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Calvin Hobbs
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 55
Beiträge: 563
Wohnort: Deutschland


Beitrag02.01.2022 08:55
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von Calvin Hobbs
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo smile
Zu dieser Rohfassung hätte ich folgende Fragen:
Kann man sich Max gut vorstellen? Was fehlt? Was ist zu viel?
Danke  für eure Zeit smile

Seufzend griff Max Strecker den Stapel korrigierter Tests auf, stieß sie vorsichtig auf Kante und legte sie in die verschließbare Mappe. Sein Blick glitt über die gelangweilt auf ihre Handys starrenden Schüler, die er heute Nachmittag zum Nachsitzen beaufsichtigen musste.
„Alle Hausaufgaben schon erledigt?“, fragte er halblaut, obwohl die Antwort ihn nicht wirklich interessierte. Wenn er etwas in diesen zehn Jahren als Lehrer für Geschichte/Englisch/Sport und stellvertretender Schuldirektor gelernt hatte – man konnte Wissen weder einimpfen noch einprügeln. Er war froh über jeden Schüler, der Interesse und Energie zeigte und unterstützte sie bei ihren Bemühungen, etwas Allgemeinbildung und Naturwissenschaften mit in ihr zukünftiges Leben zu nehmen. Aber vor einiger Zeit hatte sich, ganz tief in seinem kurzgeschorenen und an den Schläfen silbrig gewordenen Schädel, eine leise Gleichgültigkeit gegenüber den hoffnungslosen Fällen eingeschlichen. Und die meisten seiner Schüler würden ihn wahrscheinlich schon am Abschlusstag vergessen haben.
Er schaute auf seine Uhr und sagte müde: „Dann beenden wir dieses Trauerspiel für heute und warten darauf, dass der nächste Schultag sein hässliches Haupt erhebt.“
Während die Handvoll Halbwüchsiger wie von der Tarantel gestochen aufsprangen und grußlos hinausstürmten, schob er seine Utensilien zusammen, klemmte sich die Tasche unter den Arm und schlenderte aus dem Gebäude.
Draußen warf er die Unterlagen in den Korb seines Fahrrads, prüfte wie immer mit dem Daumen den Reifendruck und radelte kurz darauf die Straße hinunter. Noch vor der ersten Kreuzung vibrierte das Handy in seiner Innentasche. Eine dumpfe Stimme meldete sich.
„Howie hier! Kannst Du morgen Abend den anderen wieder zeigen, dass sie nur Schrottkarren fahren?“
„Wie viel ist für mich drin?“ Max wich geschickt einem Kinderwagen aus, bog in die Hauptstraße ein und fuhr langsam am Rand des Radweges, um andere nicht zu behindern.
„Schätze fünfhundert oder so. Der Kroate meint, sein neuer BMW sei unschlagbar. Mit sechshundert PS ...“
Das Geld konnte Max in der Urlaubskasse gut gebrauchen und Laura, seine ehemalige Schülerin würde gegen ein Wochenende am Meer mit ihm nichts einzuwenden haben.
„An der alten Tankstelle?“
Ein aufgeregtes Klingeln hinter Max schreckte ihn aus dem Gespräch. „Weg da!“, knurrte ein bärtiger Mountainbiker mit grellbuntem Helm und wischte vorbei.
„Wie immer kurz vor Mitternacht. Danke Dir, mein Alter.“
„Kein Problem ...“, wollte Max antworten, da überholte ihn ein Fahrradpolizist. Schaute ihn an und wies auf das Handy:
„Kostet €55. Bitte halten Sie hier rechts.“

-----------------

Mit zusammengepressten Lippen atmete Max durch die geblähten Nasenflügel. Das Aufheulen des eigenen Motors nahm er kaum wahr, das des Gegners überhaupt nicht. Sein Fuß pumpte zärtlich das Gaspedal, als wollte er die 825 PS vorn unter der Haube des rotmetallicfarbenen Mercedes streicheln. Der rechte Daumen ruhte auf den kalten Knöpfen der Gangschaltung.
Sein starrer Tunnelblick folgte den Scheinwerferstrahlen, an dessen linkem Rand ein junges Mädchen in lässiger Haltung auf der Fahrbahnmarkierung auf und ab ging.
So wie er das Pedal betätigte, erhöhte sich auch sein Puls. Sein Inneres brodelte wie ein Dampfkochtopf, etwas mehr Druck und es musste seinen Körper zerreißen.
In den Adern floss nur noch Adrenalin, der Herzschlag jenseits von Gut und Böse, als das Mädchen sich kerzengerade in der Straßenmitte aufbaute. Gleich war es so weit und seine Nackenhaare richteten sich auf.
Mit einer winzigen Bewegung schüttelte er diesen Moment ab, die Augen aufgerissen, der Körper wie Federstahl.
Das Mädchen hob beide Arme, für einen Sekundenbruchteil zuckte sein Blick nach links. Sein Konkurrent in einem dunklen Wagen war ihm egal, denn er wusste, dass er schneller war.
Mit dem Startzeichen trat er das Gaspedal durch, die Kupplung los, die breite Faust der Schwerkraft presste seinen Körper in den Schalensitz.
Das ganze Universum verengte sich auf den schwarzen Streifen zwischen seinen Scheinwerfern, während außen Straßenlaternen, Verkehrsschilder und Häuser vorbeiflogen.
Die erste Ampel.
Die Zeit zog sich wie ein Gummiband, die Tachonadel auf dem beleuchteten Display war weit im dreistelligen Bereich, sein Konkurrent nur zwei Lichtpunkt in seinem Seitenspiegel.
Stille.
Dann die zweite Ampel.
Mit dem langsamen Lösen des rechten Fußes kehrte er in die Wirklichkeit zurück.
Grinsend atmete er tief auf, die ganzen zwanzig Sekunden des Rennens hatte er die Luft angehalten. Ließ die Seitenscheibe herunter, feuchtkalte Nachtluft schlug herein.
Hier war die schnurgerade Straße zu Ende und er hielt ordnungsgemäß an der roten Ampel. Seinem Gegner ließ er bei Grün den Vortritt an der Kehre und im verhaltenen Tempo ging es die 600 m zurück zum Startpunkt.
Er stieg kurz aus, steckte unter dem Johlen der anderen Poser das Preisgeld ungezählt in seine Jackentasche und kassierte einige Schulterklopfer. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn sich schnell verabschieden und in der Dunkelheit verschwinden.
Den Reißverschluss der Jacke bis unters Kinn, schwang er sich ein paar Straßen weiter auf sein Fahrrad.

