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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 05/2021
Sorry, Michael Collins

 
 
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag29.04.2021 19:00
Sorry, Michael Collins
von holg
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Sorry, Michael Collins


Ambivalenzen aushalten, würde Dr. Pop es nennen.

Einerseits findet Kim diese Stille märchenhaft. Gegen die untergehende Sonne blinzeln, den Amselgesängen lauschen, am Stadtrand entlang spazieren, den Geruch der Rapsfelder in der Nase. Von der anderen Seite, der Häuserreihe her, drängt Klavierspiel, Kindergekreische, der Duft von Gulasch aus den Fenstern. Andererseits fehlt Alex’ Stimme, die sich fragend, nachdenklich, fordernd um ein beliebiges Thema wickelt, es aus allen Winkeln betrachtet, begutachtet, seziert, bis es dazu nichts mehr zu sagen gibt, nur um mit einem kurzen Seitschritt, so einem Cha-Cha-Cha-Hüpfer zum nächsten Thema zu springen. Um diese Uhrzeit wahrscheinlich Abendessen; oder ob wir gerade in Hesses feuilletonistischem Zeitalter leben.

Natürlich hat Alex gesagt, du wärst echt bekloppt, das nicht zu machen, den Job nicht anzunehmen, und schau mal, an den Wochenenden, aber wer hätte schon ahnen können, wie alles kommt, und jetzt geht Alex nicht ans Telefon. Dauert wohl wieder länger auf Schicht. Das tut es in den letzten Wochen häufiger.

Die Welt ist geschrumpft, und Kim will darüber sprechen, will, dass Alex darum herum spinnt, wie noch vor ein paar Jahren Reisen nicht weit genug sein konnten, Orte nicht spektakulärer, und jetzt, jetzt hat Kim vom Alleinsein genug und will endlich wieder mit Alex zusammen sein. Alex hören, Alex spüren. Es spielt keine Rolle, wie klein die Welt inzwischen ist. Sie schien so groß und weit und voller Abenteuer, als die Einsamkeit sich zurückzog.

Als Alex auf dem Deck der Vancouver Island Fähre vor der Kamera der Reisebegleitung herumhüpfend Kim anstößt. Als Kim, über die Reling gelehnt, Kim mit den im Wind wehenden Wuschelhaaren, Kim, aus dem Herunterstarren gerissen, flucht, was die Scheiße denn soll und Alex nach ein paar Tagen auf dem West Coast Trail der Reisebegleitung sagt, sie solle sich bitte verpissen. Ab da nur noch Alex und Kim. Alex und Kim und der Pike Place Market. Alex und Kim und der Redwood Forest. Alex und Kim und der eiskalte kalifornische Sonnenuntergangswind.

Die Welt schien unendlich, und jetzt ist sie zusammengeschnurrt, auf den Homeofficerechner in der Zweizimmerwohnung, den Weg zum Edeka und die tägliche Runde ums Wohngebiet, immer die volle Wegbreite zwischen sich und den Entgegenkommenden und vereinzelte Blicke auf anderes Leben: Tapeten, Bilder, Schränke, Blumenvasen, Stuhllehnen, ein Winken aus der Küche, ein gerade noch zugezogenes Handtuch im offenen Badezimmerfenster.

Kim zieht mit einer Box französischer Filme bei Alex ein, diese Filme, in denen wenig, und wenn, vor allem tiefgründiges gesagt wird. Kim ist sehr für grobkörnige Bilder und lange Blicke und Einstellungen mit viel Tiefe, für Schweigen und Starren in Stromschnellen und Strudel, während Alex Fröschen, kleinen Vögeln oder Schmetterlingen hinterher tänzelt; Schwermut sieht Alex genug auf Station.

Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, würde Dr. Pop sagen.

Eigentlich wartet Alex auf einen Medizinstudienplatz. Der Pflegejob ist nur zur Überbrückung gedacht. Doch als die Zusage aus Aachen kommt, passt es gerade nicht, wegen der Weiterbildung, dann ist Münster zu weit und dann, das ist doch in Bayern, also bitte! So vergehen Jahre über Jahre.

Dann geht dieser ganze Mist los, und im Winter schauen sie auf dem Sofa zusammengekuschelt die alten Cinéma-du-Look-Filme von Besson, Carax und Beineix und diskutieren, ob Diva sehr cool oder sehr öde ist oder ob sie ein Fünftausendteilepuzzle probieren sollen, um die Wochenenden zu überstehen. Irgendwie rutscht dieser Collard-Film dazwischen, und es geht ein paar wilde Nächte darum, ob es nicht schon vor zwanzig Jahren eine HIV-Impfung hätte geben können, wenn die monotheistischen Religionen weniger homophob wären, oder die Krankheit von Beginn an anders geframed worden wäre.

Alex liest John Irving rückwärts, in chronologisch umgekehrter Reihenfolge, von In One Person bis The Hotel New Hampshire. Das liest Alex zweimal. Wegen Franny, die im Buch über alles weg kommt, sagt Alex.
Dann sagt Alex, auf der Fähre, damals, als ich dich angerempelt habe, das war kein Zufall. Du sahst aus, als ob dir Kummer im Genick sitzt und zu schwer für dich wird. Und ich dachte, vielleicht brauchst du Hilfe beim Tragen.
Kim löst den Blick von der Straße unten, wo die Frau aus Nummer vierzehn die Gehhilfe stückchenweise vorsetzt, zwei Schrittchen macht und immer so weiter und es wie jeden Tag die zweihundert Meter bis zur Parkbank schafft und nie weiter, und sagt, lass uns rausgehen, und schließt das Fenster.

Und dann, fragt Kim, als sie am Ende der Nauwieserstraße am City Love vorbei gehen, wo die Frau mit den roten Locken ihr Dekolletee seit Monaten nicht mehr aus dem Fenster gehängt und gelacht und ihnen, na, ihr zwei Schnuckelchen entgegen gerufen hat.

