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Der Ausbruch


 
 
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ppetersson
Erklärbär
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Beiträge: 4



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Beitrag09.02.2021 21:44
Der Ausbruch
von ppetersson
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!

Hier mein erster Beitrag im Einstand.

Ich schreibe gerade an meiner ersten Geschichte und hätte gerne eurer Feedback zum Anfang eines Kapitels. Mein momentaner Plan ist, dass die gesamte Erzählung cirka 25000 - 30000 Wörtern haben wird. Das Kapitel heisst momentan "Der Ausbruch" und beschreibt die zentrale Katastrophe der Erzählung.

Ich bin über jedweiges Feedback sehr froh! Ich bin kompletter Anfänger und versuche mich auf jeder Ebene (weiter)zuentwickeln.

"Der Ausbruch

In diesem Moment wird Beatrice klar, dass sie heute sterben wird. Thomas wird sie töten. Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig und verwirrt um sich. „Bitte beruhig dich. Hör auf Thomas!“. Thomas fängt wieder auf sie einzuschlagen. Nun strömt Blut über Beatrices linke Gesichtshälfte und erschwert ihr die Sicht. Der Siegelring hat ihr einen tiefen Schnitt auf der Stirn verpasst. Diese Dynamik mit einer kurzen Schlagpause wiederholt sich noch zweimal. Im Schutze der dritten Schlagpause stürmt Beatrice stolpernd, nackt und blutüberströmt in die Diele.

Ich sitze im Salong, auf dem Sofa im Barockstil und schaue durch das Fenster wie versteinert auf den Canal Grande. Die Gedanken rasen, so auch mein Puls. Vor ein paar Stunden noch hatte mich die in Watte gehüllte Euphorie voll erfüllt. Das Bild wie Beatrice das massive Metalltor zur Wohnung aufschließt schießt mir durch den Kopf. Beatrice sagt etwas, wiederholt es und legt sich schlafen. Ich starre ununterbrochen auf den leeren Kanal.  

Nach einer Weile des Starrens hatsche ich ins Schlafzimmer. Ich ziehe mich aus und lege mich neben Beatrice auf Doppelbett. Starre nun an die Decke, die Augen aufgerissen, der Geist hellwach. Das Restaurant haben wir heute um die elf Uhr verlassen. Das ist nun schon einige Stunden her. Seit der Hochzeit, die letzten zwei Nächte habe ich kein Auge zugedrückt. Hab Briefe geschrieben, Besorgungen gemacht, Pläne aufgestellt. In den letzten zwei Nächten war ich genauso wach als während der letzten zwei Tage. Ich musste nicht schlafen, dazu hatte ich keinerlei Bedürfnis. Mein Schlafbedürfnis ist jetzt auch in der dritten Nacht nicht vorhanden.  

Mein Blick schwankt ruckartig nach rechts, zur Wand, wo er die Klimaanlage umfasst. Die Klimaanlage die vor einigen Stunden noch kaputt war und während unseres Aufenthaltes nicht zu reparieren sei. Jetzt leuchtet sie blau, der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen. Sie funktioniert sie einwandfrei. Die Gänsehaut macht sich an meinen Armen breit. Meine Gedanken rasen jetzt umso mehr. Ich versuche mit aller Kraft die Situation logisch zu erfassen, begreifbar zu machen. Das latente Gefühl mich in einer magiegefüllten Welt zu befinden explodiert. Ein Kanal öffnet sich der sich nicht mehr schließen lässt.

Die letzten Tage sind Teil etwas viel Größeren. Teil eines Planes, einer Geschichte. Die Trauung schießt mir in den Kopf, der Altar. Pater Virgilius. Der an das Kreuz genagelte, gefolterte Herrgott. Der Kreuzweg. Das Fresco der Chöre der Engel an der Decke. Doch wer ist wer in der Geschichte? Bin ich Jesus? Ist mein Großvater Gott der Vater? Wer ist es den ich geheiratet habe? Wer ist Beatrice?

Ich schnappe nach Luft. Schüttel mich. Etwas passiert mit mir! Was passiert mit mir? Ich versuch es frenetisch zu verstehen. Das Rätsel zu lösen. Ein Wunder, etwas Übernatürliches? Eine Psychose? Nein, nicht ich auch, das kann nicht sein. Nein, Nein. Tränen beginnen unkontrolliert zu strömen. Zeitgleich fang ich an am ganzen Körper zu zittern. Meine Atmung wird tief und schnell zugleich. Ein Angstgefühl macht sich breit. Eine diffuse Angst. Eine Angst vor der Angst.

Ich will nicht. Ich flehe Dich an. Bitte verschon mich mein Gott. Die gesamte Welt beginnt stillzustehen. Die ganze Welt wird mehr und mehr statisch, erstarrt. Diese Welt entfernt sich mehr und mehr von mir. Bald steht sie komplett still, nur für mich, auch wenn das das letzte ist was ich will. Ich will nichts lieber als meine Flitterwochen mit Beatrice fortzuführen. Ich will mein Märchen mit ihr weiterleben. Ich will kein Held sein. Ich will kein Erlöser sein. Ich will kein Retter sein.

Mein Gesicht ist von Tränen durchtränkt, meine Augen sind rot und ich kann kaum mehr sehen. Doch ich starre immer noch, leicht vorgebeugt auf die Klimanlage. Nackt bis auf zwei Ringe an meinen Händen. Den goldenen Ehering den mir Beatrice vor knapp drei Tagen am Ringfinger angesteckt hat und einen Siegelring am kleinen Finger der linken Hand. Auch der Siegelring ist golden mit einem zentralen dunkelblauen circa 15 mm x 10 mm großen Saphir bestückt. Ein Familienwappen ziert den Saphir. Dasselbe Wappen, das meine Vorfahren seit 1320 tragen und das jetzt auch Beatrice trägt. Unser Familienwappen.

[...]"

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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1957
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag09.02.2021 22:13
Re: Der Ausbruch
von F.J.G.
Antworten mit Zitat

Lieber PPetersson!

Wir waren uns ja schon auf dem Roten Teppich begegnet, also fühle ich mich prädestiniert, gleich mal meine Meinung zu deinem Text abzusondern.

Schaumer mal …

ppetersson hat Folgendes geschrieben:
Ich schreibe gerade an meiner ersten Geschichte und hätte gerne eurer Feedback zum Anfang eines Kapitels. Mein momentaner Plan ist, dass die gesamte Erzählung cirka 25000 - 30000 Wörtern haben wird. Das Kapitel heisst momentan "Der Ausbruch" und beschreibt die zentrale Katastrophe der Erzählung.


Mit diesem Mengenmaß stehst du im Schriftstellermarkt leider allein auf weiter Flur. Das ist zu lang für eine Kurzgeschichte, aber zu kurz für eine Novelle (von einem Roman noch gar nicht geredet).

ppetersson hat Folgendes geschrieben:
Ich bin über jedweiges Feedback sehr froh! Ich bin kompletter Anfänger und versuche mich auf jeder Ebene (weiter)zuentwickeln.


