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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
M


Beiträge: 340



M
Beitrag31.03.2022 20:00
Getrieben
von Murnockerl
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Ende gut, alles gut. Der König bestieg mit seiner rechtmäßigen Braut das Schiff und sie segelten nach Hause, um an seinem Hof Hochzeit zu halten. Die böse Stiefmutter aber wurde in einem Fass eingenagelt, über Bord gerollt und den Wellen überlassen.

Beim Aufprall auf dem Wasser hatte sie sich wohl ein paar Rippen verstaucht; jede Bewegung stach und schmerzte. Die Knie unters Kinn gepresst, mit dem Deckel des Fasses knapp über ihrem Scheitel, konnte sie sich ohnehin kaum rühren. Atmen war schwer, jedes Luftholen ein Willensakt gegen die Enge. Ihr Gefängnis war dunkel, stickig und roch ganz übel nach Sauerkraut.
In ihrer Jugend hatte Maria hexen gelernt – einige Zaubertricks hier, ein paar Verwünschungen dort.  Nicht genug, dachte sie jetzt, um sich zu retten. Sie legte probehalber die flache Hand ans Holz und versuchte, es zu sprengen, aber das Fass stöhnte und ächzte nur und hielt ihr trotzig stand.
Sie tastete nach ihrem Gürtel und fühlte die drei Phiolen, kostbare Tränke, die sie immer bei sich trug: Der erste, der Glück und Zufriedenheit schenkt. Der zweite, der Menschen aus dem Totenreich erweckt. Und der dritte, der sie schnell und schmerzlos eben dorthin schickt. Diese dritte Trank war ihr ein Trost.
Noch war ihr allerdings nicht nach Sterben zumute. Während die Wellen sie hin und her warfen, sie sich ständig den Kopf stieß und ihr Magen rebellierte, dachte sie an ihre Tochter, das liebe Kind, das hübsche Mädchen mit den seidigen Locken und sanften Augen, um derentwillen sie alles auf sich genommen hatte. War es ein Verbrechen, dem eigenen Kind Glück und Reichtum zu wünschen? Hatte sie etwa jemandem weh getan, als sie der vorlauten Stieftochter ein Schlafmittel gab, damit sie vor dem König nicht alle Aufmerksamkeit auf sich zog? Das war vielleicht nicht ganz fair, aber sicher keine schlimme Tat. Maria ballte die Fäuste. Dass ihr eigenes Kind sich auf die Seite der Stieftochter geschlagen und ihr das „schreckliche Verbrechen“ vorgeworfen hatte, tat ihr am meisten weh.
„Wenn ich euch nur bestrafen könnte!“, murmelte sie, während der Seegang ihr Gefängnis immer gewaltsamer drehte. „Wenn ich nur leben könnte, um euch zu strafen!“
Da warfen die Wellen sie gegen einen Felsen und das Fass zerbrach. Ihre Lage war dadurch aber mitnichten besser.
Der Felsen war die Spitze eines Berges, der sich so gewaltig vom Meeresgrund auftürmte, dass Maria, wenn sie die Beine darum schlang, den Oberkörper über Wasser halten konnte. Freilich schlugen ihr Wellen gegen die Brust und scharfe Muscheln zerschnitten ihre Beine, aber wenigstens konnte sie frei atmen. Die Luft roch nach Seetang, war frisch und salzig. Das Wasser kühlte ihren zerschundenen Leib.
Noch will ich das Gift nicht nehmen, dachte Maria. Und sie gab sich wieder den Rachegedanken hin.
Nach einer Weile stieg das Wasser. Bei ihrer Strandung hatte Ebbe geherrscht; nun wanderte der Mond und zog das Meer mit sich, gnadenlos über ihre armselige kleine Zuflucht hinweg. Bald reichte ihr das Wasser bis zum Kinn, dann bis zu Mund und Nase, und sie musste aufstehen, um nicht zu ertrinken. Mit bloßen Füßen versuchte sie, sich auf dem rutschigen Stein zu halten, während das Meer ihr weiter entgegenstieg.
„Jetzt sollte ich das Gift nehmen“, sagte sie sich. „Schließlich kann ich nicht schwimmen und dies ist mein sicherer Tod.“
Da sah sie, dass jemand bei ihr war. Vor Schreck wäre sie beinahe vom Felsen gefallen, aber sie hielt sich mit letzter Kraft und beruhigte sich, dass die furchtbare Erscheinung nur ihrem gepeinigten Verstand entsprungen sei. Die Gestalt lag auf dem Wasser. Lässig ausgestreckt, Beine überschlagen und den Kopf in die Handfläche gestützt, blickte sie Maria an. Die Flut war so weit gestiegen, dass sie sich Auge in Auge sahen. Das Gesicht des Wesens war erschreckend: Bleiche dünne Lippen, die Wangen hohl und die Augen tief in ihren Höhlen versunken. Es sah aus, als hätte man die Haut zu straff über seinen Schädel gespannt. Keine lesbare Regung ging über die Züge, als das Wesen sprach: „Es ist schade, dass du stirbst. Vorher hättest du mir viele andere bringen können.“
Maria schauderte, denn sie konnte sich denken, mit wem sie sprach. Aber das Wasser stand ihr schon wieder bis zum Kinn und so zögerte sie nicht lang und rief: „Wenn du mir helfen kannst, dann hilf mir! Ich kann dir mit meiner Rache bestimmt Freude machen!“
Das Wesen ließ sich Zeit. Wie es auf dem Wasser schaukelte, sich räkelte wie ein Badender am Strand, machte Maria wütend.
„Nun gut, mal sehen“, sagte es schließlich und strich sich das Kinn. „Fürs Erste müsste ich dein Leben gegen ein anderes tauschen. Bist du dazu bereit?“
„Ja doch, ja!“, schrie Maria. Sie musste schon auf Zehenspitzen stehen und den Kopf in den Nacken recken, um kein Wasser in den Mund zu bekommen.
Was für ein Leben es wohl ist?, dachte sie kurz, aber die Wellen schlugen über ihrem Gesicht zusammen und sie streckte willig ihre Hand aus, die von einer anderen, einer kalten, dünnen, ergriffen wurde. Dann plötzlich klammerte sie sich an Holz, an das Heck eines Bootes, und sie zog sich mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung an Bord.

