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Wie beschreibe ich diese körperliche Reaktion?

 
 
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag22.10.2021 14:57

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Okay, wenn ich denn schon beim Namen genannt werde … Laughing

Michel hat Folgendes geschrieben:
Das Klemens-Beispiel bezieht sich auf personale Perspektive, nicht Ich-Perspektive, oder?


Das Klemens-Beispiel war kein Beispiel, sondern meine Antwort auf die Frage, mit welcher Formulierung ich diese ganz spezielle körperliche Reaktion beschreiben würde. Nicht mehr, nicht weniger. Zumindest würde es mir nicht einfallen, einem Autory, das mir eine solche – recht konkrete – Frage stellt, eine Einweisung darüber zu geben, was ich für Perspektivkonventionen halte; dazu müsste ich glauben, Autory wisse nicht, was es tue und: ich müsste denken, die knappe und rein äußerliche Beschreibung einer eventuell unbewussten körperlichen Reaktion beiße sich mit der Ich-Perspektive. Tue ich aber nicht.

Ein Erzähler ist ein Erzähler ist ein Erzähler. Lese ich Man würde doch im echten Leben auch nicht bewusst mitkriegen, dass man … oder, wie's vor langer Zeit an anderer Stelle mal verargumentiert wurde, Man weiß ja nicht, wie man guckt, es sei denn, es ist zufällig ein Spiegel da, dann denke ich mir: Leute …

Und nein, da fehlt auch kein Ich spüre, wie mein Kopf zurückzuckt, und ja, man darf sogar schreiben Unbewusst bewege ich den Kopf zurück, denn noch mal, Ein Erzähler ist ein Erzähler ist ein Erzähler, und was sollte mich daran hindern, es erst einmal für eine bewusste Entscheidung des Autorys und als dem Text in seiner sprachlichen Gefasstheit zugehörig zu nehmen? Insbesondere dann, wenn Autory mich diesbezüglich gar nicht nach meiner Einschätzung fragt (oder darum bittet, doch mal diese Textpassage komplett umzuschreiben).

Leute … Laughing


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Mumienfreund
Eselsohr


Beiträge: 327



Beitrag22.10.2021 16:08

von Mumienfreund
Antworten mit Zitat

Danke, Klemens, für diesen alten Thread.
Ich denke, um sicherzugehen, sollte man/frau bei allen Gelegenheiten ein Spiegel platzieren.

Damit lassen sich stilsicher sämtliche Perspektivfehler umschiffen.

»Ich wusste es!«
»Was denn?«
»Dass du ne schwarze Missgeburt bist."
In dem zufällgerweise an der Wand hängen Spiegel sehe ich, wie mein Kopf leicht zurückweicht, anscheinend meine körperliche Reaktion auf meine milde Irritation. So sieht das also aus.   
»Und warum heute noch?« Mein gespiegeltes Gesicht runzelt die Stirn. Zu meiner Überraschung sehe ich überrascht aus. Jedenfalls würde ich das sofort von jemanden annehmen, der, wie ich im Spiegel, riesengroße Augen hat und einen leicht geöffneten Mund, aus dem sogar die rosige Zunge ein Stück weit hervorlugt. Gerade so, als wäre meine Zunge ein erntereifer Wurm, der sich einem zufällig vorbeikommenden Angler durch sein Gezappel freiwillig als Köder darbieten wolle.  
»Warste schon immer. Und jetzt haste mein Haus verkauft.« Ich sehe Oma nur von hinten im Spiegel. Keine Ahnung, was sie gerade für ein Gesicht macht. Rasch sehe ich wieder hin.
»Hab ich dir vorher gesagt. Oma, ich hatte nen echt langen Tag.« Es irritiert mich, dass ich mein Mienenspiel nun spiegelverkehrt sehe: Und das kann ich mir selbst im Gesicht ablesen. Ich ziehe die Zunge wieder zurück und mein Mund ist plötzlich so groß wie der von Dolly, meiner Gummipuppe, die ich günstig im Second-Hand-Shop erstanden habe.
»Sei froh, dass de Arbeit hast. Früher hätten se dich weggesperrt.«
»Ey, Oma. Ich ...!« Mein Spiegel-Ich zieht die Lippen auf beiden Seiten des Mundes nach oben. Anscheinend lächle ich. Ich bin erfreut, interpretiere ich meine leicht gekräuselten Mundwinkel im Spiegel. Ich seh verdammt gut aus, denke ich.   
»Halt's Maul.«
»Sag mal, gehts noch?« Der Spiegel zeigt, dass mein Mundwinkelgekräusel in sich zusammenfällt wie ein Soufflé. Stattdessen schieben sich meine Augenbrauen zusammen, was mir aber auch gut gefällt. Ich sehe direkt verwegen aus.  
Stille.
»Ne Missgeburt biste trotzdem.«
Der Spiegel zerspringt.
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3379
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag22.10.2021 18:53

von Michel
Antworten mit Zitat

Isch gemma Popcoan. Redn ist ja nich mehr.

_________________
Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag22.10.2021 20:06

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Pickman,

Pickman hat Folgendes geschrieben:

Ich sehe das wie Bananenfischin. Eine Ich-Erzählerin wird kaum wie ein Außenstehender, dem nichts anderes übrigbleibt, die sichtbare körperliche Reaktion beschreiben, sondern eher das erste, was ihr durch den Kopf geht.

