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Autor |
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Hera Klit Eselsohr
Alter: 61 Beiträge: 447
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08.03.2022 16:20 Die Leier spielend von Hera Klit
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Die Leier spielend
Ohne Wolken kein Regen,
drum bitt‘ ich die himmlischen Heere
meinen Bergen spendender Trutzwall zu sein.
Das tröstende Tau vermag meine im Schlaf welkende
Landschaft nicht allein zu entdürren.
Gerne geb ich die Lichtwohltaten hin,
wenn nur euer Euter reichlich Weisheitsnektar gibt.
Der neuen Mär bringt mir so viel mehr noch,
als mein Eselsrücken zu tragen bereit war,
an sanfteren Tagen, als Geringes mir Rettung versprach.
Ich bin nicht mehr der Geradeausgeher und Ankommer,
zu verwinkelt liegt mein Ziel im Unerreichbaren.
Doch Krebsgang sei nicht meine Fortbewegungsart.
Ihr blinkenden Wahrheiten
verblitzt nicht meine morgenhellen Augen
mit euren faustgroben Gewissheiten.
Wie ein schafsuchender Hirte ohne Hunde
streif ich durch die unwirtliche Landschaft.
Nicht einmal eins werde ich finden, geschweige
denn, den neunundneunzig Sicherheit geben.
Ein possenreißender Clown ohne
Zirkus, mit gefrorenem Lachen im
überschminkten Gesicht die Leier
spielend immerfort.
Weitere Werke von Hera Klit:
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John McCrea Leseratte
Alter: 50 Beiträge: 152 Wohnort: OWL
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08.03.2022 20:44
von John McCrea
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Hallo Hera,
ich empfinde Dein Gedicht als wirklich stark. Es ist einfach wortstark, in den Metaphern als auch in der Wortwahl.
Es spricht für mich in einer alten Sprache. Die Sprache der Bibel zum Beispiel, welche wir kennen und die mächtig wirken soll und wohl auch wirkt.
Einen Bruch sehe ich allerdings dann mit der letzten Strophe, was Deine Intention vielleicht auch ein wenig entlarven könnte. Abzuschließen mit dem was zuvor war, der "Leier". Das wäre dann schon fast verächtlich.
Denn hier verwendest Du moderne Wortprägungen und Metaphern.
Ich finde es daher noch nicht ganz stimmig.
Ich kann die Perspektive des lyrischen Ichs gut nachempfinden, schon beim ersten langsamen, betonten Lesen.
_________________ Italian Leather Sofa |
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Hera Klit Eselsohr
Alter: 61 Beiträge: 447
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08.03.2022 22:34
von Hera Klit
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Vielen Dank John,
für deinen Kommentar und deine Anerkennung meiner Bemühungen.
Ich habe versucht mich dem Ton von Nietzsches Dionysos Dithyramben
anzunähern.
Die Leier ist für mich eine Anspielung auf den
Leiermann von Schuberts Winterreise,
der eine Metapher für den Tod ist oder
für das Scheitern und die Hoffnungslosigkeit
des Lebens im Allgemeinen.
Ja, ein Scheitern des hohen Anspruchs der
Eingangsstrophen darf befürchtet werden.
Liebe Grüße
Hera
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John McCrea Leseratte
Alter: 50 Beiträge: 152 Wohnort: OWL
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08.03.2022 23:05
von John McCrea
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Hallo Hera,
herzlichen Dank für Deine Hintergrundinformationen. Da mich diese Sprache durchaus anspricht, werde ich einmal versuchen Deine Inspirationen nachzulesen. Ich bin in Sachen Lyrik kein Kenner.
Außer Goethe und Heine und Rilke, fürchte ich, bin ich nicht belesen.
Umso bemerkenswerter, dass mich hier im Forum manche Lyrik anspricht, ich anscheinend etwas Neues für mich entdeckt habe.
_________________ Italian Leather Sofa |
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