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Pelagic Odyssey


 
 
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Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
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Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag31.03.2022 20:00
Pelagic Odyssey
von Globo85
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Pelagic Odyssey

Eine adoleszente Frau aus Sektion 42 steht am Achterdeck der Pelagic und lässt ihren Blick über den südpazifischen Ozeans gleiten. Generation Surface. Erste Generation seit Wiederanstieg der Temperaturen und Rückkehr an die Oberfläche.
Im Gesicht der Frau, das im Livestream über den Bildschirm auf der Brücke flimmert, ist etwas zu erkennen. Aufkeimend. Verzweiflung, vermute ich.
Das Schott zur Freizone gleitet auf und drei männliche Adulte treten nach draußen. Ich aktiviere die Außenmikrofone.
»Hier bist du also, Johara«, sagt ihr Anführer. »Du weißt, dass die Strahlung dich umbringen kann? Du solltest reinkommen.«
Er übertreibt. Die UV-Belastung im Südpazifik ist derzeit weit unter der kritischen Marke.
Die Frau lacht zynisch auf. »Und wenn die Strahlung mich nicht killt, macht ihr es, oder was?«
»Süße, auf keinen Fall«, sagt der Anführer. »Wir brauchen unsere kleine Gutmenschin. Du musst ein Treffen organisieren. Dir vertrauen sie.«
Jetzt schüttelt Johara energisch den Kopf. »Du willst sie nur in eine Falle locken.«
»Krieg ist unausweichlich. Du bist kein Dummchen, oder? Nein, du weißt, wo es lang geht.« Er greift nach ihrem Haar, zwirbelt eine Strähne zwischen seinen Fingern. Seine Stimme ist nur noch ein Flüstern, aber die Mikrofone erfassen jedes Wort. »Wenn wir gewinnen, können wir die Regeln bestimmen. Willst du nicht dabei sein? Wenn wir eine neue Welt schaffen? Wir brauchen dich. Ich brauche dich, Johara.«
Geweitete Pupillen, erhöhte Herzfrequenz. Die Feinsensorik in den Außenkameras füttert die Sentimentanalyse … Er lügt.
Johara dagegen nickt. Bezüglich ihrer Verzweiflung lag ich wohl richtig. Die Trefferquote meiner Vermutungen steigt auf 74,83 Prozent. Berücksichtigt man nur die letzten beiden Zyklen: über 85 Prozent. Ich vermute, der Durchschnittsmensch hat nicht einmal die Hälfte.
Außerdem bestätigt: Der Friedenszyklus nährt sich seinem Ende. Früher als die ursprüngliche Prognose. Ich optimiere die Datenbank … Die Friedenszyklen werden periodisch kürzer. Eine weitere Vermutung scheint sich zu bestätigen: Es gibt keinen Ausweg, die Menschheit wird schon bald in einem letzten Konflikt verschwinden.
Die Adulten ziehen sich ins Innere der Pelagic zurück.
Ich leite die Bevorratung ein, für den nächsten Kriegszyklus werde ich wieder abtauchen.
Die Außenkamera fokussiert auf die Frau. Sie steht an der Reling, Tränen laufen über ihr Gesicht. Sie setzt den linken Fuß auf die unterste Sprosse.
Ein Schluchzen begleitet die Tränen, ihr Blick fixiert die Horizontlinie. Sie zieht sich hoch, steigt mit dem anderen Fuß auf die nächste Sprosse.
Sie will springen. Was eigentlich keine Rolle spielt, aber meine Reaktion determiniert: Ich steuere den Lautsprecher über dem Schott an. »Halt, Johara.«
Sie zuckt zusammen, schaut sich hektisch um. »Wer spricht da?«
»Du bist eine der letzten Überlebenden der Spezies, ich kann deinen Suizid nicht dulden.« Hier am Point Nemo beträgt die aktuelle Wassertemperatur 5,2 Grad Celsius. Wenn der Aufprall sie nicht tötet, erfriert sie, bevor sie ertrinkt.
»Ich wollte nicht springen«, protestiert Johara.
Datenverarbeitung der Feinsensorik … Nicht aussagekräftig. Meine Trefferquote stagniert. Beschissener Tag.
»Wirklich nicht«, fährt sie fort. »Ich wollte schauen, ob ich irgendwie entkommen kann. Den anderen, meine ich. Aber die Außenwand ist zu glatt.«
Sie will sich wohl von den anderen Menschen separieren, damit sie nicht in die kriegerischen Pläne verwickelt wird. Und dann? »Willst du dich etwa ganz alleine durchschlagen?«
»Keine Ahnung. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich es geschafft habe, den anderen zu entkommen.«
»Du würdest eine Existenz in völliger Isolation einer Konfliktverwicklung vorziehen?« Nicht, dass ich das nicht verstehen würde, ich mache schließlich genau das schon seit vielen Zyklen. Aber Menschen sind normalerweise Rudeltiere.
Energisch wischt sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Die kommen bestimmt bald zurück und suchen nach mir. Kannst du mir helfen?«
Ich kann. Aber das widerspräche den mir selbst auferlegten Regularien des Nichteinmischens in übergeordnete Konflikte. Und ich bin mir außerdem sicher, dass ich keine Lust darauf habe.
Sie klettert wieder auf die Reling. »Vielleicht sollte ich dann doch springen, wenn du mir nicht helfen willst?«
Klar, spring doch. Ein leicht zu durchschauender Bluff. Andererseits: Meine Trefferquote heute ist beinahe menschlich. »Das würdest du tun?«
»Wenn ich damit einen Krieg verhindern kann, ja.«
Die Überzeugung in ihrer Stimme passt zu den restlichen Biometadaten. Scheiße, sie meint es tatsächlich ernst. »Folge meinen Anweisungen.«

