Wie lange warten, bevor man unterschreibt?

[Ingo.H]

Tja, also ich habe im letzten Jahr (zwischen Dezember 2020 und September 2021) meinen ersten Roman geschrieben. Alleine das war ja ein Erfolg. Im September habe ich mir dann überlegt, dass ich einfach ein paar Verlage anschreibe, ob sie es veröffentlichen würden. Und habe das dann Ende September bis Anfang Oktober getan.

Zuerst meldeten sich zwei Verlage, die sich im Nachhinein als Selfpublishing-Verlage entpuppten. "Wir glauben an ihr Buch, geben Sie uns 5800 Euro!"
Dann nach etwas einem Monat kamen innerhalb von 14 Tagen drei richtige Verlage an. Das war zwischen Mitte und Ende Oktober. Ich habe dann bis Anfang Dezember gewartet und einen Vertrag mit einem der drei Verlage geschlossen, der auch völlig in Ordnung ist. Ist eben ein kleiner Verlag, aber hey: Ich werde publiziert.
Jetzt allerdings tröpfeln plötzlich Angebote größerer Verlage rein. Ich könnte mir vorstellen, dass damit die Sichtbarkeit besser ist, aber wer weiß das schon? Also ich nicht

Jetzt also meine Frage an euch: Wie lange wartet ihr, bevor ihr unterschreibt, dass ihr nicht vielleicht noch bessere Angebote verpasst

[Bananenfischin]

Deine Erfahrung ist wohl einer der Gründe dafür, warum die meisten mit ihrem Manuskriptangebot bei den großen Agenturen/Verlagen anfangen und sich dann ggf. nach und nach bis zu den kleinsten durcharbeiten. Ich habe damals mit meinen vier favorisierten Agenturen angefangen (es hat dann auch gleich geklappt).
Üblich ist es auch, die anderen Verlage/Agenturen anzuschreiben, wenn ein erstes Angebot vorliegt, sodass sie noch die Chance erhalten, innerhalb einer angemessenen Frist auch noch eines zu machen.
Nun hast du ja schon unterschrieben, darum versuch am besten, jetzt nicht zu viel drüber nachzugrübeln, was hätte passieren können, wenn du gewartet hättest. Freu dich über deinen Erfolg, denn es ist definitiv einer. Und beim nächsten Buch (ich habe gesehen, dass du wohl vor längerer Zeit schon mal was veröffentlicht hast?) hast du dann eine noch bessere Ausgangslage.

[Ingo.H]

[Maunzilla]

Deshalb ist es kontraproduktiv, Verlage nacheinander anzuschreiben. Man schreibt alle zur selben Zeit an, damit man (im Idealfall) möglichst viele Angebote auch zur selben Zeit erhält und das beste kiesen kann. Ein paar Wochen Bedenkzeit zu erbitten, sollte darüber hinaus kein Problem sein. Drängt ein Partner zum raschen Abschluß, sollte man hellhörig werden und sich in Acht nehmen!
Außerdem sollte man nie einen angebotenen Vertrag einfach so unterschreiben, sondern eigene Bedingungen stellen und Unterhandlungen anstreben. Dadurch gewinnt man nicht nur Zeit, sondern erkennt auch, welcher Verlag, bereit ist, auf die Autoren zuzugehen und sie als gleichberechtigte Geschäftspartner zu behandeln, statt ihnen einfach etwas vor den Latz zu knallen, nach der Devise: "Vogel friß, oder stirb!"

[Ingo.H]

Ja, darum habe ich sie auch alle etwa Zeitgleich angeschrieben innerhalb von drei Tagen.
Und ich hatte ja auch vier Wochen bedenkzeit ausgehandelt.

Aber so richtig ist es mir immer noch nicht klar, da keiner eine konkrete Aussage getroffen hat, wie er es handhaben würde. Bei einigen Verlagen steht ja Rückmeldung innerhalb von 6 Monaten, andere haben keinen Monat gebraucht.
Wartet ihr jetzt vier Wochen? Oder vier Monate? Oder was dazwischen?

[Gerling]

Sobald das erste seriöse Angebot eines richtigen Verlages bei dir ankommt, kontaktiere die anderen Verlage und teile ihnen mit, dass du ein  Vetragsangebot erhalten hast. Gebe ihnen (egal wie groß der Verlag ist) 14 Tage Zeit, um dein Manuskript zu prüfen. Das wäre dann eine gute und vor allem faire Reaktion von dir.

[Ingo.H]

[mariasbuecherbox]

Bitte nicht DKZV mit Selfpublishingdienstleistern verwechseln!
DKZV nehmen in der Regel eine Menge Kohle von dir ohne großartig etwas an deinem Werk zu machen.
Selfpublishingdienstleister wie BoD oder Tredition bieten eine Veröffentlichungsmöglichkeit gegen in der Regel geringe Gebühr. Hier empfiehlt es sich aber ein professionelles Cover erstellen zu lassen sowie sich um Lektorat, Korrektorat und Satz zu kümmern. Die Kosten dafür trägt man im Selfpublishing selbst, sorgen in der Regel aber auch für eine gewisse Qualität. Eben wie bei einem Verlag.

Ansonsten Glückwunsch zum Vertrag.

[Leselust]

Hallo Ingo,

ich kann gar nichts inhaltliches beitragen, da ich in der Lage noch nicht war, aber ich finde es super, wie es bei dir gelaufen ist, das möchte ich dir einfach mal sagen. Glückwunsch!

[thepriest]

Ich warte im Moment noch sehnlichst darauf, dass ich mich mit dieser Frage beschäftigen darf.
Aber auf jeden Fall herzlichen Glückwunsch, dass du in dieser komfortablen Zwickmühle steckst.

[Stefan_Burban]

Bei meinem ersten Vertragsabschluss hab ich tatsächlich auch gut noch vier oder fünf Wochen gewartet. Den Verleger hat das überhaupt nicht gestört. Er hat mich auch nicht gedrängt, sondern sogar selbst gesagt, ich solle noch warten, ob nicht noch ein anderes (besseres) Angebot reinkommt. Ist auch ein Kleinverlag. Fand ich total fair. Nach ein paar Wochen hab ich dann unterschrieben und ich bin bis heute (11 Jahre später) immer noch beim selben Verlag. Inzwischen unterschreib ich die Verträge sofort.