Das ist schön zu hören. Bitte hör auf meinen Ratschlag und lies dich in die Bücher ein, die ich dir an bekannter Stelle empfohl.

ppetersson hat Folgendes geschrieben:

In diesem Moment wird Beatrice klar, dass sie heute sterben wird. Thomas wird sie töten. Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Hier fällst du vom Futur plötzlich in den Präsens. Und dass Beatrice geschlagen wird erfahre ich nur dadurch, dass das Schlagen aufhört. Etwas ungünstig, finde ich. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig und verwirrt um sich. „Bitte beruhig dich. Hör auf Thomas!“ Hmm … für jemanden, der so misshandelt wird, scheint mir die Wortwahl reichlich plakativ. Außerdem: Hör auf Thomas. Fällt dir was auf? Bald essen wir Opa. Kommata retten leben!. Thomas fängt wieder auf sie einzuschlagen. Ich glaub da ist dir ein "an" durch die Tastatur geschlüpft. Nun strömt Blut über Beatrices NEIN! Der Genitiv muss lauten Beatrice'  linke Gesichtshälfte und erschwert ihr die Sicht. Das ist leider extrem distanziert geschildert. Wenn dir Blut in die Augen rinnt spürst du doch als erstes den Schmerz, nicht wahr? Dann beschreib bitte auch das Gefühl des Blutes im Gesicht und weniger eine wissenschaftliche Bemerkung, was das Blut bewirkt. Der Siegelring hat ihr einen tiefen Schnitt auf der Stirn verpasst. Diese Dynamik mit einer kurzen Schlagpause wiederholt sich noch zweimal. Im Schutze der dritten Schlagpause stürmt Beatrice stolpernd, nackt und blutüberströmt in die Diele.

Ich sitze im Salong Wirklich? Shocked , auf dem Sofa im Barockstil und schaue durch das Fenster wie versteinert auf den Canal Grande. Spielt das in Venedig? Dann muss es auch richtig "Canale Grande" heißen. Die Gedanken rasen, so auch mein Puls. Vor ein paar Stunden noch hatte mich die in Watte gehüllte Euphorie voll erfüllt. Das Bild wie Beatrice das massive Metalltor zur Wohnung aufschließt schießt mir durch den Kopf. Bitte nicht mit Kommata geizen. Beatrice sagt etwas, wiederholt es und legt sich schlafen. Ich starre ununterbrochen auf den leeren Kanal. Du bemerkt, dass Beatrice etwas sagt und dies auch wiederholt, verrätst uns aber nicht, was genau der Inhalt ist? Dann ist der ganze Satz überflüssig.

Nach einer Weile des Starrens hatsche ich ins Schlafzimmer. Ich ziehe mich aus und lege mich neben Beatrice auf aufs Doppelbett. Starre nun an die Decke, die Augen aufgerissen, der Geist hellwach. Das Restaurant haben wir heute um die elf Uhr ?! verlassen. Das ist nun schon einige Stunden her. Seit der Hochzeit, die letzten zwei Nächte habe ich kein Auge zugedrückt. Wer wie was jetzt? Hab Briefe geschrieben, Besorgungen gemacht, Pläne aufgestellt. In den letzten zwei Nächten war ich genauso wach als sicher dass hier kein "wie" anstelle des "als" gehört? während der letzten zwei Tage. Ich musste nicht schlafen, dazu hatte ich keinerlei Bedürfnis. Mein Schlafbedürfnis ist jetzt auch in der dritten Nacht nicht vorhanden.  

Mein Blick schwankt ruckartig nach rechts, zur Wand, wo er die Klimaanlage umfasst. Wer umfasst die Klimaanlage? Doch nicht dein Blick? Das wäre äußerst strange ausgedrückt. Die Klimaanlage die vor einigen Stunden noch kaputt war und während unseres Aufenthaltes nicht zu reparieren sei. Bitte keine Kommaphobie! Jetzt leuchtet sie blau, der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen. Nette Idee, mäßige Umsetzung. Du versuchst hier offensichtlich, die Klimaanlage auf allen Sinneswegen zu beschreiben. Leider bleibt der Ausdruck "der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen" äußerst vage, unspezifisch und distanziert. Beschreibe etwas genauer: Was ist zu hören? Wie fühlt sich das auf der Haut an? Sie funktioniert sie einwandfrei. ?! Die Gänsehaut macht sich an meinen Armen breit. Meine Gedanken rasen jetzt umso mehr. Ich versuche mit aller Kraft die Situation logisch zu erfassen, begreifbar zu machen. Das latente Gefühl mich in einer magiegefüllten Welt zu befinden explodiert. Ein Kanal öffnet sich der sich nicht mehr schließen lässt.

Die letzten Tage sind Teil etwas viel Größeren. Teil eines Planes, einer Geschichte. Die Trauung schießt mir in den Kopf, der Altar. Pater Virgilius. Der an das Kreuz genagelte, gefolterte Herrgott. Der Kreuzweg. Das Fresco der Chöre der Engel an der Decke. Doch wer ist wer in der Geschichte? Bin ich Jesus? Ist mein Großvater Gott der Vater? Wer ist es den ich geheiratet habe? Wer ist Beatrice?

Ich schnappe nach Luft. Schüttel mich. Etwas passiert mit mir! Was passiert mit mir? Ich versuch es frenetisch zu verstehen. Nein, das tust du bestimmt nicht. Höchstens versuchst du frenetisch, es zu verstehen. Das Rätsel zu lösen. Ein Wunder, etwas Übernatürliches? Eine Psychose? Nein, nicht ich auch, das kann nicht sein. Nein, Nein. Tränen beginnen unkontrolliert zu strömen. Zeitgleich fang ich an am ganzen Körper zu zittern. Meine Atmung wird tief und schnell zugleich. Ein Angstgefühl macht sich breit. Eine diffuse Angst. Eine Angst vor der Angst.

Ich will nicht. Ich flehe Dich an. Bitte verschon mich mein Gott. Die gesamte Welt beginnt stillzustehen. Die ganze Welt wird mehr und mehr statisch, erstarrt. Diese Welt entfernt sich mehr und mehr von mir. Bald steht sie komplett still, nur für mich, auch wenn das das letzte ist was ich will. Ich will nichts lieber als meine Flitterwochen mit Beatrice fortzuführen. Ich will mein Märchen mit ihr weiterleben. Ich will kein Held sein. Ich will kein Erlöser sein. Ich will kein Retter sein.

Mein Gesicht ist von Tränen durchtränkt, meine Augen sind rot und ich kann kaum mehr sehen. Doch ich starre immer noch, leicht vorgebeugt auf die Klimanlage. Nackt bis auf zwei Ringe an meinen Händen. Den goldenen Ehering den mir Beatrice vor knapp drei Tagen am Ringfinger angesteckt hat und einen Siegelring am kleinen Finger der linken Hand. Auch der Siegelring ist golden mit einem zentralen dunkelblauen circa 15 mm x 10 mm großen Saphir bestückt. Ein Familienwappen ziert den Saphir. Dasselbe Wappen, das meine Vorfahren seit 1320 tragen und das jetzt auch Beatrice trägt. Unser Familienwappen.

