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Religiosität im Skript...

 
 
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Chamomila
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 132



Beitrag12.12.2021 20:40
Religiosität im Skript...
von Chamomila
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hej!

Wie einige von euch ja bereits wissen, schreibe ich aktuell an einem Buch, das auf dem Land, im Süden der norwegisch-schwedischen Union im ausgehenden 19. Jahrhundert spielt.
Genauer gesagt, in der Gegend, die man heute als "Bible-Belt von Norwegen" bezeichnet.
Entsprechend (christlich) religiös bzw. gläubig ist eben auch die Bevölkerung.

Für mich kein Problem, im Gegenteil: die verschiedenen Arten und Möglichkeiten zu beschreiben, wie jemand "Christ-sein" interpretiert und lebt, reizen mich sehr und meine Charaktere haben zum Teil sehr unterschiedliche Auffassungen davon, was einen guten Christen ausmacht.
Und da in meiner Geschichte auch Kinder vorkommen, finde ich es recht interessant, auszuführen, wie Kinder das, was sie von Erwachsenen zu diesem Thema aufschnappen, interpretieren...
(meine Neffen und Nichten und auch ein Album mit "Kindersprüchen" von meinen Geschwistern, Cousinen und Cousins und mir sind hier eine herrliche Quelle der Inspiration!)

Allerdings weiß ich jetzt nicht, wieviel Religiosität in einem unterhaltsamen Krimi angebracht ist - aus Erfahrung weiß ich: was dem einen viel zuviel ist, wäre dem anderen noch viel zu wenig...

Kann ich (bzw. sollte ich) explizite religiöse Bezüge (sowohl negative als auch positive Beispiele) mit in die Handlung einbauen?
Z.B. das (etwas sehr unkonventionelle) Abendgebet eines kleinen Mädchens, einen Gottesdienst (mit den eher kritisch zu wertenden Gedanken eines Antagonisten) oder die gläubige Grundhaltung einer Figur?

LG, Cammy
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2822



Beitrag13.12.2021 03:41

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Allen kann man es nie recht machen. Insofern würde ich mir da keine allzu großen Gedanken machen. Wenn es in dein Konzept von Handung und Figuren paßt, dann schreibe es so, wie du es für richtig hältst. Als Autor schreibt man (außer für sich selber) stets für die Leute, denen es gefällt, und nicht die Meckerkatzen, die etwas daran zu bemäkeln haben. wink

_________________
"Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^=
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Levo
Klammeraffe
L


Beiträge: 870



L
Beitrag13.12.2021 10:21

von Levo
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Ich würde da meinem eigenen Autor-Empfinden folgen. Ist es für mich OK, dann ist es auch für meinen Zielgruppenleser OK.
Meine persönliche Meinung: Sobald ich das Gefühl habe, da will jemand Religiosität als Nonplusultra darstellen und alle Nicht-Christen als Bösewichter, fliegt das Buch auf den Scheiterhaufen (Haufen bei mir gescheiterter Bücher). Insofern, falls Du die Meinung eines Atheisten brauchst: Frage Dich, ob Du auch moralisch einwandfreie Figuren hast, die nicht gottgläubig sind, und Bösewichter, die mit der Bibel aufwachen und einschlafen. Dann ist es ausgewogen und kommt nicht als christliche Literatur rüber, sondern als Spiegelbild menschlicher Gesellschaft (egal, in welchen religiösen Fesseln sie liegt Wink ).
Es sei denn, Du schreibst christliche Literatur. In dem Falle vergiss meinen letzten Absatz.
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag13.12.2021 11:00

von nicolailevin
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Ein sehr interessantes Problem.

Ich als Leser würde in einem Krimi nicht unbedingt ausgiebige Debatten der Figuren über theologische oder religiöse Themen lesen wollen ("Jetzt sag mal, Arne, wie stehst du zur Dreifaltigkeit?") - es sei denn, die geschilderte Tat ist religiös motiviert (das wäre auch mal eine spannende Idee!)

Völlig unproblematisch und angebracht finde ich es hingegen, die Figuren in ihrer praktizierten Religiosität zu zeigen, so zum Beispiel, dass sie selbstverständlich sonntags zur Kirche gehen und zu jeder Mahlzeit ein Tischgebet sprechen, dass sie bibelfest sind und Bibelzitate verwenden oder dass eine Figur ein Angebot ablehnt mit Worten wie: "Nein, das ist nicht recht, das wäre eine Sünde."

