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Bücher im Präsens geschrieben - Trend? Sinnvoll? Effekte?

 
 
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Minerva
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Beitrag17.04.2019 22:26
Bücher im Präsens geschrieben - Trend? Sinnvoll? Effekte?
von Minerva
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Mir ist in letzter Zeit ein paar Mal aufgefallen, dass manche Romane die Gegenwartsform verwenden. Ich habe auch eins gelesen, wusste es vorher nicht. Es war ok, ein bisschen ungewohnt, aber ich fand nicht, dass es irgendeinen Effekt hatte. So richtig mochte ich es nicht.
Ich fühlte mich dadurch nicht näher an dem Geschehen, falls das die Absicht war.

Was ist der Sinn dahinter? Oder ist das nur ein Trend?
Schreibt ihr selbst so? Wieso?


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Gast







Beitrag17.04.2019 23:13

von Gast
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Worin liegt denn der Sinn, im Präteritum zu schreiben?
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Rainer Prem
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Alter: 66
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Beitrag18.04.2019 08:36

von Rainer Prem
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Zitat:
Worin liegt denn der Sinn, im Präteritum zu schreiben?


Den Witz habe ich nicht verstanden. Könntest du die Aussage bitte erläutern? Hast du vielleicht "Präteritum" (=Imperfekt) und "Perfekt" verwechselt?
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Rainer Prem
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Alter: 66
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Beitrag18.04.2019 08:40
Re: Bücher im Präsens geschrieben - Trend? Sinnvoll? Effekte?
von Rainer Prem
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Minerva hat Folgendes geschrieben:
Mir ist in letzter Zeit ein paar Mal aufgefallen, dass manche Romane die Gegenwartsform verwenden. Ich habe auch eins gelesen, wusste es vorher nicht. Es war ok, ein bisschen ungewohnt, aber ich fand nicht, dass es irgendeinen Effekt hatte. So richtig mochte ich es nicht.
Ich fühlte mich dadurch nicht näher an dem Geschehen, falls das die Absicht war.

Was ist der Sinn dahinter? Oder ist das nur ein Trend?
Schreibt ihr selbst so? Wieso?


Es gibt schon sehr lange viele Autoren, die im Präsens schreiben. Vor allem in der Romanzenecke ist es sehr gebräuchlich, einen oder beide Protagonisten in der Gegenwartsform erzählen zu lassen, weil das den Leser enger an das Geschehen fesselt (zumindest in der Theorie).

Ich habe das einmal gemacht, indem ich die Perspektive der Protagonistin selbst in Ich-Form und Präsens, die aller anderen Personen in der dritten Person und Präteritum geschrieben habe. Es hat sich kein Leser darüber beklagt.

Grüße
Rainer
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Minerva
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Beitrag18.04.2019 10:35

von Minerva
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Also den "Sinn" kenne ich nicht, es nur einfach üblich in der Vergangenheitsform zu schreiben.

Beim Lesen fand ich die Gegenwartsform gewöhnungsbedürftig, allerdings ging es nach ein paar Seiten. Vielleicht bin ich da auch eingefahren. Razz

Ich kann natürlich auch nicht beurteilen, ob ich näher am Geschehen war oder nicht, weil der ganze Roman so geschrieben war. Habe mich gefragt, ob das jetzt verstärkt verwendet wird. So wie (nach meinem subjektiven Gefühl) die Verwendung des Ich-Erzählers häufiger wird.

Ich frage mich, ob man das Präsens auch innerhalb einer Geschichte verwenden könnte, um näher ans Geschehen zu führen, also ein Zeitwechsel in einer bestimmten Szene. (nicht zwischen den Charakteren) Rolling Eyes

Die Idee mit dem Ich-Erzähler im Präsens und dem personalen Erzähler in der Vergangenheit, finde ich gut.


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Nordica
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Beitrag18.04.2019 12:56

von Nordica
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Präsens habe ich in einigen neueren Kinder- und Jugendbüchern gefunden, die in der Ich-Form stehen, wahrscheinlich in der Absicht näher an den Leser ranzukommen. War etwas gewöhnungsbedürftig, hat mich dann aber nicht mehr gestört. Ob man als Leser tatsächlich näher dran ist (und ob es da einen Unterschied gibt zwischen Viellesern, die Präteritum gewöhnt sind, und lesefaulen Jugendlichen) weiß ich nicht.