------------------

Max wischte sich die Hände trocken, nahm die Teller mit den nach Trüffel und Parmesan duftenden Nudeln und balancierte sie zum gedeckten Tisch. Zwei Kerzen verbreiteten ihr warmes Flackern, welches sich in Lauras dunklen Augen widerspiegelte.
„Du weißt, wie man eine Frau verwöhnt“, sagte sie leise und strahlte ihn an.
„Ich freue mich, dass Du während des ganzen Prüfungsstresses Zeit für einen Abend gefunden hast. Vielleicht auch für die Nacht?“
„Bestimmt sogar. Mein Freund hat Nachtschicht und ich übernachte bei einer Freundin“, antwortete sie und schaute ihn herausfordernd an.
„Umso besser“, sagte er mit leicht verzogenen Mundwinkeln. Und obwohl sich bei ihren Worten ein mulmiges Gefühl in seinen Eingeweiden ausbreitete, dachte er: Der Spatz in der Hand.
Im Hintergrund dudelte leise Fahrstuhlmusik, das Besteck klapperte gegen die Teller und für einen Moment versank er in Gedanken.
Seit Monaten trafen sie sich nur heimlich in seiner Wohnung oder in anderen Städten. Er, der Lehrer und sie, die durch einen Umzug die Schule gewechselt hatte und nun kurz vor dem Abitur stand. Max wollte sich nicht mehr genau erinnern, wer den ersten Schritt getan hatte, aber Laura schien von Anfang an, nicht abgeneigt, obwohl sie einen gleichaltrigen Freund hatte. Er holte Luft und verkündete:
„Und, um das Maß vollzumachen – wir können nach den Prüfungen ein Wochenende am Meer verbringen. Was hältst Du davon?“
Trotz offensichtlichem Appetits begann das Mädchen in ihrem Essen zu stochern.
„Ja, das klingt gut“, sagte sie zögernd. „Aber ich muss sehen, wie ich das hingebogen bekomme. Wenn der Abschluss hinter mir liegt ...“
Er schaute sie an: „Alles okay bei Dir? Bist Du müde?“
„Ich finde es gut, dass wir die Zeit nutzen, die uns noch bleibt.“
Max nickte nur, denn er war sich unsicher, was genau sie damit meinte und ob diese Beziehung den gleichen Reiz hätte, würde sie öffentlich werden. Einerseits wäre die Heimlichtuerei am Ende, andererseits empfand er Laura manchmal als anstrengend jung. Allerdings waren ihm die neidvollen Blicke anderer Männer nicht entgangen, ebenso wie manche verachtende von deren Frauen.
„Wie wird es bei Dir weitergehen?“ Er wollte herausfinden, ob sie ihm vielleicht die Entscheidung abnehmen würde.
„Meine Eltern wollen, dass ich nach München auf die Universität gehe und so schlecht gefällt mir der Gedanke eigentlich nicht“, sagte sie, langsam weiter essend.
„Du ziehst weg?“ War da Enttäuschung in seiner Stimme? Er räusperte sie weg und fuhr fort: „Finde ich gut, dass Du ein Ziel hast. Das hast Du doch?!“ Er zog die Augenbrauen hoch.
Laura wandte sich in ihrem Stuhl und aß den Teller leer. Dann sagte sie:
„Ich würde gern kreativ sein. Möbel designen und Häuser einrichten.“ Sie schaute ihm direkt in die Augen. „Da gibt es unendliche Möglichkeiten, Materialien und Techniken. Ich könnte mir gut vorstellen, die Architektin oder Inneneinrichterin der Stars zu sein“, lacht sie.
„Aber Deine Eltern wollen was anderes!?“
„Medizin, damit wir dann auch eine Frau Doktor in der Familie vorweisen können, da mein Dad -nur- ein Diplom hat.“
Er nickte verstehend. „Hast Du offen mit ihnen darüber gesprochen?“
Sie seufzte und trank einen großen Schluck Rotwein und verzog das Gesicht. „Wurdest Du von klein auf immer zu Höchstleistungen angetrieben?“ Ihr Blick hatte etwas Abfälliges.
Mit einem Moment Verzögerung schüttelte er den Kopf: „Meine Eltern haben mich einfach wachsen und Dinge ausprobieren lassen. Fußball, Judo, Reiten.“
„Reiten? Da warst Du bestimmt ein Exot!“, stellte Laura lachend fest.
Er lächelte: „Irgendwie schon. Es hat mir Spaß gemacht, aber irgendwann bin ich älter geworden und die Interessen änderten sich.“
Das war nur die halbe Wahrheit. Sicher hatten sie ihn unterstützt, ihm aber gleichzeitig auch zu Verstehen gegeben, dass sie ihn sehr gern auf dem Siegertreppchen sehen würden. Es wurde nicht an teurer Ausrüstung und privaten Trainern gespart, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, verlor Max nach einiger Zeit den Spaß und blieb zur schlecht verhohlenen Enttäuschung der Eltern überall nur oberes Mittelmaß. Waren er und Laura sich in dem Punkt ähnlich?
Sie war für einen Moment still, dann brach es aus ihr heraus: „ Früher hab ich Klavier- und Ballettunterricht gehabt. Immer sollte ich die besten Aufsätze schreiben und in Kunst die schönsten Werke abgeben. Mein Vater organisierte völlig unnötige Nachhilfelehrer, denen ich noch was beibringen konnte.“ Sie winkte ab und nachdem sie ihr Glas geleert hatte, fuhr sie fort: „Ich beneide meine ältere Schwester. Sie ist schon vor Jahren diesem Druck nach Griechenland ausgewichen und wurde das Schwarzes Schaf der Familie.“ Wieder seufzte Laura und sah ihn offen an. „dad sitzt im Vorstand eines Pharmakonzerns, meine Mom im Stadtrat. Und eine Tochter, die am Mittelmeer von selbstgemalten Bildern lebt? Was sollen nur die Nachbarn denken?“
Sie stand auf, griff sich die Weinflasche und schenkte beider Gläser nach. Max nahm wieder einen tiefen Schluck und lehnte sich satt zurück. Er drehte den Kopf in Richtung Musikanlage, denn irgendjemand hatte anscheinend eine Wolldecke über die Lautsprecher gelegt. Die Musik wabert dumpf durch den Raum und eine zunehmende Schwere verwandelte seine Gliedmaßen in Blei.
„Mann, bin ich müde. War ein langer Tag“, murmelte er und drückte sich mühsam vom Tisch hoch.
„Komm, ich helf Dir“, hörte er Laura sagen und schon fühlte er, wie sie seinen Arm über ihre Schultern legte und ihn ins Schlafzimmer bugsierte. „Ich brauch nur ein paar Minuten, dann bin ich wieder fit“, aber seine Zunge wollte nicht mehr die Worte aus dem Mund lassen und mit einem grunzenden Laut fiel er längs aufs Bett. Schwärze umfing ihn.
Am Morgen war Laura verschwunden gewesen. Nur ein grelles Post-It mit „Danke für den schönen Abend“ lag neben seinem Handy. Max hatte leichte Kopfschmerzen, aber nach dem samstäglichen Waldlauf und einer kalten Dusche fühlte er sich wieder fit. Seine Gedanken kreisten um die vergangene Nacht und erstaunlicherweise konnte er sich kaum noch an Details erinnern. Da aber in seiner Wohnung alles unverändert war, verblassten die Grübeleien bald.