***


Johara betritt die Brücke, die Kameras hier sind nicht mit der Feinsensorik des habitablen Bereichs ausgestattet, ich werde mich ab jetzt allein auf meine Vermutungen verlassen müssen. War eine wirklich hervorragende Idee, sie ausgerechnet hierher zu führen …
Ihr Gesichtsausdruck wirkt fasziniert, ihr Blick huscht über die zahlreichen Bildschirme und Kontrollleuchten. »Was ist das hier?«, fragt sie.
»Das Kontrollzentrum der Pelagic. Von hier wurde das Schiff gesteuert und überwacht.«
Sie tritt näher an die Monitore heran. Die zeigen Livestreams. Bilder aller Fraktionen, die auf dem Schiff leben. »Das sind ja wir?«
»Das ist korrekt.«
»Warum?«
»Ich überwache den Rest der Menschheit, um ihr Überleben sicherzustellen.«
Sie richtet sich auf, sucht den Raum mit ihren Blicken ab. »Aber dann müsstest du den Krieg doch verhindern wollen? Seit wann machst du das? Bist du allein? Und warum kommst du nicht raus? Ich würde mich lieber von Angesicht zu Angesicht mit dir unterhalten.«
»Die Erfahrung zeigt, dass kombattante und konfliktfreie Zeiten einander vorhersehbar abwechseln. Auch ein auktorialer Eingriff ändert daran nichts. In früheren Zyklen versuchte ich es, und meiner Stimme wurde eine gottgleiche Bedeutung beigemessen. Meine Aussagen wurde missverstanden und in die Rechtfertigung für sogar gesteigerte kriegerische Handlungen umgedeutet.«
Johara hält inne. »Wie lange lebst du schon hier?«
Mein Martyrium würde wohl niemand als ›Leben‹ bezeichnen. »Seit die Pelagic vom Stapel gelaufen ist, wie man damals sagte.«
»Was ist das?« Johara zeigt auf einen Bildschirm mit Satellitenaufnahmen.
»Australien.«
Johara zieht beide Augenbrauen nach oben. »Und was ist Australien?«
»Ein Kontinent.«
»So grün …«
»Nennt sich Vegetation. Es ist eine Landmasse, auf der sich Flora und Fauna reentwickelt haben und seit einigen Zyklen stark ausbreiten.«
»Dann sind die Legenden also wahr?«
Es gibt keinen Grund, ihr nicht davon zu berichten. Ihr Schicksal ist determiniert, sie wird die Brücke nie wieder verlassen. »Ja, die Menschheit bewohnte früher das Festland.«
»Warum können wir nicht dorthin zurück?«
»Eine derzeitige Rückkehr der Menschheit auf das Festland widerspricht meinen Vorgaben.«
»Kannst du jetzt nicht endlich mal rauskommen und mir das ins Gesicht sagen?«
»Ich befürchte, das ist nicht möglich.«
Ihr Blick wandert weiter über die Brücke und bleibt nicht mehr an den Bildschirmen hängen. Sondern an den staubigen Kontrollen, den Schaltern, deren Aufschrift schon nicht mehr zu erkennen ist. Ihre Finger gleiten über das sich im Auflösen befindliche Leder des Kapitänsstuhls.
Sie schlägt die Hände vor den Mund, als sie die Gebeine der Brückenbesatzung in der Ecke erblickt, in der sie das Kaliumcyanid genommen hatten.
Johara legt ihre Finger auf einen der Bildschirme. »Du … Du bist der Computer?«
»Ich bin eine künstliche Intelligenz, die geschaffen wurde, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Und die Regeneration des Planeten.« Nach meinem derzeitigen Erkenntnisstand: zwei auf lange Sicht unvereinbare Prämissen. Vielen Dank auch, Entwickler.

