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Lernen von übersetzten Texten?

 
 
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Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag26.02.2021 09:46
Lernen von übersetzten Texten?
von Natalie2210
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Leute,

ich hab mal eine Frage: Hier wird ja oft davon gesprochen, dass man durch Lesen anderer Texte lernt - Szenenaufbau, Handwerk, etc. Gilt das auch für übersetzte Texte? Schon, oder? Wer auch immer übersetzt, muss ja auch so schreiben, dass es spannend ist/ die Geschichte beim Leser ankommt/ etc.?

Also schaut ihr euch Tricks auch von übersetzten Texten ab? Beispielsweise Isabel Allende, Margaret Atwood, G.R.R. Martin, etc?

lg,
Natalie
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag26.02.2021 10:59

von Stefanie
Antworten mit Zitat

Ja, klar.
Am besten lernt man von Texten, in denen man sich festliest und nicht aufhören kann. Ob sie vorher in einer anderen Sprache geschrieben wurden, ist egal.
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Mogmeier
Geschlecht:männlichGrobspalter

Moderator
Alter: 50
Beiträge: 2677
Wohnort: Reutlingen


Beitrag26.02.2021 11:15

von Mogmeier
Antworten mit Zitat

Hallo Natalie,

das ist (siehe Thread-Titel) eine sehr schöne Frage!

Ich meine, Szenenaufbau/-gestaltung usw. wird bei Übersetzungen automatisch mitübernommen, der Rest allerdings hängt nicht nur von sprachlichen Kenntnissen des Übersetzers ab, sondern vielmehr von dessen Einfühlungsvermögen in die Art und Weise des Handwerks des Original-Autors an sich, sprich, die Wortwahl stimmungsmäßig in der Übersetzung wiederzugeben, was natürlich schwierig ist, weil sich die eine Sprache nie 1:1 in eine andere Sprache übersetzen lässt.

Ein Übersetzer, vor dem ich diesbezüglich meinen Hut ziehe, heißt Ulrich Blumenbach, der nicht umsonst als deutsche Stimme des amerikanischen Autors David Foster Wallace gilt, schließlich arbeitete er sechs Jahre an der Übersetzung des D.F.W.-Romans »Infinite Jest« (»Unendlicher Spaß«), der bis dahin als unübersetzbar galt.

Und David Foster Wallace ist neben Thomas Pynchon einer, von dem ich schreibtechnisch viel lernte.
(Was allerdings die Umsetzung des Gelernten angeht, da bin ich manchmal auch noch am Zweifeln.) Laughing


Viele Grüße
Mog


_________________
»Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse
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lazarus_pi
Wortedrechsler

Alter: 54
Beiträge: 66



Beitrag04.06.2021 10:45

von lazarus_pi
Antworten mit Zitat

Ich schließe mich Stefanie an: Ja, klar! Ein übersetzter literarischer Text ist immer auch ein Stück Literatur in sich - angelehnt an, aber nicht identisch mit dem Original. Besonders deutlich merkt man das, wenn witzige Sachen übersetzt werden, da kommen dann häufig ganz andere Pointen heraus, was aber nichts macht, solange es genügend Pointen sind und die Botschaft (sofern vorhanden) nicht verfälscht wird.

_________________
Mit phantastischen Grüßen,
Lazarus
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2821



Beitrag05.06.2021 02:31

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Grundsätzlich geht das schon, aber es birgt Gefahren. Die größte Gefahr ist, daß man sich nicht die eigene Literatur, sondern eine ausländische aneignet. Amerikaner schreiben nun einmal anders als Deutsche, Spanier, Franzosen oder Chinesen. Jedes Volk hat seine eigene Kultur und Mentalität, die sich auch im literarischen Stil ausprägt.

