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Wenn Dinge lebendig werden …

 
 
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Michel
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Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
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Beitrag29.05.2022 15:59
Wenn Dinge lebendig werden …
von Michel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich brüte gerade überm Lektorat. Neben tausenddrölfzig Fehlern, die ich wohl auch in hundert Jahren noch machen werde, merkt die Lektorin wiederholt kritisch an, wenn Dinge "lebendig" werden.
Aktuelles Beispiel:
Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz bewachte die Einfahrt.

Natürlich ist mir (und nach meiner Wahrnehmung auch jedem Lesy) klar, dass ein Turm nicht selbst bewacht, jedenfalls nicht ohne High-Tech. Dennoch liest sich das für mich stimmig und organisch (Pun not intended). Vorschlag der Lektorin:
Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz diente zur Bewachung der Einfahrt.
Klingt für mich trocken, substantivisch, noch dazu mit -ung-Wort.
Wie seht ihr das?


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WSK
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Beitrag29.05.2022 16:19

von WSK
Antworten mit Zitat

Bin da 100% auf deiner Seite. Dein Satz klingt viel besser (kürzer, lebendiger), während der Vorschlag der Lektorin unnötig umständlich und steril wirkt.

Das ist imo ein gutes Beispiel, wo das sklavische Einhalten irgendwelcher Schreibregeln zu einem schlechteren Ergebnis führt. Ich bin mir sicher, dass der erste Satz auch besser bei den Lesern ankäme und niemand denken würde, dass der Turm lebendig ist. Wieso auch? Das nennt sich Metapher. Tut man in Texten doch ständig.

"Ein Hexenhut thronte auf seinem Kopf."
"Zweihundert Bücher bevölkerten die Regalreihen."
"Die Sandkörner kitzelten seine Füße."
"Das Laub tanzte im Wind."

Alles menschliche Tätigkeiten, die Gegenstände eigentlich nicht tun könnten ...
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Isabelle34
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I
Beitrag29.05.2022 16:21

von Isabelle34
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Ich sehe das wie du. Sofern du nicht im Fantasy-Genre unterwegs bist, ist mir schon klar, dass da kein Turm steht, dem Leben eingehaucht wurde.

Der Vorschlag deiner Lektorin würde bei mir den Lesefluss stören. Deinen Satz liest mein Hirn im Sinne von: Da steht ein Turm und gut ist. Beim Satz deiner Lektorin schimpft mein Hirn: Hey, lies nochmal, du hast was verpasst. Steht da Wachpersonal drauf? Ist das ein Kontrollpunkt?
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Malva
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Beiträge: 30



M
Beitrag29.05.2022 16:22

von Malva
Antworten mit Zitat

Mein erster Gedanke bei dem Vorschlag: "Ist der Turm nicht lebendig, wenn er (jemandem) dient?"

Für mich liest sich dein erster Beispielsatz gut und leichter als der zweite. Ich habe direkt eine Vorstellung. Der zweite Satz liest sich für mich eher wie eine (trockene) Beschreibung eines Bildes z.B. im Schulunterricht.

Bei "lebendigen Dingen" denke ich eher an beinahe gruselige Beispiele wie wandernde Augen. Die würden mich stören. Aber der Turm hier: Nein. Vielleicht (vermutlich sogar sehr wahrscheinlich) gibt es andere Dinge und Stellen, an denen solche Formulierungen nicht passen.

Das ist nur meine Meinung als Leser.
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Globo85
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Beitrag29.05.2022 16:26

von Globo85
Antworten mit Zitat

Bin ebenfalls 100 % bei dir.
Und finde den Lektorinnenvorschlag auch inkonsequent diesbezüglich, dazu einfach umständlich vom Klang.
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Michel
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Beitrag29.05.2022 16:47

von Michel
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Danke. Das erleichtert mich doch sehr. Wenn ich so etwas oft genug lese, fange ich an, meine Einschätzungen anzuzweifeln. Und bei den allermeisten anderen Dingen hat sie schlicht recht.
Noch so ein Beispiel:
Zitat:
Ein Leuchten ging über sein Gesicht.
Würdet Ihr Lichtschein erwarten oder eine positive Emotion?
Oder:
Zitat:
Er rang sichtlich um Fassung.
Bräuchtet ihr noch visuelle Informationen, wie er ringt (Atem, Mimik)?
Gut, das sind jetzt keine Dinge mehr …


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Globo85
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Beitrag29.05.2022 16:53

von Globo85
Antworten mit Zitat

Zu 1: positive Emotion
Zu 2: Kommt auf die Bedeutung der Szene an. Wenn sie keine besondere Bedeutung hat, fände ich weitere Beschreibung too much. Aber mein Stil ist wohl auch eher karg.
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WSK
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Beitrag29.05.2022 16:55

von WSK
Antworten mit Zitat

Die Sätze passen für mich beide sehr gut.

