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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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16.03.2021 12:36 Re: alles eine frage des stylings von anderswolf
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Perry hat Folgendes geschrieben: | alles eine frage des stylings |
Ist es das? Ausnahmsweise mal den Text vor dem Kommentieren gelesen, und da stellt sich eben diese Frage: Ist es das? Oder besser: Ist es eine Frage des Stylings? Oder noch besser: Was ist eine Frage des Stylings?
Denn ließe sich das Styling einfach so tauschen (was zumindest auf menschlicher Seite recht einfach geht, ein poetenbezopfter Puffin hingegen ist sicherlich schwieriger zu erzielen), was wäre gewonnen, was verändert? Sind Puffin und Pöt im Grunde gleich? Vielleicht, denn während die Lunde unter den Wellen und Wogen nach Sprotten und Lodden tauchen, birgt der Dichter aus dem Dunkel des schwappenden Geistes silbern schlüpfrige Worte, beide die Zunge gegen den Oberschnabel/kiefer gedrückt. Beide tragen den gleichen leidenden Gesichtsausdruck und ein (bis auf Schnabel und Zöpfchen) aufsehenunerregendes Outfit. Beide vor allem gehören vulnerablen Gruppen an: der Taucher den Alken, der Dichter den brotlosen Künstlern, prekär lebend beide. Dass da die Idee aufkommt (wie ans Ufer geschwappte Algenblüte), das eine sei durchs andere austauschbar, liegt ebenso nahe wie sie falsch ist. Der Dichter nämlich verfasst eine Vielzahl vielschichtiger Worte, während der Papageitaucher sich mit Äußerungen begnügt, die dem Geräusch einer rostigen Türangel ähneln.
Ist also nicht nur eine Frage des Stylings. Zumindest nicht alles. Sehen wir uns das Gedicht an.
Zitat: | papageientaucher gelten als gefährdet deshalb breche ich gern
eine lanze für sie denn niemand trägt den regenbogenbunten
schnabel so selbstbewusst zum schwarzweißen federkleid |
So weit, so richtig, auch wenn mich das Gefühl überkommt, der Autor wäre für das Wohl der Vögel zu sehr verliebt in das launige Enjambement am Ende des ersten Verses. Andererseits ähnelt das Aufwürgen von Futter für die lieben Kleinen ja auch oft einem Vomitat, das manchem Dichter (mich selbst eingeschlossen) nicht unbekannt ist.
Also eine andere Kritik: der Schnabel, der nicht regenbogenfarbig ist, sondern im First hellrot und an der Basis weißlichgelb, die Seiten distal beidfarbig gestreift, proximal durchgehend grau. reicht immer noch als extravagante Färbung, Regenbogen geht aber halt anders.
Zitat: | stattdessen rezitiere ich meine lebensbetrachtungen in dem
immergleichen monotonen tonfall in der stimme und mit
stoischer von alterslichtem kopfhaar umrahmter miene |
Hier mal was tatsächlich konstruktives in meinem Kommentar: "stattdessen" verursacht mir als Einleitung in diesen Satz einen sofortigen Widerwillen, aus zweierlei Gründen, und den inhaltlichen ziehe ich jetzt vor: beim Lund geht es um den bunten Schnabel, beim LI eher um den blass vergrauten Rezitationsstil. Als Gegensatzpaar will mir Tonfall - Schnabelscheide nicht recht einleuchten, außer es wird übertragen: "ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist; und das ist eben nicht leuchtend bunt wie beim Alk." Dennoch bleibt: Tonfall ≠ Schnabel
Wichtiger aber der sprachliche Grund für den Widerwillen: Stattdessen eignet sich hier einfach nicht zur Einleitung in einen Gegensatz-Satz, spontan fiele mir "hingegen" ein: "ich hingegen rezitiere".
Und dann ist mir eben noch aufgefallen: "mit dem immergleichen monotonen tonfall" statt "in dem immergleichen monotonen tonfall". Die Reihung von "in dem immer" sieht zwar monotoner aus als "mit dem immer", ist aber durch den Zusatz "in der Stimme" gedoppelt und daher irgendwie seltsam. Und wo ich jetzt schon so lange drüber nachdenke, frage ich mich, ob die Monotonie sich nicht auch mehr in den Worten widerfinden könnte, denn so bricht der "monotone Tonfall" aus den vielen i- und e-Silben aus der Monotonie.
Zitat: | was solls tauschen wir in gedanken doch einfach das outfit
ich trage künftig ein hippiefarbenes stirnband und dem puffin
würde ein poetenzöpfchen am kopf sicher auch gut stehen |
Der Gedanke gefällt mir, auch wenn ich nicht sicher bin (siehe oben), was dadurch gewonnen wäre. Im Grunde wäre das auch egal, wenn da nicht ein "was solls" eingangs stünde, das mich irgendwie stört, denn was insinuiert denn der Satz? Dass Puffin und Pöt im Grunde unvergleichbar sind? Oder dass sie sich eben doch so ähnlich sind bis auf das Detail der Farbenfrohheit? Das "was solls" ruft zu einer Gleichgültigkeit gegenüber einer Frage auf, die ich nicht erkenne. Vielleicht könnte das gelöst werden durch ein "Wie wärs". Dann ist da keine unsichtbare Problematik, sondern ein Gedankenspiel.
Ansonsten: sehr genossen.
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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