Eine Weile lag Maria nur da, genoss die Sicherheit und die festen Planken, ließ sich vom Boot tragen und von der Sonne trocknen. Als es dem Abend zuging, stand sie auf, um sich umzusehen. Sie befand sich auf einem kleinen Fischerboot, kaum mehr als eine Schaluppe. Auf ihrem Weg zum Bug stolperte sie über Netze und ein zusammengerolltes Tau. Fast wäre sie dabei auf den Toten getreten. Er saß an die Reling gelehnt, die Beine ausgestreckt, die Augen offen und voller Erstaunen. Maria wollte nicht wissen, was er in seinem letzten Moment gesehen hatte.
„Armer Mann!“, sagte sie und schloss ihm mit einer hastigen Bewegung die Augen. „Du warst wohl mein Preis für dieses Boot.“ Sie fühlte aber, dass sie dem Tod noch mehr schuldig war.
Eine Weile überlegte Maria, den Fischer mit ihrem Trank wiederzuerwecken. Sie wollte das kostbare Mittel aber nicht verschwenden. Also schob sie den Mann mit großer Anstrengung über Bord und stieß so lange mit einem Ruder nach ihm, bis der Leichnam davongetrieben war.

Auf dem Boot gab es nichts zu essen oder zu trinken und nach allen Himmelsrichtungen war kein Ufer in Sicht. Als sich für Maria der dritte Tag zu Ende neigte und sie ausgedörrt und kraftlos in der roten Abendsonne lag, krächzte sie: „Wenn ich hier verdurste, wie soll ich da Rache üben?!“
Kaum hatte sie die Worte gesprochen, tauchten am Horizont Segel auf.
Das Schiff, das sich näherte, war groß. Menschen liefen wie Ameisen an Bord umher, riefen sich Anweisungen zu und schienen ganz vertieft in ihre Arbeit. Maria schrie und schwenkte die Arme.
Als das Schiff so nahe war, dass das Fischerboot in seinen Bugwellen gefährlich tanzte, fiel eine Strickleiter herab und ein bärtiger Mann beugte sich über die Reling.
„Steig herauf“, rief er, „oder wir holen dich mit Gewalt, und das würdest du übel bereuen!“
Bereuen werdet wohl eher ihr, mich an Bord zu haben, dachte sie, aber sie kletterte ohne Widerrede die Leiter hinauf.
Als Maria allerdings vor der Besatzung stand, da fanden ihre Überlegungen, wie der Tod wohl diesmal ihr gerettetes Leben gegen ein anderes tauschen würde, ein jähes Ende. Wie mit merkwürdigen Ornamenten, waren die Männer übersät mit Schnitten und Stichen. Einem klaffte eine handlange Wunde quer übers Gesicht, einem anderen fehlten Ohren und Nase. Ein dritter hielt sich gar auf einem zerknickten Bein, aus dem noch ein Stück Knochen ragte. Die Männer hätten sich aber nicht weniger aus ihren Verletzungen machen können; sie standen bloß und starrten, als sei Maria die Absonderlichkeit und nicht sie selbst. Als sie nach der Reihe in ihre bleichen, verfallenen Gesichter blickte, war ihr klar, dass es für den Tod hier nichts mehr zu holen gab.
Dem Bärtigen, der sich über die Reling gebeugt hatte, war einmal ein langer Schnitt durch die Kehle zugefügt worden, und wohl deshalb klang sein Lachen raschelnd und tonlos. Er lachte trotzdem, lang und böswillig. Als er damit fertig war, sagte er: „Sei willkommen auf unserem Schiff! Wir können helfende Hände stets gebrauchen! Aber nanu, was ist denn das?!“ Er legte eine Hand an sein verwittertes Ohr und sein Gesicht verzog sich zu einer höhnischen Fratze, während er tat, als würde er lauschen. „Höre ich da ein Herz schlagen? Sehe ich, wie deine Brust sich hebt und senkt?! Lass mich das erst für dich in Ordnung bringen, Frau!“
Maria fuhr der Schreck durch alle Knochen, als er einen Säbel aus dem Gürtel zog. Sie wäre zurückgewichen, hätten die Männer hinter ihr sie nicht an den Armen festgehalten. Nun sehnte sie sich wieder nach ihrem Trank und sie dachte voller Schrecken an das Wesen in den Wellen, das sie erst hierher geführt hatte. Sie wand sich vergeblich, während die Klinge über ihren Hals und ihre Brust zu ihrer Magengrube wanderte, als könnte sich der Bärtige noch nicht entscheiden. Selbst in der steifen Brise roch sie die Verwesung.
„Bitte nicht!“, flüsterte sie, und als hätte ihr Einwand den Mann beeindruckt, ließ er den Säbel sinken. Er beugte sich über sie. Schnupperte. Dann sagte er bedächtig: „Warum hast du nicht gleich gesagt, dass wir demselben Herren dienen? Du sollst etwas zu essen und zu trinken haben!“
Man gab Maria sauren Wein und altes Brot, das ihr, zugleich eingetrocknet und an manchen Stellen vom Seegang aufgeweicht, wie Pappe auf der Zunge lag. Ansonsten ließ die geisterhafte Mannschaft sie in Ruhe.