VG
Nico.
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lia88
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 325
Wohnort: Bayern


Beitrag13.12.2021 11:16

von lia88
Antworten mit Zitat

Ich persönlich mag es, Hintergrund-Informationen über das Leben der Protagonisten zu erhalten. Ich würd schauen, dass es drin vorkommt, dem Leser ein Zeitgefühl gibt und ihn verstehen lässt, wie die Protagonisten sich damit fühlen.
Aber die Geschichte selbst sollte im Vordergrund bleiben.
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Beka
Geschlecht:weiblichExposéadler


Beiträge: 2378



Beitrag13.12.2021 11:40

von Beka
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Da es in die Zeit und in die Gegen passt, würde ich es tun. Für die Menschen damals gehörte Religion zum Alltag, also bau sie in den Alltag ein.

Zitat:
das (etwas sehr unkonventionelle) Abendgebet eines kleinen Mädchens, einen Gottesdienst (mit den eher kritisch zu wertenden Gedanken eines Antagonisten) oder die gläubige Grundhaltung einer Figur?


Den Gottesdienst würde ich jetzt nicht sehr ausführlich beschreiben.  Da ist kurz besser, sonst könnte es langweilig werden. Die gläubige Grundhaltung kannst du immer wieder mal einfließen lassen. Es sollte eher im Hintergrund "mitschwingen".
Meine Lektorin hat bei dem ersten Teil meiner Amisch Trilogie die Beschreibung eines Gottesdienstes und einer Taufe im weiteren Verlauf ziemlich zusammengestrichen, weil meinte, dass wäre zu viel und würde die Leute aus dem Lesefluss reißen. Die Leserstimmen geben ihr recht, ich bin froh, dass ich auf sie gehört habe.

Linda Castillo schreibt Thriller, die im Amisch Milieu spielen. Ihre Ermittlerin war früher amisch. Da spielt die Religion auch immer eine Rolle. Ist sehr spannend und interessant.


_________________
*Die Sehnsucht der Albatrosse*
*Das Geheimnis des Nordsterns*
*Die Tochter der Toskana*
*Das Gutshaus in der Toskana*
*Sterne über der Toskana*
*Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg*
*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten*
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WSK
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Beitrag13.12.2021 12:33

von WSK
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Wenn Religion mit dem Hauptkonflikt zusammenhängt, immer rein damit.
Beispiel: Der Bösewicht erschlägt sein Opfer mit einem Kreuz, weil er ein religiöser Fanatiker ist.

Ansonsten lieber fein dosieren, dann trägt es zur Glaubwürdigkeit der historischen Welt bei. Die Betonung liegt auf fein dosieren, weil es sonst allen nicht-religiösen Lesern (= also dem Großteil) schnell auf die Nerven gehen wird.

Es gibt natürlich Autoren, die bewusst christliche Werke schreiben, aber die Zielgruppe wird dadurch vermutlich kleiner.
Ich habe z.B. "Hadassa" von Francine Rivers gelesen (Bestseller aus den USA). Nur weil sie so heftig spannend schreibt, konnte ich über das Gottesgeschwafel hinwegsehen. ^^

Ich stimme Beka zu, Gottesdienste sind langweilig. Außer natürlich der Priester wird dabei erstochen oder deine Heldin vögelt heimlich unter der Kirchbank.
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Chamomila
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 132



Beitrag13.12.2021 12:48

von Chamomila
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So - hab hier mal zwei Passagen mit besonders religiösem Anteil rausgepickt:

Ausgangssituation:

In dem kleinen Dorf Solvangen wurde ein Mord begangen. Der Tatverdächtige ist schnell gefunden: Erik Forsbrand, ein am Leben gescheiterter Mann, der über dem Tod seiner kleinen Tochter verzweifelt, seinen Glauben verloren hat (für viele Dorfbewohner schon mal sehr verdächtig!) und seinen Kummer im Schnaps ertränkt.
Die beiden Freunde Gunnar und Krister (beide um die 20) glauben nicht an die Schuld von Erik und suchen auf eigene Faust nach dem Mörder.
Allerdings gibt es einige Leute, die das nicht besonders gern sehen. Einer von ihnen ist Kristers Vater, der angesehene Gestütsbesitzer Hjerdested. Denn der hat ebenfalls so einige Leichen im Keller und es deutet immer mehr darauf hin, dass der Mordfall irgendwie damit zusammenhängt...
Nachdem er seinen Sohn dabei ertappt, wie der sich nach einem nächtlichen Ausflug mit Gunnar in sein Zimmer schleichen will, ist - wieder mal - eine "Lektion" für Krister fällig.
Krister erträgt die Prügel von seinem Vater widerspruchslos, vor allem um seine kleine Schwester zu schützen: er weiß, dass sie nicht so viel Schläge bekommt, wenn sein Vater sich an ihm abreagieren kann.
Zitat:
Krister zog sein Hemd aus, hängte es an einen Haken und atmete einmal tief durch Er hörte die harten Schritte seines Vaters in der Stallgasse, beugte sich vor und stützte sich mit den Händen an der Boxentür ab. Seine Hände umklammerten das Holz, er holte tief Luft, biss die Zähne zusammen und schloss die Augen…