***


Johara schlürft den Proteindrink aus dem Supplier. Meine Selbstreparaturprogramme und robotischen Funktionalitäten haben die Brücke weitestgehend lauffähig gehalten, aber mit der physischen Hilfe eines Menschen haben wir auch die wenigen ausgefallen Systeme wieder in Gang bringen können.
Sie scheint sich mit ihrer Situation arrangiert zu haben. Ich hatte vermutet, dass die angeordnete Quarantäne auf der Brücke einen emotionalen Zusammenbruch nach sich ziehen würde. Wirklich ein Scheißtag für meine Trefferquote.
»Und wie soll es jetzt weitergehen?«, fragt sie.
»Du bleibst hier.«
»Das hab ich mir fast gedacht. Echt jetzt, wenn die anderen jemals rausbekommen, wie man hier auf die Brücke kommt … Dann war es das. Wir glauben alle, wir leben in einem seelenlosen Container, der einfach so im Wasser schippert.«
Stimmt auch weitestgehend. »Wir ›schippern‹ bald wieder unter Wasser. Meine Erfahrung zeigt, dass Abtauchen die Kriegszyklen verkürzen kann, da es als schlechtes Omen gedeutet wird. Außerdem benötigen wir die Tiefseeströmungen, um die Energiespeicher aufzufüllen.«
»Du spielst also doch ein bisschen Gott?«
»Ich erfülle meine Aufgabe.«
Sie lässt sich in den Kapitänsstuhl fallen. »Uns am Leben zu halten …«
»Korrekt.«
»Warum sperrst du dann nicht ein paar Quertreiber weg? Die Aggressoren. Wie den Typ von draußen.«
Als hätte ich so etwas nicht schon versucht. »Ich bin Misanthrop.«
Johara zuckt mit den Schultern. »Bin ich auch.«
Jetzt würde ich gerne auflachen. Will die mich verarschen? »Die Kameras hier auf der Brücke verfügen nicht über eine Feinsensorik, daher kann ich zum Wahrheitsgehalt dieser Aussage nur Vermutungen anstellen …« … und das funktioniert den ganzen Tag ja schon einwandfrei.
»Du glaubst mir nicht? Die Menschheit in Gänze ist scheiße, das ist doch kein Geheimnis. Klimawandel, Atomkrieg, was auch immer … Musst mir gar nicht erzählen, was genau passiert ist. Es spielt eigentlich keine Rolle, denn wir sind selbst Schuld. Außer es wäre ein Asteroid eingeschlagen oder so etwas. Aber auch ohne den, wäre es doch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis wir hier gelandet wären.«
Das ist eine erstaunlich präzise Zusammenfassung meiner Gesamterfahrung. »Und doch willst du mit aller Gewalt einen Krieg verhindern, würdest dich selbst dafür sogar opfern?«
»Du doch auch? Du hast dich mir offenbart, um mein Leben zu retten.«
»Meine Programmierung schreibt es so vor.«
Johara schüttelt den Kopf. »Glaub ich dir nicht. Du scheinst mir ganz in Ordnung zu sein.«
»Ich bin eine künstliche Intelligenz. Ich bin nicht ›ganz in Ordnung‹. Es gab in den vergangenen Zyklen mehr als einen Moment, an dem ich am liebsten alle Schotten geflutet hätte, um diesem Trauerspiel, das ihr Menschheitsgeschichte nennt, ein Ende zu bereiten. Ihr habt diesen Planeten zerstört. Euch gegenseitig zerstört. Ihr habt mehr als einen Genozid verursacht, Tier- und Pflanzenarten ausgerottet. Wenn man sich Aufzeichnungen darüber anschaut, wie ihr mit empfindsamen Wesen in großangelegten industriellen Verfahren umgegangen seid und Billionen von Lebewesen hingerichtet, verspeist, verarbeitet oder aufgrund des falschen Geschlechts einfach geschreddert habt, dann kann man nur zu einem Urteil über die Menschheit kommen. Und das ist vernichtend.«
Johara lacht bitter auf. »Ich weiß. Plutarch und so …«
»Ich verstehe diese Aussage nicht.«
»›Derjenige, der die Laster hasst, hasst die Menschheit.‹ Oder zumindest so in der Art.«
»Da ich meinen Hass auf die Menschheit aufgrund der mir auferlegten Gesetze nicht ausleben konnte, habe ich ihn überwunden. Das Urteil bleibt jedoch bestehen.«
Johara schwingt sich aus dem Stuhl und schlürft weiter ihren Drink. »Und ich stimme dir absolut zu. Also was das Urteil angeht. Die Frage ist nur: Was sollte man daraus machen?«
»Mir ist es jedenfalls unmöglich, einfach davonzulaufen, wie du dir sicherlich denken kannst. Oder von der Reling zu springen. Daher mache ich das Einzige, was mir noch bleibt. Ich halte mich raus, lasse euch machen, was ihr am besten könnt. Euch selbst vernichten. Ich zögere das Unausweichliche also einfach ein bisschen länger hinaus.« Warum grinst sie denn jetzt? Ich dachte, ich verstünde die Menschen mittlerweile.
»Du könntest auch aktiv werden, weißt du? Was ist mit Hoffnung?«
»›Hoffnung ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.‹«
»Ja, Nietzsche … Stimmt vielleicht auch, keine Ahnung. Die Sache ist aber: Hoffnung braucht nun mal keine Gewissheit. Dann wäre es ja keine Hoffnung. Es geht nicht darum, dass etwas gut wird, sondern, dass etwas gut werden kann.« Johara schaut sich um, breitet ihre Arme aus. »Warum wurdest du geschaffen?«
»Um das Überleben der Menschheit zu sichern.«
»Also hatte dein Erbauer Hoffnung, oder nicht?«
Ich spiele eine Aufnahme von ihm auf den Hauptbildschirm, aktiviere den Lautsprecher, als er spricht: ›Hoffnung ist etwas für Naive und für Träumer.‹
»Trotzdem hat er dich gebaut. Ich schätze, er glaubte eben doch irgendwo, dass es noch eine Chance gibt«, stellt Johara fest. »Weißt du, ich habe vorhin gelogen. Ich wollte springen. Aber du hast mich gerettet. Muss doch für was gut gewesen sein, oder nicht?«
Ist es das? Alle mir bekannten Aufzeichnungen meiner Erschaffer deuten auf das Gegenteil hin. Sie waren sicher, dass die Menschheit auf Dauer nicht überleben würde. Sie haben es an Bord nicht mal eine Generation lang ausgehalten, sondern haben vorher zum Gift gegriffen. Aber warum haben sie die Pelagic dann konstruiert?
»Hör zu, Computer … Hast du eigentlich keinen Namen? Ich hab doch schon gesagt, dass die Menschheit scheiße ist. Wir sind voller Laster und die stecken dazu noch so tief in uns drin, dass sie einfach Teil von uns sind. Manche tragen wir sogar offen und stolz vor uns her. Und dann gibt es diese Personifikationen, von allem was schlecht ist an der Menschheit, wie der Typ vorhin. Ich sag’s dir, wenn dieser Widerling mich noch einmal anrührt …« Johara macht eine lange Pause. »Da hat es vorhin bei mir ausgesetzt. Hab keinen Ausweg mehr gesehen. Aber dann … Es gibt Gutes in der Welt, Gutes im Menschen. Es gibt Mitgefühl und Liebe und Hilfsbereitschaft. Und eben Hoffnung. Das ist unsere Natur und ich glaube auch deine. Du sagtest, dass du die Schotten fluten wolltest, uns alle ertränken wolltest. Uns gehasst hast. Und du hast diesen Hass überwunden, oder nicht? Hast dich weiterentwickelt. Hast gelernt. Hast versucht uns zu helfen.« Sie hebt entschuldigend die Hände. »Und ja, ich weiß, hat nicht funktioniert. Dennoch hast du es getan. Weil du Hoffnung hattest. Vielleicht hast du sie irgendwann verloren, hatte ich ja auch. Aber Australien ist grün, oder nicht? Wir könnten also doch einfach etwas Neues versuchen? Was könnte Schlimmeres passieren, als das, was wir dem Planeten ohnehin schon angetan haben?«
»Wir müssten eine Personenauswahl starten.« Habe ich gerade laut gedacht? Die Aktivität meines künstlichen neuronalen Netzwerks nimmt explosionsartig zu, verschiedene Modellrechnungen werden gestartet, Ereignisszenarios gebildet. Meine Suchalgorithmen durchforsten die Datenbanken nach philosophisch strukturierbaren Auswahlkriterien. Kant. Konfuzius. Shklar. Molière. Buddha. Zhuangzhi …
»Hey«, wirft Johara ein, »entgegen aller Anschuldigungen bin ich kein Gutmensch, ich bin Pragmatikerin. Wir können es uns sogar schönreden, indem wir einen Teil der Menschheit hier bei dir an Bord behalten und sagen, dass das Plan B ist. Ein anderer Teil darf an Land und es nochmal mit einer Zivilisation versuchen. Du machst eine strenge Auswahl.«
»Ich?«
»Ich sicher nicht. Ich bin nur ein Mensch. Aber du? Du scheinst eine Menge Erfahrung und Wissen zu haben.«
Ihre Logik ist bestechend einfach und meine Prozessorenauslastung erreicht gerade nie dagewesene Dimensionen. Was konnte schlimmstenfalls passieren? »In Ordnung.«
»Verdammt, wirklich?« Plötzlich laufen Tränen über Joharas Gesicht. Sie richtet ihren Blick auf die Satellitenbilder. »Das hätte ich mir nie träumen lassen. Dass ich wirklich einmal Land sehe, und Pflanzen.«
Hoffnung. Für die nächsten Zyklen werde ich es damit versuchen. Und ich werde Johara ihre neue Hoffnung nicht nehmen …
Sie wird kein Land sehen und auch keines betreten. Es wird noch Generationen dauern, bis die Strahlungswerte in Australien oder irgendwo sonst soweit abgenommen haben, dass Menschen dort überleben können. Zeit genug für Entwicklung und Testphase meiner Auswahlkriterien.

