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Koubert Wortedrechsler
Beiträge: 80
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05.05.2021 09:13 Autor:in UND Lektor:in in einem? von Koubert
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Hallo in die Runde,
in einer Schreibfortbildung, die ich bereits vor einiger Zeit besucht habe, saßen einige Teilnehmerinnen, die sowohl als Lektorin als auch als Autorin tätig waren. Ich fand das im Grunde ganz spannend, frage mich aber, ob das eigentlich auch Nachteile hat.
Meint ihr, das funktioniert?
Wird man von anderen Autoren/Autorinnen eher mehr angenommen oder eher weniger?
Würdet ihr eher einen Lektor/eine Lektorin kontaktieren, der/die auch schreibt? Oder wäre das eher ein Ausschlusskriterium?
Ich finde das ganz spannend, kann mich aber selbst nicht entscheiden, wie ich dazu stehe.
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3210 Wohnort: Frankenberg/Eder
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05.05.2021 09:38
von Taranisa
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Die freie Lektorin, die halbjährlich Schreibwochenenden über die VHS anbietet (sofern diese wg. C stattfinden dürfen), schreibt selbst. Sie gibt ihre Texte einer befreundeten Lektorin, da auch sie, wie wir alle, nicht vor "Betriebsblindheit" gefeit ist. Vermutlich achtet sie von vorneherein bei sich selbst auf bestimmte Dinge und weiß im Hinblick auf Texte anderer z.B. auch, wie viel Arbeit hinter einem Manuskript steckt, daher bin ich der Meinung, es ist eher ein Vorteil.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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05.05.2021 09:48
von Stefanie
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Das scheint recht verbreitet zu sein.
Bemerkenswert finde ich, dass die alle ihre eigenen Sachen einer anderen Lektorin (oder einem Lektor) geben.
Die Hobbyschreiber, die meinen, sie wären gut genug und bräuchten kein Lektorat, sollten sich da ein Beispiel dran nehmen.
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2821
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05.05.2021 10:55
von Maunzilla
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Ich finde, es ist Sache der Verlegenden Lektorierende zu beschäftigen und nicht des Auctorierenden.
Ich habe mich sogar selbst in Neusprech weitergebildet und brauche auch da keine Hilfe mehr.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Koubert Wortedrechsler
Beiträge: 80
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05.05.2021 10:59
von Koubert
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@Maunzilla: Im erwähnten Fall waren die Kurskolleginnen entweder tatsächlich als Freelancer für Verlage tätig, für die sie zum Beispiel Manuskriptgutachten erstellten, oder sie lektorierten für Selfpublisher.
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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05.05.2021 11:23
von Bananenfischin
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Ich kann von mir (seit 2012 freiberuflich als Autorin und Lektorin/Korrektorin tätig) berichten, dass es weder von Verlagen noch von Selfpublisher:innen je irgendwelche Vorbehalte gab, weil ich auch Autorin bin. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Meine Bücher werden von Verlagslektor:innen bearbeitet, aber wenn ich selbst auf die Suche gehen müsste, würde ich die Qualität der Dienstleistung immer an einigen Probeseiten testen; ob die Lektorin auch schreibt, wäre mir relativ egal. Wenn überhaupt, sähe ich eher einen Vorteil darin.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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DerAndreas Leseratte
D
Beiträge: 189
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D 05.05.2021 11:56
von DerAndreas
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Stefanie hat Folgendes geschrieben: | Das scheint recht verbreitet zu sein.
Bemerkenswert finde ich, dass die alle ihre eigenen Sachen einer anderen Lektorin (oder einem Lektor) geben.
Die Hobbyschreiber, die meinen, sie wären gut genug und bräuchten kein Lektorat, sollten sich da ein Beispiel dran nehmen. |
Es gibt dafür sogar einen Psychologischen Fachbegriff, auch wenn ich grade nicht mehr darauf komme, wie er war. Jedenfalls beschreibt er das Phänomen, dass Menschen, die nur wenig von einem Thema wissen, dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu überschätzen, während Kompetente Leute sich tendenziell eher schlechter einschätzen, als sie sind.
Das liegt daran, dass ein ungebildeter nicht abschätzen kann, was er alles nicht weiß, während der Gebildete das kann.
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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05.05.2021 12:05
von Stefanie
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DerAndreas hat Folgendes geschrieben: |
Es gibt dafür sogar einen Psychologischen Fachbegriff, auch wenn ich grade nicht mehr darauf komme, wie er war. Jedenfalls beschreibt er das Phänomen, dass Menschen, die nur wenig von einem Thema wissen, dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu überschätzen, während Kompetente Leute sich tendenziell eher schlechter einschätzen, als sie sind.
Das liegt daran, dass ein ungebildeter nicht abschätzen kann, was er alles nicht weiß, während der Gebildete das kann. |
Meinst du den Dunning-Kruger-Effekt?
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2821
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05.05.2021 12:26
von Maunzilla
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Ich weiß nicht, ob man darin einen Mangel an Bildung oder Fachwissen oder schlicht unterschiedliche Intentionen erkennen kann.
