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Frech gezuckert


 
 
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Shelly
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
S

Alter: 57
Beiträge: 64
Wohnort: Speckgürtel Berlin


S
Beitrag20.03.2021 18:54
Frech gezuckert
von Shelly
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Frech gezuckert

Kalter Märzwind weht durch das eiserne Tor, vor dem sich eine kleine Gruppe dunkel gekleideter Menschen versammelt hat. Eine fremde Frau in einem engen, schwarzen Businesskostüm klappert mit ihren Pumps auf die Gruppe zu. In ihren Händen trägt sie eine dunkelblaue, glänzende, geschlossene  Vase. “Guten Morgen. Können wir beginnen?“ Mein Vater sieht sich um und nickt ihr zu. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und läuft den klackernden Schuhen hinterher.
Ich ziehe meinen Schal bis über das Kinn und verkrieche mich darin vor dem unangenehm kalten Wind. In mir ist keine Wärme spürbar. Nur traurige Kälte und Leere.
Ich blinzle durch die Menge auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Es sind einige ältere Damen dabei, die ich noch nie gesehen habe. Freundschaft oder doch Verwandtschaft, die man nicht ohne Grund für Fremde hält.
Mein Blick fällt auf zwei tuschelnde, ältere Damen mit auffällig herausgeputzten Hüten, deren Blicke wieder und wieder in Richtung meines Vaters zielen. Mitleidig sehen sie nicht aus. Eher scheinen sie ganz und gar in ihrem Tratsch aufzugehen. Was stimmt denn nicht?
Sie bemerken meinen Blick und nicken mir zu. Dann kommen sie rasch näher, umkreisen mich wie aufgescheuchte Krähen. Mir wird noch kälter und der starke, süßliche Parfümgeruch der Alten verstärkt meine innere Abwehr.
„Da hat der feine Herr Sohn aber ordentlich geknausert!“ zischen sie mir entgegen. “Also sowas, nein! Das gehört sich nicht!“ Kopfschüttelnd schauen mich ihre Krähenaugen an und warten auf Zuspruch. Für mich ist alles in Ordnung, aber ich ahne den Grund ihrer Aufregung:
„Oma hat es so gewollt.“ werfe ich schulterzuckend ein. „ Bloß keine Feier! Keinen Redner, der über sie spricht, ohne sie jemals gekannt zu haben. Und der dafür unverschämt zu viel Geld bekommt.“ Die Damen sehen mich entgeistert an, während ihnen Worte wie:“ Respekt!“ und „Aber“ über die faltigen Lippen huschen. Haben sie Oma überhaupt gekannt?
Dann müssten sie wissen, wie sie war: geradezu, grundehrlich und sehr schlagfertig. Sie hat immer gesagt, was sie dachte. Egal wem. Egal wo. Die frechste Oma, die man sich vorstellen kann. Ein Lächeln huscht über mein kaltes Gesicht. Selbst jetzt auf ihrem letzten Gang verblüfft sie noch mit ihrer Entschlossenheit.
 Die Krähen weichen distanzsuchend zurück, ich bin auf ihre Hetzerei nicht eingestiegen. Rasch weichen sie meinem Blick aus und folgen nun immerhin stumm dem Klang der klackernden Schuhe.
Rechts und links säumen großgewachsene Linden den Weg, den wir eingeschlagen haben. Die kahlen Äste wirken traurig und leblos, noch sind ihre herzförmigen Blätter verborgen. Aber bald werden sie erwachen und Trost und Schatten spenden. Unter ihnen gehen kleine Wege ab, die in Grabfeldern münden. Ein trauriger Anblick. Was bleibt von einem Menschen? Ein kalter Grabstein mit den gemeißelten Initialen und wenige Blümchen davor, die sich bekümmert im Wind biegen und unglücklich dem Vergessen trotzen.
Der Kloß in meinem Hals drückt spürbar. Verlegen wische ich eine Träne weg. Das Salz brennt auf der vom Wind gereizten Haut. Jetzt bloß nicht schon wieder weinen….
Während meine Füße willenlos dem Klackern der Schuhe folgen, tauchen Bilder im Kopf auf. Tief verschüttete Erinnerungen bahnen sich ihren Weg aus dem Unterbewusstsein. Prägende Kindheitserinnerungen, die diesen letzten Weg gleichsam leichter wie schmerzvoller machen. Erinnerungen an Holzwürmer und Apfelplinsen….
___________________________________________________________________________