Als Maria auf diese Weise eine Woche am Schiff zugebracht hatte und sich zu fragen begann, wie lange die verrottenden Reste in der Speisekammer sie am Leben halten mochten, rief der Matrose, der immer im Krähennest hing und vielleicht auch schon mit diesem verwachsen war: „Segel in Sicht!“
Maria stand mit den Männern hoffnungsvoll an der Reling und blickte dem Schiff entgegen, das am Horizont auftauchte. Kaum war es allerdings in Reichweite gekommen, da vollzog das Geisterschiff eine widernatürlich scharfe Wende; man schnitt dem anderen Schiff den Weg ab und ging daran, es zu entern.
Maria beobachtete das Gemetzel mit Entsetzen. Zwar wehrte sich die andere Mannschaft tapfer, doch jedes Mal, wenn ein Schwerthieb einen der furchterregenden Angreifer traf, schüttelte er sich bloß, als erwache er aus einem Traum, und kämpfte mit nicht mehr als einer weiteren von vielen Wunden weiter. So war der Widerstand bald gebrochen; die letzten Verteidiger ließen ihre Waffen fallen und wer nicht tot auf den Planken lag, wurde abgeführt und eingesperrt.
„Wir haben unserem Herrn gut gedient!“, sagte der Bärtige zu Maria, als er über eine Planke zum anderen Schiff hinüber schritt. Dort fanden sie den Laderaum voller Wein und es gab am Abend für die Mannschaft ein großes Besäufnis. Einen Becher nach dem anderen schütteten sie sich zu Marias Erstaunen in die toten Münder, und wenn der Wein rot wie Blut gleich wieder aus den Wunden an Hals oder Gedärmen troff, dann lachten sie dazu. Sie selbst saß still in einer Ecke und sah zu.
Es war nicht schwer zu erfahren, was mit den gefangenen Seeleuten geschehen sollte: Die ganze Nacht ergingen sich die Männer diesbezüglich an Ideen. Nachdem Maria lange zugehört hatte, stand sie auf, tat den Inhalt ihrer zweiten Phiole in eine Amphore und reichte sie den Feiernden: „Trinken wir auf unseren gemeinsamen Herrn!“
Auf dem Geisterschiff hatte freilich schon lange keiner mehr einen Gedanken an Gift verschwendet, und so tranken sie ohne Argwohn und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen und Entsetzen, als die Wirkung des Trankes einzusetzen begann. Statt zu erbleichen, kehrte Farbe in ihre Gesichter zurück. Wo die Ränder ihrer Wunden ausgetrocknet und fahl gewesen waren, sammelten sich Tropfen frischen Blutes. Der Bärtige griff sich röchelnd an den Hals und starrte dann ungläubig auf seine rot verschmierten Hände.
Es war ein kurzes, aber entsetzliches Schauspiel, wie die Seeleute so plötzlich ins Leben zurückgerissen wurden, nur um gleich darauf auf schreckliche Weise an ihren Wunden zugrunde zu gehen. Maria hatte sich in eine dunkle Ecke geflüchtet und war ganz bleich und zittrig von dem Anblick.
So etwas will ich nie wieder sehen, dachte sie, während sie über die reglosen Körper aus der Kajüte kletterte. Ihr schauderte vor den roten Fußabdrücken, die sie dabei auf den Planken hinterließ.

