RECHERCHE: Wasserleiche

[Schreibkopf]

Ich rätsele hier gerade herum, was nach ca. acht jahren von einer Wasserleiche (See, Süßwasser) noch übrig sein könnte.
Hat jemand dazu sachdienliche Hinweise?

LG
Schreibkopf

[Thomas74]

Ich weiß von einem Fall, wo Anfang der 90er ein deutsches Flugzeug aus dem WK II aus einem See in Brandenburg geborgen wurde. Der Pilot war perfekt konserviert, hatte sogar noch rosige Gesichtsfarbe.
Das Teil hatte sich aber komplett in den sauerstofffreien Schlick gebohrt.

[Schreibkopf]

[Maunzilla]

Das kann man nicht pauschal sagen. Es hängt von der Zusammensetzung des Wassers ab, der Temperatur, der Tiefe, der Konstitution des Verstorbenen, der Verpackung. Normalerweise treiben Leichen nach einigen Tagen an die Oberfläche und bleiben nicht so lange unten. Dazu müßten sie schon in einer Art Behälter stecken (Kiste, Fahrzeug, Sack mit Gewichten, usw.)

[Schreibkopf]

[Rainer Prem]

[Thomas74]

Bauch großräumig aufschneiden. Dann sammeln sich keine Verwesungsgase und die Fische und Krebse kommen auch besser an ihr Futter.

[denLars]

An die Frage würde ich mich gerne einfach mal ganz dreist dranzecken, wenn ich darf.

Denn zufällig recherchiere ich auch gerade zum Thema Moorleichen – die hier ja auch schon zur Sprache kamen – und zwar interessiert mich der Zustand von relativ "jungen" Moorleichen in einem Hochmoor. Nach ca. 10 Jahren.

Man findet sehr viel Material zu den wirklich alten, archäologisch relevanten Moorleichen, die 2000/3000 Jahre alt sind, was teilweise auch die Suche etwas erschwert.

Bevor ich noch tiefer in die Materie eintauche, probiere ich es also noch einmal hier.

[tanja47]

[Nina C]

In der anaeroben Zone kann ein Körper erhalten bleiben, aber das ist sehr selten der Fall, denn selbst wenn er durch Gewichte dort landet, bleibt er nicht unbedingt da (Strömungen – ja, auch in Seen, Wetter, Zufluss ...). Ansonsten machen sich Tiere dran zu schaffen, da bleibt schnell nur das Skelett. Wenn nicht, wird die Leiche zunächst blass, dann quillt sie bis zur Unkenntlichkeit auf – Gesichtszüge sind nicht mehr zu erkennen. Dann wird die Haut dunkel marmoriert. Seile lösen sich in diesen Phasen oft, weil das Fleisch gallertartig wird und auch einfach abfällt. Wenn du die Leiche greifen würdest, würdest du direkt in den Körper hineinfassen. Identifizierung ist nur noch über Zähne oder DNA (noch lange aus Knochenmark oder Zahn extrahierbar). Wie schnell das geht, hängt in erster Linie von der Temperatur und in zweiter von den Organismen im Wasser ab. Nach acht Jahren würde ich aber definitiv von Skelett ausgehen, es sei denn das Gewässer befindet sich jenseits des Polarkreises.

Liebe Grüße

Nina

[Levo]

Zur Frage: Nach Jahren in natürlichem Gewässer (und jetzt keine Moore oder heftig sedimentbildende Pfuhle) ist meist nur noch das Skelett übrig. Veränderungen, die man davor noch feststellen könnte: Tierfraß, Treib- und Schiffsschraubenverletzungen (die Wasserleichen, die ich gesehen habe, hatten fast alle Schredderverletzungen), Waschhautbildung bis zur Ablösung der oberen Hautschichten, und, wie alle Leichen, Fäulnisveränderungen.
Typischerweise findet man bei frischeren W. bei der Autopsie einen hämolytischen Pleuraerguss, der verwendet werden kann, um auf die Leichenliegezeit Rückschlüsse zu ziehen. Um Mythenbildungen vorzubeugen: die Wasserleiche wird kein Pudding. Beim Ertrinken in Salzwasser findet man bei frischeren Leichen ein Lungenödem, bei Ertrinken in Süßwasser eher trockene Lungen. Beim typischen Ertrinken entsteht ein Schaumpilz vor dem Mund, der weggespült sein kann, und die Lungen sind überbläht. Beim atypischen Ertrinken fehlt die Überblähung häufig. Typische Erstickungsbefunde sind eher selten. Nach Jahren im Wasser ist es unwahrscheinlich, dass man diese Befunde noch mit Sicherheit erheben kann.
Bei tiefen Wassertemperaturen (4° C in tiefen Gewässern) ist die Fäulnisgasentwicklung so gering, dass die Leichen nicht aufblähen oder auftauchen.

[Schreibkopf]

@Levo @Nina C

... perfekt. Danke!