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Low Fantasy Geschichte, erste Szene


 
 
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Konrad_I
Wortedrechsler


Beiträge: 55
Wohnort: Kanton Schwyz


Beitrag10.02.2021 01:08
Low Fantasy Geschichte, erste Szene
von Konrad_I
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

ich habe angefangen den ersten Entwurf meiner auktorial erzählten (pfui wie ich mittlerweile weiß) Low Fantasy Geschichte auf POV und im Sinne des Show not Tell zu überarbeiten.

Anbei einmal die erste Szene mit Bitte um Kritik, besser von Anfang an darauf achten als eigene Fehler x mal überlesen smile.

Ich schreibe in yWriter, bitte daher Tippfehler zu ignorieren. Eine kostenpflichtige Software kommt erst auf den nächsten Laptop, vielleicht hält mein derzeitiger noch ein paar Monate durch, vielleicht ein paar Tage.

Weiß nicht ob das schon unter Redlight fällt wenn eine Person erschossen wird?

LG

Konrad


Nelissa trat hinaus auf die Terrasse. Tief unter ihr lagen die grünen Kronen der Giganten, brandete der Urwald gegen den Felsen. Die Hitze des Nachmittags begann einer angenehmen Frische zu weichen. Fern am Horizont, über den endlosen Wäldern braute sich ein Abendgewitter zusammen. Blass schimmerten die aufgehenden Monde über dem Meer. Sie gähnte matt, lauschte den ersten Akkorden des beginnenden Konzerts, dem Crescendo von Myriarden Vögeln, dem Einsetzen der Grillen. Der Dunst der Regenwaldes ließ die Düfte von Blumen erahnen, doch lag unter diesem Bouquet ferner Schönheit die allgegenwärtige, erdige Note des sich unter den Baumriesen erstreckenden Morasts.
Die Tage auf Sireah waren lang, fast doppelt so lang wie auf ihrer Heimatwelt. Mereah, Du Perle der Galaxis, Du Wüste aus Glas und Beton. Doch die Hauptstadt war fern, irgendwo hinter den Monden, viele tausend Lichtjahre entfernt, fern waren ihr Vater und ihr Bruder. Fern der nächste größere Stützpunkt.
Vidurin. Schon der Name löste einen Schauer bei ihr aus. Herr der Zwerge, oberster Anführer einer Revolution, die Adel, Elite und jeden Zwerg der mehr als seinen Namen zu schreiben vermochte, hinweg gefegt hatte. Ungezählt waren die Gräuel von denen Flüchtlinge berichteten, knöcheltief, so hieß es, waren edle Kinder in dem Blut ihrer erschlagenen Eltern gewatet. Der rastlose Pöbel aber, blind den Parolen seiner Führer folgend, hatte in seinem Wahn selbst jene hingemetzelt von deren Wissen ihr eigenes Überleben abhing. Auf Bereah gingen wohl wieder die Nahrungsmittel aus.
"Seid gegrüßt Herr Vidurin." die Prinzessin wandte sich dem Eintretenden erst zu als dieser fast auf der Terrasse stand. Das war sie ihrem Vater schuldig. Eine Kaisertochter empfängt einen Usurpator, aber sie empfängt ihn nicht in Ehren.
"Guten Tag Frau Menkalian." Frauen mit dem Namen ihres Vaters anzusprechen war bei Zwergen üblich. Auch bei solchen die sich mit leeren Versprechungen die Gefolgschaft der Zwergenfrauen zu erkaufen pflegen. Vidurin trug eine einfache, graue Uniform, schien ungewöhnlich drahtig für einen Vertreter seines stämmigen Volkes. Die flache Mütze mit dem unheilvollen Zeichen auf seinem ergrauten Haar verlieh ihm die Aura eines Revolutionärs. Wie alle Neuzwerge denen alles Reaktionäre fremd war, trug auf er seinen Bart kurz geschoren, gerade so dass er das, zu einer Karikatur eines Gesäßes verzerrte Kinn verdeckte. Ob dies der Grund war warum Zwerge ihre unteren Gesichtspartien unter Bärten zu verbergen pflegten?
"Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?" sie verfiel gar nicht erst in die unter Bürgerlichen übliche Ausdrucksform.
"Uns kam zu Ohren dass Sie in der Gegend sind, werte Frau Menkalian." er sprach leise, fast als lausche er auf ein Zeichen, das irgendwo von außen kommen musste. "Was lag da näher als die Gelegenheit zu nutzen." Er trat näher, hinaus auf die Terrasse. Für das Oberhaupt einer Bewegung die Körperpflege als reaktionär verdammte roch er noch durchaus erträglich.
"Die Gelegenheit um Nahrungsmittel anzusuchen?" sie verbiss sich das Wort Betteln. "Ist eure Planwirtschaft immer noch nicht auf dem Stand vor der Revolution, als freie Bauern das Land bebauten? Als Adel, Bürgertum und Liberalismus die Bedingungen schufen unter denen jeder Zwerg so viel Wohlstand anhäufen konnte wie er wollte?" Nelissa sah kühl auf ihn herab. Er war einen Schritt vor ihr zum stehen gekommen, zu wenig wenn es nach der Etikette ging. Eine Prinzessin weicht nicht zurück. Ihr Spiegelbild im Fenster gab ihr Recht. Vor ihrer schlanken Silhoutte mit dem kunstvoll hochgesteckten kastanienfarbenen Haar, dem platindurchwirkten Kleid, dem makellosen Teint und den smaragdgleichen Augen stand er da wie ein Bettler, wie ein Gläubiger vor dem Schrein seiner Göttin. Ihr Gürtel von Gold und Rubinen funkelnd, feinst gearbeitet von Zwergischen Feinschmieden, Armreife auf denen Ströme von Brillianten flossen, alles Geschenke des einstigen Präfekten von Bereah, hatte sie mit Bedacht gewählt. Sollte er doch die Pracht des alten Beareah wiedersehen. Die Pracht einer Welt über die seine Horden hinweggegangen waren wie ein Waldbrand über die Schmetterlingsgärten von Veliant.
"Sie sprechen so als würden Sie unsere Ansprüche in Frage stellen." Vidurins Blick schien etwas zu suchen, ging über sie hinweg, der untergehenden Sonne nach. Unwillkürlich folgte sie ihm. Da war nichts. Worauf wartete er?
"Eure Ansprüche Herr Vidurin? Es bleibt bei dem alten Vertrag. Eine Tonne Weizen für jeden Dissidenten den ihr freilasst. Mein Reich und eure Regierung handeln ihrem Wesen gemäß. Und unser Wesen ist es nun einmal, Bedürftige nicht im Stich zu lassen." Vater würde begreifen dass seine Tochter erwachsen ist. Keinen Fuß dürfte Recht Unrecht weichen.
"Mein Volk hungert." er schwieg, als wolle er seinen Worten Zeit zu wirken geben. Nelissa war zwanzig merehanische Jahre alt, kein kleines Mädchen mehr. Zweitgeborene Prinzessin eines Imperiums dessen Armada ganze Welten auszulöschen vermochte. Verhungernde Zwergenkinder. Aus welchem Höllenloch war dieses Regime nur gekrochen.
"Dann hättet Ihr die Bauern ihre Arbeit machen lassen sollen, statt sie lebendig auf den eigenen Feldern zu vergraben. Ein Bauer dient der Landwirtschaft nicht indem er zu Dünger wird." sie hatte etwas ähnliches in einem Kabarett gehört. Rührung mochte sie in ihrem Herzen tragen, mit ihrer Freundin teilen. Vor dem Feind durfte man sich keine Blöße geben. Wenn dich die eigenen Worte schmerzen, dann wählst Du sie richtig. "Wir werden jeden Zwerg den ihr freilasst mit Lebensmitteln vergelten. Solltet Ihr mittlerweile weniger Zwerge ohne Grund einsperren, sind wir bereit mehr pro Person zu zahlen."
"Jeder den Sie freikaufen schließt sich dann Ihrer reaktionären Exilregierung an." Vidurins Blick, der unangenehme Blick eines Mannes aus der Gosse der ein Stück Fleisch mustert, ging über ihre Weiblichkeit hinweg, hinaus über die Stadt und die tropischen Wälder ringsum. Vel Sireah, Verwaltungszentrum des Planeten war nicht mehr als der Kaiserliche Palast, umringt von den Palästen und Villen hoher und niedriger Adliger. Monumente, die sich zum Großteil direkt entlang des tropischen Strandes erstreckten, den weißen Sandstreif vor sich, den Urwald im Rücken. Die Stadt war erst vor wenigen hundert Jahren erbaut worden, eine bessere Welt, auf dem Reißbrett entstanden, errichtet von Baumaschinen die keines Arbeiters mehr bedurften. Wo Geld keine Rolle spielte, hatte man auf jegliche Vereinfachung verzichtet, und so erhob sie eine Welt prunkvoller Villen mit ihren Säulen und Kuppeln aus dem Meer tropischer Baumriesen. Brutalismus und billige Schlichtheit, auf Bereah zu revolutionärer Architektur verklärt, suchte man im Galaktischen Imperium vergebens, von Vel Sireah, der Perle des Thetarms ganz zu schweigen.
Ein roter Schein leuchtete am östlichen Horizont auf, ein weiterer im Süden folgte. Im Norden, verdeckt von der Gebäudefront, flackerte der Himmel in grellen Farben. Die Schutzübungen aus ihrer Kindheit. Eine Fusionsbombe? Sie stürzte ins Gebäude, gerade noch rechtzeitig ehe die Druckwelle Statuen zu Geschossen, die überhängenden Blumenranken in Peitschen verwandelte. Eine Druckwelle fegte sie von den Beinen, hart schlugen ihre Knie auf dem kalten Steinfußboden auf. Schlagartig brach Dunkelheit herein. Durch das zerborstene Fenster war kein Himmel mehr zu sehen. Nur die stählerne Unterseite eines gigantischen Trägerschiffs das sich über die Stadt geschoben hatte. Eine zweite Druckwelle, verursacht von dem in der Atmosphäre abbremsenden Schiff ging über sie hinweg, zerrte an ihren Haaren, schob sie auf Knien durchs Zimmer. Ihr Kopf dröhnte als sie sich aufraffte, betäubt nach etwas tastete das ihr halt gäbe. Sie fand nichts, nur den beißenden Rauch der mit der Druckwelle gekommen war.
Der Wald war verstummt. Eine Unendlichkeit später begann die kakophone Overtüre des Krieges, das Heulen von Sirenen, das Dröhnen der Triebwerke startender Jäger, der Donner als sie die Schallmauer durchbrachen.
"Frau Menkalian, ich denke Ihr Vater wird für Ihr Leben ein wenig mehr als nur Weizen liefern müssen." Vidurin machte keine Anstalten ihr aufzuhelfen.
Ein hektisches, sich zu einem frenetischen Stakkato steigerndes Pochen erklang von der Tür. "Majestät Soldaten kommen, Zwerge, Ihr müsst von hier weg. Nelli schnell, Du musst..." die Schreie ihrer Freundin die im Rattern einer Gewehrsalve verstummten. Nelissa stürzte zur Tür, riss sie auf. Der blutüberströmte Körper einer jungen Elbe fiel ihr entgegen. Sie warf sich auf die Knie, zog die Sterbende auf Ihren Schoß. Weit aufgerissen starrten die blauen Augen sie an, während Blut das kunstvoll zurechtgemachte, blonde Haar tränkte. "Niri!" Die junge Frau zitterte bewegte die Lippen. Erstarrte.
Als die Soldaten sie wenig später abführten sah Nelissa, wie ein Zwerg, der sich mühte das goldene Diadem aus der blutigen Haarpracht zu lösen, den leblosen Körper mit dem Stiefel am Boden fixierte. Das Diadem das sie ihrer Freundin am morgen selbst ins Haar geflochten hatte. Nelissa wurde schwarz vor Augen.