Man ließ die Toten auf dem Geisterschiff zurück und segelte davon, so rasch es die Brise erlaubte.
„Wer weiß“, warnte Maria, „wann sie wieder zu ihrem untoten Dasein erwachen!“
Die befreiten Seeleute waren Händler, die Wein an den Hof des Königs brachten, und sie nahmen ihre Retterin dankbar auf. Die schien sich aber darüber nicht richtig zu freuen und saß die meiste Zeit in gedrückter Stimmung auf den Fässern im Laderaum herum.
Jetzt ist es Zeit für meine Rache, dachte sie immer wieder. Und dann: Wenn ich die Gelegenheit ergreife und den ganzen Königshof vergifte, wird der Tod die Leute auf diesem Schiff vielleicht verschonen.
Sie hatte die Mannschaft nämlich gern gewonnen.
„Darf ich eines eurer Beiboote nehmen?“, fragte sie den Kapitän eines Abends. Der kratzte sich den Kopf ob ihrer verwunderlichen Bitte, aber stimmte letztlich zu. Er konnte seiner Retterin keinen Wunsch abschlagen. Also schnürte Maria sich ein kleines Bündel mit Essen, Kleidern und Wasser. Bevor man ihr Boot aufs Meer hinaus ließ, stand sie im Laderaum und hielt die Phiole mit dem Gift fest umklammert. Sie dachte an Tochter und Stieftochter und noch immer tat das Herz ihr weh, ob der Behandlung, die sie erlitten hatte. Nach einer Weile steckte sie das Gift weg und zog den Trank hervor, der Glück und Zufriedenheit schenkt. Auch den steckte sie wieder weg.
„Ich werde beide brauchen“, sagte sie sich, „denn wer weiß, was mich auf dem Meer erwartet.“

Als ihr Boot auf die grauen Wellen eines neuen Morgens hinausglitt, sah sie die Gestalt auf dem Wasser liegen.
„Es ist schade, dass du mein Geschenk nicht zu schätzen weißt“, sagte der Tod, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
„Was gedenkst du deshalb zu tun?“, fragte Maria, aber das aufgewühlte Wasser hatte ihn schon davongetrieben.
Vielleicht hat er noch Hoffnung in mich, dachte sie. Die Wolken am Horizont sahen aus, als würde es bald ein Gewitter geben.

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Elisa
Eselsohr
E


Beiträge: 276



E
Beitrag01.04.2022 16:09
Getrieben
von Elisa
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Spannend und kurzweilig geschrieben, sehr gern gelesen.
Am Schreibstil gibt es nichts zu meckern, da war jemand mit viel Schreiberfahrung am Werk.

Ein paar Tage später:
Heute habe ich deine Geschichte noch einmal gelesen und finde sie immer noch sehr gelungen. Ein schönes Märchen mit Tiefgang!
Du bekommst von mir sieben Punkte.
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag01.04.2022 16:20

von kioto
Antworten mit Zitat

Interessante Geschichte, fast ein Märchen. Lies sich leicht und flüssig lesen.

Gruß Werner


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag01.04.2022 16:45

von d.frank
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Hmm.
Scheint mir, als hätte die Zeit nicht mehr ausgereicht, um das Ende in Anfang und Mitte einzupassen. Plötzlich ging alles ganz schnell, die neue Mannschaft fand kaum Beschreibung. Trotzdem habe ich das ganz gern gelesen, weil es das richtige Maß an Spannung hatte, ohne zu viel drumherum zu reden.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

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Beiträge: 4294

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Beitrag01.04.2022 20:59

von hobbes
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Oh, wie schön. Und überraschend. Beim Lesen eilten Gedanken bei mir vorbei in Richtung "oh nein, bestimmt passiert gleich xxx" mit xxx=eine dieser vermeintlich überraschenden, dann aber leider doch vorhersehbaren Wendungen.
Ist aber nicht geschehen! Hurra!

Ich mag schon den Anfang, ich mag diese märchenhafte Erzählen, ich mag Maria, ich mag, dass ich keinen erhobenen Zeigefinger finde, ...
Das einzige, mit dem ich nicht zufrieden bin, ist, dass die Geschichte auf einmal vorbei ist! Ja sapperlot.

Aber dem kann ja abgeholfen werden. Nicht wahr? Kommt noch was?  Wohow

***

Und hier ist die Punktevergabe andersherum merkwürdig: warum "nur" 6 Punkte? Tja. Irgendwas mit "erneutes Lesen" und "direkter Vergleich mit den anderen Texten."


_________________
Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag01.04.2022 21:18

von Stefanie
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Der Stil eines klassischen Märchens gefällt mir, aber das offene Ende lässt mich etwas ratlos zurück.
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Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
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Beitrag01.04.2022 21:56

von Minerva
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Witzige Idee, was geschieht mit der bösen Stiefmutter? Lass uns doch mal ein Klischee aufbrechen und das untersuchen. Damit gelingt ein guter Einstieg.

Text ist gut leserlich, aber Ausrufezeichen wurden mit der Schrotflinte gesetzt. Das nächste mal am besten alle Ausrufezeichen löschen und im Nachgang einzeln einfügen.

Es gelingt, die böse Stiefmutter differenziert darzustellen, natürlich wird sie sich nicht in eine Heilige verwandeln, am Ende trifft sie angemessen, in Selbstüberwindung, eine gute Entscheidung.
Insgesamt gelungen, hat mich sehr gut unterhalten. Vielen Dank!
Leider ist die Story ganz knapp aus meiner Punktevergabe geflogen, es fiel mir schwer. Ich bedauere das.


