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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 05/2021
Elefantensprache

 
 
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anderswolf
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Beiträge: 1069



Beitrag23.05.2021 15:36

von anderswolf
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Tinnitus. Oder: Ich höre nicht, was du nicht siehst.

Antiquitätenhändler Karl interpretiert das Schlagen seines Herzens als Elefantengestampfe, vielleicht weil er sich schon zu lange mit seiner Agoraphobie und anderen Zwangsstörungen in seinem Laden eingeschlossen hat. Einziger Gesprächspartner für Karl ist Bernard, der sich in seiner Überforderung mit Karls Eigenarten eingerichtet hat und gleichzeitig glaubt, Karl zu helfen, indem er ihn abwechselnd unterstützt und hintergeht. Zumindest sieht es ein bisschen danach aus, dass Bernard Clara auf Karl ansetzt, ihn mal aus dem Laden zu zerren, um richtige Elefanten zu sehen und vielleicht zu verstehen, dass das Gewumpe wenig mit den Dickhäutern zu tun hat. Vielleicht - das ist die Metapher für Karl (leider nicht für das Publikum) - ist es mehr das rauschende Blut wie vom Aufpumpen von Schmetterlingsflügeln, das Karl erschüttert. Aber eh egal, das sanfte Aufblühen emotionaler Entpuppung wird eh gleich wieder zerdeppert, weil Bernard die Schmetterlingstasse zerdeppert hat wie ein - haha - Elefant im Porzellanladen.

Keine Ahnung, was mir der Text sagen soll. Die Themenvorgabe ist reinlesbar; und zwar nicht durch das seltsame Ritual, das Karl pflegt, nämlich seinen Kopf aus dem kleinen Fenster der Ladentür zu stecken und die draußen vorbeilaufenden Menschen anzugucken - das hätte ruhig gestrichen werden können, auch wenn Clara dann natürlich eine andere Erklärung für ihre Kenntnis der Elefantensache hätte anbringen müssen. Das geöffnete Fenster, an dem Karl vorbeiläuft, ist natürlich die Öffnung seiner selbst für eine Welt außerhalb des Ladens bzw. das abrupte Ende dieses Ausflugs: Karl ist nicht bereit für das Leben außerhalb. Oder so.

Klar, wir sind alle durch die Pandemie ein bisschen eingeschlossen, und manch ein Mensch wird auch schon darüber nachgedacht haben, wie es wohl werden wird, wenn wir erst mal wieder alle pandemiefrei sind (und nein, es geht hier nicht um die Pandemie, darum stellt sich auch nicht die Frage danach, wann oder wie das sein wird). Der Text forscht einem anderen Gedanken nach: dem Sich-Einrichten in einer abgeschlossenen Welt und der Schwierigkeit, der selbstgewählten inneren Emigration wieder zu entkommen. Manch ein Mensch schafft das halt nicht und bleibt in seiner engen Echokammer.

Echokammer habe ich deswegen geschrieben, weil es genau das Gegenteil gibt: Schallisolationskammern, die allen Schall schlucken, sowohl den äußeren als auch den darin erzeugten. Sie absorbieren einfach alle Geräusche, ein nicht technisch überprüftes Modell findet sich auch in der Serie "Umbrella Academy", und dort wird gezeigt, was bleibt, wenn dem Menschen aller Fremdschall genommen wird: das Getöse des eigenen Herzschlags.

Karl also hat sich in seiner kleinen Welt eingesperrt, hat möglichst alles schallisoliert, allem, was klingen und läuten könnte, ein Deckchen oder Läppchen auf- oder unterlegt, er hat sich entfernt von allem, was irgendwie in seinen Kopf eindringen könnte als Geräusch, hat aber vergessen, dass der Feind meistens im Inneren sitzt und sich darum nicht abstellen oder stummschalten lässt. Karl hört sich selbst und das macht ihn wahnsinnig.

Was aber sagt mir das? Wohin will der Text damit? Wie ist das eine Assoziation zum Wettbewerb? Wie befördert das Vorübergehen an geöffneten Fenstern die erzählte Geschichte?
Klar: E muss nicht gleich gesellschaftliche Resonanz bieten, mancher Text, der gut geschrieben und erzählt ist, hallt auch einfach so im Publikum wieder. Hier ist aber alles so schallisoliert, da hallt nix. Da ist nichts, an dem ich anfangen könnte, mich in den Text hineinzudenken. Da frage ich mich dann schon eher: Woher weiß der Text, wie Clara heißt, bevor sie sich Karl vorstellt? Und wieso wählt der Text diese Namen? Karl und Clara? Welchen Bezug haben sie zueinander? Ist das überhaupt ein Bezug? Ist sie so eine Art Echo von ihm (oder umgekehrt)? Ist das überhaupt Absicht? Oder: Will der Text provozieren mit dem Wort "Indianer"? Oder ist sich der Text der Diskussion um dieses Wort nicht bewusst? Oder eben schon, will aber durch Claras Verwendung des Wortes ausdrücken, dass sie sich Karl gegenüber anbiedert, weil ... ja, was? Und wie weit ist das Elefantenhaus vom Laden entfernt, dass zwei Sätze, die eigentlich ein direkter Bezug aufeinander sind, noch akzeptabel von einander getrennt werden können? Ich meine diesen Abschnitt:
Zitat:
»Gerade helfen Sie mir«, entgegnete Karl. Es war nicht gelogen, aber doch eine Illusion; als wäre ihm zu helfen, langfristig.