„Hast du dein Gesangbuch?“ Nora Hjerdested stand vor dem Spiegel im Hausflur und prüfte noch einmal sorgfältig, ob sie anständig genug angezogen war, „Und eine Krone für die Kollekte?“
„Ja, Mutter!“
Jonetta – im weißen Sonntagskleid mit passendem Strohhut – nickte. Die Köchin und das Hausmädchen, ebenfalls im Sonntagsstaat, kamen aus der Gesindekammer. Nora Hjerdested sah sich unruhig um.
„Wo Vater und Krister nur bleiben … Wir kommen noch zu spät zur Kirche … - Stine, Dorthea, geht ihr schon mal vor: wir kommen dann nach!“
Die beiden Angestellten verließen das Haus. Kurz darauf kam Asgeir Hjerdested in die Diele und zog sich seine Sonntagsjacke an. Man sah ihm nicht an, dass er sich vor kurzem noch so aufgeregt hatte.
„Wo ist Krister?“ erkundigte sich Nora Hjerdested.
„Dem habe ich gerade eine dringend nötige Lektion erteilt!“ erwiderte der Pferdehändler kalt, „Und jetzt beeilt euch: wir wollen nicht zu spät kommen!“
Frau Hjerdested und Jonetta hielten es für klüger, nicht weiter nachzufragen und verließen das Haus. Asgeir Hjerdested ging zutiefst zufrieden hinter ihnen her.

„Kommst du, Gunnar?“ Kajsa stand an der Tür und hüpfte ungeduldig von einem Bein aufs andere. Gunnar zögerte – und schüttelte den Kopf.
„Geh‘ heute mal allein!“
Kajsa sah ihren Bruder erstaunt an: normalerweise ließ Gunnar keinen Gottesdienst aus.
„Und du?“
Gunnar atmete einmal tief durch.
„Ich werde heute vielleicht hier dringender gebraucht ...“
Kajsa begriff. Sie steckte die zwanzig Öre für die Kollekte in ihre Kleidertasche und machte sich auf den Weg.
Gunnar sah ihr nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden war, anschließend holte er die Emaillekanne vom Waschtisch und ging damit zum Brunnen.

„Du durchdringest alles, lass‘ dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte!“
Die Kirche von Solvangen war gut gefüllt, so wie an jedem Sonntag. Der auferstandene Jesus auf dem Altarbild blickte mild und erlöst zum Himmel hin. Asgeir Hjerdested saß neben seiner Frau und sang inbrünstig mit. Es war ein wirklich erhebendes Gefühl, ein ehrbarer und anständiger Mensch zu sein, an dem der Herr sein Wohlgefallen hatte!
„Wie die zarten Blumen willig sich entfalten
und der Sonne stille halten.“
Als der Kirchenälteste mit dem Kollektekorb vorbeikam, legte der Pferdehändler eine großzügige Summe hinein. Schließlich war er ja ein barmherziger Christenmensch!
‚Für die Armen‘, dachte er bei sich – nun ja, natürlich nur für die Armen, die es auch verdienten! Sein gutes Geld musste ja schließlich nicht gerade in den Taschen von dieser Hure Malena Karlsdottir und ihren drei Sündenbälgern oder von diesen kriminellen Forsbrands landen!
„Lass‘ mich so, still und froh,
deine Strahlen fassen und dich wirken lassen!“
Zwei Bänke weiter saß Kajsa – allein. Asgeir Hjerdested verzog geringschätzig das Gesicht: Soso, Gunnar Stjernebekk schwänzte also die Kirche! Und so einer wollte ein guter Umgang für seinen Sohn sein!