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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Gast







Beitrag01.04.2022 23:10

von Gast
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Ein Märchen nach dem Märchen. Eine hexende bösende Stiefmutter wird nach dem Happy End (in dem sie nach ungeschriebenen Jahrhundertealten Märchenregeln keinen Platz hat) auf dem Wasser ausgesetzt, wo sie den Tod trifft und mit ihm einen Pakt eingeht, der ihr eine Seelenbeschaffungsquote auferlegt. Dann geht's mit Anleihen aus Pirates of the Caribbean weiter. In ihrem nassen exit game stehen ihr dabei wie in einem Videospiel verschiedene Tinkturen zur Verfügung, die sie auf überraschende Art und Weise nutzt.

Gut geschrieben, handwerklich nichts zu bemängeln. Die abgedroschenen Klischees werden durch erfrischende Wendungen mit neuem Leben (beabsichtigtes Wortspiel!) gefüllt. Sehr gelungen finde ich den Crossover zwischen traditionellem Märchen, Piratenchick und gothic novel.

Und ja, die Stiefmutter ist böse, durch und durch. Aber damit hat sie genau so wenig Probleme wie Walter White bei seiner Transformation vom Chemienerd zum Drogenkönig. Hat was.

Punkte: Sicherlich.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag02.04.2022 19:44

von Heidi
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Hier lese ich also Marias Heldinnenreise. Vom Holzfass zum Fischerboot, zum Geisterschiff, zum Händlerschiff und wieder zurück in einem kleinen Boot - jede Station begleitet vom Tod höchstselbst.

Originell finde ich den Beginn der Geschichte. Dass Maria in einem Holzfass durch das Meer treibt ist mal was komplett anderes im Vergleich zu vielen anderen Geschichten, die mit Schiffen glänzen wollen. Da das Fass sehr schnell durch ein Boot und Schiff und so weiter ersetzt wird, ist meine Freude sehr schnell wieder vorüber.

Den Schreibstil an sich finde ich gut. Die Begegnung mit dem Tod ist amüsant, obwohl ich seine Beweggründe nicht ganz nachvollziehen kann. Er rettet Maria, damit sie ihm dazu verhilft, andere Menschen in den Tod zu treiben. So verstehe ich das. Aber er selbst ist ja der Tod. Er ist in der Lage, sie alle ohnehin zu sich zu holen. Letzendlich wirkt Marias Funktion also eher wie eine Folter, die der Tod ihr auferlegt. Allerdings erlebe ich, wenn ich an einen personifizierten Tod denke, immer eine neutrale "Person", die ihren Dienst mit kühler Berechnung tut, ohne irgendwelche Gefühleregungen oder unnötige Qualen zu bereiten. Der Tod kommt halt, weil er kommen muss. Er hat keine weiteren Ziele als den Menschen zu holen, der gerade an der Reihe ist. So nüchtern das auch klingen mag.

Maria hingegen darf als Figur einer Geschichte natürlich hinterlistig und egoistisch sein. Genau das ist sie auch, denn sie kennt keine Gnade. Um ihr Überleben zu sichern, tut sie im Verlauf der Geschichte so einiges. Ich frage mich aber, was genau ihre Motivation ist. Warum erhält sie sich am Leben und geht darüber über Leichen, wenn es ihr nicht allzuviel Wert ist, wie sie ja selbst zu Beginn mitteilt?
Selbst am Ende wirkt sie einerseits gleichgültig aber andererseits auch rachsüchtig. Sie kommt mir als Figur nicht wirklich nahe. Genauso verhält es sich mit der einzig ihr nahestehenden Person. Was ist mit der anfänglich noch in ihren Gedanken präsenten Tochter? Warum kommt sie erst am Ende wieder zur Sprache und dann in einem Atemzug mit der Tatsache, dass sich Maria am Königshof rächen will? Sie möchte alle vergiften - ob es dazu kommt wird aber nicht thematisiert.
 
Die Handlung an sich ist ausgereift. Es gibt verschiedene Stationen, die Maria bereist und Aufgaben, die sie zu bewältigen hat. Auch die Idee, die drei Tränke miteinzubeziehen finde ich gelungen - wenn auch nur einer davon eine tragende Rolle spielt.

Was mir bei dieser Hauptfigur fehlst ist die Substanz, was das Gefühlsleben und die Motivation betrifft. Am Ende fehlt mir dann leider auch die Substanz an dem, was die Geschichte will. Maria verlässt ihre neu gewonnene Heimat. Der Tod taucht wieder auf. Sie ist weiterhin gleichgültig. Was passieren könnte, wird für meinen Geschmack zu vage angelegt - was ich im Grunde meist schätze, weil ich gern selbst zu Ende male, was vorbereitet wurde. Hier aber ist es zum Schluss auf eine spezielle Art so offen, dass ich mit meiner Fantasie keine angemessene Möglichkeit über Marias Verbleib konstruieren kann.

Zitat:
Eine Weile überlegte Maria, den Fischer mit ihrem Trank wiederzuerwecken. Sie wollte das kostbare Mittel aber nicht verschwenden. Also schob sie den Mann mit großer Anstrengung über Bord und stieß so lange mit einem Ruder nach ihm, bis der Leichnam davongetrieben war.