»Wollen Sie denn Hilfe?«, fragte sie, als sie wieder vor der Antiquitätenhandlung parkten.

Da ist ein Absatz dazwischen. Haben die beiden in der Zwischenzeit nicht gesprochen? Wenn doch: worüber?  

Insgesamt also lässt mich der Text ratlos zurück, ist mitunter formuliert, als strebe der Text nach einer formulatorischen Höhe, die zu erreichen ihm aber verwehrt bleibt. Keine Punkte.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag25.05.2021 10:57

von Constantine
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Hi nebenfluss,

auch an dieser Stelle möchte ich dich zum 2. Platz des Zehntausender 2021 beglückwünschen und dir dies hier da lassen:



Ich bin mirn icht sicher, ob die markierte Linie zu deinem Beitrag gehört, sehe uach keinen Punktgleichstand mit dem Drittplazierten, aber angenommen, es ist deine Linie, dann hat mir gut gefallen, wie sich dein Beitrag nach und nach angeschlichten hat und den 2. Platz für sich behaupten konnte. Cool.

Wir lesen uns.

LG Constantine
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nebenfluss
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Beitrag28.05.2021 15:18

von nebenfluss
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Hallo ihr alle,
bin derzeit im Segelurlaub und hab nur selten stabiles WLAN. Ich guck gerade mal, wie weit ich mit den Antworten komme, aber wenn Wind aufkommt, muss ich wieder raus!


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nebenfluss
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Beitrag28.05.2021 15:34

von nebenfluss
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Stefanie hat Folgendes geschrieben:
Agoraphobie, Panikattacken, der Drang, etwas zu ändern als Elefantenrufe, die unter den Füßen dröhnen. Eine originelle Metapher.
Die Umsetzung des Themas finde ich aber nicht ganz gelungen. Er geht ja nicht am Fenster vorbei, sondern hindurch und kehrt zurück.


Hallo Stefanie,

es freut mich, dass Agoraphobie als Krankheitsbild bei dir angekommen ist. Was die Elefantensignale genau bedeuten, wollte ich nicht ausdeuten - der Drang, etwas zu ändern (oder vielmehr ändern zu müssen), passt aber insofern, dass Karl sich langsam sogar in seinem Rückzugsort bedroht fühlt und sich langsam seinen Ängsten stellen sollte, was im Rahmen des Erzählten noch nicht so wirklich funktioniert, was ich auch für realistisch halte und jedenfalls mein Gedanke beim Schreiben war.
Ganz unmittelbar ging Clara (in der Vergangenheit) am Fenster vorbei, im übertragenen Sinne dachte ich es mir so, dass Clara versucht, Karl ein Fenster zurück in die Außenwelt zu sein.
Das wurde in der längeren Version der Geschichte auch noch etwas mehr auserklärt - ob das Kürzen dem Text nun gut getan hat oder nicht, darüber bin ich noch am Grübeln. Die Kommentare weisen da auch keine eindeutige Richtung.

Vielen Dank fürs Lesen und Feedback!


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nebenfluss
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Beitrag28.05.2021 15:52

von nebenfluss
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
Ich bin sehr froh über diesen Text. Eventuell vor allem auch deshalb, weil ich zuvor zu viele von der Sorte "ich erkläre dir alles und noch viel mehr" + "zu viel Sahne/Zucker/HappyEnd/Glückseligkeit kann es gar nicht geben (doch!!!!)" gelesen habe.
Und dann kommt der hier und erzählt mir was von Elefanten, es gibt einen reichlich durchgeknallten (im positiven Sinn) Prota. Und - ha! - ich verstehe nicht auf Anhieb alles. Wirklich sehr schön ist das smile

Das hätte ich anfangs auch nicht gedacht, dass du "nur" 5 Punkte von mir bekommst. Tatsächlich sind im direkten Vergleich auch völlig überraschende (also für mich überraschend) Texte an dir vorbeigezogen, einfach, weil ich mich mehr aufs Wiederlesen gefreut hatte. Die Freude fürs Wiederlesen ist hier bei dieser Geschichte ein bisschen beeinträchtigt dadurch, dass mir der Text dann doch irgendwie zu lang und breit erzählt ist.


Hi hobbes,

das kann ich mir bei dir gut vorstellen, dass es gerne noch etwas weniger "erklärt" sein dürfte; das Rätsel, das bleibt, beschränkt sich im Grunde darauf, warum er diese Elefanten hört, jedenfalls für mich. Anschließend an die Antwort zu Stefanie wärst du dann wohl im Lager derer, denen der Text gerne nch etwas stärker gerafft gehört hätte.
Und dann denke ich wiederum, dass der Prota zwar schon ein Sympathieträger ist, aber ob sein Durchgeknalltsein positiv ist (er also ruhig so bleben sollte), das wäre in der längeren Urversion dann wahrscheinlich doch in Frage gestellt worden.
Was + "zu viel Sahne/Zucker/HappyEnd/Glückseligkeit kann es gar nicht geben (doch!!!!) bedeutet - auf diesen oder andere Beiträge im Wettbewerb bezogen - verstehe ich leider nicht ...
Vielen Dank für Kommentar und spontanes Gefallen (und natürlich auch die Punkte)!


