ich gewonnen habe.
Die Meisten würden sich wohl über so eine monetäre Bereicherung freuen. Aber ich bin nun mal nicht wie die Meisten.
Ich bin besser. Man kann alles schlecht finden, wenn man sich nur genug anstrengt. Und ich strenge mich dabei immer besonders an.
Das ist für mich eben logisch, denn man kann schwerlich enttäuscht oder hinters Licht geführt werden, wenn man immer vom Schlimmsten ausgeht.
Und wer wird schon gerne ge- oder enttäuscht?
Ich meine, sieh sie dir an. Wie naiv sie durch die Welt stolpern.
Ja, freue dich nur über dein Zitroneneis. Das verstopft dir die Arterien.
Ja, freue dich nur über die Zeichnung deiner kleinen Tochter. Kunst ist das bestimmt nicht.
Und freue dich nur, dass deine Fußballmannschaft gewonnen hat. Das ist dem  unendlichen Kosmos sowas von egal.
Ich hasse sie!
Wobei, nein, wenn ich ganz ehrlich bin, stimmt das nicht. Ich hasse nicht sie, bin ja kein Unmensch.
Ich hasse ihre Unbeschwertheit und ihre infantile Ignoranz.
Und ich hasse, dass sie mir nie zuhören, obwohl ich doch einfach nur die Wahrheit sage.
Irgendwie schaffe ich es nicht, die Wahrheit an den Mann zu bringen. Das sollte doch eigentlich nicht so schwer sein.
Glauben die vielleicht an irgendwas, das ich nicht erfasst habe? Absurd, ich weiß, aber könnte ja sein.
Ich kann und will an nichts glauben. Was sollte man da auch wählen?
Religion? – Zu altmodisch.
Esoterik? – Nein, danke.
Den Staat oder die Nation? – Auf keinen Fall.
Die Menschheit? – Dann wäre ich wohl ein schlechter Zyniker.
Die Wissenschaft? – Generell hilfreich, aber nicht hierbei.
Wenn ich es mir jetzt genau anschaue, scheinen die in ihrem umnachteten Dasein förmlich aufzugehen.
Ich bleibe lieber realistisch.
Aber es scheint angenehm anregend.
Wenn ich schon dabei bin ehrlich zu sein, würde ich das auch gern mal ausprobieren. Aber wie mach ich das? Könnte mir mein kürzlich zugefallener Reichtum vielleicht helfen?
Eher nicht. Wir erinnern uns: Falsche Freunde.

Ich weiß, dass ich recht habe. Und ich weiß, dass meine Ansichten überlegen, weil besonnener, sind.
Das scheint nur nie jemanden zu kümmern.
Aber wer immer die schlimmsten Möglichkeiten vor Augen hat, ist wehrhafter, näher an der Wahrheit und kommt besser durchs Leben, richtig?

Nur scheinen die Anderen auch ganz gut klar zu kommen, trotz ihrer Ignoranz gegenüber der Wahrheit. Oder vielleicht gerade deswegen?

Gibt es da vielleicht noch mehr als die Wahrheit?
Aber, wenn das so ist, dann würde das ja bedeuten, dass die Wahrheit eigentlich gar nicht die Wahrheit ist, richtig. Oder, dass es mehr als eine davon gibt. Oder es könnten mehrere Dinge gleichzeitig wahr sein.
Gruselige Vorstellung...

Jetzt habe ich mich versehentlich doch recht weit von der Wahrheit entfernt.
Oder ist es vielleicht letztlich nur meine Wahrheit?
Darf ich bitte endlich unrecht haben?

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Araragi
Geschlecht:männlichDrama-Capra

Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag29.06.2022 01:03

von Araragi
Antworten mit Zitat

Hallo Eisern,

mir gefällt deine Geschichte tatsächlich sehr gut. Man kann richtig mitfühlen wie wirr die Gedanken dieses einsamen Mannes manchmal sein können. Ich habe nicht viele Dinge zu bemängeln. Erst ganz zum Schluss kam ein Abschnitt, den man noch ein wenig feinpolieren könnte.


