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Ein Berliner im Himmel - frei nach Ludwig Thoma


 
 
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag14.08.2021 15:13
Ein Berliner im Himmel - frei nach Ludwig Thoma
von wohe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Freunde,

dies sollte eine nette, amüsante Geschichte werden.
Leider stört mich zweierlei:
1. Irgendwie fehtl der Pfeff --> wie kann ich das humorvoller gestalten?
2. Ich bin unsicher, ob sie wg. ihrer Anklänge an Ludwig Thomas „Münchner im Himmel“ schon als Plagiat gilt --> ist sie das? (Da mich dieser Gedanke etwas verunsichert, habe ich diese Frage auch in einem Thread unter „Allgemeines rund um die Schriftstellerei“ gestellt.)

Ein Berliner im Himmel - frei nach Ludwig Thoma

„Oha“, staunte Wohe.
So hatte er sich IHN nicht vorgestellt - genauer gesagt, hatte er als überzeugter Atheist sich IHN überhaupt nicht vorgestellt und höchstens die Vorstellung mancher moderner Theologen akzeptiert, nach der ER nur ein Synonym für Natur oder alles oder 42 oder so war.
Und nun saß, nein lag da ein alter, weißhaariger, weißbärtiger Mann inmitten seiner Gefolgsleute in einer Muschelschale und sprach ihn mit sonorer Stimme an.
„WILLKOMMEN.“
Klar war: auch wenn das Ensemble doch ziemlich nach Michelangelo aussah, er selbst wurde hier sicher nicht Adam-mäßig zum Leben erweckt, sondern war entsprechend der Begrüßung und der Erinnerung an den Sturz in Richtung des spitzen Steins wohl eher tot.
Schade eigentlich.
Wohe sah sich um. Hm. Diese Gefolgsleute waren schon etwas verdächtig, irgendwie kindllich, was unangenehm nach Päderastie roch, aber andererseits waren Putten per Definition kindlich, insofern ging es wohl nicht anders.
Außerdem waren da noch jede Menge Wolken mit Engeln drauf. Engeln mit Harfen und Flügeln und in kurzen Lederhosen!
Was war das denn? Waren das die Münchner, die keinen göttlichen Auftrag abbekommen hatten? Hier war er definitiv falsch.
„Ich habe den Eindruck“, sagte Wohe, „hier bin ich falsch.“
„BITTE?“
Wohe zeigte auf die Wolken. „Lederhosen.“
ER schnippte mit den Fingern und ein ebenfalls alter, weißhaariger, weißbärtiger Mann tauchte hinter der Muschelschale auf.
Allgemeines Geflüster.
Der Neuankömmling stellte sich vor. „Gestatten: Petrus. Das hier ist der bayerische HImmel. Ich fürchte, Sie wurden irgendwie fehlgeleitet.“ Er musterte Wohe von oben bis unten. „Ist aber auch kein Wunder bei Ihrem Aussehen und überdies starben Sie ja wohl in Bayern, oder?“
Was sollte das? An seinem  Aussehen war nichts zu meckern. Helm mit Camcorder, Winsuit samt Schirmpackung, alles zu einander passend in Orange. Und das mit Bayern war ja wohl alternativlos. Er konnte sich ja schwerlich die 30m vom Teufelsberg hinunter stürzen.
„TJA“, dachte ER laut. „WAS MACHEN WIR NUN MIT IHNEN?“
„Reanimieren?“, schlug Wohe vor. „Ich hatte eh vor, durch Wissenschaft und Technik unsterblich zu werden.“
„Nee“, sagte Petrus. „Sowas machen wir nicht.“
„Wieso nicht? War da nicht mal was mit einem Lazarus?“
„Das war eine einmalige Werbeaktion. So was kann man nicht wiederholen.“
„Ich denke, Sie sind allmächtig?“
„ICH BIN ALLMÄCHTIG“, sagte ER. „UND SO HABE ICH ES ALLMÄCHTIGERWEISE ZUR REGEL ERHOBEN, DASS TOT TOT BLEIBT.“
„Okay, okay.“ Starrkopf.
Dabei hatte der Tag eigentlich ganz gut begonnen. Herrliches Wetter, keine Polizei weit und breit (Wisbase-jumps waren an der Viererspitze verboten) und ein total einfacher Weg zum Startplatz. Einem Weg, auf dem genau zwei einsame Steine herumlagen und er musste natürlich über den ersten stolpern und mit dem Schädel auf den zweiten krachen. Soweit zum bayerischen Ordnungssinn. Was sollte man auch von einem Volk erwarten, dass in kurzen Lederhosen durch den Schnee stapft und sich beim Tanzen selber schlägt. In der Öffentlichkeit seinen Masochismus ausleben, aber Steine im Gebirge rumliegen lassen. Oh Mann!
Dieser Tag war jedenfalls hin.
„Haben Sie nicht einen Himmel für Berliner?“, fragte Wohe.
„Sicher“, sagte Petrus. „Der ist aber einige Etagen tiefer. Wenn Sie da hinunter stürzen und nicht aufpassen, besteht die Gefahr, dass Sie bis in die Hölle durch fallen. Da ist es vielleicht besser, wenn Sie hier bleiben. Wir haben bestimmt noch irgendwo eine Lederhose in Ihrer Größe herumliegen.“
Bloß nicht. „Wieso ist die Berliner Himmel gleich einige Etagen unterhalb des Bayerischen. Sind vor Gott nicht alle gleich?“
„Im Prinzip ja, aber erstens ist es wegen des himmlischen Friedens besser, einige Ethnien getrennt zu halten und zweitens gibt es in Bayern mehr Katholiken als bei Ihnen.“
„Ich würde da doch lieber umsiedeln“, sagte Wohe.
Petrus sah zu IHM, ER nickte und ein Wolkenwirbel entstand, in dessen Mitte sich ein Abgrund auftat.
Petrus erklärte das Prozedere: „Sie müssen in aufrechter Position fallen, damit sie durch die nächsten Himmel hindurch kommen und wenn Sie den Berliner Himmel erreichen, die Arme ausbreiten und sanft landen. Wish you a good flight.“
„Thanks.“ Wohe sprang in den Luftkanal und sank schnell tiefer. Durch einen Himmel, noch einen und noch einen und ...
Protestanten waren in der himmlischen Hierarchie anscheinend doch deutlich tiefer angesiedelt.
Dann nahte der Berliner Himmel. Wohe hielt die Arme eng am Körper und sauste hindurch. Bald wurde der Wolkenwirbel schwächer und er konnte Konturen erkennen. Landschaft und dann Berge.
Er breitete die Arme aus und flog in elegantem Bogen aus dem Wirbel hinaus auf die Berge zu.
„WOW! WAS WAR DAS DENN?“
„Ein Wisbase-jump“ Die Stimme von Petrus.
„SO WAS MUSS ICH HABEN.“
„Was machen wir jetzt mit dem da?“
„LASS IHN..“
Wohe schüttelte benommen den Kopf und sah sich um. Er lag wieder auf dem Weg zu dem Felsvorsprung, von dem er hatte starten wollen und vor ihm lag der Stein des Anstoßes.
Na gut, so spitz war der dann wohl doch nicht gewesen.
„Alles ok?“ Ein Passant half ihm auf.
„Alles ok“, sagte Wohe.