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nebenfluss
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Beitrag28.05.2021 16:09

von nebenfluss
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben:

vorweg ein Gedanke gleich beim Lesen:
Zitat:
»Die Elefanten waren da«, flüsterte er.
Hier hätte die Geschichte mMn enden müssen.

Ziemlich überzeugend! Das wäre auf jeden Fall ein typischer Hammer-Schlusssatz gewesen - schade, dass ich nicht mal auf die Idee kam. Da folgt zwar noch ein bisschen was, das mir wichtig war, aber das hätte ich vermutlich auch vorher eingebaut gekriegt. Da hätte ich von der chronologischen Erzählweise abweichen müssen, was ja aber - gerade in einem E-Wettbewerb - ohne Weiteres denkbar ist. Danke für die Anregung, vielleicht probiere ich das für mich noch aus.

Zitat:
und ein paar spontane Gedanken nach dem Lesen: gefällt mir. Der Text hat etwas herrlich Absurdes, ohne dabei trivial zu wirken. E-Lit ist das mMn auf jeden Fall. Ernsthaft heißt ja nicht, dass es völlig ernst sein muss.

Prima, das war auch mein Gefühl beim Schreiben, und ein Grund, warum ich die Geschichte selbst sehr mochte.

Zitat:
Einzig mit der Themenumsetzung hadere ich. Ja, es kommt ein Fenster vor, an dem jemand vorbeigeht, was dann auch Auftakt zu dem Gespräch und Zoobesuch ist. Aber das Thema der Geschichte ist nicht "an offenen Fenstern vorübergehen", das ist nur ein Element. und austauschbar (sie könnte ihn auch im Laden von Elefanten murmeln hören).

Ich habe - glaube, nicht als einziger in dem Wettbewerb - das konkrete Vorbeigehen mehr sicherheitshalber eingebaut, weil die abstrakte Umsetzung des Themas eher vage ist. Gedacht war es so, dass Clara szs physisch an Karls offenem Fenster vorbeigeht, während auf der psychologischen Ebene Clara das Fenster zur Außenwelt darstellt, an dem Karl gewissermaßen vorbeigeht, in dem er ihr Hilfsangebot ablehnt.

Vielen Dank für deine Auseinandersetzung, das Lob und die hohe Bewertung!


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nebenfluss
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Beitrag28.05.2021 16:13

von nebenfluss
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Tja, mein Lieber, so sehr hast du dich wohl noch nie vertan, was sich so in 10.000 Zeichen erzählen lässt. Der Text hätte einfach mehr Länge gebraucht, vielleicht nicht 18.000 (worauf es wohl hinausgelaufen wäre, hättest du beim Schreiben nicht  den Zeichenzähler im Auge gehabt), aber doch so um die 14.000 Zeichen. Das Kürzen hat hier und da gutgetan, aber das Erzähltempo im Endeffekt doch arg ins Ungleichgewicht gebracht; etwa bei Claras Ankunft, und insbesondere in der Passage, als sich Karl im Elefantenhaus von seiner Panikattacke erholen muss. Die Atmosphäre und Karls Problematik entfalten sich nicht wie gewollt; es liest sich zu sehr wie eine runtererzählte und relativ oberflächliche Geschichte.
Ein paar stilistische Hässlichkeiten sind auch drin, und warum zum Teufel schreibst du immer noch so etwas:
nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
als könne sie durch seine Augen eine Verbindung zu seinem Hörsinn herstellen.

anstatt sie z. B. eine "Brücke bauen zu lassen?
Schade drum.

Na ja nebenfluss,
ich schätze zwar deine harte Kritik, aber wie du siehst, haben das einige Kommentatorys anders gesehen.


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nebenfluss
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Beitrag28.05.2021 16:19

von nebenfluss
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marinaheartsnyc hat Folgendes geschrieben:
Ich liebe alles an dem Text - die Sprache, das Elefanten-Motiv, die Umsetzung des Themas, die Haltung, die Geschichte an sich - für mich auf jeden Fall richtig gute und klassische E-Literatur, die einen richtig beseelt zurücklässt und trotz des schwierigen Themas ganz viel Leichtigkeit hat. Total gerne gelesen und mein Favorit smile


Hallo marinaheartsnyc,
Höchstpunktzahl ausgerechnet von der Autorin, mit deren Text ich so ungnädig war ... da habe ich jetzt irgendwie schon ein schlechtes Gewissen.
Abgesehen davon freut mich deine Rückmeldung natürlich wie Bolle. Ich hatte ja leichte Bedenken, ob die Geschichte sogar etwas zu klassisch ist, aber du überzeugst mich hier gerade vom Gegenteil smile


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Beitrag28.05.2021 16:41

von nebenfluss
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Hmmmm

Wahrscheinlich bin ich zu ernst.
Das wirkt auf mich sehr zusammengeschustert.
Also irgendwie will das eine ernste Botschaft übermitteln, aber bedient sich dafür an Motiven aus Kindergeschichten.
Das ist ja nicht schlecht, aber Literatur ist das auch nicht..
Vielleicht bin ich auch zu besetzt von den Wettbewerbsrichtlinien.