[...]"


Hmm ... was soll ich sagen? Ich hatte Probleme, in den Text zu finden. Erst am Ende wurde langsam klar, dass du (wenn ich dich nicht missverstehe) aus der Perspektive eines gewalttätigen Ehepartners berichtest. Dennoch bleibt vieles für mich unverständlich, was aber auch ganz ehrlich an mir liegen kann.

Mein Ratschlag wäre, versuche es erst einmal mit etwas konventionelleren Inhalten. Sicher willst du jetzt mit deinen innovativen Ideen voransprinten, neue Gefilde der Schriftstellerei erobern. Und ganz bestimmt garantiert starres Festhalten an strikten Schreibregeln keinesfalls automatisch gute Textqualität. Dennoch, um Regeln elegant umgehen zu können, muss man sie beherrschen.

Wie gesagt, die Bücher, die ich dir genannt habe, werden dir von großem Nutzen sein. Ansonsten lese ich natürlich auch weiterhin gern deine Textproben.

Liebe Grüße,
der Kojote


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Gast







Beitrag10.02.2021 13:49

von Gast
Antworten mit Zitat

Hi , finde ich mutig, mal hier was reinzustellen.
Zum Text (ohne jede Wertung, ohne Stilkritik):
Zitat:
Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig
  Hier meine ich, dass statt des Punktes ein Komma hin gehört, damit klar ist, wer brüllt. Kojote vermutet, dass Beatrice brülle.
Der Zeitwechsel, den Kojote anmahnt, finde ich unproblematisch, weil dem Leser unmittelbar der Perspektivwechsel zum auktorialen Erzähler klar ist.
Allerdings: Wird damit nicht schon etwas vorweggenommen?
Zitat:
Schlagpause
Das Wort kenne ich nicht.
"Pause" hört sich aber nett an.
Zitat:
Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen.
  Das ist um Welten besser als "Schlagpause". Meinetwegen zögert er beim nächsten Schlag.
Aber "Schlagpause" ... Sagen wir mal so: Ich habe in meiner Jugend geboxt.
Drei Minuten Boxen, Gong, eine Minute Pause, Gong, und weiter geht's.

Tja, und dann wird aus "Thomas" unvermittelt "ich".
Das verwirrt.

Zum Plot: Ich nehme mal für mich an, Du schilderst einen psychotischen Wutanfall, einen Totschlag unter massiven Wahnvorstellungen, etwas Zwanghaftes.

Ich würde lieber in der Beobachterrolle bleiben und bei "Thomas". Der auktoriale Erzähler kann ja dann aus seiner Sicht einfügen, was Thomas gerade innerlich erlebt.
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ppetersson
Erklärbär
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Beiträge: 4



P
Beitrag10.02.2021 23:35
Re: Der Ausbruch
von ppetersson
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kojote hat Folgendes geschrieben:
Lieber PPetersson!

Wir waren uns ja schon auf dem Roten Teppich begegnet, also fühle ich mich prädestiniert, gleich mal meine Meinung zu deinem Text abzusondern.

Schaumer mal …

ppetersson hat Folgendes geschrieben:
Ich schreibe gerade an meiner ersten Geschichte und hätte gerne eurer Feedback zum Anfang eines Kapitels. Mein momentaner Plan ist, dass die gesamte Erzählung cirka 25000 - 30000 Wörtern haben wird. Das Kapitel heisst momentan "Der Ausbruch" und beschreibt die zentrale Katastrophe der Erzählung.


Mit diesem Mengenmaß stehst du im Schriftstellermarkt leider allein auf weiter Flur. Das ist zu lang für eine Kurzgeschichte, aber zu kurz für eine Novelle (von einem Roman noch gar nicht geredet).

Mir geht's beim Schreiben zwar nicht um die Veröffentlichung, aber das ist trotzdem interessanter Input. Was wird generell als die Maximallänge einer Kurzgeschichte angesehen? Habe momentan vor die Geschichte kurz zu halten.


ppetersson hat Folgendes geschrieben:
Ich bin über jedweiges Feedback sehr froh! Ich bin kompletter Anfänger und versuche mich auf jeder Ebene (weiter)zuentwickeln.


Das ist schön zu hören. Bitte hör auf meinen Ratschlag und lies dich in die Bücher ein, die ich dir an bekannter Stelle empfohl.

ppetersson hat Folgendes geschrieben:

In diesem Moment wird Beatrice klar, dass sie heute sterben wird. Thomas wird sie töten. Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Hier fällst du vom Futur plötzlich in den Präsens. Und dass Beatrice geschlagen wird erfahre ich nur dadurch, dass das Schlagen aufhört. Etwas ungünstig, finde ich. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig und verwirrt um sich. „Bitte beruhig dich. Hör auf Thomas!“ Hmm … für jemanden, der so misshandelt wird, scheint mir die Wortwahl reichlich plakativ. Außerdem: Hör auf Thomas. Fällt dir was auf? Bald essen wir Opa. Kommata retten leben!. Thomas fängt wieder auf sie einzuschlagen. Ich glaub da ist dir ein "an" durch die Tastatur geschlüpft. Nun strömt Blut über Beatrices NEIN! Der Genitiv muss lauten Beatrice'  linke Gesichtshälfte und erschwert ihr die Sicht. Das ist leider extrem distanziert geschildert. Wenn dir Blut in die Augen rinnt spürst du doch als erstes den Schmerz, nicht wahr? Dann beschreib bitte auch das Gefühl des Blutes im Gesicht und weniger eine wissenschaftliche Bemerkung, was das Blut bewirkt. Der Siegelring hat ihr einen tiefen Schnitt auf der Stirn verpasst. Diese Dynamik mit einer kurzen Schlagpause wiederholt sich noch zweimal. Im Schutze der dritten Schlagpause stürmt Beatrice stolpernd, nackt und blutüberströmt in die Diele.

Allersamt gute Punkte!.

Ich sitze im Salong Wirklich? Shocked , "Salong" mit g ist die schwedische Variante die mir ausversehen reingerutscht ist. auf dem Sofa im Barockstil und schaue durch das Fenster wie versteinert auf den Canal Grande. Spielt das in Venedig? Dann muss es auch richtig "Canale Grande" heißen.   Ja, die Szene spielt sich in Venedig ab. Kanal heißt canale auf Italienisch. "Canal Grande" wird doch tatsächlich ohne "e" geschrieben. Die Gedanken rasen, so auch mein Puls. Vor ein paar Stunden noch hatte mich die in Watte gehüllte Euphorie voll erfüllt. Das Bild wie Beatrice das massive Metalltor zur Wohnung aufschließt schießt mir durch den Kopf. Bitte nicht mit Kommata geizen. Beatrice sagt etwas, wiederholt es und legt sich schlafen. Ich starre ununterbrochen auf den leeren Kanal. Du bemerkt, dass Beatrice etwas sagt und dies auch wiederholt, verrätst uns aber nicht, was genau der Inhalt ist? Dann ist der ganze Satz überflüssig.   Wollte damit darstellen, dass Thomas komplett in seinen eigenen Gedanken gefangen ist. Er nimmt die Umwelt gar nicht mehr richtig war. Hoffentlich hab ich das mit dem Satz aber nicht erreicht.