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MilaAuer
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M

Alter: 17
Beiträge: 9



M
Beitrag10.02.2021 12:14

von MilaAuer
Antworten mit Zitat

Hallo Konrad,
ich nehme mir deinen Text mal vor.
Das hier ist meine erste Textkritik und ich bin auch selbst noch Anfänger. Deshalb muss das, was ich hier schreibe nicht zwingend richtig sein und sollte vielleicht auch nicht zu ernst genommen werden.
Natürlich ist alles, was ich hier kritisiere nur meine rein subjektive Wahrnehmung.


Diesen Abschnitt
Zitat:
Nelissa trat hinaus auf die Terasse. Tief unter ihr lagen die grünen Kronen der Giganten, brandete der Urwald gegen den Felsen. Die Hitze des Nachmittags begann einer angenehmen Frische zu weichen. Fern am Horizont, über den endlosen Wäldern braute sich ein Abendgewitter zusammen. Blass schimmerten die aufgehenden Monde über dem Meer. Sie gähnte matt, lauschte den ersten Akkorden des beginnenden Konzerts, dem Crescendo von Myriarden Vögeln, dem Einsetzen der Grillen. Der Dunst der Regenwaldes ließ die Düfte von Blumen erahnen, doch lag unter diesem Bouquet ferner Schönheit die allgegenwärtige, erdige Note des sich unter den Baumriesen erstreckenden Morasts.
Die Tage auf Sireah waren lang, fast doppelt so lang wie auf ihrer Heimatwelt. Mereah, Du Perle der Galaxis, Du Wüste aus Glas und Beton. Doch die Hauptstadt war fern, irgendwo hinter den Monden, viele tausend Lichtjahre entfernt, fern waren ihr Vater und ihr Bruder. Fern der nächste größere Stützpunkt.
Vidurin. Schon der Name löste einen Schauer bei ihr aus. Herr der Zwerge, oberster Anführer einer Revolution, die Adel, Elite und jeden Zwerg der mehr als seinen Namen zu schreiben vermochte, hinweg gefegt hatte. Ungezählt waren die Gräuel von denen Flüchtlinge berichteten, knöcheltief, so hieß es, waren edle Kinder in dem Blut ihrer erschlagenen Eltern gewatet. Der rastlose Pöbel aber, blind den Parolen seiner Führer folgend, hatte in seinem Wahn selbst jene hingemetzelt von deren Wissen ihr eigenes Überleben abhing. Auf Bereah gingen wohl wieder die Nahrungsmittel aus.

würde ich streichen, weil er eigentlich nur dazu da ist, dem Leser Informationen über deine Welt zu geben, die er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht braucht, oder, die du auch wunderbar in aktive Handlung mit einbauen könntest.
Alles, bis auf 'Nelissa trat hinaus auf die Terrasse.' und 'Fern am Horizont, über den endlosen Wäldern braute sich ein Abendgewitter zusammen.'

Das Ganze würde dann ungefähr so aussehen:
Nelissa trat hinaus auf die Terrasse. Fern am Horizont, hinter den endlosen Wäldern braute sich ein Abendgewitter zusammen.
“Seid gegrüßt Herr Vidurin.“  ...


Zitat:
Das war sie ihrem Vater schuldig. Eine Kaisertochter empfängt einen Usurpator, aber sie empfängt ihn nicht in Ehren.


Das hier verstehe ich nicht ganz, aber vielleicht liegt es auch an mir.


Ebenso dieser Teil
Zitat:
Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?" sie verfiel gar nicht erst in die unter Bürgerlichen übliche Ausdrucksform.


Was ist denn diese 'unter Bürgerlichen übliche Ausdrucksform'?


Diesen Satz mag ich irgendwie.

Zitat:
Für das Oberhaupt einer Bewegung die Körperpflege als reaktionär verdammte roch er noch durchaus erträglich.



Zitat:
“Die Gelegenheit um Nahrungsmittel
anzusuchen?"


Ich kenne mich damit nicht besonders gut aus, aber heißt es nicht eigentlich 'um Nahrungsmittel zu ersuchen'?


Zitat:
Er war einen Schritt vor ihr zum stehen gekommen, zu wenig wenn es nach der Etikette ging.


Ich würde eher schreiben 'zu nahe, wenn es nach der Etikette ging.'