Michel hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ein Leuchten ging über sein Gesicht.
Würdet Ihr Lichtschein erwarten oder eine positive Emotion?

Natürlich denke ich da sofort an Lächeln, Glanz in den Augen etc.
Der Begriff "Strahlen" ist ja auch sehr gängig für Lächeln. Da denkt ja auch keiner an Scheinwerfer.

Michel hat Folgendes geschrieben:
Oder:
Zitat:
Er rang sichtlich um Fassung.
Bräuchtet ihr noch visuelle Informationen, wie er ringt (Atem, Mimik)?
Gut, das sind jetzt keine Dinge mehr …

Das ist halt so eine Sache von show, don't tell. Dass er um Fassung ringt, ist erstmal eine Behauptung. Klar kann man das auch anschaulicher machen, indem man zeigt, dass er keucht, sein Blick hektisch umher fliegt oder whatever. Aber das kann auch die Dynamik aus der Szene nehmen. Wenn das ein schneller Wortwechsel ist, unterbrichst du den ja ziemlich, wenn du da noch ausufernd seine Miene beschreibst. Ich finde daher, es muss nicht immer alles "geshowt" werden. Wenn der Held sieht, dass er um Fassung ringt, erzeugt das auch bei mir ein Bild, ohne dass ich noch ne Beschreibung der Mimik bräuchte.
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Michel
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Beitrag29.05.2022 16:58

von Michel
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Wohlstandskrankheit hat Folgendes geschrieben:
Der Begriff "Strahlen" ist ja auch sehr gängig für Lächeln. Da denkt ja auch keiner an Scheinwerfer.
lol Oder an Atomkatastrophen.


@alle: Ihr seid klasse. Danke.


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Maunzilla
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Beiträge: 2822



Beitrag29.05.2022 17:25

von Maunzilla
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Der Satz an sich stört mich nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, daß, wenn du derlei Formulierungen des Öfteren verwendetest, es etwas abgedroschen wirkte.
Die Formulierungen der Lektorin hingegen finde ich etwas zu nüchtern und banal.
Meine Alternativvorschläge:
-Ein (Wacht-)Turm mit Zinnenkranz erhob sich neben der Einfahrt.
-Ein mit Zinnen geschmückter Wachtturm befand sich neben der Einfahrt.
-Neben der Einfahrt ragte ein mit Zinnen vesehener Wachtturm empor.


-Ein Leuchten erhellte sein Gesicht.
-Seine Miene hellte sich auf.
-In seinen Augen begann es zu leuchten.


Derlei Formulierungen sind natürlich stets auch Geschmacksache und lassen sich kaum objektiv bewerten. Außerdem kommt es freilich auch immer auf den Kontext und den Schreibstil am. Was bei dem einen Autor gut und stimmig wirkt, kann bei einem anderen deplaziert und fremd erscheinen.


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Taranisa
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Beitrag29.05.2022 17:34

von Taranisa
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Alles ist beseelt, also kann auch ein Turm bewachen. Er ist nur materiemäßig zu langsam, um Angreifer abzuwehren. Mr. Green
Ich würde bei dem Beispiel jedoch (neben Maunzillas Vorschlägen) schreiben: Die Turmbesatzung bewachte die Einfahrt. (Dass die Turmbesatzung auf dem Turm ist, dürfte klar sein.)


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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Beka
Geschlecht:weiblichExposéadler


Beiträge: 2378



Beitrag29.05.2022 17:52

von Beka
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Michel hat Folgendes geschrieben:

Noch so ein Beispiel:
Zitat:
Ein Leuchten ging über sein Gesicht.
Würdet Ihr Lichtschein erwarten oder eine positive Emotion?


Das  habe ich auch schon öfter benutzt und bisher ist es vom Lektorat nie bemängelt worden.