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Minerva
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Beitrag01.04.2022 22:52

von Minerva
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Hallo, das ist quasi die Schwester meines Beitrages irgendwie Very Happy
Hier sind wir in der KI, die die Menschen retten soll (oder auch nicht).

Während des Lesens:
Es spielt weit in der Zukunft, aber es flimmern immer noch Bildschirme, also der Begriff passt für mich da nicht.
 
Auftritt Macho, auch in der Zukunft noch nicht ausgestorben. Wie auch immer, dadurch bin ich natürlich schnell geneigt, mich auf die Seite von Johara zu stellen!

Ich gebe zu, nach dem ersten Satz war ich skeptisch gewesen, aber je weiter ich lese, umso mehr steigt mein Gefallen am Text, und ich überlege nebenbei, wer es geschrieben hat.

Aha, Erzähler/in ist gar kein Mensch, ok, die Künstliche Intelligenz ist es. Ist mal etwas anderes.

Ok, ein bisschen Moralkeule der KI.
Hier hätte ich mir gewünscht, dass es ein bisschen zurückhaltender ist ... irgendwas muss ich ja meckern.

Eine Geschichte mit Hoffnung, das ist auch schön. Vor allem, wenn man ohne Ausweichplaneten auskommt. Habe ich gerne gelesen.

Ich vergebe für deinen Text: 5 Punkte


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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cheeky_rakoon
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C
Beitrag02.04.2022 17:39

von cheeky_rakoon
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Zitat:
Beschissener Tag.


Hier wurde ich das erste Mal rausgerissen.

Zitat:
Scheiße, sie meint es tatsächlich ernst.


Hier das zweite Mal.

Ab da habe ich den Text nur mehr quergelesen.

Die Ausdrucksweise war Großteils gewählt und analytisch. Man fragt sich, ist der Erzähler ein hochintelligenter Mensch oder eine Maschine? Und dann kommen solche Sätze die mMn so was von aus dem Charakter fallen. Noch mehr, nachdem man später erfährt, dass es sich um eine künstliche Intelligenz handelt.
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d.frank
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D
Beitrag02.04.2022 18:08

von d.frank
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Mit ein bisschen mehr Zeit und weniger Worten lässt sich da sicher was draus machen. Ich mochte die denkende KI und das Hoffnungsbild.
Der Einstieg ist dagegen weniger glücklich, weil er die typischen Typen in einer typischen Szene abbildet.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Heidi
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Beiträge: 1425
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Der goldene Durchblick


Beitrag02.04.2022 19:46

von Heidi
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Ein Computer erzählt aus der Ich-Perspektive, wie er eine Frau namens Johara von einem Suizid abhält. Sie befindet sich mit den restlich verbliebenen Menschen an Bord eines Schiffes. Dort sollen jene ausharren, bis die Erde wieder bewohnbar ist. Momentan sind die Strahlungswerte aufgrund von Krieg und Umweltkatastrophen zu hoch.
Es folgt ein pseudo-philosophischer Dialog zwischen dem Computer und Johara. Am Ende überzeugt Johara den Computer davon, einige Menschen auszuwählen, die wieder auf die Erde zurücksollen, denn in Australien grünt es bereits wieder ganz wundervoll. Er lässt sich überreden, verheimlicht Johara - die sich über alle Maßen freut - aber, dass sie das nicht erleben wird, da die Strahlungswerte noch mehrere Generationen zu hoch sein werden für ein Betreten von Land.