Erwartungsvoll drückt die kleine Kinderhand gegen die schwere Eingangstür und kann das Summen kaum abwarten. Endlich! Die Tür gibt vibrierend nach. Vertrauter Geruch des Altberliner Wohnhauses strömt mir entgegen. Die vielen Treppenstufen breiten sich  vor mir aus und zeigen mir den Weg entlang der abgelaufenen, stumpfen Holzstufen, die sich nach unten beugen. Ich liebe dieses alte Treppenhaus. Auf den Absätzen leuchtet die Nachmittagssonne durch bunte Glasscheiben herein und verzaubert den sonst dunklen Flur.
Meine kleine Kinderhand gleitet ehrfürchtig über das auffällig erhabene Geländer hinweg. Die wachen Kinderaugen suchen das Holz ab. In dem Holz wohnt doch Jemand: Familie Holzwurm wohnt dort schon sehr, sehr lange. Unzählige, winzige Löcher sind der Beweis.
Die letzte Treppe breitet sich aus und wird von einem betörenden Duft eingehüllt. Dem Duft von Apfelplinsen!! Kein Zweifel! Die kleinen, schwarzen Lackschühchen springen die knarrenden letzten Stufen nach oben. Aus dem Türrahmen schaut ein Gesicht voller Liebe und Geborgenheit herunter. Warme, kräftige Arme umfassen mich. Ich drücke mein Gesicht gegen den rundlichen, weichen Körper und fühle mich vollkommen geliebt.
Übermütig drehe ich mich um und rufe in das Treppenhaus: „ He, ihr Holzwürmer, hört ihr? Ihr dürft nicht so viel essen, ihr fresst sonst noch das ganze Treppenhaus auf. Dann kann Oma gar nicht mehr runter!“ Die schiebt mich lachend zur Tür herein: „ Du musst doch nicht wieder das ganze Haus unterhalten!“ Das verstehe ich nicht. Wieso unterhalten? War doch gar keiner da! Nur die Holzwürmer. Oder?
In der winzigen Stube wartet ein gedeckter Tisch auf mich. In der Mitte steht ein riesiger Berg Apfelplinsen. Seit ich denken kann, liebe ich diese besonderen Eierkuchen mit geriebenen Äpfeln. Warm verbreiten sie ihren Zauberduft in der ganzen Wohnung. Ich bekomme eine Serviette für den Schoß, um mich nicht zu bekleckern. Geholfen hat das noch nie. Meist fiel die schon vorher unter den Tisch, weil die Beine schaukeln mussten. Oder der Klecks landete weiter oben.
„Na, da waren die Augen wohl wieder größer als der Kullerbauch?“ witzelt Opa, als er sieht, wie ich seit einer Weile mit der Gabel auf dem Teller herumstochere. Verräterisch drückt der Bauch gegen das Kinderkleid. Nicht ein klitzekleiner Krümel findet da noch ein Plätzchen. Er nimmt den Teller und steht lächelnd auf. Ich darf helfen. Vorsichtig trage ich die goldumrandeten Teller über den langen, getäfelten Flur. Hier wohnt kein Holzwurm, obwohl er es hier warm und gemütlich hätte. Nein, besser nicht. Nachher liebt er noch meine Apfelplinsen.
Opa öffnet den Schrank, sicher holt er gleich das „Mensch, ärgere dich nicht!“ heraus. Aber stattdessen hält er eine große Spritze in der Hand. Die ist für Oma, ich kenne das schon. Oma bekommt jeden Tag Spritzen, nicht nur die eine. Oma hat Zucker. Ich verstehe nicht, warum das was Schlimmes ist? Zucker ist klingt nach Süßem, nach Überraschung. Zucker schmeckt gut. Manche essen damit sogar Popel. Hab ich gehört! Aber Oma kriegt eine fürchterlich große Spritze in den Arm. Tapfer lächelt sie mir zu:“ Da gewöhnt man sich dran!“ Ich möchte das trotzdem nicht haben. Niemals! Auch wenn Opa mich jedes Mal fragt. Nein!
Während Opa nun endlich das Spiel aufbaut, laufe ich mit Oma ins Schlafzimmer. Wuchtige helle Möbel mit Verschnörkelungen aus  längst vergessenen  Zeiten stehen in dem kalten, nie beheizten Raum. Die Möbel wirken wie aus einem Schloss. Ich mag natürlich Prinzessinnen und hier fühle ich mich wie eine.
Am Fenster steht eine alte Frisierkommode. Knarrende, quietschende Schubläden voller Schätze lassen meine Augen funkeln. Am Spiegel hängen verschiedene Ketten, die meisten aus weißen Perlen. Ich darf mir eine umhängen. Sie ist aber viel zu lang. Oma wickelt sie mir lachend noch einmal über den Kopf, jetzt passt es. Ich fühle mich königlich. Auf der Kommode schimmern besondere Pumpflacons mit Bommeln und einem betörendem Duft, der in der Nase kitzelt. Auch wenn ich ihn nicht so sehr mag, schnuppere ich doch jedes Mal daran. Ein bisschen riecht es ja nach Oma.
In der glänzenden, perlmuttfarbenen Schatulle wartet ein Zauberring auf mich. Bei jedem Spieleabend darf ich ihn tragen, er soll Glück bringen. Aufgeregt strecke ich die Kinderhand aus, während Oma den silbernen, schweren Ring auf den Mittelfinger schiebt. Er ist viel zu groß. Schnell presse ich die Hand zusammen, damit er bloß nicht herunterfällt. Voller Stolz lasse ich den lilafarbenen Stein in der Sonne funkeln, die neugierig zum Fenster hereinschaut.
Auf dem Tisch steht ein Kristalltablett in Schokoladentafelgröße, gefüllt mit köstlichen kleinen Schokoladenstückchen. Wer rausfliegt, bekommt zum Trost ein Stückchen. Bestimmt hat sich Oma das ausgedacht, Opa schummelt nämlich immer! Aber er kann mich auch so sehr zum Lachen bringen, dass mein Bauch davon weh tut. So toll lachen kann ich nur mit ihm.
Zu meinem Apfelplinsenbauch gesellen sich einige Schokostückchen, bis das Spiel vorbei ist. Gegen den Durst bekomme ich ein Kristallglas leuchtend gelbe Blubberblasenlimonade. Zuhause bekomme ich die nie. Und sie schmeckt immer nach mehr.
Die Sonne ist weitergezogen, es wird dunkel in der kleinen Stube. Die kostbaren Sammeltassen in der Vitrine verschwinden langsam im dunklen Holz  der Dunkelheit. Nur die Ballerina aus Porzellan sticht mit ihrem glänzenden Weiß daraus hervor. Ich darf sie nicht zum Spielen haben, nur bewundern. Sie steht immer einfach so da. Zusammen mit den Tassen, aus denen keiner je trinkt. Sicher sind die einfach schon zu alt.
Oma schaltet das Fensterlicht an: eine lilafarbene Neonröhre hinter der Gardine taucht das Fenster in weiches Licht. Die Alpenveilchen auf dem Fensterbrett beginnen magisch  pink zu leuchten. Oma liebt Alpenveilchen und die lieben Oma und ihr lila leuchtendes Fenster.
Opa schaltet den Fernseher an. Ich finde fernsehen langweilig. Da kommt fast nie etwas für Kinder. Oma rückt die Kissen zurecht und nimmt mich in den Arm. Gemütlichkeit tankend ertrage ich das Fernsehprogramm: Fußball! Oma liebt Fußball und Boxen. Sie ist dann so aufgeregt, dass sie mit den Beinen zappelt und manchmal ruft sie ganz laut Schimpfwörter.
Ich staune dann immer über die Verwandlung, jedes Mal aufs Neue.“ Los doch, hau das Ding endlich rein! Da vorne ist das Tor. Mensch, bist du blind?“ Dabei boxt sie aufgeregt in ihre Häkelkissen, die beleidigt ihre Form verlieren.
Opa amüsiert sich dann immer über mein verdutztes Gesicht: „ Siehste, so ist deine Oma. Ne ganz freche!“ Es stimmt. Ich habe die liebste, freche Oma die es gibt, mit dem Duft von Apfelplinsen.
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Die Klackerschuhe verstummen, die Gruppe stoppt ihren Lauf. Stille. Vor uns breitet sich eine Wiese aus, die in wenigen Wochen sicherlich wunderschön aussieht. Auf einigen Plätzen liegen frische Blumen auf winzigen Erdhügeln. Vor uns liegt ein kleines Loch. Die Vasenfigur steht daneben, für das Loch ist sie zu groß. Soll Oma jetzt springen, oder was? Das kann sie schon sehr lange nicht mehr. Oder wird sie einfach hinein geschüttet? Mein Blick begegnet wieder dem der Krähen. Aufgeplustert stehen sie da und verstehen nicht. Ihre heile Welt, die sich an: „ Da tut man nicht – das macht man so“ orientiert, gerät ins Wanken.
Die Fremde trägt ein Gedicht vor. Ich kann ihre Stimme hören, aber ihre Worte sausen an mir vorbei. Ich will sie auch nicht hören. Ich höre Oma: „ Sei du bloß still! Ich hab gesagt, ich will keine Rede!“
Ich verschließe meine Augen, kann den Anblick nicht aushalten. Sonnenstrahlen, die sich durch die kahlen Äste kämpfen, streicheln mein Gesicht. Trost. Wärme. Die Sonne macht den Kummer leichter. Sonne…. hilf mir.
Sie hilft und holt Erinnerungen zurück, sonnige Erinnerungen….
Vor meinem Auge tauchen lackierte Holzstühle auf, die in der Sonne leuchten. Sie gehören zu kleinen runden Tischen, auf denen leckere Eisbecher stehen. Und mit unwiderstehlichem Duft, dass einem sofort das Wasser im Munde zusammenläuft. Weil das vielen Menschen so geht, sind alle Tische belegt. „ Möchtest du lieber ein Laufeis?“ Enttäuscht schaue ich zu den Tischen. Die Eisbecher sehen so verlockend aus, mit Früchten und in der buntbestreuselten Sahne steckt eine Eiswaffel. Oma versteht meinen Blick: „ Dann müssen wir warten.“ Die Vorfreude lässt meine Beine unruhig hin und her tippeln. „ Musst du mal?“ Ich schüttle den Kopf und bemühe mich, still zu stehen. Meine Finger greifen mein Rockteil und lassen es schwingen. Oma schaut zu mir herunter und lächelt: „ Aber lass dein Röckchen unten, sonst lachen dich die Leute aus!“ Beschämt lasse ich den Rock fallen. Ausgelacht werden ist wirklich peinlich. Ich muss an Opa denken, der mich gerne foppte und mir nicht glauben wollte, dass ich ein Mädchen bin. Er hat mich so lange provoziert, bis ich vor Wut schreiend mein Röckchen hochgerissen habe: „ Guck doch, guck! Sieht man doch, dass ich ein Mädchen bin!“ Vor versammelter Kaffeetafel hatte ich das getan und alle haben sich gebogen vor Lachen. Ich fand das überhaupt nicht lustig. Opa wohnt jetzt auf einer Wiese und kann dort wohl nur noch die Käfer necken. Schnell greife ich Omas Hand.
Der Eisduft ist herrlich. Einige Tische haben schon neue Gäste, bestimmt sind wir bald an der Reihe. An einem Tisch sitzen zwei ältere Damen und schnattern aufgeregt. Ich muss an die Enten denken, die wir manchmal füttern gehen. Die kommen immer näher, weil ich nicht so weit werfen kann. Und dann mag ich sie nicht mehr.
Die Damen vergessen dabei, ihr Eis zu essen, das schon langsam geschmolzen ist. Ihre  Taschen haben sie auf die anderen zwei Stühle gelegt, eigentlich hat jeder Tisch Platz für vier Gäste. Oma schaut immer wieder zu ihnen hinüber. Kennt sie die etwa? Hoffentlich nicht. Sie sehen nicht aus, als hätten sie Kinder gern. Warum auch immer.
„Warte mal hier. Nicht weglaufen!“ Oma schaut mich prüfend an. Dann schreitet sie forschen Schrittes an den Tisch der Beiden. Die schauen Oma überrascht an. Oma nimmt die Taschen und reicht sie den verblüfften Damen über die halbleeren Eisbecher hinweg. Röte steigt in deren verschwitzte Gesichter: „ Aber wir sitzen doch hier die ganze Zeit!“ Oma winkt mich zu sich und setzt mich auf den Stuhl, der eben noch der Tasche gehörte. Pures Entsetzen weht mir entgegen. Und der Geruch von süßem, schwerem Parfüm. Unschuldig schaue ich die Damen an. Während sie nach Worten ringen, wirft ihnen Oma feixend zu: „Na dann haben sie doch lange genug gesessen!“
Wenig später kommt Oma mit zwei leckeren Eisbechern und einer Tasse Kaffee zurück. Wir sitzen allein am Tisch. „ Das haben wir uns jetzt aber verdient, nicht wahr mein Schatz?“ Während ich mir die eisverzierte Waffel in den Mund schiebe, genieße ich ein Gefühl unglaublicher Stärke. Oma ist die frechste Oma auf der ganzen Welt. Liebe und Stolz lassen mein Eis schneller schmelzen….

Die Fremde öffnet die Vase und reißt mich aus meinen heilen Gedanken zurück in die raue Wirklichkeit. Vorsichtig nimmt sie die Urne heraus und lässt sie in die Erde gleiten. Leere Worte murmelnd ploppt der Sand auf den Deckel. Das Geräusch lässt mich erschauern, Kälte steigt in mir hoch. Mit zitternden Händen umklammere ich mein Alpenveilchen. Nein! Sie ist nicht da unten in dieser Tupperdose. Niemals! Nur ihr von Krankheit und Leben gezuckerter Körper, der nun endlich schlafen darf.
Vorsichtig stelle ich mein Blümchen neben das Sandloch. Während ich mich aufrichte sehe ich im Augenwinkel den vorwurfsvollen Blick der Krähen. Alpenveilchen. Ja, ich weiß, sie verstehen es wieder nicht. Alpenveilchen sind genau richtig, ihr dummen Gänse. Es sind ihre Lieblingsblumen. Trauergebinde hat sie gehasst.
Ich richte mich auf und stelle mich ihrem Blick. Stark. Selbstbewusst und… genauso frech wie Oma. Sie ist noch da, ich fühle es ganz tief in mir drin. Sie lebt. In mir.
Die Krähen scheinen das zu spüren. Sie folgen mir, suchen meine Nähe und fürchten meine Worte. Die Wärme kehrt in meinen Körper zurück. Bewegungen werden fließender.
Vogelgezwitscher lenkt meinen Blick nach oben. Und auf einmal ist es da: ein Blatt. Sehr klein, zartgrün blitzt es am kahlen Zweig. „ Pass auf die freche Oma auf!“ werfe ich im zu und verlasse diesen traurigen Ort.
Ich muss noch einkaufen gehen. Morgen gibt es Apfelplinsen!



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Ich gehöre zu den Menschen mit zu vielen Wörtern im Kopf. Reden oder Schreiben ist quasi Selbsttherapie.Von Buchstabensuppen muss ich mich fernhalten.
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Ralphie
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Beitrag20.03.2021 19:10

von Ralphie
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Ich versuche jetzt, mir eine geschlossene Vase vorzustellen.

 Shocked
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Chaosprinzessin
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Beitrag20.03.2021 19:31

von Chaosprinzessin
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Hallo Shelly,

ich weiß jetzt, was du damit meinst, was du in deinem Profil geschrieben hast: "Schulaufsätze haben meine Lehrerin zu Tränen gerührt." Mir ging es bei deiner Geschichte genauso. Ja, es liegt wohl zu einem guten Teil am Thema, aber eben auch daran, wie du es beschreibst und erzählst.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir allerdings aufgefallen: Zum Beispiel "im dunklen Holz der Dunkelheit", da sind zwei "dunkel" recht nahe beieinander. Aber wie gesagt, sowas sind Kleinigkeiten finde ich. Viel wichtiger ist doch, dass du mich mit deinen Gedanken berührt hast Smile

LG, Mirjam
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KX88P
Gänsefüßchen
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Beitrag20.03.2021 20:21

von KX88P
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Ich finde die einzelnen Beschreibungen teilweise sehr schön, aber insgesamt sagt mir die Geschichte nicht so wirklich zu. Es erweckt den Eindruck, als wolle die Geschichte für sich als roten Faden nehmen, dass diese Oma sehr frech und aufrichtig war, und dies sowohl in ihrer Beerdigung spürbar sei, als auch in der nun erwachsenen Enkelin. Aber das sehe ich irgendwie nicht, ich kriege es nur gesagt.

Der Wunsch nach einer schlichten Beerdigung ist nichts wirklich seltenes, dass dies einzelne als "skandalös" auffassen mag ich gerne glauben, aber so als pauschales und anschauliches Beispiel, wie unkonventionell diese Frau gewesen sein soll, taugt mir das nicht. Sonst bleibt noch, dass sie mit Feuereifer Sport geguckt hat.

Und die Aktion in der Eisdiele finde ich einfach nur unfreundlich. Warum fragt sie nicht erst, ob sie sich dazusetzen könnten, und dann lehnen die Damen ab, und dann kann sie die Handtaschen wegnehmen? Aber insgesamt ist mir das zu mager. Wieso sie jetzt speziell "grundehrlich und schlagfertig", und  "die frechste Oma, die man sich vorstellen kann" gewesen sein soll, ist mir nach dieser Rückblende nicht klar.