Alex sagt, was dann war. Alex erzählt die Türkenstraße entlang, über den Markt bis runter zur Alten Brücke, wo Kim über das Geländer gelehnt einen Strudel findet, in den zu starren Alex‘ Erzählung komplett macht.
Und irgendwann, sagt Alex, irgendwann hab ich angefangen mich zu fragen, ob du nicht eigentlich viel stärker und unabhängiger bist als ich. Weil du deinen Kummer kennst und deine Schwermut und ich nur den Kummer und die Trauer anderer Leute, und mein Leben, unser Leben und alles, was wir haben, einfach unfassbar reich und wertvoll und wunderbar ist. Meine Güte. Du kannst in einem Raum voller Menschen einsam sein wie ein Astronaut, während um dich herum getanzt und geschwatzt wird. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, wenn ich hinter Maske und Schutzbrille zu lächeln versuche, um den Menschen die Angst zu nehmen, bevor wir sie für die ECMO* sedieren, bevor wir sie auf die dunkle Seite des Mondes schicken, mit einer fifty-fifty Chance, dass sie wieder auftauchen. Ich sehe ihren Blick und ich weiß, sie haben Angst. Ich weiß, das sind die einsamsten Menschen der Welt. Sie sind allein, wirklich allein und vollständig isoliert von jedem anderen Leben. Sorry, Michael Collins, nicht nur du. Und du Kim, du trägst diese Einsamkeit in dir, schon immer. Doch du hast keine Angst; du hast gelernt sie zu tragen und du hast gelernt, dich mit ihr zu arrangieren und über sie zu reden, und Dr. Pop macht Videosprechstunden mit dir, und ich denke, du solltest den Job annehmen. Im nächsten Semester such ich mir eine Uni in der Nähe, und jetzt ist es nicht mehr die Saar und das Nauwieserviertel, sondern irgend ein Wohngebiet an irgend einem Stadtrand und das Semester hat lange begonnen und ein Rotkehlchen flitzt auf den abendlichen Spaziergängen um Kim herum und Alex macht Rumbaschritte zwischen Oxygenator und Herzmonitor und schaut durch das Sicherheitsglas hinaus auf den Flur und niemand steht da und winkt.

Sie müssen mit der Wirklichkeit klar kommen, würde Dr. Pop sagen.

Eigentlich war es nicht Aachen oder Münster oder Bayern, sondern Kim.
Kim und der Kummer, der wie ein zu kleiner Rucksack im Nacken sitzt, sich am Hinterkopf festklammert und den Blick zu Boden drückt. Kim mit den verpatzten Klausuren, Kim bei Dr. Pop auf dem Ikeasessel sprachlos aus dem Fenster starrend. Und eigentlich waren es Kims Arme, Kims dünne Arme, die so gut umarmen, und Kims seltenes, kehliges Lachen und das gebrummte hm, das ein Ja oder ein Nein sein konnte oder eine Frage oder irgendwas. Es war Kims unbedingtes Hiersein, das all die Schwere in Wärme umwandeln konnte.

Wenn das Gute Alex‘ Hüpfer über den Felsensteg am Angel Point Lookout und das Nebelpicknick an God’s Window sind, die Pirouetten durch die Gemächer der Alhambra, wenn es zu Zeiten von CO2-Budgetrechnern Moselradtouren und Eifelsteigwanderungen sind, dann, dann nimmt Kim den Job an, weil ihn nicht anzunehmen bekloppt wäre, und zieht vier Zugstunden weit weg in eine Zweizimmerwohnung und macht an drei Tagen die Woche Homeoffice und schaut aus dem Fenster, durch das der Duft von frisch geschnittenem Gras hereinweht und Autolärm und Regentropfen und ach, das Parkett, und Alex hat einen Weg auf das Klinikdach gefunden, steht nach der Schicht oft lange da oben, das Telefon in der Hand, schaut in die Ferne und geht nicht ran.

Was würde Dr. Pop dazu sagen?

Kim hat das Nest des Rotkehlchens entdeckt, bepflanzt ein städtisches Hochbeet vor dem Haus, das ging ganz einfach. Da hing ein Zettel im Hausflur, wer Lust hat, mitzumachen. Dr. Pop guckt misstrauisch aus der Videosprechstunde, während Kim vor dem Computer hin und her marschiert und erzählt, wie es den Tomaten geht, dem Basilikum, die Zucchini hat es nicht geschafft; zu kalt oder so.

Dann ruft Alex an. Die Sonne ist gerade untergegangen. Alex ist so still und Kim fragt, wo bist du.
Wieder hat’s einer nicht geschafft. Alex steht auf dem Dach. Es ist beinahe dunkel.
Kim sagt, guck nicht runter. Kim kennt sich aus mit dem Kummer und dem Sog. Alex macht hm.
Mach was Franny tun würde, sagt Kim, morgen früh bin ich bei dir.
Keep passing the open windows, flüstert Alex.
Kim sagt, mach keinen Scheiß.



——
* extrakorporale Membranoxygenierung: in der Intensivmedizin eingesetztes Unterstützungssystem, bei dem eine Maschine teilweise oder vollständig Atemfunktionsleistungen für den Patienten außerhalb seines Körpers übernimmt. Quelle: Wikipedia.

