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Ursula


 
 
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Ralphie
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Beitrag09.04.2021 15:54
Re: Ursula
von Ralphie
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Frau Geheimrat Ursula Scheifarth trat vor das Sprossenfenster und goss aus einer schlanken kupfernen Gießkanne Wasser in die Flammenden Käthchen, die in roter Pracht auf der Fensterbank loderten. Es war ihre erste Arbeit an diesem Tag. Mochten auch noch so viele Probleme im Raum stehen oder Aufgaben ihrer Erledigung bedürfen: Sie tränkte stets als Erstes die Blumen, wenn sie ihr Büro betrat. An diesem Vorsatz hielt sie schon seit Jahren fest, denn sie liebte Blumen. Bezeichnenderweise gifteten ihre Nachbarinnen am Schenkenbusch in Haideburg hinter vorgehaltener Hand, dass sie die Blumen mehr liebte als die Kinder und Jugendlichen, denen sie als Leiterin des Herzog-Friedrich-Waisenhauses an der Dessauer Wasserwerkstraße vorstand.

Dieser Ruf störte sie nicht. Sie verlangte von ihren Fürsorgebefohlenen Respekt. Respekt und Disziplin. Sie war früh verwitwet und kinderlos. Ihr Mann, ein Geheimer Regierungsrat, war mit vierzig an einem Gehirnschlag gestorben. Ein älteres Ehepaar hatte ihn vor zwei Jahren tot im Lustgarten des Schlosses Mosigkau gefunden. Zusammengesunken hatte er auf einer Parkbank gesessen, die Augen starr auf eine Büste der Prinzessin Anna Wilhelmine gerichtet. Dieser Verlust hatte ihr Wesen nachhaltig geprägt. Ursula Scheifarth war vom Leben enttäuscht, verbittert, streng zu sich selbst und zu den Waisenhauszöglingen, eine Frau, deren Launen man nie vorhersehen konnte und deren Gewalttätigkeit selbst den wildesten Rüpel im Heim in Angst und Schrecken versetzte, sodass es ratsam erschien, sich in ihrer Gegenwart abwartend oder zumindest unauffällig zu verhalten. Sie war nur ein Jahr jünger als ihr Mann und im August von einem Kuratorium zur Waisenhausdirektorin des Jahres gewählt worden.





Bei der Überprüfung meines Manuskripts bin ich auf den Anfang gestoßen (ich kontrolliere von hinten nach vorne). Die Geschichte handelt 1913. Soviel ich weiß, gab es damals ein Beamtinnenzölibat, das heißt, Frauen wurden  entlassen, wenn sie heirateten, und verloren ihr Recht auf eine spätere Ruhegehaltszahlung. Was meint ihr? Kann ich das so stehen lassen?

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Schreibkopf
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Beitrag09.04.2021 16:22
Re: Ursula
von Schreibkopf
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Hallo Ralphie,

der Einseitg gefällt mir sehr gut. Ich bin nur über eine Stelle gestolpert. Du hast es richtig geschrieben, aber ich musste zweimal drüberlesen, bis es es richtig verstanden habe:

Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Dieser Ruf störte sie nicht. Sie verlangte von ihren Fürsorgebefohlenen Respekt.


Ich würde es so umbauen:
"Dieser Ruf störte sie nicht. Sie verlangte Respekt von ihren Fürsorgebefohlenen."

BEAMTINNENZÖLIBAT

Mit ist nur das Lehrerinnenzölibat bekannt. Die Hintergründe kennst du garantiert. Galt diees Zölibat auch für andere verbeamtete Frauen?

VG
Schreibkopf
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Ralphie
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Beitrag09.04.2021 16:29

von Ralphie
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Ich habe mittlerweile so viel recherchiert, dass mir der Kopf schwirrt. Umgangssprachlich hieß es wohl Lehrerinnenzölibat, aber gemeint war das Beamtinnenzölibat. Und eine Heimleiterin zu dieser Zeit ist in diesem verflixten Internet nicht zu finden.