In einem anderen Wettbewerb könnte ich mir das sehr gut vorstellen, dieses Leichtfüßige, Blauäugige, Idealisierende, aber hier ist es mir zu wenig.


Hi d.frank,

ja, da laufen vielleicht zwei Entwicklungen auseinander. Mir hat es gut getan, einfach das und so zu schreiben, wie es mir selbst gefällt - also, ohne mich von den hohen Ansprüchen, die der Wettbewerb an sich stellt/stellen möchte, blockieren zu lassen (was mir letztes Jahr passiert ist).
Karl und Bernard sind zweifellos ziemlich naive Gestalten, denen man durchaus den etwas billigen Effekt unterstellen könnte, Sympathie für eine "antiqierte", am Haptischen, Wertigen orientierte Weltsicht zu erzeugen, was sie nur bedingt progressiv oder im modernen Sinne "E-fähig" erscheinen lässt. Ausgemachte Drecksäcke zu präsentieren (wie etwa in "Braun und Grün") ist sicherlich das größere Wagnis. Und du triggerst hier auch einen anfänglichen Zweifel von mir, ob nicht dieser sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen, der da ja mitgedacht ist, nicht zu albern für diesen Wettbewerb ist (das wäre dann das "Motiv aus Kindergeschichten", das mir konkret bewusst ist).
Ich hätte auch gerne mehr Zeit und Platz für Tiefe gehabt; dass der Text durch das Kurzen möglicherweise zu leicht oder oberflächlich geworden ist, habe ich in meinem Selbstkommentar ja auch angemerkt.
Aber so wurde es nun mal - dass das eine puristischen Auslegung von E nicht erfüllt, war mir bewusst, aber in dem Moment, wo die Worte nun mal da standen, wie es herausgeflossen waren, relativ egal.
Vielen Dank für deine Rückmeldung!


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Beitrag28.05.2021 16:49

von nebenfluss
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Der Urlaub will schon wieder was von mir.
Rest der Antworten folgt die Tage!


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d.frank
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D
Beitrag28.05.2021 18:21

von d.frank
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Hey.

Weisst du was: Mittlerweile denke ich, dass es genau das braucht. Vielleicht ist das ja die eigentliche Utopie, ein Zurück zur Hoffnung, zur Kindlichkeit, das den Weg aus der Angst freimacht. Weil aus der Angst, wie sie die Figur in deiner Geschichte empfindet, nichts entsteht - da werden nur Torheiten gehortet (die Antiquitätenhandlung ist dafür ein schönes Beispiel).
Vielleicht kann man die Hoffnung allgemein nur durch die Augen eines Kindes sehen, vielleicht ist die Hoffnung eine Clara, die man ganz einfach so und urplötzlich auftauchen lässt. War das nicht mal der eigentliche Grund, sich Geschichten zu erzählen?


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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marinaheartsnyc
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Beiträge: 137



Beitrag28.05.2021 20:25

von marinaheartsnyc
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d.frank hat Folgendes geschrieben:

Weisst du was: Mittlerweile denke ich, dass es genau das braucht. Vielleicht ist das ja die eigentliche Utopie, ein Zurück zur Hoffnung, zur Kindlichkeit, das den Weg aus der Angst freimacht. Weil aus der Angst, wie sie die Figur in deiner Geschichte empfindet, nichts entsteht - da werden nur Torheiten gehortet (die Antiquitätenhandlung ist dafür ein schönes Beispiel).
Vielleicht kann man die Hoffnung allgemein nur durch die Augen eines Kindes sehen, vielleicht ist die Hoffnung eine Clara, die man ganz einfach so und urplötzlich auftauchen lässt. War das nicht mal der eigentliche Grund, sich Geschichten zu erzählen?


Ich stimme dem absolut zu und das war auch genau der Grund, warum mich die Geschichte so abgeholt hat: Weil eben ein schwieriges Thema (Agoraphobie) trotzdem mit einer gewissen Leichtigkeit erzählt wird. Einer Leichtigkeit, die im echten Leben, wenn man gerade knietief in diesen Dingen steckt, oft fehlt, und dadurch eben genau der Grund ist, warum Geschichten oft heilsam sein können. Aber ob man diese Ansicht teilt, hängt wahrscheinlich zum Großteil von der eigenen Weltsicht ab. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass ich als Autorin meinen Leser:innen eine Leiter reichen möchte, wenn ich sie zuvor in ein Loch geworfen habe Laughing

Abgesehen davon: Kein Grund für schlechtes Gewissen @nebenfluss, war ja nur (m)ein Text, jede Kritik ist hilfreich Daumen hoch²


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Yesterday I was clever, so I wanted to change the world. Today I am wise, so I am changing myself.