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V.K.B.
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Beitrag10.05.2021 01:39

von V.K.B.
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Hallo unbekanntes Wesen, das das geschrieben hat
vorweg ein paar spontane Gedanken nach dem Lesen:

Endlich mal eine Geschichte, de wirklich in diesen Wettbewerb gehört, schön. Was die Vorgaben mit den "offenen Fenstern" angeht bin ich mir nicht 100 pro sicher, aber metaphorische Umsetzung war ja ausdrücklich erlaubt. Der Text ist auf jeden Fall sperrig und nicht mit den gängigen Konventionen im Kopf geschrieben. Besonders schön finde ich, dass man über das Geschlecht (oder vielleicht sind es doch sogar zwei verschiedene, schließt der Text auch nicht völlig aus) von Kim und Alex nur mutmaßen kann. Die Namen sind geschlechtsneutal und auf Pronomen wird konsequent verzichtet. Wie selbstverständlich du das Thema Corona in den Text holst, ohne es wirklich zu erwähnen, hmm, weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll. Ob ein Leser in zwanzig Jahren noch verstehen würde, warum es Alex so schlecht geht? Oder nur sagen würde, muss ew als Pfleger:in doch abkönnen, wenn mal jemand draufgeht? Aber wie gesagt, der Text ist nicht in zwanzig Jahren, sondern heute. Und da funktioniert er gut, finde ich. Nur Dr. Pop nervt, echt. Eine Erwähnung mehr, und ich wäre drauf und dran gewesen, zu sagen, soll der doch auch den Text besprechen, ich hab gleich keine Lust mehr.
Das Michel Collins Bild ist dagegen schön. Mir tat der Kerl immer leid, weil er nicht mit auf der Oberfläche war und stattdessen nur den Titel "entferntester Mensch von allen anderen" abstauben konnte. Aber Shit, ich würde lieber zehnmal ohne Landung um den Mond fliegen, als beatmet werden zu müssen.

Gerne gelesen, Punkte verteile ich aber erst, wenn ich alles durch habe.

Edit: Zur Endwertung: Ich habe die Texte in die Kategorien grün (genau wie ein Zehntausendertext mMn sein sollte, also definitiv E-Lit, aber auch besonders geschrieben und neue Wege beschreitend, oder das zumindest versuchend), gelb (ernsthafte Themen, aber realtiv traditionell geschrieben) und rot (Text, der mMn nicht in diesen Wettbewerb passt, auch nicht teilweise) eingeteilt. Die Rangfolge für die Punkte erfolgt dann nicht größtenteils nach persönlichem Gefallen, sondern erstmal innerhalb der Gruppen.

Diesen Text habe ich in den grünen Bereich eingeteilt, er erfüllt die Vorgaben dieses Wettbewerbs vollständig, landet auf Platz 6 und erhält damit 5 Punkte.


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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hobbes
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Beitrag10.05.2021 11:57

von hobbes
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Zitat:
Keep passing the open windows, flüstert Alex.
love OMG, das hatte ich völlig vergessen. Und bestimmt hätte ich es auch nicht wieder zuordnen können, hättest du nicht das Hotel New Hampshire nebenbei zur Sprache gebracht. Sehr schönes Beispiel dafür, dass man so eine Referenz eben nicht toterklären muss, damit sie "funktioniert." Ebenso klar, dass sie das vermutlich nur dann tut, wenn man das Buch gelesen hat. Und einem etwas davon geblieben ist. Aber andererseits, wenn das nicht so ist, dann wird es vermutlich so oder so nicht "funktionieren."
Überhaupt ein sehr schöner Text, das ist natürlich auch genau mein Thema (Schmerz, Alleinsein), aber nicht nur das Thema, auch die Umsetzung gefällt mir.
Ich habe nach dem ersten Lesen noch nicht alles klar, von wegen wer, wie, wo, was, warum. Also abgesehen vom Offensichtlichen, dass sich zwei gefunden haben, dann wegen Beruf (räumlich) getrennt und na ja, jetzt weiß man nicht.

Freue mich schon aufs abermalige Lesen.

Und vorher noch schnell Dr. Pop und Michael Collins googeln.
Apropos googlen, die ECMO-Eklärung wäre nicht nötig gewesen, finde ich. Weil:
a) Echt jetzt, hat es jemand geschafft, nach über einem Jahr Pandemie nicht zu wissen, was das ist?
(rhetorische Frage. Natürlich gibt es diese Leute. Trotzdem)
b) dann soll er halt googlen
Womit ich jetzt nicht sagen will, es sei ganz furchtbar und schrecklich, dass du das erläuterst, finde ich gar nicht, finde es nur unnötig.

Außerdem denke ich jetzt - ein wenig nostalgisch gestimmt - darüber nach, wie das "damals" hier war, als man in den Wettbewerben noch regelmäßig französische Sätze um die Ohren gehauen bekommen hat. Das fand ich ja immer ziemlich doof Laughing Würde mich interessieren, ob ich das heute auch noch so sehen würde.

edit: Michael Collins verstehe ich noch immer nicht. Also was der jetzt mit dem Text zu tun hat. Trotzdem, oder was heißt trotzdem - völlig unabhängig davon ist das mein Siegertext. Das war ziemlich knapp, eine Zeitlang war es nur mein zweitliebster Text, den Ausschlag gab dann einfach, dass das total meins ist. Das Thema, die Art des Erzählens, die Melancholie, und hey, was mir gerade erst auffällt, das Ende natürlich. Das einen in der Luft hängen lässt, aber nicht zu sehr.


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Gast







Beitrag10.05.2021 14:07

von Gast
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Ein Pärchen - Kim und Alex - wird in dieser Erzählung von den Anfängen einer verheißungsvollen Zukunft bis zum grauen Alltag ihrer gescheiterten Existenzen begleitet. Ihre gemeinsame Zeit zusammen erscheint wie eine Kette verpasster Chancen - an jedem offenen Fenster in die Zukunft sind sie vorüber gegangen, mal aus Notwendigkeit, mal aus Bequemlichkeit, und nun sind alle Fenster für immer zu.

Das einzige noch offene Fenster erscheint als das, aus dem man sich herunterstürzt. Alex, deren Medizinstudium einem Dasein als Pflegerin (vermutlich auf einer Coronabelasteten Intensivstation) gewichen ist, ist ständig der Versuchung ausgesetzt, ihrem Leben durch den Sturz vom Krankenhausdach ein Ende zu setzen.

