18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Allgemeines rund um die Schriftstellerei -> Dies und Das
Testleser Rückmeldung - was meint ihr?

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag05.03.2021 11:07
Testleser Rückmeldung - was meint ihr?
von Natalie2210
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!

Ich habe nun erste Rückmeldungen von Testlesern zu meinem Manuskript. Grundsätzlich gefällt es, mir wurde bescheinigt, es wäre "aus einem Guß" und doch recht spannend zu lesen. Ein paar Dinge sind aufgefallen (ein Prota handelt zu jung für sein Alter, ein paar historische Details - nichts, was sich nicht geradeziehen ließe)

Folgendes Feedback hat mich verunsichert:

Eine Testleserin meinte, die Geschichte hinge "zwischen den Stühlen", d.h. für ein Jugendbuch teilweise zu ernst bzw zu "reflektiert", und für ein Erwachsenenbuch bräuchte es einen größeren Fokus auf die historischen Gegebenheiten und mehr (Charakter)tiefe.

So. Die Sache ist, ich kann sehr wohl in Richtung mehr Tiefe gehen und einen weiteren PoV einführen. Das würde eine breitere Sichtweise auf das Geschehen und damit auch mehr Tiefe ermöglichen. Es würde mir persönlich auch gefallen, muss ich ehrlich sagen.

Aber: Mein Manuskript hat jetzt ~340 Seiten. Wenn ich hier einen zweiten PoV einführe, bin ich sicher bei ~500 - und damit schon ziemlich an der Grenze des Verkaufbaren. Natürlich könnte man eine Reihe machen, ein "natürlicher Split" wären aber drei, und nicht zwei Teile - womit man sich wieder mehr überlegen müsste. Das ist natürlich nicht unmöglich, aber ob es mir an dem Punkt, an dem ich gerade stehe, wirklich hilft?

An der Geschichte selbst würde sich nichts ändern, und an meinem Schreibstil auch nicht. Jetzt frage ich mich, ob es nicht klüger wäre, das Manuskript einmal anzubieten, ob überhaupt Interesse besteht. Und obige Diskussion dann bei Interesse mit einem Agenten führt? Denn die haben wohl eine aktuelle Sicht des Buchmarktes, wie sich die Idee am besten ausgestalten ließe? Wäre das nicht klüger, einmal zu schauen, ob grundsätzlich die Idee und der Schreibstil überzeugt?

Was meint ihr?

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2385
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag05.03.2021 11:25

von Gerling
Antworten mit Zitat

Diese Entscheidung kann dir keiner abnehmen.
Bist du zufrieden mit dem Manuskript?
Oder sagst du dir: toller Tipp, hätte ich auch selber drauf kommen können?
Wenn die Geschichte rund und gut ist, sind die Seitenzahlen unwichtig. Darüber hinaus sprechen wir ja nicht über 1000 Seiten


_________________
Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag05.03.2021 11:27

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Warte doch erst mal ab, was die Mehrheit sagt. Es gibt Punkte, da steht der jeweilige Kritiker mit seiner Meinung ziemlich alleine im Raum und es gibt Dinge, da sind sich alle einig.

_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag05.03.2021 11:29
Re: Testleser Rückmeldung - was meint ihr?
von Stefanie
Antworten mit Zitat

Natalie2210 hat Folgendes geschrieben:
Folgendes Feedback hat mich verunsichert:

Eine Testleserin meinte, die Geschichte hinge "zwischen den Stühlen", d.h. für ein Jugendbuch teilweise zu ernst bzw zu "reflektiert", und für ein Erwachsenenbuch bräuchte es einen größeren Fokus auf die historischen Gegebenheiten und mehr (Charakter)tiefe.

So. Die Sache ist, ich kann sehr wohl in Richtung mehr Tiefe gehen und einen weiteren PoV einführen. Das würde eine breitere Sichtweise auf das Geschehen und damit auch mehr Tiefe ermöglichen. Es würde mir persönlich auch gefallen, muss ich ehrlich sagen.