- Rumi
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nebenfluss
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Beitrag28.05.2021 22:33

von nebenfluss
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Danke euch beiden ... und weiter:

Moin Nihil,
ich gebe mir Mühe, aber ich sitze gerade aus WLAN-Versorgungsgründen am Haupthaus eines Campingplatzes, in dem die Inhabys mit ihren Kumpels den Beginn der Saison mit Grölen zu irgendwelchen Saufliedern begehen, was meiner Tätigkeit einen ausgesprochen E-fernen Soundtrack verleiht. Zum Glück haben sie wenigstens die Fenster zugemacht. Sollten mir also Aussagen wie "JEAH, JÖ, JAAAH, BEI DREI  PROMILLE IST NOCH LANGE NICHT SCHLUSS!!!" oder "auf die LIIIEBE ... und alte FREUUUNDE" hineingeraten ... aber Moment, ich wollte doch am Anfang beginnen.
Nihil hat Folgendes geschrieben:
Ein vermutlich herz- und sehschwacher Inhaber eines Porzellanlädchens mag seine vier Wände wegen einer Agoraphobie nicht verlassen und lauscht stattdessen lieber den „Elefanten“ nach, die ihr Unwesen in seinem Laden treiben. Obwohl er wahrscheinlich nur seine eigenen Rhythmusstörungen belauscht, schnappt eine Frau, die täglich an seinem offenen Fenster vorbeiläuft, das Stichwort „Elefant“ auf, was sie dazu antreibt, den alten Herrn ins Elefantengehege einzuladen. Nach dem Zoobesuch scheinen die Herztöne einen anderen Grund zu haben.

Herzrhythmusstörungen sind eine etwas banale, aber - wie ich jetzt sehe - gar nicht so fernliegende Erklärung. Veilleicht ist das Herz auch der Ort, wo die sozialen Phobien sitzen, keine Ahnung. Dass er stattdessen lieber den Elefanten nachlauscht, ist nicht so ganz die Siuation, die ich zeigen wollte; da hätte es am Anfang mehr gebraucht, um die Fragilität nicht nur anhand der Mokkatasse zu zeigen. Boah, für dich soll's rote Rosen regnen, ohne dass man die Melodie wiedererkennt Der Eindruck von Sehschwäche ist wahrscheinlich dem geschuldet, dass er die Kinder nur unscharf erkennt, da fehlte mir ein passender Adjektiv. So rundherum gebrechlich muss man sich Karl eigentlich nicht vorstellen. Ich hätte gerne bei Tish Cohen ("Super-Agoraphobie-Therapie") nachgeschaut, wie man die Symptome sprachlich besser gefasst bekommt, habe das Buch wohl aber leichtsinniger Weise verliehen oder verschenkt. Ich sollte auch mal einen Text über die eigenartige Korrelation von Gesangslautstärke und Disharmonie schreiben.  
Nihil hat Folgendes geschrieben:
Die große Literatur ist das hier natürlich nicht.

Nein, nach deiner Definition sicherlich nicht. nicht meiner eigentlich auch nicht. Ich verorte mich selbst schon mehr im Ü, also in der Grauzone zwischen U und E. Hier spricht der Bierkapitän. Von daher mag ich diesen Eindruck eher als dass er mich stört:
Nihil hat Folgendes geschrieben:
Den Ladenbesitzer fand ich in seiner Schrulligkeit irgendwie charmant. Ebenso wie die verzweifelte Reaktion des Kollegen, als er das zerbrochene Lieblingsgeschirr präsentieren muss: „Die Elefanten waren da.“ Vielleicht finde ich das auch nur deswegen goldig, weil ich den Laden zunächst nicht als reinen Porzellanladen bzw. die Verbindung zu den Elefanten nicht bemerkt habe. Blind war ich, bis ich dich sah, usw. Meine Langsamkeit hat dir aber zu Punkten verholfen, die es ansonsten ob des mangelnden E-Faktors und der sehr strapaziert konstruierten Begegnung mit der Frau wohl nicht gegeben hätte.

Bis auf die konstruierte Begegnung, die wirklich eine bessere Einführung verdient gehabt hätte, was meiner schlechten Haushaltung mit dem Zeichenbudget geschuldet war.  
Nihil hat Folgendes geschrieben:
ACH JA. DIE GROẞSCHREIBUNG HÄTTE SICH VIELLEICHT AUCH SUBTILER LÖSEN LASSEN. WIR SIND DOCH NICHT IN ENTENHAUSEN.

Naja, aber in Elefantenhausen ... nein, stimmt schon, habe ich, glaube ich, das erste Mal gemacht, aber ist und bleibt natürlich immer ein Angeschrei und dient der Lautmalerei nicht wirklich.

Vielen Dank für deine strenge, aber gerechte E-Rückmeldung (und dass dieses Goldig-finden dich immerhin davon abgehalten hat, dem Beitrag die drei Punkte wieder entziehen zu müssen).


So, die Playlist drinnen wird nicht besser, und das Publikum wechselt auch dort langsam in die Tiersprache. Der Rest muss ein weiteres Mal warten, denn ... Hey, was geht ab? Wir feiern die ganze Nacht ... die ganze ... Möge es bald Morgen werden Laughing


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Beitrag30.05.2021 14:30

von nebenfluss
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Kojote hat Folgendes geschrieben:
Guten Abend,

das Konzept ist interessant, der Text flüssig, man liest gern weiter.