Vorgabentreue: Sowas von. Hier werden alle möglichen Interpretationen der Vorgabe fast spielerisch neben- und gegeneinander gestellt. Es fehlt auch nicht dir Referenz auf die Herkunft der Redewendung (natürlich John Irving's Hotel New Hampshire), die dann auch genauso spielerisch und leicht (soweit man das über eine immerwährende Suizidversuchung sagen kann) in den Text Eingang findet. Erstaunlicherweise übrigens als einziger Text im Bewerb.

Als Zuckerstück noch die Referenz auf den Astronauten Michael Collins, der offensichtlich an sämtlichen offenen Fenstern nicht vorbeigegangen ist und damit - im Gegensatz zu Kim und Alex - seine kühnsten Kindheitsträume hat erfüllen können - außer dem tragischen, die Mondlandung nur durch das einzige Fenster miterleben zu können, das er nicht hat öffnen können - das seiner Kapsel.

Ausgestaltung: Ich habe mich schon beim ersten Lesen heillos in diesen Text verknallt. Besser kann man die Vorgaben kaum umsetzen. Wie in einem französischen Arthousefilm (der als Metareferenz natürlich auch in die Geschichte Eingang findet) finden sich hier in jedem Satz mehrere Referenzen und Versatzstücke, die alle dem Ziel dienen, die Vorgaben in allen Facetten auszuloten. Scheinbar endlose Tiefe. Ich habe sicherlich nicht alle Referenzen decodieren können, aber was ich sehen könnte, ist brillant und kristallklar.

Es wird sehr schwer für die anderen Texte werden, diesem etwas entgegenzusetzen. Chapeau und vielen Dank für das schöne Leseerlebnis!

Es schmerzt, dass ich zwischen diesem Text und "Der Tod der Postmoderne und das Mädchen" eine Rangfolge erstellen muss. Ich halte beide für gleichwertig, was die Vorgabenerfüllung und die hohe literarische Qualität betrifft.
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Gast







Beitrag10.05.2021 22:20

von Gast
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Liebe/r Autor/in,

höchst dramatisch, dein Text. 66-mal Alex und Kim, Kim und Alex.

Nachdem ich deinen Beitrag nun ein zweites Mal gelesen habe, muss ich meinen anfänglichen Eindruck ein bisschen revidieren. Hier ist jemand Routiniertes am Werk, die Sätze sind ausgefeilt, stilistisch das wohl Anspruchsvollste, das ich bisher in diesem Wettbewerb gelesen habe. Wenn es denn meinen Geschmack träfe. Beinahe klischeehaft, das moderne junge Yuppie-Pärchen versucht, den unwirtlichen Dingen des Lebens zu trotzen, und entdeckt auf unterschiedliche Weise die Bedeutung von Einsamkeit.
Ich frage mich, ob allein die Erwähnung von französischen Cinéma-du-Look-Filmen, Hesses feuilletonistischem Zeitalter oder John Irvings In One Person und The Hotel New Hampshire (logisch liest Alex das Ganze auch im englischen Original) deinen Text den Inhalt betreffend als anspruchsvoller erscheinen lässt, und ich stelle mir gerade vor, wie die Geschichte funktionieren würde, läse Alex Asterix-Comics auf Deutsch, wäre Krankenpfleger von Beruf und er und Kim schauten bis zum Umfallen Bruce-Willis-Filme mit Popcorn und Pepsi?

Sorry, liebe/r Autor/in, das ist nicht ganz mein Fall.

Ich hätte gern mehr von Dr. Pop gelesen und natürlich trägt der Queen-Song zu diesem, ich will fast schon sagen Cliffhanger am Ende bei.

Das Thema "an offenen Fenstern vorübergehen" wird im Text verwendet, du lässt es aus meiner Sicht aber eher oberflächlich einfließen. Dafür, dass es Thema sein sollte? Hm.

Die Geschichte berührt mich dennoch und zwar in diesem Abschnitt:
Zitat:
Du kannst in einem Raum voller Menschen einsam sein wie ein Astronaut, während um dich herum getanzt und geschwatzt wird. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, wenn ich hinter Maske und Schutzbrille zu lächeln versuche, um den Menschen die Angst zu nehmen, bevor wir sie für die ECMO* sedieren, bevor wir sie auf die dunkle Seite des Mondes schicken, mit einer fifty-fifty Chance, dass sie wieder auftauchen. Ich sehe ihren Blick und ich weiß, sie haben Angst. Ich weiß, das sind die einsamsten Menschen der Welt. Sie sind allein, wirklich allein und vollständig isoliert von jedem anderen Leben. Sorry, Michael Collins, nicht nur du.

Das ist die für mich stärkste Stelle im Text, weil sie Empathie ausdrückt und erkennen lässt, dass zumindest Alex etwas verstanden hat.
Andererseits gefällt mir die Überschrift nicht, außer einer Erwähnung im Text hat der Astronaut Michael Collins nichts mit der Essenz dieser Geschichte zu tun, oder? Das wäre etwas, das ich ändern würde.

Liebe Grüße,
Katinka
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d.frank
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D
Beitrag11.05.2021 02:39

von d.frank
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Das hat mich berührt, weil die Perspektive gut gemacht ist, das Zurückerzählen, das Springen zwischen diesen Zwei. Aber mittendrin ist auch viel Nebensächliches, viel intellektueller Mainstream und das vordergründige Thema ist leider auch irgendwie ausgelutscht. Es hallt halt nicht. wink

Denke aber, ich muss noch nachdenken und gegenwerten.