Wenn du es nur tätest, weil die Testleserin es erwartet, wäre meine Antwort: Ignorier es!, aber wenn du selbst das Gefühl hast, dass das Buch damit besser wird, mach es!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag05.03.2021 12:18

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für eure Antworten.

Zitat:
Bist du zufrieden mit dem Manuskript?


Ja, bin ich. Aber es  ist ein toller Tipp. Ich hatte den Gedanken, zugegeben, beim Schreiben auch schon.

Zitat:
Wenn die Geschichte rund und gut ist, sind die Seitenzahlen unwichtig.


Echt?



Zitat:
  aber wenn du selbst das Gefühl hast, dass das Buch damit besser wird, mach es!


Wie gesagt, ich mag mein Manuskript. Aber mein Bauch sagt, der Split könnte es besser machen.

Ich schaue es mir jetzt mal durch. Vorallem, wo wirklich Info sinnvoll dazukommt, und wie dann die Aufteilung zwischen den beiden PoVs ist. Eventuell kann ich die eine oder andere Szene aus der anderen Sicht schreiben, damit ich ein bisschen ein Gleichgewicht hineinbringe.  

Danke!

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3210
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag05.03.2021 12:45

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Brauchst du wirklich einen zweiten PoV? Vielleicht, ohne die Geschichte zu kennen, hilft es schon, den Hauptcharakter tiefer darzustellen (auch die Neben-Chars) und den PoV seinem Alter entsprechend handeln zu lassen. Die historischen Details kannst du auch einbauen, ohne dass ein zusätzlicher Hauptcharakter notwendig wird. Und wenn dein PoV diesbezüglich etwas hört und/oder sieht.
Nur als Vorschlag.


_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag05.03.2021 13:50

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Taranisa,


Zitat:
Die historischen Details kannst du auch einbauen, ohne dass ein zusätzlicher Hauptcharakter notwendig wird. Und wenn dein PoV diesbezüglich etwas hört und/oder sieht.


Genau so funktioniert es im Moment. Mit dem zweiten PoV kämen nochmal deutlich mehr Details hinein.

Zitat:
Vielleicht, ... , hilft es schon, den Hauptcharakter tiefer darzustellen


Ja. Wahrscheinlich. Aber ich hab echt so gar keine Idee, wie ich das machen soll. Ich meine - ich zeige ja schon seine Gedanken. Offenbar zu wenige? Aber langweilen will ich halt auch nicht.
Der zweite PoV würde da helfen, indem er eine andere Sicht einbringt. Denke ich. Werden die Charaktere dann tiefer?

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag07.03.2021 11:52

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Also der Blick ins Bücherregal zeigt mir, dass ein zweiter PoV keine so gute Idee ist. Die Bücher, die ich als "Vorlage" empfinde, einfach, weil sie mir gut gefallen haben, haben alle nur eine Perspektive, und so hat man als Leser die Möglichkeit, mehr mitzuleben. So wollte ich das ja auch anlegen.

Mal sehen, wie die endgültige Beurteilung meiner Testleser ausfällt. Bei einigen Dingen haben sie doch recht unterschiedliche Ansichten (=> Geschmack, denke ich), andere Dinge sehen sie gleich => da ist wirklich ein Logikfehler drinnen.

Ich suche mal nach Fäden zum Thema "literarische Tiefe". Sonst mache ich einen auf Wink

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2284
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag07.03.2021 12:37

von Pickman
Antworten mit Zitat

Liebe Natalie2210,

zunächst habe ich gerätselt, was "PoV" wohl bedeuten mag. Protagonist ohne Verstand? Aber was soll's. Dein letzter Post hat mir Klarheit verschafft: Point of View.

Geht es um Deinen Erstling? Dann würde ich mich tatsächlich an die "psychologisch wichtige" 500-Wörter-Grenze halten. Zumindest habe ich das so gemacht.

Was die Mehrheit der Testleser sagt, würde ich nicht völlig vernachlässigen. Am Ende jedoch bist Du der Autor. Du bist verantwortlich für Deinen Text, für den schriftstellerischen Ruhm, den er Dir einträgt, ebenso wie für seine Schwächen, die ihn vielleicht floppen lassen.