Gunnar saß in Solbakken am Tisch und las in der Bibel, als es an der Tür klopfte.
„Darf man reinkommen?“
Wie immer wartete Krister die Antwort gar nicht ab, sondern betrat die Hütte. Er ging – leicht hinkend - zu Gunnars Bett und ließ sich bäuchlings auf die Decke fallen. Gunnar nahm ein sauberes Handtuch und tauchte es in die Wasserkanne auf dem Waschtisch:
„Dein Vater?“
Krister nickte.
„Hat sich ganz schön auf meinem Rücken ausgetobt ...“
„Tut‘s sehr weh?“
Krister zuckte die Schultern.
„Geht auch wieder vorbei.“
„Zieh‘ mal dein Hemd aus!“
Krister gehorchte und Gunnar atmete einmal scharf ein. Offensichtlich war Pferdehändler Hjerdested mal wieder mit einer Reitgerte auf seinen Sohn losgegangen.
„Unseren nächtlichen Ausflug hat er mir ganz schön übel genommen“, stellte Krister überflüssigerweise fest.
Gunnar legte ihm vorsichtig das nasse Handtuch auf den Rücken.
„Das ist nicht zu übersehen.“
Er sah, wie sein Freund die Augen schloss und die Lippen fest zusammenpresste, während sich seine Hände in die Decke krallten.
„Schon gut“, sagte er schlicht, „Lass‘ es raus. Ich seh‘ auch nicht hin.“
Er stand auf und tat so, als machte er sich in der Kochecke zu schaffen, während er Krister hinter seinem Rücken leise schluchzen hörte.


Der 15jährige Ake Forsbrand ist verschwunden. Sein Patenonkel Tore, Gunnar und Krister suchen tagelang nach ihm. Glücklicherweise hat die kleine Malin beim Spielen eine Beobachtung gemacht, die die drei Freunde endlich auf die richtige Spur führt. Sie finden Ake buchstäblich im letzten Augenblick: fast verdurstet in einer abgelegenen Höhle...
Während Gunnar und Krister Ake im nahegelegenen Haus von Malins Vater versorgen, bringen Malins Vater und "Onkel Tore" Malin zu Bett.
Zitat:
Die Vorhänge waren zugezogen und ließen das Halblicht der Sommernacht draußen. In der Schlafkammer war es fast dunkel. Nur auf dem Nachtschrank brannte eine Kerze und verbreitete ein ruhiges Dämmerlicht. Malin saß in ihrem Bett, ihre Puppe neben sich. Sie legte ihre gefalteten Hände in die ihres Vaters. Herr Hafstrøm kniete vor dem Bett, schloss seine Augen und faltete seine Hände um ihre. Tore faltete ebenfalls die Hände und Malin begann:
„Ein Engel geht, von Gott gesandt, um unser Haus, zwei goldene Lichter in der Hand. Er hält die Wacht in dieser Nacht, ein heiliges Buch in seinen Armen – so schlafen wir gut, in Jesu Namen* ... - Ja, und ich dank Dir sehr für diesen Tag, lieber Gott, und für alles Gute heute! Bitte grüß‘ Mama bei dir im Himmel von mir und beschütze Papa und Farfar** und Farmor und Angelika und mich – und Onkel Tore und Krister und Gunnar bitte auch und vielen Dank, dass du ihnen geholfen hast, Åke zu finden – und beschütze bitte auch Åke ganz besonders und lass‘ ihn ganz schnell wieder ganz gesund werden, ja? Vielen Dank dafür und Amen!“
„Amen!“ bekräftigten Herr Hafstrøm und Tore.
„Gute Nacht, lieber Gott!“
Gott bekam von Malin einen Gutenachtkuss in die Luft – der Kuss würde Ihn sicher auf irgendeine Art erreichen, glaubte Tore – und Malin bekam einen Gutenachtkuss von ihrem Vater auf die Stirn:
„Schlaf schön, Prinzessin! Ich hab‘ dich lieb!“
„Ich hab‘ dich lieber!“ murmelte Malin schläfrig, während sie die Augen schloss und sich in ihr Kissen kuschelte. Ihr Vater nahm die Decke und breitete sie sanft über Malins Schultern.
„Ich hab‘ dich am liebsten!“ flüsterte er.
Während Tore leise lächelnd das Zimmer verließ, hörte er Malins Vater mit leiser Stimme ein Schlaflied singen – das gleiche Lied, das Malin am Nachmittag ihrer Puppe vorgesungen hatte.
Er zog die Tür vorsichtig hinter sich zu und ging hinüber in die andere Schlafkammer.

*eine (wegen der Reime etwas freie) Übersetzung von einem skandinavischen Kindergebet.
** "Farfar" bedeutet auf Norwegisch "Großvater" (väterlicherseits: "Vatersvater", im Unterschied zu "Morfar", "Muttersvater", dem Großvater mütterlicherseits.) In der Anrede nennt man die Großeltern auch "Bestefar" und "Bestemor".

Wie gesagt, das hier sind zwei der religiöseren Passagen - der überwiegende Teil vom Text ist aber eher weltlich.
Schon zuviel des Guten, oder geht das noch?

