18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Rechtschreibung, Grammatik & Co
Ist das ein erweiterter Infinitiv im Sinne einer nötigen Kommasetzung?

 
 
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag06.05.2021 21:34
Ist das ein erweiterter Infinitiv im Sinne einer nötigen Kommasetzung?
von Fistandantilus
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Klar: Er bedeutete mir zu schauen.

Klar: Er bedeutete mir, durch das Fernrohr zu schauen.

Unklar: Er bedeutete mir (,) hindurchzuschauen.

Gilt so etwas als erweiterter Infinitiv und erfordert ein Komma?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag06.05.2021 21:49

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Ob er zwingend ein Komma erfordert, kann ich nicht genau sagen. Ich würde es hier (Satz allein, wie er da steht) setzen, aber es kommt auf den Zusammenhang an. Was immer hilft, ist die Sprachmelodie. Lies dir den Satz laut vor. Würdest du eine kurze Sprechpause machen, um den Satz für deinen Zuhörer deutlicher zu gliedern, würde ich im schriftlichen auch ein Komma setzen. Kommata sind ja nicht für die Regeln da, sondern um Sätze sinnvoll zu gliedern und ihren Sinn verständlicher zu machen. Beispiel:
"Er gab mir das Fernglas und bedeutete mir hinduchzuschauen." würde ohne Gliederungspause gehen, weil der Satz unkompliziert ist und der Zusammenhang ohne Pause deutlicher ist.
Bei "Er tippte noch einmal auf das Fernglas und bedeutete mir, hinduchzuschauen, wobei ich meinen Blick auf den Berggipfel richten sollte." würde ich das Komma setzen, weil der Satz verschachtelter ist. Also wie gesagt, würde ich in solchen Fällen eher nach Sprachgefühl denn nach Grammatikregeln entscheiden.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag06.05.2021 21:56

von Fistandantilus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

V.K.B. Danke für Deine Antwort.

Bei rein optionalen Angelegenheiten lasse ich mich auch immer durch die Sprachmelodie leiten. Mir geht es aber tatsächlich um das "zwingend" (vorgeschrieben). Ich hatte so einen Fall schon öfters, und habe dann rein aus Gefühl das Komma gesetzt oder nicht. Aber vielleicht weiß jemand, ob es eine definitive Regel dazu gibt (auch wenn diese besagen sollte, dass es eben optional ist).
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Bernd
Wortedrechsler
B

Alter: 54
Beiträge: 52



B
Beitrag06.05.2021 22:00

von Bernd
Antworten mit Zitat

Sicherheit gibt der Duden. Er listet das Wort »hindurchschauen«, also erübrigt sich die Frage, ob es sich um eine Erweiterung des Infinitivs handelt. Das Komma ist nicht zwingend.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag06.05.2021 22:06

von Fistandantilus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bernd: Danke für Deine Antwort.

Mir ist schon klar, dass der Duden das Wort "hindurchschauen" listet. Das wäre einfach. Meine Frage ist, ob die Form "hindurchzuschauen" den einfachen Infinitiv erweitert oder nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag06.05.2021 22:15

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Zitat:
Mir geht es aber tatsächlich um das "zwingend" (vorgeschrieben)
Wer zwingt dich denn, da ein Komma zu setzen oder nicht? Was ist denn die "einzig korrekte Sprache" und wer legt das fest? Es gibt Konventionen, und in den meisten Fällen ist es sinnvoll, sich daran zu halten, um lesbar und verständlich zu bleiben. Aber "Schriftsteller" "stellen" doch die "Schrift" und damit die Sprache. Wir haben die Lizenz, uns über jede Konvention hinwegzusetzen. Aber sollten das nur tun, wenn wir einen Grund dafür haben und einen besonderen Sinn darin sehen, sonst würde es schnell zu befremdlich werden (oder wäre dann so Avant-Garde, dass es kaum noch jemand lesen will). Grammatik-Lehrbücher helfen, eine Sprache und ihre Konventionen zu lernen, wenn man unsicher ist. Wenn man die Sprache aber bereits beherrscht, darf man manches auch anders sehen, als Regelwerke das tun. Beispiel (und die Diskussion hatten wir hier kürzlich): Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache sagen, ein Satz mit "nachdem" erfordert zwingend einen Zeitwechsel der Verbform zur Vorvergangenheit. Diese Meinung teilt aber kein Schreibender, denn er kann ganz schnell Beispiele finden, wo etwas ohne Zeitwechsel besser klingt. Auf Grammatikbücher würde ich nur dann zurückgreifen, wenn mich das eigene Sprachgefühl im Stich lässt. Alles Weitere kann man dann mit seinem Lektor diskutieren. Und auch da hat der Schriftsteller das letzte Wort.