Wenn Du von der Idee einer zweiten Perspektive überzeugt bist und nur dann - lass Dich nicht aufhalten.

Liebe Grüße

Pickman


_________________
Tempus fugit.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag08.03.2021 07:59

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lieber Pickman,

danke für deine Antwort. Protagonist ohne Verstand - da musste ich herzlich lachen. Aber - point  taken - in Abkürzungen zu schreiben, ist nicht gut.

Ja, es geht um meinen Erstling. ~350 Seiten scheint mir eine recht ideale Länge für ein Debüt zu sein - mal schauen. Ich werde jetzt das endgültige Fazit abwarten, und mir dann überlegen, was ich wirklich ändere. Wahrscheinlich bessere ich alles aus, was ohne Zweifel Fehler sind (Logik, Historisches, etc) und versuche dann mein Glück. Irgendwann muss man ins kalte Wasser - und ich bezweifle, dass, sollte die Idee überzeugen, man nicht über Änderungen in der Aufmachung reden kann.  

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 742
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag08.03.2021 11:32

von Globo85
Antworten mit Zitat

Hallo Natalie,

erstmal: das endgültige Fazit abzuwarten ist sicher richtig, ebenso

Zitat:
Irgendwann muss man ins kalte Wasser


Ansonsten noch meine Gedanken zum zusätzlichen POV und der literarischen Tiefe:

Ich glaube ein zusätzlicher POV kann hauptsächlich sich selbst mehr Tiefe Verleihen, das kommt aber auf deine Erzählperspektive an. Davon ausgehend, dass diese personal ist, sind ja alle anderen Charaktere durch die Sichtweise deines bisherigen POV "gefärbt". Beispielhaft könnte also sein, dass der bisherige POV einen anderen Charakter als arrogant empfindet (und der Leser damit genauso). Wechselst du nun den POV in den anderen Charakter und kannst "aus seiner Sicht" erzählen, erfährt man vielleicht, dass der Charakter gar nicht arrogant ist und nur zum Selbstschutz als arrogant auslegbares Verhalten zeigt.

Was ich damit sagen will: ein zusätzlicher POV bringt bezgl. Charaktertiefe des Ausgangs-POV weniger.

Er bietet jedoch enorme Möglichkeiten den Plot komplexer zu gestalten, denn du kannst plötzlich auch von Dingen berichten und diese zeigen, von denen der erste POV nichts weiß bzw. die er nicht miterlebt hat.

Also: mehr POV's = (Möglichkeiten für) komplexerer Plot + mehrere komplexere Charaktere

Was die "literarische Tiefe" angeht, kann man natürlich trefflich drüber streiten, was darunter genau zu verstehen ist (zum Streit U- und E-Literatur gibt es ja schon ein paar Fäden, ich persönlich halte die Unterscheidung in so starren Kategorien für überholt). Für mich ist hinsichtlich literarischer Tiefe die sprachliche Seite nur ein Aspekt (also Jugend- oder "Erwachsenen"buch). Der andere, wesentlich wichtigere Aspekt sind die behandelten Themen. Man kann auch in sehr einfacher Sprache schwierige Themen ausführlich behandeln und damit enorme literarische Tiefe erzeugen. Umgekehrt kann man in seitenlangen, extrem komplizierten Sätzen anhand kunstvoll konstruierter Bilder ein Thema auch nur oberflächlich ankratzen, also literarische Tiefe nur "vorgaukeln".
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag08.03.2021 20:02

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Globo,

danke für deine Gedanken.

Ja, das mit dem zweiten PoV habe ich jetzt wieder verworfen. Ich will die Geschichte eigentlich nicht komplexer machen, sie ist so, wie ich es wollte (handlungstechnisch).

