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Arbeitsalltag von Berufsautoren

 
 
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Seitenrascheln
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Beiträge: 29
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Beitrag14.02.2016 10:21
Arbeitsalltag von Berufsautoren
von Seitenrascheln
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Hier tummeln sich ja einige hoffnungsvolle Nachwuchsschriftsteller, die mit dem Gedanken spielen, irgendwann einmal ihr Hobby zum Beruf zu machen. Vielleicht hilft denen bei der Planung oder Entscheidung, wenn die Schreibprofis aus dem Forum einmal schildern, wie denn der Alltag als hauptberuflicher Autor aussieht.

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Seitenrascheln
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Beiträge: 29
Wohnort: bei Heidelberg


Beitrag14.02.2016 10:40

von Seitenrascheln
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Ich mache gleich mal den Anfang.

Die Aufteilung der Woche:
Ich versuche, möglichst einen normalen Arbeitsrhythmus zu erreichen. Also von montags bis freitags arbeiten und an den Wochenenden Pause.
Natürlich klappt das nicht wirklich. Erstens arbeitet der Hinterkopf immer insgeheim weiter und bringt zu den unpassendsten Momenten Ideen hervor. Für solche Fälle habe ich ein altmodisches Notizbuch dabei, damit nichts verloren geht.
Zweitens gibt es Arbeitstage, an denen ich einen wichtigen Termin habe oder an denen das Wetter einfach zu schön ist. Da nutze ich dann die Freiheit, die Arbeit von einem Wochentag auf einen Tag am Wochenende zu verschieben.
Und drittens sind da die Wochen kurz vor Abgabefrist für das Manuskript. Da können durchaus einige Wochenende am Stück in Arbeit versinken.

Die Aufteilung eines Tages:
Im Idealfall lese ich während des Frühstücks auf Websites die für mich wichtigen Neuigkeiten. Da ich neben Belletristik auch Sach- und Lehrbücher zu naturwissenschaftlichen Themen schreibe, muss ich wissen, was in Forschung und Technik so alles passiert. Diese Recherche dauert etwa ein bis zwei Stunden.
Den Vormittag über schreibe ich an meinem jeweiligen Projekt. Wenn es gut läuft, flutscht es bis zum Mittag durch. An miesen Tagen bleibe ich ein oder zwei Stunden hartnäckig und versuche, wenigstens eine Rohform zu entwickeln. An ganz miesen Tagen lasse ich es irgendwann sein und erledige die anfallenden anderen Arbeiten aus dem dritten Block.
Das Mittagessen muss ich mir selber kochen. Diesen Nachteil vergessen Leute, die in einem großen Unternehmen angestellt sind und mittags in die Kantine gehen, gerne. Wenn man nicht nur aus Dosen leben will, geht für das Kochen locker eine halbe Stunde drauf. Mittagspause ist also eigentlich keine echte Pause.
Die richtige Pause gönne ich mir nach dem Essen. Bei mir hilft es enorm, mich eine Stunde hinzulegen. Danach bin ich ausgeruhter und kann besser schreiben, und mein Hinterkopf hat inzwischen einige Probleme gelöst, an denen ich mir sonst den Kopf zerbrechen würde. Ja, es ist wirklich so: Als Autor arbeitet man auch im Schlaf!
Am Nachmittag wird wieder getippt. Es gilt das gleiche wie für den Vormittag.
Schluss mache ich, wenn meine Frau von der Arbeit kommt. Dann wird gespeichert mit drei Sicherheitskopien auf drei verschiedenen Geräten. Jeder Datenverlust bedeutet Verlust von Arbeitstagen und damit Verlust von Einkommen.

Was sonst noch anfällt:
Ärger mit dem Computer, Abstimmung mit den Verlagen, Ärger mit dem Computer, Entwickeln der nächsten Idee, Ärger mit dem Computer, intensivere Recherche, Ärger mit dem Computer, Lesungen planen, Ärger mit dem Computer, Lesungen und Vorträge halten …
Hatte ich schon Ärger mit dem Computer erwähnt?
Das alles wird zwischendurch erledigt oder an Tagen, an denen dann eben nicht geschrieben wird.

Und abends legt man sich ins Bett, und schläft entweder mit einem zufriedenen Lächeln oder einer mürrischen Miene ein. Aber das ist wohl in jedem Beruf so.


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Nayeli Irkalla
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Beitrag14.02.2016 13:06

von Nayeli Irkalla
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Ich bin seit eineinhalb Jahren "Berufsautorin", soll heißen, ich lebe von meinen Rücklagen und der Starthilfe meines Verlobten, dem ich vor einigen Jahren auch zwei Jahre lang eine Weiterbildung finanziell ermöglicht habe. Die zwei Jahre laufen im Sommer aus. Vor kurzem habe ich einen Vertrag bei einer Agentur unterschrieben, die ich gründlich geprüft habe und von deren Unterstützung ich mir nach diversen Titeln in kleineren Verlagen einen Schubs nach oben erhoffe.

Davon leben kann ich allerdings noch nicht. Da ich jetzt aber den Schritt in meine Traumagentur geschafft habe, hoffe ich, dass ich bei Fortsetzung meiner bisherigen Schreibquote früher oder später diese Hürde doch noch überwinde. Notfalls suche ich mir einen Job als Verkäuferin zur Überbrückung, aber ich spekuliere darauf, in halbwegs absehbarer Zeit ein fünfstelliges Jahreseinkommen zu schaffen.

Was bedeutet es, hauptberuflich zu schreiben?