Der "Sinn" einer Vergangenheitsform ergibt sich wahrscheinlich aus der klassischen Erzählsituation, in der über Vergangenes berichtet wird. (Es war einmal ...).
Im Fall eines allwissenden Erzählers, der auch schon weiß, wie die Geschichte ausgeht, wäre Präsens entweder unlogisch oder würde einen besonderen Effekt hervorrufen (Hier geht Herr Müller, er weiß noch nicht, dass er gleich ...).

Eigentlich könnte man ja mal versuchen, eine Dystopie im Futur zu schreiben Very Happy.
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Gast







Beitrag18.04.2019 13:15

von Gast
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Worin liegt denn der Sinn, im Präteritum zu schreiben?


Den Witz habe ich nicht verstanden. Könntest du die Aussage bitte erläutern? Hast du vielleicht "Präteritum" (=Imperfekt) und "Perfekt" verwechselt?


Das sollte kein Witz sein. Das Gewöhnliche vergisst man oft zu hinterfragen -- dabei ist es oft nicht weniger besonders als das Besondere. Mann, das klingt total bartstreichlerisch.



Meiner Meinung nach führt das zu objektiveren Vergleichen.
Also nicht das Bartstreicheln.
Wobei ...

Hmmm, das Präteritum mit dem Perfekt verwechselt? Ich hoffe nicht. Beides Vergangenheitsformen. Ersteres: Ich aß. Letzteres: Ich habe gegessen. Stimmt doch, oder?

Zitat:
Also den "Sinn" kenne ich nicht, es nur einfach üblich in der Vergangenheitsform zu schreiben.


Genau das meine ich. lol2

Ich könnte auch nur mutmaßen, dass der Leser durch die Gegenwartsform näher ans Geschehen geholt werden soll, wohingegen man bei der Vergangenheitsform ein wenig mehr Distanz schaffen will. Bei mir tut sich da aber nicht viel, wenn ich ehrlich bin.
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Murmel
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Beitrag18.04.2019 13:48

von Murmel
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In der Vergangenheit zu erzählen kommt meiner Ansicht nach aus der alten Erzählpraxis auktorial und distanziert. Es simuliert die Situation, dass dir jemand gegenübersitzt und erzählt, was passiert ist. Die Geschehnisse liegen in der Vergangenheit: Es war einmal.

Nun erzählt dir dein Freund sein Erlebnis in Gegenwart, und so kann man natürlich auch einen Roman in Gegenwart schreiben. Es ist ein Trend und manche Leser mögen es mehr als andere. Gegenwart kann sehr intensiv wirken, vor allem, wenn der Autor seine Ich-Perspektive beherrscht. Dadurch eventuell sogar zu intensiv oder schrecklich unbeholfen, wenn es der Autor sie eben nicht beherrscht.

Ich bin kein Freund davon, schreibe es daher auch nicht. Allerdings denke ich über einen Roman an, bei dem Präsens sehr gut passen würde.


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Bananenfischin
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Beitrag18.04.2019 14:10

von Bananenfischin
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Alle meine bisherigen Bücher sind im Präsens geschrieben (sowohl in 1. als auch 3. Person), ebenso so gut wie alle Kurzgeschichten. Es geht mir dabei nicht bewusst darum, einen bestimmten Effekt zu erzielen, dennoch erscheint mir das Präsens in der Regel für meine Texte passender.
Das mag aber auch an den Lesegewohnheiten liegen, die ich hatte, als ich selbst mit dem ernsthaften Schreiben begann. In der deutschen Gegenwartsliteratur ist das Präsens weit verbreitet. Auch "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", das bei mir einen Aha-Effekt bezüglich dessen ausgelöst hat, wie gutes Schreiben funktioniert, ist im Präsens verfasst worden.


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nebenfluss
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Beitrag18.04.2019 15:54

von nebenfluss
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Ich schreibe auch fast ausschließlich im Präsens. Ab und zu versuche ich es mal im epischen Präteritum, aber das führt bei mir immer zu einer größeren Distanz, zum Geschehen, zu den Figuren. Das Präsens erhöht mein eigenes Gespanntsein auf das, was noch kommen wird. Ob sich das auf den Leser überträgt - keine Ahnung.
Natürlich gibt es Gründe, im Präteritum zu schreiben. Im 10K habe ich mal versucht, eine auktoriale Ich-Perspektive mit Präsens zu verknüpfen. Das war dann eindeutig zu viel des Guten bzw. Gar-nicht-so-Guten.
Bei actionreichen Geschichten scheint mir die Zeitform eher egal zu sein.