Auch hier jedoch vermisse ich den tieferen Sinn und den Roten Faden. Auch das Finale erschließt sich mir nicht ganz und damit auch nicht die innere Botschaft.

Bedauernswerterweise konnte ich auch keine wirkliche Umsetzung des Fenster-Themas entdecken. Oder habe ich das überlesen?

Liebe Grüße
der Kojote


Hallo Kojote,

um einen tieferen Sinn habe ich mich nicht explizit bemüht bzw. überließ es dem Lesenden, einen zu finden oder nicht. Einen roten Faden und eine (vielleicht zu vage) Umsetzung des Fensterthemas sehe ich allerdings schon, da verweise ich einfach mal auf anderen Kommentare und die Antworten meinerseits, um mich nicht zu oft zu wiederholen.

Danke fürs (Gerne-Weiter-)Lesen!


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Beitrag30.05.2021 14:38

von nebenfluss
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Lieber holg,

holg hat Folgendes geschrieben:
Ein Text mit Schmetterlingen und Elefanten kann gar nicht schlecht sein. Wenn er mit einer originellen, gut erzählten Geschichte aufwarten kann gehört er auf jeden Fall zu den Anwärtern auf Punkte.
Ich werd bestimmt noch was schlaues schreiben über Fenster im konkreten und offene Fenster als Gelegenheiten und Möglichkeiten und mein Faible für solche Geschichten. Über Figuren, deren Heldentat schon der Marsch von der Wohnung ins Taxi ist, die an einem Lebensabenteuer wie einem begleiteten Museumsbesuch wachsen können. Aber erstmal muss ich mich durch die anderen Geschichten arbeiten.

EDIT:
Nö. Ich lass das einfach so stehen.

mehr ist auch gar nicht nötig, so lange du 12 Punkte gibst Laughing
(was ja schönerweise auf Gegenseitigkeit beruhte)
Da ich außer meinem Dank dazu auch gar nichts weiter antworten muss, nutze ich diese Stelle nur, um darauf hinzuweisen, dass ich den Schmetterling nicht mutwillig eingebaut habe, um an den Running-Gag aus dem Smalltalk anzuknüpfen, sondern einfach nach einer wertigen, aber nicht zu kitschigen Tasse gesucht habe, also einer, wo man sich schon ein bisschen geehrt fühlte, den Kaffee darin serviert zu bekommen - und da stieß ich eben auf diese Ebay-Anzeige. Der Schmetterling war natürlich ein willkommenes 'Bonmot'.


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Beitrag30.05.2021 14:58

von nebenfluss
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Hallo Constantine,

Constantine hat Folgendes geschrieben:
mit Karl und Bernhard haben sich zwei gefunden, die gut zueinander passen als Angestellter und Chef und dabei doch allerlei erleben in ihrer Antiquitätenhandlung.


Schön ausgedrückt - wobei sie an 'normalen Tagen' eher nur ihren Ritualen folgen, aber der beschriebene ist natürlich kein normaler Tag.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Im zweiten Abschnitt blieb ich kurz weiter unten hängen:
[...]
Irgendwas habe ich im zweiten Abschnitt verpasst, denn da steht plötzlich ein Name, so aus dem Nichts kommt der und lässt mich fragen, wer ist das?

Die Antwort kommt im dritten Abschnitt:
Zitat:
Sie hieß Clara und schien mehr über ihn zu wissen, als anzunehmen war: Sie holte sogar den Wagen und hielt mit laufendem Motor direkt vor dem Geschäft.

Ok.
Würde ich entweder im zweiten Abschnitt bereits erklären, dass ihr Name Clara ist und nicht plötzlich einfach reinwerfen, oder im zweiten Abschnitt den Namen einfach weglassen. Denn im Dritten wird sie mit Namen genannt.

Da hast du natürlich überhaupt nichts verpasst, sondern dir ist ein ganz schnöder handwerklicher Fehler aufgefallen. Ich habe da einfach noch spät den zweiten Absatz editiert und kurz nicht auf dem Schirm gehabt, dass Karl den Namen ja erst später erfährt.
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Was mir an Clara etwas suspekt ist, ist ihr plötzliches Erscheinen im Laden, ihre Kenntnis über die Elefanten, das sich ja anscheinend über die Grenzen der Straße herumgesprochen haben muss und dass sie, wenn schon im Laden schon drin, ja mit Karl interagieren muss und eine Art (psycho_therapeutisch_logische) Sozialarbeiterin ist, um Karl von seiner Agoraphobie zu therapieren. Nicht mit Erfolg, wäre auch zu utopisch gewesen, dies nach einem Ausflug zu bewerkstelligen, aber Karl ist über seinen Schatten gesprungen, hat sich getraut, die Welt und die Elefanten gesehen und ist dann wieder zurück in seine Sicherheit des Ladens und der darüberliegenden Wohnung zurück.

Dass dir Clara etwas suspekt ist, ist nur verständlich. In der ungekürzten Version hat sie etwas mehr über sich erzählt, aber grundsätzlich ist Karl zu sehr von seiner Phobie abgelenkt, um sie wirklich wahrzunehmen oder sich gar für ihr Leben und ihre Motive zu interessieren, und das spiegelt sich für mich darin, dass sie so ungreifbar bleibt. Das hätte ich letztlich nur auflösen können, in dem ich die Geschichte zusätzlich aus ihrer Perspektive erzähle, und das wäre entgültig zu episch für 10.000 Zeichen geworden.