Es bedeutet, dass Schreiben nicht länger das Hobby ist, bei dem man sich selbst verwirklicht und seine Träume zu Papier bringt, sondern dass es Arbeit wird. Es bedeutet, dass man unter Zeitdruck schreibt, abends Bücher von ähnlich platzierten Autoren liest und herauszuarbeiten versucht, was bei ihnen gut ist. Das Gejammer "der und der schreibt doch voll schlecht, wie hat der es auf die Bestsellerliste geschafft" bleibt den Hobbyautoren vorbehalten - wenn man Geld damit verdienen will, muss man stattdessen analysieren, was andere gut machen. Vielleicht ist das was ganz anderes als das, was man selbst gern an Büchern mag? Openmindedness ist wichtig. Wenn ein Buch einschlägt, hat der Kollege irgendwas richtig gemacht.

Es bedeutet für mich, dass man sich wie in fast jedem Beruf weiterbilden muss, am Wochenende Seminare bei Profis besucht, auf Tagungen fährt, sich mit Kollegen, Lektoren und anderen Schreibleuten vernetzt. Es bedeutet, dass man ehrgeizig denken muss: Wer nach den Sternen greift, erklimmt höhere Berge als die, die mit den Hügeln in der Nachbarschaft zufrieden sind.

Es bedeutet, dass ich immer wieder Zeit brauche, um einfach draußen zu sitzen oder Menschen zuzuhören, was sie beschäftigt - und damit meine ich nicht die Art zuhören, bei der man eigene Meinungen und Einstellung bestätigt haben will, sondern die Art Zuhören, wie Momo es in dem gleichnamigen Roman von Michael Ende tut. Zuhören, um herauszufinden, was jemanden wirklich ausmacht, mit allem, was an dem anderen liebenswert und verabscheuenswert ist, ohne zu werten. Einfach akzeptieren, was da ist, die komplexe, runde, unendlich diffizile Persönlichkeit mit all ihren Ecken und Kanten, verborgenen Schwächen und noch versteckteren Stärken. Um das zu schaffen, muss ich gleichzeitig unglaublich ausgeglichen werden, was mir schwerfällt. Jeden Tag eine halbe Stunde Meditieren hilft. Jeden Abend eineinhalb Stunden Kochen auch.

Wie wählt man aus, was man schreibt?

Viele Schreibfreunde aus dem Hobbysegment schreiben, was sie gern lesen. Oft ist das Fantasy. Andere schreiben viele Jahre an einer Geschichte über einen Menschen, der recht große Ähnlichkeit zu ihnen selbst hat, aber aufregendere Sachen erlebt oder Kämpfe gewinnt, die man selbst verloren hat. Diese Art von Büchern haben alle gemeinsam, dass die Belohnung für den Autor bereits darin liegt, sie geschrieben zu haben. Freunde, die die Geschichte lesen, erfahren damit mehr über den Freund, der sie geschrieben habt.

Wenn man hauptberuflich schreibt, hat man diesen Luxus nicht mehr. Man muss sich an dem orientieren, was auf dem Markt verlangt wird. Anders als in der Schule gibt es hier kein klar erkennbares richtig oder falsch. Man muss spüren, was klappen könnte und was in die Hose gehen würde, und man muss pünktlich sein. Eine Trilogie von mir, deren Idee ich seit zehn Jahren mit mir rumschleppe, hätte sich damals weit besser verkauft als heute, weil die Fantasy-Welle längst abebbt. Als Hobbyschreiberin könnte mir das egal sein, da würde ich mich einfach daran freuen, dass überhaupt jemand mein Buch liest und toll findet. In meiner jetzigen Situation löst das in meinem Bauch eiskalte Angst aus, weil ich nicht weiß, woher ich in einigen Monaten das Geld für mein Essen und meine Krankenversicherung nehmen soll.

Mein neuer Agent hat mich in unserem Kennenlerngespräch am Telefon auch genremäßig beraten. Das gehört zu seinem Konzept. Er schätzt Autoren, die bereit sind, sich in neuen Genres zu probieren, wenn sich der Markt in diese Richtung entwickelt. Andere seiner Autoren haben ihre Bereiche, in denen sie gut sind - auch diese schätzt er natürlich. Aber für ihn als Agenten ist es wichtig, auch zu wissen, dass er flexible Autoren hat, die bereit sind, sich an dem zu orientieren, was im Kommen ist. Auch, wenn solche Trendprognosen manchmal furchtbar daneben liegen können. Da ich hauptberufliche Autorin sein will, erlebe ich das als unglaublich hilfreich. Jemand, der weiß, wovon er redet, empfiehlt mir ein Genre, das zu meiner Schreibe passen könnte, zusammen mit dem Namen von Kollegen, die bereits in dieser Richtung geschrieben haben? Aus meiner Sicht sind solche Tipps bares Geld wert.

Aus Sicht von Hobbykollegen ist so etwas einschränkend.

Wie verändert sich der Blick von Menschen auf einen, wenn man Berufsautorin wird?

Am Anfang, wenn man die ersten Sätze, die ersten Kapitel, die ersten Kurzgeschichten oder den ersten Roman in Rohfassung schreibt, wünscht man sich immer verzweifelt, als Schriftstellerin ernst genommen zu werden. Freunde sollen verstehen, dass es etwas Besonderes ist, was man da tut. Wenn die Leute stattdessen leichtfertig davon erzählen, dass sie selbst auch davon träumen, einen Roman zu schreiben, erlebt man es schnell als kränkend: Derjenige hat doch keine Ahnung, wie anstrengend das ist! Wie kann er meinen Traum so leichtfertig abtun?