Diese Sätze zeigen einen Teil von Marias Charakter. Deshalb habe ich sie rausgepickt. Gern hätte ich auch die verletzliche Seite von ihr kennengelernt. Dass sie schmerzvoll an ihre Tochter denkt, reicht mir nicht wirklich, denn ich erfahre nicht, warum sie das tut.

Es gibt keine Punkte.
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cheeky_rakoon
Gänsefüßchen
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Beiträge: 27
Wohnort: Österreich


C
Beitrag02.04.2022 21:34

von cheeky_rakoon
Antworten mit Zitat

Der Text war nett zu lesen und den Wunsch nach Rache von Maria kann ich gut nachvollziehen.

Zitat:
Der erste, der Glück und Zufriedenheit schenkt. Der zweite, der Menschen aus dem Totenreich erweckt. Und der dritte, der sie schnell und schmerzlos eben dorthin schickt.


Glaube hier haben sich Zeitfehler eingeschlichen.
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

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Beitrag03.04.2022 13:05

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

deine Geschichte hat eine interessante Handlung.
Für mich jedoch ist sie handwerklich ausbaubar, es gibt auch einen Bruch in der Perspektive.

Man ließ die Toten auf dem Geisterschiff zurück und segelte davon, so rasch es die Brise erlaubte.
„Wer weiß“, warnte Maria, „wann sie wieder zu ihrem untoten Dasein erwachen!“
Die befreiten Seeleute waren Händler, die Wein an den Hof des Königs brachten, und sie nahmen ihre Retterin dankbar auf. Die schien sich aber darüber nicht richtig zu freuen und saß die meiste Zeit in gedrückter Stimmung auf den Fässern im Laderaum herum.
Jetzt ist es Zeit für meine Rache, dachte sie immer wieder. Und dann: Wenn ich die Gelegenheit ergreife und den ganzen Königshof vergifte, wird der Tod die Leute auf diesem Schiff vielleicht verschonen.
Sie hatte die Mannschaft nämlich gern gewonnen.


In diesem Abschnitt ist Maria nicht mehr die handlungstragende Person (hP). Es wird zunächst rein von außen auf die Handlung geschaut. Das wäre in Ordnung gewesne, wenn es dabei geblieben wäre. Doch dann wechselst du zurück auf die hP.

Wenn weiter tatsächlich die Angst besteht, dass die Leichen wiedererwachen, warum dann nicht das Schiff niederbrennen, aber das nur am Rade. Es ist nicht so wichtig, hätte aber ein weites Indiz auf die Werthaltung (und deren Änderung) bezüglich der hP gegeben.

Denn: Die Frage danach, ob und wie böse Maria ist, schwingt in gewisser Weise immer mit.

Was mich auch etwas stört: Die Phiolen enthalten alle einen Zaubertrank, aber es ist anscheinend irrelevant wie viel man benutzt. So hätte sie A) den Fischer retten und B) trotzdem alle wiedererwecken können.

Das sind nur die wesentlichen Dinge, die mir so aufstießen.

Trotz allem ist die Geschichte interessant.

Es wird aber nicht für ein Treppchen reichen.

Liebe Grüße,
Pheno


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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weltverbesserer
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Wohnort: Dänemark


Beitrag03.04.2022 16:57

von weltverbesserer
Antworten mit Zitat

Die märchenhafte Geschichte hat mir gut gefallen. Hat sich leicht lesen lassen und mich gefesselt.
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Reimeschreiberin
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 220



Beitrag03.04.2022 17:03

von Reimeschreiberin
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Märchenhafter Einstieg, macht neugierig. Ich habe die böse Stiefmutter gerne auf ihrer Reise begleitet und fand das etwas offen gelassene Ende sehr schön.
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Abari
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Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag03.04.2022 19:55

von Abari
Antworten mit Zitat

Der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber schreibe ich zu Anfang eine Kürzestzusammenfassung, damit ich mich dann beim Bewerten besser orientieren kann:

Die böse Stiefmutter aus einem Märchen entrinnt auf wundersame Weise mehmals dem Tode.

Schöne Idee, die Geschichte vom Ende einer anderen her beginnen zu lassen. Sprachlich sauber geführt, bisschen plätscherig vielleicht, aber nicht langweilig. Die Klimax liegt noch vor der Figur, wenn ich es recht verstehe? Oder nicht?


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag03.04.2022 20:28

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Mein lieber unbekannter Autor,

Kraft meines Amtes als Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum jenseits des Schwarzen Lochs muss ich Ihnen mitteilen, dass ich Ihr Anti-Märchen gerne gelesen habe.

Paar spontane Leseeindrücke, direkt beim ersten Lesen geschrieben, zwischendurch:

Zitat:
Was für ein Leben es wohl ist?, dachte sie kurz
Das von ihrer Tochter natürlich, was denn sonst?