Eisern hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß, dass ich recht habe. Und ich weiß, dass meine Ansichten überlegen, weil besonnener, besonnener, überlegener, sind.
Das scheint nur nie jemanden zu kümmern.
Aber es ist doch so, wer immer die schlimmsten Möglichkeiten vor Augen hat, ist wehrhafter, näher an der Wahrheit und kommt besser durchs Leben, richtig?

...

Gibt es da vielleicht noch mehr als die Wahrheit?
Aber, Wiederholung Wenn das so ist, dann würde das ja bedeuten, dass die Wahrheit eigentlich gar nicht die Wahrheit ist, richtig. ? Oder, dass es mehr als eine davon gibt. Oder es könnten mehrere Dinge gleichzeitig wahr sein.
Gruselige Vorstellung...



Aus dem "überlegen" wurde "überlegener" und der Teil mit "weil besonnener" liest sich ein wenig seltsam. Ich verstehe, dass du diesen Einschub besonders kurz halten wolltest, aber besser klänge es wenn du es ganz ausschreiben würdest oder das "weil" einfach wegstreichst.

Bisher hat der Prota noch keine einzige Frage gestellt. Deshalb komm das "Aber" ein wenig überraschend. Es ist als Frage formuliert, hört sich aber aufgrund der Länge des Satzes und seines Inhaltes erstmal so an als würde er seine eigenen Aussagen damit bekräftigen wollen. Erst wenn man am Ende das "richtig?" liest, versteht man, dass das Aber sich auf eine Frage bezogen hat.


Jetzt frage ich mich am Ende nur noch, können ihm die 1.000.000 € dabei helfen seine Wahrheit aufzugeben?


_________________
It's a cold world, but here, in Rosella's house, it is hell.
Cimona - Copenhagen Cowboy
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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag29.06.2022 12:57

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Hallo, Eisern,

ich finde, da ist noch Luft nach oben. Mir ist der Zyniker zu plakativ, zu wenig differenziert skizziert.
Ich fände den Text gelungener, wäre er etwas hintergündiger.

Aber das ist nur meine Meinung, von der du dich hoffentlich nicht beirren lässt. Rolling Eyes


_________________
Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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Eisern
Geschlecht:männlichSchneckenpost
E

Alter: 37
Beiträge: 7



E
Beitrag01.07.2022 17:59

von Eisern
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Araragi hat Folgendes geschrieben:
Hallo Eisern,

mir gefällt deine Geschichte tatsächlich sehr gut. Man kann richtig mitfühlen wie wirr die Gedanken dieses einsamen Mannes manchmal sein können. Ich habe nicht viele Dinge zu bemängeln. Erst ganz zum Schluss kam ein Abschnitt, den man noch ein wenig feinpolieren könnte.


Eisern hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß, dass ich recht habe. Und ich weiß, dass meine Ansichten überlegen, weil besonnener, besonnener, überlegener, sind.
Das scheint nur nie jemanden zu kümmern.
Aber es ist doch so, wer immer die schlimmsten Möglichkeiten vor Augen hat, ist wehrhafter, näher an der Wahrheit und kommt besser durchs Leben, richtig?

...

Gibt es da vielleicht noch mehr als die Wahrheit?
Aber, Wiederholung Wenn das so ist, dann würde das ja bedeuten, dass die Wahrheit eigentlich gar nicht die Wahrheit ist, richtig. ? Oder, dass es mehr als eine davon gibt. Oder es könnten mehrere Dinge gleichzeitig wahr sein.
Gruselige Vorstellung...



Aus dem "überlegen" wurde "überlegener" und der Teil mit "weil besonnener" liest sich ein wenig seltsam. Ich verstehe, dass du diesen Einschub besonders kurz halten wolltest, aber besser klänge es wenn du es ganz ausschreiben würdest oder das "weil" einfach wegstreichst.