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Minerva
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Beitrag18.04.2019 16:50

von Minerva
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Aha, dass das so beliebt ist, hätte ich nicht gedacht Surprised

"Fräulein Smillas Gespür für Schnee" wollte ich auch schon immer mal lesen. Würde mich mal interessieren, wie es dort wirkt.

Ich mag gern personaler Erzähler und Vergangenheit, weil ichs wohl gewohnt bin. Lese nicht so viel Modernes. Aber interessant, das hier auch einige Präsens verwenden. Ich würde es zumindest mal in Betracht ziehen.


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Dramaqueen
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Beitrag18.04.2019 20:16

von Dramaqueen
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In Kurzgeschichten komme ich noch mit dem Präsens zurecht, aber bei Romanen hört das bei mir auf. Ich find's super fies zum Lesen und mag es einfach nicht. Es fühlt sich für mich "falsch" an und liest sich komisch. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich auch erst seit wenigen Jahren immer mehr Bücher finde, die im Präsens geschrieben sind und das so aus meiner Kindheit und Jugend also gar nicht kenne.
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Klemens_Fitte
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Beitrag19.04.2019 10:47

von Klemens_Fitte
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In der Phase, in der mir bewusst wurde, was "mein" Schreiben ist bzw. worum es mir beim Schreiben geht, welche Art Literatur mir liegt und welche nicht, fiel die Abkehr vom Präteritum als Erzählzeit mit der Abkehr von der personalen Perspektive zusammen.

Zumindest wäre das das Narrativ, an dem ich meine Gedanken zu Präsens und Präteritum entlangführen könnte.

Im Grunde schreibe ich – im Sinne von: Texte schreiben – schon, seit ich schreiben kann. Und natürlich orientierte sich dieses Schreiben immer an dem, was ich las oder was mir als Art, wie man erzählt oder wie Geschichten, wie Bücher funktionieren; die waren nämlich, glaube ich, schon immer der Bezugspunkt meines Schreibens. Da fing es nicht damit an, dass ich Tagebuch schrieb oder hie oder da mal ein Gedicht, sondern ich wollte Bücher schreiben, echte. Und wenn man Märchen, Abenteuer- oder Fantasyromane liest oder sie noch vom Vorlesen im Kopf hat, dann scheint es wahrscheinlich unsinnig, auf eine andere Art zu erzählen als im (epischen) Präteritum.

Irgendwann, Jahre später – das Schreiben war auf dem Weg, von einer Beschäftigung unter vielen zum Einzigen zu werden, das mich wirklich interessierte – begegnete ich dann "meinen" Schriftstellern, und mit "meinen" Schriftstellern begegnete ich einem Schreiben, das über ein bloßes Erzählen hinauszugehen schien, in dem es nicht darum zu gehen schien, eine Geschichte zu erzählen, und stattdessen meinte ich, da etwas Substanzielleres zu lesen, eine Art gelebtes Schreiben, das untrennbar mit der Person und der Biografie des Autors selbst verknüpft zu sein schien.

Der Satz von Michel Leiris
Michel Leiris hat Folgendes geschrieben:
Jede Verkleidung abwerfen und als Materialien nur wirkliche Tatsachen zulassen.

wurde in der Zeit zu einer Art Dogma für mich, und auch wenn ich inzwischen weiß, dass das Unsinn ist, dass jedes Schreiben ein Verfälschen ist und die einzige Unterscheidung darin besteht, ob dieses Verfälschen im Text selbst sichtbar gemacht und problematisiert wird, ist diese Skepsis gegenüber dem epischen Präteritum und der personalen Perspektive immer noch da – so, als wäre alles augenblicklich falsch und banal, sobald es mit dieser Erzählzeit und -perspektive zusammentrifft.

Das ist natürlich, wie gesagt, Unsinn, und ich bin gerade dabei, das zu lernen. In meinem aktuellen Manuskript bleibt der Bezugspunkt zwar das Präsens, aber im Grunde wechseln die Zeiten und Modi munter durcheinander, bisweilen mitten im Satz, und da war beim Schreiben das Interessante für mich, dass ich tatsächlich auch an den Stellen, an denen die Erzählung mitunter ins Romaneske abschweift, ganz von selbst ins Präteritum gerutscht bin (im Link bspw. in Teil 5), auch wenn ich mir dabei immer noch wie ein Hochstapler vorkomme, wie jemand, der so tut, als sei er ein Erzähler, obwohl er nicht dazu taugt und ihm das entlarvende und nüchterne Präsens besser zu Gesicht stünde.


