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Präsens oder Präteritum? Wein oder Pfützenwasser?

 
 
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
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Beitrag13.11.2021 01:56

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Wohlstandskrankheit

Ich kann Deine Auffassung, Präsens sei der "Wein" und Präteritum das "Pfützenwasser" nicht teilen. Warum soll Präsens der "Porsche" unter den Zeitformen sein, warum soll es überhaupt eine Zeitform geben, die ganz generell "besser" als alle anderen ist? So wie Du es in Deinem Eingangspost schreibst, habe ich den Eindruck, dass Du hier für Dich ein Dogma installiert hast. Aber Dogmen tun der Kunst nie gut.
Es gibt Geschichten, die mich fast schon peinlich berühren, weil durch den gewählten Präsens als Erzählform eine falsche Unmittelbarkeit vermittelt wird, die von der Geschichte selbst nicht mitgetragen wird. Andere Geschichten, die im Präteritum erzählt sind, könnten ihre Wirkung durch den Präsens um genau diese zusätzliche Unmittelbarkeit noch deutlich steigern.
Kurz: Manche Geschichten eignen sich für den Präsens, andere erzählt man besser im Präteritum. Die Regel sind allerdings Geschichten, die durch den Präsens nicht wirklich gewinnen würden, sondern besser "klassisch" im Präteritum erzählt werden. Oft würde der Präsens hier gewollt und künstlich aufgesetzt wirken und vom Leser als falsche Unmittelbarkeit und Effekthascherei wahrgenommen werden.
Mache also bitte kein Dogma aus Deiner Bevorzugung des Präsens. Benutze ihn, wenn er Deiner Geschichte mehr Kraft verleiht, aber bleibe offen in der Wahl der Zeitform und horche in Dich hinein, welche Zeitform für die jeweilige Geschichte angemessen ist.

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag13.11.2021 07:33

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Zitat:

Für mich war immer klar: Präsens ist der Porsche unter den Zeitformen. Ein Gott ist der, der mit möglichst wenigen Buchstaben möglichst viel sagen kann.

Ich denke mir: Wer im Präsens schreibt, schreibt wenigstens keine seichte Unterhaltungsliteratur. Präsens ist mir bei Büchern in letzter Zeit häufiger begegnet und ich habe das sehr geschätzt.
Meinem Verständnis von Literatur entspricht es übrigens nicht, mit möglichst wenigen "Buchstaben" viel zu sagen. Das kann man getrost den Polizeiberichten überlassen (oder den Polizeibeamten mit dem Zwei-Finger-Schreibsystem).
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WSK
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1814
Wohnort: Rinteln
DSFo-Sponsor


Beitrag13.11.2021 09:23

von WSK
Antworten mit Zitat

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Ich denke mir: Wer im Präsens schreibt, schreibt wenigstens keine seichte Unterhaltungsliteratur. Präsens ist mir bei Büchern in letzter Zeit häufiger begegnet und ich habe das sehr geschätzt.
Meinem Verständnis von Literatur entspricht es übrigens nicht, mit möglichst wenigen "Buchstaben" viel zu sagen. Das kann man getrost den Polizeiberichten überlassen (oder den Polizeibeamten mit dem Zwei-Finger-Schreibsystem).

Wie gesagt: Das ist eine der Grundlagen vieler Schreibregeln ... Füllwörter weglassen, Vampirverben weglassen, Adjektive meiden, und Präsens fällt da auch rein ... Klar kann man alle diese Dinge missachten. Aber umso mehr man das tut, umso mehr versteckt man die eigentliche Information des Satzes in unnötigem Ballast. Und das hemmt den Lesefluss. Und macht letztendlich die Geschichte weniger spannend.
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PaulaSam
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 53
Beiträge: 561
Wohnort: Regensburg


Beitrag13.11.2021 10:38

von PaulaSam
Antworten mit Zitat

Zitat:
Füllwörter weglassen, Vampirverben weglassen, Adjektive meiden, und Präsens fällt da auch rein ... Klar kann man alle diese Dinge missachten. Aber umso mehr man das tut, umso mehr versteckt man die eigentliche Information des Satzes in unnötigem Ballast. Und das hemmt den Lesefluss. Und macht letztendlich die Geschichte weniger spannend.


Es kommt eben darauf an, zu erkennen, was wirklicher Ballast ist und was der Geschichte schadet, wenn man es streicht. Allein Wörterzählen wird dafür kaum reichen.

Ich gebe Merlinor recht, wenn er sagt: "Manche Geschichten eignen sich für den Präsens, andere erzählt man besser im Präteritum." Letztlich ist die Wirkung entscheidend und nicht die Form.

LG Sam
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Daniel de Iguazu
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 46
Beiträge: 86



Beitrag13.11.2021 12:53

von Daniel de Iguazu
Antworten mit Zitat

Wohlstandskrankheit hat Folgendes geschrieben:
Wie gesagt: Das ist eine der Grundlagen vieler Schreibregeln ...

Es gibt keine Schreibregeln. Es gibt nur Schreibwerkzeuge.

Ich bevorzuge das Präteritum, weil ich damit eine größere Range habe. Es ist super für märchenhafte Beschreibungen und später kann dann das Tempo angezogen werden. Dialoge und direkte Gedanken sind ja sowieso oft im Präsens. Wenn der normale Erzähltext auch im Präsens ist, hat man automatisch eine geringere Abstufung.


_________________
"The difference between fiction and reality is that fiction has to make sense." Tom Clancy
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag13.11.2021 13:52

von V.K.B.
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PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Präsenz lässt genau diesen "Fluchtweg" nicht zu. Der Leser sieht sich direkt mit seinem Umfeld/seinem Zeitgeschehen konfrontiert und muss bis zum Ende lesen, um zu erfahren, ob in "seiner Welt" alles wieder gut wird.
Aus deinem Schreibratgeber? So habe ich das sonst noch nicht formuliert gesehen, aber ich denke, das bringt es ziemlich auf den Punkt. Daumen hoch

_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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PaulaSam
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 53
Beiträge: 561
Wohnort: Regensburg


Beitrag13.11.2021 14:31

von PaulaSam
Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Präsenz lässt genau diesen "Fluchtweg" nicht zu. Der Leser sieht sich direkt mit seinem Umfeld/seinem Zeitgeschehen konfrontiert und muss bis zum Ende lesen, um zu erfahren, ob in "seiner Welt" alles wieder gut wird.
Aus deinem Schreibratgeber? So habe ich das sonst noch nicht formuliert gesehen, aber ich denke, das bringt es ziemlich auf den Punkt. Daumen hoch

Nein, nicht aus meinem Schreibratgeber - noch nicht. Laughing
Ich sammle ja auch immer noch Themen. Das Themenfeld der Schreiberei ist aber auch sehr komplex. Da kann man schon mal ein Körnchen übersehen, das es noch einzusammeln und ins Töpfchen zu pflanzen gilt. Wollen wir hoffen, dass dieses Körnchen nicht vorher aus meinen manchmal etwas löchrigen Hirntaschen fällt. Rolling Eyes

LG Sam
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