Zitat:
Oder:
Zitat:
Er rang sichtlich um Fassung.
Bräuchtet ihr noch visuelle Informationen, wie er ringt (Atem, Mimik)?


Nein. Mir geht es wie WSK, der Satz reicht, um ein Bild zu erzeugen - und man muss nicht alles bis ins kleinste Detail "zeigen". Das bläht den Text nur auf. Wenn es eine Schlüsselstelle sein sollte, ein Wendepunkt in der Geschichte, dann müsstest du mehr "zeigen", aber für eine normale Szene reicht das.


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*Die Sehnsucht der Albatrosse*
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*Die Tochter der Toskana*
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*Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg*
*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten*
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Michel
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Beitrag29.05.2022 20:32

von Michel
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Ich kann mich nur wiederholen: Ihr seid klasse.

Die leuchtenden Gesichter werde ich bzgl. Häufigkeit genauer im Fokus behalten. Aber der Turm bleibt. (Sogar wenn ich ihn evtl. nicht für beseelt halte.)


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Grim
Eselsohr


Beiträge: 280



Beitrag29.05.2022 21:47

von Grim
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Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz bewachte die Einfahrt.

klingt für mich wesentlich besser als
Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz diente zur Bewachung der Einfahrt.


Zitat:
Ein Leuchten ging über sein Gesicht.

Das gefällt mir allerdings nicht so. In meinem Kopf spaziert da das Leuchten über das Gesicht.


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Willebroer
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Beitrag29.05.2022 22:32

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Grim hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz bewachte die Einfahrt.

klingt für mich wesentlich besser als
Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz diente zur Bewachung der Einfahrt.


Zitat:
Ein Leuchten ging über sein Gesicht.

Das gefällt mir allerdings nicht so. In meinem Kopf spaziert da das Leuchten über das Gesicht.


Vielleicht bist du damit der Entstehungsgeschichte der Sommersprossen auf die Spur gekommen. smile
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Christof Lais Sperl
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Beitrag30.05.2022 05:46
Turm
von Christof Lais Sperl
Antworten mit Zitat

...ein Turm an der Einfahrt, darauf Wachen...

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Minerva
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Beitrag30.05.2022 08:09
Re: Wenn Dinge lebendig werden …
von Minerva
Antworten mit Zitat

Michel hat Folgendes geschrieben:
Ich brüte gerade überm Lektorat. Neben tausenddrölfzig Fehlern, die ich wohl auch in hundert Jahren noch machen werde, merkt die Lektorin wiederholt kritisch an, wenn Dinge "lebendig" werden.

Aktuelles Beispiel:
Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz bewachte die Einfahrt.



Das nennt man Personifikation und ist ein äußerst beliebtes Stilmittel, das ich oft bei erfolgreichen Autoren gesehen habe. (Hatte mal Stilmittel analysiert, um mir abzugucken, wie die so schöne Sätze hinbekommen Laughing)

Bsp.

"Ihr Duft [Blumen] strömte aus und ergriff von der Insel Besitz." (Aus: "Herr der Fliegen")

"Sie schloss die Augen und lauschte den Geräuschen der Stadt, die ihr ins Ohr flüsterten." (Aus: irgendeinem Werk von Záfon, der hat das sehr oft gemacht)
 


Natürlich ist mir (und nach meiner Wahrnehmung auch jedem Lesy) klar, dass ein Turm nicht selbst bewacht, jedenfalls nicht ohne High-Tech. Dennoch liest sich das für mich stimmig und organisch (Pun not intended). Vorschlag der Lektorin:
Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz diente zur Bewachung der Einfahrt.
Klingt für mich trocken, substantivisch, noch dazu mit -ung-Wort.
Wie seht ihr das?

Legen wir eine Gedenkminute für all jene ein, deren Texte im Lektorat verschlimm"bessert" worden sind.



Zitat:

Noch so ein Beispiel:
Zitat:
Ein Leuchten ging über sein Gesicht.
Würdet Ihr Lichtschein erwarten oder eine positive Emotion?

Kommt auf den Kontext an. Wenn dahinter ein Leuchtturm steht, könnte ich es missinterpretieren. Aber i.d.R. verstehe ich das als emotionale Aussage, es wird wahrscheinlich mit einer Erinnerung oder etwas Gesagtem im Zusammenhang stehen.