Zitat:
Wenn dich die eigenen Worte schmerzen, dann wählst Du sie richtig.


Dieser Satz ist auch toll.


Zitat:
Vel Sireah, Verwaltungszentrum des Planeten war nicht mehr als der Kaiserliche Palast, umringt von den Palästen und Villen hoher und niedriger Adliger. Monumente, die sich zum Großteil direkt entlang des tropischen Strandes erstreckten, den weißen Sandstreif vor sich, den Urwald im Rücken. Die Stadt war erst vor wenigen hundert Jahren erbaut worden, eine bessere Welt, auf dem Reißbrett entstanden, errichtet von Baumaschinen die keines Arbeiters mehr bedurften. Wo Geld keine Rolle spielte, hatte man auf jegliche Vereinfachung verzichtet, und so erhob sie eine Welt prunkvoller Villen mit ihren Säulen und Kuppeln aus dem Meer tropischer Baumriesen. Brutalismus und billige Schlichtheit, auf Bereah zu revolutionärer Architektur verklärt, suchte man im Galaktischen Imperium vergebens, von Vel Sireah, der Perle des Thetarms ganz zu schweigen.


Die Bedeutung und der Sinn dieses Abschnitts erschließt sich mir nicht so ganz. Ist das etwas, was der Zwerg sieht, oder die Prota, oder denkt sie gerade über diese Stadt nach?


Zitat:
Der blutüberströmte Körper einer jungen Elbe fiel ihr entgegen.

'Elbin'





Alles in allem finde ich deine Geschichte interessant. Ein Fantasyuniversum mit Zwergen, Elben und Monarchen, in der es Gewehre und Luftwaffen gibt.
Die Protagonistin ist mir auch auf Anhieb sympathisch.
Aber du erklärst mir zu viel. Als Leser möchte ich die kleinen und großen Details deiner Welt durch die Handlung erfahren. Show don't tell.
Aber vielleicht erscheint es auch nur mir so, dass du zu viel erklärst. Andere sehen das vielleicht ganz anderes.
Ich hoffe für dich, dass du noch andere, professionellere, kritiken bekommst. Trotzdem würde ich mich natürlich freuen, wenn dir auch meine Kritik ein Stück weitergeholfen hat.

LG Mila
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1735



Beitrag10.02.2021 12:21
Re: Low Fantasy Geschichte, erste Szene
von Stefanie
Antworten mit Zitat

Zwerge im Weltall, ein Diktator, der ein totalitäres System (Nordkorea als Vorbild?) errichtet hat und eine Prinzessin eines anderen Reiches, die beide den Hunger der Bevölkerung einsetzen, um ihren Willen zu bekommen. OK, interessanter Ansatz, der viel Raum für kommende Konflikte bietet.
Du versuchst, die Welt sehr genau zu zeigen und schüttest einen zu mit Beschreibungen, die mich bald überfordert haben, weil sie so unstrukturiert sind. Vieles wirkt verwirrend und unlogisch. Die Figuren sind klischeehaft, aber das ja noch besser werden, wenn man sie näher kennenlernt.

Ich schreib in den Text rein, was mir dabei durch den Kopf ging.

Konrad_I hat Folgendes geschrieben:



Nelissa trat hinaus auf die Terrasse. Tief unter ihr lagen die grünen Kronen der Giganten, brandete der Urwald gegen den Felsen. Die Hitze des Nachmittags begann einer angenehmen Frische zu weichen. Fern am Horizont, über den endlosen Wäldern braute sich ein Abendgewitter zusammen. Blass schimmerten die aufgehenden Monde über dem Meer. Sie gähnte matt, lauschte den ersten Akkorden des beginnenden Konzerts, dem Crescendo von Myriarden Vögeln, dem Einsetzen der Grillen. Sind die tagsüber ruhig? Der Dunst der Regenwaldes ließ die Düfte von Blumen erahnen, doch lag unter diesem Bouquet ferner Schönheit die allgegenwärtige, erdige Note des sich unter den Baumriesen erstreckenden Morasts. Sie ist weit über den Bäumen und es braut sich ein Gewitter zusammen, es ist also vermutlich windig. Kann sie da wirklich Blumen und Erde riechen?
Die Tage auf Sireah waren lang, fast doppelt so lang wie auf ihrer Heimatwelt. Mereah, Du Perle der Galaxis, Du Wüste aus Glas und Beton. Doch die Hauptstadt war fern, irgendwo hinter den Monden, viele tausend Lichtjahre entfernt, fern waren ihr Vater und ihr Bruder. Fern der nächste größere Stützpunkt.
Vidurin. Schon der Name löste einen Schauer bei ihr aus. Herr der Zwerge, oberster Anführer einer Revolution, die Adel, Elite und jeden Zwerg der mehr als seinen Namen zu schreiben vermochte, hinweg gefegt hatte. Ungezählt waren die Gräuel von denen Flüchtlinge berichteten, knöcheltief, so hieß es, waren edle Kinder in dem Blut ihrer erschlagenen Eltern gewatet. Der rastlose Pöbel aber, blind den Parolen seiner Führer folgend, hatte in seinem Wahn selbst jene hingemetzelt von deren Wissen ihr eigenes Überleben abhing. Auf Bereah gingen wohl wieder die Nahrungsmittel aus. Da dachte ich zuerst, dass Vidurin ihr Vater oder Bruder ist, vor dem sie aufgrund seiner Gräueltaten auf der Flucht ist.
"Seid gegrüßt Herr Vidurin." die Prinzessin wandte sich dem Eintretenden erst zu als dieser fast auf der Terrasse stand. Das war sie ihrem Vater schuldig. Eine Kaisertochter empfängt einen Usurpator, aber sie empfängt ihn nicht in Ehren. Ihre Heimat ist auf einer anderen Welt, also ist sie da zu Gast? Ist sie Botschafterin? Warum ist sie da? Ein verabredetes Treffen für Verhandlungen ist es ja offenbar nicht.
"Guten Tag Frau Menkalian." Frauen mit dem Namen ihres Vaters anzusprechen war bei Zwergen üblich. Auch bei solchen die sich mit leeren Versprechungen die Gefolgschaft der Zwergenfrauen zu erkaufen pflegen. Vidurin trug eine einfache, graue Uniform, schien ungewöhnlich drahtig für einen Vertreter seines stämmigen Volkes. Die flache Mütze mit dem unheilvollen Zeichen auf seinem ergrauten Haar verlieh ihm die Aura eines Revolutionärs. Wie alle Neuzwerge denen alles Reaktionäre fremd war, trug auf er seinen Bart kurz geschoren, gerade so dass er das, zu einer Karikatur eines Gesäßes verzerrte Kinn verdeckte. Ob dies der Grund war warum Zwerge ihre unteren Gesichtspartien unter Bärten zu verbergen pflegten?
"Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?" sie verfiel gar nicht erst in die unter Bürgerlichen übliche Ausdrucksform.
"Uns kam zu Ohren dass Sie in der Gegend sind, werte Frau Menkalian." er sprach leise, fast als lausche er auf ein Zeichen, das irgendwo von außen kommen musste. "Was lag da näher als die Gelegenheit zu nutzen." Er trat näher, hinaus auf die Terrasse. Für das Oberhaupt einer Bewegung die Körperpflege als reaktionär verdammte roch er noch durchaus erträglich.
"Die Gelegenheit um Nahrungsmittel anzusuchen?" sie verbiss sich das Wort Betteln. "Ist eure Planwirtschaft immer noch nicht auf dem Stand vor der Revolution, als freie Bauern das Land bebauten? Als Adel, Bürgertum und Liberalismus die Bedingungen schufen unter denen jeder Zwerg so viel Wohlstand anhäufen konnte wie er wollte?" Infodump Nelissa sah kühl auf ihn herab. Er war einen Schritt vor ihr zum stehen gekommen, zu wenig wenn es nach der Etikette ging. Eine Prinzessin weicht nicht zurück. Ihr Spiegelbild im Fenster gab ihr Recht. Vor ihrer schlanken Silhoutte mit dem kunstvoll hochgesteckten kastanienfarbenen Haar, dem platindurchwirkten Kleid, dem makellosen Teint und den smaragdgleichen Augen stand er da wie ein Bettler, wie ein Gläubiger vor dem Schrein seiner Göttin. Ihr Gürtel von Gold und Rubinen funkelnd, feinst gearbeitet von Zwergischen Feinschmieden, Armreife auf denen Ströme von Brillianten flossen, alles Geschenke des einstigen Präfekten von Bereah, hatte sie mit Bedacht gewählt. Sollte er doch die Pracht des alten Beareah wiedersehen. Die Pracht einer Welt über die seine Horden hinweggegangen waren wie ein Waldbrand über die Schmetterlingsgärten von Veliant. Es würde mich echt interessieren, wie die Welt funktioniert, aus der sie kommt, wenn dort jeder solche Reichtümer anhäufen kann.
"Sie sprechen so als würden Sie unsere Ansprüche in Frage stellen." Wieso hat er Ansprüche? Vidurins Blick schien etwas zu suchen, ging über sie hinweg, der untergehenden Sonne nach. Unwillkürlich folgte sie ihm. Da war nichts. Worauf wartete er?
"Eure Ansprüche Herr Vidurin? Es bleibt bei dem alten Vertrag. Eine Tonne Weizen für jeden Dissidenten den ihr freilasst. Mein Reich und eure Regierung handeln ihrem Wesen gemäß. Und unser Wesen ist es nun einmal, Bedürftige nicht im Stich zu lassen." Vater würde begreifen dass seine Tochter erwachsen ist. Keinen Fuß dürfte Recht Unrecht weichen.
"Mein Volk hungert." er schwieg, als wolle er seinen Worten Zeit zu wirken geben. Nelissa war zwanzig merehanische Jahre alt, kein kleines Mädchen mehr. Zweitgeborene Prinzessin eines Imperiums dessen Armada ganze Welten auszulöschen vermochte. Aber Vidurin können sie nicht stürzen? Verhungernde Zwergenkinder. Aus welchem Höllenloch war dieses Regime nur gekrochen.
"Dann hättet Ihr die Bauern ihre Arbeit machen lassen sollen, statt sie lebendig auf den eigenen Feldern zu vergraben. Ein Bauer dient der Landwirtschaft nicht indem er zu Dünger wird." sie hatte etwas ähnliches in einem Kabarett gehört. Rührung mochte sie in ihrem Herzen tragen, mit ihrer Freundin teilen. Vor dem Feind durfte man sich keine Blöße geben. Wenn dich die eigenen Worte schmerzen, dann wählst Du sie richtig. "Wir werden jeden Zwerg den ihr freilasst mit Lebensmitteln vergelten. Solltet Ihr mittlerweile weniger Zwerge ohne Grund einsperren, sind wir bereit mehr pro Person zu zahlen."
"Jeder den Sie freikaufen schließt sich dann Ihrer reaktionären Exilregierung an." Vidurins Blick, der unangenehme Blick eines Mannes aus der Gosse der ein Stück Fleisch mustert, ging über ihre Weiblichkeit hinweg, hinaus über die Stadt und die tropischen Wälder ringsum. Vel Sireah, Verwaltungszentrum des Planeten war nicht mehr als der Kaiserliche Palast, umringt von den Palästen und Villen hoher und niedriger Adliger. Monumente, die sich zum Großteil direkt entlang des tropischen Strandes erstreckten, den weißen Sandstreif vor sich, den Urwald im Rücken. Die Stadt war erst vor wenigen hundert Jahren erbaut worden, eine bessere Welt, auf dem Reißbrett entstanden, errichtet von Baumaschinen die keines Arbeiters mehr bedurften. Wo Geld keine Rolle spielte, hatte man auf jegliche Vereinfachung verzichtet, und so erhob sie eine Welt prunkvoller Villen mit ihren Säulen und Kuppeln aus dem Meer tropischer Baumriesen. Brutalismus und billige Schlichtheit, auf Bereah zu revolutionärer Architektur verklärt, suchte man im Galaktischen Imperium vergebens, von Vel Sireah, der Perle des Thetarms ganz zu schweigen. Anfangs guckte sie über einen Urwald, jetzt ist da auf einmal eine Stadt? Und trotzdem riecht es nach Wald?
Ein roter Schein leuchtete am östlichen Horizont auf, ein weiterer im Süden folgte. Im Norden, verdeckt von der Gebäudefront, flackerte der Himmel in grellen Farben. Die Schutzübungen aus ihrer Kindheit. Eine Fusionsbombe? Sie stürzte ins Gebäude, gerade noch rechtzeitig ehe die Druckwelle Statuen zu Geschossen, die überhängenden Blumenranken in Peitschen verwandelte. Eine Druckwelle fegte sie von den Beinen, hart schlugen ihre Knie auf dem kalten Steinfußboden auf. Schlagartig brach Dunkelheit herein. Durch das zerborstene Fenster war kein Himmel mehr zu sehen. Nur die stählerne Unterseite eines gigantischen Trägerschiffs das sich über die Stadt geschoben hatte. Eine zweite Druckwelle, verursacht von dem in der Atmosphäre abbremsenden Schiff ging über sie hinweg, zerrte an ihren Haaren, schob sie auf Knien durchs Zimmer. Ihr Kopf dröhnte als sie sich aufraffte, betäubt nach etwas tastete das ihr halt gäbe. Sie fand nichts, nur den beißenden Rauch der mit der Druckwelle gekommen war.
Der Wald war verstummt. Eine Unendlichkeit später begann die kakophone Overtüre des Krieges, das Heulen von Sirenen, das Dröhnen der Triebwerke startender Jäger, der Donner als sie die Schallmauer durchbrachen.
"Frau Menkalian, ich denke Ihr Vater wird für Ihr Leben ein wenig mehr als nur Weizen liefern müssen." Vidurin machte keine Anstalten ihr aufzuhelfen. Wenn sie sie als Geisel wollen, warum feuern sie dann Gesschosse ab, die sie getötet hätten, wenn sie nicht rechtzeitig in Deckung gegangen wär?
Ein hektisches, sich zu einem frenetischen Stakkato steigerndes Pochen erklang von der Tür. "Majestät Soldaten kommen, Zwerge, Ihr müsst von hier weg. Nelli schnell, Du musst..." die Schreie ihrer Freundin die im Rattern einer Gewehrsalve verstummten. Nelissa stürzte zur Tür, riss sie auf. Der blutüberströmte Körper einer jungen Elbe Ist Nelissa auch eine Elbin? Bisher gab es keinen Hinweis darauf. Sie trägt Zwergenschmuck, also war ich bis hier davon ausgegangen, dass sie auch eine Zwergin ist. fiel ihr entgegen. Sie warf sich auf die Knie, zog die Sterbende auf Ihren Schoß. Weit aufgerissen starrten die blauen Augen sie an, während Blut das kunstvoll zurechtgemachte, blonde Haar tränkte. "Niri!" Die junge Frau zitterte bewegte die Lippen. Erstarrte.
Als die Soldaten sie wenig später abführten sah Nelissa, wie ein Zwerg, der sich mühte das goldene Diadem aus der blutigen Haarpracht zu lösen, den leblosen Körper mit dem Stiefel am Boden fixierte. Das Diadem das sie ihrer Freundin am morgen selbst ins Haar geflochten hatte. Nelissa wurde schwarz vor Augen. Also sie verhandelt mit einem gefürchteten Diktator, duckt sich routiniert bei einem Bombenangriff, bleibt auch wach, als die Elbin in ihren Armen stirbt, aber aber fällt in Ohnmacht, als sie den Leichenfledderer sieht?
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Konrad_I
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Beitrag10.02.2021 12:54

von Konrad_I
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Hallo,

vielen Dank, wie gesagt, ist die erste Überarbeitung und irgendwie versuche ich das Show reinzubekommen, muss den Spagat zwischen zu viel (Landschaft) und zu wenig (warum ist sie dort, wie versteht sie sich mit dem Vater etc). Die Stadt liegt im Wald (So wie Trump sich Österreich vorstellt).

