Was hat es mit Leipzig auf sich?

[Gast]

Ihr Lieben,

in letzter Zeit lese ich vermehrt Beiträge über Leipzig.
Ich nehme an, damit ist die Messe gemeint. Aber kann mir einer kurz erklären, warum das eine heiße Phase ist? Und was genau dort zwischen Autor, Agentur und Verlag" geschieht? Werden dort Manuskripte verkauft? Sorry, falls es doofe Fragen sind. Ich kenne mich auf diesem Gebiet überhaupt nicht aus.

[V.K.B.]

[Taranisa]

Ich bin zwar keine Messe-Fachfrau, kann dir aber dennoch etwas weiterhelfen:
Auf der Leipziger Buchmesse, die leider für dieses Jahr doch wieder abgesagt wurde, stellen Verlage ihre Titel vor, was besonders interessant ist für Buchhändlerinnen, Buchhändler und die vielen anderen Lesebegeisterten. Sie ist besonders wichtig gerade für kleinere Verlage, deren Titel meist nicht (wie bei den großen) in Buchhandlungen/Ketten ausliegen. Regalmeter haben ihren Preis. Agenturen treffen sich dort mit Verlegern, natürlich nur mit Termin. Autorinnen und Autoren können sehen, was die Verlage anbieten (= passt das / passen die Genre zum eigenen Werk) und ggf. fragen, ob derzeit Manuskriptbewerbungen angenommen werden oder der Verlag nur mit Agenturen zusammenarbeitet.
Als Autorin/Autor würde ich nur bei sehr guter und passender Gelegenheit mein Werk in Pitchform vorstellen, gerade auf Messen haben Verlage normalerweise keine Zeit oder keinen Kopf dafür. Ausnahme ist eine entsprechende Veranstaltung im Rahmen der Messe. Darauf wird auf der Seite leipziger-buchmesse.de eingegangen.
In diesem Jahr hätte ich eine Lesung zu meiner Neuerscheinung halten dürfen, aber, wie oben geschrieben, wurde die Messe abgesagt.

[Maunzilla]

Die Leipziger Messe ist ein Relikt aus der DDR. Die eigentlichen Geschäfte wurden und werden nach wie vor hauptsächlich auf der Frankfurter Messe geschlossen. Die LBM war zuletzt weitgehend eine Publikumsmesse. Natürlich ist es schade, wenn eine große, tarditionsreiche Messe ausfällt, doch die Auswirkungen auf das Verlagsgeschäft würde ich als moderat einstufen.

[Gast]

Vielen Dank für das Feedback. Ich kann  mir jetzt eine ungefähre Vorstellung machen.
Zumindest lese ich heraus, dass man dort eine schöne Zeit haben, aber eben nicht mal ohne Weiteres sein Manuskript bewerben kann. Genau das hatte ich nämlich letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse vor. Gut, dass ich es nicht gemacht habe.

[ZatMel]

[Gast]

Aber verstehe ich es richtig: Ich, als Autor und ohne Kontakte, kann da nicht mit verhandeln, oder?
Was kann ich als Autor tun, damit über meine Werke auch verhandelt wird?
Ich habe gedacht, dass Agenturen und Verlage gut miteinander vernetzt sind. Und wenn ich als Agent ein potentielles Manuskript habe, dann brauche ich doch keine Messe, um es denn Verlagen vorzustellen. Dann kann man das doch auf dem kurzen Dienstweg machen, oder?

[ZatMel]

[Gast]

Uj, das wird ja immer komplizierter.

Aber allmählich kommt Licht ins Dunkle.

Vielen Dank!

[Gast]

Du kommst als AutorIn schon in den Bereiche der Agenturen auf den Messen, aber nur wenn du eine Agentur hast, die dich da mit hinein nimmt bzw dich einlädt.

[Christoph1990]

ZatMel hat das alles sehr richtig gesagt. Das nur als Bestätigung, weil manche ja gerne anderes in die Runde hineinmiauen. Die meisten Agenturen bereiten Kataloge ihrer Angebote für die Messen vor. In Frankfurt wird dann im Halbstunden-Takt gepitcht. In Leipzig werden die Termine eigenständig arrangiert. Die laufen bereits und unabhängig von der Absage. Mit Deinem Manuskript brauchst Du nicht nach Frankfurt (oder nach Leipzig) gehen. Dafür hat da eh keiner Zeit. Sinnvoll ist es, wenn man es sich einteilen kann, das Manuskript dann an die Agenturen zu schicken, wenn die gerade Kapazität haben, neue Einreichungen zu sichten. Sprich zwischen den Messen mit genügend Abstand in alle Richtungen.