Nach einer Weile des Starrens hatsche ich ins Schlafzimmer. Ich ziehe mich aus und lege mich neben Beatrice auf aufs Doppelbett. Starre nun an die Decke, die Augen aufgerissen, der Geist hellwach. Das Restaurant haben wir heute um die elf Uhr ?! verlassen. Das ist nun schon einige Stunden her. Seit der Hochzeit, die letzten zwei Nächte habe ich kein Auge zugedrückt. Wer wie was jetzt? Hab Briefe geschrieben, Besorgungen gemacht, Pläne aufgestellt. In den letzten zwei Nächten war ich genauso wach als sicher dass hier kein "wie" anstelle des "als" gehört? während der letzten zwei Tage. Ich musste nicht schlafen, dazu hatte ich keinerlei Bedürfnis. Mein Schlafbedürfnis ist jetzt auch in der dritten Nacht nicht vorhanden.  

Mein Blick schwankt ruckartig nach rechts, zur Wand, wo er die Klimaanlage umfasst. Wer umfasst die Klimaanlage? Doch nicht dein Blick? Das wäre äußerst strange ausgedrückt. Die Klimaanlage die vor einigen Stunden noch kaputt war und während unseres Aufenthaltes nicht zu reparieren sei. Bitte keine Kommaphobie! Jetzt leuchtet sie blau, der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen. Nette Idee, mäßige Umsetzung. Du versuchst hier offensichtlich, die Klimaanlage auf allen Sinneswegen zu beschreiben. Leider bleibt der Ausdruck "der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen" äußerst vage, unspezifisch und distanziert. Beschreibe etwas genauer: Was ist zu hören? Wie fühlt sich das auf der Haut an? Sie funktioniert sie einwandfrei. ?! Die Gänsehaut macht sich an meinen Armen breit. Meine Gedanken rasen jetzt umso mehr. Ich versuche mit aller Kraft die Situation logisch zu erfassen, begreifbar zu machen. Das latente Gefühl mich in einer magiegefüllten Welt zu befinden explodiert. Ein Kanal öffnet sich der sich nicht mehr schließen lässt.

Guter Anregung mit den Sinneseindrücken!

Die letzten Tage sind Teil etwas viel Größeren. Teil eines Planes, einer Geschichte. Die Trauung schießt mir in den Kopf, der Altar. Pater Virgilius. Der an das Kreuz genagelte, gefolterte Herrgott. Der Kreuzweg. Das Fresco der Chöre der Engel an der Decke. Doch wer ist wer in der Geschichte? Bin ich Jesus? Ist mein Großvater Gott der Vater? Wer ist es den ich geheiratet habe? Wer ist Beatrice?

Ich schnappe nach Luft. Schüttel mich. Etwas passiert mit mir! Was passiert mit mir? Ich versuch es frenetisch zu verstehen. Nein, das tust du bestimmt nicht. Höchstens versuchst du frenetisch, es zu verstehen. Das Rätsel zu lösen. Ein Wunder, etwas Übernatürliches? Eine Psychose? Nein, nicht ich auch, das kann nicht sein. Nein, Nein. Tränen beginnen unkontrolliert zu strömen. Zeitgleich fang ich an am ganzen Körper zu zittern. Meine Atmung wird tief und schnell zugleich. Ein Angstgefühl macht sich breit. Eine diffuse Angst. Eine Angst vor der Angst.


Hast natürlich Recht mit allen Komma, Rechtschreib, Grammatik Kommentaren, danke!

Hmm ... was soll ich sagen? Ich hatte Probleme, in den Text zu finden. Erst am Ende wurde langsam klar, dass du (wenn ich dich nicht missverstehe) aus der Perspektive eines gewalttätigen Ehepartners berichtest. Dennoch bleibt vieles für mich unverständlich, was aber auch ganz ehrlich an mir liegen kann.

Ich will beschreiben wie Thomas komplett in die schlussendlich gewaltsame Psychose abdriftet. Einen Zustand den er noch nie erlebt hat. Wie er mehr und mehr die Kontrolle über seinen Geist und schlussendlich seinen Körper verliert. Ich will Einblicke in seine Psyche geben, in seine subjektive Empfindung in diesem Moment zu geben.

Das lässt sich aber sicher auch sehr viel leserfreundlicher machen. Danke für den Input!

Als Hintergrund:
In der gesamten Kurzgeschichte wird sich im Zeitraum von einigen Wochen vor seiner Hochzeit mit Beatrice bis vielleicht ein Jahr nach der Hochzeit ab. Sein Geisteszustand bewegt sich von Hypomanie (Wochen vor der Hochzeit mit Beatrice), nahezu Manie (Hochzeit und Tage danach) bis zur einer gewaltsamen Psychose (beschrieben im obigen Text). Der Rest der Erzählung handelt dann wie er versucht mit dieser Erfahrung, dem was er Beatrice angetan hat, dem Ausbruch einer potentiell chronisches Gesiteskrankheit fertig zu werden und welche Form sein Leben nimmt.



Mein Ratschlag wäre, versuche es erst einmal mit etwas konventionelleren Inhalten. Sicher willst du jetzt mit deinen innovativen Ideen voransprinten, neue Gefilde der Schriftstellerei erobern. Und ganz bestimmt garantiert starres Festhalten an strikten Schreibregeln keinesfalls automatisch gute Textqualität. Dennoch, um Regeln elegant umgehen zu können, muss man sie beherrschen.

Guter Input und du hast sicher recht! Mich lässt momentan die Geschichte von Thomas und Beatrice nicht los. Ich werd mich aber auch an andere Texte machen auch diese Geschichte "regelkonformer" zu schreiben.

Wie gesagt, die Bücher, die ich dir genannt habe, werden dir von großem Nutzen sein. Ansonsten lese ich natürlich auch weiterhin gern deine Textproben.

Ich hab mir "Romane und Kurzgeschichten schreiben" von Alexander Steele bestellt. Bin schon gespannt!


Liebe Grüße,
der Kojote


Vielen, vielen Dank für die Mühe und den guten Input! smile
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Sören
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S
Beitrag10.02.2021 23:41

von Sören
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Moin ppetersson!

Eine kleine Ergänzung zu Kojotes Kommentar.

Zitat:
Ich sitze im Salong,  ( Smile ) auf dem Sofa im Barockstil und schaue durch das Fenster wie versteinert auf den Canal Grande ( Smile ).

Er schaut also bewusst versteinert auf den Kanal? Also absichtlich? Aber was bewirkt das?
Zitat:
hatsche

= latsche?
Zitat:
Vor ein paar Stunden noch hatte mich die in Watte gehüllte Euphorie voll erfüllt.

Warum ist die Euphorie in Watte gehüllt?
Zitat:
Die Trauung schießt mir in den Kopf, der Altar.

Die Trauung kann schießen?
Zitat:
Eine diffuse Angst. Eine Angst vor der Angst.