Bisher hat der Prota noch keine einzige Frage gestellt. Deshalb komm das "Aber" ein wenig überraschend. Es ist als Frage formuliert, hört sich aber aufgrund der Länge des Satzes und seines Inhaltes erstmal so an als würde er seine eigenen Aussagen damit bekräftigen wollen. Erst wenn man am Ende das "richtig?" liest, versteht man, dass das Aber sich auf eine Frage bezogen hat.


Jetzt frage ich mich am Ende nur noch, können ihm die 1.000.000 € dabei helfen seine Wahrheit aufzugeben?


Hallo Araragi,
sorry für die späte Rückmeldung, aber bei mir geht es derzeit "ekelhaft Rund".
Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Deine Verbesserungsvorschläge halte ich für absolut legitim und werde diese gerne, zumindest größtenteils, demnächst umsetzten.

Was deine Abschließende Frage nach seiner Wahrheit angeht...
Persönlicher Reichtum ist ja erstmal nichts schlechtes.
Nur, kann man sich neue Ansichten oder neue persönliche Bewertungen kaufen?
Ich wäre da skeptisch.
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Eisern
Geschlecht:männlichSchneckenpost
E

Alter: 37
Beiträge: 7



E
Beitrag01.07.2022 18:04

von Eisern
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ribanna hat Folgendes geschrieben:
Hallo, Eisern,

ich finde, da ist noch Luft nach oben. Mir ist der Zyniker zu plakativ, zu wenig differenziert skizziert.
Ich fände den Text gelungener, wäre er etwas hintergündiger.

Aber das ist nur meine Meinung, von der du dich hoffentlich nicht beirren lässt. Rolling Eyes


Hallo Ribanna,
danke für dein Rückmeldung.

Ja, ich bin auch der Meinung, dass der Geschichte das "gewisse Etwas" fehlt.
Aber ich habe es leider nicht hinbekommen.
Vielleicht lerne ich das ja noch.
Und, falls nicht, hoffe ich, dass ich zumindest ein paar Leute unterhalten kann. smile
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Konrad_I
Wortedrechsler


Beiträge: 55
Wohnort: Kanton Schwyz


Beitrag03.07.2022 00:23

von Konrad_I
Antworten mit Zitat

Eisern hat Folgendes geschrieben:

Nur, kann man sich neue Ansichten oder neue persönliche Bewertungen kaufen?
Ich wäre da skeptisch.


Man kann Zeit in einer anderen Gesellschaft verbringen, die man sich aber nicht "erkauft". Natürlich würde sich der Erzähler, wenn er im Plattenbau mit Geld um sich wirft, "Freunde" erkaufen.

Nutzt er das Geld um an exklusiveren Veranstaltungen teilzunehmen, wird er die dortige Klientel weder beeindrucken noch "kaufen", kommt aber unter Umständen ins Gespräch und auf andere Perspektiven.

Oder er reist einfach in andere Länder. Oder geht zum Psychologen? Oder stellt einen Philosophen an, der mit ihm diskutiert Laughing


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Eisern
Geschlecht:männlichSchneckenpost
E

Alter: 37
Beiträge: 7



E
Beitrag14.07.2022 19:57

von Eisern
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Konrad_I hat Folgendes geschrieben:
Eisern hat Folgendes geschrieben:

Nur, kann man sich neue Ansichten oder neue persönliche Bewertungen kaufen?
Ich wäre da skeptisch.


Man kann Zeit in einer anderen Gesellschaft verbringen, die man sich aber nicht "erkauft". Natürlich würde sich der Erzähler, wenn er im Plattenbau mit Geld um sich wirft, "Freunde" erkaufen.

Nutzt er das Geld um an exklusiveren Veranstaltungen teilzunehmen, wird er die dortige Klientel weder beeindrucken noch "kaufen", kommt aber unter Umständen ins Gespräch und auf andere Perspektiven.