Wer das Schreiben als Kunst oder Steckenpferd betrachtet, wird entweder nicht wollen, daß sein Werk von Fremden verfälscht oder beinträchtigt wird, oder hat schlichtweg kein Interesse daran, viel Geld für eine Dienstleistung auszugeben, das er nach aller Voraussicht niemals wieder einnehmen wird.
Wer hingegen in klarer Gewinnerzielungsabsicht schreibt, wird selbstverständlich (nach kluger Kalkulation) sich der Dienste einer Fachkraft bemühen, die durch kompetente Mitwirkung die Verkäuflichkeit des Produktes zu befördern weiß.
Ob das Lektorierende auch selber schreibt, erscheint mir in fachlicher Hinsicht unerheblich. Im persönlichen Umgange hingegen mag es hülfreich sein, da es sich dann besser in das Auctorierende hineinversetzen und taktvoller auf Unzulänglichkeiten hinzuweisen vermag.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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05.05.2021 13:05
von Stefanie
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Das Werk wird durch den Lektor nicht verfälscht. Er macht nur Vorschläge, wie es seiner Meinung nach besser werden würde.
Die Autorin entscheidet, ob sie die annimmt oder nicht.
Wenn das Lektorat halbwegs etwas taugt, ist die überwältigende Mehrheit der Vorschläge gut.
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fancy Schmuddelkind
Alter: 64 Beiträge: 2758 Wohnort: Im sonnigen Süden
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05.05.2021 15:52
von fancy
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Ich bin auch als Lektorin tätig. Die meisten "meiner" Autoren halten es für einen Vorteil, dass ich im selben Genre schreibe.
Meine eigenen Geschichten und Romane kann ich nicht lektorieren. Die habe ich zu oft gelesen, als dass ich noch Fehler finden könnte.
Klar, klopft man die eigenen Texte auf Hilfsverben und Füllworte, Wortwiederholungen usw. ab, aber das ist halt nicht alles.
Liebe Grüße
fancy
_________________ Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)
https//mlpaints.blogspot.com |
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Abby Overdevest Schneckenpost
A Alter: 29 Beiträge: 9
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A 05.05.2021 19:49
von Abby Overdevest
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Hi Koubert,
ich könnte meine Geschichte mit gutem Gewissen einem Lektor (ich nehme mal nur die männliche Version, sonst muss ich immer mit Sternchen oder Strichen arbeiten) geben, der auch selbst aus Autor tätig ist. Ich gebe meine Geschichten ja auch anderen (Hobby-)Autoren, um zu schauen, was sie verbessern würden, wo sie etwas nicht nachvollziehen konnten oder etwas besonders gut fanden. Das sind ja meistens auch Leute, die selbst gerne lesen und natürlich selbst viel schreiben, was kein Lektorat ersetzt, das ist klar. Wer sich aber ein bisschen weiterbildet (und seien es "nur" Blogs oder YouTube-Videos oder ein Buch), der kann schon mal einen halbwegs guten Eindruck zum Buch geben. Wer das Genre ohnehin kennt, weiß auch eher, worauf man achten sollte. Für mich wäre die Mischung aus Autor und Lektor also kein Grund, jemanden nicht als Lektor zu beauftragen. Die Chemie muss eben stimmen Das ist manchmal viel schwieriger.
LG Abby
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Meanwhile in Canada Gänsefüßchen
M Alter: 48 Beiträge: 48 Wohnort: Oakville, Ontario, Kanada
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M 06.05.2021 03:47 Re: Autor:in UND Lektor:in in einem? von Meanwhile in Canada
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Hi, hier fühle ich mich als Ex-Lektorin und Möchtegern-Autorin gleich mal angesprochen ...
Im Ernst - ich habe über 20 Jahre lang freiberuflich als Lektorin gearbeitet und nebenher auch immer mal wieder was geschrieben, das allerdings meistens nur für mich selbst. Schreiben war aber immer meine eigentliche Leidenschaft, und jetzt möchte ich einen fertigen und gerade in der x-ten Überarbeitungsphase befindlichen Jugendroman veröffentlichen.
Der einzige Nachteil, den ich für mich selbst sehe, ist, dass ich Schwierigkeiten habe, "einfach nur" zu schreiben. Die innere Lektorin sitzt immer dabei, linst mir über die Schulter und kritisiert. Gleichzeitig würde ich meine Texte aber auch *immer* gegenlesen lassen. Ich habe hier im Forum ganz großartige Hinweise bekommen (die meiner inneren Lektorin gezeigt haben, dass sie gar nicht so arrogant zu sein braucht), und unter meinen Testlesern ist auch eine Lektorin.