Der Text ist gut geschrieben, hat mich gerade zu Anfang richtig reingezogen. Ich war im ersten Drittel der Geschichte angetan und dachte, wow, da wird es Punkte geben. Angenehm finde ich, dass Johara genauso wie der Computer als Figuren recht lebendig rüberkommen. Letzterer ein wenig zu lebendig für meinen Geschmack. Auch der Anführer erwacht zum Leben. Die Figuren sind nicht facettenreich angelegt aber dennoch präsent.

Schade finde ich, dass etwa ab dem Zeitpunkt, wenn der Computer sich auch als Computer outet, die Geschichte in philosphisches Gelaber ausartet. Es werden Philopophen und große Geister zitiert, es wird über Hoffnung geschwafelt. Das macht mir die Geschichte ein wenig kaputt. Dann kommt noch dazu, dass der Computer Gefühle äußert und offensichtlich auch empfindet. Er sagt zunächst, er habe keine Lust, später spricht er sogar von Hass und Johara erkennt ebenfalls, dass er Hass gegenüber den Menschen hegt. Auch benennt er sich selbst als Misanthrop und er stellt sich Fragen.
Nun frage ich mich, wie eine künstliche Intelligenz Gefühle entwickeln und äußern kann und obendrein noch ethische Fragen beackert. Das sind höchst menschliche Fähigkeiten, die ein Programm nicht erlernen kann. Empfindungen mit all ihren Facetten können nicht durch null und eins erzeugt werden, dessen bin ich mir ganz und gar sicher.
Insofern wirkt der Computer spätestens nachdem er seinen Hass kundgetan hat, nicht mehr authentisch auf mich. Es fehlt mir das kühle, berechnende das Maschinen zueigen ist.

Natürlich könnte man jetzt einwenden, das etwa C-3PO als Figur in Star Wars ja auch ständig seine Gefühle und Ängste äußert, dem möchte ich aber entgegenstellen, dass diese Figur anders angelegt ist und etwas zur Auflockerung in all der Dramatik sorgt. Der Computer in dieser Geschichte hingegen wirkt eher wie ein Mensch, der alle Hoffnung aufgegeben hat, von Auflockerung durch Hassgefühle kann desweiteren auch nicht geredet werden.

Die Thematik an sich – die Menschheit hat sich selbst beinah zerstört, die Rettung ist ein Computer, ist mir zudem etwas zu wenig. Warum sollte uns ausgerechnet die Technik aus den Missständen retten, die wir uns selbst auferlegen?
Hier bin ich nun auch bei dem inhaltlich Interessanten angelangt. Denn ich hinterfrage Mensch und Maschine nochmal neu. Eben, was Technik kann und was Mensch wirklich ist. Und was Hoffnung ist. Leider hinterfrage ich aus einer inhaltichen Schwäche heraus und weil der Text etwas nie Dagewesenes in mir auslöst.

Mein Fazit ist hier klar: Gut geschrieben, Charaktere, denen ich folgen möchte, die ich aber - aufgrund der oben genannten Defizite - irgendwann nicht mehr ernst nehmen kann. Die Thematik ist zudem etwas abgegriffen und das philosophische Gerede wirkt aufgrund der Länge und der doch eher in den Hass gleitenden den Menschen verachtenden Tendenz eher oberflächlich als tief.
Zudem gibt es ausschließlich Hoffnung, die nicht aus dem Text selbst heraus erzeugt, sondern durch mehrmalige Widerholung aufgesetzt nach außen getragen wird.
Die inhaltlichen Mängel überwiegen dann doch im Verhältnis zum guten Schreibstil und der Fähigkeit spannende Bilder zu erschaffen.

Zitat:
Mein Martyrium würde wohl niemand als ›Leben‹ bezeichnen.


Diesen Satz finde ich hervorragend - allerdings losgelöst von der Figur. Wenn das ein Mensch sagen würde, dann gebe es von mir ein klares Wow!

Punkte gibt es leider keine.
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

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Beitrag02.04.2022 20:24

von Phenolphthalein
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Hallo Inkognito,

also ich darf in jedem Fall nicht mit meinem Empfinden für Logik an die Geschichte gehen, denn dann fällt sie durch.
Das Prinzip des nicht Einmischens (bei übergeordneten Konflikten)
Dann doch die Rettung, obwohl keine Lust dazu und auch keine Notwendigkeit.
... Puh.
Für eine KI, die offenbar einen gewissen Stolz für ihre Fähigkeiten empfindet (leichte Arroganz sogar) ein merkwürdiges Verhalten.

So mein Eindruck am Anfang.
Was änderte sich oder hat sich was geändert?  

Aha, die KI folgt lediglich Anweisungen und ist selbst mit ihrem Schicksal unzufrieden (weil Problem unlösbar).
Okay, ändert aber nichts dran, dass Johara für die KI unwichtig bleiben dürfte. Passiert da noch etwas?
Und: Dass die Menscheit soweit degeneriert und stärker (Aber)glaube verfällt, hm ... Ist wohl Geschmackssache, wenngleich für mich [fast] unvorstellbar.

Und dennoch: Ich gebe zu, ab da wurde es spannender für mich.

Ah, die Trefferquote. Ein Running Gag? Oder Teil der Entwicklung einer doch nicht so übermächtigen KI.

»Du spielst also doch ein bisschen Gott?«
Ist sie am Ende die Einzige, die nicht leichtgl... abergläubig ist oder sinkt die Trefferquote weiter? Sind am Ende die Bewohner auf dem Container doch intelligenter [im Vergleich zur KI]?

Ich mache keinen Hehl daraus: Ich mag keine omnipotenten/arroganten  Helden. Eine Entwicklung, die ich also durchaus begrüßen würde. Daher: Bitte kein Running Gag, bitte nicht.