LG, Cammy
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V.K.B.
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Beitrag13.12.2021 15:40

von V.K.B.
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Zitat:
Wie gesagt, das hier sind zwei der religiöseren Passagen - der überwiegende Teil vom Text ist aber eher weltlich.
Schon zuviel des Guten, oder geht das noch?
Wenn es nicht darüber hinausgeht, sehe ich da kein Problem. Es gehört zum Setting.

Okay, sage ich jetzt mal so salopp, wirklich beurteilen kann ich das anhand von von kurzen Auszügen natürlich nicht. Für mich würde eine Rolle spielen, wie christlich die Sympathieträger der Handlung sind, denn meine Sympathie für Christen hält sich in Grenzen. Solange jemand seinen persönlichen Glauben hat, ist das für mich okay und kein Problem. Hält die Person ihren Glauben aber für die bestmögliche Basis eines Gesellschaftssystems und handelt danach, kommt bei mir starke Unsympathie auf (besonders, wenn es sich um eine monotheistische White-Light-Religion wie das Christentum oder den Islam handelt). Dann kann es passieren, dass ich keine Lust mehr zum Weiterlesen habe, weil ich keinen Draht zu den Hauptfiguren kriege und sie nur vehement ablehne. Da ist dann auch egal, wie historisch korrekt das sein mag, geht bei mit einfach nicht. Ich habe aus diesem Grund letztes Jahr das Testlesen eines mittelalterlichen Romans einer hochgeschätzten Autorin abgebrochen, was mir sehr leid tat, aber ich kriegte einfach keinen Draht zu den Figuren und hab gemerkt, dann nur zynische Sprüche dazu zu haben, was als Testleser keine Hilfe ist. Nun bin ich als Satanist (humanistischer Prägung, nicht theistischer, sage ich mal lieber dazu, bevor mich noch jemand für einen Kultisten oder Teufelsanbeter hält) aber natürlich auch nicht der Maßstab.


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WSK
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Beitrag13.12.2021 15:55

von WSK
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Zitat:
Nun bin ich als Satanist (humanistischer Prägung, nicht theistischer, sage ich mal lieber dazu, bevor mich noch jemand für einen Kultisten oder Teufelsanbeter hält) aber natürlich auch nicht der Maßstab.

Das heißt, du isst keine lebendigen Hamster wie in "Vier Jahre Hölle und zurück"?
Ich bin bei dem Satz fast von meinem imaginären Stuhl gefallen. Das könntest du nach jedem Post hinzufügen "Ich bin Satanist und daher nicht der Maßstab" ... Mr. Green
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Taranisa
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Beitrag13.12.2021 16:13

von Taranisa
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Ich lasse die Religiosität insoweit einfließen, wie es zum Alltag und zur Prägung der Charaktere natürlicherweise passt, sodass die Geschichte auch dahingehend die Glaubwürdigkeit unterstützt. In meiner neuen VÖ treten neben Christen auch Heiden auf, jedoch ohne nerviges Gezanke, wer besser ist. Natürlich müssen die Heiden ihren Glauben heimlich leben, da es zu der Zeit für diese gefährlich wäre.

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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
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Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Levo
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Beitrag13.12.2021 16:18

von Levo
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Ich hätte an den beiden Stellen keine Beanstandungen bezüglich zuviel Religiosität; das gehört offenbar zum Setting und, viel wichtiger, zur Charakterzeichnung des Pferdehändlers. Wenn es nicht mehr wird, könnte sogar ein Atheist wie ich weiterlesen
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nicolailevin
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Beitrag13.12.2021 17:58

von nicolailevin
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Hiho

rein vom Religionsbezug stört mich da gar nichts. Ich hab aber handwerklich zu mäkeln:

Zitat:

Die Kirche von Solvangen war gut gefüllt, so wie an jedem Sonntag. Der auferstandene Jesus auf dem Altarbild blickte mild und erlöst zum Himmel hin. Asgeir Hjerdested saß neben seiner Frau und sang inbrünstig mit. Es war ein wirklich erhebendes Gefühl, ein ehrbarer und anständiger Mensch zu sein, an dem der Herr sein Wohlgefallen hatte!
„Wie die zarten Blumen willig sich entfalten
und der Sonne stille halten.“
Als der Kirchenälteste mit dem Kollektekorb vorbeikam, legte der Pferdehändler eine großzügige Summe hinein. Schließlich war er ja ein barmherziger Christenmensch!
‚Für die Armen‘, dachte er bei sich – nun ja, natürlich nur für die Armen, die es auch verdienten! Sein gutes Geld musste ja schließlich nicht gerade in den Taschen von dieser Hure Malena Karlsdottir und ihren drei Sündenbälgern oder von diesen kriminellen Forsbrands landen!
„Lass‘ mich so, still und froh,
deine Strahlen fassen und dich wirken lassen!“
Zwei Bänke weiter saß Kajsa – allein. Asgeir Hjerdested verzog geringschätzig das Gesicht: Soso, Gunnar Stjernebekk schwänzte also die Kirche! Und so einer wollte ein guter Umgang für seinen Sohn sein!