Ich glaube, das kommt immer darauf an und denke dabei z.B. daran, wie ein Ich-Erzähler auf eine geschlossene Tür zugeht, die plötzlich von der anderen Seite geöffnet wird. In diesem Fall wäre kein Platz für Gedankengänge, sondern nur für Reaktion.

Auch dir vielen Dank für deine Gedanken dazu.



Lieber Michel,

Michel hat Folgendes geschrieben:
"Erstaunt nehme ich den Kopf leicht zurück" liest sich für mich sperrig.

Dem kann ich nur zustimmen.
Michel hat Folgendes geschrieben:
Ich habe gerade versucht, Dein Beispiel (Ich-Perspektive) im inneren Film laufen zu lassen. Wenn da mein Kopf zurückzuckt, würde ich das vermutlich gar nicht bemerken, genau wie Bananenfischin schreibt. Wenn es mir selbst auffällt, dann, weil es etwas Besonderes, Ungewöhnliches oder Irritierendes ist.

Wie bereits erwähnt, habe ich dieses Mittel bewusst gewählt und es fügt sich in das Gesamtkonstrukt des Textes ein. Inwiefern das später wirkt oder nicht wirkt, lasse ich zu diesem Zeitpunkt noch offen.

Michel hat Folgendes geschrieben:

Ich versuche in Texten manchmal, diese unwillkürlichen Dinge auf eine bewusste Ebene zu ziehen. So könnte z.B. aus "Immer wieder zwinkerte er mit den Augen" zu "Er versuchte vergeblich, das Augenzwinkern zu unterdrücken" werden. (Das Beispiel ist für Dein Anliegen natürlich zu lang.)

Auch wenn diese beiden hier zu lang sind, ist das ein schönes Beispiel, das ich ganz allgemein gerne im Hinterkopf behalte werde. Ich danke dir.


LG,
Seraiya


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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag25.10.2021 18:16
Re: Wie beschreibe ich diese körperliche Reaktion?
von Seraiya
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Hallo Nina,

Nina hat Folgendes geschrieben:

"ich zog den kopf zurück" würde ich niemals denken, wenn ich reflexartig auf etwas reagiere. du?

Nein. Es ist auch kein Gedanke, sondern eine Reaktion/Handlung.
Ich habe verstanden, dass die meisten in diesem Faden das als problematisch ansehen und hänge etwas in der Luft, möchte den Text aber erst einmal so lassen und schaue später, wie ich mit der Problematik am besten umgehe. smile

Nina hat Folgendes geschrieben:

bei mir wäre es z.b. so, dass ein bestimmter begriff da/im innern wäre in dem moment, also in einem sekundenbruchteil, in dem ja auch die körperliche reaktion quasi eins zu eins geschieht. ich würde also nicht denken oder sagen: "ich verhalte mich jetzt soundso", sondern ein begriff könnte da sein.

Wie gesagt, es sind nur beschriebene Reaktionen, die die Ich-Erzählern über sich selbst und alle anderen, die noch vorkommen, ausdrückt.

Nina hat Folgendes geschrieben:

ein beispiel für ein wort, das gerne stellvertretend verwendet wird, ist zum beispiel dieses: what the fuck?! oder kurz: wtf?

Das widerum passt sehr gut zu einem anderen Protagonisten, der in meiner Erzählung noch auftaucht, aber nicht zur Ich-Erzählerin.

Nina hat Folgendes geschrieben:

ich hoffe, das war hilfreich.

Ja, war es. Danke dir.



Hallo Kiara,
Kiara hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht, wenn die andere Person es erwähnt?
"Was schaust du jetzt so?"
"Warum so irritiert / überrascht?"

Nein, das geht leider nicht, weil die Erzählung konsequent bei der Ich-Erzählerin bleiben soll.
Aber ich danke dir.



LG,
Seraiya


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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag25.10.2021 18:33

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Mumienfreund,

Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:

Meinst du so?

»Ich wusste es!«
»Was denn?«
»Dass du ne schwarze Missgeburt bist.«
Mein Kopf zuckt zurück. »Und warum heute wieder?«
»Warste schon immer. Und jetzt haste mein Haus verkauft.« ...

Ja, so meine ich das.

Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:

Ehrlich gesagt, habe ich beim ersten Lesen dieses: "Und warum heute noch", überhaupt nicht als Antwort auf die Beleidigung aufgefasst, sondern auf etwas, was Oma vorher gesagt hat (und was nicht Teil des Dialogs ist).

Es ist beides.


Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:

In deinem Beispiel gibt es etliche Möglichkeiten damit zu spielen. Ich verstehe, dass es dir um diese eine, spezielle Bewegung des Kopfes geht, und dass du einen Ausdruck abseits ausgetretener Pfade suchst.

Eigentlich habe ich nicht absichtlich nach etwas abseits ausgetretener Pfade gesucht, ich mag diese Reaktion einfach und sie passt zur Ich-Erzählerin.

Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:

Schwierig, da etwas zu finden, was das in Kürze ausdrückt und allen Lesern eine leichte Irritation nahelegt. Denn alles, was du schreibst sollte zum restlichen Stil passen.

Natürlich.
Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:

Insofern würde ich mit Gedankenwiedergabe vorsichtig sein, wenn du sie bislang noch nicht verwendet hast.

Das bin ich. Ich danke dir.


LG,
Seraiya


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