Und man wünscht sich auch mal andere Antagonisten, als immer nur die "bösen alten Frauen", die sowohl bei der Beerdigung als auch in der Eisdiele in Erscheinung treten.

Und wieso lebt die "freche Oma" in der Enkelin weiter? Nur weil sie trotz des Widerwillens von zwei fremden Frauen an der Beerdigung ihrer Oma die Blumen hinstellt, die sie mitgebracht hat, und danach deren Blicken trotzt?

Und sprachlich gibts da viele Bilder, die sich wiederholen. Da gibts zum Beispiel "die kleine Kinderhand", dann in kurzer Folge "meine kleine Kinderhand" und die "wachen Kinderaugen", aber ohne dass da ein spezieller Kontrast darzustellen wäre. Auch Ausdrücke wie "Kinderkleid" finde ich unnötig.

Und am Anfang steht der Erzähler draussen "eine kleine Gruppe", und dann versteht man nicht, für wen diese Frau im Businesskostüm eine Fremde ist. Und plötzlich ist man mit "mein Vater" ein bisschen näher, aber erst im nächsten Abschnitt wird einigermassen deutlich, dass da ein Ich-Erzähler in der Gruppe ist. Und die Erzählerin ist doch jetzt eine erwachsene Frau und kein kleines Kind, die Bestatterin ist für sie doch die Bestatterin, und nicht durchs Band "die Fremde".

Gut gefallen haben mir zum Beispiel die Beschreibungen bzw. das Bild mit den kahlen Linden, oder Sätze wie "Opa wohnt jetzt auf einer Wiese und kann dort wohl nur noch die Käfer necken.", "Gemütlichkeit tankend ertrage ich das Fernsehprogramm." Dass die Erzählerin die Enten nicht mehr mag, wenn sie näher kommen. U.v.m.
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taimira
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Alter: 35
Beiträge: 5



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Beitrag20.03.2021 23:30

von taimira
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Hallo Shelly,

mir gefällt die Atmosphäre, die du durch deine Geschichte erzeugst. Das hat mich berührt. Einige Details fand ich sehr schön, zum Beispiel den Satz "Opa wohnt jetzt auf einer Wiese und kann dort wohl nur noch die Käfer necken." Aber ich sehe das ähnlich wie KX88P, was die "freche" Oma angeht. Die ist für mich leider nicht ganz so rübergekommmen, was den Gesamteindruck etwas schmälert.
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Shelly
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Alter: 57
Beiträge: 64
Wohnort: Speckgürtel Berlin


S
Beitrag21.03.2021 00:35
Frech gezuckert
von Shelly
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Herzlichen Dank für eure Hinweise und die Zeit, die ihr euch für meine Geschichte genommen habt. Besonders darüber freue ich mich sehr.
Es ist erst meine 2. Geschichte, ich muss noch viel lernen.

Jetzt überlege ich, was ich konkret verändern sollte: noch mehr Bilder der frechen Oma in Szene setzen oder sie weniger als frech zu bezeichnen. Vielleicht reicht ihre Wirkung ja auch ohne Adjektiv und der Leser macht sich selbst ein Bild?

Was die Episode in der Eisdiele betrifft, so ist die authentisch. Das mag man moralisch verurteilen, aber das war eben das, was in den Augen einer Enkelin frech ist. Wer traut sich schon zu sagen, was er denkt? Das wollte ich damit erzählen.

Die Passagen mit den Kinderhänden u. a. Doppelungen werde ich korrigieren. Danke, dass ihr das entdeckt habt.
Und wer einen besseren Begriff für die Schmuckurne hat, her damit. Mir fiel nur die Vase mit Deckel ein...
Lg Shelly


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a.no-nym
Klammeraffe
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Beiträge: 699



A
Beitrag21.03.2021 11:29

von a.no-nym
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Hallo Shelly,

ich glaube, diese "Übertöpfe" heißen Urnenbehälter.

Freundliche Grüße
a.
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Rike La
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 164



Beitrag21.03.2021 13:16

von Rike La
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Hallo Shelly,

hmm, mich persönlich hat es nicht so angesprochen, das ist aber vielleicht auch Geschmackssache.

Da sind vor allem einige Bilder drin, die so nicht funktionieren, teilweise ist es auch sprachlich nicht so genau formuliert.

Zitat:
Kalter Märzwind weht durch das eiserne Tor, vor dem sich eine kleine Gruppe dunkel gekleideter Menschen versammelt hat. Eine fremde Frau in einem engen, schwarzen Businesskostüm klappert mit ihren Pumps auf die Gruppe zu. In ihren Händen trägt sie eine dunkelblaue, glänzende, geschlossene Vase (was ist eine geschlossene Vase?). “Guten Morgen. Können wir beginnen?“ Mein Vater sieht sich um und nickt ihr zu. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und läuft den klackernden Schuhen hinterher.
Ich ziehe meinen Schal bis über das Kinn und verkrieche mich darin vor dem unangenehm kalten Wind. In mir ist keine Wärme spürbar. Nur traurige Kälte und Leere (diese zwei Sätze sind zu pathetisch und ein bisschen abgedroschen, finde ich... außerdem weiß ich nicht, was du damit sagen möchtest - im Innern keine Wärme spürbar?)
Ich blinzle durch die Menge auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Es sind einige ältere Damen dabei, die ich noch nie gesehen habe. Freundschaft (hier müsste es dann Freunde heißen) oder doch Verwandtschaft, die man nicht ohne Grund für Fremde hält.
Mein Blick fällt auf zwei tuschelnde, ältere Damen mit auffällig herausgeputzten Hüten, deren Blicke wieder und wieder in Richtung meines Vaters zielen. Mitleidig sehen sie nicht aus. Eher scheinen sie ganz und gar in ihrem Tratsch aufzugehen. Was stimmt denn nicht?
Sie bemerken meinen Blick und nicken mir zu. Dann kommen sie rasch näher, umkreisen mich wie aufgescheuchte Krähen. Mir wird noch kälter und der starke, süßliche Parfümgeruch der Alten verstärkt meine innere Abwehr.
„Da hat der feine Herr Sohn aber ordentlich geknausert!“ zischen sie mir entgegen. “Also sowas, nein! Das gehört sich nicht!“ Kopfschüttelnd schauen mich ihre Krähenaugen an und warten auf Zuspruch. Für mich ist alles in Ordnung, aber ich ahne den Grund ihrer Aufregung:
„Oma hat es so gewollt.“ (kein Punkt, Komma nach ")werfe ich schulterzuckend ein. „ Bloß keine Feier! Keinen Redner, der über sie spricht, ohne sie jemals gekannt zu haben. Und der dafür unverschämt zu viel Geld bekommt.“ Die Damen sehen mich entgeistert an, während ihnen Worte wie:“ Respekt!“ (warum Respekt? Ist da nicht eher Verachtung?) und „Aber“ über die faltigen Lippen huschen. Haben sie Oma überhaupt gekannt?
Dann müssten sie wissen, wie sie war: geradezu (geht nicht, entweder das geradezu bezieht sich auf grundehrlich, dann kein Komma - oder gerade heraus??), grundehrlich und sehr schlagfertig. Sie hat immer gesagt, was sie dachte. Egal wem. Egal wo. Die frechste Oma, die man sich vorstellen kann. Ein Lächeln huscht über mein kaltes Gesicht. Selbst jetzt auf ihrem letzten Gang verblüfft sie noch mit ihrer Entschlossenheit.
Die Krähen weichen distanzsuchend zurück, ich bin auf ihre Hetzerei nicht eingestiegen (das wissen wir ja schon). Rasch weichen sie meinem Blick aus und folgen nun immerhin stumm dem Klang der klackernden Schuhe.
Rechts und links säumen großgewachsene Linden den Weg, den wir eingeschlagen haben. Die kahlen Äste wirken traurig und leblos, noch sind ihre herzförmigen Blätter verborgen. Aber bald werden sie erwachen und Trost und Schatten spenden. Unter ihnen gehen kleine Wege ab, die in Grabfeldern münden. Ein trauriger Anblick. Was bleibt von einem Menschen? Ein kalter Grabstein mit den gemeißelten Initialen und wenige Blümchen davor, die sich bekümmert im Wind biegen und unglücklich dem Vergessen trotzen.
Der Kloß in meinem Hals drückt spürbar. Verlegen wische ich eine Träne weg. Das Salz brennt auf der vom Wind gereizten Haut. Jetzt bloß nicht schon wieder weinen….
Während meine Füße willenlos dem Klackern der Schuhe folgen, tauchen Bilder im Kopf auf. Tief verschüttete Erinnerungen bahnen sich ihren Weg aus dem Unterbewusstsein. Prägende Kindheitserinnerungen, die diesen letzten Weg gleichsam leichter wie schmerzvoller machen. Erinnerungen an Holzwürmer und Apfelplinsen….


Den letzten Satz finde ich gut, das davor ein bisschen zu pathetisch wieder... aber das ist Geschmackssache.

Das Markierte sind jetzt nur ein paar Eindrücke, für mich passen deine Bilder oft nicht so richtig...

Aber das sind ja nur meine Eindrücke, vielleicht helfen sie dir ein bisschen weiter, ansonsten einfach ignorieren wink

Liebe Grüße
Rike
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Ralphie
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Beitrag21.03.2021 13:39

von Ralphie
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Ich habe mir mal die Freiheit genommen, deinen ersten Absatz zu überarbeiten.

Ein eisiger Märzwind wehte durch das blassgrün getünchte Eisentor, vor dem sich eine kleine Gruppe Menschen in dunklen Mänteln versammelt hatte. Eine Frau in einem glänzenden schwarzen Businesskostüm klapperte auf ihren Stilettos auf die Gruppe zu. In ihren Händen trug sie eine tonfarbene Schmuckurne. “Guten Morgen. Können wir beginnen?“ Mein Vater sah sich um und nickte ihr zu. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und lief den klackernden Schuhen hinterher.

Das ist nur ein Vorschlag.
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Gast







Beitrag21.03.2021 13:58
Re: Frech gezuckert
von Gast
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Hallo Shelly,

gerne gelesen, aber für meinen Geschmack etwas zu viel  (sich wiederholendes) Pathos. Ich habe die Vorposts nicht gelesen,  es kann also sein,  dass  sich manches wiederholt.  Ich habe mir mal den ersten Teil vorgenommen und schreibe meine Kommentare direkt in den Text. Vielleicht ist etwas Brauchbares dabei.