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Rodge
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Beitrag02.01.2022 11:05

von Rodge
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Moin, moin,

auch wenn das alles gut geschrieben ist, stören mich einige Dinge:

- für meinen Geschmack zu viel Infodump am Anfang
- Ein Lehrer, der auf dem Nachhauseweg (wo ihn auch viele Schüler sehen werden) telefoniert und Zickzack fährt, passt für mich nicht (gerade wenn er schon so lange im Amt ist und von der Beschreibung im ersten Absatz als eher bieder daherkommt)
- Ein Lehrer, der Autorennen fährt? Das passt zwar als Kontrast, klingt für mich dennoch konstruiert. Keine Umweltbedenken? (sinnlose Raserei); keine Sicherheitsbedenken?
- Das Rennen hat für mich zuviele Klischees: "starrer Tunnelblick", junges Mädchen in lässiger Haltung, die Nackenhaare, die sich aufrichten - alles schon zu oft gelesen...

Eine Logikfrage: Wie ist denn sein Rennauto zum Rennen gekommen, wenn er mit dem Fahrrad nach dem Rennen nach Hause fährt?

Hier habe ich aufgehört zu lesen...

Grüße
Rodge
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Calvin Hobbs
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Beitrag02.01.2022 12:31

von Calvin Hobbs
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Rodge hat Folgendes geschrieben:
Moin, moin,

auch wenn das alles gut geschrieben ist, stören mich einige Dinge:

- für meinen Geschmack zu viel Infodump am Anfang
- Ein Lehrer, der auf dem Nachhauseweg (wo ihn auch viele Schüler sehen werden) telefoniert und Zickzack fährt, passt für mich nicht (gerade wenn er schon so lange im Amt ist und von der Beschreibung im ersten Absatz als eher bieder daherkommt)
- Ein Lehrer, der Autorennen fährt? Das passt zwar als Kontrast, klingt für mich dennoch konstruiert. Keine Umweltbedenken? (sinnlose Raserei); keine Sicherheitsbedenken?
- Das Rennen hat für mich zuviele Klischees: "starrer Tunnelblick", junges Mädchen in lässiger Haltung, die Nackenhaare, die sich aufrichten - alles schon zu oft gelesen...