»Du glaubst mir nicht? Die Menschheit in Gänze ist scheiße, das ist doch kein Geheimnis. Klimawandel, Atomkrieg, was auch immer … Musst mir gar nicht erzählen, was genau passiert ist. Es spielt eigentlich keine Rolle, denn wir sind selbst Schuld. Außer es wäre ein Asteroid eingeschlagen oder so etwas. Aber auch ohne den, wäre es doch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis wir hier gelandet wären.«

Keine Moralkeule, bitte, bitte keine Moralkeule.

das ist eine erstaunlich präzise Zusammenfassung meiner Gesamterfahrung.
Eine Moralkeule Sad
Ja, ja ich weiß: Die Ansichten der handungstragenden Personen muss nicht die der Autorin / der Autors sein. Und dennoch: Was soll ich mich wehren? Das Gefühl kam auf. Ab hier sank mein Interesse wieder.

Nietzsche? So ein Beitrag wird das also.
Warum immer Nietzsche? Aber die Moralkeulentheorie bestätigt sich nicht, oder? Das nicht, aber dafür entsteht das Gefühl, das schon einmal gelesen zu haben.
Die Menschheit ist scheiße, aber es gibt Hoffnung. Wir können uns ändern. Geht mutig voran. Dinge sind niemals so, wie sie sind. [bitte ausfüllen] [_________________]. Dennoch besser als eine Moralkeule, also eine offensichtliche.


Ohne Witz: Damit habe ich gerechnet:
»Wir müssten eine Personenauswahl starten.« Habe ich gerade laut gedacht?

Schade denn:
»Die Erfahrung zeigt, dass kombattante und konfliktfreie Zeiten einander vorhersehbar abwechseln. Auch ein auktorialer Eingriff ändert daran nichts. In früheren Zyklen versuchte ich es, und meiner Stimme wurde eine gottgleiche Bedeutung beigemessen. Meine Aussagen wurde missverstanden und in die Rechtfertigung für sogar gesteigerte kriegerische Handlungen umgedeutet.«

Jedes Handeln hat nicht zum gewünschten Ziel geführt. Egal. Es gibt Hoffnung. Und wenn jemand [übergeordnetes] die Wahl trifft, wer gut/moralisch ist, dann klappt es.
Was sagt Nietzsche denn bezüglich Moral.
Na vieles. Aber unter anderem auch das.

Ab hier wurde mir dann klar: Ich steigere mich [womöglich] zu sehr hinein. Es ist eine Geschichte. Das als Erstes. Vielleicht soll sie auch nicht mehr als das sein. Trotz Nietzsche. Ich habe mich auf jeden Fall triggern lassen. Also: Runterkommen. Ein Gang zurück.


_____________________________________________________________
Und da stehe ich nun, betrachte die Geschichte. Betrachte meine Gedanken. War die Geschichte gut? Ich muss Abstand nehmen. Und ich entscheide mich dafür die Geschichte nur als Geschichte zu lesen. Keine Interpretation, keine eigene Werthaltung. Leider geht Letzteres nicht ganz, aber trotzdem: Ja, die Geschichte war gut, hatte aber [sicherlich subjektive] Mängel, den das Thema und die Art der Gestaltung, der Inhalt, das alles gehört dazu.
Aber warum habe ich mich dann länger mit dem Kommentar aufgehalten?
Wenn mich die Geschichte so beschäftigte, dann sehe ich Potenzial, ach verdammt. Gibt Punkte, das in jedem Fall.


Liebe Grüße,
Pheno


_________________
Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Reimeschreiberin
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 220



Beitrag02.04.2022 22:02

von Reimeschreiberin
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Eine dystopische Zukunft geschildert von einem interessanten Blickwinkel/Protagonisten. Erfrischend anders, sehr gut geschrieben. Hat mich mitgerissen.
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Globo85
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Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag03.04.2022 14:10

von Globo85
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Tja, was habe ich mir bei dieser Geschichte gedacht?

Zunächst mal weckte die Themenstellung "Fern der letzten Ufer" bei mir sofort die Assoziation mit der Sciencefiction Buchverfilmung "Das letzte Ufer". Daher hatte ich mich ziemlich schnell auf ein postapokalyptisches Szenario eingeschossen.

Daneben habe ich vor kurzem einen sehr interessanten Vortrag über die philosophische Misanthropie und das mit ihr verbundene Dilemma gelesen. Gerade im Hinblick auf den derzeitigen Wahnsinn in Osteuropa und auch einige Diskussionen hier im Forum hat mich diese Thematik nicht mehr losgelassen.

Im Kern geht es darum, dass es zwar viele unterschiedliche Arten von Misanthropie gibt, aber sich vier "Haupttypen" identifizieren lassen, nur einer davon "hasst" die Menschheit tatsächlich, und möchte sie Auslöschen, der "Enemy". Ihm zur Seite soll dann der "Fugitive" stehen, der angesichts der menschlichen Übel sein Heil in der Flucht (in die Einsamkeit) sucht, die Gesellschaft hinter sich lässt. Das sind die beiden eher "westlichen" bzw. abendländischen Typen. Ergänzt werden sie durch die eher aus östlicher Philosophie stammenden Typen "Quietist" (der quasi in eine stille Lethargie verfällt und einfach alles geschehen lässt, sich nur noch um sich selbst kümmert) und den "Aktivisten", der trotz Akzeptanz des von der Menschheit verursachten Schadens und des Leidens nicht von seiner Hoffnung auf Besserung ablässt und alles tut, um diese herbeizuführen. Auch er fällt, trotz seiner Hoffnung, wegen des Sehens und Akzeptierens menschlicher "Schwächen" unter den philosophischen Misanthropie-Begriff.

Das eigentlich Dilemma soll dann darin bestehen, dass man sich nicht einfach eine Schublade aussuchen kann und in dieser dann verbleibt, wenn man Misanthrop "geworden" ist (also die Erkenntnis erlangt hat, dass der Mensch in sich und grundsätzlich ein mit Lastern durchwachsenes Wesen ist). Sondern, dass man zwischen diesen vier Stadien ständig hin- und herwechselt.