Das "ging" ist nicht so schön, aber mir fällt nichts ein, dass nicht eine Verschlimmbesserung wäre.

"Seine Augen leuchteten" wäre noch das harmloseste.


Oder:
Zitat:
Er rang sichtlich um Fassung.
Bräuchtet ihr noch visuelle Informationen, wie er ringt (Atem, Mimik)?

Nö, das ist eindeutig. Und das sollte auch jeder verstehen können.



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HansGlogger
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Beitrag30.05.2022 09:18

von HansGlogger
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Das muss man im Kontext sehen. Werden zu oft Dinge lebendig, kann dies abgedroschen (Maunzilla) wirken.
Der Vorschlag der Lektorin klingt hölzern.

Kompromiss:
Ein Wachturm mit Zinnen ragte über der Einfahrt empor.

Ragen ist passiver und der Turm wirkt weniger lebendig.
edit:
habe gerade gelesen, dass maunzilla das Ragen auch schon vorschlägt.
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Michel
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Beitrag30.05.2022 09:40

von Michel
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Maß und Mitte, wie so oft.

Mit "ragen" liege ich ganz persönlich ein wenig im Krieg, seit bei einer Mitschülerin in der sechsten Klasse Mauern "heftig" aufragten. Laughing Ansonsten wäre das sicher brauchbar.

Die Wachen werden etwas später erwähnt, die möchte ich hier noch nicht verbraten.


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lia88
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Beitrag30.05.2022 10:25

von lia88
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Ich sehe es auch etwas kontextabhängig wink
Also wenn davor geschrieben stand, dass er sich in seinem Haus sicher fühlte und als Begründung eben der Satz, dass der Turm die Einfahrt bewacht, dann fände ich es vll auch etwas seltsam. Und dann würde der Erklärsatz der Lektorin meiner Meinung nach wirklich Sinn ergeben und besser passen.
Jedoch wenn es eher eine Landschaftsbeschreibung ist, so nachm Motto, er lässt seinen Blick schweifen. Da vorne stand ein Haus. Ein Turm bewachte die Einfahrt --- dann passt es [und dann wäre der Satz der Lektorin etwas holprig].

Die anderen Sätze passen für mich persönlich eigentlich sowieso.
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WSK
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Beitrag30.05.2022 10:26

von WSK
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Stimmt, Minerva, Personifikation heißt das! ^^ Ich hatte noch Metapher gesagt.

Was auch üblich ist, die Formulierung "Hoffnung keimt auf". Dabei ist die Hoffnung ja auch keine Pflanze.
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Minerva
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Beitrag30.05.2022 10:47

von Minerva
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Wohlstandskrankheit hat Folgendes geschrieben:
Stimmt, Minerva, Personifikation heißt das! ^^ Ich hatte noch Metapher gesagt.

Was auch üblich ist, die Formulierung "Hoffnung keimt auf". Dabei ist die Hoffnung ja auch keine Pflanze.


Ja, Metapher reicht auch, finde ich. Ich nutze das auch immer als Allgemeinbegriff. Besser wenn man sie anwenden kann, als alle Stilmittel zu kennen. Gute Stilmittel sind nach meiner Analyse oft mehrschichtig und entziehen sich der exakten Aufschlüsselung.

Aber wie gesagt: gerade die Personifikation (oder deren Abwandlungen) war eines der häufigsten Stilmittel.
"wo sich die Sonne nur auf Zehenspitzen hineintraute"

Zitat:
Ein Turm mit Zinnenkranz bewachte die Einfahrt.

Es ist zwar keine neuartige Wendung, aber gefällt mir immer noch sehr viel besser, als der Versuch, sprachlich alles auf Realismus zu trimmen.
Man könnte es noch ausbauen, um dem eine individuelle Note zu geben.
z.B. "Seine dunklen Fenster starrten mich an."
Das ist kein ausgereiftes Beispiel, also nicht lachen bitte, es ist nur ein Beispiel, auf welche Art man selbst seine Note dazusetzen könnte. Solche Sprachbauten sind auch das, wofür man am längsten benötigt, weil man sehr viel daran feilen muss, bis sie sowohl treffend, individuell als auch schön werden.

Ich finde das gut, macht bitte mehr davon. Realismus habe ich genug in der Realität.


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