Der Duden gibt auch nur einen Standard wieder und ist nicht absolut. Vielleicht ist er das für die Korrektur von Deutscharbeiten im Abitur, aber nicht in der Literatur.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag06.05.2021 22:32

von Fistandantilus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Auf Grammatikbücher würde ich nur dann zurückgreifen, wenn mich das eigene Sprachgefühl im Stich lässt. Alles Weitere kann man dann mit seinem Lektor diskutieren. Und auch da hat der Schriftsteller das letzte Wort.


Ich bin da vielleicht ein Pfennigfuchser, aber ich versuche, nach den Regeln zu schreiben, in denen ein Buch nach einem ordentlichen Korrektorat bei einem Verlag veröffentlicht würde. Ich glaube nicht, dass man in "Duden-Fragen" als Schriftsteller das letzte Wort hat. In Deinem angeführten Beispiel mit dem Zeitwechsel mag man durchaus einige Freiheiten haben, aber doch nicht bei Rechtschreibung und Grammatik. Außer es ist optional, womit wir wieder bei meiner Frage gelandet wären. Smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Bernd
Wortedrechsler
B

Alter: 54
Beiträge: 52



B
Beitrag06.05.2021 22:38

von Bernd
Antworten mit Zitat

Eine Erweiterung ist dann gegeben, wenn zum Infinitiv ein Wort dazukommt. Wenn »hindurch« als Präfix des Kompositums »hindurchschauen« fungiert, bleibt in deinem Satz kein Wort übrig, das eine Erweiterung darstellen könnte. Deine Frage ist also beantwortet.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag06.05.2021 22:42

von Fistandantilus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bernd, ich danke Dir ganz herzlich!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag06.05.2021 22:53

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Die alten Regeln sind in dieser Hinsicht klarer gewesen. Inzwischen "darf" man fast alles.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag06.05.2021 22:54

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Zitat:
aber doch nicht bei Rechtschreibung und Grammatik
Klar hat man die, zum Beispiel bei Wortspielen oder der Wiedergabe von Dialekt. Wie gesagt, es muss einen Sinn haben und darf nicht "einfach nur so" sein. Wenn ich mich zum Beispiel auf einem aus Blakes Gedicht entsprungenen Tyger beziehe, kann ich den gemäß einer alten Schreibweise auch heute noch mit Y schreiben, um ihn von der nicht überglorifizierten Großkatze im Zoo zu unterscheiden. Oder ich kann einen Anthro-Bären in einem Kinderbuch Bärthold nennen, auch wenn jede Konvention sagt, den Namen gibt es nicht mit "ä". Verletzungen von Grammatikregeln werden übrigens von Dichtern mit großer Häufigkeit begangen, besonders was Wortstellungen angeht. Und in der e-Literatur gilt bei Kurzgeschichten auch oft: Redezeichen sind was für Anfänger.

_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag06.05.2021 23:15

von Fistandantilus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Die alten Regeln sind in dieser Hinsicht klarer gewesen. Inzwischen "darf" man fast alles.


Ach, diese blöde Rechtschreibreform. Letztlich ist man dann doch bei vielen Sachen zurückgerudert, was die "empfohlene Schreibweise" betrifft, und hat die Leute damit völlig unnötig verunsichert. Beispielsweise dieses leidige Getrennt- oder Zusammenschreiben. Früher völlig sinnvoll "achtgeben", dann das furchtbare "Acht geben", und wieder zurück. Jetzt darf man beides, Hauptsache, es ist phonetisch erkennbar, würg!

