18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> DSFo Wettbewerbe -> Phantastisch!
En Perdition


 
 
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag31.03.2022 20:00
En Perdition
von d.frank
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe die Hälfte der Fahrt schon hinter mich gebracht, als das Schaukeln der Gondel aussetzt. Da ist der gewohnt scharfe Windzug, der, weil ich die Musik pausiert habe,  jetzt  kräftig am Metall rüttelt. In der ungewohnten Bewegungslosigkeit wird die Stille laut, kurz darauf von einem Räuspern ausgesetzt.
"Mama, stecken wir jetzt fest?"
Feststecken, das Wort perlt mir auf der Zunge nach.
"Ach nein, es geht bestimmt gleich weiter, Lina."
Ich konzentriere mich auf das Meer an Baumkronen, langgestreckt unter uns. Waldbühnenbilder würden die Prospekte sagen, aber weil es Herbst ist, finde ich, dass sie wie welk gewordener Kohl aussehen.
"Da könnte sie aber recht haben", sagt einer der anderen Passagiere und ich breche mit meinen Gewohnheiten, sehe dort eine Mutter die schmale Tochter am Arm fassen: "Setz Dich bitte hin, Lina!"
"So, die Fahrt endet hier, einmal alles aussteigen, bitte." Lautes Gelächter, jugendlich. Ich lasse die Kopfhörer wieder in meinen Ohren verschwinden. Aber weil der Stillstand noch weiter anhält, kann die Musik nicht mehr zu mir durchdringen. Eine Pause zwischen den Titeln, ein Anflug von Kopfschmerzen, dann eine mädchenhaft turtelnde Stimme: "Und? Siehst du was?"
Aus den Augenwinkeln sehe ich jemanden sich nach draußen lehnen und höre, wie dieser jemand die Frage mit einem knappen Nö pariert.
"Mir ist kalt", sagt das Kind, zu seiner Mutter. Aus den Lautsprechern tönt eine Durchsage: "Werte Fahrgäste, es gibt ein Problem mit der Technik, deshalb wurde die Weiterfahrt kurzzeitig ausgesetzt."
Hinter mir reges Füße scharren.
"Hören sie doch mal auf, so zu wackeln!"
Jemand spricht gegen den Wind an: "Ja, wir sitzen anscheinend hier oben fest."
"Das heißt dann wohl abwarten."
"Können wir Papa anrufen?"
"Keine Angst, die reparieren das."
"Ich habe keine Angst", sagt die Tochter, zu dem Ehemann und in meiner kurz zurückgewonnenen Stille, weiß ich genau, dass beide gelogen haben.                                                                                                                                                                                                                
Ich bemerke nicht zum ersten Mal und weil ich mich darauf versteife, dass die Masse an wogenden Wipfeln schäumt: winzige Felder, die aufreißen und sich dann schon wieder zusammenschmiegen, und wenn es die sanfte Tiefe hätte,  die es so selbstverständlich ausstrahlt,  dann fände ich endlich auch Mut für mein Vorhaben.
"Am Ende holen die noch so´n fettes Kissen und wir springen alle."
"Dann gebe ich mir aber vorher den Havanna auf ex."
"Mama, darf ich bitte einen Keks haben?"
Die Mutter sucht lange, weil fahrig in ihrem Gepäck und dann sehe ich, dass es ein Butterkeks ist und dass die Ärmel der Jacke des Mädchens zu lang sind. Hinter mir ist es ruhig geworden, der Lausprecher knarzt: "Wir müssen um ihre Geduld bitten."
"Schön und wie lange sollen wir jetzt hier ausharren?" fragt die kurzgelockte Frau, an ihren Mann gewandt.
"Entweder finden sie den Defekt oder die Feuerwehr rückt an", sagst du und ich bin ehrlich überrascht. Schon im nächsten Moment,  bin ich mir sicher, dass das niemals gut ausgehen wird.
"Ich weiß, was du jetzt denkst.", sagst du und lässt dir nichts anmerken.
"Weißt du eigentlich wie sich das anfühlt?", denke ich fragend.
"Es tut mir leid, dass ich nichts mehr fühlen kann."
Ich zucke die Schultern, weil du mich wütend machst.  All die Male, die ich hier auf dich gewartet habe. Du, mit deiner weit ins Gesicht gezogenen Kapuze und den strohigen, aschblonden Haaren. Wir beide, wie früher, wenn wir uns schweigend gegenübersitzen und gemeinsam den Blick über die Wipfel gleiten lassen. Du legst deinen Kopf ein bisschen schief und lächelst mich an. Ich möchte dich so gern herüberretten. Den Arm ausstrecken und meine Hand an deine Wange legen, aber ich tue es nicht,  zu viel Angst, es würde uns noch erschrecken.
"Warum ausgerechnet jetzt?"
"Ich musste warten, bis alles stillsteht."
Damit kann ich nichts anfangen und ich möchte sagen, dass sich schon lange nichts mehr bewegt, aber du unterbrichst mich: "Lass uns nicht streiten, Maja, bitte. Wer weiß, wie viel Zeit wir noch haben."
Es klingt so eingeübt, dass mich einen Moment das Gefühl beschleicht. Dass du nicht echt bist und dass du nur nickst, ganz undeutlich, weil ich mir auch das nur eingebildet habe.
"Ok, dann bin ich ein Hirngespinst."
Die Art, wie du das sagst, das Wort, das du benutzt hast, lässt mich von dir abrücken,  aber da ist nichts, zu dem ich mich hinwenden könnte, das intensiv und klar genug ist. Nur der Wind, der sich schon wieder legt, die Stimmen, in ihrem fremden Gewirr und das ehemals wogende Meer, das sich als welkes Blattwerk herausstellt.
"Es ist eine Frage des Blickwinkels. Was immer du dir ausmalst, geschieht. Vielleicht hast du diesen Stillstand also selbst provoziert."
"Wenn ich dazu wirklich die Macht hätte..."
"Was würdest du dann damit anfangen?"
"Ich würde machen, dass du nicht stirbst!"
"Wir wissen beide, dass ich schon gestorben bin."
Wie du das sagst und wie ich mich dabei in dir verliere, bemerke ich, dass deine Mimik erstarrt, die graue Haut schroff und zerklüftet ist. Deine Augen haben ihre Wärme verloren, dein Blick scheint leer und gleichzeitig  unnachgiebig.
"Du machst mir Angst", sage ich, obwohl ich mir nichts mehr gewünscht habe, als dass du kommst und diese Ewigkeit aufhebst.
"Das tut mir leid, das wollte ich nicht." Ein vertrautes Lächeln mischt sich wieder in die klaffende Harmonie deiner ausdruckslosen Züge:"Letztendlich, Maja, bin auch ich nur das, was du in mir zu sehen bereit bist."
Irgendwo schnürt es, irgendwo zwischen Schlüsselbein und Speiseröhre. Das geht vorbei, denke ich hastig und sehe wie du vor meinen Augen schwindest. Die Luft verwirbelt Dich, trägt dich in winzigen Teilchen so weit von mir fort, dass sich nichts mehr fassen, und nichts  mehr atmen lässt.  
So muss es also gewesen sein, und dieser erste Gedanke überrascht mich nicht. Immer weniger, was noch ankommt, immer weniger Kraft und Klarheit. Ein Stillstand, der in den Körper fährt und sich ungehindert darin ausbreitet und wie ich Dich loslassen musste, mit dieser Lüge, dass alles schon wieder gut werden wird.                                                                                                                                                           Dann wogt es.  Als würde das Blättermeer tosen. Schlingern und Gischt.  Rufe werden vom Sturm zerschnitten, getragen und holen mich wieder an Deck. Ich atme und atme Luft, auch wenn das gierig ist. Die Gondel setzt an und findet in einen ruhigen Lauf nach unten, die Konstruktion rastet ein und gibt frei, was schnell auf den Beinen ist.
"Mama, wo ist denn die Frau geblieben?" fragt eine schmale Tochter, in der Hand den Rest eines Butterkekses.
"Welche Frau meinst du, Lina?", fragt eine erleichterte Mutter zurück.
"Die schwarze Frau mit dem schmutzigen Gesicht."
Kurz scheint die Mutter wieder erschüttert, aber weil sie dann nichts zu sagen weiß, schweigt sie und drückt ihre Tochter an sich.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag01.04.2022 13:53