E und U - die Streitereien finde ich absolut unnötig, aber die Unterscheidung hat schon etwas für sich. Für mich ist es eine "Skala", entlang derer man sich bewegen kann, sowohl als Schriftsteller, als auch als Leser. Ich stimme dir aber in folgendem vollkommen zu:

Zitat:
Man kann auch in sehr einfacher Sprache schwierige Themen ausführlich behandeln und damit enorme literarische Tiefe erzeugen.


Nobelpreisträger wie Mario Vargas Llosa und Alice Munroe zeigen dies recht eindrucksvoll, finde ich.

und auch das gibt es leider:

Zitat:
Umgekehrt kann man in seitenlangen, extrem komplizierten Sätzen anhand kunstvoll konstruierter Bilder ein Thema auch nur oberflächlich ankratzen, also literarische Tiefe nur "vorgaukeln".


das ist dann peinlich.

Mal schauen. Ich werde jetzt mal den Meister der Spannung analysieren - G.R.R Martin - und dann versuchen, seine Techniken an einer meiner Szenen anzuwenden. "Flach" ist sicherlich kein Wort, das auf seine Texte zutrifft.
Bin gespannt, ob das klappt. Und ob mein Text dadurch gewinnt. Probieren geht über studieren. Smile

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag08.03.2021 22:44

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Natalie2210 hat Folgendes geschrieben:

Mal schauen. Ich werde jetzt mal den Meister der Spannung analysieren - G.R.R Martin - und dann versuchen, seine Techniken an einer meiner Szenen anzuwenden.


Da wäre ich aber sehr gespannt, was für Punkte du findest. Mal abgesehen von der eigenen Umsetzung.

Man kann tatsächlich viel bei Vorbildern lernen. Aber als Erstes vielleicht nicht das Nachmachen, sondern genau hinzusehen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag02.04.2021 13:58

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!

Ich reaktiviere mal meinen Thread wieder - also die Rückmeldungen meiner  drei Testleser liegen nun vor.

Positiv war:
-) der grundsätzliche Aufbau, die Logik der Geschichte passt - sie "fliegt", sozusagen
-) die Geschichte ist flüssig und gut lesbar
-) die Charaktere waren gut gezeichnet, es sind keine Fragen offen geblieben
-) bei Rückfragen zu "starken Stellen" bzw "Lieblingscharakteren" kamen recht unterschiedliche Antworten - das zeigt mir, dass sich diese Antworten schon im Bereich "Geschmack" bewegen, und jeder Testleser ist auf unterschiedliche Details "angesprungen" , und das halte ich für gut, denn es zeigt, dass doch verschiedene Details und Nebenstränge sinnvoll dargestellt habe.

Kritisiert wurde:
-) die Beziehung des Hauptcharakters zu einem Nebencharakter - diese wird als "beste Freundschaft" postuliert, aber später wird diese Behauptung nicht untermauert
-) das Alter: gerade Burschen jüngeren Alters - eine Figur ist 10, eine andere 13, beides Nebencharaktere - habe ich nicht altersgerecht getroffen. Den ersten mache ich jünger, das ist kein Problem - für den anderen kann es sein, dass ich demnächst einen neuen Faden aufmache und um Rat frage, wie ich ihn denn altersgerechter darstellen kann. Er kommt aber nur in zwei Szenen vor, also nicht so tragisch.
-) der Umgang der Jugendlichen (Burschen) miteinander: wurde als "schwul" kritisiert. Weil sie hier und da den Arm umeinanderlegen! Shocked Aber das machen wohl wirklich nur Mädchen.  Ich hab mir auf jeden Fall dick und fett notiert "Sie dürfen nicht kuscheln!" Auch wenn sie Angst haben. Die Armen. Tun mir jetzt schon leid. Embarassed
-) eine Szene wurde mir komplett auseinandergenommen, die "fliegt" nicht
-) der Anfang wurde als "zu rasch" bzw mit zu wenig Infos zum Status Quo empfunden
-) das Ende wirkt etwas abrupt
-) verschiedene historische Kleinigkeiten - es gab noch keine Sprechfunkgeräte im Jahr 1914, es gab auch keine Comics (in meiner Beschreibung hatte ich auf Lucky Luke abgezielt)
-) ein bisschen mehr Hintergrundinfo wurde gewünscht
-) "geschwollene Sprache" hier und da (wurde angezeichnet).