LG
DLurie
 


Shelly hat Folgendes geschrieben:
Frech gezuckert

Kalter Märzwind weht durch das eiserne Tor, vor dem sich eine kleine Gruppe dunkel gekleideter Menschen versammelt hat. Eine fremde Frau in einem engen, schwarzen Businesskostüm klappert mit ihren Pumps auf die Gruppe zu. In ihren Händen trägt sie eine dunkelblaue, glänzende, geschlossene  Vase (?) . “Guten Morgen. Können wir beginnen?“ Mein Vater sieht sich um und nickt ihr zu. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und läuft den klackernden Schuhen hinterher.
Ich ziehe meinen Schal bis über das Kinn und verkrieche mich darin vor dem unangenehm kalten Wind. In mir ist keine Wärme spürbar. Nur traurige Kälte und Leere.
Ich blinzle durch die Menge auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Es sind einige ältere Damen dabei, die ich noch nie gesehen habe. Freundschaft oder doch Verwandtschaft, die man nicht ohne Grund für Fremde hält. (? der Sinn des Relativsatzes erschließt sich mit nicht)
Mein Blick fällt auf zwei tuschelnde, ältere Damen mit auffällig herausgeputzten (einfach: auffälligen?) Hüten, deren Blicke wieder und wieder in Richtung meines Vaters zielen. Mitleidig sehen sie nicht aus. Eher scheinen sie ganz und gar in ihrem Tratsch aufzugehen. Was stimmt denn nicht?
Sie bemerken meinen Blick und nicken mir zu. Dann kommen sie rasch näher, umkreisen mich wie aufgescheuchte Krähen. Mir wird noch kälter und der starke, süßliche Parfümgeruch der Alten verstärkt meine innere Abwehr.
„Da hat der feine Herr Sohn aber ordentlich geknausert!“ zischen sie mir entgegen (mich an?). “Also sowas, nein! Das gehört sich nicht!“ Kopfschüttelnd schauen mich ihre Krähenaugen an und warten auf Zuspruch (Zustimmung?). Für mich ist alles in Ordnung, aber ich ahne den Grund ihrer Aufregung:
„Oma hat es so gewollt.“ werfe ich schulterzuckend ein. „ Bloß keine Feier! Keinen Redner, der über sie spricht, ohne sie jemals gekannt zu haben. Und der dafür unverschämt zu viel Geld bekommt.“ Die Damen sehen mich entgeistert an, während ihnen Worte wie:“ Respekt!“ und „Aber“ über die faltigen Lippen huschen. Haben sie Oma überhaupt gekannt?
Dann müssten sie wissen, wie sie war: geradezu (geradeheraus, gradlinig?), grundehrlich und sehr schlagfertig. Sie hat immer gesagt, was sie dachte. Egal wem. Egal wo. Die frechste Oma, die man sich vorstellen kann. Ein Lächeln huscht über mein kaltes Gesicht. Selbst jetzt auf ihrem letzten Gang verblüfft sie noch mit ihrer Entschlossenheit.
 Die Krähen weichen distanzsuchend zurück, ich bin auf ihre Hetzerei nicht eingestiegen. Rasch weichen sie meinem Blick aus (2* weichen, Sie vermeiden den Blickkontakt zu mir?)
und folgen nun immerhin stumm dem Klang der klackernden Schuhe.
Rechts und links säumen großgewachsene Linden den Weg, den wir eingeschlagen haben. Die kahlen Äste wirken traurig und leblos, noch sind ihre herzförmigen Blätter verborgen. Aber bald werden sie erwachen und Trost und Schatten spenden. Unter ihnen gehen kleine Wege ab, die in Grabfeldern münden. Ein trauriger Anblick. (hattest du vorher schon) Was bleibt von einem Menschen? Ein kalter Grabstein mit den gemeißelten Initialen und wenige Blümchen davor, die sich bekümmert im Wind biegen und unglücklich dem Vergessen trotzen. (die Blümchen selbst sind nicht wirklich bekümmert und unglücklich…)
Der Kloß in meinem Hals drückt spürbar. Verlegen wische ich eine Träne weg. (warum? sie trauert doch Das Salz brennt auf der vom Wind gereizten Haut. Jetzt bloß nicht schon wieder weinen….
Während meine Füße willenlos dem Klackern der Schuhe folgen, tauchen Bilder im Kopf auf. Tief verschüttete Erinnerungen bahnen sich ihren Weg aus dem Unterbewusstsein. Prägende Kindheitserinnerungen, die diesen letzten Weg gleichsam leichter wie schmerzvoller machen. Erinnerungen an Holzwürmer und Apfelplinsen….
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Merlinor
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Beitrag23.03.2021 17:56

von Merlinor
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Hallo Shelly

Hier die versprochenen Worte zu Deiner Geschichte. Bitte entschuldige, dass ich erst so spät dazu komme.

Grundsätzlich bin ich etwas zwiegespalten, was ich von dem Text halten soll und will.
Auf der einen Seite mag ich Deine Sprache: Du kannst mit Worten umgehen, farbig und auf den Punkt, kannst den Lesern eine Situation bildhaft, plastisch und dabei genau vor Augen führen.
Kurz: Du kannst Dich auf eine feine, literarische Weise ausdrücken. Das mag ich und zwar sehr.

Auf der anderen Seite ist da die Geschichte selbst: Da würde ich mir wünschen, dass Du sie noch ein wenig straffst und kondensierst. Gefühlsmäßig möchte ich darüber hinaus den Anmerkungen einiger meiner Vorredner zustimmen, dass sich stellenweise etwas zu viel sich wiederholendes Pathos anhäuft. Zumindest für mein Gefühl.
Zum Beispiel betonst Du das Kindchenschema in den erinnerten Szenen etwas zu sehr. Da wäre weniger mehr.
Ein bisschen Probleme habe ich auch mit dem Wort "frech". In meiner Welt sind Kinder (manchmal) frech, aber Omas eigentlich nicht. Ob der Begriff in der Region Berlin einen weiter gefassten Gebrauch findet, weiß ich allerdings nicht. Früher war das ja so, war „frech“ als weit gefasstes Synonym für forsch im Sprachgebrauch und galt daher auch für Erwachsene. Heute habe ich – aber vielleicht bin ich damit ja alleine – ein wenig ein Problem, wenn ich es auf ein alte Frau beziehen soll.

Zur Handlung: Ich sehe da eine Kollage von Szenen ohne tiefer angelegte Dramaturgie, eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen. Das kann man so machen. Geschwindigkeit und ein gezielter Spannungsaufbau sind ja kein Dogma. Die Geschichte zieht einen auch so in ihren Bann und wenn Du die Bilder straffst und sie sprachlich noch etwas schärfst, kann sie auch so bestehen. Die Kraft Deiner Sprache sollte dafür genügen. Zumindest empfinde ich das so.

Aber natürlich wäre auch etwas mehr Dramaturgie, etwas mehr Spannungsaufbau denkbar. Wenn man sprachlich eine so gute Basis hat, wie du, dann kann das den Unterschied zwischen gut und exzellent machen.
Beispiel: Indem Du eine eventuelle Ähnlichkeit zwischen den beiden Damen, die um die Beerdigung herum schwänzeln und den beiden Damen in der Eisdiele noch stärker herausarbeitest, könntest Du daraus eine inhaltliche und gleichzeitig auch dramaturgische Linie zwischen der Oma und ihrer Enkelin und deren jeweiligen Umgang mit solchen Situationen herausarbeiten. Aber das ist nur eine Idee, um Dir zu veranschaulichen, in welche Richtung ich da denke.
Die Handlung selbst muss man also spannungsmäßig gar nicht schärfen, kann da durchaus langsam und statisch bleiben, aber an den Bezügen zwischen den zeitlich versetzten Situationen und Personen kann man arbeiten, um das Interesse und die Neugier der Leser noch zusätzlich zu stärken.

Aber all das sind nur ein paar lose Gedanken, die mich überfallen, wenn ich Deine neue Geschichte lese. Nichts davon ist verbindlich. Ich mag Deine Schreibe und wenn ich mir überlege, dass dies erst Deine zweite Geschichte ist, denke ich mir, dass Du eine gute Zukunft als Erzählerin haben kannst, wenn Du das willst.

Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Spaß beim weiteren Schreiben.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

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Shelly
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Beitrag24.03.2021 09:26
Frech gezuckert
von Shelly
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Lieber D'Lurie,

Vielen lieben Dank für deine Mühe, die du dir gemacht hast und die Vorschläge. Einige fand ich wirklich sehr passend und werde sie bei der Überarbeitung gern berücksichtigen., vor allem was die Adjektive angeht, die man ja eh wenig verwenden soll Laughing
Wenn ich sie fertig habe, setze ich sie hier nochmal rein.
Hab vielen Dank,

Lg Shelly


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Beitrag24.03.2021 17:03
Frech gezuckert
von Shelly
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Liebe Leser,

ich habe viele eurer Hinweise beherzigt und meine Geschichte überarbeitet. Jetzt bin ich wirklich sehr gespannt Laughing