Oder er reist einfach in andere Länder. Oder geht zum Psychologen? Oder stellt einen Philosophen an, der mit ihm diskutiert Laughing


Hallo Konrad_l,

sehr interessanter Einwand. Meiner Meinung nach gilt natürlich: Je mehr Ressourcen man hat, desto mehr Möglichkeiten hat man. Das war schon immer so und Geld ist heutzutage wohl eine der wichtigsten Ressourcen.
Von daher, ja, es könnte helfen.
Aber vieles von dem, was du beschrieben hast, kann man grundsätzlich auch ohne viel Geld machen.
So oder so. Es bliebe dennoch das Problem, übrig dass er  "einsehen" müsste, dass er "unrecht" hat, um sein Problem zu lösen. Die neuen Ansichten auch akzeptieren können. Lange gelerntes neu bewerten wollen.

Und ob man sich genau das kaufen kann? Ich glaube nicht. wink
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Muzzlehatch
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 98



Beitrag15.07.2022 10:59

von Muzzlehatch
Antworten mit Zitat

Hi Eisern,

ich habe eigentlich nicht viel zu kritisieren. Allerdings steckt meiner Meinung nach noch Potential drin. Vielleicht könntest du subtile Andeutungen einbauen,  die den Zynismus des / der Protagonist/in auf persönlicher Ebene erklären, ohne zu plakativ zu werden. Zum Beispiel könnte die Ablehnung kindlicher Kunst daher kommen, dass er/sie eine solche Ablehnung in seiner/ihrer eigenen Kindheit erfahren hat. Vielleicht hatte er/sie auch bereits falsche Freunde. Oder Schicksalsschläge, die ihn/sie trotz damaligen Optimismus ereilt haben. Ich würde das nicht in Form expliziter Erzählung offenbaren. Aber vielleicht kann man die diversen Beispiele, anhand deren der / die Protagonistin zynische Sichtweisen rechtfertigt, so formulieren, dass ein stärkerer persönlicher Kontext zu erahnen ist.

Beste Grüße

Marc
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Eisern
Geschlecht:männlichSchneckenpost
E

Alter: 37
Beiträge: 7



E
Beitrag15.07.2022 17:30

von Eisern
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Muzzlehatch hat Folgendes geschrieben:
Hi Eisern,

ich habe eigentlich nicht viel zu kritisieren. Allerdings steckt meiner Meinung nach noch Potential drin. Vielleicht könntest du subtile Andeutungen einbauen,  die den Zynismus des / der Protagonist/in auf persönlicher Ebene erklären, ohne zu plakativ zu werden. Zum Beispiel könnte die Ablehnung kindlicher Kunst daher kommen, dass er/sie eine solche Ablehnung in seiner/ihrer eigenen Kindheit erfahren hat. Vielleicht hatte er/sie auch bereits falsche Freunde. Oder Schicksalsschläge, die ihn/sie trotz damaligen Optimismus ereilt haben. Ich würde das nicht in Form expliziter Erzählung offenbaren. Aber vielleicht kann man die diversen Beispiele, anhand deren der / die Protagonistin zynische Sichtweisen rechtfertigt, so formulieren, dass ein stärkerer persönlicher Kontext zu erahnen ist.

Beste Grüße

Marc


Hallo Marc,

danke für die Rückmeldung. Ja, ich war auch der Meinung, dass da noch was fehlt, wenn ich ganz ehrlich bin.
Deine Verbesserungsvorschläge sind willkommen und bestimmt auch konkret umsetzbar.
Sobald ich dazu komme den Text nochmal zu überarbeiten, zusammen mit den anderen, hilfreichen Verbesserungsvorschlägen, werde ich ihn gerne hier noch mal posten. smile
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KarinS
Schneckenpost
K


Beiträge: 9



K
Beitrag18.07.2022 09:07

von KarinS
Antworten mit Zitat

Hallo Eisern smile

Ich finde, dass du hier einen sehr interessanten - und durchaus realistischen - Charakter beschreibst. Man kann schon mal sehr zynisch werden, wenn man sich ansieht, was in der Welt den lieben langen Tag so geschieht. Mein Hirn hat daraus sofort eine Kurzgeschichte gebastelt. Ich denke, wenn du die Überlegungen/Gedanken deines Protas in eine Handlung einbaust, kannst du diese auch weniger plakativ rüberbringen.