_________________
"Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^=
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Levo
Klammeraffe
L


Beiträge: 870



L
Beitrag05.06.2021 09:11

von Levo
Antworten mit Zitat

Auf jeden Fall!
Dabei sollte man sich mE nicht nur auf die Erzähler und Übersetzer beschränken, die den Geflogenheiten westlicher Erzähltraditionen folgen.
Jede Sprachgruppe und Kultur besitzt Eigenheiten, die den eigenen Erzählhorizont erweitern. Ich lese gern Autor*innen aus Nigeria und Äthiopien, dort tatsächlich auch gern SF (während mir deutsche und anglophone SF-Storyteller eher ein Gähnen entlocken), und auch wenn die Originaltexte mit auf Englisch zugänglich wären, vertraue ich auf die Kompetenz der Übersetzer, mir kulturelle Spezifika korrekt zu über-setzen.
Macht Spaß und nicht blöder.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag05.06.2021 09:49

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Die größte Gefahr ist, daß man sich nicht die eigene Literatur, sondern eine ausländische aneignet. Amerikaner schreiben nun einmal anders als Deutsche, Spanier, Franzosen oder Chinesen. Jedes Volk hat seine eigene Kultur und Mentalität, die sich auch im literarischen Stil ausprägt.


Und was ist daran schlimm, solange es gut ist?


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Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag05.06.2021 09:52

von Thomas74
Antworten mit Zitat

lazarus_pi hat Folgendes geschrieben:
Besonders deutlich merkt man das, wenn witzige Sachen übersetzt werden, da kommen dann häufig ganz andere Pointen heraus,


Naja, bei vielen Eindeutschungen sollte man lieber die Übersetzer öffentlich auspeitschen lassen. Das wäre  lustig. Twisted Evil
(von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen ... )

P.S.
@ lazarus: 55 sinnvolle (!) Beiträge in vier Tagen, das schaffen nur wenige. Mal sehen, ob du das Tempo halten kannst.  


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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2284
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag05.06.2021 12:16

von Pickman
Antworten mit Zitat

Klar kann man auch von übersetzten Texten lernen. Es kommt darauf an, ob man das Gelernte auch auf dem deutschen Buchmarkt sinnvoll verwenden kann.

Die nordamerikanische Auffassung von Spannung funktioniert auch in Deutschland recht gut, chinesischer Humor vermutlich weniger, und Sprachspiele - nun ja.


_________________
Tempus fugit.
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag05.06.2021 12:41

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Man lernt natürlich nicht nur aus eigenen Fehlern, sondern auch aus den Fehlern anderer.
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2821



Beitrag05.06.2021 23:57

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Und was ist daran schlimm, solange es gut ist?


Es ist nicht schlimm, aber es wirkt schlimmstenfalls nicht authentisch. Außerdem bin ich der Ansicht, daß man statt fremden Stilen nachzueifern, die seiner eigenen Kultur pflegen und entwickeln soll. Das gilt übrigens nicht nur für die Literatur, sondern auch die Musik, Malerei und Filmkunst.
Ich mag keine Kopien von US-Filmen sehen oder Bildergeschichten, die den Manga-Stil kopieren, oder deutsche Sänger die auf Englisch singen statt in der eigenen Sprache. Für mich ist das stets ein Ausdruck der eigenen kulturellen Unterlegenheit. Man mag sich inspirieren lassen, aber wenn nur noch kopiert wird, ist das das Ende.


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Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
DSFo-Sponsor


Beitrag06.06.2021 10:31

von Minerva
Antworten mit Zitat

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Und was ist daran schlimm, solange es gut ist?


Es ist nicht schlimm, aber es wirkt schlimmstenfalls nicht authentisch. Außerdem bin ich der Ansicht, daß man statt fremden Stilen nachzueifern, die seiner eigenen Kultur pflegen und entwickeln soll. Das gilt übrigens nicht nur für die Literatur, sondern auch die Musik, Malerei und Filmkunst.
Ich mag keine Kopien von US-Filmen sehen oder Bildergeschichten, die den Manga-Stil kopieren, oder deutsche Sänger die auf Englisch singen statt in der eigenen Sprache. Für mich ist das stets ein Ausdruck der eigenen kulturellen Unterlegenheit. Man mag sich inspirieren lassen, aber wenn nur noch kopiert wird, ist das das Ende.


