Sinnüberschneidende Formulierungen?

[weltverbesserer]

Hallo,

ich brauche mal eure Meinungen.
Stören sinnüberschneidende Formulierungen den Lesefluss?
Kann ich das so machen oder sollte ich es vermeiden?
wie z.B.:

Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg

Der Geschmack von Elektrizität erzeugte ein Würgen

Es roch nach Krieg

[V.K.B.]

Für mich sind deine Beispiele Metaphern und keine Sinneserweiterungen. Mit "Röte" ist ja zum Beispiel nicht die Farbe an sich gemeint, sondern ein pars pro toto für Verlegenheit/Scham.

Von daher kein Problem, wenn es in Perspektive und Kontext passt.

Sätze wie "Die Tonfall meines Gesprächspartners schmeckt fast so gelb wie die Pizza auf meinem Teller" hingegen würde ich nur verwenden, wenn der Perspektivträger Synästhesist ist, sich auf einem DMT-Trip befindet oder du experimentell/postmodern schreiben willst.

[Minerva]

[Ralphie]

Ich stimme Veith zu.

 

[V.K.B.]

Nur dass es in meinem Beispielsatz natürlich "Der Tonfall …" heißen muss, aber ich konnte nicht mehr editieren. (Wollte erst "die Stimme" schreiben, daher das "die".)

[Nina]

hallo weltverbesserin,

deine beispielformulierungen stören überhaupt nicht, im gegenteil, ich
lese sowas sehr gerne.
warum denkst du, dass es "ein problem" sein könnte? hinsichtlich was?
bei der röte würde ich sagen, kannst du einfach "die röte stieg ihm ins
gesicht" schreiben, das reicht. dass er das spürt ist zwangsläufig so und
logisch, muss also nicht explizit erwähnt werden, ist andererseits aber
kein drama, wenn du es unbedingt dazu schreiben möchtest. ich versuche
in meiner sprache recht präzise zu sein und überflüssiges zu streichen.
das beispiel mit dem krieg finde ich richtig gut.

liebe grüße
nina

[Ralphie]

Es kann hinterfragt werden, ob einem die Röte ins Gesicht steigen kann und Elektrizität schmeckt.

[Nina]

[weltverbesserer]

Vielen Dank für eure Kommentare, das hilft mir weiter.

[Minerva]

[Rapan]

[PaulaSam]

Ob man das jetzt Syästhesie oder Sinnüberschneidungen nennt, weiß ich nicht. Für mich sind es einfach methaphorische (verlgeichende) Formulierungen.

Wobei das Spüren von aufsteigender Röte für mich nicht dazu zählt, da es sich ja tatsächlich so anfühlt.

Der Geruch nach Krieg und der Geschmack nach Elektrizität sind eigentlich auch keine Methapern. Nur haben viele kein Vorstellung davon. Diese müsste also vorher oder zumindest gleich darauf irgendwie gezeigt oder erklärt werden. Wenn der Prota also vorher in einer Kriessituation war oder davon efahren hat, wo der Geruch vorkommt, ist die Formulierung wohl für niemanden ein Problem. Wenn vor oder nach "Es roch nach Krieg" ein "Er atmete den Dunst von Staub und verbranntem Fleisch gemischt mit dem süßlichen Gestank der Verwesung ein" kommt, ist es wohl verständlich genug. Das Gleiche gilt für den Geschmack von Elektrizität.

LG Sam

[V.K.B.]

[Michel]

Da sind wir schon drei.

Ende OT: Wenn solche Formulierungen sitzen (und nicht inflationär verwendet werden), freue ich mich über jede, die in einem Text auftaucht.

[weltverbesserer]

[V.K.B.]

[Schlomo]

Noch etwas mehr Spam:

Wenn ich eine Batterie mit der Zunge teste, hab ich hinterher jedes mal einen metallischen Geschmack im Mund. Insofern schmeckt Strom schon.

Was die Synästhesie angeht: Ich hab da etwas fast noch seltsameres: Ich assoziiere Farben mit den entsprechenden Zahlen des Widerstandszahlencodes. Ist fast so etwas wie eine "Gödelisierung" von bunten Objekten, und es taucht - vor allem, wenn ich bereits etwas müde bin - in meinem Hinterkopf auf. So hatte zum Beispiel meine Schwester mal eine Tube mit keine Ahnung was da drin war, die bei mir (intern) 4K7 Tube hieß...

[Willebroer]

[Schlomo]

[Willebroer]

[Christof Lais Sperl]

Wie wäre es mit: Er spürte, wie ihm die Hitze der Errötung ins Gesicht stieg.

[Ralphie]

Und schon haben wir den größten Teil des Satzes im Passiv.

Wie wäre es mit: Eine Hitze schoss ihm jäh ins Gesicht.