Eine Logikfrage: Wie ist denn sein Rennauto zum Rennen gekommen, wenn er mit dem Fahrrad nach dem Rennen nach Hause fährt?

Hier habe ich aufgehört zu lesen...

Grüße
Rodge


Ein Lehrer muss 24 h ein Vorbild in allem und auch noch Umweltaktivist sein?
Vllt. hat er zu viele Punkte Flensburg? Vllt. ist er der bessere Fahrer?
Danke für Dein Feedback
MfG


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Rodge
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Beitrag02.01.2022 12:39

von Rodge
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Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:

Ein Lehrer muss 24 h ein Vorbild in allem und auch noch Umweltaktivist sein?
Vllt. hat er zu viele Punkte Flensburg? Vllt. ist er der bessere Fahrer?


Nee, muss er alles nicht. Ich habe nur meine Eindrücke beim Lesen widergegeben. Schade, wenn Du damit nichts anfangen kannst.

LG
Rodge
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Levo
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L
Beitrag02.01.2022 13:03

von Levo
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Zitat:
. Seufzend griff Max Strecker den Stapel korrigierter Tests auf, stieß sie vorsichtig auf Kante und legte sie in die verschließbare Mappe. Sein Blick glitt über die gelangweilt auf ihre Handys starrenden Schüler, die er heute Nachmittag zum Nachsitzen beaufsichtigen musste. Netter Start
„Alle Hausaufgaben schon erledigt?“, fragte er halblaut, obwohl die Antwort ihn nicht wirklich interessierte. Wenn er etwas in diesen zehn Jahren als Lehrer für Geschichte/Englisch/Sport und stellvertretender Schuldirektor gelernt hatte – man konnte Wissen weder einimpfen noch einprügeln. Er war froh über jeden Schüler, der Interesse und Energie zeigte und unterstützte sie bei ihren Bemühungen, etwas Allgemeinbildung und Naturwissenschaften mit in ihr zukünftiges Leben zu nehmen. Das ist jetzt mit dem Hammer servierter Info, hart an der Grenze zum Dump. Ist es an dieser Stelle wichtig, dass er stellvertretender Direx ist? Wohl nicht. Lenkt ab, ist uninteressant und bremst unnötig Aber vor einiger Zeit hatte sich, ganz tief in seinem kurzgeschorenen und an den Schläfen silbrig gewordenen Schädel, eine leise Gleichgültigkeit gegenüber den hoffnungslosen Fällen eingeschlichen. Und was bedeutet das für sein Selbstbild? Und die meisten seiner Schüler würden ihn wahrscheinlich schon am Abschlusstag vergessen haben. Auch hier fehlt mir die Reflexion. Emotion.
Er schaute auf seine Uhr und sagte müde: „Dann beenden wir dieses Trauerspiel für heute und warten darauf, dass der nächste Schultag sein hässliches Haupt erhebt.“
Während die Handvoll Halbwüchsiger wie von der Tarantel gestochen aufsprangen und grußlos hinausstürmten, schob er seine Utensilien zusammen, klemmte sich die Tasche unter den Arm und schlenderte aus dem Gebäude.
Draußen warf er die Unterlagen in den Korb seines Fahrrads, prüfte wie immer mit dem Daumen den Reifendruck und radelte kurz darauf die Straße hinunter. Noch vor der ersten Kreuzung vibrierte das Handy in seiner Innentasche. Eine dumpfe Stimme meldete sich.
„Howie hier! Kannst Du morgen Abend den anderen wieder zeigen, dass sie nur Schrottkarren fahren?“
„Wie viel ist für mich drin?“ Max wich geschickt einem Kinderwagen aus, bog in die Hauptstraße ein und fuhr langsam am Rand des Radweges, um andere nicht zu behindern.
„Schätze fünfhundert oder so. Der Kroate meint, sein neuer BMW sei unschlagbar. Mit sechshundert PS ...“
Das Geld konnte Max in der Urlaubskasse gut gebrauchen und Laura, seine ehemalige Schülerin würde gegen ein Wochenende am Meer mit ihm nichts einzuwenden haben.
„An der alten Tankstelle?“
Ein aufgeregtes Klingeln hinter Max schreckte ihn aus dem Gespräch. „Weg da!“, knurrte ein bärtiger Mountainbiker mit grellbuntem Helm und wischte vorbei Vorbeiwischen – finde ich einen hervorragend treffenden Ausdruck.
„Wie immer kurz vor Mitternacht. Danke Dir, mein Alter.“
„Kein Problem ...“, wollte Max antworten, da überholte ihn ein Fahrradpolizist. Schaute ihn an und wies auf das Handy: Diese Aneinanderreihung von Handlungen klingt für mich irgendwie ungeschickt formuliert.
„Kostet €55. Bitte halten Sie hier rechts.“