Okay, war jetzt nur einer, aber der zeigt, was mich an der Geschichte stört: Ich hätte ein richtiges Ende erwartet. Z.B. dass sie den Hofstaat vergiftet, ihrer Tochter die Glücksphiole geben will und sie auch tot vorfindet, sich dann ärgert, den Lebenstrank für die Untoten aufgebraucht zu haben oder irgendwie so etwas. Wahrscheinlich haben die Vorgaben, dass die Geschichte auf dem Wasser bleiben muss, eine Konklusion unmöglich gemacht. Aber leider fehlt so irgendwas. Märchen haben kein offenes Ende.

Aber gerne gelesen.

Noch sind die Punkte allerdings in Superposition und werden erst verteilt worden sein, wenn ein Beobachter in diesen Spoiler schaut: Leider keine mehr übrig.

Mit verdammenden Blicken,
Ihr unfreundlicher Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum

Jetzt habt ihr von dem Salzwasser getrunken. Ich werde niemanden zum Leuchten bringen, aber ich werde da sein. Egal, ob ihr mich nur erahnt, oder die Fragmente zusammensetzen könnt.

Hallo Leute, Veith hier. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist, anscheinend wurde mein Konto gekapert, dabei war mein Passwort so sicher! Tut mir leid, wird nicht wieder passieren, ich habe es jetzt durch ein noch sichereres ersetzt. In der Zwischenzeit hat irgendeine seltsame Entität die Kommentare und Bewertungen für mich übernommen. Kommt wohl dabei raus, wenn hier so viele im Vorfeld mit Schwarzen Löchern rumgespielt haben. Weil ich zu faul war, selbst noch was zu schreiben, habe ich die gehackten Kommentare und Bepunktungen so stehenlassen – ich bin sicher, dieses Wesen hat bestimmt nichts böse gemeint und wollte nur spielen.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

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Beiträge: 3211
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag04.04.2022 10:28

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Der Stil erinnert mich an ein gut geschriebenes Märchen und die Geschichte, wie die Frau letztlich doch ihre (letztendlich sinnlose) Rache überwindet, gefällt mir.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Globo85
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Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag04.04.2022 13:41

von Globo85
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Hexe und Tod schließen einen Pakt. Aber welchen?

Vorgaben:
Phantastik ist das allemal und "Fern der letzten Ufer" ebenfalls.

Eindrücke:
Die böse Schwiegermutter wird in einem Fass von Bord geworfen. Wahsinnsanfang, wirklich! Dann noch die drei sehr spezifischen Tränke. Super. Dann ein Pakt mit dem Tod: "Ich rette dich und du bringst mir dafür andere." Und dann verliert das für mich irgendwie den roten Faden. Ein Geisterschiff taucht auf und die Untoten werden "geuntötet" nur damit sie an ihren noch vorhandenen Wunden gerade wieder verrecken können. Ein Trank weg. Schön. Und weiter? Der Tod hat dann auch noch mal nen Auftritt, spricht plötzlich von einem Geschenk und die beiden anderen Tränke "wird sie sicher noch brauchen" und ich so "???".

Lieblingsstelle:
Zitat:
Die böse Stiefmutter aber wurde in einem Fass eingenagelt, über Bord gerollt und den Wellen überlassen.

Beim Aufprall auf dem Wasser hatte sie sich wohl ein paar Rippen verstaucht;


Fazit:
Starker Beginn, der dann für mich den roten Faden verliert. Nicht in meinen Top Ten. Keine Punkte.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag04.04.2022 20:19

von Jenni
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Hach, diese Geschichte. Die Idee finde ich außerordentlich reizvoll, die Geschichte der bösen Stiefmutter nach dem Happy End weiterzuerzählen, beginnend eingesperrt in einem Faß auf dem offenen Meer. Und das geht auch richtig gut los, in launigem Tonfall, in gutem Tempo und sehr ideenreich, so dass ich amüsiert und positiv interessiert durch die Geschichte gespült werde. Großartig wie sie die Zombiepiraten zum Leben erweckt um sie sterben zu lassen. Nur dann verliert das gegen Ende ein bisschen den Drive und den roten Faden. Das ist ein Märchen (oder jedenfall fast), aber sie hebt sich zwei der drei Tränke auf, man wisse nicht, wofür man die noch brauche, und am Horizont zieht ein Gewitter auf. Ist das jetzt originell oder gingen die Einfälle aus, ich weiß es nicht.
Oder liegt es am Thema, jetzt gehört sie der See.

Punkte gibt das schon, wie viele wird sich zeigen.

Es zeigt sich: 7 Punkte.
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Gast







Beitrag05.04.2022 19:24

von Gast
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Liebe/r Inko,

ganz schön rücksichtslos, diese Maria! Außerdem fährt sie keine klare Linie, den Tod des Fischers nimmt sie gerne in Kauf, um ihr eigenes Leben zu retten, die Mannschaft des Handelsschiffes hingegen rettet sie vor den Geistermatrosen. Wieso hat sie jetzt Skrupel? Hätte sie nicht mit dem zweiten Trank den Fischer wieder ins Leben zurückholen und selbst das Glücksgetränk nehmen können? So hat die Geschichte irgendwie weder Hand noch Fuß, jetzt schippert sie wieder mit Rachegedanken auf dem Meer herum, klammert sich an die verbliebenen beiden Phiolen und muss dennoch fürchten, dass der Tod sie holt, was sie via Trank ja selbst erledigen kann. Sie handelt überhaupt nicht logisch! Aber dafür hast du einen tollen, bildhaften Schreibstil, mein Kopfkino funktioniert prima und ich überlege mir in den nächsten Tagen, wie ich Maria im Vergleich zu den anderen Geschichten bewerte.