von Stefanie
Antworten mit Zitat

Ein Meer aus Baumkronen, schöne Abwechslung von den anderen Geschichten. Ich finde es ein wenig verwirrend, weil ich nicht weiß, wer mit wem spricht, aber die unwirkliche, leicht bedrohliche Stimmung gefällt mir.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag01.04.2022 17:14

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

ehrlich gesagt, kann ich nicht genau sagen, was mir an der Geschichte gefällt. Andererseits auch nicht wirklich, was mir nicht gefällt.
Es entsteht eine melancholische Stimmung, die sicher Absicht ist und dennoch bekomme ich nicht mehr als diese Verbindung zur Geschichte. Gibt es einen tieferen Sinn? Vermutlich. Konnte ich den herauslesen? Tut mir leid, das konnte ich nicht.
Du lässt mich nur mit der Stimmung zurück. Das ist doch eigentlich gut, aber es fühlt sich nicht so an.

Liebe Grüße,
Pheno.


_________________
Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
DSFo-Sponsor


Beitrag01.04.2022 21:37

von Minerva
Antworten mit Zitat

Zitat:
Feststecken, das Wort perlt mir auf der Zunge nach.

Sehr schön!

Ein Meer an Baumkronen ist eine sehr kreativ und weit gefasste Idee von Meer, überraschend anders.

Hier ist zu Anfang ein Fehler unterlaufen, ich halte nämlich die Mutter für die Erzählerin bzw. Perspektivfigur, eventuell sogar die Tochter (denn das Wort perlt auf der Zunge nach) - da hätte noch ein Satz hingemusst. Denn als die Mutter dann wieder spricht, fällt mir erst auf, dass sie nicht die Erzählerin ist. Zudem wiederholt sie den Name des Kindes zum zweiten Mal, ein Trick, damit Leserly weiß, wer gemeint ist. Kommt aufgrund des Fehlers, wäre vermeidbar gewesen.

Perspektive:
Zitat:
sagt die Tochter, zu dem Ehemann

Es ist ja nicht ihrer! Plus: überflüssiges Komma.

Zitat:
Füße scharren
= Füße-Scharren

Es sind auch immer mal wieder zu viele Leerzeichen zwischen Wörtern, das unterstreicht den Eindruck einer gewissen Fahrlässigkeit, mangelnden Überarbeitung.

Zitat:
Ich bemerke nicht zum ersten Mal und weil ich mich darauf versteife, dass die Masse an wogenden Wipfeln schäumt

Schreibfehler oder geschraubt ausgedrückt?

Einerseits finde ich, dass Talent für Sprache vorhanden ist, andererseits fehlt mir hier die Versiertheit dafür, den passenden Ausdruck zu finden, die Perspektive rechtzeitig klarzustellen.
Ich würde empfehlen, darauf in Zukunft zu achten. Die Sprachspielereien und die Fantasie sind vorhanden, funktionieren, sehr positiv, aber hakelt eben dort, leider.

Zitat:
Die Mutter sucht lange, weil fahrig in ihrem Gepäck

Hier auch, da liegt es aber am fehlenden Komma nach "fahrig.
Zitat:

"Ich weiß, was du jetzt denkst.", sagst du

Kein Punkt, niemals, wenn Redebegleitsatz folgt.
Was ich auch schwierig finde, ist, dass plötzlich die zweite Person aufploppt.

Zitat:
"denke ich fragend. "

Auch seltsam.

Ich weiß, ich mecker jetzt gerade viel, aber schau:
Zitat:
Nur der Wind, der sich schon wieder legt, die Stimmen, in ihrem fremden Gewirr und das ehemals wogende Meer, das sich als welkes Blattwerk herausstellt.

Das ist schön, es gefällt mir. Ich hoffe, du achtest vielleicht in Zukunft auf die oben genannten Dinge.

Zitat:
fragt eine erleichterte Mutter zurück.

ungeschickt formuliert, Perspektivfehler
fragt die erleichtert wirkende Mutter zurück.

Es wurde mir eben zu verworren, auch, weil Grundregeln nicht eingehalten wurden. Leider kann ich keine Punkte vergeben, habe aber die Sprachspiele und die Idee genossen, vielen Dank.


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 742
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag02.04.2022 13:21

von Globo85
Antworten mit Zitat

Unterhalten sich zwei Geister in einer Gondel …

Vorgaben:
Enge Kiste. Phantastisch: sowas von ja. "Fern der letzten Ufer"? (Für mich) Eher nein und "auf dem Meer" … Puh, ging zwar bei der Wettbewerbsleitung durch, aber bei mir nicht. Selbst wenn das "Waldmeer" als Meer zählte, wäre es ja immer noch über dem Meer und nicht auf dem Meer. Für mich daher: Thema verfehlt.

Eindrücke:
Gewollt schwer und melancholisch, dabei wirkt die Sprache manchmal über die Maßen kompliziert für einfachste Dinge. Dem Inhalt scheint mir das an manchen Stellen nicht angemessen. Ein paar Flüchtigkeitsfehler helfen dann leider auch nicht dabei den Text lesbarer zu machen.