Ich habe halt gedacht dass man die Landschaft eher in einer ruhigen "Am Abend auf der Terasse herumgehen" Szene als in der folgenden "Actionszene" unterbringt.

@Bürgerliche Ausdruckweise: die Prinzessin ist Majestätsplural gewöhnt, die "Sie" Form ist aus ihrer Sicht unhöflich. Ich will zeigen dass die Prinzessin am Anfang ihrer Entwicklung auf solche Kleinigkeiten/Bedeutungslosigkeiten Wert legt, protokollarische Nuancen wie sich erst umzudrehen wenn der Gast hinter einem steht, Anreden etc.

@Reichtümer: ok kommt nicht rüber dass es ein diplomatisches Geschenk war.

@Explosion: Sie glaubt nur dass es eine Wasserstoffbombe war, in Wahrheit konnte eines der Trägerschiffe nicht bremsen und ist an der Oberfläche aufgeschlagen, das dient später als Beispiel wie verzweifelt der Angriff war.

Dass sie ihn nicht stürzen können liegt an einer politischen Konstellation die später erwähnt wird.

Die Ohnmacht werde ich streichen, eine Augenbinde tuts auch.

Und ja, die Charaktere sind am Anfang schematisch.

Vielen Dank auf jeden Fall, werde ich am Abend gleich anpassen.

LG


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Konrad_I
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Beitrag11.02.2021 01:48

von Konrad_I
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So, habe das jetzt um einen Dialog ergänzt aus dem halbwegs hervorgehen sollte wer sie ist, was sie hier macht etc.

Danke für den Hinweis dass es unlogisch ist, ich hatte begonnen den Text von auktorial auf POV umzustellen, wobei ich versuchte sicherzustellen, dass die Protagonistin Dinge die sie weiß nicht wiederholt.

Ich hatte immer Elbin drin, dank Rechtschreibprüfung später auf den Flussnamen umgestellt Rolling Eyes

Hier mal die verbesserte Fassung, bin nicht wirklich glücklich mit dem Smalltalk auf Seite 1, aber vielleicht kommt die Bedeutung von Niri etwas besser rüber, (Was später Rückblenden "die Zwerge müssen sterben, sie haben meine Beste Freundin ermordet, ich hatte sie soooo lieb" spart) und dieses Bild eines unbeschwerten Lebens vor dem Krieg.

LG

Konrad

Nelissa trat hinaus auf die Terasse. Tief unter ihr lagen die grünen Kronen der Giganten, brandete der Urwald gegen den Felsen. Die Hitze des Nachmittags begann einer angenehmen Frische zu weichen. Fern am Horizont, über den endlosen Wäldern braute sich ein Abendgewitter zusammen. Blass schimmerten die aufgehenden Monde über dem Meer. Sie gähnte matt, lauschte den ersten Akkorden des beginnenden Konzerts, dem Crescendo von Myriarden Vögeln, dem Einsetzen der Grillen.
"Sie spüren dass etwas in der Luft liegt." Niri dass Du Dich immer so anschleichst. Dieses Kleid. Die junge Elbin schenkte ihr das bezauberndste Lächeln das man einer Freundin schenken kann. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten ihr Haar in eine hellgoldene Aura, einen Glanz der an jene Tage gemahnte als Feen in den Wäldern und Nymphen in den Quellen hausten.
"Ich würde mich das nicht trauen." Der durchschimmernde Stoff betonte mehr als er verhüllte.
"Du repräsentierst das Reich." Niri fuhr ihr mit der Fingerspitze über die Nase. Einer Fingerspitze die nach Zitrone und Verbene roch. "Ich repräsentiere nur mich selbst." Die Elbin trat ans Geländer, stützte sich auf, balancierte für einen Augenblick über dem Abgrund.
"Bitte lass das."
Niri wandte sich um, ließ die Hacken knallen, salutierte. "Jawohl Majestät." sie lachte.
"Per kaiserlichem Erlass ist es Dir untersagt herunterzufallen." sie sah ihre Freundin so streng und gebieterisch wie möglich an. Zumindest bis sie laut losprustete.
"Mach Dir keine Sorgen Nelli." Niri lenkte ihren Blick von den westlichen Wäldern, hin zu der Stadt im Süden des Palastfelsens. Vel Sireah, Verwaltungszentrum des Planeten war nicht mehr als der Kaiserliche Palast, umringt von den Palästen und Villen hoher und niedriger Adliger. Monumente, die sich zum Großteil direkt entlang des tropischen Strandes erstreckten, den weißen Sandstreif vor sich, den Urwald im Rücken. Die Stadt war erst vor wenigen hundert Jahren erbaut worden, eine bessere Welt, auf dem Reißbrett entstanden, errichtet von Baumaschinen die keines Arbeiters mehr bedurften. Wo Geld keine Rolle spielte, hatte man auf jegliche Vereinfachung verzichtet, und so erhob sie eine Welt prunkvoller Villen mit ihren Säulen und Kuppeln aus dem Meer tropischer Baumriesen.  "Eine Stadt aus Gold und Marmor, mitten im Wald. Rauschende Feste, sprießendes Leben. Wie könnte ich sie mir entgehen lassen?"
"Wann holt er Dich ab?"
"Er wartet schon."
"Und Du lässt ihn warten?"
"Du den Deinen doch auch."
"Ein Pech auch dass er mitbekommen hat dass wir hier sind. Nicht einmal auf Sireah hat man seine Ruhe." Vidurin. Schon der Name löste einen Schauer bei ihr aus. Herr der Zwerge, oberster Anführer einer Revolution, die Adel, Elite und jeden Zwerg der mehr als seinen Namen zu schreiben vermochte, hinweg gefegt hatte. Ungezählt waren die Gräuel von denen Flüchtlinge berichteten, knöcheltief, so hieß es, waren edle Kinder in dem Blut ihrer erschlagenen Eltern gewatet. Der rastlose Pöbel aber, blind den Parolen seiner Führer folgend, hatte in seinem Wahn selbst jene hingemetzelt von deren Wissen ihr eigenes Überleben abhing.
"Mittlerweile solltest Du Dich daran gewöhnt haben. In ein paar Stunden ist er wieder weg, dann packst Du Deinen Sternenritter und kommst nach." Sie zog Nelissa an sich heran. Niri konnte Nervosität meilenweit gegen den Wind riechen. Auch diesmal hatte sie sich nicht getäuscht. "Und ausserdem, wer hat ihren Vater endlos bestürmt endlich eine Aufgabe zu bekommen. Jetzt inspizierst Du eben die Planeten des Thetaarms. Und weit von Mereah, den Freiern und Aasgeiern sind wir jetzt auch."
Mereah, Du Perle der Galaxis, Du Wüste aus Glas und Beton. Doch die Hauptstadt war fern, irgendwo hinter den Monden, viele tausend Lichtjahre entfernt, fern waren ihr Vater und ihr Bruder. Fern der nächste größere Stützpunkt. Stützpunkt. Sie wischte den Gedanken weg.
"Du hast Recht. Noch ein Monat und ich hätte um Deine Hand angehalten nur damit sie mich in Ruhe lassen." Sie schlenderten ins Gebäude zurück. Für einen Moment blieben sie vor einem Fenster stehen. Nelissa betrachtete ihr Spiegelbild. Vor ihrer schlanken Silhoutte mit dem kunstvoll hochgesteckten kastanienfarbenen Haar, dem platindurchwirkten Kleid, dem makellosen Teint und den smaragdgleichen Augen, würde er dastehen wie ein Bettler, wie ein Gläubiger vor dem Schrein seiner Göttin. Ihr Gürtel von Gold und Rubinen funkelnd, feinst gearbeitet von Zwergischen Feinschmieden, Armreife auf denen Ströme von Brillianten flossen, alles Geschenke des einstigen Präfekten von Bereah. Alles mit Bedacht gewählt. Sollte er doch die Pracht des alten Beareah wiedersehen. Die Pracht einer Welt über die seine Horden hinweggegangen waren wie ein Waldbrand über die Schmetterlingsgärten von Veliant.
 "Hoffentlich nicht nur deswegen. All der Schmuck. Alles für Vidurin?"
"Alles für Vidurin. Was glaubt er was er ist, das eigene Volk ins Elend stürzen, und sich dann noch als Held der einfachen Zwerge aufspielen. Eine Kindersterblichkeit wie im ersten Zeitalter, eine Lebenserwartung wie vor fünftausend Jahren..."
"Wir wären ein hübsches Brautpaar." Niri warf ihrem Spiegelbild ein Küsschen zu, drückte sich an sie. "Du siehst prächtig aus Nelli."
"Wie lange noch." Niri sah sie fragend an. "Wenn Deine Jugend noch in voller Blüte steht werde ich ein altes Menschenweib sein das am Stock geht."
"Bis dahin ist es noch eine lange Zeit. Obwohl mit diesem Schmuck..."
"Was ist damit?"
"Du wirst noch so viele Jahre Schmuck tragen können. Aber wie viele Jahre wirst Du keinen Schmuck tragen müssen?" Niri konnte verletzend ehrlich sein. "Es passt nicht zu Dir."
"Was passt dann zu mir?" sie öffnete die Geheimtür die aus dem Empfangsraum über eine Treppe ins Erdgeschoss führte.
"Deine Jugend Nelli." mit diesen Worten schloss sie sie Tür hinter sich. Nelissa ging wieder hinaus, ließ den Zwerg hereinholen.