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Mit zusammengepressten Lippen atmete Max durch die geblähten Nasenflügel. Das Aufheulen des eigenen Motors nahm er kaum wahr, das des Gegners überhaupt nicht. Dann kann er auch nicht in seinem POV darüber schreiben. Sein Fuß pumpte zärtlich das Gaspedal, als wollte er die 825 PS vorn unter der Haube des rotmetallicfarbenen Mercedes streicheln gut verpackte Info, gleich mit Bild und Emo verbunden, klasse. Der rechte Daumen ruhte auf den kalten Knöpfen der Gangschaltung.
Sein starrer Tunnelblick folgte den Scheinwerferstrahlen, an dessen linkem Rand ein junges Mädchen in lässiger Haltung auf der Fahrbahnmarkierung auf und ab ging. Das kann er dann im Tunnelblick nicht sehen und folglich nicht berichten
So wie er das Pedal betätigte, erhöhte sich auch sein Puls. Sein Inneres brodelte wie ein Dampfkochtopf, etwas mehr Druck und es musste seinen Körper zerreißen.
In den Adern floss nur noch Adrenalin, der Herzschlag jenseits von Gut und Böse, als das Mädchen sich kerzengerade in der Straßenmitte aufbaute. Gleich war es so weit und seine Nackenhaare richteten sich auf.
Mit einer winzigen Bewegung schüttelte er diesen Moment ab, die Augen aufgerissen, der Körper wie Federstahl.
Das Mädchen hob beide Arme, für einen Sekundenbruchteil zuckte sein Blick nach links. Echt? Sekundenbruchteile vor dem Start?  Sein Konkurrent in einem dunklen Wagen war ihm egal, denn er wusste, dass er schneller war.
Mit dem Startzeichen trat er das Gaspedal durch, die Kupplung los, die breite Faust der Schwerkraft presste seinen Körper in den Schalensitz.
Das ganze Universum verengte sich auf den schwarzen Streifen zwischen seinen Scheinwerfern, während außen Straßenlaternen, Verkehrsschilder und Häuser vorbeiflogen. Was vorbeifliegt außerhalb seines Universums kann er nicht berichten
Die erste Ampel.
Die Zeit zog sich wie ein Gummiband, die Tachonadel auf dem beleuchteten Display war weit im dreistelligen Bereich, sein Konkurrent nur zwei Lichtpunkt in seinem Seitenspiegel.
Stille.
Dann die zweite Ampel.
Mit dem langsamen Lösen des rechten Fußes kehrte er in die Wirklichkeit zurück.
Grinsend atmete er tief auf, die ganzen zwanzig Sekunden des Rennens hatte er die Luft angehalten. Ließ die Seitenscheibe herunter, feuchtkalte Nachtluft schlug herein.
Hier war die schnurgerade Straße zu Ende und er hielt ordnungsgemäß an der roten Ampel. Seinem Gegner ließ er bei Grün den Vortritt an der Kehre und im verhaltenen Tempo ging es die 600 m zurück zum Startpunkt.
Er stieg kurz aus, steckte unter dem Johlen der anderen Poser das Preisgeld ungezählt in seine Jackentasche und kassierte einige Schulterklopfer. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn sich schnell verabschieden und in der Dunkelheit verschwinden.
Den Reißverschluss der Jacke bis unters Kinn, schwang er sich ein paar Straßen weiter auf sein Fahrrad. Es war also nicht sein Auto? Geliehenes Glück?