PS: Die Fußnote finde ich auch eher pseudointellektuell, denke, das weiß mittlerweile jeder, ob er´s will oder nicht

edit: Habe nachgedacht und dabei drei Punkte hiergelassen.
Im Vergleich mit anderen Texten ist das hier eben runder und ist ja auf gar keinen Fall schlecht! Es ist gut geschrieben und vielleicht, wenn Corona und Mainstream nicht drin vorgekommen wären, hätte das sehr viel mehr Punkte bekommen, weil, was ich oben geschrieben habe von wegen ausgelutscht - das ist es ja dann doch nicht, weil es auch eine rein menschliche Seite spiegelt.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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nebenfluss
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Beitrag11.05.2021 12:37
Re: Sorry, Michael Collins
von nebenfluss
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Dieser Beitrag meint es mal richtig ernst damit, Gefühle vermitteln zu wollen: Kims Einsamkeit; Alex' Verzweiflung; die astronautenhafte Situation der Corona-Patienten, die sowohl den Titel inspiriert als auch zwischen den beiden steht, wobei Kim, klar, es total richtig und notwendig findet, dass den Kranken geholfen wird, und dass ihr Freund Alex einer ist, der es tut; die ganze Traurigkeit des Lockdowns und des Getrenntseins auf unbestimmte Zeit. Was in Kims Fall auch damit zu tun hat, dass Alex ihr zur Annahme eines neuen Jobs geraten hat, natürlich hat er das. Alex ist so einer, der dazu rät, Entwicklungschancen zu nutzen, selbst wenn er selbst Nachteile dafür in Kauf nehmen muss. Er selbst hat eine gewisse Entscheidungsschwäche, was die Wahl seines Studienortes angeht, aber ansonsten ist er schon recht perfekt gezeichnet, immer im richtigen Moment unterhaltsam, aufbauend oder ernst, so grundlegend kultiviert - auf jeden Fall einer, mit dem man es gut aushält als Freund (und Lover), mit dem es nicht langweilig wird und den Kim deshalb vermisst, wenn sie mit sich allein nichts anzufangen weiß. Dabei ist ihr bewusst, dass sie gerade Luxusprobleme hat, aber diese Erkenntnis hat noch nie dazu beigetragen, sich besser zu fühlen, zumal die deprimierenden Ereignisse von außen kommen und sie ihnen nun mal ausgeliefert ist.
Das Bild des Vorübergehens an geöffneten Fenstern ist hier nicht in der einen, großen Idee realisiert, sondern in vielen kleinen: dem Kamera-Ausschnitt in der Videokonferenz, einer alten Dame vorm Fenster, dem Vorbeilaufen an einem Bordell und einer Phrase aus Alex' Lieblingsroman von Irving, "keep passing the open windows", die - wie ich nochmal nachgeschaut habe - so viel wie "Halte durch!" bedeutet.
Beim ersten Lesedurchgang fand ich diesen Kandidaten nicht schlecht, beim zweiten ziemlich stark, beim dritten war er mein Favorit und ist es geblieben - vor allem deshalb, weil es der eine Text ist, der mich wirklich erreicht, und zwar auf eine Art, wie ich das selbst nie schreiben würde und wahrscheinlich auch nicht könnte. Trotz der melancholischen Grundstimmung ist es auch eine angenehme oder gar beruhigende Abwechslung, zwischen all den Kaputten, Gescheiterten und Gestörten, von denen es in diesem Wettbewerb geradezu wimmelt, mal etwas über ganz normale, junge, unschuldige Menschen zu lesen, bei denen noch Hoffnung besteht, dass sie tatsächlich durchhalten und ihre Lebensträume nach "dem ganzen Mist", wie es im Text heißt, doch noch verwirklichen können.
Die Fußnote hätte ich nicht gebraucht - das ergibt sich aus der Corona-Thematik, bei Bedarf kann es die Leserschaft selbst recherchieren - aber stört mich auch nicht wirklich.


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Stefanie
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Beiträge: 1741



Beitrag11.05.2021 13:47

von Stefanie
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Eine schöne Geschichte, der leichte Coronabezug stört auch nicht, obwohl mir das Thema zum Hals raushängt.
Mir gefällt, dass du die beiden geschlechtsneutral zeigst, keine Chance, irgendwelche Klischees über männliches oder weibliches Verhalten da hineinzuinterpretieren.
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Babella
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Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag11.05.2021 20:37

von Babella
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Eine anrührende Liebesgeschichte "in Zeiten von Corona". Ich kenne das Buch von Irving nicht, musste nachschauen, was mit dem "Keep passing the open windows" gemeint ist.

So viel wie "durchhalten". Wieso dann, "keinen Scheiß machen"? Alex hält durch, bestimmt.

Das ist gekonnt umgesetzt in aktuellem Kontext.
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Raven1303
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Beitrag11.05.2021 22:02

von Raven1303
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Liebe/r Unbekannte/r,


für mich war es irgendwie anstrengend deinen Text zu lesen. Auch beim zweiten Mal.
Du ratterst da irre viel Information in sehr sehr langen Sätzen herunter.
Hier ein Beispiel:

Zitat:
Alex erzählt die Türkenstraße entlang, über den Markt bis runter zur Alten Brücke, wo Kim über das Geländer gelehnt einen Strudel findet, in den zu starren Alex‘ Erzählung komplett macht.


Das macht es mir schwer zu folgen und ich muss mich anstrengen, zum Ende hin nicht einfach zu überfliegen. Vielleicht hätte es mir geholfen, wenn zumindest die wörtliche Rede klassisch abgetrennt und in "" gewesen wäre.

Zusammengefasst: erst ist sie depressiv und hat Probleme und er ist der Sonnenschein. Dann kommt Corona und schließlich steht er auf dem Dach und will sich umbringen, während sie sich gefangen hat und Gemüse anbaut. Richtig?

Was hat das mit Michael Collins zu tun und wer ist Franny?

Zitat:
Mach was Franny tun würde, sagt Kim, morgen früh bin ich bei dir.


Inhaltlich hast du alle Anforderungen erfüllt, finde ich. Auch an "E" kann ich einen Haken dran machen.
Dein Text hat mich aber insgesamt nicht überzeugt und ich gebe anderen Geschichten den Vorzug.
Keine Punkte von mir, sorry.

Liebe Grüße
Raven


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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
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Nihil
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Beiträge: 6039



Beitrag12.05.2021 23:59

von Nihil
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Schockschwerenöte! Da dödel ich hier entspannt rum im Glauben, wenigstens alle Treppentexte bewertet und bekommentiert zu haben, da erschrecke ich: Mitnichten! Hie erstreckten sich noch unendliche Weiten aus Nichtsen und Wiedernichtsen. Jetzt schreib ich diese Einleitung und damit ist wenigstens etwas gesagt, nämlich nichts über deinen Text.