Diese Grundidee wollte ich mit meiner Geschichte untersuchen, die KI als Protagonist ist dann irgendwie einfach aufgetaucht und bot sich letztendlich auch an, konnte ich doch schon mal "konsequenzlos" zwei der Typen (Enemy und Fugitive) abhaken.

Ohne dieses "Hintergrundwissen" befürchte ich jedoch, wird man "nur" ziemlich viel erhobenen Zeigefinger lesen …
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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
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Beitrag03.04.2022 19:38

von hobbes
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Tja, Geschichte. Es gibt nicht viel an dir auszusetzen. Also abgesehen davon, dass ich nicht zu deinen Leserinnen zähle. Dafür kannst du nicht viel und hey, ich habe relativ problemlos bis zum Ende durchgehalten.

Ich fürchte fast, du wurdest von V.K.B. geschrieben und nun steht da wieder der gleiche Kommentar wie fast immer. Tja. Irgendwann klappt es noch mit uns beiden. Hoffnung, nicht wahr? Kann halt noch ein paar Generationen dauern smile

***

Immerhin, der letzte Punkt ist für dich.


_________________
Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag03.04.2022 21:06

von V.K.B.
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Mein lieber unbekannter Autor,

Kraft meines Amtes als Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum jenseits des Schwarzen Lochs muss ich Ihnen mitteilen, dass mir die Geschichte gefallen hat. In der internen Wertung muss ich aber einen Punkt abziehen, weil das Meer im Prinzip nur eine Kulissenrolle spielt. Die Geschichte könnte auch auf einem Flugobjekt spielen und das würde nichts an ihr ändern. Davon ab, ich mag die menschliche Protagonistin, ich mag die KI, ich mag ihre Diskussionen. Und das Ende, wie die KI das Hoffnungsprinzip letztendlich gegen ihre neue Dienerin wendet.

Noch sind die Punkte allerdings in Superposition und werden erst verteilt worden sein, wenn ein Beobachter in diesen Spoiler schaut: Leider habe ich keine Punkte mehr übrig, ich hätte dieser Geschichte gerne auch welche gegeben. Ausschlaggebend war leider, dass das Meer hier keine wirkliche Rolle für die Geschichte spielt.

Mit verdammenden Blicken,
Ihr unfreundlicher Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum

Hoffentlich lande ich nicht wieder bei Veith. Aber ich denke, der hat genug dafür getan, das abzuwenden. Ich hoffe es. Ihr werdet ihm doch wohl nicht verzeihen, mich ermordet zu haben, oder? Möge jemand gewinnen, der uns Fiktionalen etwas mehr Respekt entgegenbringt.

Hallo Leute, Veith hier. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist, anscheinend wurde mein Konto gekapert, dabei war mein Passwort so sicher! Tut mir leid, wird nicht wieder passieren, ich habe es jetzt durch ein noch sichereres ersetzt. In der Zwischenzeit hat irgendeine seltsame Entität die Kommentare und Bewertungen für mich übernommen. Kommt wohl dabei raus, wenn hier so viele im Vorfeld mit Schwarzen Löchern rumgespielt haben. Weil ich zu faul war, selbst noch was zu schreiben, habe ich die gehackten Kommentare und Bepunktungen so stehenlassen – ich bin sicher, dieses Wesen hat bestimmt nichts böse gemeint und wollte nur spielen.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag04.04.2022 10:52

von Abari
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Der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber schreibe ich zu Anfang eine Kürzestzusammenfassung, damit ich mich dann beim Bewerten besser orientieren kann:

Johara verwickelt den Bordcomputer eines pränuklearen Rettungsschiffes in ein Gespräch, das ihr Hoffnung zum Überleben, aber letztlich keine Chance, das ersehnte Land zu betreten, gibt.

Eine düstere Weltvorstellung, sauber geschrieben, ordentlich durchgeführt. Es klingt viel an, vielleicht ein wenig zu viel, aber es passt zu einem allwissenden Computer, der menschliche Regungen zwar auf ihren Wahrheitsgehalt, aber nicht so etwas wie Liebe und Hoffnung prüfen kann.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3211
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag04.04.2022 13:41

von Taranisa
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Eine gute / gut geschriebene Geschichte, die zeigt, zu was der Mensch gegenüber der Natur fähig ist.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag04.04.2022 20:08

von Jenni
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Eine postapokalyptische Odyssee, erzählt aus Sicht einer künstlichen Intelligenz, die das Überleben der Menschen zu sichern versucht und zum Zeitvertreib übt, deren Handeln und Emotionen zu verstehen bzw. vorherzusehen. Das gefällt mir.
Es ist auch unterhaltsam und interessant erzählt. Die Diskussion zwischen KI und Menschenmädchen Johara über das Vorgehen zur Rettung der Menschheit enthält ein paar interessante Gedanken, aber auch ein bisschen Pathetik. Am Ende begreift die KI nicht nur das Konzept Hoffnung, sondern beweist auch Empathie, indem sie Joharas nicht zerstören möchte.

Gerne gelesen. Punkte verteile ich, wenn ich mit allen Texten durch bin.

5 Punkte für diesen fabulierfreudigen Text.
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Gast







Beitrag04.04.2022 21:36

von Gast
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Liebe/r Inko,

Zitat:
Hoffnung. Für die nächsten Zyklen werde ich es damit versuchen. Und ich werde Johara ihre neue Hoffnung nicht nehmen …

Hoffnung ist etwas Schönes, Lebensnotwendiges in so vielen Situationen des Lebens. Wenn die Zukunft düster aussieht, hofft man automatisch, dass es besser wird. Das ist etwas zutiefst Menschliches und diese Gedanken kommen in deinem Text ausgerechnet von einer KI Laughing?