Wenn man dann tatsächlich beschließt, den großen Schritt zu wagen, "seinen Traum zu leben" und vom Schreiben leben will, dann ... dann fangen viele Leute an, einen nicht mehr so sehr als Mensch und Persönlichkeit zu sehen. Für die wird man dann zeitweise zu einem Symbol für etwas anderes: Den Mut oder den Wahnsinn, einen Schritt zu gehen, von dem man tief im Innern fühlt, dass er richtig ist, obwohl Vernunft und Bankkonto das Gegenteil behaupten. Manche idealisieren einen dann und glauben blind daran, dass es klappen wird, weil sie an eine Welt glauben wollen, in der Mut und der Glaube an Träume belohnt werden. Diese Leute wollen nichts von den realen Ängsten und Unsicherheiten hören, weil das ihr Bild zerstören würde, und verlieren dich als reale Freundin, als Menschen mit Sorgen und Nöten, aus den Augen. Andere wollen unbedingt, dass man scheitert. Das sind die Menschen, die sich vor ihren eigenen Träumen fürchten, die sich von anderen einreden ließen, dass so was leichtsinnig sei und ein guter Mensch jemand sei, der sich für andere aufopfert. Wer auf diese Weise mit seinem Leben unzufrieden ist, kann nicht ertragen, dass jemand anders all diese Überzeugungen infrage stellt und dafür nicht vom Leben bestraft wird.

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Die Möglichkeit eines Scheiterns ist real. Man muss viele Einbußen bringen, weil das Geld schnell weniger wird. Ich hatte noch ein paar schöne Kleidungsstücke und Accessoires, die ich mitnehmen konnte, wenn ich mich bei bestimmten Gelegenheiten schön und elegant fühlen wollte, während meine Kleidung sich allmählich abnutzte und nicht mehr ersetzt werden konnte. Als meine Katze in meine schöne schwarze Ledertasche gepinkelt hat und ich den Gestank nicht mehr herausbekam, habe ich geweint, weil ich seitdem Jutebeutel nehmen muss, um Dinge zu transportieren. Das war der Tag, an dem ich ganz tief innen gespürt habe, wie viel Sicherheit und alltägliche Normalität ich aufgegeben habe. Andere werden es an anderen Stellen spüren. Auf jeden Fall gibt es Momente, die wirklich wehtun. Und das sind die Dinge, die viele "Freunde" auf einmal nicht mehr nachvollziehen können, entweder, weil sie nicht akzeptieren wollen, dass trotz des mutigen Wegs etwas wehtut, oder weil sie nicht wahrhaben wollen, dass es wehtut und einschränkt und man trotzdem immer noch weitermachen will.

Warum will man überhaupt Berufsautorin werden?

Sicher nicht, um Millionärin zu werden, und auch nicht, um Sicherheit zu gewinnen oder berühmt zu werden. Auch nicht, um ein "faules" Schriftstellerleben zu führen, wo man im Garten in der Sonne liegt und auf "Inspiration" wartet. Wenn Leute mich nach meinem Beruf fragen, sage ich auch nie "Schriftstellerin", sondern "Ich habe mich vor eineinhalb Jahren selbstständig gemacht. Unglaublich viel Arbeit, ich bin ständig müde und habe nie Feierabend. Aber ich bin glücklich damit." Das schafft ein realistischeres Bild. Und wenn dann jemand genauer fragt, in welchem Bereich, dann erst kommt "Ich schreibe Bücher." Der Plural ist sehr wichtig. Ich schreibe nicht viele genüssliche Jahre an dem einen ganz besonderen Roman, sondern ich schreibe Bücher.

Warum? Weil ich nicht anders kann. Mir tut jeder Tag weh, an dem ich nicht schreibe, auch wenn ich inzwischen gelernt habe, wie gut es mir tut, an den Wochenenden auszuruhen. Glaubt mir. Wenn ich anders könnte, hätte ich mir diese ganzen Anstrengungen, die durchgearbeiteten Nächte und die Unsicherheiten nicht angetan. Aber ich bin Geschichtenerzählerin. Ich bin es durch und durch. Das zu leugnen, nachdem ich es endlich herausgefunden habe, würde mehr Kraft kosten, als ich besitze.

Und kann man davon leben?

Ich kann es noch nicht. Ich gebe Schreibkurse für Anfänger, habe eine Zeitlang parallel als Werbetexterin gearbeitet, mache Lesungen und habe trotzdem weniger Geld als früher als Studentin. Allerdings habe ich bisher auch noch keinen von einer guten Agentur ausgehandelten Großverlagsvertrag unterschrieben.

Drei Bücher pro Jahr sollte man schaffen. In den zweieinhalb Jahren vor Sylvester habe ich 10 Bücher geschrieben, was im Schnitt sogar vier pro Jahr macht. Teilweise neben meiner alten Arbeit, immer neben diversen anderen Jobs. Ist das noch Qualität? Ja und nein. Ein Buch braucht Zeit, um zu wachsen. Nicht jedes wird ein Meisterwerk, aber man trainiert sein Handwerk mit jedem Manuskript ein bisschen mehr.

Für eine Rohfassung brauche ich zwischen ein und drei Monaten. Danach kommt Plotting für ein oder zwei andere Projekte. Parallel zur Rohfassung entwerfe ich Ideen für künftige Bücher und plotte. Dann die Überarbeitung der Rohfassung. Da ich sehr gründlich plotte, brauche ich inzwischen nur noch eine Überarbeitung. Wenn man davon ausgeht, dass man in einem Jahr in jeweils drei Monaten ein leicht daherkommendes Projekt schreibt, bleibt doppelt so viel Zeit für ein anspruchsvolleres Herzensprojekt, in das man viel Zeit und Energie steckt, auch schon im Vorfeld.