Ähem. Da suche ich nach einer sinnvollen Einleitung (noch einer?) und stelle fest, warum ich mich vor diesen Text gedrückt habe. Das ist einer meiner klaren Favoriten, aber ich habe nicht den Hauch eines Atems an meinem Fenster, wie ich das anständig beschreiben soll. Ich finde ihn schön. Dann lese ich ihn nochmal und denke mir nochmal: Den finde ich schön. Beim dritten Mal lesen konnte ich noch etwas anderes sagen: Den finde ich rund. Sogar nicht nur kreis-, sondern kugelrund. Denn tatsächlich ist das der dreidimensionalste Text im Wettbewerb, der die Figuren schön darstellt, den Konflikt schön beschreibt, und die nichtschönen Seiten einer eigentlichschönen Beziehung einfühlsam, unaufdringlich und authentisch widergibt. Die (berechtigten) Sorgen von Kim, die Opferbereitschaft von Alex, der als Intensivpfleger (?) die richtig schlimmen Fälle betreut und oft verabschieden muss. Er zerbricht an dem Leid, das er nicht draußen lassen kann, wodurch sie sich immer stärker außen vor, weil machtlos fühlt. Das ist wirklich schön. Das musste noch gesagt werden. Ach, verarsch mich, das hab ich schon? Dann eben nochmal. Das ist schön.

Leider nur Platz 3, weil die restlichen Punkte in meiner Handtasche waren. Und die hab ich beim Weltraumspaziergang verlegt. Findet sich sicher irgendwann wieder.

Oder ich schreibe einfach, dass mich der geniale Titel so neidisch gemacht hat, dass ich Punktabzug gegeben habe, haha. Aber das klingt dann doch wieder unsympathisch. Nochmal drüber nachdenken. Muss ich mir nur aufschreiben, diese Notiz eventuell später zu löschen. Aber so vergesslich bin ich ja eigentlich nicht.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag14.05.2021 19:09

von Constantine
Antworten mit Zitat

Gekünsteltes Blabla vs Story oder Style over Substance

Bonjour Inko,

es scheint ein Fluch zu sein, wenn der Zehntausender ruft und dann wird geklotzt und nicht gekleckert, leider (für meinen Geschmack, always remember, it's just my 2 cents) zu sehr, zu dick aufgetragen.

Gleich zu Beginn bleibe ich Hängen:
Zitat:
Einerseits findet Kim diese Stille märchenhaft. Gegen die untergehende Sonne blinzeln, den Amselgesängen lauschen, am Stadtrand entlang spazieren, den Geruch der Rapsfelder in der Nase. Von der anderen Seite, der Häuserreihe her, drängt Klavierspiel, Kindergekreische, der Duft von Gulasch aus den Fenstern.

Erklärt sich von selbst, wo ich hängen bleibe, oder?
Stille in Texten scheint sehr beliebt zu sein, vor allem um eine gewisse Atmosphäre oder innere Verfassung aufzubauen, aber hier geht das für mich nach hinten los: Zu viel gewollt, gleich mal mit vielen Sinneseindrücken beginnen, natürlich wohl ausgewählte, schön verpackte Eindrücke, die mich leider nicht packen.    

Und so zieht sich das durch den Text: Für mich viel Gekünsteltes, viel Luftballons und Girlanden und Konfetti und flott und virtuos und poppig, aber was mir da leider auf der Strecke bleibt: Kim und Alex. Die sind aus Plastik für mich, nicht greifbar, not real, you know wie vielleicht Dr. Pop es nennen würde.

Hier ein gutes Beispiel:
Zitat:
Wenn das Gute Alex‘ Hüpfer über den Felsensteg am Angel Point Lookout und das Nebelpicknick an God’s Window sind, die Pirouetten durch die Gemächer der Alhambra, wenn es zu Zeiten von CO2-Budgetrechnern Moselradtouren und Eifelsteigwanderungen sind... [...]

?!?!
Zu viel Lametta und Zuckerguss auf Dauer bewirkt mir hier, dass ich als Leser raus bin. Da hört sich die Autorin gerne selbst reden und vergisst mich als Leser und was sie mir von Kim und Alex eigentlich erzählen wollte. Schade.

Hier blieb ich auch hängen:
Zitat:
Die Welt schien unendlich, und jetzt ist sie zusammengeschnurrt...[...]

Katzen? schnurren? Oder schnüren wie in Schnur?

Zusammenfassend: Ordentlich geschriebener Text mit gutem Flow, Thema ist drin, ok, aber: bei all der Synthetik, dem Arthouse und dem Style bleiben mir leider Kim und Alex total uncredible auf der Strecke, die mich dann wenig interessieren.
Der Text hat es leider nicht in meine Top Ten geschafft. Es tut mir leid: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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F.J.G.
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Beitrag15.05.2021 15:25

von F.J.G.
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Guten Abend,

die erzählerische Sprache gefällt mir. Schön melodisch und durchgängig.

Was mir weniger gefällt ist dieser extreme Spielraum an Interpretationen. Stimmt, es liegt ganz bestimmt an mir – ich möchte als Leser gern "angefüttert" werden. Natürlich soll Belletristik zum Nachdenken anregen, gerade E-Texte wie die in diesem Wettbewerb vorgestellten.

Nur hier wird dieser Subtext etwas too much. Ich mag nicht als Leser selbst entscheiden müssen, wie eine Geschichte endet, aber gerade das Gefühl, dies zu müssen, hatte ich bei diesem Text. Mag sein dass dies an mir liegt. Aber ich kann nun einmal nicht an meiner Auffassungsgabe herumschrauben.