Das Einzige, was ich gerne übernommen habe, ist die Änderung von "daß" zu "dass". Aber diese Variante folgt auch den sonstigen alten Regeln von schnell- und langgesprochenem "Doppel-S".
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6399
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag07.05.2021 06:25

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Die alten Regeln sind in dieser Hinsicht klarer gewesen. Inzwischen "darf" man fast alles.


Dem stimme ich zu.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Bernd
Wortedrechsler
B

Alter: 54
Beiträge: 52



B
Beitrag07.05.2021 14:12

von Bernd
Antworten mit Zitat

Wenn ich einen Text lektoriere, ist es für mich angesichts der richtigen Varianten wichtig geworden, den Text auf eine einheitliche Verwendung der Varianten zu überprüfen. Wer als Autor alles richtig macht, aber innerhalb des Spielraums variiert, der verwirrt den Leser. Ich prüfe außerdem für jeden Text, welche Art von Variante zum Stil des Autors passt. Das bedeutet Extraarbeit. Schön finde ich die neue Dudenwelt nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6399
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag07.05.2021 14:46

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Nun ja, Bernd, ich hab mich jetzt dran gewöhnt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6477
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag07.05.2021 15:07

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Die alten Regeln sind in dieser Hinsicht klarer gewesen. Inzwischen "darf" man fast alles.

Früher war mehr Lametta.


Fistandantilus hat Folgendes geschrieben:
die Änderung von "daß" zu "dass". Aber diese Variante folgt auch den sonstigen alten Regeln von schnell- und langgesprochenem "Doppel-S".

Nein, tut sie nicht. Der relevante Unterschied ist nicht im /s/, sondern im vorausgehenden Vokal. Langer, gespannter versus kurzer, ungespannter wie etwa "Hüte" versus "Hütte" oder aufs /s/ bezogen "rußen" versus "Russen oder "Maße" versus "Masse". Phonologisch gesehen kennt das Deutsche keine langen und kurzen Konsonanten, im Gegensatz zum Beispiel zum Finnischen. Wie die Kombination aus Vokal und folgendem Konsonanten dann tatsächlich phonetisch und artikulatorisch realisiert werden, ist natürlich komplizierter. Darüber könnte man eine Magisterarbeit schreiben. Was ich in der Tat getan habe, vor langer Zeit.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6399
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag07.05.2021 16:02

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Soweit ich es in Erinnerung habe, wird das Wort "Matti" im Finnischen nicht schneller gesprochen, sondern jeder Konsonant einzeln.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag07.05.2021 16:10

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Soweit ich es in Erinnerung habe, wird das Wort "Matti" im Finnischen nicht schneller gesprochen, sondern jeder Konsonant einzeln.
Nee, nicht ganz. Das kann man als Nicht-Finne zur Annäherung so machen, aber die können tatsächlich ein langes t oder ein langes k aussprechen. Mir sagte mal ein Finne scherzhaft, man brauche dafür finnische Gene.  Glaub ich sofort, nach all meinen fehlgeschlagenen Versuchen, ihm was korrekt nachzusprechen.

Perkele! Hinter die Sauna mit dem Pack!
Was ich, liebe Finnen, falls hier welche mitlesen, jetzt natürlich nicht ernst gemeint habe. Cooles Land, ich würde gerne mal hinziehen, wenn ich diese verdammte Sprache dafür nicht lernen müsste. Übrigens sind wir Deutschen da pragmatischer, wir brauchen nur eine Ecke, um die man jemanden bringt, um ihn ganz loszuwerden. Dafür habt ihr aber das uns um Welten überlegene Bildungssystem. Und Religionslehrer, die selbst nicht religiös sein müssen. Und schönere Landschaft (abgesehen von den Mücken), gefühlt nettere Leute und spannenderes Autofahren durch ständiges Rentier-Ausweichen-Müssen.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag07.05.2021 17:19

von Fistandantilus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Der relevante Unterschied ist nicht im /s/, sondern im vorausgehenden Vokal. Langer, gespannter versus kurzer, ungespannter wie etwa "Hüte" versus "Hütte" oder aufs /s/ bezogen "rußen" versus "Russen oder "Maße" versus "Masse".

Da hast Du natürlich recht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2284
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag07.05.2021 18:48

von Pickman
Antworten mit Zitat

Sprachmelodie? - Leute, das könnt Ihr besser.