und - das haben wir in diesem Faden schon besprochen - die Geschichte wirkt etwas "flach". Eine Testleserin meinte dazu, ich solle "weniger Mimik und Gestik, dafür mehr Gedanken" einbauen - und ich glaube, das ist ein guter Tipp, denn darunter kann ich mir etwas vorstellen. In diesem Zusammenhang kam auch der Hinweis, ich solle mich für eine Zielgruppe entscheiden - entweder Jugendliche, dann muss ich weniger komplex werden - oder Erwachsene, dann könne ich auch längere Sätze einbauen, und die "geschwollene" Sprache wäre weniger ein Problem.

Also für mich: ich gehe auf die Erwachsenen (ab 14, denke ich?) und bleibe vielleicht nicht bei den wirklich geschwollenen Ausdrücken aber doch bei einer "schönen" Sprache im Sinne dessen, viele unterschiedliche Worte zu verwenden - das ist etwas, was ich bei Romanen gerne mag.
Den Hauptcharakter werde ich nochmal "nachschärfen", und das verbindet sich mit "Mimik und Gestik durch Gedanken ersetzen". Beim Anfang schalte ich noch eine Szene vor, beim Ende füge ich noch eine ein, und ansonsten schaue ich, dass ich hier und da Absätze einfüge. Wenn ich am Schluss auf ~380/400 Seiten komme (jetzt sind es 342 Seiten), ist das ja total in Ordnung. Und die kritisierten Beziehungen sowie die historischen Kleinigkeiten ziehe ich natürlich gerade, das ist nicht schwierig. Hierzu muss man auch sagen, dass nur meinem Mann die geschichtlichen Details aufgefallen sind, und er ist geschichtlich sehr interessiert - den beiden anderen Testleserinnen ist das gar nicht aufgefallen, es hat also im Lesefluss nicht gestört.

Also, auf in die nächste Überarbeitungsrunde (Runde 4) Wink

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag02.04.2021 14:28

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Zitat:
verschiedene historische Kleinigkeiten - es gab noch keine Sprechfunkgeräte im Jahr 1914


Ich zitiere mal aus Wikipedia:

Zitat:
Die praktische Anwendung der Funktechnologie im Jahre 1894 durch Guglielmo Marconi, nach deren Entdeckung durch Heinrich Hertz im Jahre 1886, veränderte grundlegend die Truppenkoordination in Kriegen. Die erste Funker-Kompanie des deutschen Heeres wurde 1907 gegründet und somit entstand die Heeresnachrichtentruppe. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges übernahm die Heeresnachrichtentruppe die Kommunikation zwischen der Heimat und den einzelnen Kriegsschauplätzen. Durch den regen Funkverkehr bei großen Schlachten entstand das Problem, dass viele Funkstationen auf engem Raum sich gegenseitig störten. Dies wurde durch die „Pläne für die zu benutzenden Frequenzen“ verringert. Als Resultat erfolgte während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1917 die Umstrukturierung des Funkverkehrs des deutschen Heeres zu einer selbstständigen Waffengattung namens „Nachrichtentruppe“. Danach bestand die Nachrichtentruppe aus über 14 unterschiedlichen Gruppen mit einem Aufgabenfeld von Nachrichtenübertragung über Abhörung und Entschlüsselung bis zu Kryptographie. Der gewachsenen Bedeutung der Nutzung des Funks entsprach, dass gegen Ende des Krieges etwa 200.000 Soldaten als Funker tätig waren.[1]


Und da du ja eh Elemente drin hast, die nicht ganz in die Zeitstellung passen, würde ich das weniger eng sehen.


_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag02.04.2021 14:46

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Thomas,

Funk gab es, der bleibt auch, aber die handlichen, tragbaren Sprechfunkgeräte gab es nicht.
Auf der Titanic gab es diese Sprechrohr-Kommunikation an Bord. Die nehme ich jetzt einmal her, das passt auch ganz gut - es sind hier wirklich nur ein paar Worte auszuwechseln.