------------------

Max wischte sich die Hände trocken waren sie nass? Wovon? Warum ist das wichtig?, nahm die Teller mit den nach Trüffel und Parmesan duftenden Nudeln und balancierte sie zum gedeckten Tisch. Zwei Kerzen verbreiteten ihr warmes Flackern, welches sich in Lauras dunklen Augen widerspiegelte.
„Du weißt, wie man eine Frau verwöhnt“, sagte sie leise und strahlte ihn an.
„Ich freue mich, dass Du während des ganzen Prüfungsstresses Zeit für einen Abend gefunden hast. Vielleicht auch für die Nacht?“
„Bestimmt sogar. Mein Freund hat Nachtschicht und ich übernachte bei einer Freundin“, antwortete sie und schaute ihn herausfordernd an.
„Umso besser“, sagte er mit leicht verzogenen Mundwinkeln. Und obwohl sich bei ihren Worten ein mulmiges Gefühl in seinen Eingeweiden ausbreitete, dachte er: Der Spatz in der Hand. Das macht mich neugierig auf die Taube. Oder wie ist das zu verstehen?
Im Hintergrund dudelte leise Fahrstuhlmusik, das Besteck klapperte gegen die Teller und für einen Moment versank er in Gedanken.
Seit Monaten trafen sie sich nur heimlich in seiner Wohnung oder in anderen Städten. Er, der Lehrer Komma, sonst wären sie zu dritt und sie, die durch einen Umzug die Schule gewechselt hatte und nun kurz vor dem Abitur stand. Max wollte sich nicht mehr genau erinnern, wer den ersten Schritt getan hatte, aber Laura schien von Anfang an, kein Komma nicht abgeneigt, obwohl sie einen gleichaltrigen Freund hatte. Hmhm. Was bedeutet diese Info? Wieso will er sich nicht erinnern? Er holte Luft und verkündete:
„Und, um das Maß vollzumachen – wir können nach den Prüfungen ein Wochenende am Meer verbringen. Was hältst Du davon?“
Trotz offensichtlichem Appetits (Dativ oder Genitiv, ich frag mich das auch immer; aber es ist nur eines von beidem) begann das Mädchen in ihrem Essen zu stochern.
„Ja, das klingt gut“, sagte sie zögernd. „Aber ich muss sehen, wie ich das hingebogen bekomme. Wenn der Abschluss hinter mir liegt ...“
Er schaute sie an: „Alles okay bei Dir? Bist Du müde?“
„Ich finde es gut, dass wir die Zeit nutzen, die uns noch bleibt.“
Max nickte nur, denn er war sich unsicher, was genau sie damit meinte und ob diese Beziehung den gleichen Reiz hätte, würde sie öffentlich werden. Einerseits wäre die Heimlichtuerei am Ende, andererseits empfand er Laura manchmal als anstrengend jung. Allerdings waren ihm die neidvollen Blicke anderer Männer nicht entgangen, ebenso wie manche verachtende von deren Frauen.
„Wie wird es bei Dir weitergehen?“ Er wollte herausfinden, ob sie ihm vielleicht die Entscheidung abnehmen würde. Was wäre denn seine?
„Meine Eltern wollen, dass ich nach München auf die Universität gehe und so schlecht gefällt mir der Gedanke eigentlich nicht“, sagte sie, langsam weiter essend.
„Du ziehst weg?“ War da Enttäuschung in seiner Stimme? Er räusperte sie weg und fuhr fort: „Finde ich gut, dass Du ein Ziel hast. Das hast Du doch?!“ Er zog die Augenbrauen hoch.
Laura wandte wand? von sich winden? sich in ihrem Stuhl und aß den Teller leer. Dann sagte sie:
„Ich würde gern kreativ sein. Möbel designen und Häuser einrichten.“ Sie schaute ihm direkt in die Augen. „Da gibt es unendliche Möglichkeiten, Materialien und Techniken. Ich könnte mir gut vorstellen, die Architektin oder Inneneinrichterin der Stars zu sein“, lacht sie.
„Aber Deine Eltern wollen was anderes!?“
„Medizin, damit wir dann auch eine Frau Doktor in der Familie vorweisen können, da mein Dad -nur- ein Diplom hat.“
Er nickte verstehend. „Hast Du offen mit ihnen darüber gesprochen?“
Sie seufzte und trank einen großen Schluck Rotwein und verzog das Gesicht. „Wurdest Du von klein auf immer zu Höchstleistungen angetrieben?“ Ihr Blick hatte etwas Abfälliges.
Mit einem Moment Verzögerung schüttelte er den Kopf: „Meine Eltern haben mich einfach wachsen und Dinge ausprobieren lassen. Fußball, Judo, Reiten.“
„Reiten? Da warst Du bestimmt ein Exot!“, stellte Laura lachend fest.
Er lächelte: „Irgendwie schon. Es hat mir Spaß gemacht, aber irgendwann bin ich älter geworden und die Interessen änderten sich.“
Das war nur die halbe Wahrheit. Sicher hatten sie ihn unterstützt, ihm aber gleichzeitig auch zu Verstehen gegeben, dass sie ihn sehr gern auf dem Siegertreppchen sehen würden. Es wurde nicht an teurer Ausrüstung und privaten Trainern gespart, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, verlor Max nach einiger Zeit den Spaß und blieb zur schlecht verhohlenen Enttäuschung der Eltern überall nur oberes Mittelmaß. Waren er und Laura sich in dem Punkt ähnlich?
Sie war für einen Moment still, dann brach es aus ihr heraus: „ Früher hab ich Klavier- und Ballettunterricht gehabt. Immer sollte ich die besten Aufsätze schreiben und in Kunst die schönsten Werke abgeben. Mein Vater organisierte völlig unnötige Nachhilfelehrer, denen ich noch was beibringen konnte.“ Sie winkte ab und nachdem sie ihr Glas geleert hatte, fuhr sie fort: „Ich beneide meine ältere Schwester. Sie ist schon vor Jahren diesem Druck nach Griechenland ausgewichen und wurde das Schwarzes Schaf der Familie.“ Wieder seufzte Laura und sah ihn offen an. „dad sitzt im Vorstand eines Pharmakonzerns, meine Mom im Stadtrat. Und eine Tochter, die am Mittelmeer von selbstgemalten Bildern lebt? Was sollen nur die Nachbarn denken?“ Ganz ehrlich? Diese vor irrelevanten Infos triefende Unterhaltung ist todlangweilig. Laura ist mir egal, ihre Schwester im Ausland auch, Max so lala, und ich hab keine Lust, eine dem Untergang geweihte Beziehung zu verfolgen ...
Sie stand auf, griff sich die Weinflasche und schenkte beider Gläser nach. Max nahm wieder einen tiefen Schluck und lehnte sich satt zurück. Er drehte den Kopf in Richtung Musikanlage, denn irgendjemand hatte anscheinend eine Wolldecke über die Lautsprecher gelegt. Die Musik wabert dumpf durch den Raum und eine zunehmende Schwere verwandelte seine Gliedmaßen in Blei.
„Mann, bin ich müde. War ein langer Tag“, murmelte er und drückte sich mühsam vom Tisch hoch.
„Komm, ich helf Dir“, hörte er Laura sagen und schon fühlte er, wie sie seinen Arm über ihre Schultern legte und ihn ins Schlafzimmer bugsierte. „Ich brauch nur ein paar Minuten, dann bin ich wieder fit“, aber seine Zunge wollte nicht mehr die Worte aus dem Mund lassen und mit einem grunzenden Laut fiel er längs aufs Bett. Schwärze umfing ihn.
Am Morgen war Laura verschwunden gewesen. Nur ein grelles Post-It mit „Danke für den schönen Abend“ lag neben seinem Handy. Max hatte leichte Kopfschmerzen, aber nach dem samstäglichen Waldlauf und einer kalten Dusche fühlte er sich wieder fit. Seine Gedanken kreisten um die vergangene Nacht und erstaunlicherweise konnte er sich kaum noch an Details erinnern. Da aber in seiner Wohnung alles unverändert war, verblassten die Grübeleien bald.

