An diesem Tag kam ich zur Welt

[Tisssop]

Ich gebe dir Vertrauen in die Hände
Nimm es zwischen die Fingerspitzen
Das Vertrauen einsamer Jahrzehnte ist es
Ich komme aus dem Land der Einsamkeit
Ein Land hinter den Ritzen der Geheimnisse
Dort lag ich in einem Bett aus Nebel
Faltete die Hände

Ich faltete im Nebelbett die Hände
Aus dem Lautsprecher eine Stimme
Die Stimme beschwor mich
Eine helle und klare Stimme war es
Diese Stimme sprach gegen den Tod an

Ich faltete gegen das Sterben die Hände
In einer Pfütze aus vergifteten Träumen
In der Pfütze schwammen Blutegel
Nahe bei meinen fleischigen Lidern

Die Stimme sprach klare Wörter
In einer guten und starken Sprache
Diese Sprache beschrieb ein Licht
Das grüne und nackte Licht der Geburt
Wörter rauschten als Mutterblut hinab
Mir zu tropfen ins sterbende Maul

Natürlich brachte das mich zum Lachen
Ich lachte wie am ersten Tag des Lebens
So ein gründliches und nacktes Lachen
Zwischen dem Blut klarer Wörter

An diesem Tag kam ich zur Welt

[Häherfeder]

" Das Vertrauen einsamer Jahrzehnte gibst du in meine Hände" - damit berührst du mich, das macht etwas mit mir.
Sehr gekonnte Formulierungen.
Meiner Meinung nach bisher dein stärkstes Gedicht.
LG Häherfeder

[Tisssop]

Hallo Häherfeder,

danke für dein Feedback. Ich freue mich auch über diesen Text.

Viele Grüße
Max