Hüte ohne Zucker

Kalter Märzwind weht durch das grüngetünchte Eisentor, an dem sich eine kleine Gruppe dunkel gekleideter Menschen versammelt hat. Eine fremde Frau in einem engen, schwarzen Businesskostüm klappert mit ihren Stilettos auf die Gruppe zu. In ihren Händen trägt sie eine royalblaue Schmuckurne mit goldenen Verzierungen. “Guten Morgen. Können wir beginnen?“ Mein Vater sieht sich um und nickt ihr zu. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und läuft den klackernden Schuhen hinterher.
Meinen Schal bis über das Kinn ziehend verkrieche mich  vor dem unangenehm kalten Wind und den trüben Gedanken.
Ich blinzle durch die Menge auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Eine große Familie sind wir nicht. Einige ältere Damen sind dabei, die ich noch nie gesehen habe. Freunde oder doch Verwandtschaft, die man nicht ohne Grund für Fremde hält.
Mein Blick fällt auf zwei tuschelnde, ältere Damen mit auffälligen Hüten, deren Blicke wieder und wieder in Richtung meines Vaters zielen. Ihre Augen funkeln lebhaft, die Wangen sind leicht errötet und die Lippen von Lederhandschuhen verborgen. Mitleidig sehen sie nicht aus. Eher scheinen sie ganz und gar in ihrem Tratsch aufzugehen. Was stimmt denn nicht?
Sie bemerken meinen Blick und nicken mir zu. Dann kommen sie rasch näher, umkreisen mich wie aufgescheuchte Krähen. Mir wird noch kälter und der starke, süßliche Parfümgeruch der Alten verstärkt meine innere Abwehr.
„Da hat der feine Herr Sohn aber ordentlich geknausert!“ zischen sie mir entgegen. “Also sowas, nein! Das gehört sich doch nicht! Die eigene Mutter…“, kopfschüttelnd schauen mich ihre Krähenaugen an und warten auf Zustimmung. Für mich ist alles in Ordnung, aber ich ahne den Grund ihrer Aufregung:
„Das war Omas letzter Wunsch.“ werfe ich schulterzuckend ein: „ Ich will keine Feier! Keinen Redner, der über mich spricht, ohne mich zu kennen. Und der dafür unverschämt  viel Geld bekommt.“ Die Damen sehen mich entgeistert an: “ Ja, aber …das geht doch nicht…“, stammeln  ihre faltigen Lippen. Oh doch, natürlich geht das. Und wie es geht.
 Haben sie Oma überhaupt gekannt?
Dann müssten sie doch wissen, wie sie war: geradeheraus, ehrlich und selbstbestimmt. Sie hat immer gesagt, was sie dachte. Egal wem. Egal wo. Eine Frau, die sich gegen die zugeteilte Rolle ihrer Generation stets aufgelehnt hat. Sie war nie angepasst, unterwürfig und keusch. Eine Frau, die das Leben liebte und es zu genießen verstand. Sie war ihrer Zeit weit voraus, emanzipiert. Für unterwürfige Frauen hatte sie kein Verständnis und ihre Männer hatten es sicher nicht immer leicht mit ihr. Sie war eine Partnerin auf Augenhöhe.  
Ein Lächeln huscht über mein kaltes Gesicht. Selbst jetzt auf ihrem letzten Gang verblüfft sie noch mit ihrer Entschlossenheit.
Die behüteten Damen treten zur Seite und folgen stumm, mit gesenktem Kopf dem Klang der klackernden Schuhe.
Rechts und links säumen großgewachsene Linden den Weg, den wir eingeschlagen haben. Die kahlen Äste wirken traurig und leblos, noch sind ihre herzförmigen Blätter verborgen. Aber bald werden sie erwachen und Trost und Schatten spenden. Unter ihnen gehen kleine Wege ab, die in Grabfeldern münden. Ein trauriger Anblick. Was bleibt von einem Menschen? Ein Grabstein mit  Initialen und wenige Blümchen davor, die sich bekümmert im Wind biegen und unglücklich dem Vergessen trotzen.
Der Kloß in meinem Hals drückt spürbar. Verlegen wische ich eine Träne weg. Das Salz brennt auf der vom Wind gereizten Haut. Jetzt bloß nicht schon wieder weinen….
Während meine Füße gehorsam dem Klackern der Schuhe folgen, tauchen Bilder im Kopf auf. Tief verschüttete Erinnerungen bahnen sich ihren Weg aus dem Unterbewusstsein. Prägende Kindheitserinnerungen, die diesen letzten Weg gleichsam leichter wie schmerzvoller machen. Erinnerungen an Holzwürmer und Apfelplinsen….
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Erwartungsvoll drückt die kleine Kinderhand gegen die schwere Eingangstür und kann das Summen kaum abwarten. Endlich! Die Tür gibt vibrierend nach. Vertrauter Geruch des Altberliner Wohnhauses strömt mir entgegen. Die vielen Treppenstufen breiten sich  vor mir aus und zeigen mir den Weg entlang der abgelaufenen, stumpfen Holzstufen, die sich nach unten beugen. Ich liebe dieses alte Treppenhaus. Auf den Absätzen leuchtet die Nachmittagssonne durch bunte Glasscheiben herein und verzaubert den sonst dunklen Flur.
Meine Hand gleitet ehrfürchtig über das auffällig erhabene Geländer hinweg. Die wachen Augen suchen das Holz ab. In dem Holz wohnt doch Jemand: Familie Holzwurm wohnt dort schon sehr, sehr lange. Unzählige, winzige Löcher sind der Beweis.
Opa mag keine Holzwürmer. Er möchte sie auch nicht im Haus. Aber die Würmer sind schlau, sie lassen sich nicht erwischen. Kichernd stelle ich mir vor, wie sie ihn lachend hinterherschauen, wenn er die Treppe hinaufgeht. Sie wissen bestimmt, dass er sie nicht leiden mag. Hat er oft genug laut gesagt.
Die letzte Treppe breitet sich aus und wird von einem betörenden Duft eingehüllt. Dem Duft von Apfelplinsen!! Kein Zweifel! Die kleinen, schwarzen Lackschühchen springen die knarrenden letzten Stufen nach oben. Aus dem Türrahmen schaut ein Gesicht voller Liebe und Geborgenheit herunter. Warme, kräftige Arme umfassen mich. Ich drücke mein Gesicht gegen den rundlichen, weichen Körper und fühle mich vollkommen geliebt.
Übermütig drehe ich mich um und rufe in das Treppenhaus: „ He, ihr Holzwürmer, hört ihr? Ihr dürft nicht so viel essen, ihr fresst sonst noch das ganze Treppenhaus auf. Dann kann Oma gar nicht mehr runter!“ Die schiebt mich lachend zur Tür herein: „ Du musst doch nicht wieder das ganze Haus unterhalten!“ Das verstehe ich nicht. Wieso unterhalten? War doch gar keiner da! Nur die Holzwürmer. Oder?
In der winzigen Stube wartet ein gedeckter Tisch auf mich. In der Mitte steht ein riesiger Berg Apfelplinsen. Seit ich denken kann, liebe ich diese besonderen Eierkuchen mit geriebenen Äpfeln. Noch warm verbreiten sie ihren Zauberduft in der ganzen Wohnung. Ich bekomme eine Serviette für den Schoß, um mich nicht zu bekleckern. Geholfen hat das noch nie. Meist fiel die schon vorher unter den Tisch, weil die Beine schaukeln mussten. Oder der Klecks landete weiter oben.
„Na, da waren die Augen wohl wieder größer als der Kullerbauch?“ witzelt Opa, als er sieht, wie ich seit einer Weile mit der Gabel auf dem Teller herumstochere. Verräterisch drückt der Bauch gegen das Kleid. Nicht ein klitzekleiner Krümel findet da noch ein Plätzchen. Er nimmt den Teller und steht lächelnd auf. Ich darf helfen. Vorsichtig trage ich die goldumrandeten Teller über den langen, getäfelten Flur. Hier wohnt kein Holzwurm, obwohl er es hier warm und gemütlich hätte. Nein, besser nicht. Nachher liebt er noch meine Apfelplinsen.
Opa öffnet den Schrank, sicher holt er gleich das „Mensch, ärgere dich nicht!“ heraus. Aber stattdessen hält er eine große Spritze in der Hand. Die ist für Oma, ich kenne das schon. Oma bekommt jeden Tag Spritzen, nicht nur die eine. Oma hat Zucker. Ich verstehe nicht, warum das was Schlimmes ist? Zucker klingt nach Süßem, nach Überraschung. Zucker schmeckt gut. Manche essen damit sogar Popel. Hab ich gehört! Aber Oma kriegt eine fürchterlich große Spritze in den Arm, sonst darf sie nie wieder Süßes essen. Für eine Naschkatze wie Oma wäre  das ganz schlimm. Tapfer lächelt sie mir zu:“ Da gewöhnt man sich dran!“ Ich möchte das trotzdem nicht haben. Niemals! Auch wenn Opa mich jedes Mal fragt. Nein!
Während Opa nun endlich das Spiel aufbaut, husche ich mit Oma ins Schlafzimmer. Wuchtige helle Möbel mit Verschnörkelungen aus  längst vergessenen  Zeiten stehen in dem kalten, nie beheizten Raum. Wie viele fünfjährige Mädchen mag ich natürlich Prinzessinnen und hier fühle ich mich wie eine.
Am Fenster steht eine alte Frisierkommode. Knarrende, quietschende Schubläden voller Schätze lassen meine Augen funkeln. Am Spiegel hängen verschiedene Ketten, die meisten aus weißen Perlen. Ich darf mir eine umhängen. Sie ist aber viel zu lang. Oma wickelt sie mir lachend noch einmal über den Kopf, jetzt passt es. Ich fühle mich königlich. Auf der Kommode schimmern besondere Pumpflacons mit Bommeln und einem betörendem, stark süßlichen Duft, der in der Nase kitzelt. Auch wenn ich ihn nicht mag, schnuppere ich jedes Mal daran. Ein bisschen riecht es auch nach Oma.
In der glänzenden, perlmuttfarbenen Schatulle wartet ein Zauberring auf mich. Bei jedem Spieleabend darf ich ihn tragen, er soll Glück bringen. Aufgeregt strecke ich die Hand aus, während Oma den silbernen, schweren Ring auf den Mittelfinger schiebt. Er ist viel zu groß. Schnell presse ich die Hand zusammen, damit er bloß nicht herunterfällt. Voller Stolz lasse ich den Amethyst in der Sonne funkeln, die neugierig zum Fenster hereinschaut.
Auf dem Tisch steht ein Kristalltablett in Schokoladentafelgröße, gefüllt mit köstlichen kleinen Schokoladenstückchen. Wer rausfliegt, bekommt zum Trost ein Stückchen. Bestimmt hat sich Oma das ausgedacht, Opa schummelt nämlich immer! Aber er kann mich auch  leicht zum Lachen bringen, dass mein Bauch davon weh tut. So toll lachen kann ich nur mit ihm.
Zu meinem Apfelplinsenbauch gesellen sich einige Schokostückchen, bis das Spiel vorbei ist. Gegen den Durst bekomme ich ein Kristallglas leuchtend gelber Blubberblasenlimonade. Zuhause bekomme ich die nie. Und sie schmeckt immer nach mehr.
Die Sonne ist weitergezogen, es wird dunkel in der kleinen Stube. Die kostbaren Sammeltassen in der Vitrine verschwinden langsam in der Dunkelheit. Nur die Ballerina aus Porzellan sticht mit ihrem glänzenden Weiß daraus hervor. Ich darf sie nicht zum Spielen haben, nur bewundern. Sie steht immer einfach so da. Zusammen mit den Tassen, aus denen keiner je trinkt. Sicher sind die einfach schon zu alt.
Oma schaltet das Fensterlicht an: eine lilafarbene Neonröhre hinter der Gardine taucht das Fenster in weiches  Licht. Die Alpenveilchen auf dem Fensterbrett beginnen magisch  zu leuchten. Oma liebt Alpenveilchen und die lieben Oma und ihr lila leuchtendes Fenster.
Opa schaltet den Fernseher an. Ich finde fernsehen langweilig. Da kommt fast nie etwas für Kinder. Oma rückt die Kissen zurecht und nimmt mich in den Arm. Gemütlichkeit tankend ertrage ich das Fernsehprogramm: Fußball! Oma liebt Fußball und Boxen. „Heute ist ein wichtiges Spiel, Deutschland muss gewinnen, sonst sind wir raus.“ Aufgeregt wackelt sie mit den Beinen und legt sich ein kunterbuntes, selbstgehäkeltes Kissen auf den Bauch.
“ Los doch, hau das Ding endlich rein! Da vorne ist das Tor. Mensch, bist du blind? Das gibt es doch nicht…hey!!“ Dabei boxt sie aufgeregt in ihr Kissen, das beleidigt seine Form verliert.
Opa schmunzelt, als er mein verdutztes Gesicht bemerkt. Während Oma fast von der Couch springt, genießt Opa das Spiel auf seine eher ruhige Art.
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Die Klackerschuhe verstummen, die Gruppe stoppt. Stille. Vor uns breitet sich eine karge Wiese aus, die auf den Frühling wartet. Auf einigen Plätzen liegen frische Blumen auf winzigen Erdhügeln. Vor uns liegt ein kleines Loch. Die Schmuckurne steht daneben, für das Loch ist sie zu groß. Soll Oma jetzt springen, oder was? Das kann sie schon sehr lange nicht mehr. Oder wird sie einfach hinein geschüttet? Mein Blick begegnet wieder dem der Damen. Aufgeplustert stehen sie da und verstehen nicht. Ihre heile Welt gerät ins Wanken. Ratlos starren sie das royalblaue Gefäß an.
Die Fremde trägt ein Gedicht vor. Ich kann ihre Stimme hören, aber ihre Worte fliegen an mir vorbei. Ich will sie auch nicht hören. Ich höre Oma: „ Bist du wohl  still! Ich hab gesagt, ich will keine Rede!“
Ich verschließe meine Augen, kann den Anblick nicht aushalten. Sonnenstrahlen, die sich durch die kahlen Äste kämpfen, streicheln mein Gesicht. Trost. Wärme. Die Sonne macht den Kummer leichter. Sonne…., bitte… hilf mir.
Sie hilft und holt Erinnerungen zurück, sonnige Erinnerungen….
Vor meinem Auge tauchen lackierte Holzstühle auf, die in der Sonne leuchten. Sie gehören zu kleinen runden Tischen, auf denen leckere Eisbecher stehen. Ein unwiderstehlicher Duft, der mir sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt. Natürlich sind alle Tische belegt.         „ Möchtest du lieber ein Laufeis?“ Enttäuscht schaue ich zu den Tischen. Die Eisbecher sehen so verlockend aus, mit Früchten und in der buntbestreuselten Sahne steckt eine Eiswaffel. Oma versteht meinen Blick: „ Dann müssen wir wohl warten.“ Die Vorfreude lässt meine Beine unruhig hin und her tippeln. „ Musst du mal?“ Ich schüttle den Kopf und bemühe mich, still zu stehen. Meine Finger greifen mein Rockteil und lassen es schwingen. Oma schaut zu mir herunter und lächelt: „ Aber lass dein Röckchen unten, sonst lachen dich die Leute aus!“ Beschämt lasse ich den Rock fallen. Ausgelacht werden ist wirklich peinlich. Ich muss an Opa denken, der mich gerne neckte und mir nicht glauben wollte, dass ich ein Mädchen bin. Er hat mich so lange provoziert, bis ich vor Wut schreiend mein Röckchen hochgerissen habe: „ Guck doch, guck! Sieht man doch, dass ich ein Mädchen bin!“ Vor versammelter Kaffeetafel hatte ich das getan und alle haben sich gebogen vor Lachen. Ich fand das überhaupt nicht lustig. Opa wohnt jetzt auf einer Wiese und kann dort wohl nur noch die Käfer necken. Schnell greife ich Omas Hand.
Der Duft von Eis ist herrlich. Einige Tische haben schon neue Gäste, bestimmt sind wir bald an der Reihe. An einem Tisch schnattern zwei elegant gekleidete, ältere Damen. Auf den Köpfen tragen sie luftige Sommerhüte mit künstlichen Blumen und einer riesigen Krempe darum. Ihre  Taschen brauchen die anderen zwei Stühle, eigentlich hat jeder Tisch Platz für vier Gäste. Das Eis vor ihnen ist schon zerschmolzen. Oma schaut immer wieder zu den Beiden hinüber. Kennt sie die etwa? Hoffentlich nicht. Sie sehen nicht aus, als hätten sie Kinder gern. Warum auch immer. Ich muss an die Enten denken, die wir manchmal füttern gehen. Die kommen immer näher, weil ich nicht so weit werfen kann. Und dann mag ich sie nicht mehr.
„Warte mal hier. Nicht weglaufen!“ Oma schaut mich prüfend an. Dann schreitet sie forschen Schrittes an den Tisch der Beiden. Die schauen Oma überrascht an. Oma nimmt die Taschen und reicht sie den verblüfften Damen über die halbleeren Eisbecher hinweg: „Warten Ihre Taschen noch auf eine Bestellung?“ Röte steigt in deren verschwitzte Gesichter: „ Aber wir sitzen doch hier die ganze Zeit!“ Oma winkt mich zu sich und setzt mich auf den Stuhl, der eben noch der Tasche gehörte. Pures Entsetzen weht mir entgegen. Und der Geruch von süßem, schwerem Parfüm. Unschuldig schaue ich die Damen an.
Während sie nach Worten ringen, wirft ihnen Oma feixend zu: „Na dann haben sie doch lange genug gesessen!“
Wenig später kommt Oma mit zwei leckeren Eisbechern und einer Tasse Kaffee zurück. Wir sitzen allein am Tisch. „ Das haben wir uns jetzt aber verdient, nicht wahr mein Schatz?“ Während ich mir die eisverzierte Waffel in den Mund schiebe, genieße ich ein Gefühl unglaublicher Stärke. Oma traut sich ganz schön was... Ich kenne keinen Menschen, der so mutig gegenüber Fremden ist. Jede andere Oma hätte sich über die Stuhlbesetzer geärgert, aber nichts gesagt. Aber Oma ist da ganz anders. Sie lässt sich Nichts gefallen. Von Niemandem. Bewundernd genieße ich diesen besonderen Moment…