Lieblingsstelle:
Zitat:
"Ich habe keine Angst", sagt die Tochter, zu dem Ehemann und in meiner kurz zurückgewonnenen Stille, weiß ich genau, dass beide gelogen haben.


Fazit:
Keine Punkte.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag02.04.2022 17:57

von hobbes
Antworten mit Zitat

Irgendwie geht die Geschichte an mir vorbei. Berührt mich nicht. Ich weiß gerade (noch) nicht, warum das so ist, aber es ist so. Vielleicht, weil die Gewichtung nicht stimmt. Zu viel drumherum, zu viele Menschen und zu wenig von denen, die eigentlich Hauptpersonen sind. So, dass die gar nicht richtig zu mir durchdringen, mir somit irgendwie "egal" sind.

***

Und nun passiert wieder das Wunder des Wettbewerbs: auf einmal steht die Geschichte doch mit zwei Punkten da. Wie das? Hauptsächlich, weil Bäume vorkommen smile


_________________
Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag02.04.2022 19:42

von Heidi
Antworten mit Zitat

Die Ich-Person erlebt den ultimativen Stillstand während einer Fahrt mit einer Gondel. Das Blättermeer unter ihr und allen anderen Insassen wogt lebendig, wenn auch äußerlich etwas mitgenommen, welk, herbstlich verfärbt und runzelig.

Und dann gibt es noch die Du-Person; zwischen ihr und Ich lebt ein ebensolcher Stillstand, wie bei der Gondel selbst. Etwas scheint nicht mehr richtig zu laufen zwischen den beiden. Es bleibt offen, ob es tatsächlich der nahe Tod der Du-Person ist, oder es sich um eine Trennung handelt oder einfach um einen Stillstand in der Beziehung - nach langer Zeit zusammen wird so eine ja auch mal etwas kühl und distanziert.
Was nun genau diesen Stillstand ausmacht ist aber nicht zwingend wichtig zu wissen, vielmehr ist es sogar schön, dass ich hier meine eigenen Gedanken dazu produzieren darf.

In diesem Text lebt vieles zwischen den Zeilen. Das Meer aus Grün vermittelt etwas Fahles, Abgestandenes als würde ich Omas Kleiderschrank öffnen. Und dass, obwohl es doch in Bewegung ist - ganz anders als die Gondel, in der aber auch Menschen drin sind, die eigentlich in Bewegung sein sollten.
Und dann kommt der Stillstand zwischen Ich und Du und trotzdem die Sehnsucht, die die Ich-Person ausstrahlt, denn sie würde ja gerne wie früher die Hand an Dus Wange legen, was dann doch nicht mehr geht.

Da ist sehr viel Melancholie im Text; ich darf also ganz viel mitfühlen und das tue ich wirklich gerne.
Ganz besonders deshalb, weil der Text sprachlich absolut überzeugt. Für mich eigentlich mit einer der besten Texte, deren Sprache ich am liebsten mag.
Was ich weniger mag ist der Titel - zumindest in französischer Form. Das wirkt auf mich als zu gewollt. Ich frage mich: Warum nur? So ein toller Text und dann der Titel.
Außerdem wird die Uferlosigkeit aufgrund des fehlenden echten Ozeans nicht deutlich genug für mich. Auch in der metaphorischen Betrachtung nicht, die ich in diesem Fall ja automatisch anwende. Der Text sorgt vielmehr für eine Stimmung von Melancholie, Stillstand, Trennung.

Zitat:
Nur der Wind, der sich schon wieder legt, die Stimmen, in ihrem fremden Gewirr und das ehemals wogende Meer, das sich als welkes Blattwerk herausstellt.


Diesen Satz habe ich herausgepickt, weil damit einfach klar wird, wie Sprache zu einem Bild werden kann. Es ist sofort da. Ein inneres Bild das sich bewegt. Es sind Töne vorhanden, Farben vorhanden, Konturen und dadurch ergibt sich etwas Bewegliches als hätte ich einen Film vor mir - nur besser. Und das in einem Satz.

Zitat:
Die Mutter sucht lange, weil fahrig in ihrem Gepäck und dann sehe ich, dass es ein Butterkeks ist und dass die Ärmel der Jacke des Mädchens zu lang sind.


Obwohl ich sagen muss, dass ich den hier eigentlich noch sehr viel besser finde. Er sagt viel über die Ich-Person. Die sensible Wahrnehmung von jener - sie macht deutlich, was die Mutter fühlt und was außen passiert.

Dieses Wechselspiel von innen und außen finde ich an deinem Text wirklich wundervoll.

Deshalb gibt es auch sechs Punkte.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
M


Beiträge: 340



M
Beitrag03.04.2022 08:23

von Murnockerl
Antworten mit Zitat

Gut geschrieben auf jeden Fall. Das Thema würde ich aber eher nicht als erfüllt ansehen. Die Handlung fand ich fließt dahin, aber hat mich nicht ganz packen können. Das mag allerdings mein persönlicher Geschmack sein, denn mir liegen Geschichten mit diesem - doch immer wieder mal vorkommenden - Thema nicht besonders.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag03.04.2022 17:22

von Abari
Antworten mit Zitat

Der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber schreibe ich zu Anfang eine Kürzestzusammenfassung, damit ich mich dann beim Bewerten besser orientieren kann:

Eine Seilbahnfahrt über das Blättermeer hinweg lässt ein Pärchen [?], wovon die Frau bereits gestorben ist und sich nun in der Seilbahn befindet, ein kurzes Wiedersehen feiern, während es zu einem technischen Aussetzer kommt.

Die Idee ist hübsch und hat Potential. Leider funktionieren  zwei Sachen für mich nicht:

Seilbahnen schweben mW hoch über dem Wald -> Hier schleift sie geradezu darüber.
Und die Bezüge sind mE bei diesen wörtlichen Reden teilweise unklar und ungeklärt.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3210
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag04.04.2022 13:20

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Nette Geistergeschichte, wirklich. Mit Ufern hat sie meiner Meinung nach jedoch nichts zu tun. War das eine mehr oder weniger bereits vorhandene Geschichte/Idee, in die du das Blättermeer eingebaut hast?

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag04.04.2022 20:24

von Jenni
Antworten mit Zitat

Eine Gondelfahrt am Berg, die metaphorisch mit einer Seefahrt gleichgesetzt wird, indem die Baumkronen wie Gischt aussehen. Das ist schon mal eine halbwegs abstrakte Umsetzung des Themas. Weil du dich über diese Metapher hinaus kaum auf das Thema beziehen zu scheinst, ist mir das ein bisschen wenig, jetzt in Bezug auf die Vorgaben. Die Beschreibung der Landschaft per se finde ich gelungen.

