Arbeitslosigkeit und Stimmungsbild 1980er Jahre

[BerndHH]

Hallo liebe Leute,

könnte mir jemand von Euch bitte auf die Sprünge helfen?

Gemäß Statistik war die Arbeitslosenquote Mitte der 1980er Jahre recht hoch.
Wie ist das im zeitlichen Hintergrund einzuordnen?

Gab es damals schon die soziale Hängematte? Geschichten wie Florida-Rolf, also im Ausland lebende Deutsche, die Stütze kassieren kamen meines Wissens erst in den 1990er Jahren hoch. Wie gesagt, es ist die Welt VOR Hartz IV. Wie war es? Wie war der Lebensalltag von Arbeitslosen in Großstädten z.B.

War es eine strukturelle Arbeitslosigkeit? War die Chance von Langzeitarbeitslosigkeit hoch?

Wenn ich mich recht erinnere, dann ging es für viele von der Hauptschule, Realschule allein durch Mangel an Lehrstellen direkt zur Stütze, also Arbeitsamt.
Gibt es vielleicht gute Berichte aus der damaligen Zeit oder vielleicht auch Literatur, die diese Zeitepoche  gut gekennzeichnet haben?

Ja, ich weiß, man muss stark differenzieren. Arbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit, Arbeitslosigkeit in West-Berlin, Wanne-Eickel, etc. viele regionale Nuancen und daher kann man keine allgemeingültige Aussage treffen.

Aber vielleicht könnt Ihr mir Hinweise geben, wie man sich dieser Thematik am besten nähert.

Vielen Dank!

[BerndHH]

Vielleicht sollte ich es eingrenzen. Rund um das Volkswagenwerk in Wolfsburg war die Beschäftigungslage sicherlich sehr gut. Boom bei der VW-Golf - oder Passatherstellung, auch für ungelernte Arbeiter. Abschreckend höchstens durch Schichtarbeit.

SPIEGEL 1986: Fiktive Sekunde. Mit Scheinarbeitslosen machen sich clevere Personalmanager das Vorruhestandsgesetz zunutze.
SPIEGEL 1986: Wer isses bloß, der sich so was leisten kann. Früher stanken wir nach Salamanda. Heute duftet alles nach Dschill Sanda.
SPIEGEL 1986: Beil in der Tür. Hamburg-Hafenstraße - Brutstätte von Gewalt und Kriminalität.
SPIEGEL 1986: Wirtschaftstreit: Der Dollar ist die Waffe. Die Deutschen sollen, so fordert Washington, mehr für ihr Wirtschaftswachstum tun.
SPIEGEL 1986: Häßlich, gewalttätig und brutal. Der rechte Flügel der westdeutschen Jugendszene: die Skinheads.
SPIEGEL 1985: Bonn hat bis heute kein Konzept. Oskar Lafontaine über Geldnot des Landes und Arbed Saarstahl
SPIEGEL 1985: Mit Überstundenverbot viele neue Jobs
SPIEGEL 1985: Akademiker: Schotten dicht. Wer eine Universität besucht, riskiert den Weg in die Sackgasse. Überfüllte Universtitäten Arbeitslosen-Zwischenlager
SPIEGEL 1985: Das ist der Weg zurück ins 19. Jahrhundert. FDP-Generalsekretär Haussmann: Stehen hohe Löhne der Vollbeschäftigung im Weg? Die Arbeit geht nicht aus, sie ist zu teuer.
SPIEGEL 1985: Jugend im Knast: Wir bunkern die weg.
SPIEGEL 1985: Dat Leben lohnt nicht mehr. Alltag alleinstehender Menschen in der Großstadt. Köllner-Südstadt. (BAP: Südstadt verzell nix)
SPIEGEL 1985: Nur jedem Dritten ist ein Arbeitsplatz sicher.
SPIEGEL 1985: Ausländer. Offenes Bekenntnis. Unionspolitiker wollen den Andrang der Asylbewerber aus der Dritten Welt stoppen. Sozialdemokraten möchten Polen zurück in ihre Heimat schicken.
SPIEGEL 1985: Doppelte Buchführung. In den Altenkassen fehlen Milliarden, die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordhöhe.
SPIEGEL 1985: Urlaub null. Bombe weg, ich geh' im Park. Dauerarbeitslose im Ruhrgebiet.
SPIEGEL 1984: Viele wichtige Märkte sind gesättigt. VEBA-Vorstand über Wachstum, Beschäftigung und Konjunktur.
SPIEGEL 1984: Schlichte Buchführung. Bonns Bildungsministerin Dorothee Wilms hat ihre positive Ausbildungsbilanz für 1984 geschönt.
SPIEGEL 1984: Nord-Süd-Gefälle. Armes Norddeutschland und reiches Süddeutschland?
SPIEGEL 1984: Kein Geld, kein Spaß, wozu noch leben? Neue Armut in der Bundesrepublik. In Westdeutschland, einem der reichsten Länder der Welt, gibt es trotzdem soziales Elend. Bonner Sparbeschlüsse - weniger Unterstützung als 1982. Mehr als 1,8 Millionen Erwerbslose geben beim Arbeitsamt leer aus.

Neue Armut in der BRD ist wahrscheinlich das richtige Stichwort. Demnach sollte ich meine Recherche aufbauen.

[Pickman]

Hi Bernd,

hier im Forum sind genug Leute unterwegs, die die Stimmung der 80er geatmet haben. Frag doch mal rum, wie es denen so ergangen ist in den 80ern mit Hinblick auf gegebene oder drohende eigene Arbeitslosigkeit.

Cheers

Pickman

[BerndHH]

Hi Pickman,

ja, das stimmt natürlich.
Wahrscheinlich ist die Thematik auch viel zu allgemein und zu nichtssagend.
Die Lebensrealität der Menschen in Kiel, wenn sie ihren Job bei der Howaldtswerke-Deutsche Werft losgeworden waren, ist mit der Situation im Ruhrpott beim Schließen von Zechen nicht vergleichbar.

Ich habe mir mal den SPIEGEL-Artikel »Urlaub null, Bombe weg, ich geh' im Park« von 1985 durchgelesen - HOCHINTERESSANT !!!
Viele Probleme ähneln auch der heutigen Zeit, man muss da aber viel tiefer einsteigen.

Man muss aber wahrscheinlich feststellen, dass die Regionalität damals eine andere war, da die Globalisierung und Uniformisierung in den 1980ern noch nicht so stark war wie 40 Jahre später aber das ist natürlich auch eine Binsenweisheit.