Kann man das? Will man das? Nicht nur für ein oder drei Bücher, sondern für viele, viele Jahre?

Gegenfrage: Kann man es ertragen, all diese Bücher, die in einem brennen, nicht zu schreiben?

Wenn man die Gegenfrage mit ja beantworten kann, sollte man dankbar sein und es vielleicht tatsächlich lassen. Denn es ist unglaublich anstrengend. Und ich glaube, um trotz aller Einschränkungen, trotz all dem Druck, der Zukunftsangst, der Genrevorgaben und der langen, langen Arbeitswochen glücklich zu sein, braucht man schon ein gewisses Maß an Gehirnverdrehtheit und Besessenheit. Ob das gesund ist, weiß ich nicht. Meistens versuche ich, darüber nicht allzu viel nachzudenken - oder ich tröste mich damit, dass vieles andere, was die moderne Arbeitswelt von ihren Drohnen verlangt, auch nicht wirklich gesund ist.

Ich habe meine Entscheidung keinen Tag bereut, nicht mal dann, wenn ich zwei Wochen lang abends hungrig ins Bett ging, um meine Finanzen zu schonen. Ich wache morgens auf und weiß, dass ich schreiben darf, und mich erfüllen Dankbarkeit und Glück, garniert mit wilder Entschlossenheit, die wie Champagner durch mein Blut fließen.


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Josy1979
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Beitrag14.02.2016 17:45

von Josy1979
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Hallo ihr beiden, vermutlich gehört das nicht hierher. Aber ich wollte euch nur mal sagen, wie verdammt mutig ich es finde, das Schreiben zum Hauptberuf zu machen. Für mich käme das niemals in Frage. Ich bin zu sehr auf Sicherheit bedacht und mir würden auch meine Kollegen und Schüler fehlen.  Fühlt ihr euch da nicht manchmal einsam? Lg josy
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Nayeli Irkalla
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Beitrag14.02.2016 17:57

von Nayeli Irkalla
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Josy1979 hat Folgendes geschrieben:
Hallo ihr beiden, vermutlich gehört das nicht hierher. Aber ich wollte euch nur mal sagen, wie verdammt mutig ich es finde, das Schreiben zum Hauptberuf zu machen. Für mich käme das niemals in Frage. Ich bin zu sehr auf Sicherheit bedacht und mir würden auch meine Kollegen und Schüler fehlen.  Fühlt ihr euch da nicht manchmal einsam? Lg josy


Hah, du gibst mir einen willkommenen Ansatz, um über einen weiteren schönen Aspekt des Schreibberufs zu schreiben: Man ist nämlich gar nicht allein damit - jedenfalls nicht, wenn man es nicht sein will. Es gibt tolle Netzwerke wie DeLia oder die Mörderischen Schwestern, und man lernt auch leicht Kollegen bei Facebook kennen und tauscht sich aus. Ich habe tolle Kolleginnen gefunden, mit denen ich mich weit besser verstehe als früher mit meinen Berufskolleginnen, weil ich mit diesen Frauen viel mehr teile als mit den früheren Kolleginnen. Okay, der Kontakt ist oft nur virtuell bzw. man sieht sich hin und wieder, aber ...

Als Einzelkämpferin würde ich es niemals schaffen. Ich liebe meine Kolleginnen und den Austausch mit ihnen, die Exposé-Tipps und die gemeinsame Freude, wenn man im Chatfenster eine besonders gelungene Passage gepostet kriegt oder eine eigene Passage reinschreibt, die einem nicht rund genug erscheint, und die andere den Finger auf die Stelle legt, die man betriebsblind übersehen hat. Es tut auch total gut, bei Kolleginnen mal zu jammern, die genau wissen, wie furchtbar es ist, wenn man heute die entscheidende Passage einfach nicht hinkriegt, und noch währenddessen zu spüren: Ich werde es trotzdem schaffen, und sie hat auch schon oft gejammert und es auch jedes Mal geschafft.

Natürlich gibt es auch ein bisschen milde Konkurrenz. Was, du hast jetzt schon deinen Agenten und ich habe noch nicht mal das Exposé für mein Agenturprojekt fertig? Was, du kriegst so und so viel Vorschuss, wieso ist es bei mir nur so und so viel? Aber bei denen, mit denen ich mehr zu tun habe, erlebe ich das immer nur als weißen Neid, wo sich alles mit viel Mitfreude mit der anderen mischt und jeder Erfolg der anderen gefeiert wird, während man gleichzeitig entschlossen ist, es selbst noch ein klein wenig besser zu schaffen. Und wenn das tatsächlich gelingt, versucht die andere wieder, einen zu übertreffen, und so wächst man gemeinsam weiter, als man es allein je getan hätte, und trinkt (virtuellen) Champagner.

Und es tut auch mal gut, wenn man jammern kann, weil ein Buch floppt, und die andere weiß, dass es tatsächlich GANZ FURCHTBAR ist und nein, es wird auch nicht in ein paar Monaten doch noch durchstarten, das war es jetzt und du musst aufs nächste Buch hoffen, ALSO SETZ DICH HIN UND SCHREIB WEITER. Auch, wenn es die hundertste Sexszene in dem Roman ist und du langsam nicht mehr weißt, was du die beiden noch miteinander anstellen lassen sollst - in einem Monat bist du fertig, und dann kannst du dich endlich auf dein neues Herzensprojekt konzentrieren!