Ich denke, eine Angst die als Angst vor der Angst entlarvt wird, dürfte nicht mehr diffus sein.
Zitat:
Mein Gesicht ist von Tränen durchtränkt

Diese Stelle liest sich komisch.
Zitat:
Klimanlage

Klimaanlage
Zitat:
mit einem zentralen dunkelblauen circa 15 mm x 10 mm großen Saphir

Solche Angaben würde ich vermeiden.  Es sei denn, dass sie wichtig für die Geschichte sind. Um etwas damit zu bewirken, um eine Lösung zu finden, aus einer Notlage herauszukommen.  
„Auch der Siegelring ist golden, mit einem zentralen, dunkelblauen Saphir bestückt“ reicht doch.
Du schreibst und zeigst, was du geschrieben hast. Du bist auf dem richtigen Weg. Schreiben ist Arbeit, viel Arbeit. Lass dich nicht entmutigen.
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ppetersson
Erklärbär
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Beiträge: 4



P
Beitrag10.02.2021 23:51

von ppetersson
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Hi , finde ich mutig, mal hier was reinzustellen.
Zum Text (ohne jede Wertung, ohne Stilkritik):
Zitat:
Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig
  Hier meine ich, dass statt des Punktes ein Komma hin gehört, damit klar ist, wer brüllt. Kojote vermutet, dass Beatrice brülle.
Der Zeitwechsel, den Kojote anmahnt, finde ich unproblematisch, weil dem Leser unmittelbar der Perspektivwechsel zum auktorialen Erzähler klar ist.
Allerdings: Wird damit nicht schon etwas vorweggenommen?

Zitat:
Schlagpause
Das Wort kenne ich nicht.
"Pause" hört sich aber nett an.
Zitat:
Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen.
  Das ist um Welten besser als "Schlagpause". Meinetwegen zögert er beim nächsten Schlag.
Aber "Schlagpause" ... Sagen wir mal so: Ich habe in meiner Jugend geboxt.
Drei Minuten Boxen, Gong, eine Minute Pause, Gong, und weiter geht's.

Tja, und dann wird aus "Thomas" unvermittelt "ich".
Das verwirrt.

Zum Plot: Ich nehme mal für mich an, Du schilderst einen psychotischen Wutanfall, einen Totschlag unter massiven Wahnvorstellungen, etwas Zwanghaftes.

Ich würde lieber in der Beobachterrolle bleiben und bei "Thomas". Der auktoriale Erzähler kann ja dann aus seiner Sicht einfügen, was Thomas gerade innerlich erlebt.


Sehr guter Input, vielen Dank! Gerade mit der Anregung zur Erzählperspektive.

Meine Intention mit dem ersten Paragraphen war schon eine Vorahnung zu geben was später im laufe des Kapitels passierend wird.
Der erste Paragraph ist nicht vom Ich Erzähler geschrieben um darzustellen  das Thomas in diesem Moment komplett die Kontrolle, ja sogar das Bewusstsein verloren hat.
Deshalb wechselt die Erzählperspektive im Laufe des Kapitels, für begrenzte Zeit, auf den auktorialen Erzähler.

Macht das ganze wahrscheinlich nur unnötig komplex und trägt zugleich nicht wirklich etwas bei.
Es ist wahrscheinlich am besten wenn ich Perspektive durchgehend verwenden.

Zitat:

Zum Plot: Ich nehme mal für mich an, Du schilderst einen psychotischen Wutanfall, einen Totschlag unter massiven Wahnvorstellungen, etwas Zwanghaftes.

Ich würde lieber in der Beobachterrolle bleiben und bei "Thomas". Der auktoriale Erzähler kann ja dann aus seiner Sicht einfügen, was Thomas gerade innerlich erlebt.


Ja, genau! Ich würde gerne die Ich Perspektive verwenden um besser die subjektive Empfindungen von Thomas wiederzugeben. Damit glaube ich noch besser die Unterschiede in seinem Geisteszustand wiedergeben zu können.
Auch hier, vielleicht übernehm ich mich da und würde mich mit einem auktorialen Erzähler leichter tun, mit zweifelhaftem Mehrwert falls es hinhaut.

Wieso würdest du einen auktorialen Erzähler wählen?
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MauerseglerIn
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Alter: 21
Beiträge: 29



M
Beitrag15.02.2021 10:17
Re: Der Ausbruch
von MauerseglerIn
Antworten mit Zitat

Hallo pperterson smile


ppetersson hat Folgendes geschrieben:
Ich bin über jedweiges Feedback sehr froh! Ich bin kompletter Anfänger und versuche mich auf jeder Ebene (weiter)zuentwickeln.


Deswegen will ich hier auch mal meinen Senf dazugeben. Ich bin allerdings selbst noch Anfängerin, werte es also eher als Leser-Kritik

ppetersson hat Folgendes geschrieben:

In diesem Moment wird Beatrice klar, dass sie heute sterben wird. Hier vielleicht sowas wie: "Sie schließt die Augen, als Thomas Faust wieder auf sie zufliegt", um klarzumachen, dass er sie schlägt, bevor er damit aufhört.  Thomas wird sie töten. Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Hier fällst du vom Futur plötzlich in den Präsens. Und dass Beatrice geschlagen wird erfahre ich nur dadurch, dass das Schlagen aufhört. Etwas ungünstig, finde ich. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig und verwirrt um sich. „Bitte beruhig dich. Hör auf Thomas!“ Hmm … für jemanden, der so misshandelt wird, scheint mir die Wortwahl reichlich plakativ. Außerdem: Hör auf Thomas. Fällt dir was auf? Bald essen wir Opa. Kommata retten leben!. Thomas fängt wieder auf sie einzuschlagen. Ich glaub da ist dir ein "an" durch die Tastatur geschlüpft. Nun strömt Blut über Beatrices NEIN! Der Genitiv muss lauten Beatrice'  linke Gesichtshälfte und erschwert ihr die Sicht. Das ist leider extrem distanziert geschildert. Wenn dir Blut in die Augen rinnt spürst du doch als erstes den Schmerz, nicht wahr? Dann beschreib bitte auch das Gefühl des Blutes im Gesicht und weniger eine wissenschaftliche Bemerkung, was das Blut bewirkt. Der Siegelring hat ihr einen tiefen Schnitt auf der Stirn verpasst. Diese Dynamik mit einer kurzen Schlagpause wiederholt sich noch zweimal. Im Schutze der dritten Schlagpause stürmt Beatrice stolpernd, nackt und blutüberströmt in die Diele. Es wirkt, als würde jemand die Szene im Fernseher sehen, nicht, als würde Beatrice sie tatsächlich erleben. Außerdem wirkt sie sehr ruhig, obwohl sie außer sich sein müsste vor Schmerz, Angst und Wut. Kommt jetzt ein Zeitsprung in die Vergangenheit, oder waren das seine Gewaltfantasien? Bitte deutlicher machen