Meine Schwierigkeit ist, meine ich, die Perspektive. Da anfangs die Worte auf der Zunge der Ich-erzählenden Person nachperlen, nehme ich an, es sind ihre eigenen Worte, jedoch hört sie einem fremden Gespräch zu, wie später deutlich wird.
Aus dem Gespräch erfahre ich, dass man sich am Abgrund befindet und Angst angesagt ist, denn die Gondel sei zum Stillstand gekommen, man sitze fest. Den Stillstand nutzt ein Geist, ein verstorbenes Du, sich mit der Ich-Erzählenden Person auszutauschen (auch das muss ich mir aber im Verlauf erst verdienen zu verstehen). Es könnte auch eine bloße Erinnerung sein, die sich ob der Situation einstellt, dann wäre da gar nichts phantastisches dran, doch das fremde Mädchen hat „die schwarze Frau“ auch gesehen. Aus dem Austausch erwächst jedoch nichts, er dreht sich nur um die Anwesenheit oder Abwesenheit der schwarzen Frau, und dann ist sie schon wieder weg.

Mich erreicht das nicht wirklich, was durchaus daran liegen mag, dass ich es schwer begreiflich fand, wer da was erzählt und wer spricht, und sich dadurch Stillstand und Stille für mich nicht eingestellt haben, wo der Text sie offensichtlich vorsah. Ein wenig mehr Klarheit zu Beginn, dann würde das womöglich funktionieren, und dann mag da ein Moment entstehen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag04.04.2022 23:08

von tronde
Antworten mit Zitat

Hallo!

Es waren durchweg gute Texte und aufgrund ihrer Verschiedenheit ist es mir sehr schwergefallen, sie gegeneinander abzustufen. Verschiedene Genres, verschiedene Ansätze von „Phantastik“, je nachdem, wo ich den Schwerpunkt hingelegt habe, war die Reihenfolge dann wieder eine andere.

Deiner hat es nicht in die Punkte geschafft.

Nach der minimalistischen Definition der Phantastik einer der wenigen phantastischen Texte, in dem also unklar bleibt, ob wir uns in der Realität oder in der Welt des Wunderbaren befinden, also im Phantastischen bleiben. Hat sie eine Vision oder sieht sie einen Geist?
Der letzte Teil mit der Ausage des Kindes zur schwarzen Frau führt den Text dann ins Wunderbare.
Die Idee mit dem Baummeer sticht aus den ganzen Wassermeeren heraus.
Eher ein ruhiger Text über Suizid?
Und obwohl das bislang alles positiv war, hat mich der Text nicht ausreichend mitgerissen, um in die Punkte zu kommen. Das "Fern der Ufer" ist mir zu abstrakt.
Eine objektivere Begründung kann ich leider nicht bieten.

Danke für den Text!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag05.04.2022 03:11

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Mein lieber unbekannter Autor,

Kraft meines Amtes als Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum jenseits des Schwarzen Lochs muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Geschichte weder in irgendeiner für mich erkennbaren Form auf dem Meer spielt (scheint eher eine Seilbahn zu sein und ein Meer aus Baumkronen macht noch keine "auf dem Meer"-Geschichte) noch irgendeinen für mich erkennbaren Sinn ergibt. Ich hab den Eindruck, auch Sie haben zu tief ins Schwaze Loch geschaut werden. Shocked Moment.

Paar spontane Leseeindrücke, direkt beim ersten Lesen geschrieben, zwischendurch:

Zitat:
In der ungewohnten Bewegungslosigkeit wird die Stille laut
Haben Sie wirklich die unglaubliche Anmaßung begangen, hier absichtlich die Vorgaben vom letzten Wettbewerb aufs Korn nehmen zu wollen?

Zitat:
Feststecken, das Wort perlt mir auf der Zunge nach.
meine verknotet sich da gerade

Zitat:
Aus den Augenwinkeln sehe ich jemanden sich nach draußen lehnen und höre, wie dieser jemand die Frage mit einem knappen Nö pariert.
Ich diesen Satz auch.

Zitat:
Hinter mir reges Füße scharren.
Nicht nur Kommasetzung, auch Getrennt- und Zusammenschreibung ist etwas dürftig für einen Wettbewerbstext.

Zitat:
Jemand spricht gegen den Wind an: "Ja, wir sitzen anscheinend hier oben fest."
Oh, die haben Captain Obvious dabei …

Zitat:
Die Mutter sucht lange, weil fahrig in ihrem Gepäck und dann sehe ich, dass es ein Butterkeks ist und dass die Ärmel der Jacke des Mädchens zu lang sind.
Ähhh  … okay … WTF???

Zitat:
"Ich weiß, was du jetzt denkst.", sagst du und lässt dir nichts anmerken.
Wer ist denn jetzt du??? Wechsel in 2.Person Perspektive? Ich hab den Eindruck, das kann nicht mehr Absicht sein. Okay, soll es wohl doch, aber das ist nicht kryptisch, das ist einfach nur wirr. Und ungekonnt geschrieben obendrein.

Sorry, ich gebe es auf und schenke mir den Rest (womit ich Anmerkungen zum Text meine, gelesen habe ich ihn, mehrfach sogar). Ich denke, hier gilt die Regel: Bevor man alle Regeln brechen kann, sollte man sie erst einmal beherrschen.

Mit verdammenden aber aufmunternden Blicken,
Ihr unfreundlicher Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum

Ich spüre es. Weiß oder hellgrau wie der Nebel, und er wird immer mehr gelichtet. Wer kann sich schon der Neugier entziehen? Fragmente setzen sich zusammen, werden zusammengesetzt, und geben mir Form. Ich lebe.

Hallo Leute, Veith hier. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist, anscheinend wurde mein Konto gekapert, dabei war mein Passwort so sicher! Tut mir leid, wird nicht wieder passieren, ich habe es jetzt durch ein noch sichereres ersetzt. In der Zwischenzeit hat irgendeine seltsame Entität die Kommentare und Bewertungen für mich übernommen. Kommt wohl dabei raus, wenn hier so viele im Vorfeld mit Schwarzen Löchern rumgespielt haben. Weil ich zu faul war, selbst noch was zu schreiben, habe ich die gehackten Kommentare und Bepunktungen so stehenlassen – ich bin sicher, dieses Wesen hat bestimmt nichts böse gemeint und wollte nur spielen.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag06.04.2022 10:18

von Gast
Antworten mit Zitat

Eine Bergbahnfahrt im Herbst. Durch einen technischen Defekt hält die Bahn an. Die Ich-Erzählerin, Maja, wird in diesem Moment von dem Geist ihrer Mutter(?) konfrontiert. Die beiden führen, von den anderen Passagieren außer einem kleinen Mädchen (implizite Referenz auf "The Sixth Sense"?) unbemerkt, ein Gespräch, in dem unausgesprochene Vorwürfe angedeutet werden.