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Magpie
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Beitrag14.02.2016 18:09

von Magpie
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Ich finde das auch sehr mutig (und spannend. Danke für die Ausführungen).
Gut, das "mutig" kommt sicher auf Anstellung, Agentur und Genre an. Natürlich sind viele Freiberufler in einer ähnlichen Situation.

Für mich käme das nicht infrage. Nicht nur, weil ich mir es von meinen Fähigkeiten her (noch) nicht zutraue, sondern auch, weil ich meinen Hauptberuf niemals aufgeben könnte. Und dieser verlangt so viele und häufige Fortbildungen, dass ich mich (leider) niemals voll und ganz auf das Schreiben konzentrieren könnte.

Und meinem Hauptberuf gehört noch immer die größere Leidenschaft Wink
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sleepless_lives
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Beitrag14.02.2016 20:12

von sleepless_lives
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Die Süddeutsche Zeitung hat mal deutsche Schriftsteller nach ihrem Tagesverlauf und ihren Gewohnheiten gefragt: Klick.
(War im Forum auch irgendwo anders schon mal verlinkt, aber ich finde es nicht mehr.)


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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Rübenach
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Beiträge: 2836



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Beitrag15.02.2016 08:06

von Rübenach
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danke für den link.
auch wenn ich das gefühl habe, dass in dieser umfrage einige eher kokettieren als ihre tatsächliche arbeit zu beschreiben, scheinen die arbeitsweisen dieser autoren doch ziemlich anders zu sein, als man hier im forum (nicht nur in diesem thread) lesen kann. drei bücher pro jahr schreibt von denen keiner.


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Ruby Smith
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Beitrag15.02.2016 09:56

von Ruby Smith
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Auch von mir ein großes: "Hut ab!" vor eurer Courage. love

Ich weiß nicht, ob ich es mir zutrauen würde auch den großen Sprung zu machen und selbstständige Autorin zu werden, ohne die Sicherheit eines geregelten Einkommens usw., aber ich glaube, dass ich es vielleicht schaffen könnte.
Es gehört viel Disziplin und Durchhaltevermögen dazu und der Wille auf vieles zu Verzichten für den eigenen Traum. Aber wenn man nur einen minimalen Funken in sich spürt, der einen glauben lässt, dass man es schaffen könnte, wie bei dir Nayeli Irkalla, dann sollte man es durchaus versuchen.


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I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.

(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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MrT
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Beiträge: 726

Ei 3


Beitrag15.02.2016 11:06

von MrT
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Schreiben ist Arbeit. Keine Frage.

Doch 3-4 Bücher pro Jahr (aus finanzieller Sicht sicher richtig - gerade zu Beginn -, wobei die Frage nach dem Umfang noch nicht gestellt wurde) erklärt so manchen Mangel, dass man sich denkt, dass dieses oder jenes Buch lieber gar nicht erst geschrieben worden wäre. Auch dürfte es nicht für jedes Genre umsetzbar sein.

Ich dachte bisher immer, dass ich nur zu anspruchsvoll bin. Doch bei einer solchen Akkordarbeit ist es mir durchaus verständlich, dass dies zu Lasten der Qualität gehen muss (oder man ein absolutes Ausnahmetalent ist, die bekanntlich oft viel zu früh sterben).

Irgendwo habe ich mal von einem Autor gelesen, dass ein Buch aller 2 Jahre (ein Jahr für plotten, schreiben etc. - ein Jahr überarbeiten und unter Vertrag bringen) ein gutes Maß sind (Trivial, Kurzgeschichten, etc. sind damit nicht gemeint). Auch wäre dies ein gesundes Maß für Verlag und Käufer. Zudem würde man als Autor nicht so schnell bei seiner Zielgruppe für eine Übersättigung sorgen.

Letzteres ist mir vor einigen Jahren bei einem Autor auch aufgefallen. 7 - 8 Bücher innerhalb weniger Monate veröffentlicht (inkl. Bestsellerlisten erklommen) und seither nichts mehr von ihm zu hören bzw. zu lesen (er ist zwischenzeitlich nicht verstorben, wie ich zunächst dachte). Kann sein, dass er die Lust am Schreiben verloren oder soviel Geld mit seinen Büchern verdient hat, sich anderen Dingen widmen zu können. Ich denke aber, dass ein Großteil seiner Zielgruppe (mich eingeschlossen) nicht mehr bereit war, für eine immer schlechtere Qualität (begründet mit der Schnelligkeit seines Schreibens und den ausbleibenden Ideen) zu bezahlen.

Es lässt sich alles von verschiedenen Seiten betrachten.
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Nayeli Irkalla
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Beitrag15.02.2016 11:15

von Nayeli Irkalla
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MrT hat Folgendes geschrieben:
Doch 3-4 Bücher pro Jahr (aus finanzieller Sicht sicher richtig - gerade zu Beginn -, wobei die Frage nach dem Umfang noch nicht gestellt wurde) erklärt so manchen Mangel, dass man sich denkt, dass dieses oder jenes Buch lieber gar nicht erst geschrieben worden wäre. Auch dürfte es nicht für jedes Genre umsetzbar sein.