Die gesamte Ausdrucksweise in diesem Text hört sich für mich sehr, sehr professionell an, wofür der/dem Autor/-in auch Respekt gebührt, nur stören mich einfach die Schachtelsätze und die Notwendigkeit, vieles selbst zu interpretieren.

Um es kurz zu machen: Nicht meine Hutgröße – ich bin kognitiv bescheidener. Es liegt einfach daran, dass sich bei mir kein Kopfkino breitmacht, da mein Gehirn vollauf beschäftigt ist, auch nur den Zusammenhang zu erfassen. Bedaure.

Da mir jedoch die Sprachmelodie sehr zusagt, vergebe ich einen Punkt an diesen Text. Es hätten mehr sein können, würde mich das Textverständnis nicht so kognitiv herausfordern.

Liebe Grüße,
Der Kojote


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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag16.05.2021 20:22

von MoL
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Lieber Inko!

Bei Deinem Text habe ich ein bisschen mit mir gerungen. Ich bin ja immer eine der Ersten, die sich beschwert, wenn ein Text die Vorgaben nicht eingehalten hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige genau das über Deinen Text sagen werden: kaum offene Fenster, also keine Punkt.
Formal richtig, sehe ich aber das Fenster überall. Und das haut rein!
"Keep passing the open windows" ist ein Satz, den ich erst einmal googlen musste. Glück für Dich, dass das heutzutage möglich ist, denn ohne den Hintergrund dieses Satzes zu erfahren, hätte ich sicher anders entschieden.

Ich finde es unglaublich, wie sehr alles auf diesen einen Satz zusteuert; fast finde ich es schade, dass Du die Geschichte nicht mit ihm hast enden lassen, ich denke, das Ende käme dann noch einen Tacken stärker rüber.

Toller Text, toll, wie sehr sich die Spannung bzw. das mulmige Gefühl nach und nach aufbaut. Man leidet so sehr mit! Verrätst Du mir, ob Alex es schafft? Habe nämlich kein gutes Gefühl...

Sei es, wie es sei, ich sehe die Fenster-Vorgabe grandios umgesetzt, weil sich eben dieses "Keep passing" wie ein (blut-)roter Faden durch den gesamten Text zieht, das ist Wegweiser und Ziel zugleich.

Schöne Sache also, das ergibt bei mir Platz Nummer 5!


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anderswolf
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Beitrag17.05.2021 16:21

von anderswolf
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Da nich für. Oder: 👏

Ab "Andererseits" spätestens wirft sich dieser Text in Siegespose und sollte nur aus einem einzigen Grund keine 12 Punkte bekommen: Ich wollte doch diesmal gewinnen. Andererseits ist das hier Pop und Gegenwartsliteratur, große Debatte auf kleinem Raum, verkleidet als Liebesgeschichte mit zwei psychisch angespannten Protagonistys; und das letztere ist überhaupt der Knaller, denn diese Geschichte ist so explorativ-experimentell genderneutral geschrieben, dass ich eigentlich schon fast rufen will: Menno, das auch noch?!
Uneigentlich aber war das ab dem ersten "Kim" klar (warum sonst sollte d. Protagonisty so heißen), und also suche ich eigentlich-eigentlich ab dem dritten Satz nach verräterischen Personalpronomen, aber natürlich sind da keine, weil d. Autory natürlich weiß, wie's geht.
Die Geschichte selbst besteht aus vielen kleinen und großen Fenstern in das und zunehmend die Leben von Kim und Alex, die sich vor längerer Zeit auf größerer Reise zusammengefunden haben und die nun, da die Welt immer enger wird und sie immer näher aneinanderdrängt, immer mehr von den Fliehkräften des zwingenden Alltags erfasst und auseinandergetrieben werden. Und während Kim (auch dank Dr. Pop) einigermaßen klarkommt mit den Abgründen des Lebens (oder einfach nur lange und oft genug überlebt hat, um ein wenig mehr Resilienz aufgebaut zu haben), steht Alex krass nah am eigenen Abgrund und kämpft sehr damit, nicht hinein- und hinabzufallen.

Das ist in einem Tonfall geschrieben, der schwankt zwischen Hoffnung und Melancholie, die Sprache macht sich dabei nicht groß, liest sich aber großartig, ist krass nah am Pathos manchmal, bleibt dabei aber stets nüchtern genug, um nicht hinein- und hinabzufallen.

Außerdem: Irving, Collard (und die wichtigste übersehene Frage dieser Pandemie), und so überraschend vieles, das mir aus eigener Denkung oder Anschauung so bekannt vorkommt, und auch wenn es vielleicht auch anderen Menschen so geht, erschreckt mich das ein bisschen.  

Naja. Wie gesagt will ich hier eigentlich keine 12 Punkte geben, weil ich ja eigentlich gewinnen wollte, aber ich habe eigentlich-eigentlich ja allein schon dadurch gewonnen, dass ich hier den einen Text gefunden habe, auf den ich (zumindest aus jetziger Perspektive) immer wieder verweisen kann, wenn ich erklären soll (was quasi täglich vorkommt), was denn nun dieses E sein soll. Insofern wiederhole ich mich gerne: 👏
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marinaheartsnyc
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 31
Beiträge: 137



Beitrag17.05.2021 18:03

von marinaheartsnyc
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Ich finde den Text sehr schön geschrieben und auf jeden Fall E-Literatur. Trotzdem gab es leider ein paar Texte, die mich noch ein bisschen mehr überzeugt haben.