Ich sitze im Salong Wirklich? Shocked , "Salong" mit g ist die schwedische Variante die mir ausversehen reingerutscht ist. auf dem Sofa im Barockstil und schaue durch das Fenster wie versteinert auf den Canal Grande. Die Gedanken rasen, so auch mein Puls. Vor ein paar Stunden noch hatte mich die in Watte gehüllte Euphorie voll erfüllt. Das Bild wie Beatrice das massive Metalltor zur Wohnung aufschließt schießt mir durch den Kopf. Warum ist deren Wohnungtür ein massives Metalltor? Bitte nicht mit Kommata geizen. Beatrice sagt etwas, wiederholt es und legt sich schlafen. Ich starre ununterbrochen auf den leeren Kanal. Du bemerkt, dass Beatrice etwas sagt und dies auch wiederholt, verrätst uns aber nicht, was genau der Inhalt ist? Dann ist der ganze Satz überflüssig.   Wollte damit darstellen, dass Thomas komplett in seinen eigenen Gedanken gefangen ist. Er nimmt die Umwelt gar nicht mehr richtig war. Hoffentlich hab ich das mit dem Satz aber nicht erreicht. Wenn man es weiß, versteht man es, ansonsten wirk es etwas merkwürdig. Vielleicht eher: "Ich höre Beatrice Stimme, verstehe aber die Worte nicht. Kurz darauf wird die Schlafzimmertür geschlossen" oder sowas in der Art

Nach einer Weile des Starrens hatsche was bedeutet hatsche? ich ins Schlafzimmer. Ich ziehe mich aus und lege mich neben Beatrice auf aufs Doppelbett. Starre nun an die Decke, die Augen aufgerissen, der Geist hellwach. Das Restaurant haben wir heute um die elf Uhr ?! verlassen. Das ist nun schon einige Stunden her. Seit der Hochzeit, die letzten zwei Nächte habe ich kein Auge zugedrückt. Wer wie was jetzt? Hab Briefe geschrieben, Besorgungen gemacht, Pläne aufgestellt. In den letzten zwei Nächten war ich genauso wach als sicher dass hier kein "wie" anstelle des "als" gehört? während der letzten zwei Tage. Ich musste nicht schlafen, dazu hatte ich keinerlei Bedürfnis. Mein Schlafbedürfnis ist jetzt auch in der dritten Nacht nicht vorhanden.  

Mein Blick schwankt ruckartig nach rechts, zur Wand, wo er die Klimaanlage umfasst. Wer umfasst die Klimaanlage? Doch nicht dein Blick? Das wäre äußerst strange ausgedrückt. Die Klimaanlage die vor einigen Stunden noch kaputt war und während unseres Aufenthaltes nicht zu reparieren sei. Bitte keine Kommaphobie! Jetzt leuchtet sie blau, der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen. Nette Idee, mäßige Umsetzung. Du versuchst hier offensichtlich, die Klimaanlage auf allen Sinneswegen zu beschreiben. Leider bleibt der Ausdruck "der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen" äußerst vage, unspezifisch und distanziert. Beschreibe etwas genauer: Was ist zu hören? Wie fühlt sich das auf der Haut an? Sie funktioniert jetzt einwandfrei. Die Gänsehaut macht sich an meinen Armen breit. Meine Gedanken rasen jetzt umso mehr. Ich versuche mit aller Kraft die Situation logisch zu erfassen, begreifbar zu machen. Das latente Gefühl mich in einer magiegefüllten Welt zu befinden explodiert. Ein Kanal öffnet sich der sich nicht mehr schließen lässt. Kommata, ansonsten aber gut

Die letzten Tage sind Teil etwas viel Größeren. Teil eines Planes, einer Geschichte. Die Trauung schießt mir in den Kopf, der Altar. Pater Virgilius. Der an das Kreuz genagelte, gefolterte Herrgott. Der Kreuzweg. Das Fresco der Chöre der Engel an der Decke. Gefällt mir, die Aufzählung erzeugt im Kopf Bilder von christlichen Märtyrern Doch wer ist wer in der Geschichte? Bin ich Jesus? Ist mein Großvater Gott der Vater? Wer ist es den ich geheiratet habe? Wer ist Beatrice?

Ich schnappe nach Luft. Schüttel mich. Etwas passiert mit mir! Was passiert mit mir? Eins von beidem würde reichen Ich versuch es frenetisch zu verstehen. Nein, das tust du bestimmt nicht. Höchstens versuchst du frenetisch, es zu verstehen. Das Rätsel zu lösen. Ein Wunder, etwas Übernatürliches? Eine Psychose? Nein, nicht ich auch, das kann nicht sein. Nein, Nein. Tränen beginnen unkontrolliert zu strömen. Zeitgleich fang ich an am ganzen Körper zu zittern. Meine Atmung wird tief und schnell zugleich. Ein Angstgefühl macht sich breit. Eine diffuse Angst. Eine Angst vor der Angst. schön


Ich musste es mehrmals lesen, um es verstehen, vielleicht auch, weil mit die vorherigen Kapitel fehlten. Der Anfang ist durch die Aktion spannend, danach flacht das dann etwas ab, bis man zu begreifen beginnt, dass "ich" Thomas ist. Die Idee, dass Thomas in göttlichem Auftrag handelt, gefällt mir aber und auch die Entwicklung ist recht gut dargestellt. Beatrice wirkt in diesem Kapitel etwas marionettenhaft ohne eigene Persönlichkeit, aber vielleicht fehlen mir da auch die vorherigen Kapitel.
In jedem Fall müsste man noch deutlich machen, warum er glaubt, sie töten zu müssen und, wenn es ein geplanter Mord ist, warum er dann versucht, sie tot zu prügeln. Wenn wir im heiligen Krieg sind, könnte er sie auch köpfen oder kreuzigen. (Nicht, dass ich mir das näher vorstellen will)
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Levo
Klammeraffe
L


Beiträge: 870



L
Beitrag11.03.2021 16:52
Re: Der Ausbruch
von Levo
Antworten mit Zitat

Ich schreibe meine Anmerkungen mal in den Text hinein, was mir so beim Lesen auffiel.
Lass Dich davon nicht entmutigen, jegliche Kritik ist als konstruktiver Anstoß gemeint, z B ein paar Formulierungen zu überdenken, die - meines Erachtens - nicht funktionieren. Andere Leser mögen es ganz anders sehen.
Zitat:

"Der Ausbruch

In diesem Moment wird Beatrice klar, dass sie heute sterben wird. Thomas wird sie töten. Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig und verwirrt um sich. „Bitte beruhig dich. Hör auf Thomas!“. Thomas fängt wieder auf sie einzuschlagen. Nun strömt Blut über Beatrices linke Gesichtshälfte und erschwert ihr die Sicht. Der Siegelring hat ihr einen tiefen Schnitt ein Siegelring kann schneiden? Ich würde da eher stumpfe Verletzungen erwarten, Hämatome auf der Stirn verpasst. Diese Dynamik mit einer kurzen Schlagpause wiederholt sich noch zweimal. Im Schutze der dritten Schlagpause stürmt Beatrice stolpernd, nackt und blutüberströmt in die Diele. Ganz prinizpiell ein Verständnisproblem: Nach der ersten Attacke, die so schlimm ist, dass sie sicher ist, ermordet zu werden, flieht sie nicht, sondern spricht ihren Angreifer an? Das wiederholt sich zweimal? Hm. Fällt mir persönlich sehr schwer zu glauben. Das andere, was mir auffällt: Die Distanz, die Du mit der sachlich-auktorialen Erzählstimme erzeugst: Ich nehme an, es ist Absicht, aber auf mich wirkt es, gerade in der Diskrepanz zum Inhalt, befremdlich.

