Empörungskultur alleine reicht nun nicht mehr

[Hera Klit]

Empörungskultur alleine reicht nun nicht mehr

Schaut nach in euch, was falsch ist.
Pflegt eure Seelen, 
sucht geistige Autonomie.

Achtsamkeitspraxis und
Freiheit durch Vernünftigkeit
kann erlernt werden.

Die Echtheit der Absicht,
sich selbst gegenüber aufrichtig
zu sein, ist das, was zählt.

Die Struktur unseres Geistes
schuf den Raubtierkapitalismus.

Wir sind immer noch Tiere,
die ihr Revier verteidigen,
mit kleinem Mitgefühl, das nur
bis zu unserem Nächsten reicht.

Ohne die Gier unserer
Ahnen wären wir nicht hier.
Das ist ein hart machendes Erbe.

Sie mussten siegen oder aussterben,
Alternativen gab es niemals.

Wir müssten so viel lernen,
doch die Zeit für menschliche Evolution
scheint knapper denn je.

Dies alles sprach ein weiser Mann
und ich, ein Nichts und Niemand,
fühlte er hat recht, aber ich fühlte auch die 
Hoffnungslosigkeit in meinem Herzen.

[Nina]

Hallo Hera,

Du empfindest es tatsächlich so, dass es noch eine Empörungskultur gibt? Bei
mir ist eher so, dass ich gern eine Suchmeldung dafür aufgeben möchte, weil
ich gern wüßte, wo die Empörung eigentlich abgeblieben ist. Welche
Empörungskultur meinst Du?
Willst Du über das Thema bzw. die Themen diskutieren oder tatsächlich eine
Rückmeldung zum Gedicht haben?

LG
Nina

[Calvin Hobbs]

[Nina]

[F.J.G.]

Hallo Hera Klit,

ich gebe ehrlich zu, dass gerade ein gehöriges Stück Empörung in mir köchelt. Allerdings aus anderem Grund als bei dir.

Ich muss ganz direkt sagen: Dein neuer Avatar liegt irgendwo zwischen "geschmacklos", "obszön" und "schamlos".

[Babella]

Fridays for Future (FFF) als Berufsempörte anzusehen finde ich nun doch ein starkes Stück.

Berufsjugendliche gibt es ja auch.

Ich kann damit nichts anfangen. Ich halte es mit Stephane Hessel: "Empört euch"

[nebenfluss]

Hallo Hera Klit,

interessante Gedanken, wobei die Crux (ohne jetzt explizit die bisherigen Kommentare hier zu meinen) solcher Texte für mich oft darin liegt, dass sie diejenigen, die es betrifft, eher nicht erreicht - weil z. B. Empörungskultur bedeutet, sich schon/auch über das Benennen des Phänomens zu empören (quasi ein unfreiwilliges q.e.d., getroffene Hunde usw.) und keine Ambivalenzen mehr wahrzunehmen. Denn schon der Titel, also jetzt konkret deines Gedichtes, spricht ja nicht gegen Empörungskultur per se, sondern für die Notwendigkeit einer Konsequenz daraus.
Dieses "nicht erreichen" liegt für mich dann zusätzlich im Imperativ gleich in der ersten Zeile. Man gerät leicht in Abwehr ob der Belehrung, die da kommen mag; erst am Ende zeigt sich erneut die Ambivalenz: Hier spricht nicht das LI, dass zwar dem Existenzialismus (auch wenn das nicht der ganz treffende Begriff ist), also diesem "Die Gesellschaft ist wie der Mensch, denn wenn er anders wäre, hätte er ja eine andere Gesellschaft geschaffen", logisch nichts entgegen zu setzen hat, aber im Herzen eben doch auf der Suche nach einer Alternative ist.
Mehr geht gerade nicht; möchte mich auch schon länger noch zu zwei anderen deiner Texte äußern, nehme aber am Wettbewerb teil, weshalb du dich noch ein paar Tage gedulden musst, sollst, kannst oder darfst ...

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@Koyote:
Das Avatarbild eines Usys ist eine globale Einstellung und unabhängig vom einzelnen Werk, soll heißen: Wenn du jetzt einen älteren Beitrag von Hera Klit anklickst, findest du das gleiche Bild und nicht etwa das vorherige. Das weißt du selbstverständlich, aber vielleicht hast du es kurz vergessen.
Deshalb finde ich deinen Kommentar hier deplatziert, zumal er ja nicht in einem <OT>, Spoiler oder Nebensatz daherkommt, sondern offenbar alles ist, was du loswerden willst, ohne ein Wort zum (literarischen) Inhalt der in Frage stehenden Lyrik.
Ich glaube, es gibt irgendwo im Smalltalk einen Faden, in dem man den Avatar des Vorposters beurteilen soll, und da gehört es hin: Wer daran teilnimmt, muss natürlich auch mit einer negativen Rückmeldung leben können. Wer nicht derart darum "bittet", dem sollte man sowas doch besser per PN mitteilen, meine ich.

[Hera Klit]

Wir dürfen nicht mit dem empörten Finger auf andere deuten,
das reicht nun wirklich nicht mehr, Herrschaften.

Wir müssen uns selbst hinterfragen und uns grundlegend
ändern und zwar Jede(r).

Die Hölle, das sind wir und weil wir so sind,
sind die irdischen Verhältnisse so wie sie sind.

Keine Ausreden mehr!

Das waren die Worte des Weisen.