Vorgabentreue: Der einzige Text, der statt einem Meer aus Wasser ein Meer aus rauschenden Baumkronen als setting wählt. Das hat was, aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie in dieser Deutung der Satz "Rufe werden vom Sturm zerschnitten, getragen und holen mich wieder an Deck." zu verstehen ist. Was ist das für eine Gondel, das über ein Waldmeer fährt, aber ein Deck hat? Das Deck kann ja nicht die Ausstiegsplattform sein, weil die Gondel erst im Folgesatz "ansetzt."

Generell habe ich Schwierigkeiten, zu diesem Text einen konsistenten Bezug zu finden. Ich vermute, dass hinter den "auf zu neuen Ufern" die Loslösung von Maja von der nicht enden könnenden dysfunktionalen Beziehung zu ihrer Mutter steht, aber der Text ist generell sehr vage und offen. Vielleicht liege ich auch komplett daneben mit meiner Deutung.

Ausgestaltung: Das ist mal eine gehaltvolle Idee und ein Text, der zum Knobeln einlädt, aber mit Fehlern (z.B. die völlig fehlgeleitete Zeichensetzung im recht zentralen Satz ""Ich habe keine Angst", sagt die Tochter, zu dem Ehemann und in meiner kurz zurückgewonnenen Stille, weiß ich genau, dass beide gelogen haben. ")

Einen Bonus schon Mal dafür, dass die Aufgabenstellung kreativ an ihre Grenzen getrieben wurde, ohne dass es den Eindruck macht, die Vorgaben seien auf einen vorhandenen Text umgebogen worden. Weitere Punkte für die Knobelaufgabe (bis einen Tag vor Rezensionsschluß war dieser Text für mich so eine harte Nuss, dass ich schon eine kurze "keinen Zugang, sorry" Ablehnung frankiert und zugeklebt hatte). Mehr geht wegen der handwerklichen Probleme und der starken Konkurrenz nicht, sorry...

Heiteres AutorInnenraten: Hobbes? Oder vielleicht Katinka2.0?
Nach oben
John McCrea
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 50
Beiträge: 152
Wohnort: OWL


Beitrag06.04.2022 17:01

von John McCrea
Antworten mit Zitat

Anspruchsvoll zu lesender Text, schwer zu erfahren, wenn man zügig liest.
Die vermittelten Bilder konnte ich nur schlecht in mir plausibel erstellen.
Handelnde Personen sind mir beim schnellen Lesen schlecht unterscheidbar gewesen.
Positiv: Die Sterbens/Todesstimmung kam in mir auf.
Der Kniff mit der persönlichen Anrede, lässt mich ein wenig zwiespältig zurück


_________________
Italian Leather Sofa
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.04.2022 13:07

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour En PerditInko

ich vermute eine Geister-Geschichte in einer Gondel.
Zitat:
"Ich würde machen, dass du nicht stirbst!"
"Wir wissen beide, dass ich schon gestorben bin."


Zitat:
und sehe wie du vor meinen Augen schwindest.

aber so richtig spürbar ist dieses Element nicht und ich frage mich, woher kommt plötzlich dieses "du":
Zitat:
"Entweder finden sie den Defekt oder die Feuerwehr rückt an", sagst du und ich bin ehrlich überrascht. Schon im nächsten Moment,  bin ich mir sicher, dass das niemals gut ausgehen wird.
"Ich weiß, was du jetzt denkst.", sagst du und lässt dir nichts anmerken.

Eine Motivation für den Geist/seine Erscheinung bleibt unklar.

Die Erzählerin selbst erreicht mich mit ihren Äußerungen leider auch nicht. Es wird versucht dramatisch zu klingen,
Zitat:
Feststecken, das Wort perlt mir auf der Zunge nach.


es werden Bewertungen getätigt, deren Motivation/Grundlage aus dem Zusammenhang unklar bleibt:
Zitat:
"Ich habe keine Angst", sagt die Tochter, zu dem Ehemann und in meiner kurz zurückgewonnenen Stille, weiß ich genau, dass beide gelogen haben.  

Vor allem, welcher Ehemann?

und wenn schon erwähnen:
Zitat:
weil ich die Musik pausiert habe,


kann die Musik natürlich nicht durchdringen:
Zitat:
Ich lasse die Kopfhörer wieder in meinen Ohren verschwinden. Aber weil der Stillstand noch weiter anhält, kann die Musik nicht mehr zu mir durchdringen.

weil sie ja pausiert ist.

Hier musste ich schmunzeln:
"Weißt du eigentlich wie sich das anfühlt?", denke ich fragend.
Fragend denken mit direkter Rede.
Funktioniert für mich nicht.

Zitat:
Dann wogt es.  Als würde das Blättermeer tosen. Schlingern und Gischt.  Rufe werden vom Sturm zerschnitten, getragen und holen mich wieder an Deck. Ich atme und atme Luft, auch wenn das gierig ist. Die Gondel setzt an und findet in einen ruhigen Lauf nach unten, die Konstruktion rastet ein und gibt frei, was schnell auf den Beinen ist.

Welches Deck?

Es tut mir leid. Die Erzählerin erreicht mich mit ihrer bildhaften Sprache leider nicht, mir ist das ganze zu erzwungen und konstruiert, das Drama und das Verfasste zu distanziert erzählt und zu unmotiviert.
Im Vergleich haben mich andere Beiträge mehr überzeugt: zéro points.


Merci beaucoup
Constantine[/quote]
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3379
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag08.04.2022 10:27

von Michel
Antworten mit Zitat

Hm. Stehengebliebenes Riesenrad? Und eine Erinnerung an den Tod einer geliebten Person, vielleicht der Tochter? Bisschen magischer Realismus, weil auch andere die Gestalt gesehen haben.
Wunderschön. Aber hier zweifle ich tatsächlich ein wenig daran, dass die Vorgaben eingehalten wurden. Kein Meer, auch nicht im übertragenen Sinne, nur die Wahrnehmung von Baumwipfeln als Meer. Und die Phantastik kommt aus meinem Blickwinkel auch zu kurz.