Ich sitze im Salong, auf dem Sofa im Barockstil und schaue durch das Fenster wie versteinert auf den Canal Grande. Die Gedanken rasen, so auch mein Puls. Vor ein paar Stunden noch hatte mich die in Watte gehüllte Euphorie voll erfüllt. Das Bild, wie Beatrice das massive Metalltor zur Wohnung aufschließt, schießt mir durch den Kopf. Beatrice sagt etwas, wiederholt es und legt sich schlafen. Ich starre ununterbrochen auf den leeren Kanal. Als Leser bin ich hier  durch das allgegenwärtige (haha) Präsens zeitlich etwas desorientiert, und Du bist in Gefahr, mich zu verlieren. Dafür ist der Inhalt nicht spannend genug, als dass ich mich gedanklich auch noch damit auseinandersetzen möchte. Der distanzierte Textbeginn hat mich ebenfalls nicht ins Boot geholt.

Nach einer Weile des Starrens hatsche ich ins Schlafzimmer. Ich ziehe mich aus und lege mich neben Beatrice auf Doppelbett Sie ist noch da? Lebt sie noch? . Starre nun an die Decke, die Augen aufgerissen, der Geist hellwach. Das Restaurant haben wir heute um die elf Uhr verlassen. Das ist nun schon einige Stunden her. Seit der Hochzeit, die letzten zwei Nächte habe ich kein Auge zugedrückt Ich kenne ein Auge zudrücken in einem anderen Zusammenhang, nicht als schlafen ... Müsste es nicht "zugemacht" heißen?. Hab Briefe geschrieben, Besorgungen gemacht, Pläne aufgestellt da stelle ich mir jetzt Flipcharts vor?!. In den letzten zwei Nächten war ich genauso wach als während der letzten zwei Tage. Ich musste nicht schlafen, dazu hatte ich keinerlei Bedürfnis. Mein Schlafbedürfnis ist jetzt auch in der dritten Nacht nicht vorhanden. Hier hast Du sehr viel inhaltliche Wiederholung drin, das wirkt ermüdend.

Mein Blick schwankt ruckartig nach rechts, zur Wand, wo er die Klimaanlage umfasst erfasst?. Die Klimaanlage die vor einigen Stunden noch kaputt war und während unseres Aufenthaltes nicht zu reparieren sei. Jetzt leuchtet sie blau, der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen. Sie funktioniert sie einwandfrei. Die Gänsehaut macht sich an meinen Armen breit. Meine Gedanken rasen jetzt umso mehr Hier fehlt mir der Zusammenhang ("Umso mehr"?) zur Klimaanlage. Ich versuche mit aller Kraft die Situation logisch zu erfassen, begreifbar zu machen. Das latente Gefühl mich in einer magiegefüllten Welt zu befinden explodiert. Ein Kanal öffnet sich der sich nicht mehr schließen lässt. In dem Absatz - in allen, eigentlich - fehlen sehr viele Kommata.

Die letzten Tage sind Teil etwas viel Größeren. Teil eines Planes, einer Geschichte. Die Trauung schießt mir in den Kopf, der Altar. Pater Virgilius. Der an das Kreuz genagelte, gefolterte Herrgott. Der Kreuzweg. Das Fresco der Chöre der Engel an der Decke. Doch wer ist wer in der Geschichte? Bin ich Jesus? Ist mein Großvater Gott der Vater? Wer ist es den ich geheiratet habe? Wer ist Beatrice?

Ich schnappe nach Luft. Schüttel mich. Etwas passiert mit mir! Was passiert mit mir? Ich versuch es frenetisch zu verstehen wie funktioniert frenetisches Verstehen?. Das Rätsel zu lösen. Ein Wunder, etwas Übernatürliches? Eine Psychose? Nein, nicht ich auch, das kann nicht sein. Nein, Nein. Tränen beginnen unkontrolliert zu strömen. Zeitgleich fang ich an am ganzen Körper zu zittern. Meine Atmung wird tief und schnell zugleich. Ein Angstgefühl macht sich breit. Eine diffuse Angst. Eine Angst vor der Angst. Hier hast Du mich verloren. Die Fragen, die sich der Erzähler stellt, kommen aus heiterem Himmel, ich erkenne keinen Grund, wieso er darauf kommen sollte. Ein Abgleiten in eine wahnhafte Symptomatik müsste mir auch die Symptome, nicht nur seine Reaktion mitteilen. "Etwas passiert", aber er sieht, hört, fühlt nichts, was mir ein Passieren andeutet. Ich lese das Wort Angst, aber es ist nur eine Behauptung.
Ich will nicht. Ich flehe Dich an. Bitte verschon mich mein Gott. Die gesamte Welt beginnt stillzustehen. Die ganze Welt wird mehr und mehr statisch, erstarrt. Diese Welt entfernt sich mehr und mehr von mir Dann steht sie nicht. Bald steht sie komplett still, nur für mich, auch wenn das das letzte ist was ich will. Ich will nichts lieber als meine Flitterwochen mit Beatrice fortzuführen. Ich will mein Märchen mit ihr weiterleben. Ich will kein Held sein. Ich will kein Erlöser sein. Ich will kein Retter sein. ALs Leser sehe ich nicht, dass das von ihm verlangt wird ...

Mein Gesicht ist von Tränen durchtränkt ?, meine Augen sind rot Hat er einen Spiegel? und ich kann kaum mehr sehen. Doch ich starre immer noch, leicht vorgebeugt auf die Klimanlage. Nackt bis auf zwei Ringe an meinen Händen. Den goldenen Ehering den mir Beatrice vor knapp drei Tagen am Ringfinger angesteckt hat und einen Siegelring am kleinen Finger der linken Hand. Auch der Siegelring ist golden mit einem zentralen dunkelblauen circa 15 mm x 10 mm großen Ist die "circa"-Angabe in Millimetern nicht etwas übertrieben? Wink Saphir bestückt. Ein Familienwappen ziert den Saphir. Dasselbe Wappen, das meine Vorfahren seit 1320 tragen und das jetzt auch Beatrice trägt. Unser Familienwappen.

[...]"