Ich würde sagen, das hat in Deutschland auch seinen guten Grund. Filme und deren Dialoge, Bücher, Musik ... leider nur sehr wenige Perlen, der Rest allenfalls mittelmäßig. Das liegt zum Teil an den Entscheidern, an Mutlosigkeit, z.T. aber auch daran, dass sich a) bspw. in Amerika die Autoren Handwerk aneignen, während man hier teils gar nicht auf die Idee kommt, sich damit auseinanderzusetzen und b) Bücher aus dem Ausland, die hier erscheinen ohnehin schon erfolgreich waren.

Deswegen ist es nicht verkehrt, sich anzuschauen, was aus dem Ausland kommt. Mit kopieren hat das nicht unbedingt zu tun. Ich meine, wenn einem etwas persönlich gefällt, z.B. eine gewisse Art sich auszudrücken, ein bestimmter Kniff, eine Art, Dialoge zu schreiben, die Bildsprache; sollte man die untersuchen und herausfinden, wie das gemacht wurde.
Ob das nun aus einem Buch von hier oder anderswo stammt, spielt dabei keine Rolle. Es soll nur Resonanz bieten, um deinen eigenen Stil zu finden.


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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Fansoits
Gänsefüßchen
F


Beiträge: 23



F
Beitrag06.11.2021 12:33

von Fansoits
Antworten mit Zitat

Bisher war für mich ein übersetzter Text gleichwertig mit einem deutschen Originaltext. (Außen vor gelassen, in welchem Verhältnis ein Originaltext zu seiner Übersetzung steht.) Schließlich beweisen viele Übersetzungen, dass sie hier auf dem deutschen Buchmarkt ebenfalls gut funktionieren.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag06.11.2021 12:43

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Gab es nicht neulich ein Aufbegehren der ach so unterrepräsentierten Übersetzer, die allen Ernstes gleichwertig mit dem Autor auf dem Titel stehen wollten?

Wenn ich manche Bücher im Original lese, bin ich eher der Meinung, dass man die Fahndungsfotos der Übersetzer veröffentlichen sollte, um sie nach ihrer Ergreifung öffentlich vom Autor auspeitschen zu lassen. Twisted Evil


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Mumienfreund
Eselsohr


Beiträge: 327



Beitrag06.11.2021 14:30

von Mumienfreund
Antworten mit Zitat

Übersetzen ist immer ein bisschen wie lektorieren. Aber selbst der (zurecht) gescholtene Klaus Fritz, die die Harry Potter Bücher ins Deutsche übersetzt hat, hat es nicht fertig gebracht, den Erfolg der Bücher zu verhindern. Genau so, wie ich bezweifle, dass, wenn jemand anders als Margaret Carroux Ende der 60er Jahre den Herrn der Ringe übersetzt hätte, es den Erfolg von Tolkien verhindert hätte.

Das geht dann aber schon ins Esoterische bzw. ist ein Glaubensfrage. (Vielleicht mit ein Grund, warum zB. manche Leute Perry Rhodan für gute Science Fiction halten, oder Rosamunde Pilchers (die in England übrigens kaum ein Schwein kennt) Romane für gelungene Beispiele englischer Liebesgeschichten.)

Die Faszination kommt nicht aus den Wörtern, sondern aus dem Gesamtpaket. Zeitform, Struktur, Dramaturgie, Szenenaufbau, Anteil und Aufbau der Dialoge, Handlungsfäden, Humor, Motive, verwendete Perspektive(n) etc. lassen sich selbst bei einer schlechten Übersetzung gut nachvollziehen.
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