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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Minerva
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Beitrag19.04.2019 11:19

von Minerva
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Hm, ich glaube auch, dass es der beste Weg ist, wenn man sich ausprobiert bis man das findet, was zu einem passt. Oder je nach dem, was man schreibt, das Richtige dafür findet.

Distanziert zu meinen Texten fühle ich mich durch Vergangenheitsform und personalem Erzähler nicht. Ich bin aber auch keine experimentelle Schreiberin, also in diesem modernen Sinne. Das reizt mich bisher nicht.
Ich will nur Gefühle, Gedanken und Bilder in Worten ausdrücken und schreibe das so, wie es mir gefällt und wie, ich glaube, es die Leser überzeugen würde.
Dabei zu sagen, was ich wirklich "denke", reicht mir aus um mich nicht so zu fühlen, als würde ich mich verstellen oder anpassen.


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Alfred Wallon
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Beitrag19.04.2019 11:39

von Alfred Wallon
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Bisher konnte ich mit dem Präsens-Erzählstil nichts anfangen. Weder in der ersten noch in der dritten Person-Erzählperspektive.

Mittlerweile habe ich aber die Bücher von Greg Iles entdeckt, der hauptsächlich diesen Stil bei seinen Thrillern bevorzugt, und da gefällt es mir ganz gut.

Ich selbst bleibe aber bei meinen Projekten in der Vergangenheitsform.


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Mit freundlichen Grüßen / Best Regards

Alfred Wallon
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RocketJo
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Beitrag19.04.2019 12:24

von RocketJo
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Als Leser ist es mir relativ egal, ob das Buch in Gegenwart oder Vergangenheit steht. Im normalen Lesen fällt mir das meistens nicht einmal auf und bewusst fallen mir jetzt nur Kinder-/ Jugendbücher und eine Freuenromanreihe ein, die im Präsens geschrieben sind. Bei den Kinderbüchern sind das vor allem die Abenteuerbücher und da sehe ich es durchaus als sinnvollen Stil an (immerhin soll der Leser sich ja so fühlen, als erlebe er das Geschehen gerade im Augenblick).
Aber wie gesagt, normalerweise fällt mir das nicht einmal auf.

Als Autor verwende ich automatisch Vergangenheitsformen, einfach, weil es gewohnter ist. Außerdem kann man so Gedankenbrüche ohne Formatierungen einbauen oder anderweitig die Gegenwart als Stilmittel einsetzen ;-p
Im übrigen erzähle ich auch privat meistens in Vergangenheit (allerdings im umgangssprachlichen Perfekt). Präsens ist mir also für erzählte Formen generell eine eher fremdartige Sache ^^

Aber vielleicht würde der Tempuswechsel helfen, wenn ich mal nicht vorankomme *grübel*
Es bringt dann eher eine Rollenspielsituation rein und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es mich dann näher an den jeweiligen Charakter ziehen könnte. Muss ich mal ausprobieren ...
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Beitrag15.05.2019 18:04

von Der_Meister
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Ein Beispiel hierfür ist Lilian Loke's "Gold in den Straßen". Ein gut geschriebenes Buch, dem das Präsens gut steht, aber man hatte den Eindruck, dass der Stil einem Professor des Literaturinstitutes in Hildesheim gefallen würde, was selten ein gutes Zeichen ist.

Ich finde, das Präsens lohnt sich für Handlungen, die in einem etwas banalen Setting spielen, weil dadurch mehr Tempo in die Handlung kommt und größere, schnellere Sprünge und Schnitte möglich werden.
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FTW
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Beitrag17.05.2019 13:31

von FTW
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Neee, naaaa....
Ich bleibe da "klassisch" in der Vergangenheit.