Zitat:
Ich mag Elefanten, sogar sehr, und allein schon deswegen hat der Text Punkte verdient. Dazu die beiden Protagonisten in ihrer Welt, dem Laden und mit sich selbst. Gefällt mir. Der Text ist in meiner Top Ten: huit points.

Merci beaucoup
Constantine

Merci beaucoup zurück dafür!


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Beitrag30.05.2021 15:00

von nebenfluss
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Hallo Raven,

Raven1303 hat Folgendes geschrieben:
Liebe/r Unbekannte/r,

sehr hübsche Geschichte und schön geschrieben!
Alle Anforderungen erfüllt.
Ein paar andere Geschichten schieben sich vor deine, daher vier Punkte von mir.

LG Raven.

das freut mich, vielen Dank!


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Beitrag30.05.2021 15:04

von nebenfluss
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Zitat:
Liebe/r Autor/in,

schön, gefällt mir, deine Geschichte. Die zweite in diesem Wettbewerb, die eine besondere Art der sozialen Phobie thematisiert. Ich habe Mitgefühl für deinen Protagonisten und das bedeutet, du hast auf jeden Fall eine Menge richtig gemacht. Dein Stil gefällt mir in seiner Klarheit, Karls Handlungsweise ist stringent, seine Gedanken wirken authentisch.

Liebe Katinka,
auf diese Wirkung hatte ich gehofft, sie hat mir in den anderen Kommentaren - oder jedenfalls ihre Ausformulierung - ein wenig gefehlt, deshalb freut mich diese Rückmeldung ganz besonders.

Vielen Dank dafür, und für die Punkte!


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Beitrag30.05.2021 15:10

von nebenfluss
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Sorry, noch vergessen @Constantine

Constantine hat Folgendes geschrieben:
ihr plötzliches Erscheinen im Laden, ihre Kenntnis über die Elefanten, das sich ja anscheinend über die Grenzen der Straße herumgesprochen haben muss


Kurz vor der Trennung von Karl erwähnt Clara, dass er beim Hinausschauen aus dem Fenster etwas von Elefanten murmelt, wobei da natürlich auch andere vorbeilaufen. Durchaus möglich, dass er im Viertel deshalb bereits als der "irre Elefantentyp" bekannt ist.


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Beitrag30.05.2021 15:37

von nebenfluss
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Hallo R.,

Zitat:
Karl, Ein alter Sonderling, hat sich vollständig in seinem Antiquitätenladen eingekapselt. Außer seinem Faktotum Bernhard (der auch für ihn einkauft) ist eine mysteriöse Frau, die regelmäßig an dem Laden vorbei läuft, sein einziger Kontaktpunkt zur Außenwelt.

Ein paar Kundys hat er schon auch noch. Wink
Aber die kommen halt nicht vor.

Zitat:
Die Frau, Clara, tritt eines Tages in den Laden ein und nimmt ihn aus seiner gewohnten Umgebung in einen Zoo mit, wonach seine eingekapselte Welt Schaden nimmt.

Genaugenommen nimmt sie schon dadurch Schaden, dass er diese Elefanten zu hören glaubt und sich ob der Schwingungen um seine Ware sorgt. Clara hat aber aus meiner Sicht schon die Funktion, ihm einerseits eine Hand hinzustrecken, ihm andererseits aber die Eskalation seiner Phobie dosiert klarzumachen. Ihr Wesen fasziniert ihn auf eine eher platonische Art, erschreckt ihn aber auch in der Konsequenz.  

Zitat:
Vorgaben:

Auf der literalen Ebene durch das Fenster in der Geschäftstür, an dem Clara regelmäßig vorübergeht. Auf der metaphorischen Ebene verargumentierbar.

Mit Wohlwollen erfüllt.

Freut mich!

Zitat:
Ausgestaltung:

Ein plot mit sehr vielen Ungereimtheiten. Vor Allem bleibt unklar, wer Clara ist, woher sie weiß, dass Karl unter Halluzinationen bezüglich Elefanten weiß, und was sie dazu motiviert, ihn aus seiner Isolation zu locken. Welches Interesse hat sie an ihm? Und daran, ihn von seinen Halluzinationen zu heilen und ihn wieder ein Stück in die reale Welt zu führen?

Hier verweise ich auf (beide) Kommentare an Constantine. Es stimmt: Man muss Clara in dieser Erzählung einfach als gegeben hinnehmen, ihre Charaktierisierung passiert nur über die Beschreibung ihres Gangs, die Karl aufgefallen ist und die hoffentlich einigermaßen mit ihrem Verhalten harmonisiert.
Zitat:
Das Ende ist sehr unbefriedigend. Die (nicht sehr überzeugende) Symbolik seiner zerbrochenen Lieblingstasse lässt erahnen, dass seine bis dahin ohnehin fragile Welt nun völlig kaputt ist. Ist es das, was Clara wollte?