Und mit den Elementen, die nicht ganz in die Zeit passen, stimmt auch, aber dieses Element (eigentlich ist es nur eines) ist der Zeit so weit voraus, dass es auf jeden Fall auffällt, und auch entsprechend für Probleme sorgt. Alles, was damit zu tun hat, ist natürlich frei erfunden, aber beim Rest, wenn es leicht geht, möchte ich doch in der Zeit bleiben.

Entsprechend greife ich auch nicht ALLE Anmerkungen auf. Wink

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag02.04.2021 14:57

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Sprachrohre gab es im Festungsbau bis in die 40er Jahre, da einfach und stromunabhängig.

_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag02.04.2021 15:30

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
verschiedene historische Kleinigkeiten - es gab noch keine Sprechfunkgeräte im Jahr 1914


Ich zitiere mal aus Wikipedia:

Zitat:
Die praktische Anwendung der Funktechnologie im Jahre 1894 durch Guglielmo Marconi, nach deren Entdeckung durch Heinrich Hertz im Jahre 1886, veränderte grundlegend die Truppenkoordination in Kriegen. Die erste Funker-Kompanie des deutschen Heeres wurde 1907 gegründet und somit entstand die Heeresnachrichtentruppe. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges übernahm die Heeresnachrichtentruppe die Kommunikation zwischen der Heimat und den einzelnen Kriegsschauplätzen. Durch den regen Funkverkehr bei großen Schlachten entstand das Problem, dass viele Funkstationen auf engem Raum sich gegenseitig störten. Dies wurde durch die „Pläne für die zu benutzenden Frequenzen“ verringert. Als Resultat erfolgte während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1917 die Umstrukturierung des Funkverkehrs des deutschen Heeres zu einer selbstständigen Waffengattung namens „Nachrichtentruppe“. Danach bestand die Nachrichtentruppe aus über 14 unterschiedlichen Gruppen mit einem Aufgabenfeld von Nachrichtenübertragung über Abhörung und Entschlüsselung bis zu Kryptographie. Der gewachsenen Bedeutung der Nutzung des Funks entsprach, dass gegen Ende des Krieges etwa 200.000 Soldaten als Funker tätig waren.[1]


Und da du ja eh Elemente drin hast, die nicht ganz in die Zeitstellung passen, würde ich das weniger eng sehen.


Bezieht sich das auf echten Sprechfunk? Oder auf das Morsen mit Radiowellen? Die Bezeichnung "Funk" und "Funker" kommt ja wohl von den Funken, die beim Morsen (auch mit Draht) zwischen den Kontakten fliegen.
Und ob man damals echte Sprachnachrichten (heute würde sagen "analoge") verschlüsseln konnte?

Den typischen Funker (auch über den 2. Weltkrieg hinaus) stelle ich mir eher mit einem Wortschatz aus piep-piep-piiiieeep vor. wink
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag02.04.2021 15:47

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Das war 1914 das Manko der Russen in der Tannenbergschlacht in Ostpreußen, dass ihre Funksprüche unverschlüsselt waren. Die Deutschen waren immer bestens informiert, was General Samsonow gerade vorhatte.

_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Romy
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
R

Alter: 25
Beiträge: 22
Wohnort: Niederbayern


R
Beitrag08.04.2021 12:14

von Romy
Antworten mit Zitat

Hallo Smile

ich fand es sehr spannend, welche konstruktiven Resonanzen du von deinen Testlesern bekommen hast.
Ich schließe mich hierbei den meisten anderen Forennutzer an und finde auch, dass jeder Autor darauf achten muss am Ende sein Werk in den Händen zu halten (und nicht das seiner Testleser). Vieles ist reine Geschmacksache und manches kannst du dir gut vorstellen umzusetzen, was mich freut.