Ich meine sogar zu behaupten, auf jeden Fall trifft dies auf mich zu, daß das Verwenden der Gegenwartsform der Erfahrung während des Lesens abträglich sein kann.
Ein bisschen käme ich mir auf die Schippe genommen vor, im Sinne von, aus dem Stegreif erzählt, gerade ausgedacht, keine "echte" Geschichte.
Dementgegen aus der Vergangenheitsform etwas erzählt zu bekommen, fühlt sich handfester an.
Quasi, es ist passiert - wie ging es weiter?
Wie ging es aus?
Wer kennt sie nicht, diese eine Geschichte, Mann, das war ein starkes Stück.
Wenn vor 80.000 Jahren Gruppen von modernen Menschen (huch, gewagte Theorie, zumindest für die althergebrachte Schularchäologie) in einer Höhle am Feuer saßen, erzählten sie sich gegenseitig die Dinge, die gerade passiert waren.
Sicherlich kann der Erzähler vom Feuer aufstehen, sich am Speer abstützen und der Meute dann aus der Gegenwartsform eine besonders spannende Passage erklären.
"Ich lauere in gebückter Haltung im hohen Weidegras, als plötzlich der Säbelzahntiger das kleine Mammut anspringt, auf das ich schon eine Weile selbst mein Auge geworfen habe (...selbst mein Auge werfe?)"
Na?
Spätestens wenn Klein-Rostor sich vom Ledergewandt seiner Mutter lossagt, von der Spannung erfaßt selbst nachfragt:
"Und was ist dann passiert?"
Spätestens dann, wurde uns allen bewußt; die Vergangenheitsform eignet sich auf Dauer besser um abgeschlossene Handlungen herausarbeiten zu können.
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Ron Swanson
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Beitrag18.05.2019 20:48

von Ron Swanson
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Ich kann mich mit dem Erste-Person-Präsens-Roman auch absolut nicht anfreunden. Embarassed

Weil ich es befremdlich finde, sich direkt in einer Situation selbst zu reflektieren, versteht ihr, was ich meine? Verstecken
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Minerva
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Beitrag19.05.2019 18:41

von Minerva
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Ich glaube inzwischen, es kommt aufs Buch an. Habe nun ein paar gelesen und es ist mir nicht immer negativ aufgefallen. Wenns passt, passt es.

Bin aber trotzdem noch Anhängerin der altmodischen Variante. Very Happy


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agu
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Beitrag20.05.2019 12:08

von agu
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Hallihallo,

einerseits ist es tatsächlich so, dass sich Präsenz als Erzählform in den letzten Jahren stark ausgebreitet hat. Gab es zwar auch früher schon, aber war im Verhältnis nicht so stark vertreten.

Andererseits halte ich es für ebenso gut oder schlecht wie Präteritum. Neben ein paar Exoten (Du-Erzähler, Futur oder Perfekt als Zeitform) sind die Variablen im allergrößten Teil der aktuellen Bücher
ICH oder 3.Person als Erzähler, kombiniert mit
Präsens oder Präteritum.

Präsens hat tatsächlich den Vorteil, dass es sich unmittelbarer anfühlt, man kann den Leser schneller mitten ins Geschehen ziehen. Für actiongetriebene Handlung fällt es im Präsens leichter, Geschwindigkeit aufzubauen - vor allem auch plötzliche, erratische Sinneswandel oder Entscheidungen mitten in einer Gefahrensituation lassen sich in Präsens sehr hautnah erzählen.
Kombiniert mit einem ICH-Erzähler lässt sich - handwerkliches Geschick vorausgesetzt - damit eine sehr intensive Atmosphäre mit enormer Sogwirkung für den Leser erzielen.
Letztes Beispiel, das ich sehr gut fand, war die Red Rising Serie von Pierce Brown (ICH-Erzähler + Präsens) - unvergleichlich packende SciFi, die beim Lesen ein absolutes Suchterlebnis auslöst. Etliches der Wirkung ist meiner Meinung nach auch der Erzählform geschuldet.

Nachteil vom Präsens:
Es gibt Genres, da passt es einfach nicht. Epische Erzählungen funktionieren besser im Präteritum. Historischer Roman oder Fantasy, vor allem wenn sie ein Mittelalter-Setting hat, würde ich im Präsens befremdlich finden.


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Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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nebenfluss
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Beitrag20.05.2019 12:29

von nebenfluss
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Ron Swanson hat Folgendes geschrieben:

Weil ich es befremdlich finde, sich direkt in einer Situation selbst zu reflektieren, versteht ihr, was ich meine? Verstecken

Ich verstehe, was du meinst, wobei ja nicht gesagt ist, dass sich der Erzähler unbedingt reflektieren muss - also in dem Maße, dass er in Echtzeit fehlerfrei über seine Motive und Gefühle Auskunft geben kann. Er kann ja ein unzuverlässiger Erzähler sein, dem etwa immer wieder gerade sein Mangel an korrekter (Selbst-)Einschätzung auf die Füße fällt.
Was seine Erinnerungen bzw. die spätere Reflektion des bisher in der Geschichte Passierten angeht, kann er auf gedankliche Rückblenden im Imperfekt zurückgreifen.

Aber ja, es gibt da definitiv eine Problematik, die man im Präteritum nicht hat. Vielleicht eignen sich auch nur bestimmte Figuren für die Kombi aus Ich und Präsens.


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