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Die Fremde öffnet die royalblaue Hülle und reißt mich aus meinen heilen Gedanken zurück in die raue Wirklichkeit. Vorsichtig nimmt sie die Urne heraus und lässt sie in die Erde gleiten. Leere Worte murmelnd ploppt der Sand auf den Deckel. Das Geräusch lässt mich erschauern, Kälte steigt in mir hoch. Mit zitternden Händen umklammere ich mein Alpenveilchen. Nein! Sie ist nicht da unten in dieser Tupperdose. Niemals! Nur ihr von Krankheit und Leben gezuckerter Körper, der nun endlich ruhen darf.
Behutsam stelle ich mein Blümchen ab. Während ich mich aufrichte sehe ich im Augenwinkel den vorwurfsvollen Krähenblick der Hutdamen. Alpenveilchen, ja ich weiß, sie verstehen es wieder nicht. Alpenveilchen sind genau richtig. Es sind ihre…Lieblingsblumen. Trauergebinde hat sie verabscheut.
Ich richte mich auf und stelle mich ihrem Blick. Stark. Selbstbewusst und unangepasst, genau wie Oma. Sie ist noch da, ich fühle es. Sie bleibt ein Teil von mir. Unter den Hüten blitzt ein unsicheres Lächeln. Sie wissen es.
Vogelgezwitscher lenkt meinen Blick nach oben. Und auf einmal ist es da: ein Blatt. Sehr klein, zartgrün blitzt es am kahlen Zweig. „ Pass auf meine Oma auf!“ werfe ich ihm zu und verlasse diesen traurigen Ort.
Ich muss noch einkaufen gehen. Morgen gibt es Apfelplinsen!


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Calvin Hobbs
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Beitrag24.03.2021 19:10
Re: Frech gezuckert
von Calvin Hobbs
Antworten mit Zitat

Hallo smile
Shelly hat Folgendes geschrieben:


Hüte ohne Zucker

Kalter Märzwind weht durch das grüngetünchte Eisentor, an dem sich eine kleine Gruppe dunkel gekleideter Menschen versammelt hat. Eine fremde Frau in einem engen, schwarzen Businesskostüm klappert mit ihren Stilettos auf die Gruppe zu. In ihren Händen trägt sie eine royalblaue Schmuckurne mit goldenen Verzierungen. “Guten Morgen. Können wir beginnen?“ Mein Vater sieht sich um und nickt ihr zu. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und läuft den klackernden Schuhen hinterher.
Meinen Schal bis über das Kinn ziehend verkrieche mich  vor dem unangenehm kalten Wind und den trüben Gedanken.
Hier habe ich das Problem, dass in diesem kurzen Stück von außen beschrieben wird, obwohl die Erzählerin Teil der Gruppe ist. Das funktioniert nicht für mich.
Ich blinzle durch die Menge auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Eine große Familie sind wir nicht. Einerseits eine "Menge", aber gleichzeitig "nicht viele"?
Einige ältere Damen sind dabei, die ich noch nie gesehen habe. Freunde oder doch Verwandtschaft, die man nicht ohne Grund für Fremde hält.
Mein Blick fällt auf zwei tuschelnde, ältere Damen mit auffälligen Hüten, deren Blicke wieder und wieder in Richtung meines Vaters zielen. Ihre Augen funkeln lebhaft, die Wangen sind leicht errötet und die Lippen von Lederhandschuhen verborgen. Mitleidig sehen sie nicht aus. Eher scheinen sie ganz und gar in ihrem Tratsch aufzugehen. Was stimmt denn nicht?
Sie bemerken meinen Blick und nicken mir zu. Dann kommen sie rasch näher, umkreisen mich wie aufgescheuchte Krähen. Mir wird noch kälter und der starke, süßliche Parfümgeruch der Alten verstärkt meine innere Abwehr.
„Da hat der feine Herr Sohn aber ordentlich geknausert!“ zischen sie mir entgegen. “Also sowas, nein! Das gehört sich doch nicht! Die eigene Mutter…“, kopfschüttelnd schauen mich ihre Krähenaugen an und warten auf Zustimmung. Wie kommen Sie darauf, dass die Prota ihnen zustimmen würde? Schließlich kennt man sich nicht. Dazu kommt, dass das Alter der Prota nicht wirklich klar ist. Sie könnte ein Teenager sein.
Für mich ist alles in Ordnung, aber ich ahne den Grund ihrer Aufregung:
„Das war Omas letzter Wunsch.“ werfe ich schulterzuckend ein.
Ich will keine Feier! Keinen Redner, der über mich spricht, ohne mich zu kennen. Und der dafür unverschämt  viel Geld bekommt.
Die Damen sehen mich entgeistert an: “ Ja, aber …das geht doch nicht…“, stammeln ihre faltigen Lippen. Oh doch, natürlich geht das. Und wie es geht.
Haben sie Oma überhaupt gekannt?
Dann müssten sie doch wissen, wie sie war: geradeheraus, ehrlich und selbstbestimmt. Sie hat immer gesagt, was sie dachte. Egal wem. Egal wo. Eine Frau, die sich gegen die zugeteilte Rolle ihrer Generation stets aufgelehnt hat. Sie war nie angepasst, unterwürfig und keusch. Eine Frau, die das Leben liebte und es zu genießen verstand. Sie war ihrer Zeit weit voraus, emanzipiert. Für unterwürfige Frauen hatte sie kein Verständnis und ihre Männer hatten es sicher nicht immer leicht mit ihr. Sie war eine Partnerin auf Augenhöhe.  
Ein Lächeln huscht über mein kaltes Gesicht.
Selbst jetzt auf ihrem letzten Gang verblüfft sie noch mit ihrer Entschlossenheit.
Die behüteten Damen treten zur Seite und folgen stumm, mit gesenktem Kopf dem Klang der klackernden Schuhe. Sobald man auf dem Friedhof den Hauptweg verlässt, hört das Klackern garantiert auf. Solche Schuhe sind da absolut ungeeignet.
Rechts und links säumen großgewachsene Linden den Weg, den wir eingeschlagen haben. Die kahlen Äste wirken traurig und leblos, noch sind ihre herzförmigen Blätter verborgen. Aber bald werden sie erwachen und Trost und Schatten spenden. Unter ihnen gehen kleine Wege ab, die in Grabfeldern münden. Ein trauriger Anblick. Was bleibt von einem Menschen? Ein Grabstein mit  Initialen und wenige Blümchen davor, die sich bekümmert im Wind biegen und unglücklich dem Vergessen trotzen.
Der Kloß in meinem Hals drückt spürbar. Verlegen wische ich eine Träne weg. Das Salz brennt auf der vom Wind gereizten Haut. Jetzt bloß nicht schon wieder weinen….
Während meine Füße gehorsam dem Klackern der Schuhe folgen, tauchen Bilder im Kopf auf. Tief verschüttete Erinnerungen bahnen sich ihren Weg aus dem Unterbewusstsein. Prägende Kindheitserinnerungen, die diesen letzten Weg gleichsam leichter wie schmerzvoller machen. Erinnerungen an Holzwürmer und Apfelplinsen….
Das "Klackern" empfinde ich als inflationär genutzt.
___________________________________________________________________________