Max kam während des Rennens sehr lebendig herüber. Der Laura-Part dagegen ist spannungslos wie ein Bingoabend.
Zitat:
Kann man sich Max gut vorstellen? Was fehlt? Was ist zu viel?

Ich bekomme von Max kein vollständiges Bild. Wirkt auf mich wahrscheinlich viel älter, als er sein soll. Ich würde ihn für einen Mann in chronifizierter, harter Midlife-Crisis halten. PS, junge Frau (die er nicht liebt), sportive Ambitionen und trotzdem Pflegeheimmaßnahmen beim Zubettgehen. Er wirkt ... leer, und das Gefäß wird von seinen Gegenmaßnahmen nicht wirklich aufgefüllt. Sympathisch ist er mir nicht.
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Calvin Hobbs
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beitrag02.01.2022 13:45

von Calvin Hobbs
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Danke auch Dir.
Dass er Direx ist, spielt eine Rolle, da Laura ihn benutzt und ihn in obiger Szene betäubt. Er hegt ihr gegenüber aber kein Misstrauen. Da sie im nächsten Kapitel durch einen selbst verursachten Unfall ins Koma fällt, war es mir wichtig, die Beweggründe ihres Handels zu schildern und gleichzeitig Max eine Vergangenheit zu geben. Dieser Unfall ist Auslöser der Haupthandlung.
Ich werde das nochmal durchforsten smile
MfG


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Levo
Klammeraffe
L


Beiträge: 869



L
Beitrag02.01.2022 13:54

von Levo
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Dann würde ich das mit dem Direx an eine geeignetere Stelle schieben, wo es nicht so aufgesetzt als Info rüberkommt. Vielleicht rufen ihm ein paar Schüler beim Rausgehen ironisch etwas zu, oder Laura murmelt es pseudoliebevoll in sein Ohr, wenn sie ihn ins Bettchen bringt.
Ich dachte mir schon, dass er etwas betäubt wirkt, aber dennoch ist das Gerede vorher einschläfernd. Vielleicht kannst Du da den Konflikt stärker rausarbeiten, ohne dass die beiden sich über Dinge unterhalten, die sie schon längst voneinander wissen können sollten müssten. Das Gespräch wirkt sehr so, als wolltest Du einfach viel Info schon einmal unterbringen, die irgendwann relevant wird. In dem Moment ist die Schwester, sind die Eltern völlig irrelevant. Jedenfalls in dieser epischen Breite.
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Seraiya
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Beitrag02.01.2022 18:53

von Seraiya
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Hallo Calvin Hobbs,


Geht es dir um Feedback zu der gesamten Rohfassung oder ganz speziell nur um die Person Max?


LG


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Calvin Hobbs
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Beitrag02.01.2022 20:13

von Calvin Hobbs
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Seraiya hat Folgendes geschrieben:
Hallo Calvin Hobbs,


Geht es dir um Feedback zu der gesamten Rohfassung oder ganz speziell nur um die Person Max?

LG


Nur um Max, da er der Protagonist der Geschichte ist.


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Peterle74
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Beitrag08.01.2022 20:09

von Peterle74
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Hallo Calvin Hobbs,

mich stört ein technisches Detail. Ein Mercedes mit 825 PS hat niemals ein Schaltgetriebe. Die haben nur Automatik. Und somit keine Kupplung.
Nur zur Info. Wink


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Nichts auf der Welt ist so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
(Victor Hugo 1802 - 1885)
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Seth Gecko
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Beitrag09.01.2022 02:20

von Seth Gecko
Antworten mit Zitat

Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:

Kann man sich Max gut vorstellen? Was fehlt? Was ist zu viel?


Moin Calvin Hobbs,
vielen Dank für Deinen Text, gerne teile ich meine Eindrücke auf die vor Dir gestellte(n) Frage(n):

Ich kann mir Max nur schwer vorstellen, da er mMn den gesamten Text über sehr farblos bleibt. Ich schätze ihn auf Ende dreißig, was mir gleichzeitig für einen stellvertretenden Direktor ein wenig jung erscheint ... aber das ist nur mein subjektiver Eindruck.
Was mir fehlt, ist ein wenig mehr Emotion/ein Blick in sein Inneres. Die Szene mit dem Straßenrennen wäre da für mich prädestiniert gewesen. Hier blüht er auf, spürt das Leben auf ganz andere Art als im (langweiligeren) Klassen- oder Lehrerzimmer, nur leider kriege ich als Leser davon nix mit. Du beschreibst, wie seine Sicht sich auf die Piste fokussiert und sein Puls ansteigt. Zeigst mir, wie gut er im Fahren ist, und dass er sich diesbzgl. anscheinend nichts aus Ruhm und Anerkennung macht.
Beim anschließenden (langatmigen) Abendessen erfahre ich beinahe mehr über Laura als über ihn. Bedauerlicherweise ist er mir dadurch insgesamt als Charakter ziemlich egal.