 Sad
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Schreibkopf
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Beitrag09.04.2021 16:36

von Schreibkopf
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Ich habe mich vor einiger Zeit schon einmal mit diesem Thema befasst. Zwar ist von Lehrerinnenzölibat die Rede, aber es deutet einiges darauf hin, dass es zumindest alle erzieherischen Berufe betraf. Damit würde es deine Prota betreffen.
Grund für diese Annahme: Ich hatte mich schon als Kind stets darüber gewundert, das "alte Mädchen" wie die Leiterin meines Kindergartens immer "Fräulein" genannt werden mussten. wink
Erst neulich hatte ich das große Vergnügen, mit einer 90jährigen ehemaligen Schulleiterin ein Interview zu führen. Die war allgemein auch nur als das "Fräulein Soundso" bekannt. Sie war unverheiratet und von ihr hörte ich zum ersten Mal vom Zölibat für ihren Berufsstand.
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Ralphie
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Beitrag09.04.2021 17:26

von Ralphie
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Ich kann mich nur damit retten, dass sie keine Beamtin ist.

 Sad
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Ralphie
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Beitrag10.04.2021 08:33
Re: Ursula
von Ralphie
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Schreibkopf hat Folgendes geschrieben:
Hallo Ralphie,

der Einseitg gefällt mir sehr gut. Ich bin nur über eine Stelle gestolpert. Du hast es richtig geschrieben, aber ich musste zweimal drüberlesen, bis es es richtig verstanden habe:

Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Dieser Ruf störte sie nicht. Sie verlangte von ihren Fürsorgebefohlenen Respekt.


Ich würde es so umbauen:
"Dieser Ruf störte sie nicht. Sie verlangte Respekt von ihren Fürsorgebefohlenen."


VG
Schreibkopf


Ich verstehe leider nichts. Das ist doch normales Deutsch ...
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Schreibkopf
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Beitrag10.04.2021 08:57
Re: Ursula
von Schreibkopf
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Ich verstehe leider nichts. Das ist doch normales Deutsch ...

Ja, du hast es ja auch richtig geschrieben. "Fürsorgebefohlenen" ist halt ein ungewohntes Wort. Deshalb würde ich es etwas vom "Respekt" trennen - nur des Leseflusses wegen. Kannst es aber auch so stehen lassen.

Bist du mit der Beamtenrolle von Ursula weitergekommen?
Schau dir doch mal das badische Beamtengesetz von 1888 an:

https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/782446

VG
Schreibkopf
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Ralphie
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Beitrag10.04.2021 09:11

von Ralphie
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Hallo Schreibkopf!

Danke Für deine Hilfe. Ich habe inzwischen Heimleiterinnen im 19. Jahrhundert gefunden und bin ein wenig beruhigt. Diese Ursula ist eben keine Beamtin, sondern Angestellte.

 Smile
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Schreibkopf
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Beitrag10.04.2021 09:13

von Schreibkopf
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Daumen hoch²
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Ralphie
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Beitrag10.04.2021 09:14

von Ralphie
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Ach ja, und diese Informationen über Baden helfen mir wenig. Mein Roman handelt in Anhalt.
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Rike La
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Beiträge: 164



Beitrag12.04.2021 10:21

von Rike La
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Zitat:
Frau Geheimrat Ursula Scheifarth trat vor das Sprossenfenster und goss aus einer schlanken (Komma) kupfernen Gießkanne Wasser in die Flammenden Käthchen, die in roter Pracht auf der Fensterbank loderten. Es war ihre erste Arbeit an diesem Tag (den Satz würde ich streichen, ich stocke hier und durch das Weitere wird es ja ohnehin erklärt... falls du es behalten möchtest, würde ich eher "Arbeitshandlung" oder ähnliches schreiben) Mochten auch noch so viele Probleme im Raum stehen oder Aufgaben ihrer Erledigung bedürfen: Sie tränkte stets als Erstes die Blumen, wenn sie ihr Büro betrat. An diesem Vorsatz hielt sie schon seit Jahren fest, denn sie liebte Blumen. Bezeichnenderweise gifteten ihre Nachbarinnen am Schenkenbusch in Haideburg hinter vorgehaltener Hand, dass sie die Blumen mehr liebte als die Kinder und Jugendlichen, denen sie als Leiterin des Herzog-Friedrich-Waisenhauses an der Dessauer Wasserwerkstraße vorstand.