Erwartungsvoll drückt die kleine Kinderhand gegen die schwere Eingangstür und kann das Summen kaum abwarten. Endlich! Die Tür gibt vibrierend nach. Vertrauter Geruch des Altberliner Wohnhauses strömt mir entgegen.
Hier ist das gleiche wie oben. Es ist DEINE Hand und nicht irgendeine, die jemand von außen beschreibt.
Die vielen Treppenstufen breiten sich  vor mir aus und zeigen mir den Weg entlang der abgelaufenen, stumpfen Holzstufen, die sich nach unten beugen. Ich liebe dieses alte Treppenhaus. Auf den Absätzen leuchtet die Nachmittagssonne durch bunte Glasscheiben herein und verzaubert den sonst dunklen Flur.
Meine Hand gleitet ehrfürchtig über das auffällig erhabene (was bedeutet das?) Geländer hinweg. Die wachen Augen suchen das Holz ab. In dem Holz wohnt doch Jemand: Familie Holzwurm wohnt dort schon sehr, sehr lange. Unzählige, winzige Löcher sind der Beweis.
Opa mag keine Holzwürmer. Er möchte sie auch nicht im Haus. Aber die Würmer sind schlau, sie lassen sich nicht erwischen. Kichernd stelle ich mir vor, wie sie ihm lachend hinterherschauen, wenn er die Treppe hinaufgeht. Sie wissen bestimmt, dass er sie nicht leiden mag. Hat er oft genug laut gesagt.
Die letzte Treppe breitet sich aus und wird von einem betörenden Duft eingehüllt. Dem Duft von Apfelplinsen!! Kein Zweifel! Die kleinen, schwarzen Lackschühchen springen die knarrenden letzten Stufen nach oben. Wieder ein Perspektivwechsel Aus dem Türrahmen schaut ein Gesicht voller Liebe und Geborgenheit herunter. Warme, kräftige Arme umfassen mich. Ich drücke mein Gesicht gegen den rundlichen, weichen Körper und fühle mich vollkommen geliebt.
Übermütig drehe ich mich um und rufe in das Treppenhaus: „ He, ihr Holzwürmer, hört ihr? Ihr dürft nicht so viel essen, ihr fresst sonst noch das ganze Treppenhaus auf. Dann kann Oma gar nicht mehr runter!“ Die schiebt mich lachend zur Tür herein: „ Du musst doch nicht wieder das ganze Haus unterhalten!“ Das verstehe ich nicht. Wieso unterhalten? War doch gar keiner da! Nur die Holzwürmer. Oder?
In der winzigen Stube wartet ein gedeckter Tisch auf mich. In der Mitte steht ein riesiger Berg Apfelplinsen. Seit ich denken kann, liebe ich diese besonderen Eierkuchen mit geriebenen Äpfeln. Noch warm verbreiten sie ihren Zauberduft in der ganzen Wohnung. Ich bekomme eine Serviette für den Schoß, um mich nicht zu bekleckern. Geholfen hat das noch nie. Meist fiel die schon vorher unter den Tisch, weil die Beine schaukeln mussten. Oder der Klecks landete weiter oben.
„Na, da waren die Augen wohl wieder größer als der Kullerbauch?“ witzelt Opa, als er sieht, wie ich seit einer Weile mit der Gabel auf dem Teller herumstochere. Verräterisch drückt der Bauch gegen das Kleid. Nicht ein klitzekleiner Krümel findet da noch ein Plätzchen. Er nimmt den Teller und steht lächelnd auf. Ich darf helfen. Vorsichtig trage ich die goldumrandeten Teller über den langen, getäfelten Flur. Hier wohnt kein Holzwurm, obwohl er es hier warm und gemütlich hätte. Nein, besser nicht. Nachher liebt er noch meine Apfelplinsen.
Opa öffnet den Schrank, sicher holt er gleich das „Mensch, ärgere dich nicht!“ heraus. Aber stattdessen hält er eine große Spritze in der Hand. Die ist für Oma, ich kenne das schon. Oma bekommt jeden Tag Spritzen, nicht nur die eine. Oma hat Zucker. Ich verstehe nicht, warum das was Schlimmes ist? Zucker klingt nach Süßem, nach Überraschung. Zucker schmeckt gut. Manche essen damit sogar Popel. Hab ich gehört! Aber Oma kriegt eine fürchterlich große Spritze in den Arm, sonst darf sie nie wieder Süßes essen. Für eine Naschkatze wie Oma wäre  das ganz schlimm. Tapfer lächelt sie mir zu:“ Da gewöhnt man sich dran!“ Ich möchte das trotzdem nicht haben. Niemals! Auch wenn Opa mich jedes Mal fragt. Nein!
Während Opa nun endlich das Spiel aufbaut, husche ich mit Oma ins Schlafzimmer. Wuchtige helle Möbel mit Verschnörkelungen aus  längst vergessenen  Zeiten stehen in dem kalten, nie beheizten Raum. Wie viele fünfjährige Mädchen mag ich natürlich Prinzessinnen und hier fühle ich mich wie eine.
Am Fenster steht eine alte Frisierkommode. Knarrende, quietschende Schubläden voller Schätze lassen meine Augen funkeln. Am Spiegel hängen verschiedene Ketten, die meisten aus weißen Perlen. Ich darf mir eine umhängen. Sie ist aber viel zu lang. Oma wickelt sie mir lachend noch einmal über den Kopf, jetzt passt es. Ich fühle mich königlich. Auf der Kommode schimmern besondere Pumpflacons mit Bommeln und einem betörendem, stark süßlichen Duft, der in der Nase kitzelt. Auch wenn ich ihn nicht mag, schnuppere ich jedes Mal daran. Ein bisschen riecht es auch nach Oma.
In der glänzenden, perlmuttfarbenen Schatulle wartet ein Zauberring auf mich. Bei jedem Spieleabend darf ich ihn tragen, er soll Glück bringen. Aufgeregt strecke ich die Hand aus, während Oma den silbernen, schweren Ring auf den Mittelfinger schiebt. Er ist viel zu groß. Schnell presse ich die Hand zusammen, damit er bloß nicht herunterfällt. Voller Stolz lasse ich den Amethyst in der Sonne funkeln, die neugierig zum Fenster hereinschaut.
Auf dem Tisch steht ein Kristalltablett in Schokoladentafelgröße, gefüllt mit köstlichen kleinen Schokoladenstückchen. Wer rausfliegt, bekommt zum Trost ein Stückchen. Bestimmt hat sich Oma das ausgedacht, Opa schummelt nämlich immer! Aber er kann mich auch  leicht zum Lachen bringen, dass mein Bauch davon weh tut. So toll lachen kann ich nur mit ihm.
Zu meinem Apfelplinsenbauch gesellen sich einige Schokostückchen, bis das Spiel vorbei ist. Gegen den Durst bekomme ich ein Kristallglas leuchtend gelber Blubberblasenlimonade. Zuhause bekomme ich die nie. Und sie schmeckt immer nach mehr.
Die Sonne ist weitergezogen, es wird dunkel in der kleinen Stube. Die kostbaren Sammeltassen in der Vitrine verschwinden langsam in der Dunkelheit. Nur die Ballerina aus Porzellan sticht mit ihrem glänzenden Weiß daraus hervor. Ich darf sie nicht zum Spielen haben, nur bewundern. Sie steht immer einfach so da. Zusammen mit den Tassen, aus denen keiner je trinkt. Sicher sind die einfach schon zu alt.
Oma schaltet das Fensterlicht an: eine lilafarbene Neonröhre hinter der Gardine taucht das Fenster in weiches  Licht. Die Alpenveilchen auf dem Fensterbrett beginnen magisch  zu leuchten. Oma liebt Alpenveilchen und die lieben Oma und ihr lila leuchtendes Fenster.
Opa schaltet den Fernseher an. Ich finde fernsehen langweilig. Da kommt fast nie etwas für Kinder. Oma rückt die Kissen zurecht und nimmt mich in den Arm. Gemütlichkeit tankend ertrage ich das Fernsehprogramm: Fußball! Oma liebt Fußball und Boxen. „Heute ist ein wichtiges Spiel, Deutschland muss gewinnen, sonst sind wir raus.“ Aufgeregt wackelt sie mit den Beinen und legt sich ein kunterbuntes, selbstgehäkeltes Kissen auf den Bauch.
“ Los doch, hau das Ding endlich rein! Da vorne ist das Tor. Mensch, bist du blind? Das gibt es doch nicht…hey!!“ Dabei boxt sie aufgeregt in ihr Kissen, das beleidigt seine Form verliert.
Opa schmunzelt, als er mein verdutztes Gesicht bemerkt. Während Oma fast von der Couch springt, genießt Opa das Spiel auf seine eher ruhige Art.
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Die Klackerschuhe verstummen, die Gruppe stoppt. wir stoppen! Stille. Vor uns breitet sich eine karge Wiese aus, die auf den Frühling wartet. Auf einigen Plätzen liegen frische Blumen auf winzigen Erdhügeln. Vor uns liegt ein kleines Loch. Die Schmuckurne steht daneben, für das Loch ist sie zu groß. Soll Oma jetzt springen, oder was? Das kann sie schon sehr lange nicht mehr. Oder wird sie einfach hinein geschüttet? Mein Blick begegnet wieder dem der Damen. Aufgeplustert stehen sie da und verstehen nicht. Ihre heile Welt gerät ins Wanken. Ratlos starren sie das royalblaue Gefäß an. Die Friedhofsmitarbeiter sind keinen Deppen und Urnen haben einen Standard.
Die Fremde Wo kommt die plötzlich her? trägt ein Gedicht vor. Ich kann ihre Stimme hören, aber ihre Worte fliegen an mir vorbei. Ich will sie auch nicht hören.
Ich höre Oma: „ Bist du wohl  still! Ich hab gesagt, ich will keine Rede!“
Ich verschließe meine Augen, kann den Anblick nicht aushalten. Sonnenstrahlen, die sich durch die kahlen Äste kämpfen, streicheln mein Gesicht. Trost. Wärme. Die Sonne macht den Kummer leichter. Sonne…., bitte… hilf mir.
Sie hilft und holt Erinnerungen zurück, sonnige Erinnerungen ….
Vor meinem Auge tauchen lackierte Holzstühle auf, die in der Sonne leuchten. Sie gehören zu kleinen runden Tischen, auf denen leckere Eisbecher stehen. Ein unwiderstehlicher Duft, der mir sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt. Natürlich sind alle Tische belegt.         
„ Möchtest du lieber ein Laufeis?“ Enttäuscht schaue ich zu den Tischen.
Die Eisbecher sehen so verlockend aus, mit Früchten und in der buntbestreuselten Sahne steckt eine Eiswaffel. Oma versteht meinen Blick:
„ Dann müssen wir wohl warten.“
Die Vorfreude lässt meine Beine unruhig hin und her tippeln.
„ Musst du mal?“ Ich schüttle den Kopf und bemühe mich, still zu stehen. Meine Finger greifen mein Rockteil und lassen es schwingen. Oma schaut zu mir herunter und lächelt: „ Aber lass dein Röckchen unten, sonst lachen dich die Leute aus!“
Beschämt lasse ich den Rock fallen. Ausgelacht werden ist wirklich peinlich. Ich muss an Opa denken, der mich gerne neckte und mir nicht glauben wollte, dass ich ein Mädchen bin. Er hat mich so lange provoziert, bis ich vor Wut schreiend mein Röckchen hochgerissen habe: „ Guck doch, guck! Sieht man doch, dass ich ein Mädchen bin!“ Vor versammelter Kaffeetafel hatte ich das getan und alle haben sich gebogen vor Lachen. Ich fand das überhaupt nicht lustig. Opa wohnt jetzt auf einer Wiese und kann dort wohl nur noch die Käfer necken. Schnell greife ich Omas Hand.
Der Duft von Eis ist herrlich. Einige Tische haben schon neue Gäste, bestimmt sind wir bald an der Reihe. An einem Tisch schnattern zwei elegant gekleidete, ältere Damen. Auf den Köpfen tragen sie luftige Sommerhüte mit künstlichen Blumen und einer riesigen Krempe darum. Ihre  Taschen brauchen die anderen zwei Stühle, eigentlich hat jeder Tisch Platz für vier Gäste. Das Eis vor ihnen ist schon zerschmolzen. Oma schaut immer wieder zu den beiden hinüber. Kennt sie die etwa? Hoffentlich nicht. Sie sehen nicht aus, als hätten sie Kinder gern. Warum auch immer.
Ich muss an die Enten denken, die wir manchmal füttern gehen. Die kommen immer näher, weil ich nicht so weit werfen kann. Und dann mag ich sie nicht mehr.
„Warte mal hier. Nicht weglaufen!“ Oma schaut mich prüfend an. Dann schreitet sie forschen Schrittes an den Tisch der Beiden. Die schauen Oma überrascht an. Oma nimmt die Taschen und reicht sie den verblüfften Damen über die halbleeren Eisbecher hinweg: „Warten Ihre Taschen noch auf eine Bestellung?“ Röte steigt in deren verschwitzte Gesichter: „ Aber wir sitzen doch hier die ganze Zeit!“ Oma winkt mich zu sich und setzt mich auf den Stuhl, der eben noch der Tasche gehörte. Pures Entsetzen weht mir entgegen. Und der Geruch von süßem, schwerem Parfüm. Unschuldig schaue ich die Damen an.
Während sie nach Worten ringen, wirft ihnen Oma feixend zu: „Na dann haben sie doch lange genug gesessen!“
Wenig später kommt Oma mit zwei leckeren Eisbechern und einer Tasse Kaffee zurück. Wir sitzen allein am Tisch.
„ Das haben wir uns jetzt aber verdient, nicht wahr mein Schatz?“ Während ich mir die eisverzierte Waffel in den Mund schiebe, genieße ich ein Gefühl unglaublicher Stärke. Oma traut sich ganz schön was... Ich kenne keinen Menschen, der so mutig gegenüber Fremden ist. Jede andere Oma hätte sich über die Stuhlbesetzer geärgert, aber nichts gesagt. Aber Oma ist da ganz anders. Sie lässt sich nichts gefallen. Von niemandem. Bewundernd genieße ich diesen besonderen Moment…