_________________
Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Reimeschreiberin
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 220



Beitrag08.04.2022 19:27

von Reimeschreiberin
Antworten mit Zitat

Ich musste die Geschichte mehrmals lesen, was ich gerne getan habe. Die Vorgabe als Schweben über einem Wipfelmeer umzusetzen ... mutig und erfrischend anders. Die Dialoge und die "Auflösung" haben mir sehr gut gefallen. Die Beklommenheit beim Lesen steigert sich. Ich bin mir etwas unsicher, ob ich das Ende tatsächlich richtig verstanden habe, finde es aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb sehr schön.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag09.04.2022 17:19

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Eine Gondel über dem Wald steckt fest. Inmitten der aufgeregten Passagiere spricht die Icherzählerin Maja zu einem Du, das sich als tot herausstellt. Eine Einbildung? Wir wissen es nicht. Am Ende, als die Gondel gut an ihr Ziel kommt, vermisst einer der anderen Passagiere eine ‚schwarze Frau mit schmutzigem Gesicht‘ – offenbar die Erzählerin.

Sixth Sense meets Höhenangst. Beim ersten Lesen bin ich verwirrt, weil ich den Mutter-Tochter-Dialog gleich zu Beginn der Icherzählerin zuschreibe und mir dann die ganze Zeit denke, was die Schnepfe da denn bitte rumräsonniert und wieso sie sich in dieser Situation nicht verdammtnochmal um ihr Kind kümmert – bis sich das zum Ende hin klärt.

Maja also hat selbst kein Kind, sie ist vielmehr von Trauer und Verlust taub, hat resigniert, denkt an Selbstmord, sie sieht die Welt um sich, sie nimmt ihre Fährnisse hin, klammert sich an das verlorene Du, das am Ende ebenso verschwindet wie sie selbst.

Die Situation in der steckengebliebenen Gondel ist schön beobachtet und gut beschrieben: Nervöse Witze, leichte Unruhe, Kinder, die mit Keksen stillgestellt werden. In Majas schmerztauben Kopf finde ich dagegen nicht hinein, da bekomme ich zu wenig Ansatzpunkte, vage kann ich die Erinnerung an Liebe erahnen und zum Ende hin den Schmerz des Verlustes.

Für meine Begriffe hätte es mehr Rückblende gebraucht, um ein echtes Bild von dem Du zu erhalten, eine Ahnung von dem, was Maja in ihm verloren hat – und nicht nur den Schmerz des Verlustes an sich zu beschreiben.

Wieso das Du mutmaßt, Maja könne die Gondel selbst angehalten haben, wieso und wohin sie am Ende verschwindet, das bleibt für mich beides Random, da krieg ich keine Erklärung dazu geformt.

Sprachlich gefällt mir der Text, diese sachliche-neutrale Art, mit der Maja alles, auch sich selbst, beobachtet. Okay, die „klaffende Harmonie deiner ausdruckslosen Züge“ hätte ich als Testleser / Lektor nicht durchgehen lassen, aber sonst trifft es durchaus den Punkt; in der Landschaftsbeschreibung wird es sogar einen Hauch poetisch, was auch gut passt.

Bei der Auslegung der Anforderungen waren die Moderatoren nach meiner Einschätzung sehr großzügig bei diesem Beitrag. „Ein Meer von Bäumen“ – naja … Dass die Gondel feststeckt und die Leute darin sich „fern der letzten Ufer“ fühlen mögen, rettet es für meine Begriffe an dieser Stelle gerade noch so. Aber auch das Phantastische kommt _sehr_ kurz: Das Du, das vielleicht doch keine Einbildung ist, sondern ein richtiger Geist? Dass Maja am Ende entschwindet? Am Ende läuft es so oder so auf eine sehr reale, diesseitige, irdische und menschliche Erzählung über Verlust und Trauer hinaus.

Nicht schlecht, aber für Punkte hat es nicht gereicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag09.04.2022 18:42

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Erstaunlich, dass diese Geschichte die einzige ist, die das Meer im Übertragenen aufnimmt und nicht wörtlich, nämlich als rauschendes Meer von Baumwipfeln; das Darüber ist dementsprechend eine Gondelfahrt und gleichzeitig hält sich d. Protagonisty emotional über Wasser nach dem Verlust eines geliebten Menschen.

Das also ist das Setting, dann bleibt die Gondel stehen, füllt sich mit einigen kleineren Lügen, um die Wahrheit auszublenden, und dann kommt das Kernstück, nämlich ein Gespräch mit d. Verstorbenen und die Auflösung, dass manche Menschen sich in ihrer Trauer so festkrallen, dass es kein Vorankommen mehr gibt, und dass das für jene, die ihren Geist noch nicht im Hinwegschauen an emotionalen Abgründen geschult haben (sprich Kinder), offensichtlicher ist als für jene, die glauben, sie müssten Fassaden aufrechterhalten und darum auch die Fassaden der anderen als Realität akzeptieren.
Oder so. So tief geht der Text ja gar nicht, er bleibt relativ an der Oberfläche, ermöglicht aber ein Tieferschauen in das gar nicht mal so trübe Wasser der Trauer.

Grundsätzlich gut lesbar geschrieben, einige Kommata sind falsch gesetzt, das stört schon, und auch die Frage danach, ob eine Seilbahn tatsächlich direkt über Bäume hinweggeführt werden oder ob da nicht immer Schneisen sind, damit Menschen im Zweifelsfall auch gerettet werden könnten. Aber letztlich ist das nicht so dramatisch, dass es nicht zu Punkten reichen würde.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Gast







Beitrag10.04.2022 08:43

von Gast
Antworten mit Zitat

Liebe/r Inko,

Verzeihung, leider schaffe ich es nicht mehr, dir einen Kommentar dazulassen Embarassed. Mich hat's erwischt und ich schwächel etwas.

Liebe Grüße,
Katinka
Nach oben
d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag17.04.2022 15:44

von d.frank
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Alle,

vielen Dank an die Redaktion, die meinen Beitrag trotz der sehr metaphorisch umgesetzten Vorgabe zugelassen und vielen Dank jedem Einzelnen, der hier was dagelassen hat.

Es sind viele Dinge, mit denen ich und der Text arbeiten können, aber auch einige, die ich für mich selbst noch einordnen muss.