Nein, absolut nicht für jedes Genre. Ich denke, der Trick liegt auf Dauer darin, eben zwischen "guten" Projekten und "lockeren" zu unterscheiden. Für einen Liebesroman braucht man, entsprechende Beherrschung des Handwerks vorausgesetzt, längst nicht so lange wie für einen gut geplotteten Psychothriller mit viel Charaktertiefe und genauer Gesellschaftsbeobachtung nebst Recherche. Da Liebesromane auch eher etwas sind, was leicht und zur Entspannung konsumiert wird, sind die Ansprüche da auch nicht ganz so hoch.

Ergo kann man das Schreiben der leichteren Romane als Brotberuf interpretieren und die tieferen, anspruchsvolleren, als das eigentliche literarische Werk, für das man sich dann entsprechend mehr Zeit lässt.

Zitat:
7 - 8 Bücher innerhalb weniger Monate veröffentlicht (inkl. Bestsellerlisten erklommen) und seither nichts mehr von ihm zu hören bzw. zu lesen (er ist zwischenzeitlich nicht verstorben, wie ich zunächst dachte). Kann sein, dass er die Lust am Schreiben verloren oder soviel Geld mit seinen Büchern verdient hat, sich anderen Dingen widmen zu können. Ich denke aber, dass ein Großteil seiner Zielgruppe (mich eingeschlossen) nicht mehr bereit war, für eine immer schlechtere Qualität (begründet mit der Schnelligkeit seines Schreibens und den ausbleibenden Ideen) zu bezahlen.


Zu den Realitäten des Buchmarkts gehört auch, dass jemand, dessen Bücher sich nicht mehr so gut verkaufen, wie von dir beschrieben verschwindet. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass der Autor nicht mehr schreibt - sondern vielleicht nur, dass er ein neues Pseudonym gewählt hat. Wenn ein Buch einmal schlecht läuft, kriegt der Agent für Folgetitel keine guten Honorare ausgehandelt und die Buchhandelsketten bestellen das Buch kaum noch. Ergo ist man als Autor "verbrannt". Da lohnt es sich dann eher noch, das nächste Buch unter neuem Pseudonym als "Debüt" rauszubringen.

In meinen Augen erklärt sich so auch das eine oder andere "beeindruckende Debüt", über das ich schon Buchkritiken gelesen habe.


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Gerling
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Beitrag15.02.2016 11:40

von Gerling
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Es kommt auch darauf an, in welchem Verlag man veröffentlicht.

Die Garantiezahlung, (manche nennen es auch Vorschuss. Aber das klingt so, als müsste der Autor es zurückzahlen) die von großen Publikumsverlagen gezahlt wird, ist im Idealfall nichts anderes, als ein Jahreseinkommen. Deshalb sind Agenten und Autoren immer bestrebt, einen Vertrag über zwei oder gar drei Bücher abzuschließen. Je nach Genre, Erfolgsaussicht des Buches und Bekanntheitsgrades des Autors kalkuliert der Verlag die Höhe der Erstauflage. Hier gilt die Formel: Pro Höhe der Erstauflage erhält der Autor zwischen 0,50 - 1,00 Euro. Bei einer Erstauflage von 20.000 Büchern also zwischen 10.000 und 20.000 Euro Garantiezahlung. Jetzt kann sich jeder ausrechnen, was der Autor erhält, wenn er einen Vertrag über zwei oder drei Bücher abschließt. (wobei es hier sein kann, das der Autor für die Bücher zwei und drei zunächst nur 50% der Summe erhält. Die andere Hälfte bei Erscheinen des Buches)

Ist die Erstauflage abverkauft, bekommt der Autor ab diesem Zeitpunkt pro verkauftes Buch die vertraglich vereinbarten Tantieme.
 
Unter diesen Umständen (großer Verlag, richtiges Genre) kann man mit einem Buch pro Jahr sehr gut auskommen. Zumal ja noch Lesungen hinzukommen. Über diese Schiene sind zusätzlich ein paar Tausend Euro pro Jahr drin.


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Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023)
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hexsaa
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Beitrag15.02.2016 11:52

von hexsaa
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MrT hat Folgendes geschrieben:
Schreiben ist Arbeit. Keine Frage.

Doch 3-4 Bücher pro Jahr (aus finanzieller Sicht sicher richtig - gerade zu Beginn -, wobei die Frage nach dem Umfang noch nicht gestellt wurde) erklärt so manchen Mangel, dass man sich denkt, dass dieses oder jenes Buch lieber gar nicht erst geschrieben worden wäre. Auch dürfte es nicht für jedes Genre umsetzbar sein.
.

Auch hier musst du zwischen Hobby Autoren und Berufsautoren unterscheiden. Ein Hobbyautor schreibt wenn es hoch kommt ein paar Seiten am Tag, manchmal vielleicht auch gar nicht oder nur am Wochenende. Natürlich dauert es in dem Fall länger, einen Roman zu schreiben. Ein Berufsautor, der sagen wir mal 3 Romane im Jahr schreibt, hat zwei Wochen zum Ausarbeiten des Plots, zwei Monate zum Schreiben (z.B. jeden Tag 10 Seiten) und sechs Wochen zum Überarbeiten. Das reicht locker! Eng wird es nur, wenn er keinen Verlag hat und auch die Nebenarbeiten selbst machen muss oder wenn er so berühmt ist, dass er noch viele andere Termine wahrnehmen muss. In dem Fall braucht er aber auch keine drei Romane im Jahr.


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Das ist okay, man kennt mich dort.
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Magpie
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Beitrag15.02.2016 14:07

von Magpie
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Ich denke auch, dass jemand, der hauptberuflich Autor ist, diese Anzahl durchaus in ensprechender Qualtität liefern könnte.