Liebe Grüße,
Katinka
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag05.04.2022 22:29

von tronde
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Hallo!

Es waren durchweg gute Texte und aufgrund ihrer Verschiedenheit ist es mir sehr schwergefallen, sie gegeneinander abzustufen. Verschiedene Genres, verschiedene Ansätze von „Phantastik“, je nachdem, wo ich den Schwerpunkt hingelegt habe, war die Reihenfolge dann wieder eine andere.

5 Punkte. Jetzt nach oben wird es sehr subjektiv, ohne dass ich so recht sagen könnte, warum jetzt hier ein Punkt mehr oder weniger.
Gut geschrieben, gute Idee.

Danke für den Text!
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John McCrea
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 50
Beiträge: 152
Wohnort: OWL


Beitrag06.04.2022 11:58

von John McCrea
Antworten mit Zitat

Gerne gelesen. Handwerklich muss man das erst einmal hinbekommen, solch eine plausible Weise über Mensch und Tod zu schreiben.
Vom Timing passt der Text für mich auch, sprachlich ist er wahrscheinlich bewusst zurückhaltend geschrieben.


_________________
Italian Leather Sofa
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.04.2022 13:07

von Constantine
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Bonjour Böse-StiefmutterInko

die Prämisse gefällt mir, über die Böse Stiefmutter zu berichten, nachdem Happy End, aber die Ausführung hat mich leider nicht überzeugt.

Die böse Stiefmutter wird in ein Fass eingenagelt und über Bord geworfen, und doch lässt man ihr ihre wertvollen Phiolen? Warum?
Und so, wie die Stiefmutter durchgerüttelt und an die Felswand geknallt wird, überstehen die Phiolen jede äußere Einwirkung. Passt für mich nicht.


Das Hauptthema zu Beginn ist Rache und es wird eine Erwartungshaltung bei mir aufgebaut, dass Maria sich an ihre Tochter und Stieftochter rächen will, weil diese sie verraten haben. Doch die Story vergeudet extremst viel Zeit damit, wie sich Maria zunächst rettet, dann die Episode mit dem Geisterschiff, dass der eigentlich spannende Teaser bezüglich der Rache gar nicht aufkommt und das Ende offen und für mich unzufriedenstellend gelöst ist, was interessant mit den ersten Sätzen begonnen hatte.

Manche Sätze verstehe ich nicht, welches Bild damit übermittelt werden soll:
Zitat:
Der Felsen war die Spitze eines Berges, der sich so gewaltig vom Meeresgrund auftürmte, dass Maria, wenn sie die Beine darum schlang, den Oberkörper über Wasser halten konnte.

Wozu wird ein gewaltiger Berg vom Meeresgrund bemüht? Um den Felsen  im Meer zu erklären? Und mit "die Beine darumschlingen" ist gemeint, dass der Felsen schmal wie ein Baumstamm ist? Insgesamt ist dir mMn der Satz etwas umständlich geraten.

Zitat:
Nach einer Weile stieg das Wasser. Bei ihrer Strandung hatte Ebbe geherrscht; nun wanderte der Mond und zog das Meer mit sich, gnadenlos über ihre armselige kleine Zuflucht hinweg. Bald reichte ihr das Wasser bis zum Kinn, dann bis zu Mund und Nase, und sie musste aufstehen, um nicht zu ertrinken. Mit bloßen Füßen versuchte sie, sich auf dem rutschigen Stein zu halten, während das Meer ihr weiter entgegenstieg.

Sie steht oben auf der Bergspitze und das Wasser reicht ihr bis zum Mund, nichts zum Festhalten im wogenden Meer und sie hält da die Balance? Beachtlich.

Zitat:
Vor Schreck wäre sie beinahe vom Felsen gefallen, aber sie hielt sich mit letzter Kraft [...]

An was hält sie sich, wenn es nichts zu halten gibt? Sie hält die Balance, richtig?

Zitat:
Die Gestalt lag auf dem Wasser. Lässig ausgestreckt, Beine überschlagen und den Kopf in die Handfläche gestützt, blickte sie Maria an. Die Flut war so weit gestiegen, dass sie sich Auge in Auge sahen.

So wie ich es mir vorstelle, passt es zu einer Komödie, aber nicht zu einer dramatischen Szene über Leben und Tod.

Zitat:
„Wenn du mir helfen kannst, dann hilf mir! Ich kann dir mit meiner Rache bestimmt Freude machen!“

Tatsächlich hätte ich die Ausarbeitung der Rache spannender gefunden als diese zähe Ausarbeitung, die nirgendwo hinführt.

Es tut mir leid. Im Vergleich haben mich andere Beiträge  mehr überzeugt: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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