[Tribalis]

[Lki]

Es stimmt, dass es Phasen gibt, wo die Agenturen nicht dazu kommen, zu prüfen. Aber das bedeutet nicht, dass man dann nichts hinschicken sollte, sondern nur, dass man vielleicht länger auf Antwort warten muss - so denn überhaupt eine kommt, denn die meisten Agenturen arbeiten ja mit dem "Wenn wir uns nach X Wochen nicht melden, werten Sie das als Absage". Sogar meine Agentur macht das mittlerweile, obwohl die eine der letzten waren, die noch Absagen verschickt haben.

Dass in Leipzig vor Ort tatsächlich im großen Stil gepitcht und verhandelt wird, war mir allerdings neu - meine Lektorinnen sind nie dort. Bologna und London waren in meinem Kopf immer die Pendants zu Frankfurt. Aber entweder hat sich das geändert oder ich bin nicht im Bilde, weil meine Agentur vor allem Kinder- und Jugendbuch vertritt.

[Christoph1990]

@Tribalis. Ja. So ungefähr. Hängt natürlich auch von vielem ab. Und ja, @Lki, warten braucht man nicht unbedingt. Es war eher so gemeint im Sinn von: wenn man es gerade noch gut fertig bringen kann und die Alternative ist, bis zur Messe zu warten, dann lieber rechtzeitig davor, weil man sonst unverhältnismäßig lange wartet. Und ja: Frankfurt ist für alle Agenturen wichtig. Leipzig scheint sehr unterschiedlich gehandhabt zu werden.

[Tribalis]

[Gast]

Damit ich es richtig verstehe: Kann ich mein Manuskript an die Agenturen jederzeit schicken, oder nicht?
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass es bei großen Verlagen gar nicht erst angeschaut wird, aber ich dachte, dass Agenturen die Manuskripte in jedem Fall sichten.
Jetzt lese ich heraus, dass es günstige und ungünstige Zeitpunkte gibt. Es wäre wirklich doof, wenn man zu einem ungünstigen Zeitpunkt abschickt und sich alle Chancen vermasselt.
Kann jemand eine zuverlässige Info geben? Hängst es wirklich vom Zeitpunkt ab, wann ich mein Manuskript an die Agenturen schicke, oder ist es nur mit etwaigen längeren Wartezeiten verbunden, wobei das Manuskript auf jeden Fall geprüft wird?

[Lki]

An der Stelle sage ich, was ich immer sage: Schreib ein handwerklich gutes, markttaugliches Buch und dazu ein vernünftiges Exposé - und der Zeitpunkt deiner Einsendung ist total egal. Das ist das Wichtige, dein Buch. Nicht irgendwelche Formalia oder Zeitpunkte.

Ich habe keinen Einblick in alle Agenturen, aber meines Wissens prüfen sie alle Einsendungen. Diese "Prüfung" kann aber eben auch in einem einminütigen Blick auf den Pitch oder das Thema mit anschließendem Aussortieren bestehen. Die meisten Agent:innen haben da bestimmte Punkte, die sie nacheinander abarbeiten - manche schauen erst ins Exposé, andere zuerst in die Leseprobe. Mit der Erfahrung, die sie haben, geht das sehr schnell. Also ja, es geht um Wartezeiten. Wobei ich z.B. meine Unterlagen Anfang November rausgeschickt hatte, wo man meinen dürfte, dass so kurz nach der Messe gar nichts geprüft wird - und recht schnell zwei Gesamtanfragen hatte.

[Mina Minus]

Ich habe meine Zusage damals sogar während der Frankfurter Buchmesse bekommen. Meine Agentin hatte sich einige Unterlagen mit ins Hotel genommen und sich via Email von dort gemeldet. Von daher denke ich: Völlig egal, wann man sich bewirbt. Denn wenn keine Messe ist, besteht ja z.B. auch die Möglichkeit, dass Agent:innen gerade im Urlaub sind. Irgendwas ist immer.

[Gast]

[Tribalis]

Und unabhängig von Leipzig - wie darf man sich das vorstellen?
Nehmen die sich den gesammelten Tages-, Wochen- oder Monatshaufen dann mit und prüfen am Stück oder immer kleckerweise, was so reinkommt?

Ich weiß, ich weiß, man weiß es nicht. Aber hier sind ja doch ein paar Insider unterwegs. Wisst ihr, wie eure Agenturen das handhaben?

[ZatMel]