Zum Beispiel könnte dein Prota eine alltägliche Begebenheit durchleben, während der du seine zynischen Gedanken beschreibst. Dann passiert das Unerwartete - er gewinnt im Lotto. Ich fände es interessant zu lesen, was dieser Mensch schließlich mit dem vielen Geld macht. Ob er möglicherweise Dinge erlebt, die seine Einstellungen ins Wanken bringen.

Mich erinnert das Thema generell an Gaito Gasdanows "Glück". Da ist die Message in etwa: Man muss sich für das Glücklich-sein aktiv entscheiden. Vielleicht passiert deinem Prota ja etwas, das ihm diese Erkenntnis schenkt?

Nur meine Gedanken dazu... wink

Liebe Grüße
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MPBerlin
Geschlecht:männlichErklärbär
M

Alter: 60
Beiträge: 2
Wohnort: Berlin


M
Beitrag13.09.2022 11:08

von MPBerlin
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Hallo Eisern,

Dein Text gefällt mir sehr gut. Da steckt viel drin.
Es geht um die Lebenseinstellung des Protagonisten. Und um seine Haltung gegenüber den „Meisten…, [die] naiv durch die Welt stolpern“ und seinen Zynismus nicht teilen.

Mir gefallen die vielen verschieden Themen oder Inhalte, an die der Prota denkt. Von Religion über Menschheit bis zum Fußball tauchen alle möglichen Themen auf.
Schade finde ich, dass das alles sozusagen fertige Erkenntnisse sind; mich als Leser interessiert der Prozess, wie der Prota da hinkommt.

Ich, als Leser und „Nicht-Zyniker“, wünsche mir einen Punkt am Beginn der Geschichte, an dem ich quasi einhaken kann.
Konkret könnte das heißen, dass es gleich nach dem „…Jackpot“ einen Satz gibt, der mir hilft, mich mit der Situation zu identifizieren, z.B. so was wie „Das war doch ein Grund zur Freude, oder?“.

Vielleicht müsste die Frage, die der Prota sich erst fast am Ende des Textes stellt, nämlich, dass er vielleicht auch „gern mal ausprobieren“ möchte, wie es ist wie „die Meisten“ zu leben, schon früher kommen?

Konkret aufgefallen ist mir, eine Stelle am Anfang. Der Wechsel von „ich“, wenn der Prota sich fragt, was er mit seiner Arbeit macht, zum „man“, wenns um Motivation und Millionen geht kommt mir irgendwie „wackelig“ vor.
Und es passt auch nicht ganz zu dem Mann, der einige Zeilen später sich so klar zeigt („Ich bin besser.“!) und nicht wie einer, der sich fragt, was „man“ tut.

Einmal sprichst du den Leser direkt an. Das gefällt mir. Das bleibt aber einmalig…. Vielleicht ließe sich das ausbauen? In dem Sinne, dass der Prota einen Dialog mit dem Leser führt. Er kennt ja die Einstellung „der Meisten“ und kann sagen: „Du denkst jetzt sicher…“. Dann kann er seine Erkenntnisse als Zyniker entgegensetzen. (Nur ein Vorschlag, keine Ahnung, ob er verständlich formuliert ist. 😉)

Vielleicht wäre es wichtig, sich die Situation, in der dieser Zyniker ist, konkreter vorzustellen. Und ich meine zuerst die äußere Situation.
Hat er eben erst die Nachricht erhalten, oder vor drei Tagen und reflektiert jetzt?
Dann auch seine innere Situation. Kommt das Geld gelegen? Oder kann er drauf verzichten und sich seinen Zynismus sozusagen leisten?
Und – das ist schon gesagt worden – wie ist es gekommen, dass er so ein Zyniker geworden ist? Oder war er schon immer so?

Ich hoffe, dass meine Überlegungen verständlich und hilfreich sind. 😊

Ich finde, Du solltest an dieser Geschichte dranbleiben. Es ist ein sehr spannendes Thema, das eigentlich immer aktuell ist.

Lieben Gruß

Matze
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