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FaithinClouds
Geschlecht:weiblichLeseratte
F


Beiträge: 158
Wohnort: Südlich vom Norden


F
Beitrag14.08.2021 16:24
Re: Ein Berliner im Himmel - frei nach Ludwig Thoma
von FaithinClouds
Antworten mit Zitat

Hallo wohe😺

mir hat der Text gefallen. Ich kenne die Originalgeschichte nicht, deswegen weiß ich nicht, inwiefern du da abgekupfert hast.

wohe hat Folgendes geschrieben:

 Helm mit Camcorder, Wingsuit samt Schirmpackung, alles zu einander passend in Orange. Und das mit Bayern war ja wohl alternativlos. Er konnte sich ja schwerlich die 30m vom Teufelsberg hinunter stürzen.
„TJA“, dachte ER laut. „WAS MACHEN WIR NUN MIT IHNEN?“
„Reanimieren?“, schlug Wohe vor. „Ich hatte eh vor, durch Wissenschaft und Technik unsterblich zu werden.“
„Nee“, sagte Petrus. „Sowas machen wir nicht.“
„Wieso nicht? War da nicht mal was mit einem Lazarus?“
„Das war eine einmalige Werbeaktion. So was kann man nicht wiederholen.“
„Ich denke, Sie sind allmächtig?“
„ICH BIN ALLMÄCHTIG“, sagte ER. „UND SO HABE ICH ES ALLMÄCHTIGERWEISE ZUR REGEL ERHOBEN, DASS TOT TOT BLEIBT.“
„Okay, okay.“ Starrkopf.
Dabei hatte der Tag eigentlich ganz gut begonnen. Herrliches Wetter, keine Polizei weit und breit (Wisbase-jumps waren an der Viererspitze verboten) und ein total einfacher Weg zum Startplatz. Einem Weg, auf dem genau zwei einsame Steine herumlagen und er musste natürlich über den ersten stolpern und mit dem Schädel auf den zweiten krachen. Soweit zum bayerischen Ordnungssinn. Was sollte man auch von einem Volk erwarten, dass in kurzen Lederhosen durch den Schnee stapft und sich beim Tanzen selber schlägt. In der Öffentlichkeit seinen Masochismus ausleben, aber Steine im Gebirge rumliegen lassen. Oh Mann!