Ich finde das nämlich perspektivisch ein wenig problematisch. Speziell die Passage mit dem ehrbaren und anständigen Menschen, an dem Gott sein Wohlgefallen hat. Diese Gewissenserforschung ist schon sehr intim und liegt tief im Inneren der Figur, ich weiß anhand dieses Schnipsels nicht, ob du auch sonst so eine Deep-POV verfolgst, hätte aber meine Zweifel.

Darüber hinaus fände ich es auch im Sinne von Show-don't-tell eleganter, wenn du ihn seine Geisteshaltung äußerlich erkennbar zum Ausdruck bringen lässt. Etwa dass er breit lächelnd nickt, wenn der Pfarrer wütend über die Sünder herzieht. Oder dass alle hören können, dass bei ihm kein Kupfergeld im Klingelbeutel landet, sondern eine massives X-Kronen-Silberstück.

Ich finde diese sehr gefällige Selbsteinschätzung auch ein wenig arg schlicht und eindimensional. Du wirst kaum einen tiefgläubigen Protestanten finden, der nicht irgendwo Gewissenszweifel mit sich trägt. Das gehört ja bei den Lutherischen sozusagen zur Grundausstattung ... Wenn du uns nicht direkt in seine Gedanken sehen lässt, kann man sich seine Schattierung selbst zusammenreimen.

Dein zweites Beispiel passt, ich würde höchstens überlegen, ob das Kindergebet wirkich so ausführlich muss. Ich weiß ja nicht, ob es von Bedeutung ist, wer da alles ins Gebet eingeschlossen wird, aus ökonomischen Gründen würde ich es bei ein oder zwei Fürbitten belassen.

VG
Nico.
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Chamomila
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 132



Beitrag13.12.2021 19:23

von Chamomila
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Zitat:
Für mich würde eine Rolle spielen, wie christlich die Sympathieträger der Handlung sind

Oh oh...

Also, die Sympathieträger... -
- fangen wir mal an mit den Hauptfiguren:

Gunnar: Christ - wie damals in der Gegend allgemein üblich.
Er betet zu den üblichen Anlässen, liest hin und wieder auch in der Bibel (das einzige Buch, das er besitzt) und lässt für gewöhnlich keinen Gottesdienst aus - außer, wenn er meint, dass Gott ihn anderswo nötiger braucht. Ansonsten ist der Glaube für ihn aber eine sehr intime Angelegenheit und er spricht fast nie darüber, höchstens mal, wenn seine kleine Schwester eine Frage dazu hat.

Krister: Ebenfalls Christ, allerdings auch, ohne es ständig demonstrativ vor sich her zu tragen.
Für Krister bedeutet Christ-sein vor allem, immer und überall bedingungslos von Gott geliebt zu sein - was ihm hilft, die schweren Dinge in seinem Leben zu ertragen - und es im Alltag Jesus nachzumachen: also z.B. möglichst gut und freundlich zu allen Menschen (ohne Ansehen der Person) zu sein und keinen Bogen um die Ausgestoßenen und Außenseiter der Gesellschaft zu machen. Das führt oft zu Konflikten mit seinem Vater, der ganz anderer Meinung ist.
Krister liebt es, seinen Vater bei solchen Gelegenheiten mit passenden Bibelzitaten schachmatt zu setzen.

Tore: Christ (als Kirchenältester und mehrfacher Patenonkel sollte er das ja wohl auch sein).
Über seinen Glauben selbst spricht er so gut wie nie. Christ-sein bedeutet für ihn vor allem tätige Nächstenliebe. Sprich: sich beispielsweise fürsorglich um seine Patenkinder - viele von ihnen stammen aus ärmlichen und teils verachteten Familien - kümmern, Menschen zu helfen (gern, ohne dass die erfahren, von wem die Hilfe kommt) und wo immer es geht Gutes zu tun und anderen Freude zu machen.
Tore hat eine dunkle Vergangenheit, auf die er nicht stolz ist: als Teenager hatte er einen schlimmen Fehler gemacht und war anschließend von einem Mitwisser zu weiteren Straftaten erpresst worden, was ihn schließlich sogar ins Gefängnis gebracht hatte. Christ-sein bedeutet für ihn daher auch "nach gemachten Fehlern Vergebung bekommen und neu anfangen dürfen" - was ihn wiederum nachsichtig und liebevoll gegenüber Menschen in ähnlichen Situationen macht.