Ich verstehe, dass es für die allgemeine Verständlichkeit besser gewesen wäre, den Sprechern Formeln anzuhängen,

Zitat:
Abari Und die Bezüge sind mE bei diesen wörtlichen Reden teilweise unklar und ungeklärt.
,

aber dass das unklar bleibt, ist für mich eigentlich eine Strebe im Gerüst der Geschichte.  Die Mitreisenden sind auch nicht zufällig ausgewählt: die Jugend, das Ehepaar, Familie in spe.  Ich denke oder habe gedacht, die Ich-Erzählerin, wenn sie die Mutter wäre, würde von einem Wir sprechen und die Zeit mit ihrer Tochter nicht für sich allein mit Musik in den Ohren verbringen, auch das Räuspern würde jemand, der einen Bezug zum Räuspernden hat, wohl anders beschreiben. Dass man das durchaus herauslesen kann, wurde, wenn auch unfreiwillig, ja auch erwähnt:

Zitat:
nicolailevin: Beim ersten Lesen bin ich verwirrt, weil ich den Mutter-Tochter-Dialog gleich zu Beginn der Icherzählerin zuschreibe und mir dann die ganze Zeit denke, was die Schnepfe da denn bitte rumräsonniert und wieso sie sich in dieser Situation nicht verdammtnochmal um ihr Kind kümmert – bis sich das zum Ende hin klärt.


Ich weiß auch nicht, ob eine andere Gewichtung die eigentlich beabsichtigte Struktur zerstören würde

Zitat:
hobbes: Vielleicht, weil die Gewichtung nicht stimmt. Zu viel drumherum, zu viele Menschen und zu wenig von denen, die eigentlich Hauptpersonen sind. So, dass die gar nicht richtig zu mir durchdringen, mir somit irgendwie "egal" sind.
,

weil es für mich mit dem Text weniger  um Personen, denn um Zustände, Räume und Wahrnehmungen ging. Deshalb ist auch das Komma nach dem, was die Tochter in den Raum sagt, mit Absicht gesetzt.  

Wenn derart beabsichtigte Regelbrüche von unbeabsichtigten Kommafehlern oder Rudimenten aus der Überarbeitung aufgeweicht werden, ist die Feststellung:

Zitat:
Minerva: das unterstreicht den Eindruck einer gewissen Fahrlässigkeit, mangelnden Überarbeitung.


natürlich richtig. Aber dass die Musik nicht durchdringen kann, weil sie ja pausiert wurde (@Constantine),  da weiß ich nicht, ob sich das nicht auch aus dem Kontext ergeben kann und explizit erwähnt werden muss.  Ebenso finde ich die Formel: "denke ich fragend", nicht unbedingt falsch, weil die Erzählerin ja eben nicht fragt, sondern denkt.

Viele der umständlichen Formulierungen stehen für mich persönlich als Ausdruck einer Kluft zwischen Denken und Sprache,  individuellen Wahrnehmungsräumen, Perspektiven und Blickwinkeln. So zum Beispiel, dass das Wort auf der Zunge nachperrlt, ohne dass es ausgesprochen wird. Auch der Wechsel am Ende zum auktorialen Erzähler, der die Ich Perspektive übernimmt und eine allgemeingültige Aussage über die erleichterte Mutter trifft, ist für mich kein Formfehler in diesem Sinne.
Schön finde ich, dass viele geschrieben haben, der Text hätte ein Gefühl erzeugt:
    
Zitat:
Stefanie: aber die unwirkliche, leicht bedrohliche Stimmung gefällt mir.
,

Zitat:
Reimeschreiberin: Ich bin mir etwas unsicher, ob ich das Ende tatsächlich richtig verstanden habe, finde es aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb sehr schön.


auch wenn dieses Gefühl nicht unbedingt positiv besetzt ist:

Zitat:
Phenolphthalein Du lässt mich nur mit der Stimmung zurück. Das ist doch eigentlich gut, aber es fühlt sich nicht so an.
.

Dieses Gefühl des nicht Fassbaren ist für mich ein ebenso wichtiger  Bestandteil  der Geschichte. Man weiß nicht, was echt und was eingebildet ist, die Erzählerin weiß es auch nicht und am Ende ist nicht mal gesagt, ob sie selbst real existiert.
Obwohl die Begriffe unterbewusst und unbewusst synonym verwendet werden, trennt  die Psychologie beides voneinander ab und sagt, ersteres wäre eine Bewusstseinsebene, deren Inhalte zwar nicht bewusst seien, die durch Reflexion jedoch bewusst gemacht werden könne, während die Inhalte des Unbewussten nie ganz im Bewusstsein aufgehen und als Ort des zwar Lebendigen im eigenen Körper  doch fremd bleiben.

Das schöpferisch kreative Unbewusste zum Beispiel, wäre die vitale Quelle unserer Existenz (deshalb spricht das Gegenüber von der Möglichkeit, dass die Erzählerin den Stillstand selbst provoziert hat), verdrängte Konflikte würden unser Leben derartig prägen, dass ein Wiederholungszwang daraus entsteht (das Bild des Riesenrades und einer Erzählerin, die sich der Fahrt immer wieder aussetzt, um  etwas endgültig Verlorenes zu sehen).
In diesem Sinne gedacht, könnte man auch das einfache Bild der Geistergestalt metaphorisch als Seele von etwas betrachten und das ganze Bild des Textes als Möbius Schleife oder Teufelskreis interpretieren (Uferlosigkeit, durchaus abstrakt).   

Am Ende ist es ein Kind (vielleicht auch eines, das man in sich selbst findet), das diesen Geist sieht und eine Mutter, die eine Gefahr in ihm wahrnimmt. Deshalb hatte auch der, zugegeben, auf den ersten Blick einfallslose, Titel für mich gepasst

Zitat:
Heidi Was ich weniger mag ist der Titel - zumindest in französischer Form. Das wirkt auf mich als zu gewollt. Ich frage mich: Warum nur? So ein toller Text und dann der Titel.


weil man den französischen Begriff auch mit Ziel- bzw. Uferlosigkeit übersetzen kann.

Es sucht Passion klingt übrigends sehr ähnlich, deshalb würde ich gern fragen, ob du deinen Titel vom Französischen >in Seenot< abgeleitet hast?


Ich denke oder vielleicht entschuldige ich auch nur, dass der Text nicht unbedingt für diesen Wettbewerb gedacht war/ist.

Zitat:
John McCrea Anspruchsvoll zu lesender Text, schwer zu erfahren, wenn man zügig liest.


Da habe ich mich und ihn zu wichtig genommen ( tue ich wahrscheinlich auch jetzt noch, denn ich schreibe ja an dieser Stellungnahme) und zu viel gefordert in einem Wettbewerb mit so vielen Geschichten.  Viele Leser hatten keine Geduld mit dem Text (ich mit anderen Texten ja auch nicht) und  haben sich nicht lange mit ihm aufhalten wollen:

Zitat:
Globo85 dabei wirkt die Sprache manchmal über die Maßen kompliziert für einfachste Dinge. Dem Inhalt scheint mir das an manchen Stellen nicht angemessen.


Zitat:
Taranisa Nette Geistergeschichte, wirklich.