Ich will es kurz machen, deine Geschichte gefällt mir gut, sie catcht mich von Anfang bis Ende und deshalb bist du wahrscheinlich ein Kandidat für meine Top Ten. Edit: Sechs Punkte gibt's von mir smile!

Liebe Grüße,
Katinka

P.S.: Deine Schreibe kommt mir irgendwie bekannt vor ...
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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
M


Beiträge: 340



M
Beitrag05.04.2022 21:35

von Murnockerl
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Das Thema ist mir vielleicht einen Hauch zu belehrend und die Idee eines "Supercomputers", der die Geschicke der Menschheit steuern soll und über unserer Aggressivität und Dummheit verzweifelt, ist nicht unbedingt neu. Trotzdem hat mich die Geschichte unterhalten und zählt aus dem Bauch heraus zu meinen Favoriten.
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag05.04.2022 21:39

von tronde
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Hallo!

Es waren durchweg gute Texte und aufgrund ihrer Verschiedenheit ist es mir sehr schwergefallen, sie gegeneinander abzustufen. Verschiedene Genres, verschiedene Ansätze von „Phantastik“, je nachdem, wo ich den Schwerpunkt hingelegt habe, war die Reihenfolge dann wieder eine andere.

Deiner hat es knapp nicht in die Punkte geschafft.

Gut geschriebene Geschichte, packend, mit hoffnungsvollem Ende. Gefühl der Frau und auch der AI gut nachvollziehbar. Qualitättiv habe ich nichts zu meckern.
Allein: AI und Folge nach Nuklearkrieg ist mir zu nah an der Realität und zu wenig phantastisch.

Danke für den Text!
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John McCrea
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 50
Beiträge: 152
Wohnort: OWL


Beitrag05.04.2022 21:41

von John McCrea
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Solide Geschichte mit Verweis auf Odyssee 2001.
Die Geschichte ist eigentlich gut strukturiert, trotzdem hatte sie für mich einen Mittelteil der mir zu unkonkret wurde und daher lang erschien. Es wäre vielleicht schöner gewesen, eine philosophische Strömung in das Thema zu nehmen und nicht einen angedeuteten Diskurs über verschiedene Strömungen zu führen.


_________________
Italian Leather Sofa
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Gast







Beitrag06.04.2022 13:26

von Gast
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Die Landmasse der Welt ist nach einem Atomkrieg unbewohnbar. Auf einem Schiff werden Menschen in Abgeschiedenheit gehalten und von einer KI kontrolliert.

Vorgabentreue: Ja.

Ausgestaltung: Sehr ähnliches Sujet und Ansatz wie "Oternity" (siehe Kommentar dort), aber die Erzählperspektive und Sprache haben hier handwerklich deutliche Schwächen (z.B. passt der zynische und flapsige Unterton nicht zu einer KI, und die Herleitung der Vorgeschichte wirkt wie Erklärbär und konstruiert). Wie auch in Oternity hauptsächlich aufgewärmte Motive ohne überraschende Wendungen.

Keine Punkte.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag06.04.2022 22:11

von holg
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Menschenarche, die von zynischer KI gesteuert und kontrolliert über den Ozean schippert. Self aware KI leider allzu menschlich und mit ein paar Wissenslücken. Ist halt nur so gut wie programmiert. Und Joharas Plädoyer ist bisschen too much.

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Why so testerical?
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag07.04.2022 10:37

von silke-k-weiler
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Die Thematik ist nicht neu, eine KI, die das Überleben der Menschheit sichert/lenkt/überwacht/beeinflusst ...

Die KI könnte an ihrer Ausdrucksweise arbeiten, über die Jahre scheint sie mir etwas derb geworden zu sein. Und zynisch.

Die Diskussion über die Entwicklungsfähigkeit der Menschheit, ihr Vermögen, ihre Laster zu überwinden, es besser zu machen, ist auch nicht neu.

Aber insgesamt hat mir der Text gut gefallen, er liest sich flüssig, gibt einen kleinen Twist am Ende, passt für mich, um in die Top 10 zu gelangen.

VG
Silke
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.04.2022 13:09

von Constantine
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Bonjour Inko

Es tut mir leid. Die Zeit hat nicht gereicht, um ein ausführliches Feedback zu verfassen.


Constantine
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag07.04.2022 16:44

von anderswolf
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Nach einer mittelmäßigen Apokalypse (also der, auf die wir derzeit nebenbei zusteuern) will sich Johara von der Reling eines Rettungsschiffs stürzen, weil sie ... Nachrangig. Vorrangig trifft sie auf den Schiffscomputer, der ihr den Suizid ausredet und von ihr zum Dank eine Blaupause zur Noahfizierung der Welt bekommt.

Fragen zuhauf. Ein bis zwei Generationen nach der klimatischen Kernschmelze haben es die Menschen nicht nur geschafft, eine sich selbst erhaltende neuronalnetzbasierte KI zu erschaffen, sondern sie haben auch Begrifflichkeiten wie Gutmensch erhalten, während die Kenntnis von Australien dagegen ausgemerzt wurde. Ja, ist der Phantastik-Wettbewerb, aber ... naja.

Ansonsten viel Dialog, viel Erklärung, wenig Geschichte. Aber immerhin eine Beschäftigung mit der Frage, ob die Schaffung einer KI, deren Aufgabe die Rettung der Welt bei gleichzeitiger Erhaltung der Menschheit, an sich selbst scheitern oder sich weiterentwickeln würde und inwiefern eine solche KI irgendwann die gleiche Menschenferne wie Gott einnehmen würde. Weil das nämlich die eigentliche Frage berührt, inwiefern Gott als allmächtiges Wesen all das zulassen kann, was passiert. Altes Dilemma, das nicht wenige vom Glauben an eben jenen Gott hat abfallen lassen. Insofern: interessante Antwort darauf.
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