Zum Thema der beiden Jungen sagt mein Bauchgefühl und auch meine Erfahrung als Erzieherin, dass Jungen genauso empathisch sind, wie die Mädchen. Ich kann mir gut vorstellen, dass der ältere der Beiden natürlich den Kleinen beschützen möchte und ihn mit einer Umarmung tröstet. Das finde ich nicht schwul, sondern macht mir die Beiden sehr sympathisch - vor allem wächst meine Sympathie gegenüber dem älteren Bruder.

Zur Zielgruppe sollte man sich Gedanken machen, da hast du Recht. Lustigerweise passiert es gar nicht so selten, dass Autoren ganz andere Leser anziehen, als beabsichtigt. So durfte ich von einer Autorin erfahren, die ein Jugendbuch geschrieben hatte, dass ihr Buch fast ausschließlich von älteren Damen gekauft wurde. Buch und Leser finden also immer zusammen. Vielleicht nimmt dir das etwas den Druck.

Bleibe deiner Idee treu und gerate nicht in die Falle des endlosen Überarbeitens. Ich habe das Gefühl, dass du bald dein Werk abschließen kannst.
 
LG Romy
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag14.04.2021 12:27

von Natalie2210
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Romy,

danke für deine Rückmeldung. Den Umgang der Jungen habe ich jetzt entschärft, indem ich es mit einem der anderen Hinweise - weniger Gestik und Mimik - verheiratet habe. Sie reden miteinander, sie trösten sich auch, aber jetzt ohne "explizites" Kuscheln - ich denke mal, der Leser hat damit alle Freiheiten, sich vorzustellen, wie das Trösten abläuft.

Und sonst - mit dem Überarbeiten hast du recht. Das ist jetzt meine letzte Schleife, sie ist insofern nötig, weil ich den zentralen Handlungsstrang noch einmal deutlich nachschärfen möchte - aber dann ist schluss, sonst geht's noch in Richtung "Verschlimmbesserung".

lg,
Natalie
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
IQ Dino
Geschlecht:männlichAlter Ego
I

Alter: 62
Beiträge: 516
Wohnort: MG


I
Beitrag14.04.2021 16:36

von IQ Dino
Antworten mit Zitat

Hallo Natalie,

schon verrückt ... Jungs drücken sich nicht, können es zwar, aber "könnte" komisch wirken. Je nach Leser.
Sehr sinnvoll, dass der Vorstellung der Leser zu überlassen, wie das Trösten in der Vorstellung stattfindet.

Gefühlvoller umarmt und herzt

Kumpel drückt
und klopft dabei "männlich mildernd" den Rücken des Anderen Wink

"Männer"

Ich bewundere Deine gezielte Art, wie Du, schon chirurgisch exakt, willentlich und geplant, da und dort etwas ein- aus- oder umzubauen kannst, erweiterst, oder eben nicht ... und das Werk bleibt doch ein Ganzes (und auch zu spüren, wo bei den Veränderungen Stop sein sollte).
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Allgemeines rund um die Schriftstellerei -> Dies und Das
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Wie lange wartet ihr auf Antwort von ...
von Nezuko
Nezuko Agenten, Verlage und Verleger 14 17.04.2024 16:20 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Hallo Ihr Lieben
von Kraemer
Kraemer Roter Teppich & Check-In 1 09.04.2024 21:16 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Profession Schriftsteller (Leid und Lust)
Wie geht ihr mit Ideenflut um?
von Chandrian
Chandrian Profession Schriftsteller (Leid und Lust) 24 08.04.2024 12:00 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Impulse Prosa
Geschichten ohne E (Jetzt zeigt doch ...
von WSK
WSK Impulse Prosa 7 29.03.2024 22:55 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Profession Schriftsteller (Leid und Lust)
Schreibt ihr ein Buch oder arbeitet i...
von PatDeburgh
PatDeburgh Profession Schriftsteller (Leid und Lust) 21 29.03.2024 17:07 Letzten Beitrag anzeigen

BuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlung

von Lapidar

von TheSpecula

von Tiefgang

von Minerva

von Jarda

von Keren

von Valerie J. Long

von Kristin B. Sword

von jon

von Keren

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!