Ach ja, da seien mir noch zwei Bemerkungen am Rande gestattet:
Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:
Seit Monaten trafen sie sich nur heimlich in seiner Wohnung oder in anderen Städten.

Während sie im Abiturstress ist und nebenbei noch eine andere Beziehung führt, fährt sie in andere Städte, um dort fremdzugehen? Das klingt für mich nicht unbedingt realistisch.

Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:
„dad sitzt im Vorstand eines Pharmakonzerns, meine Mom im Stadtrat.

Wie lange kennen Max und Laura sich? Müsste er nicht als ihr ehemaliger Lehrer vielleicht bereits wissen, was die Eltern beruflich machen? Da höre ich den Autor heraus, der informieren will.

Wenn Dir etwas von meinem Kommentar weiterhilft, freue ich mich.

Beste Grüße
Seth


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Friedrich Dürrenmatt
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Calvin Hobbs
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Beitrag09.01.2022 11:35

von Calvin Hobbs
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Seth Gecko hat Folgendes geschrieben:

Beim anschließenden (langatmigen) Abendessen erfahre ich beinahe mehr über Laura als über ihn. Bedauerlicherweise ist er mir dadurch insgesamt als Charakter ziemlich egal.


Ja, das ist mir durch Seraiyas Frage auch aufgefallen. Danke für Deine Zeit smile


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HansGlogger
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Beitrag09.01.2022 18:44

von HansGlogger
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Zuerst ein paar Flusen:

Zitat:

1)
... Ich könnte mir gut vorstellen, die Architektin oder Inneneinrichterin der Stars zu sein“, lacht sie.
2) Am Morgen war Laura verschwunden gewesen.


1) Ich meine wo gelesen zu haben, dass man das nicht macht: die direkte Rede mit Verben,die keinen Sprechakt beschreiben, abschließen. Also
Ich könnte mir gut vorstellen, die Architektin oder Inneneinrichterin der Stars zu sein.“ Sie lacht.

2) Hier das Perfekt, ist Ist das die richtige Zeit?
Am Morgen war Laura verschwunden.

Zur Handlung:
Das Bußgeld für Handy am Fahrrad und das Autorennen, wenn es denn für die folgenden Handlungen, die wir hier ja nicht lesen, keine Bedeutung hat, erscheint mir hier etwas künstlich, um Spannung zu erzeugen. Aber das hängt alles vom weiteren Verlauf ab. Spannung eher im Dialog und mit Hinweisen auf Kommendes.
Konkret: wenn das Bußgeld später eine Rolle spielt(zum Beispiel, weil er es als Alibi braucht) ist gut. Wenn es nur dazu dient, Abwechslung rein zu bringen, ist es eher deplatziert.
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Calvin Hobbs
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Wohnort: Deutschland


Beitrag09.01.2022 18:55

von Calvin Hobbs
pdf-Datei Antworten mit Zitat

HansGlogger hat Folgendes geschrieben:
Zuerst ein paar Flusen:

Zitat:

1)
... Ich könnte mir gut vorstellen, die Architektin oder Inneneinrichterin der Stars zu sein“, lacht sie.
2) Am Morgen war Laura verschwunden gewesen.


1) Ich meine wo gelesen zu haben, dass man das nicht macht: die direkte Rede mit Verben,die keinen Sprechakt beschreiben, abschließen. Also
Ich könnte mir gut vorstellen, die Architektin oder Inneneinrichterin der Stars zu sein.“ Sie lacht.


Ja, das habe ich auch mal irgendwo gelesen, dass "solche" Handlungen kein Sprechen oder Artikulieren sind oder man sie soll ausdrücken soll. Ich habs trotzdem gemacht.

HansGlogger hat Folgendes geschrieben:

2) Hier das Perfekt, ist Ist das die richtige Zeit?
Am Morgen war Laura verschwunden.

Da hast Du recht, ich bin mit den Zeiten durcheinander gekommen.

HansGlogger hat Folgendes geschrieben:

Zur Handlung:
Das Bußgeld für Handy am Fahrrad und das Autorennen, wenn es denn für die folgenden Handlungen, die wir hier ja nicht lesen, keine Bedeutung hat, erscheint mir hier etwas künstlich, um Spannung zu erzeugen. Aber das hängt alles vom weiteren Verlauf ab. Spannung eher im Dialog und mit Hinweisen auf Kommendes.
Konkret: wenn das Bußgeld später eine Rolle spielt(zum Beispiel, weil er es als Alibi braucht) ist gut. Wenn es nur dazu dient, Abwechslung rein zu bringen, ist es eher deplatziert.

Das Autorennen soll zeigen, dass Max auch ein Leben und Interessen neben seinem Beruf hat. Zu anderen wäre es doch möglich, dass er im Verlauf der Handlung diese Fähigkeiten braucht?
Handy beim Fahrradfahren kostet €55 und die Situation ist genauso passiert. Max hat einen Fehler gemacht und wird zur Kasse gebeten.
Er ist ein Mensch.
Danke für Deinen Input smile
MfG


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