Den Satz würde ich streichen. Ich finde die Pointe mit dem "sich selbst schlagen" gut genug. Der Rest erklärt den Witz zu Tode.



Ich hab jetzt auch keine Idee, wie man den Text irgendwie witziger machen könnte. Ich lache sowieso nicht laut beim Lesen, auch nicht beim Lesen von Deinem Text, aber gut und kurzweilig fand ich ihn trotzdem.

Schönes Wochenende!😸
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag15.08.2021 13:49

von wohe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo FaithinClouds,

danke für Deinen Kommentar und die Korrekturen. Du hast Recht, ohne den Masochismus-Satz klingt es besser.
Btw. ich glaubte ernsthaft, dass schlichtweg jeder Thomas "Münchner im Himmel" kennt und empfehle Dir, das mal anzuschauen. Das ist wirklich lustig.

MfG Wohe
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag15.08.2021 15:39

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Servus Wohe!

Zunächst mal: Keine Angst wegen Plagiats. Ludwig Thoma ist seit hundert Jahren tot, sein Werk ist gemeinfrei, du kannst ihn ganz legal abdrucken, abkupfern und nach Herzenslust schänden.

Was der Münchner im Himmel hat, dein Stückchen aber nicht (das meinst du vermutlich mit dem fehlenden Pfeff):
* Spott über den "typischen" Bayern, der im Himmel aneckt
* Spott über die Regierung (die auf die göttlichen Ratschlüsse wartet)
* Spott über die Religion, deren Himmel im Grunde nicht erstrebenswert ist.

Bei dir finde ich nur, dass Bayern und Berliner einander nicht leiden können. Das ist ein bisschen zu wenig lustig.

Ich hatte beim Titel erwartet, einen schnodderigen großmäuligen Berliner vorzufinden, der allen Engeln wortgewaltig und schlagfertig contra gibt, motzt, dass das alles nüscht is im Vergleich zum unvergleichlichen Berlin und dann dem lieben Gott Ratschläge gibt, wie er den Laden besser zu führen hätte. Sowas in der Art ...

VG
Nico.
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag16.08.2021 17:08

von wohe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo nicolailevin,
Zitat:
der allen Engeln wortgewaltig und schlagfertig contra gibt, motzt, dass das alles nüscht is im Vergleich zum unvergleichlichen Berlin und dann dem lieben Gott Ratschläge gibt, wie er den Laden besser zu führen hätte
Die Idee ist gut - die hatte ich aber leider nicht.
Ich wollte nur ein paar Klischees als Mittel bedienen, um dem "dem Himmel durch unerwartete Wendung entkommen" einen Rahmen zu geben.
Auch wollte ich durch das Ende bewusst offen lassen, ob die Himmel-Episode nicht nur eine sturzbedingte Einbildung ist (das ist wohl überhaupt nicht rüber gekommen).
Vielen Dank für Deinen Kommentar.

MfG Wohe
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Grim
Eselsohr


Beiträge: 280



Beitrag06.09.2021 13:25

von Grim
Antworten mit Zitat

Ich fand es auch angenehm zu lesen, es geht direkt zur Sache und der Schluss rundet das ganze ab. Das Original habe ich nicht gelesen.

Ich schließe mich nicolailevin an, man hätte vielleicht mehr rausholen können.   Ich denke, dass solche Texte darauf basieren, dass mindestens eine Figur deutlich überzogen dargestellt ist. Entweder ist Gott Urbayer und denkt nur an Leberkäs und Weißbier, oder der Berliner ist 110%er Berliner, du versteht, worauf ich hinauswill. Eine weitere Person nimmt idR. die Stimme der Vernunft ein, um das Extreme der anderen Person stärker zu betonen, oder beide sind in ihren Positionen extrem.
Bei dir ist der Berliner der "Normale", aber weder Gott noch Petrus sind stereotyp/ absurd genug, da könnte man noch eine Schippe drauflegen.

Trotzdem kommen einige Punkte lustig an z.B. das mit den Bayern, die sich beim Tanzen selber schlagen, Engel in Lederhosen oder dass der Protestantenhimmel doch ziemlich weit unten liegt. Das Siezen  gibt dem ganzen auch etwas lustiger/absurdes. Am Ende fand ich interessant, wie Gott sich für das basejumping interessiert, da hätte man etwas draus machen können. Vielleicht ist dem ja auch langweilig auf seinem Thron. Länge passt auch, es wird nie langweilig, und überflüssiges sehe ich auch nicht.

Angenehmer Text, dem mMn. geholfen wäre, indem man einen oder mehrere Charakter stärker überzeichnet.
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