Wichtige Nebenfiguren:

Josefina Stenrud:
Stiefcousine von Krister und dessen große Liebe.
Über den Glauben macht sie sich wenig Gedanken. Sie ist zwar getauft und konfirmiert, wie es damals überall üblich war, hält auch die gängigen Konventionen - Kirchgang, Gebete - ein, steht dem Christentum auch nicht ablehnend gegenüber, aber es wäre zu viel, sie als "fromme Christin" zu bezeichnen.
Im Umgang mit anderen Menschen ist sie offen und freundlich und neigt dazu, in anderen nur das Beste zu sehen und entsprechend zu handeln - was oft dazu führt, dass sogar sonst grobe oder ungehobelte Leute zu ihr freundlich und zuvorkommend sind.

Kajsa Stjernebekk:
Gunnars kleine Schwester. Sie pflegt ein sehr "persönliches" und unkompliziertes Verhältnis zu Gott, er ist für sie - zusätzlich zu ihrem Kreis an Spielkameraden - ein guter Freund, an den sie sich jederzeit wenden kann und der gut auf sie aufpasst.
Über die Sachen, die sie in der Sonntagsschule und in der Kirche hört, muss sie allerdings oft stark nachdenken.

Ake Forsbrand, 15J.:
Hat nie darüber nachgedacht, ob er jetzt Christ ist oder nicht. Sein Vater hat nach dem Tod seiner kleinen Schwester den Glauben verloren, seine Mutter wiederum findet im Glauben Halt und Trost.
In Notlagen betet Ake zwar auch, allerdings nicht explizit zu einem bestimmten Gott.

Kjell Torvik:
Hat den Glauben in seiner Jugend verloren. Sein Vater hatte seine Mutter zum Krüppel geprügelt und war anschließend spurlos verschwunden und seitdem muss Kjell sie und sich allein durchbringen.
Durch den schlechten Ruf, den sein Vater hinterlassen hatte, findet Kjell nirgends feste Arbeit: "Wie der Vater, so der Sohn" heißt es überall. Nur Tore lässt ihn immer wieder für sich arbeiten, wenn er genug Arbeit hat.  
Kjell ist der Vater von zwei Töchtern, will aber ihre Mutter nicht heiraten, weil er glaubt, kein guter Vater und Ehemann sein zu können. Dabei liebt er die Frau und auch ihre Kinder eigentlich von Herzen.

Malena Karlsdottir:
Mutter von Kjell Torviks Töchtern und einer weiteren Tochter von einem anderen Mann. Sie hält sich als Waschfrau über Wasser und ist eine liebevolle Mutter. Große Sorgen macht sie sich um ihre Jüngste, Tilda, die Trisomie 21 hat.
Malena beneidet andere Menschen manchmal darum, glauben zu können - sie selbst kann es nicht mehr, nachdem ihr das Leben so oft so übel mitgespielt hat.
Ihre drei Töchter hat sie trotzdem taufen lassen, einfach weil es so Sitte und Brauch ist. Patenonkel der drei ist Tore, der auch auf Malenas Jüngste aufpasst, wenn die Mutter arbeiten muss.

Greta Ekdal, 13 J.:
Ist Christin aus Pflichtgefühl: ihr Onkel und ihre Tante sind Christen und haben sie aufgenommen, nachdem ihr Vater ins Zuchthaus gekommen ist, also spricht sie brav ihre Gebete und geht Sonntags mit in die Kirche, denkt sonst aber wenig über dieses Thema nach.

Asgeir Hjerdested:
(Naja, jetzt eher kein Sympathieträger...)
Hält sich für einen guten und wohltätigen Christen:
Er geht Sonntags in die Kirche, gibt großzügige Kollekte, betet regelmäßig, liest viel in der Bibel und achtet streng darauf, dass alle in seinem Haus ein korrektes und moralisch einwandfreies Leben führen und sich von "Schund und Schmutz" und "schlechtem Umgang" fernhalten.
"Moralische Verfehlungen" werden von ihm hart bestraft, oft mit Schlägen, für die er gern seine Reitgerte nutzt, manchmal auch mit Arresten im Keller.
Mit diesen "Erziehungsmethoden" hatte er bereits vor fast zehn Jahren seine älteste Tochter Britta in den Freitod getrieben, was als "Badeunfall" vertuscht wurde, um den guten Ruf der Familie zu wahren.
Einer der Hintergründe für diese Haltung ist möglicherweise sein verkommener Bruder, der vor etwa zwanzig Jahren eine 16jährige vergewaltigt und damit in den Selbstmord getrieben hatte. Asgeirs Eltern hatten damals alles vertuscht und ihrem Sohn Geld gegeben, damit er verschwindet und sich nie wieder im Ort blicken lässt.
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Chamomila
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 132