Zum Einen sitzt irgendwann das Handwerkliche gut, zum Anderen hat man auch irgendwann weniger Arbeit bei der grundsätzlichen Recherche (wenn man z.B. Krimis schreibt, sitzt irgendwann das Rechtliche und die Polizeiarbeit).

Da tut man sich als nebenberuflicher Schreiberling doch noch schwerer.


Das ist einer der Gründe, warum ich den Schritt nicht gehen würde. Ich habe doch den Ehrgeiz, wenn, dann nur gute Qualität zu liefern. In jedem Beruf.
Um ein qualitativ gutes Buch "nebenbei" zu schreiben, braucht man natürlich viel länger. Davon kann man dann im Rückschluß aber auch nicht leben.
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MrT
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Beitrag15.02.2016 14:37

von MrT
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Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Zu den Realitäten des Buchmarkts gehört auch, dass jemand, dessen Bücher sich nicht mehr so gut verkaufen, wie von dir beschrieben verschwindet. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass der Autor nicht mehr schreibt - sondern vielleicht nur, dass er ein neues Pseudonym gewählt hat. Wenn ein Buch einmal schlecht läuft, kriegt der Agent für Folgetitel keine guten Honorare ausgehandelt und die Buchhandelsketten bestellen das Buch kaum noch. Ergo ist man als Autor "verbrannt". Da lohnt es sich dann eher noch, das nächste Buch unter neuem Pseudonym als "Debüt" rauszubringen.


Klingt schlüssig. Von der Seite hatte ich es noch nicht gesehen.
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LeviathanII
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 297



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Beitrag15.02.2016 18:27

von LeviathanII
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"Der Meister und Margarita" entstand in zwölf Jahren, Tolkiens Silmarillien benötigten ein halbes Leben:
Daher erscheint mir der Schritt zum hauptberuflichen Autor nicht gerade als erstrebenswert, denn er macht abhängig von dem eigenem Geschriebenem und zu Schreibendem.
Und noch schlimmer: Man ist abhängig von dessen kommerziellen Erfolg, man muss selber kommerziell denken.
Das Buch muss sich verkaufen, es MUSS eine Masse ansprechen, damit ich essen kann, trinken kann.
Und ich muss doch essen und trinken, um zu schreiben, nicht wahr?
So würde man sich doch alsbald in einer Wallenstein-Situation befinden, in der man ständig Siege erringen muss, um nicht unterzugehen.
So mögen gute Bücher entstehen können, aber Meisterwerke wohl eher nicht....
Und versteht mich jetzt bitte nicht falsch: Auch ich wäre froh, wenn mich dann irgendwann hunderttausende lesen würden.
Aber eine breite Leserschaft macht ein Buch nicht gut (eben sowenig natürlich schlecht).
Und wenn ich mein Werke kommerzialisieren muss, um sie überhaupt zustande zu bringen, dann scheint mir jener Grund ausgelöscht zu sein, der mich Autor werden lies und nicht Bäcker... (So ehrenwert dieser Beruf auch sein mag, mehr als ein Brotberuf könnte es für mich nie sein...)

Was den Begriff des Hobbyautors angeht:
Er ist mir unangenehm. Er erscheint so reduzierend...
Es schwebt scheinbar der Vorwurf des Amateurs in der Luft;
Das Klischee des gelangweilten Hausmeisters, der gelangweilten Hausfrau liegt darin, die davon träumen einen Bestseller zu schreiben.
Dabei sind viele der größten Werke aller Zeiten von "Hobbyautoren" verfasst worden.
Was ist mit dem Proffessor, der nebenbei eine Geschichte für seine Kinder geschrieben hat?
Der Lokalreporter, der nebenbei einen der berühmtesten Romane über den ersten Weltkrieg verfasste?
Ein anderer großer deutschsprachiger Schriftsteller, für nicht wenige vielleicht der größte, war vom "Brotberuf" her Versicherungsanwalt.
Trotzdem wäre es doch seltsam, Tolkien, Remarque und Kafka als "Hobbyautoren" abzustempeln, oder?
Es mag Hobbyautoren geben, aber für viele Schriftsteller mit "Brotberuf" ist es wohl eher eine... Obsession.
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phronesis
Leseratte


Beiträge: 135



Beitrag15.02.2016 19:07

von phronesis
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Ich wollte nur kurz sagen, dass dieser Thread spannend ist.

Danke euch für eure Erfahrungen und Gedanken.


_________________
"Ich habe Seile gespannt von Turm zu Turm, und Girlanden von Fenster zu Fenster, und goldene Ketten von Stern zu Stern, und ich tanzte." - Arthur Rimbaud
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hexsaa
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Beiträge: 1826
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Ei 6 Extrem Süßes!


Beitrag15.02.2016 19:35

von hexsaa
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LeviathanII hat Folgendes geschrieben:
"Der Meister und Margarita" entstand in zwölf Jahren, Tolkiens Silmarillien benötigten ein halbes Leben:
Daher erscheint mir der Schritt zum hauptberuflichen Autor nicht gerade als erstrebenswert, denn er macht abhängig von dem eigenem Geschriebenem und zu Schreibendem.
Und noch schlimmer: Man ist abhängig von dessen kommerziellen Erfolg, man muss selber kommerziell denken.
Das Buch muss sich verkaufen, es MUSS eine Masse ansprechen, damit ich essen und trinken kann.