Liebe Grüße
Hera

[nebenfluss]

... und wenn man die Aussage eines literarischen Gedichts dann selbst so plakativ zusammenfassen muss, dann ist es vielleicht auch mit der Lyrik Essig? Dann wäre auch das zu kompliziert, zwar nicht direkt eine Ausrede, aber jedenfalls ein nicht zielführender Umweg, weil zu kompliziert für die Leute?

[Nina]

hallo hera,

wieder nur aufmerksamkeit für dich, geht es dir darum?
die hast du ja nun bekommen. und was jetzt? therapie?
für alle?

liebe grüße
nina

[Hera Klit]

Mit Therapie liegst du nicht ganz falsch Nina.
Durch Meditation und Bewusstseinserweiterung,
kann aber eine tiefgreifendere Veränderung erreicht werden.
Dies empfiehlt jedenfalls der Philosoph des Geistes, dessen Vorlesung ich hier verarbeitet habe.

Für mich waren seine Ideen mehr als einleuchtend.

Liebe Grüße
Hera

[Nina]

Hallo Hera,

das ist (mir) alles nicht neu. Aber Dein Gedicht wirkt leider überhaupt nicht.
Es ist zu plakativ und manche Formulierungen klingen ziemlich bescheuert,
wenn ich das mal so direkt sagen darf und das Plakative macht es dann
auch noch inhaltsleer irgendwie. Das Gedicht gehört definitiv nicht ins
Feedback, sondern in die Werkstatt. Wenn Du überhaupt daran arbeiten
willst. Die Thematik ist interessant, aber so wie es hier formuliert ist, ist
es ein Blindgänger.
Ist natürlich nur (m)eine Meinung. Andere können das anders empfinden.

LG
Nina

[Hera Klit]

Ich empfinde es auch anders.

Liebe Grüße
Hera

[Nina]

[nebenfluss]

Auf der Suche nach einer ehrlichen Antwort möchte ich fragen, ob es wirklich ein Unterschied wäre, wenn das Gedicht in der Werkstatt stünde? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass jemand konkrete Verbesserungsideen deshalb zurückhalten würde.
Ich finde das Gedicht weder sonderlich plakativ noch sehe ich besonders bescheuerte Formulierungen. Ich habe aber bisher vor allem auf den Inhalt geschaut. Von der Form her, sind die Strophen für mich Absätze, ich sehe keine Rhythmik oder besondere Sinnhaftigkeit der Zeilenumbrüche, wobei sich das in einem mündlichen Vortrag ändern könnte.
Also zwei ganz verschiedene Kritikansätze von nina und mir, und welchem sollte Hera Klit nun folgen, wenn selbst mit den Gedicht eigentlich zufrieden?
Für mich sind Einstellungen ins Feedback nicht Leistungsnachweise gegenüber einer Fachschaft (die das dsfo nicht ist), sondern Ausdruck davon, dass man sein Werk zu diesem Zeitpunkt als fertig betrachtet. Ob es dann doch noch in die Werkstatt überführt gehört, kann m. E. nur der Verfasser entscheiden.

[Hera Klit]

Wir alle empören uns ständig über allerlei Missstände auf dieser Welt, aber keiner ist bereit,
die Ursachen dafür, die offensichtlich in uns selbst liegen, zu bekämpfen.

Das Gedicht sagt dies mehr als deutlich und die Reaktionen darauf zeigen, dass man es nicht hören will.

Wie der Ukrainekrieg wieder einmal gezeigt hat, werden nur im Falle einer konkreten Katastrophe echte Maßnahmen ergriffen,
bei Katastrophen wie der Klimakrise, die nicht so evident sind, werden Hinhaltetaktiken praktiziert und Termine auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben.

In der Evolution sind wohl Katastrophen als Fortschrittsantreiber fest mit eingeplant.

Das was der weise Mann im Gedicht sich wünscht, eine Bewusstseinsänderung der Massen,
ist angesichts der Geschichte und der täglich zu beobachtenden Geschehnisse, sicher mehr als illusorisch.

Auch hier wird alles mögliche angemerkt, nur nicht das, auf das es ankommt.

Liebe Grüße
Hera

[nebenfluss]

Ist ja gut. Gegen den Kimawandel hilft zwar keine Meditation, sondern Kohleausstieg und praktische Entscheidungen ähnlicher Ausrichtung, aber die Botschaft, künftig jedes Gefallen oder Nicht-Gefallen an deinen Texten für mich zu behalten, ist deutlichst angekommen.
Wünsche noch angenehmen Aufenthalt.

[Hera Klit]

Gegen Klimawandel hilft aber ein Bewusstseinswandel,
der durch Techniken wie Meditation etc. herbeigeführt werde könnte/müsste, das ist doch die Botschaft.
Was nicht im Bewusstsein ist, wird keine Realität werden. Noch ist aber Konsum und High Life das Wichtigste.

Alle sind beleidigt, wenn man ihnen sagt, dass sie am Thema vorbeireden.
Meine Gedichte sind keine Filigranminiaturen des schönen Scheins,
wie sie gewöhnlich und üblich sind und überwunden werden müssen.



Liebe Grüße
Hera

[Murnockerl]

Ich denke, zu Weisheit gehört auch richtige Kommunikation. Die besten Ideen und Gedanken helfen nichts, wenn man sie anderen in einer Weise an den Kopf knallt, dass sie sich davon abgestoßen oder belehrt fühlen.

[Hera Klit]

Ja, Schutzmechanismen gegen Weisheit gibt es viele.

[Murnockerl]

Und für das Ankommen der Botschaft verantwortlich ist trotzdem der Sender, nicht der Empfänger.

[Hera Klit]

Aus all diesen Anmerkungen erkennt man, wie recht ich mit meinem Resümee im Gedicht hatte.