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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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03.01.2022 21:44 Ausschnitt von Heribert
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Hallo zusammen.
Das ist nur ein Ausschnitt. Zur Erklärung: es geht um einen Zeitreisenden (Georg), der eine Belagerung im Spätmittelalter erlebt. Sein zeitgenössischer Begleiter (Hanns) und das Publikum, welches sich bei Schlachten und Belagerungen zu jener Zeit immer eingefunden hat, aus den umliegenden Dörfern und Weilern, ist natürlich andere Bilder gewöhnt, als ein Kind des 20. Jahrhundert.
Um den Inhalt soll es hier nicht gehen. Möchte wissen, ob der Text zum lesen einlädt und Wirkung zeigt.
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Hanns hatte sich grinsend in die Wiese gesetzt, die Beine verschränkt und rieb sich die Hände, als gäbe es eine lustige Theateraufführung oder sowas in der Art. Er, Hanns, sagte lachend zu Georg, dass er jetzt so lange hier sitzen bleiben will, bis dass der Herr Raptore, der übrigens Lambert geheißen haben soll, aus der Burg gejagt werde, und wenn es bis zum Morgen dauert.
Er freute sich wörtlich auf ein frommes Gemetzel und auf liebliches Ausweiden!
Nach einiger Zeit tut sich etwas. Georg, Hanns und die anderen Zuschauer waren seit geraumer Zeit Zeugen brüllender Verhandlungen.
Jetzt steht der Hauptmann der Belagerer vor dem Einlass des Wohnturmes und plärrt nach oben, dass ihm geöffnet werden müsse, um das schlimmste zu verhindern. Einige seiner Mannen stehen locker herum und beißen in Birnen, Kohlrabis und Hühnerhaxen; einer nimmt aus einem Becher einen Schluck Bier, spült sich mit ihm den Mund und spuckt ihn anschließend in die Erde. Psychologische Kriegsführung durch Präsentation frischer Lebensmittel …
Nach Auskunft der Zuschauer ging die Belagerung der Motte erst in die zweite Woche, aber einer der umstehenden Männer sagte, dass die Burg des Lambert eine einzige Sauwirtschaft sei und die Bewohner deshalb nicht mehr lange zu essen haben könnten. Lambert selbst steht oben an einem schmalen Fenster und fordert freien Abzug für seine Männer.
Der Hauptmann der Belagerer fragt, ob Frauen im Hause seien.
Nein.
Der Hauptmann donnert, dass er das Einverständnis des Herzogs habe, ihn, Lambert, zu töten und dass sein Ende ehrenhafter wäre, würde er endlich den Turm öffnen.
Der Raptore fordert erneut freien Abzug für seine Männer und sagt, dass er sich selber auslösen könne; er habe genug Münzen im Kasten. Der Hauptmann nennt den Burgherrn laut einen Erzbůb und ein fauls Oa (faules Ei), dann schreit er erneut hinauf, das Tor solle jetzt sofort geöffnet werden.
So geht das einige Zeit hin und her und rauf und runter. In der Zwischenzeit legen die Söldner des Herzogs Feuer am Wohnturm.
Wied wird herangeschafft, und Äste und Scheite. Aus dem Turm werden Pfeile geschossen und Steine geworfen. Alles prallt auf den Schilden ab, die die Wittelsbacher Söldner über ihre Kameraden halten. Kriegsmänner laufen um den Turm und tragen Sorge, dass sich niemand unentdeckt abseilt …
Zwei Handvoll Bogenschützen machen sich bereit. Qualm steigt auf. Die Verteidiger stecken abwechselnd und panisch ihre Köpfe aus den Fenstern, um zu sehen, wie fortgeschritten der Brand ist. Die Belagerer legen Holz und Schweinefett nach. Der Rauch und die Flammen steigen an der Holzmauer empor. Geschrei im Innern des Hauptturmes.
Jetzt fliegt das Tor auf!
Drei Männer versuchen gemeinsam durch die schmale Türöffnung zu brechen. Absichtlich wurde ursprünglich der Zugang schmal gebaut, um ihn besser verteidigen zu können.
Zu eng.
Der erste Raubgeselle setzt sich mit Knien und Ellen gegen seine Kameraden durch, springt über, oder vielmehr durch die Flammen, und bleibt schon nach vier oder fünf Schritten in der Freiheit auf der Blutwiese, also auf der blůdwiesn, liegen; bespickt mit Pfeilen erinnert er an den großen niederbayerischen Lang-Igel.
Der letzte der drei Burgmannen, der, der zu langsam war und die stumpfesten Ellenbogen hatte, zieht sich wieder zurück und macht die Türe eilig von innen zu. Der Mittlere, der Zweitstärkste, kann auch die Flammen überwinden, geht neben dem Igel auf die Knie, faltet die Hände, sieht hinauf in den Himmel und bewegt dabei eilig die Lippen.
Einer der Belagerer fasst sich ein Herz, geht hin zum Betenden und schlägt ihm mit einem Handwisch den Helm vom Kopf. Im Anschluss zieht er ihm die Kettenhaube herunter und nun drückt der Wittelsbacher Söldner sein Schwert dem Raubbruder hinter dem Schlüsselbein von oben in dessen Herz. Der kippt nach vorn über und sein Gesicht vergräbt sich im von Eisenschuhen aufgewühlten Boden.