"Seid gegrüßt Vorsitzender Vidurin." die Prinzessin wandte sich dem Eintretenden erst zu als dieser fast auf der Terasse stand. Das war sie ihrem Vater schuldig. Eine Kaisertochter empfängt einen Usurpator, aber sie empfängt ihn nicht in Ehren. Die Nuance eines zugewandten Rückens mochte er wahrnehmen oder nicht, die Geste beruhigte sie, gab ihr Sicherheit. Nur keine Nervosität.
"Guten Tag Frau Menkalian." Frauen mit dem Namen ihres Vaters anzusprechen war bei Zwergen üblich. Auch bei solchen die sich mit leeren Versprechungen die Gefolgschaft der Zwergenfrauen zu erkaufen pflegen. Vidurin trug eine einfache, graue Uniform, schien ungewöhnlich drahtig für einen Vertreter seines stämmigen Volkes. Die flache Mütze mit dem unheilvollen Zeichen auf seinem ergrauten Haar verlieh ihm die Aura eines Revolutionärs. Wie alle Neuzwerge denen alles Reaktionäre fremd war, trug auf er seinen Bart kurz geschoren, gerade so dass er das, zu einer Karrikatur eines Gesäßes verzerrte Kinn verdeckte. Ob dies der Grund war warum Zwerge ihre unteren Gesichtspartien unter Bärten zu verbergen pflegten?
"Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?" Ob es besser war ihm das Sie durchgehen zu lassen, oder mit dem Vorwurf zu leben die Unterredung wegen einer Lapalie abzubrechen?
"Uns kam zu Ohren dass Sie in der Gegend sind, werte Frau Menkalian." er sprach leise, fast als lausche er auf ein Zeichen, das irgendwo von außen kommen musste. "Was lag da näher als die Gelegenheit zu nutzen." Er trat näher, hinaus auf die Terasse. Für das Oberhaupt einer Bewegung die Körperpflege als reaktionär verdammte roch er noch durchaus erträglich.
"Die Gelegenheit Nahrungsmittellieferungen zu erbitten?" sie verbiss sich das Wort Betteln. "Ist eure Planwirtschaft immer noch nicht auf dem Stand vor der Revolution, als freie Bauern das Land bebauten? Als Adel, Bürgertum und Liberalismus die Bedingungen schufen unter denen jeder Zwerg so viel Wohlstand anhäufen konnte wie er wollte?" Nelissa sah kühl auf ihn herab. Er war einen Schritt vor ihr zum stehen gekommen, zu nah wenn es nach der Etikette ging. Eine Prinzessin weicht nicht zurück. Ihr Spiegelbild im Fenster gab ihr Recht. Ein Diener vor seiner Göttin.
"Sie sprechen so als würden Sie meine Ansprüche in Frage stellen." Vidurins Blick schien etwas zu suchen, ging über sie hinweg, der untergehenden Sonne nach. Unwillkürlich folgte sie ihm. Da war nichts. Worauf wartete er?
"Ansprüche Herr Vidurin? Alles wovon ich weiß ist ein Vertrag zwischen unseren Ländern. Eine Tonne Weizen für jeden Dissidenten den ihr freilasst. Mein Reich und eure Regierung handeln ihrem Wesen gemäß. Und unser Wesen ist es nun einmal, Bedürftige nicht im Stich zu lassen." Vater würde begreifen dass seine Tochter erwachsen ist. Keinen Fuß dürfte Recht Unrecht weichen.
"Mein Volk hungert." er schwieg, als wolle er seinen Worten Zeit zu wirken geben. Nelissa war zwanzig merehanische Jahre alt, kein kleines Mädchen mehr. Zweitgeborene Prinzessin eines Imperiums dessen Armada ganze Welten auszulöschen vermochte. Und dennoch hatte ihr Vater zehn Jahre lang nichts unternommen. Geheime diplomatische Abkommen. Sie musste ihren Bruder fragen, für welches höhere Ziel man hungernde Zwergenkinder in Kauf nahm. Aus welchem Höllenloch war dieses Regime nur gekrochen.
"Dann hättet Ihr die Bauern ihre Arbeit machen lassen sollen, statt sie lebendig auf den eigenen Feldern zu vergraben. Ein Bauer dient der Landwirtschaft nicht indem er zu Dünger wird." sie hatte etwas ähnliches in einem Kabaret gehört. Rührung mochte sie in ihrem Herzen tragen, mit ihrer Freundin teilen. Vor dem Feind durfte man sich keine Blöße geben. Wenn dich die eigenen Worte schmerzen, dann wählst Du sie richtig. "Wir werden jeden Zwerg den ihr freilasst mit Lebensmitteln vergelten. Solltet Ihr mittlerweile weniger Zwerge ohne Grund einsperren, sind wir bereit mehr pro Person zu zahlen."
"Jeder den Sie freikaufen schließt sich dann Ihrer reaktionären Exilregierung an." Vidurins Blick, der unangenehme Blick eines Mannes aus der Gosse der ein Stück Fleisch mustert, ging über ihre Weiblichkeit hinweg, hinaus über die Stadt und die tropischen Wälder ringsum.
Ein roter Schein leuchtete am östlichen Horizont auf, ein weiterer im Süden folgte. Im Norden, verdeckt von der Gebäudefront, flackerte der Himmel in grellen Farben. Die Schutzübungen aus ihrer Kindheit. Eine Fusionsbombe? Sie stürzte ins Gebäude, gerade noch rechtzeitig ehe die Druckwelle Statuen zu Geschossen, die überhängenden Blumenranken in Peitschen verwandelte. Eine Druckwelle fegte sie von den Beinen, hart schlugen ihre Knie auf dem kalten Steinfußboden auf. Schlagartig brach Dunkelheit herein. Durch das zerborstene Fenster war kein Himmel mehr zu sehen. Nur die stählerne Unterseite eines gigantischen Trägerschiffs das sich über die Stadt geschoben hatte. Eine zweite Druckwelle, verursacht von dem in der Atmosphäre abbremsenden Schiff ging über sie hinweg, zerrte an ihren Haaren, schob sie auf Knien durchs Zimmer. Ihr Kopf dröhnte als sie sich aufraffte, betäubt nach etwas tastete das ihr halt gäbe. Sie fand nichts, nur den beissenden Rauch der mit der Druckwelle gekommen war.
Der Wald war verstummt. Eine Unendlichkeit später begann die kakophone Overtüre des Krieges, das Heulen von Sirenen, das Dröhnen der Triebwerke startender Jäger, der Donner als sie die Schallmauer durchbrachen.
"Frau Menkalian, ich denke Ihr Vater wird für Ihr Leben ein wenig mehr als nur Weizen liefern müssen." Vidurin machte keine Anstalten ihr aufzuhelfen.
Ein hektisches, sich zu einem frenetischen Stakkato steigerndes Pochen erklang von der Tür. "Majestät Soldaten kommen, Zwerge, Ihr müsst von hier weg. Nelli schnell, Du musst..." die Schreie ihrer Freundin die im Rattern einer Gewehrsalve verstummten. Nelissa stürzte zur Tür, riss sie auf. Ein blutüberströmter Körper fiel ihr entgegen. Sie warf sich auf die Knie, zog die Sterbende auf Ihren Schoß. Weit aufgerissen starrten die blauen Augen sie an, während Blut das kunstvoll zurechtgemachte, blonde Haar tränkte. "Niri!" Die junge Frau zitterte bewegte die Lippen. Erstarrte.
Als die Soldaten sie wenig später abführten sah Nelissa, wie ein Zwerg, der sich mühte das goldene Diadem aus der blutigen Haarpracht zu lösen, den leblosen Körper mit dem Stiefel am Boden fixierte. Das Diadem das sie ihrer Freundin am morgen selbst ins Haar geflochen hatte. Jemand stülpte ihr etwas über den Kopf.