Dieser Ruf störte sie nicht. Sie verlangte von ihren Fürsorgebefohlenen Respekt. Respekt und Disziplin. Sie war früh verwitwet und kinderlos. Ihr Mann, ein Geheimer Regierungsrat, war mit vierzig ("mit vierzig Jahren" fände ich besser) an einem Gehirnschlag gestorben.


Hallo Ralphie,

nur ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind. Liest sich aber sehr gut und ich würde sofort weiterlesen smile

Liebe Grüße
Rike
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Ralphie
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Beitrag12.04.2021 16:04

von Ralphie
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Hallo Rike!

Das mit dem Komma habe ich mir auch schon überlegt, aber als ich die Passage geschrieben habe, hatte ich eine kupferne Gießkanne vor Augen, die schlank war. Ergo wird es ohne Komma geschrieben.

Liebe Grüße
Wilfried
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Ralphie
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Beitrag26.05.2021 10:53
Re: Ursula
von Ralphie
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Schreibkopf hat Folgendes geschrieben:
Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Ich verstehe leider nichts. Das ist doch normales Deutsch ...

Ja, du hast es ja auch richtig geschrieben. "Fürsorgebefohlenen" ist halt ein ungewohntes Wort. Deshalb würde ich es etwas vom "Respekt" trennen - nur des Leseflusses wegen. Kannst es aber auch so stehen lassen.

Bist du mit der Beamtenrolle von Ursula weitergekommen?
Schau dir doch mal das badische Beamtengesetz von 1888 an:

https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/782446

VG
Schreibkopf


Hallo, Schreibkopf!

Das badische Beamtengesetz hilft mir wenig, weil meine Geschichte in Dessau spielt!

Trotzdem: Danke
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Natalie2210
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N
Beitrag28.05.2021 20:48

von Natalie2210
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Hallo Ralphie,

allen Respekt vor deiner Recherche, aber du schreibst einen Roman, keine Doktorarbeit. Es muss glaubhaft sein, nicht auf Punkt und Komma korrekt.

Das Lehrerinnenzölibat ist mir z.B. bekannt. Dass es Beamtinnen auch traf? Aber im Zweifelsfall - lass den Mann doch früher sterben? Dann kann sie von einer "Heimhilfe" oder irgendwas Freiwilligem doch aufsteigen? Sie wurde dann angestellt, weil sie geld brauchte?

Ist aber jetzt nur so eine Idee.

lg,
Natalie
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Ralphie
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Beitrag29.05.2021 04:32

von Ralphie
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Danke, Natalie!

Ich habe mich jetzt entschieden, dass sie keine Beamtin ist. Aber in der nächsten Szene unterschreibt sie das Zeugnis meines Protagonisten - und das ist wohl ein Beamtenjob ...
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Ralphie
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Beitrag29.05.2021 04:37

von Ralphie
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Natalie2210 hat Folgendes geschrieben:
Hallo Ralphie,

allen Respekt vor deiner Recherche, aber du schreibst einen Roman, keine Doktorarbeit. Es muss glaubhaft sein, nicht auf Punkt und Komma korrekt.

Das Lehrerinnenzölibat ist mir z.B. bekannt. Dass es Beamtinnen auch traf? Aber im Zweifelsfall - lass den Mann doch früher sterben? Dann kann sie von einer "Heimhilfe" oder irgendwas Freiwilligem doch aufsteigen? Sie wurde dann angestellt, weil sie geld brauchte?

Ist aber jetzt nur so eine Idee.

lg,
Natalie


Aber die Idee ist blendend.

 love
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Levo
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L


Beiträge: 869



L
Beitrag29.05.2021 09:36

von Levo
Antworten mit Zitat

Ralphie hat Folgendes geschrieben:

Das mit dem Komma habe ich mir auch schon überlegt, aber als ich die Passage geschrieben habe, hatte ich eine kupferne Gießkanne vor Augen, die schlank war. Ergo wird es ohne Komma geschrieben.


Ihr habt beide irgendwo recht.

Wieder einmal ein Beweis, dass deutsche Grammatik komplizierter als nötig ist:
https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Komma-zwischen-Adjektiven
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Ralphie
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Beitrag29.05.2021 10:12

von Ralphie
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Hallo, Levo!