In der 24. Aufl. vom alten Konrad steht das Folgende: "K 116. Infinitivgruppen kann man durch Kommas[s] abtrennen,, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen oder um Missverständnisse auszuschließen (vgl. aber K 117) (...)." Rot im Original, weil neu.

Der Ausdruck "erweiterter Infinitiv", von dem ich nie so richtig wusste, was das sein soll, wird nicht mehr verwendet. Aus Konrads Beispielen erhellt, dass eine Infinitivgruppe aus zwei oder mehr Wörtern besteht. Und das Komma ist ein Kann und kein Muss.

Die Lösung des Rätsels ist damit:

    Er bedeutete mir[,] zu schauen.

    Er bedeutete mir[,] durch das Fernrohr zu schauen.

    Er bedeutete mir hindurchzuschauen.


K 117 ist hier nicht anwendbar und um mehrteilige Prädikate geht es auch nicht.


_________________
Tempus fugit.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag07.05.2021 19:22

von Fistandantilus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für Deine Antwort, Pickman.

Im Duden heißt es: Ebenfalls zwingend ist das Komma, wenn eine Infinitivgruppe von einem Nomen, von einem Verweiswort oder einem Wort mit Platzhalterfunktion abhängig ist. Beispiel zu Verweiswort: Ich liebe es, im Schnee zu spielen.

Wäre dann "Er bedeutete mir (,) durch das Fernrohr zu schauen", nicht auch so ein Fall? Ist das "mir" ein Verweiswort und das Komma doch ein Muss?

Herrje, ich dachte eigentlich, mich solide in der Kommasetzung auszukennen, und habe nicht erwartet, dass es so vertrackt werden könnte. Smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag07.05.2021 19:57

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Fistandantilus hat Folgendes geschrieben:
Im Duden heißt es: Ebenfalls zwingend ist das Komma, wenn eine Infinitivgruppe von einem Nomen, von einem Verweiswort oder einem Wort mit Platzhalterfunktion abhängig ist. Beispiel zu Verweiswort: Ich liebe es, im Schnee zu spielen.

Wäre dann "Er bedeutete mir (,) durch das Fernrohr zu schauen", nicht auch so ein Fall? Ist das "mir" ein Verweiswort und das Komma doch ein Muss?


Nein, mir ist in diesem Fall kein Verweiswort. Ein Verweiswort ist ein Wort, das in einem Hauptsatz eine Platzhalterfunktion für den Nebensatz erfüllt.

Beispiel:

Ich schaffe es immer, pünktlich zu sein.

Hier enthält das es den gesamten Nebensatz, weshalb es ein Verweiswort ist. Fragt man nach dem Inhalt des es, sprich:

Ich schaffe es immerwas schaffst du immer?

ist die Antwort: der gesamte Inhalt des Nebensatzes: pünktlich zu sein

Bei

Er bedeutete mir (,) durch das Fernrohr zu schauen

funktioniert das nicht, denn mir ist ja die Antwort auf die Frage: wem bedeutete er? – und nicht: was bedeutete er (durch das Fernrohr zu schauen).

Oder, um alle Klarheiten zu beseitigen, dein Beispiel noch einmal mit einem Verweiswort:

Durch das Fernrohr zu schauen, das bedeutete er mir.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 2 Gehe zu Seite 1, 2  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Rechtschreibung, Grammatik & Co
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Rezensionen
,,Die Ärztin“- ein Theaterstück m...
von Oneeyedpirate
Oneeyedpirate Rezensionen 0 19.04.2024 22:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Ein Gedicht braucht keinen Titel
von dyfso
dyfso Feedback 0 18.04.2024 16:40 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Redlight District
Brief einer Dienstmagd an ihren Lord
von Charlie Brokenwood
Charlie Brokenwood Redlight District 1 16.04.2024 19:14 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Es ist nie zu spät!!!
von Wenigschreiber
Wenigschreiber Trash 0 16.04.2024 16:44 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Das Leben im Forum
von Cholyrika
Cholyrika Werkstatt 1 15.04.2024 10:59 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von KeTam

von Ruth

von Mogmeier

von Tiefgang

von rieka

von Belfort

von Municat

von nicolailevin

von BlueNote

von Enfant Terrible

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!