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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1735



Beitrag11.02.2021 10:42

von Stefanie
Antworten mit Zitat

Deutlich besser! Daumen hoch²

Ich kann mich zurechtfinden und lerne die Personen besser kennen, wodurch ich die nötige emotionale Bindung aufbaue, um weiterlesen zu wollen.

Nur eine Kleinigkeit am Schluss noch: Hat die Druckwelle keinen Einfluss auf Vidurin? Den muss es doch auch ordentlich durchgeschüttelt haben.
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Konrad_I
Wortedrechsler


Beiträge: 55
Wohnort: Kanton Schwyz


Beitrag12.02.2021 00:11

von Konrad_I
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Stefanie,

vielen Dank, ich habe Vidurin noch einen Halbsatz gegönnt.

Ich hoffe dass ich bald über 15 Postings beisammen habe um mehr Threads sehen/kommentieren zu können. Bis dahin habe ich weiter geschrieben.

Ziel der Szene: unschuldige Schwärmereien für Damen und vergangene Zeitalter vor Kriegsausbruch.

LG

Konrad

"Konzentrier Dich um Himmels willen." Temerlin, Sternenritter (Vielleicht fällt mir eine bessere Berufsbezeichnung ein...) des Imperiums wischte sich das Wasser vom Gesicht.
"Verzeiht Meister." Rhennios verbeugte sich, hielt mit geschlossenen Augen inne. Er fühlte den tropischen Wald der die kleine Lichtung umgab, spürte wie der Gesang der Vögel, das Summen der Insekten durch alle Sinne in ihn drangen, sog den Duft der Blumen ein. Er war eins mit der wilden, ungezähmten Natur, der alles erschaffenen, alles verschlingenden Kraft der Erde, war eins mit dem Vogel der die Luft durchschnitt, spürte den feuchten Schlamm der die Zehen des Frosches umgab, labte sich mit dem Schmetterling am Nektar der überhängenden Blüten, mit den Bäumen am Licht. Spürte den Schmerz des Silberfinken um das verlorene Ei, die Pein der Palme unter den Bissen des Käfers, war eins mit dem Werden und Vergehen, dem ewigen Fluss der Zeiten. Inmitten dieser Szenerie saß sein Meister, das dunkelgraue Haar von tausend Brillianten schimmernd und klopfte sich das Wasser aus dem Ärmel.
"Eine Kugel aus Wasser zu formen wird nach all den Jahren wohl nicht so schwer sein." Temerlin legte sein durchnässtes Brötchen beiseite. Sie waren auf Merikan, dem einzigen Mond Sireahs der über eine Atmosphäre verfügte. Die für einen Mond untypisch dichte Luft mit hohem Kohlendioxidanteil ließ auf dem kleinen Himmelskörer einen dichten Regenwald gedeihen.
Merikan. Finstere Legenden rankten sich um den Mond und seine Bewohner seit vor dreitausend Jahren die erste imperiale Expedition die feuchte Oberfläche betreten hatte. Wie auf vielen unbekannten Welten die auf keiner Sternkarte verzeichnet waren, hatten hier Elben, Menschen und Zwerge in gewohnter Zwietracht ein bescheidenes, paläolithisches Dasein gefristet. Wie Samen eines vor Urzeiten gefällten Baumes wuchsen und gediehen primitive Völker in der ganzen Galaxis, unentdeckt und doch genetisch ident zu jenen Elben, Zwergen und Menschen die das Reich und seine Nachbarstaaten bewohnten.
Rhennios sog die schwüle Luft ein. Blumen, Bäume, Schlamm, über all die Gerüche erhob sich der eine Duft der sein Herz höher schlagen ließ. Heimat. Nicht Sireah, die prunkvollen Paläste mit ihren goldenen Dächern, und schon gar nicht das ferne Mereah auf dem er viele Jahre in der Akademie zugebracht hatte. Nein, seine Heimat lag hier, auf Merikan. Merikan mit seinem Wäldern durch die er als Kind geirrt war, bis die Gabe ihm den Pfad zurück wies, Merikan mit den fernen, hochragenden Bergen, deren weiße Zinnen die üppigen Wälder umgaben, auf deren kargen Hochflächen und sturmumtosten Gipfeln der einsame Weg wie ein Weg zu sich selbst erschien. Berge mit eisigen, verschlungenen Pfaden die er und sein Meister so oft durchstiegen hatten, mit müden Beinen und wachem Geist die Gabe fördernd und fordernd.
"Ich versuche es ja, aber..."
Temerlin unterbrach ihn jäh. "Schlag Dir die Prinzessin aus dem Kopf. Du kennst sie nicht." Er nutzte die Kraft um sein Brötchen zu trocknen. Dampf stieg auf dem Gebäck auf. War das nicht das letzte das mit Käse gefüllt war? Die Zeit würde es weisen. Alles fließt.
"Kennst Du sie, Meister?" Vor fünf Tagen erst war sie angekommen. Er hatte wie die anderen Edlen Sireahs bei ihrer Landung Spalier gestanden. Adlige und Reiche, Angehörige aller Völker, Zwerge in den Gewändern vergangener Zeitalter, Elben unvergänglich und schön wie der sonnige Tag, Menschen wie er, in aller Herrlichkeit die ihr kurzes Leben ihnen beschied. Sie war die Reihe abgeschritten, ihr Schatten, die blonde Elbe an ihrer Seite. Der mächtige Zopf dunkel wie Nussbaumholz, das Kleid im Orkan der Triebwerke flatternd. Am Ende der goldenen Teppichs, dort wo die ersten Säulenreihen Schatten spendeten, hatten die Männer des Ordens sie erwartet. Sternenritter wie Temerlin und er. Vinius war unter ihnen gewesen, sein Freund und Waffenbruder, Vinius der zwei merehanische Jahre mehr zählte als er selbst, und natürlich die vielen anderen Donati, die militärische Elite des Imperiums, Männer deren Fähigkeiten vielen als unheimlich, ja als Hexerei galten.
Kaum hatte die Elbe, Vinius nannte sie Niriel und nach der zweiten Nacht Niri, das Desinteresse der Königin an seinem Freund bemerkt, war er auch schon in Ihrem Arm und Bann gefangen. Junge Neuelbinnen galten in gewissen Belangen als unersättlich. Dass die beste Freundin der Prinzessin keine Ausnahme sondern eher ein Musterbeispiel dieser Regel war, hatte Vinius nach mehreren durchwachten Nächten seelig grinsend bestätigt. Sie war es auch die ihn der Prinzessin als Freund ihres "lieben Gefährten" vorgestellt hatte. Prinzessin Nelissa. Jüngere Schwester des Kronprinzen, zweite in der Erbfolge eines Imperiums das sich über hunderttausende Welten, bevölkert von Milliarden denkenden Wesen erstrecke. Hinter all den ehrfurchtgebietenden Titeln, deren Aufzählung einer Dissertation auf dem Gebiet kosmischer Geografie glich, verbarg sich eine junge durchaus liebenswerte Frau, die Niriel dankbar war, ihr einen Begleiter für den Abendlichen Empfang gefunden zu haben. Denn, so die Prinzessin bei einem Rundgang durch die Schlossgärten. "Ich werde vielleicht nie Kaiserin, aber die Schleimer umgeben mich dennoch."