Für meine "Kunden", also die, die mich als Lektorin anheuern, sehe ich eigentlich nur Vorteile. Vor allem kann ich ihre Beziehung zum Text nachvollziehen, da ich selbst schreibe. Daher auch als Entgegnung auf die oben erwähnten Vorbehalte, ein Lektor könnte den Text verfälschen: Das oberste Prinzip meiner Lektoratsarbeit ist der Respekt vor dem Text. Es bleibt immer der Text der Autor:in, es wird nie meiner. Ich mache Vorschläge zur Verbesserung, die ich auch gern begründe, aber letztlich bleibt es die Entscheidung der/des Autor:in, sie anzunehmen. Um es mal poetisch auszudrücken: Ich sehe mich beim Lektorat als eine Art Juwelierin, die einen Diamanten poliert. Der Diamant war schon vorher da, ich bringe ihn nur dazu, besonders schön zu glitzern.
Ich denke, ein:e Lektor:in, die selbst auch schreibt, kann mehr Empathie für die/den Autor:in aufbringen. Aber vielleicht idealisiere ich da auch ...
Grüße,
S.
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Koubert Wortedrechsler
Beiträge: 80
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06.05.2021 08:49
von Koubert
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Danke für all die Antworten! Ich finde das ganz spannend. Im Grunde scheinen ja fast alle eher Vorteile in dieser Kombi zu sehen. Ich denke das im Grunde auch - beide Seiten zu kennen, kann sowohl für Autor:in als auch für Lektor:in sehr von Vorteil sein.
Interessant ist in diesem Zusammenhang noch die Sicht eines Außenstehenden, ich habe nämlich gestern auch im echten Leben mit (nicht schreibenden) Freunden über die Frage gesprochen.
Einer meinte da tatsächlich, dass er nicht gern eine Lektorin oder einen Lektor beschäftigen würde, der oder die auch als Autor:in tätig sei. Seine Begründung: Wenn diese Person als Lektor:in wirklich so gut wäre, dass sie ein Manuskript "veröffentlichungsreif" machen kann und zum Erfolg bringt, warum nutzt diese Person die eigene Arbeitskraft nicht ausschließlich für die eigenen Projekte und hat dann damit Erfolg, statt zu einem oft bescheidenen Stundensatz andere dort hin zu bringen?
Ich möchte betonen, dass das nicht meine Meinung ist. Besagter Freund ist generell ein ziemlicher Zyniker
Davon mal abgesehen müsste seine Aussage dann aber ja für Lektorierende ganz allgemein gelten, und da wird es dann absurd.
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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06.05.2021 09:43
von Stefanie
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Koubert hat Folgendes geschrieben: | Einer meinte da tatsächlich, dass er nicht gern eine Lektorin oder einen Lektor beschäftigen würde, der oder die auch als Autor:in tätig sei. Seine Begründung: Wenn diese Person als Lektor:in wirklich so gut wäre, dass sie ein Manuskript "veröffentlichungsreif" machen kann und zum Erfolg bringt, warum nutzt diese Person die eigene Arbeitskraft nicht ausschließlich für die eigenen Projekte und hat dann damit Erfolg, statt zu einem oft bescheidenen Stundensatz andere dort hin zu bringen?
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Der Freund ist mit dem Phänomen der Betriebsblindheit nicht vertraut.
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Koubert Wortedrechsler
Beiträge: 80
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06.05.2021 10:09
von Koubert
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Stefanie hat Folgendes geschrieben: |
Der Freund ist mit dem Phänomen der Betriebsblindheit nicht vertraut. |
Wohl wahr
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Natalie2210 Klammeraffe
N Alter: 37 Beiträge: 583
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N 06.05.2021 14:14
von Natalie2210
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Zitat: | Wenn diese Person als Lektor:in wirklich so gut wäre, dass sie ein Manuskript "veröffentlichungsreif" machen kann und zum Erfolg bringt, warum nutzt diese Person die eigene Arbeitskraft nicht ausschließlich für die eigenen Projekte und hat dann damit Erfolg, statt zu einem oft bescheidenen Stundensatz andere dort hin zu bringen? |
Das ist schon sehr zynisch denn abgesehen, von der Betriebsblindheit, wie Stefanie schreibt, könnte man auch sagen, dass dein Freund gerne liest und sich so fürs Lesen bezahlen lässt noch dazu ganz neue Romane, die noch keiner kennt.
(ich weiß schon, dass lektorieren mehr ist als lesen. aber als plakative Antwort für jemand Außenstehenden geht's schon )
lg,
Natalie
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2821
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06.05.2021 15:31
von Maunzilla
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Die Aussage ist nicht zynisch, sondern durchaus berechtigt, zeugt aber von einer falschen Betrachtungsweise. Die Antwort ist wie immer in diesen Fällen (Wieso unterrichtet jemand Musik, statt selber Konzerte zu geben? usw.):
Um Werke zu erschaffen, muß man kreativ sein und Ideen haben; um Fehler in Werken zu finden, muß man die Technik beherrschen. Ein Lektor muß kein guter Autor sein, er muß das Handwerk beherrschen und den Markt bzw. die Erwartungen der Käufer kennen. Wer als Schriftsteller viel Geld verdienen will, muß nicht unbedingt gute Bücher schreiben, sondern solche, die möglichst viele Leute kaufen wollen. (Und zuallererst natürlich ein Verleger kaufen will.)
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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