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Die Fremde öffnet die royalblaue Hülle und reißt mich aus meinen heilen Gedanken zurück in die raue Wirklichkeit. Vorsichtig nimmt sie die Urne heraus und lässt sie in die Erde gleiten. Leere Worte murmelnd ploppt der Sand auf den Deckel. Das Geräusch lässt mich erschauern, Kälte steigt in mir hoch. Mit zitternden Händen umklammere ich mein Alpenveilchen. Nein! Sie ist nicht da unten in dieser Tupperdose. Niemals! Nur ihr von Krankheit und Leben gezuckerter Körper, der nun endlich ruhen darf.
Behutsam stelle ich mein Blümchen ab. Während ich mich aufrichte sehe ich im Augenwinkel den vorwurfsvollen Krähenblick der Hutdamen. Alpenveilchen, ja ich weiß, sie verstehen es wieder nicht. Alpenveilchen sind genau richtig. Es sind ihre…Lieblingsblumen. Trauergebinde hat sie verabscheut.
Ich richte mich auf und stelle mich ihrem Blick.
Stark. Selbstbewusst und unangepasst, genau wie Oma. Sie ist noch da, ich fühle es. Sie bleibt ein Teil von mir. Unter den Hüten blitzt ein unsicheres Lächeln. Sie wissen es.
Vogelgezwitscher lenkt meinen Blick nach oben. Und auf einmal ist es da: ein Blatt. Sehr klein, zartgrün blitzt es am kahlen Zweig. „ Pass auf meine Oma auf!“ werfe ich ihm zu und verlasse diesen traurigen Ort.
Ich muss noch einkaufen gehen. Morgen gibt es Apfelplinsen!


Sprachlich empfinde ich viele Sätze als schön, die vielen Wiederholungen schmälern das Erlebnis allerdings. Da könntest Du vllt. entweder mit Synonymen arbeiten oder die Sätze zusammenfassen.
Die Geschichte selbst ist okay, Du entwirfst nachvollziehbare Bilder, aber der Absatz "Ich bin wie Oma" kommt mir etwas holzhammerartig. Zum anderen gab es bestimmt stärkere Momente, als nur zwei ältere Damen von ihren Sitzen zu vertreiben.
Es sind alles nur Vorschläge. Nimm, was Dir zusagt.
MfG


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Chaosprinzessin
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Beitrag24.03.2021 19:37

von Chaosprinzessin
Antworten mit Zitat

Hallo Shelly,

ich finde es gut, dass du deine Geschichte eher behutsam (uups, schon wieder ein Hut Very Happy ) geändert hast. Und vor allem ist dieser Satz noch da:
Zitat:
wenige Blümchen davor, die sich bekümmert im Wind biegen und unglücklich dem Vergessen trotzen.
Der wurde ja in einer der vorherigen Anmerkungen auch einmal bemängelt. Ich mag den aber, weil er in meiner Phantasie Bilder entstehen lässt.

Zu den Wortwiederholungen und ein paar wenigen Grammatik- und Rechtschreibfehlern sage ich jetzt nichts mehr, da war Calvin Hobbs schon sehr fleißig Wink  Und auch was die Stilettos betrifft gebe ich ihm Recht, ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Bestatterin damit auf den Friedhof gehen würde.

Mit dem neuen Titel ringe ich noch. Irgenwie fand ich den alten besser, ich weiß nicht, ob mich der neue auch gereizt hätte die Geschichte zu lesen. Und da hätte ich dann doch was verpasst -- mich hat vor allem der Schluss schon zum zweiten Mal zum Weinen gebracht. Und das zeigt ja, dass mich deine Geschichte berührt Smile

LG, Mirjam
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Shelly
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Beitrag24.03.2021 22:21
Hut ohne Zucker
von Shelly
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Lieber Calvin Hobbs,

Vielen Dank für deine Mühe und konkreten Hinweise. Diese vielen Wortwiederholungen sind mir nicht mal aufgefallen. Da muss ich nochmal drüber schauen. Laughing
Was die Stilettos betrifft, so waren das im Ursprung Pumps ( die die Dame tatsächlich getragen hat, fand es auch eigenartig. Sie sah eher wie eine Sekretärin aus. Ich wollte das so lassen, auch weil die Omi etwas gegen Bestatter hatte), Stilettos sind aufgrund der Kritik hier daraus geworden.

Ich gehbdann mal Synonyme suchen Laughing  hab vielen Dank.

Liebe Grüsse,
Shelly


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Shelly
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S
Beitrag24.03.2021 22:31
Hut ohne Zucker
von Shelly
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Liebe Mirijam,

Herzlichen Dank für deine lieben Worte, da war ich doch richtig gerührt. Ich habe vorsichtig verändert, Hinweise umgesetzt. Den Satz mit den bekümmerten Blümchen mag ich auch. Ich liebe solche Wortspielchen viel zu sehr, die brauche ich ,die bleiben Laughing
Die Wortdopplungen muss ich nochmal überarbeiten, die hab ich nicht bemerkt, erst als sie rot wurden Laughing
Der Titel..hm,haste auch recht. Aber "frech" wurde nicht so gut angenommen.
Wäre ja auch  nicht gesund, wenn man mit Lob überschüttet wird. Ich hab doch grad erst angefangen.
Dass ich dich zum Weinen gebracht habe... also,das ist doch schon ein mega Erfolg.
Hab einen fröhlichen Abend Wink

Lg Shelly


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Nehemia
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Beitrag03.04.2021 11:44

von Nehemia
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Hallo Shelly!
Entschuldige, dass ich so lange gebraucht habe, hier kommt meine Meinung!
Ich muss sagen, wunderschön. Klar, Kleinigkeiten, die aber schon angesprochen wurden. Ich habe beide Teile gelesen und sehe in der Qualität keinen großen Unterschied zwischen 1. und 2.. Die Überschrift passt mit dem frech, das gezuckert allerdings... Es hieß doch, sie war nicht nur ihr Körper. Daher würde ich es umändern oder weglassen. Aber eine gute Idee habe ich da auch nicht. Rolling Eyes  Du erzeugst wirklich lebendige Bilder, wie mir schon in deinen anderen Geschichten aufgefallen ist. Und ein wenig längere, schwierigere Sätze, die aber beschreiben, finde ich überhaupt nicht schlimm oder langwierig. Gerne mehr solcher rührender, in eine alltägliche und doch besondere Welt führender  Geschichten!

LG Nehemia Very Happy


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