Dann Jubel vom Publikum. Alle klatschen und feixen. Hanns auch. Georg kotzt das erste Mal an diesem Tage.
Die Flammen steigen ins nächste Stockwerk. Der Raptore sieht sich sehr nervös um. Er schaut nach hinten in die Halle, reckt dann seinen Kopf aus dem Fenster um nach unten zu sehen. Der weiße Rauch steigt die Wand hinauf und in die Fensterluken hinein. Es sieht aus, als trotze ein Wasserfall der Schwerkraft und falle einen Fels hinauf. Minuten später erscheint der Räuber im nächsten Stockwerk. Die Belagerer halten es nicht mehr für nötig, Bolzen oder Pfeile abzuschicken. Sie stehen auf ihre Spieße und Schwerter gestützt und sehen grinsend nach oben.
Ein weiterer Verteidiger drängt sich an seinem Herrn vorbei und hangelt sich aus dem Fenster. Er lässt das Fensterbrett los und wird schon unten aufgefangen; von einem kräftigen Soldaten mit seiner Lanze. Der Soldat balanciert unter Beifall seiner Kameraden den Aufgespießten einige Augenblicke schwankend in der Luft, senkt dann seine Waffe und lässt den Mann auf dem Boden aufschlagen. Der Geschundene lebt noch.
Aber nun kommt ein Kamerad des Spießers und entfernt dem Raubgesellen den Kopf. Er schlägt ihn nicht etwa ab, nein, mit der Klinge seines Schwertes schneidet er so lange am Hals seines Opfers herum, zieht so lange die Schneide durch Haut, Muskel, Knorpel und Knochen, bis er endlich den Kopf in seiner Faust hält. Und zwar am vollen Bart. Alle klatschen, alle jubeln, auch Hanns, aber Georg kotzt.
„Die Kerle wussten, dass sie Publikum haben! Sie haben Theater gespielt!“, sagte Georg später.
„Die haben mit dem abgeschnittenen Kopf versucht, das Fenster im zweiten Obergeschoss zu treffen, hinter dem der Lambert stand!“
Geschafft haben sie es nicht. Nach zwei Versuchen ist der Schädel in den Flammen gelandet und dort haben sie ihn gelassen …
Der Burgherr erscheint auf der Spitze des Turms. Das Feuer ist nur etwas langsamer aufgestiegen als er. Jetzt steht er da und sieht trotzig hinunter auf seine Feinde. Er verlangt brüllend, dass man ihn totschießt. Aber keiner der Belagerer hebt seinen Bogen, keiner spannt die Armbrust.
Zuerst lecken die Flammen seine Hände auf der Brüstung an, dann steht er schon bis zur Hüfte in ihnen. Schreien ist nicht, weil atmen nicht mehr möglich. Bart und Haare verschwinden blitzschnell. Die Haut kurz rot, schält sich weiß ab, dann ganz schnell wieder rot, dann schwarz, dann aus.
Raptore Lambert kippt brennend nach hinten weg. Trotzdem das Brausen des Brandes fast ohrenbetäubend ist, hebt sich das Pfeifen der aufplatzenden Körper deutlich ab. Der Raptore und seine Gesellen platzen auf wie Wienerwürstchen in der Mikrowelle. Blut und Wasser wollen raus; Ärsche und Münder sind zu schmal, um dem Druck kochenden Blutes, Fettes und Wassers nachzugeben.
Das Feuer zieht mehr Menschen an. Ein Mann sagt, von seinem Dorf aus habe er die riesige Flammengarbe gesehen, also wäre er losgelaufen, um zu schauen, was da gespielt würde …
Alle feiern. Georg kotzt.
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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04.01.2022 11:23
von holg
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Hallo Heribert,
Ich vermute, Kindergeschichte hast du aus Versehen angekreuzt.
Ansonsten hab ich den Text ganz gelesen. Was ich oft nicht tue. Insofern hat er funktioniert.
Der Stil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und ich weiß nicht, ob er über einen langen Text tragen würde, generell kann ich der nüchternen Beschreibung dieses Gemetzels einiges abgewinnen.
_________________ Why so testerical? |
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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05.01.2022 20:17
von Heribert
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Hallo holg,
bis zum Ende zu lesen ist oftmals schwer, vor allem, wenn es um rührseligen Liebes-Pudding oder um Drachen und Elfen geht.
Danke für Deinen Kommentar.
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HansGlogger Klammeraffe
H Alter: 65 Beiträge: 613 Wohnort: Bayern
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H 06.01.2022 00:02
von HansGlogger
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Hallo
der scheint mir nicht einheitlich zu sein. "Schreien ist nicht" , "Ärsche" dann wieder etwas gehobener.
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Heribert Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 229 Wohnort: Landshut
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14.01.2022 16:55
von Heribert
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Zitat: | der scheint mir nicht einheitlich zu sein. "Schreien ist nicht" , "Ärsche" dann wieder etwas gehobener. |
Findest Du? Das fällt mir so gar nicht auf.
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