Schriftsteller ist ein Job wie jeder andere und in jedem Job muss man 1. Leistung erbringen, 2. konkurrenzfähig sein und 3. auch mal unangenehme Dinge tun.
Wer das nicht möchte, darf gerne Hobbyautor bleiben. Kein Problem. Es gibt mehr als genug Schriftsteller auf der Welt. Nur verstehe ich nicht, warum gerade bei diesem Beruf Geld verdienen verpönt ist und die seltsame Meinung vorherrscht, dass nur ein Roman, über den irgendwer jahrelang gebrütet hat, ein guter Roman ist. hmm Im Zeitalter der PCs und steigender Freizeit erscheint mit das ziemlich unzeitgemäß.


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Gerling
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Beiträge: 2385
Wohnort: Braunschweig


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Beitrag15.02.2016 19:48

von Gerling
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hexsaa hat Folgendes geschrieben:
LeviathanII hat Folgendes geschrieben:
"Der Meister und Margarita" entstand in zwölf Jahren, Tolkiens Silmarillien benötigten ein halbes Leben:
Daher erscheint mir der Schritt zum hauptberuflichen Autor nicht gerade als erstrebenswert, denn er macht abhängig von dem eigenem Geschriebenem und zu Schreibendem.
Und noch schlimmer: Man ist abhängig von dessen kommerziellen Erfolg, man muss selber kommerziell denken.
Das Buch muss sich verkaufen, es MUSS eine Masse ansprechen, damit ich essen und trinken kann.

Schriftsteller ist ein Job wie jeder andere und in jedem Job muss man 1. Leistung erbringen, 2. konkurrenzfähig sein und 3. auch mal unangenehme Dinge tun.
Wer das nicht möchte, darf gerne Hobbyautor bleiben. Kein Problem. Es gibt mehr als genug Schriftsteller auf der Welt. Nur verstehe ich nicht, warum gerade bei diesem Beruf Geld verdienen verpönt ist und die seltsame Meinung vorherrscht, dass nur ein Roman, über den irgendwer jahrelang gebrütet hat, ein guter Roman ist. hmm Im Zeitalter der PCs und steigender Freizeit erscheint mit das ziemlich unzeitgemäß.


Huch, gerade gelesen. Das kann ich nun auch nicht nachvollziehen. Überhaupt nicht. In jedem Job gibt es Leistungsdruck. Überall muss ich das bringen, was von mir erwartet wird. Ob ich nun Postbote, Bäcker oder Investmentbanker bin. Der Schritt zum hauptberuflichen Schriftsteller ist für diejenigen erstrebenswert, die darin ihre Berufung sehen. Die mit Herzblut dabei sind und Geschichten schreiben, weil sie sich aufdrängt, weil sie erzählt werden will. Sie denken dabei nicht an Geld, sondern daran, diese Geschichte so gut wie möglich zu erzählen. Sie träumen nicht von Ruhm, Ehre und Reichtum. Sie träumen eher davon, den perfekten Roman zu schreiben (obwohl es den gar nicht gibt)
Der Bergsteiger James Mallory hat auf die Frage, warum er auf Berge steigt, geantwortet: Weil sie da sind.
Sollte mich jemand fragen, warum ich Romane schreibe, würde ich am liebsten antworten: Weil ich es kann.
Nicht weil ich schreiben kann, sondern weil ich den Luxus leben kann, das zu tun, was ich am liebsten tue. Und wenn ich damit auch noch Geld verdiene, dann sage ich: Wie geil ist das denn?


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nothingisreal
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Beitrag15.02.2016 20:00

von nothingisreal
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hexsaa hat Folgendes geschrieben:
Nur verstehe ich nicht, warum gerade bei diesem Beruf Geld verdienen verpönt ist.


Nicht nur bei Büchern. Diese Tendenz gibt es bei allen kreativen Berufen. Ich denke da an all die "Angebote", bei denen unbezahlte Arbeit mit "wir werden so viel Spaß haben" bezahlt wird.

Spaß bezahlt aber nicht die Stromrechnung und auch nicht die Miete.

Ein Hobbyautor kann sich leisten, auch mal ein Buch nicht zu verkaufen oder zehn Jahre an einem Buch zu schreiben. Davon hängt nicht buchstäblich sein Leben ab.

Das wird gerne vergessen.

Ich habe absolut nichts gegen Hobbyautoren. Ich bin im Moment ja selbst eine. Aber wie Nayeli schon gestern richtig bemerkte, dieses Angreifen finde ich immer wieder interessant. Warum kann ein Hobbyautor einen Berufsautor nicht mal akzeptieren? Gleiches gilt auch andersrum.


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Murmel
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Beitrag15.02.2016 20:16

von Murmel
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Warum stellt ihr den Begriff des Hauptberufs den des Hobbys gegenüber? Geht denn Nebenberuf nicht?

Mit einem Hobby verdient man kein Geld, mit einem Nebenberuf schon. Das gilt auch als Schriftsteller oder Autor. Ich bin Schriftsteller im Nebenberuf. Geht doch, oder?

Wie viel Bücher man im Jahr schafft, hängt stark vom Genre und von der Seitenzahl ab. Eine zweihundert Seiten Schmonzette mit festgelegten Plotkonventionen lässt sich schneller schreiben als ein historischer Roman, dessen Hintergrund erst recherchiert werden muss. Auch ziehen da Genrekonventionen nicht, den Plot kann ich nicht kopieren.


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nothingisreal
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Beitrag15.02.2016 20:19

von nothingisreal
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Murmel hat Folgendes geschrieben:
Warum stellt ihr den Begriff des Hauptberufs den des Hobbys gegenüber? Geht denn Nebenberuf nicht?



Stimmt. Sagen wir dann Hauptberuf, Nebenberuf und Hobby?


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