Zitat:
Murnockerl denn mir liegen Geschichten mit diesem - doch immer wieder mal vorkommenden - Thema nicht besonders.


Zitat:
tronde Eher ein ruhiger Text über Suizid? Das "Fern der Ufer" ist mir zu abstrakt.


Daraus lässt sich für mich schlussfolgern, dass ich dieser ersten und offensichtlichen Lesart zu wenig Raum gegeben habe und deshalb Anmerkungen wie:

Zitat:
nicolailevin In Majas schmerztauben Kopf finde ich dagegen nicht hinein, da bekomme ich zu wenig Ansatzpunkte, vage kann ich die Erinnerung an Liebe erahnen und zum Ende hin den Schmerz des Verlustes.

Für meine Begriffe hätte es mehr Rückblende gebraucht, um ein echtes Bild von dem Du zu erhalten, eine Ahnung von dem, was Maja in ihm verloren hat – und nicht nur den Schmerz des Verlustes an sich zu beschreiben.


Zitat:
Constantine mir ist das ganze zu erzwungen und konstruiert, das Drama und das Verfasste zu distanziert erzählt und zu unmotiviert.


berechtigt sind.  Es ist, wie viele ja auch gesagt haben, ganz sicher der Einstieg, an dem man hier arbeiten könnte. Ich bin mir aber nicht sicher, ob eine Überarbeitung in dieser Richtung die anderen Ebenen nicht aufhebt und ob der Text nicht auch in der jetzigen Form funktionieren könnte, wenn man ihn nicht im Zuge eines strammen Wettbewerbs liest.

Ein paar Kommentare in dieser Richtung hatte es ja gegeben oder besser gesagt, ich maße mir einfach an, sie so aufzufassen:

Zitat:
Michel Stehengebliebenes Riesenrad? Wunderschön.


Zitat:
anderswolf und die Auflösung, dass manche Menschen sich in ihrer Trauer so festkrallen, dass es kein Vorankommen mehr gibt, und dass das für jene, die ihren Geist noch nicht im Hinwegschauen an emotionalen Abgründen geschult haben (sprich Kinder), offensichtlicher ist als für jene, die glauben, sie müssten Fassaden aufrechterhalten und darum auch die Fassaden der anderen als Realität akzeptieren.


Zitat:
Heidi Dieses Wechselspiel von innen und außen finde ich an deinem Text wirklich wundervoll.


Vielen, vielen Dank dafür! smile

Für eine mögliche Überarbeitung finde ich auch hier einen interessanten  Ansatz:

Zitat:
Jenny dass ich es schwer begreiflich fand, wer da was erzählt und wer spricht, und sich dadurch Stillstand und Stille für mich nicht eingestellt haben, wo der Text sie offensichtlich vorsah.
,

denn das stimmt schon. Es ist alles atemlos, obwohl es nachdrücklich zum Stillstand gekommen ist.                        
Kennst du das, dass wenn du aus einem Karussell aus- oder von einem Boot heruntersteigst, dir erst dann so richtig schwindlig wird oder alles irgendwie nachwankt? Es gibt auch einen wissenschaftlichen Ausdruck dafür: Coriolis-Illusion.  Piloten verlieren wegen ihr die Orientierung und Ballett-Tänzer fixieren einen festen Punkt im Raum, um dem Drehschwindel entgehen.  Die Erzählerin, die den Stillstand als ungewohnt und die Stille als laut empfindet, versucht, entgegen ihrer Gewohnheit, etwas ähnliches und der Schwindel setzt ein, als sich ihr Fixpunkt auflöst.  Aber ich denke auch, dass ich das, besonders bezogen auf den Anfang, nicht klar genug herausgestellt habe. Im Grunde stehen dort zwei Geschichten / Perspektiven, die ich zusammengeführt und gleichzeitig auch getrennt habe und das hebt den Eindruck des Stillstandes definitiv auf. Ich weiß noch nicht, ob das jetzt wirklich schlecht ist, aber ich finde das eine gute Anmerkung, danke!

Was ich aber auch finde und wovon ich mich selbst nicht ausnehme ist, dass die eigene Ungeduld nicht in Aburteilung umschlagen sollte, das untergräbt den Gedanken des Wettbewerbs; und am Ende steht dann natürlich auch die Frage, was besser ist: Gar nichts zu sagen oder etwas zu sagen, das eben zuvorderst aburteilend wirkt.

Zitat:
V.K.B
Zitat:
Jemand spricht gegen den Wind an: "Ja, wir sitzen anscheinend hier oben fest."


Oh, die haben Captain Obvious dabei …
,

denn, jedenfalls in meinen Empfinden, ist das gar nicht so offensichtlich.

Wenn jemand in einer Gondel zu anderen spricht, muss er nicht gegen den Wind ansprechen (es ist ja kein Sturm, der dort oben wütet). Es wäre auch wenig zielführend, eine Tatsache, die in Anwesenheit aller schon festgestellt wurde, eigens nochmal auszusprechen, da gebe ich dir Recht, es könnte aber auch sein, dass hier jemand in sein Handy spricht? Aber ja, gut, das verlangt sehr viel Abstraktion und was ich an Dialog dem nachgeschoben habe, verstärkt den seltsamen Eindruck. Insofern danke für den Hinweis, auch wenn ich meine, Bissigkeit allein macht noch keine gute Kritik wink

Abschließend muss ich dann natürlich auch gestehen, dass die Einschätzung:

Zitat:
Taranisa War das eine mehr oder weniger bereits vorhandene Geschichte/Idee, in die du das Blättermeer eingebaut hast?,


richtig ist. Wobei das dann eine ganze eigene Dynamik entwickelt hat und ich für diese Erfahrung sehr dankbar bin.  So zum Beispiel  die Metapher des Auftauchens / Ertrinkens:

Zitat:
RAc verstehe ich nicht, wie in dieser Deutung der Satz "Rufe werden vom Sturm zerschnitten, getragen und holen mich wieder an Deck." zu verstehen ist.


die sich da plötzlich herausgeschält hat und die da jetzt steht und immer noch Sinn macht (jedenfalls für mich).

Vielen Dank  noch einmal allen, die sich mit dem Text auseinandergesetzt und ihn sogar bepunktet haben, dafür, dass man mir die Möglichkeit, ihn zu schreiben eingeräumt hat und den Text, trotz der speziellen Auslegung der Vorgaben zulassen wollte, ebenso für die überraschende Nominierung. Danke!


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 2 Gehe zu Seite 1, 2  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> DSFo Wettbewerbe -> Phantastisch!
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von MT

von Kiara

von Versuchskaninchen

von Alien78

von Constantine

von Ralphie

von nicolailevin

von Jenni

von czil

von Oktoberkatze

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!