Der Tagtraum zerplatze unter den Worten seines Meisters wie eine Seifenblase im Wind. "Kennen oder nicht, sie ist eine Prinzessin. Gib ihr was sie erwartet, tanz mit ihr, sei ihre Leibgarde wie es sich für einen Sternenritter gebührt. Und wenn sie darauf besteht mach sie als Frau glücklich, es soll Dein Nachteil nicht sein. So schnell wie sie gekommen ist wird sie wieder weg sein." Temerlin wischte sich den zerronnenen Käse am Moos von der Hand. Alles fließt. "Wir sind wirklich die Elite dieses Imperiums. Ein Meister mit fettigen Fingern, ein Schüler dem ein Mädchen den Kopf verdreht so dass die Lehrlinge in Molins Tempel ihm etwas bebringen könnten." Er lachte. Temerlin lachte selten, und wenn er lachte schien es als befände er selbst es für unanagemessen.
Je mehr Augen auf sie gerichtet waren, desto kälter und unnahbarer schien Nelissa. Kaum waren sie allein war sie wie ausgewechselt. Die zweite in der Erbfolge eines großen Teils der Galaxis bot ihm das Du-Wort an, sprach und schwieg in verzweifelter Vertrautheit, während der weiße Kies der Gartenwege unter den Füßen der Spazierenden knirschte. Wie einsam mussten jene an der Spitze sein, von ihresgleichen umlauert. Wie konnten sie auch nur frei sprechen wenn jedes Wort auf das Waagschale rastloser Exegeten endete.
"Sie vertraut mir." seuftze er.
"Weil Du irrelevant bist. Bedeutungslos. Du willst nichts von ihr, ausser den Dingen die sie jedem schenkt der ihr nur halbwegs gefällt. Schau nicht so. Glaubst Du Du wärest etwas Besondres? Sie muss den Tag den Schleim bedeutender Leute ertragen und ist froh wenn sie ihn am Abend an jemandem abwischen kann." Temerlin stand auf. Ein bunter Falter landete auf seiner Schulter. Insekten wurden groß in Merikans dichter Atmosphäre. Wie schon so oft fragte er sich warum es die gleichen Arten oder zumindest Gattungen auf so vielen Welten gab. Selbst auf jenen die nicht der Standardprozedur des Terraformings unterzogen worden waren.
"Seltsam, nicht wahr?" Es galt als unhöflich die Gedanken von Freunden zu lesen. Doch manchmal konnte sein Meister sie einfach erraten. "Komm wir müssen hinter uns bringen wofür wir hier sind. Du willst Deine Prinzessin doch nicht warten lassen."
"Sind wir nicht eben deshalb hier?"
"Willst Du Deinen Ritterschlag plötzlich nicht mehr aus ihrem Händchen entgegen nehmen? Die letzte Prüfung in der Gabe, nicht jeder besteht sie." Freilich, die endlosen Vorträge an der Militärakademie, die Jahre der Praxis an Bord von Trägerschiffen und Jägern, sie befähigten einen eine Flotte zu kommandieren, doch hatten sie nichts mit der Gabe zu tun. Man lernte schneller, doch ein fähiger Ordinatus war als Admiral um nichts besser oder schlechter als der mächtigste Sternenritter.
"Ich verstehe immer noch nicht warum Du nie verheiratet warst." Sein Meister ging voran, mitten durch das Dickicht, dass sich, von einem unsichtbaren Keil beiseite geschoben, vor ihnen teilte. In Wahrheit war es eine der einfachsten Übungen.
Temerlin lachte. "Vielleicht bin ich altertümlich. Es gab eine Zeit vor den großen Kriegen als es uns überhaupt untersagt war die Nähe des anderen Geschlechts zu suchen. Was sich wie Du am eigenen Leib erlebt haben wirst als nicht sehr praktikael erwies." Er hatte recht. Sternenritter mit ihren Fähigkeiten Zeit und Raum zu verändern, bis ins hohe Alter gestärkt durch permanentes Training an der Waffe standen bei der Damenwelt hoch im Kurs. "Dennoch würde ich Dir nicht raten zu heiraten. Habe Spaß bis er Dir vergeht, aber das wahre Ziel eines Ritters ist..."
"Eins zu werden mit der Kraft die in uns fließt und ihre Grenzen auszuloten. Ich weiß Meister." Rhennios verbeugte sich im Gehen theatralisch. Temerlin wandte sich um. Er war zu weit gegangen. Es gab nur eine Sache die seinem Meister heilig war, und das war die Kraft oder Gabe wie sie manche nannten, und das Bestreben in deren Gebrauch Vollkommenheit zu erreichen.
"Alles hat Grenzen Junge." Sein Meister konnte auch streng sein. "Und wir sind hier um Deine zu überprüfen." Ihr Weg führte durch unberührten Urwald, folgte einem der verwachsenen Pfade den die alten Völker vor Ankunft der Siedler angelegt hatten. Vor der Zeit, als selbst der ärmlichste Bürger ein kleines Raumschiff besaß, ehe der Staat durch Förderungen dafür sorgte dass sich jeder das Tritium für den Reaktor leisten konnte. Nun da jeder volljährige Bürger mit einem privaten Fluggerät unterwegs war, hatten die alten Wege an Bedeutung verloren. Nostalgiker nutzten sie für Ausritte auf furchbaren, doch zahmen Kreaturen, Liebende durchmaßen auf ihnen die Welt in den Tagen des Weges zu Zweit die traditionell auf die Hochzeit folgten. Sternenritter gebrauchten sie um zu den finsteren Relikten jener Epochen vorzustoßen die sie lediglich als Zeit vor der Ankunft kannten.
Grau und vom Urwald fast verschlungen ragte die Pyramide vor ihnen auf. Der aus grob behauenen Steinplatten bestehende Weg ging in ein feines Pflaster über, so sorgfältig verlegt dass selbst die Wurzeln von Äonen ihm nichts hatten anhaben können. Das Bauwerk selbst mochte um die hundert Meter empor geragt haben, oder tat es immer noch. Die Spitze verschwand in den Wipfeln der großen Haarbäume deren hellgrüne, haarähnliche Blätter in großen Büscheln von den langen Ästen hingen. Schwarz und bedrohlich reckte sich der von verwitterten Granitsteelen gesäumte Eingang den Wanderern entgegen. Rhennios erschauderte. Wie viele Generationen waren seit der Errichtung vergangen, wie viele Träume geträumt, wie viele Pläne geschmiedet, wie viele fremdartige Völkerschaften hatten in seinem Schatten in Legenden aus noch fernerer Vorzzeit geschwelgt. Und sie alle hatte der graue Leviathan überdauert, in stiller Beharrlichkeit ausharrend bis auch der letzte Nachklang unbekannter Lieder verstummt war.
"Erinnere Dich daran was ich Dich gelehrt habe. Von jedem toten Wesen bleibt etwas zurück, ein Geist, eine Essenz. Auf den Schlachtfeldern von Narin Zinda und Legaroth hast Du die Orte erspürt an denen unsere Männer einst fielen. Das hier ist etwas anderes. Man sagt dass jene die mit der Kraft umzugehen wissen mit den Toten reden können." Temerlin nahm seinen ledernen Ranzen ab, begann ihn nach der Lampe zu durchstöbert.
"Eigentlich bitter." Rhennios folgte seinem Beispiel.
"Was?"
"Stell Dir vor Du wärest ein Geist und musst in alle Zeit auf einem alten Schlachtfeld herumirren." die Bindung des Geistes an den Ort des Ablebens ergab einfach keinen Sinn.
"Ja und stell Dir noch vor Du sitzt da in Ewigkeit mit den Feinden rum mit denen Du Dir die Schädel eingeschlagen hast. Oder wirst mit Deiner Schwiegermutter beerdigt." Im hellen Licht ihrer Lampen begannen sie den Abstieg.

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