Beitrag13.12.2021 20:06

von Chamomila
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Zitat:
ich weiß anhand dieses Schnipsels nicht, ob du auch sonst so eine Deep-POV verfolgst


Doch, schon - zum Vergleich mal eine Passage aus Tores Perspektive:
Zitat:
Tore saß in seiner Werkstatt und bearbeitete das Holzstück in seinen Händen vorsichtig mit seinem Messer. Hin und wieder nahm er den Lederkörper von Jonettas Puppe aus dem Regal, hielt ihn prüfend an und nickte dann zufrieden. Er hatte nichts verlernt in all den Jahren! Das Messer glitt beinahe zärtlich über das Holz, als er dem neuen Puppenkopf sanft die Wangen glättete und ihm ein liebes, verträumtes Lächeln ins Gesicht zauberte. Wie schnell die Zeit verging! War es denn nicht gerade erst gestern gewesen, als er für seine kleine Solvejg die ersten Spielsachen gemacht hatte?
Langsam dämmerte es draußen. Tore legte seine Arbeit beiseite und sah sich um. Über sein Gesicht breitete sich ein Lächeln, während er aufstand, die Werkstatt aufräumte und abschloss und dann hinüber in sein Haus ging.
Was für ein glücklicher und reich gesegneter Mensch er doch war! Er lebte auf dem schönsten Fleckchen Erde, das er sich auf der Welt vorstellen konnte, er hatte eine wunderbare Familie und einen Beruf, den er liebte und der ihm genug für einen bescheidenen Wohlstand einbrachte…
Tore öffnete die Haustür. Eigentlich war er längst wohlhabend genug, um sich ein größeres und prächtigeres Haus bauen zu können… - Aber nein, für nichts, für kein Herrenhaus der Welt, hätte er dieses einfache, von allen Seiten angebaute, aber von oben bis unten liebevoll eingerichtete Zuhause eingetauscht! Hier hatte er sich vom ersten Tag an heimisch und geborgen gefühlt, hier hatte er seine Verlobung und seine Hochzeit gefeiert, hier waren seine Kinder geboren und aufgewachsen… -
Ein Geräusch unterbrach seine Gedanken, er drehte sich um – und im nächsten Moment hing auch schon eine kleine, schmale Gestalt an seinem Hals:
„PAPA!“


Oder einmal aus der Perspektive von Krister (nachdem er von seinem Vater - wieder einmal - Prügel bekommen hat:
Zitat:
Krister betrat sein Zimmer, ließ sich langsam auf den Stuhl am Schreibtisch sinken und atmete tief ein und aus.
Gut – er hatte es herausgefordert. Er hatte es diesmal wirklich herausgefordert! Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Vater dermaßen außer sich geraten würde…
Die Schmerzen auf seinem Rücken brannten schlimmer, als er es je zuvor erlebt hatte. Eine seltsame Betäubung, wie ein kurzer Halbschlaf, raste immer wieder in Wellen über ihn hinweg. Er wischte mit der Hand über die feuchten, dunklen Tropfen auf der Schreibtischplatte. Nach und nach wurde ihm bewusst, dass es sich dabei wohl um Blut handelte – aber das war ihm seltsam gleichgültig. Vor ihm lag ein Stück Papier, er griff unwillkürlich nach einem Bleistift und kritzelte hin, was ihm gerade einfiel:
Ich kann nicht mehr. Lebt wohl.
Krister starrte lange auf seine eigenen Worte, ohne sie tatsächlich zu lesen und wusste, dass sie stimmten. Er stand langsam auf und ging wie ein Schlafwandler zur Tür und die Treppe hinunter und aus dem Haus, ohne wirklich zu wissen, wohin er wollte.


Zitat:
Etwa dass er breit lächelnd nickt, wenn der Pfarrer wütend über die Sünder herzieht.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: ich habe in meinem gesamten Leben noch nie einen Pastor erlebt, der über Sünder herzieht - und ich habe schon so einige Pastoren verschiedener Ausprägung zu hören gekriegt...

LG, Cammy
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