_________________
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- Rumi
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.05.2021 22:28

von Jenni
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Ein Paar in Fernbeziehung während der Pandemie, mit schweren Zeiten und dunklen Gedanken immer mal wieder, denn nicht nur Michael Collins kannte die Einsamkeit. Das ist schön erzählt, treffende Themen, heutige Menschen, schöne aber unaufgeregte Sprache, jetzt-aktuell aber auf nicht so aufdringliche Art. Selbst dieser Kunstgriff mit Kim und Alex, die dank unisex-Vornamen und fehlender Pronomen geschlechtslos bleiben, nur wegen der HIV-Thematik kommen sie mir mal männlich-homosexuell vor und wegen der Nutte, im Bewusstsein, dass ich damit genau das thematisierte Framing bestätige(n soll), ist irgendwie gelungen, obwohl ich sowas oft gar nicht mag, so ein Vorgeführtwerden als (vor)urteilender Leser.
Doch ja, gefällt mir gut, der Text, das ist schon, was ich gerne lesen möchte. Muss ich jetzt noch über Fenster nachdenken? Da kommen einige vor, aber darum kann es ja nicht gehen. „An offenen Fenstern vorbeigehen“ kann man metaphorisch natürlich in manches interpretieren, was der Text behandelt, in die Möglichkeiten, die man früher für selbstverständlich nahm und die jetzt verschlossen sind z.B., oder in die Einsamkeit durch Individualisierung, das Innen und Außen.
Punkte, letztlich 12, für den Ton auch, den ich einfach mag.
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag17.05.2021 23:06

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

cool, Saarbrücken als Schauplatz, hat man auch nicht so oft. Dann hätte ich Norbert und co. ja doch ins "Kurze Eck" pflanzen können. Du rollst das Feld nochmal so ein bisschen von hinten auf, jetzt, nach dem zweiten Lesen. Nicht wegen Alter Brücke, Nauwieser Viertel und so … Also, eigentlich wollte ich, ehrlich gesagt, weder etwas über Corona oder Vergleichbares schreiben noch lesen, aber es sind dann doch diese Momente, so viel Trauriges und zutiefst Menschliches, aber auch Funken von Hoffnung, die mich an Dir hängenbleiben lassen. Und dass man nicht ins All muss, um einsam zu sein bzw. sich einsam zu fühlen.

Klasse Stelle:

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Die Welt schien unendlich, und jetzt ist sie zusammengeschnurrt, auf den Homeofficerechner in der Zweizimmerwohnung, den Weg zum Edeka und die tägliche Runde ums Wohngebiet, immer die volle Wegbreite zwischen sich und den Entgegenkommenden und vereinzelte Blicke auf anderes Leben: Tapeten, Bilder, Schränke, Blumenvasen, Stuhllehnen, ein Winken aus der Küche, ein gerade noch zugezogenes Handtuch im offenen Badezimmerfenster.


Das Drumherum zwischen Kim und Alex ist mir ein bisschen viel Füllstoff, auch wenn es wohl den Alltag bebildern soll und wie man in Pandemiezeiten damit umgeht, denke ich. Aber im Kern eine sehr gute Sache. Meine neue Nummer drei, sorry, anderer Text, der bis eben noch auf 3 war. EDIT: Am Schluss doch noch auf Platz 4 abgerutscht. Grmpf, Sorry Autor von "Sorry Michael Collins". Aber immer noch ein schöner Platz.

Herzlichst
Silke
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Gast







Beitrag18.05.2021 11:29

von Gast
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Aus Zeitgründen muss ich mich auf das Kommentieren meiner zehn Favoriten beschränken, und unter der Vielzahl der Texte hat es dieser nicht in meine (höchst subjektiven) Top Ten geschafft.
Dennoch vielen Dank fürs Lesendürfen!
LG
DLurie
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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 44
Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag18.05.2021 15:15

von Kiara
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Bildgewaltig, das ist das Wort, das mir nach der Lektüre deines Textes am ersten eingefallen ist. Schön geschrieben, du verstehst es, die richtigen Worte zu finden. Ich gebe dir 3 Punkte.

_________________
Zum Schweigen fehlen mir die Worte.

- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023)
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nicolailevin
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Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag20.05.2021 09:44

von nicolailevin
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Kim und Alex. Alex jobbt als Intensivpfleger. Kim ist depressiv, und Alex steht vorm Burnout. Sie überlegt, ob sie ein Jobangebot in der Ferne annehmen soll …

Ich mag die lakonische Art, wie die Liebesgeschichte erzählt wird, und ich finde mich auch in den Alltagssituationen gut wieder. Die Idee, Leute über die Bücher und Filme, die sie ansehen, zu beschreiben, das funktioniert hier gut für meine Begriffe. Es klingt vertraut und wahr und ist dennoch nicht generisch und auch ganz anders als bei mir selbst. Gefällt mir. Auch die unsentimentale Art, wie Kim ihre Depression und ihren Kampf dagegen beschreibt, hat was. Erfreulich unweinerlich, aber immer glaubhaft.

Das ganze Corona- und Intensivmedizinsetting wirkt dagegen auf mich ein bisschen aufgesetzt und gewollt.

Dann ist es mir auch zu konfus, was die Geografie angeht: All die kanadischen oder US-Orte, die mir um die Ohren fliegen. Und zurück in Europa wird’s nicht wirklich besser: Wer wohnt jetzt wo? Erst Saarbrücken, dann „irgendein Wohngebiet“ – aber zusammen? – und dann Kims Umzug? Das ist mir überkomplex (und eigentlich unnötig), lieber hätte ich mehr über die beiden erfahren. Und die offenen Fenster sind mir auch zu gewaltsam reingepresst in die Story. Die könnte gut ohne die Fenster auskommen …

Am Ende ganz knapp in den Punkten.
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Michel
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Beitrag20.05.2021 10:24

von Michel
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Noch habe ich nicht so viele Geschichten hier geschafft. Aber das ist im Moment mein Favorit.

Da stimmt einfach so vieles. Die Sprache, die nicht überkompliziert ist, sondern klar, ohne zu simplifizieren. Die Charaktere, die nur angerissen sind wie auf dem Probezeichenblock und dann auf einmal Farben bekommen. Die Situation, die wir alle kennen und die hier auf einmal von außen betrachtet werden kann - Wiedererkennen und Distanzieren. Die Dramatisierung, das offene Ende – ganz viel existenzielles Drama mit ganz wenigen Worten.
Mit einem Wort: Gelungen.


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