Das ist tatsächlich Geschmackssache.
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Willebroer
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Beitrag29.05.2021 12:33

von Willebroer
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Man kann das Komma überprüfen, indem man es durch "und" ersetzt. Dann hieße es:
Zitat:
aus einer schlanken und kupfernen Gießkanne

Sieht das wirklich besser aus?

Die Gießkanne, die ich kenne, ist übrigens nur eins von beiden
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PaulaSam
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Beitrag29.05.2021 22:23

von PaulaSam
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Ich will es mal versuchen, auch wenn ich hier nur das Greenhorn bin. Meine Anmerkungen könnten also nicht unbedingt zielführend und vollkommen nutzlos sein. (Nur der Fairnis wegen. Smile )

Zitat:
Frau Geheimrat Ursula Scheifarth trat vor das Sprossenfenster und goss aus einer schlanken kupfernen Gießkanne Wasser in die Flammenden Käthchen, die in roter Pracht auf der Fensterbank loderten. Es war ihre erste Arbeit an diesem (an diesem oder an jedem?) Tag. Mochten auch noch so viele Probleme im Raum stehen oder Aufgaben ihrer Erledigung bedürfen (harren?): Sie tränkte (Klingt irgendwie wie ertränkte. Ist das gewollt?) stets als Erstes die Blumen, wenn sie ihr Büro betrat. An diesem Vorsatz (Ist es wirklich ein Vorsatz oder eher eine Gewohnheit / ein Ritual? Vorsatz hat für mich etwas Erzwungenes.) hielt sie schon seit Jahren fest, denn sie liebte Blumen. Bezeichnenderweise gifteten ihre Nachbarinnen am Schenkenbusch in Haideburg (Klingt für mich etwas hineinkonstruiert. Vielleicht: Haideburger Schenkenbusch oder am Schenkenbusch Haideburgs) hinter vorgehaltener Hand, dass sie die Blumen mehr liebte als die Kinder und Jugendlichen, denen sie als Leiterin des Herzog-Friedrich-Waisenhauses an der Dessauer Wasserwerkstraße vorstand. (Hier ebenso. Vielleicht: des Dessauer Herzog-Friedrich-Waisenhauses in der Wasserwerkstraße vorstand.)

Dieser Ruf störte sie nicht. Sie verlangte von ihren Fürsorgebefohlenen Respekt. Respekt und Disziplin. Sie war früh verwitwet und kinderlos. Ihr Mann, ein Geheimer Regierungsrat, war mit vierzig an einem Gehirnschlag gestorben. Ein älteres Ehepaar hatte ihn vor zwei Jahren tot im Lustgarten des Schlosses Mosigkau gefunden. Zusammengesunken hatte er auf einer Parkbank gesessen, die Augen starr auf eine Büste der Prinzessin Anna Wilhelmine gerichtet. Dieser Verlust hatte ihr Wesen nachhaltig geprägt. Ursula Scheifarth war vom Leben enttäuscht, verbittert, streng zu sich selbst und zu den Waisenhauszöglingen, eine Frau, deren Launen man nie vorhersehen konnte und deren Gewalttätigkeit selbst den wildesten Rüpel im Heim in Angst und Schrecken versetzte, sodass es ratsam erschien, sich in ihrer Gegenwart abwartend oder zumindest unauffällig zu verhalten. (Dieser Satz scheint mir sehr lang, könnte aber leicht in mehrere geteilt werden.) Sie war nur ein Jahr jünger als ihr Mann und im August von einem Kuratorium zur Waisenhausdirektorin des Jahres gewählt worden. (Was hat ihr Alter gegenüber dem ihres Mannes mit ihrer Beförderung zu tun? Wenn es da keinen Zusammenhang gibt, würde ich es auch nicht in einem Satz zusammen erwähnen.)


Ansonsten interessanter Einstieg, der allein durch die Skizzierung der Protagonistin Spannung verspricht, im wahrsten Sinne.
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

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Beitrag29.05.2021 23:25

von Ralphie
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Hallo, Samantha!

Diese Ursula ist nicht die Protagonistin, sondern nur eine Nebenfigur. Aber deine Verbesserungsvorschläge sind fabelhaft!
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PaulaSam
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Wohnort: Regensburg


Beitrag29.05.2021 23:33

von PaulaSam
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Oh, nicht doch! Da werde ich ja ganz rot. Embarassed

Danke!
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