Hier legst du den Finger in die Wunde. Ob diese Zerstörung der Tasse durch einfaches Fallenlassen, ohne jede Mutwilligkeit, überhaupt passieren kann, ist für mich eine der schwereren Schwächen der Handlung. Interessant fand ich an diesem Punkt, dass Bernard die Existenz der Elefanten kurz akzeptiert (da er sich seine Ungeschicklichkeit selbst nicht anders erklären kann), während Karl sie negiert - was allerdings nicht von Dauer ist. Ich werde noch drüber nachdenken, ob das psychologisch vielleicht zu flüchtig gedacht ist; es ging mir beim Schreiben vor allem darum, das nicht auszuerklären, Interpretationsspielraum zu lassen - was aber auch eine bequeme Ausflucht sein könnte ...
Dass Clara das so gewollt haben könnte, kam mir nicht in den Sinn.

Zitat:
Anleihen an Steve Dietz' Theaterstück "Lonely Planet" sind denkbar, allerdings ohne den Bogen auf ein weltumfassendes Problem, das die ohnehin schon beschränkten Mikrokosmos der Handlung umso surrealer erscheinen ließe und die Geschichte öffnen würde.


Das Theeaterstück sagt mir leider nichts - vielleicht eine Bildungslücke. Werde ich bei Gelegenheit mal nachschlagen.

Vielen Dank für deinen ausführlichen und interessanten Kommentar!


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Beitrag30.05.2021 15:50

von nebenfluss
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silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:
Lieber Text,

Dich mag ich irgendwie. Mir gefällt, wie Du Karls Ängste darstellst, das kleine Fenster in der Tür als einzig geduldete Öffnung, durch das man der Welt/dem Leben für einen Moment gestattet, an einem vorbeizuziehen.

Viele kleine, schöne Bilder wie z.B.

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Von der frischen Luft wurde ihm bald schwindelig, von Minute zu Minute mehr, bis er nicht nur überzeugt war, dass sie heute nicht vorbeikommen würde, sondern es ihn aus dem Fenster hinaussaugen würde, wenn er sich nicht sofort wieder zurückzog.


Ein paar holprige, unsaubere Stellen, einmal heißt es z.B.:

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
»Darüber muss ich erst nachdenken.« Clara hielt ihn am Arm fest.


paar Zeilen später

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Sie hieß Clara und schien mehr über ihn zu wissen, als anzunehmen war:


Da hätte man etwas sorgfältiger sein können.

Aber sonst eine schöne Sache, die in meine nächste Runde kommt.

VG
Silke


Lieber Kommentar, Laughing
da bleibt mir außer Dank für deine wohlwollende Beschäftigung mit den Text und die Punkte wenig zu antworten. Den Fauxpas mit Claras Namen habe ich Constantine gegenüber schon eingesehen - stimmt, der hätte bei einem letzten Korrekturlesen eigentlich auffallen sollen. Sonstige holprige/unsaubere Stellen hast du nicht benannt - kannst du natürlich gerne noch nachholen, falls du Zeit dafür findest.


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Beitrag30.05.2021 15:58

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Hallo DLurie,
Zitat:
Karl, Besitzer eines Porzellanladens, leidet unter Agoraphobie, traut sich nicht mehr heraus aus seinem Haus. Und Karl hat Halluzinationen, hört Geräusche, ein Stampfen, es scheint von Elefanten zu stammen. Karl sorgt sich um sein zerbrechliches Inventar. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt: Ein in die Tür eines Nebeneingangs eingelassenes kleines Fenster. Dort steht er – ein tägliches Ritual – beschwört murmelnd die Elefanten und hofft darauf, dass eine bestimmte Frau, die täglich vorbeikommt, auftaucht.
Eines Tages erscheint diese Frau, Clara, tatsächlich im Laden und überredet Karl zu einem Besuch im Zoo bei den Elefanten. Clara will Karl helfen, ihn u.a. von der Feinfühligkeit und Sensibilität der Tiere überzeugen. Bei seiner Rückkehr vom Zoo findet Karl seinen Mitarbeiter Bernhard im Laden vor, in den Händen ein wertvolles Stück Porzellan, das ihm zerbrochen ist. Für Karl ein fürchterlicher Rückschlag. Es wird ihm schmerzhaft bewusst, wie schwierig und langwierig der Weg zurück ins Leben werden wird, und er zweifelt, dass er dafür die nötige Energie aufbringen wird. Claras Intervention war sicher gut gemeint, in diesem Fall aber doch vielleicht ein wenig eine Therapie a la Elefant im Porzellanladen
Die Hoffnungen des Lesers,  dass es Karl mit Claras Hilfe gelingen könnte, seine Ängste zu überwinden, erhalten am Ende einen ziemlichen Dämpfer – so zumindest meine Lesart.
Der Text hat mich rundum überzeugt. 10 Punkte von mir.
LG
DLurie


das mag ich ja sowieso sehr, diese Rückmeldungen, die vor allem das Gelesene in Form einer Inhaltsangabe interpetieren/reflektieren, wo sich dann dem Autor, der Autorin, zeigt, wo Dinge ganz anders verstanden wurden als beabsichtigt (mache ich selbst auch oft so). Du hast freilich offenbar alles wie intendiert gelesen, was mich natürlich ebenso freut wie die vielen Punkte.
Reichlich Dank für beides!


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