Zum Inhalt: Man wird am Anfang Zeuge eines unmotiviert erscheinenden, extremen Gewaltausbruchs, der distanziert geschildert wird und für mich, Beatrice betreffend, nicht recht nachvollziehbar ist. Mir fehlt ihre Abwehr, die Flucht, etwas, was ein Mensch mE tun würde. Mir fehlt auch das Motiv für den Gewaltausbruch und warum er an dieser Stelle geschildert wird..
Danach folgt der Ich-Erzähler, der Täter. Ich selbst komme an dieser Figur nicht ran, sie weckt mein Mitgefühl nicht; möglicherweise liegt es daran, dass die Charaktereigenschaften der Figur vorher etabliert wurden und in diesem Textstück fehlen oder zerfallen. Das Opfer der zuvor geschilderten Gewalt liegt neben ihm im Bett, und ich frage mich, ob die Attacke tatsächlich stattgefunden hat. Wenn ja, kümmert es Thomas herzlich wenig, er kreist gedanklich nur um sich.
Im weiteren Textverlauf scheint Thomas in eine religiös? konnotierte wahnhafte Episode abzugleiten. Noch aber scheint er so klar zu denken, dass er die Prodromi bemerkt. Das wäre die Stelle, wo Du mE den Leser stärker führen könntest.
Was fürchtet Thomas in diesem Moment? Den Verlust der Selbstkontrolle oder (z B) "der Retter" sein zu müssen? Als Leser könnte ich die Sorge, die Kontrolle zu verlieren, gut nachvollziehen. Ich könnte dann auch nachvollziehen, dass er zur Gefahr für sich und andere wird. Was er nicht will. Ich würde seinen Konflikt verstehen und könnte das Entsetzen teilen, wenn er in die Fremdgefährdung rutscht. Weil Du mich näher an die Figur gelassen hättest.
In dem Zusammenhang würde ich, sollte es sich bei dem Textanfang um ein Foreshadowing noch bevorstehender Gewalt oder gar um Thomas' noch gar nicht entwickelte Gewaltfantasie handeln, den Anfang streichen. Denn der Thomas, der in der Ich-Perspektive darstellt wird, ist entweder noch nicht so weit oder schon wieder so weit aus der Gewaltfantasie raus, dass mich der Anfang eher ratlos zurücklässt.
Ein elegantes Foreshadowing baust Du schöner ein, wenn es an der Stelle, an der es steht, einen Sinn erfüllt. Der Siegelring ist so ein tolles Detail. Die Gedanken, die Thomas dem Ring widmet, wären mir als Foreshadowing genug.
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ppetersson
Erklärbär
P


Beiträge: 4



P
Beitrag16.05.2021 13:52

von ppetersson
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Mauerseglerin und Levo
Vielen Dank für das sehr hilfreiche Feedback.

Levo, ja der erste Paragraph soll ein foreshadowing sein, stimme aber nach dem Feedback zu, dass es so nicht funktioniert.

Gute Anregung auch wie man den Leser besser mitnehmen kann und das Geschehen glaubwürdiger darstellen kann.

Mir wird auch klar, dass ich auf die psykotische Episode und den verbundenen Gewaltausbruch schrittweise hinarbeiten muss. Auch in den vorherigen Kapitel n.
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jGsnow
Eselsohr

Alter: 29
Beiträge: 324



Beitrag16.05.2021 19:30
Re: Der Ausbruch
von jGsnow
Antworten mit Zitat

ppetersson hat Folgendes geschrieben:
Hallo!

Hier mein erster Beitrag im Einstand.

Ich schreibe gerade an meiner ersten Geschichte und hätte gerne eurer Feedback zum Anfang eines Kapitels. Mein momentaner Plan ist, dass die gesamte Erzählung cirka 25000 - 30000 Wörtern haben wird. Das Kapitel heisst momentan "Der Ausbruch" und beschreibt die zentrale Katastrophe der Erzählung.

Ich bin über jedweiges Feedback sehr froh! Ich bin kompletter Anfänger und versuche mich auf jeder Ebene (weiter)zuentwickeln.


Hi, ich bin auch Anfängerin, aber ich glaube, für uns alle ist Feedback ja von jeder Seite wichtig. Zur Orthographie sag ich jetzt mal nix, da inhaltliches Feedback ja meist spannender ist. Der Rest ist Form smile

Zitat:
"Der Ausbruch

In diesem Moment wird Beatrice klar, dass sie heute sterben wird. Thomas wird sie töten. Plötzlich hört Thomas auf zu schlagen. Brüllt laut auf wie ein Tier, schaut hastig und verwirrt um sich. „Bitte beruhig dich. Hör auf Thomas!“. Thomas fängt wieder auf sie einzuschlagen. Nun strömt Blut über Beatrices linke Gesichtshälfte und erschwert ihr die Sicht. Der Siegelring hat ihr einen tiefen Schnitt auf der Stirn verpasst. Diese Dynamik mit einer kurzen Schlagpause wiederholt sich noch zweimal. Im Schutze der dritten Schlagpause stürmt Beatrice stolpernd, nackt und blutüberströmt in die Diele. Also ehrlich gesagt, wenn jemand auf mich einschlagen würde, würde ich nicht sagen "Bitte beruhig dich", sondern vornehmlich versuchen, mich zu wehren oder irgendeine (wahrscheinlich banale) Frage stellen, so wie "Warum tust du das?" Beatrice ist mir hier zu passiv. Sie wird gerade von ihrem Ehemann verprügelt. Entweder sie wehrt sich oder sie resigniert, aber ein lapidares "Beruhig dich" so als würde er gerade den Typen ankeifen, der bei Grün nicht über die Ampel fährt, gibt die dramatische Stimmung nicht so recht wieder, finde ich. Auch das nüchterne "Diese Dynamik [...] wiederholt sich [...] finde ich an der Stelle unpassend. Da fällt dir sicher noch was besseres ein smile

Ich sitze im Salong, auf dem Sofa im Barockstil und schaue durch das Fenster wie versteinert auf den Canal Grande. Die Gedanken rasen, so auch mein Puls. Vor ein paar Stunden noch hatte mich die in Watte gehüllte Euphorie voll erfüllt. Das Bild wie Beatrice das massive Metalltor zur Wohnung aufschließt schießt mir durch den Kopf. Beatrice sagt etwas, wiederholt es und legt sich schlafen. Ich starre ununterbrochen auf den leeren Kanal.   Wieso schießt ihm das Bild durch den Kopf, wie sie die Tür aufschließt? Passiert das gerade, während er aus dem Fenster guckt oder ist es bereits passiert? Das wird nicht ganz klar und hat mich irritiert. Ich musste die Stelle mehrmals lesen.

Nach einer Weile des Starrens hatsche ich ins Schlafzimmer. Ich ziehe mich aus und lege mich neben Beatrice auf Doppelbett. Starre nun an die Decke, die Augen aufgerissen, der Geist hellwach. Das Restaurant haben wir heute um die elf Uhr verlassen. Das ist nun schon einige Stunden her. Seit der Hochzeit, die letzten zwei Nächte habe ich kein Auge zugedrückt. Hab Briefe geschrieben, Besorgungen gemacht, Pläne aufgestellt. In den letzten zwei Nächten war ich genauso wach als während der letzten zwei Tage. Ich musste nicht schlafen, dazu hatte ich keinerlei Bedürfnis. Mein Schlafbedürfnis ist jetzt auch in der dritten Nacht nicht vorhanden.
Hier doch mal ein Hinweis zur Wortwahl: "Hatsche"(????), "aufs Bett" nicht eher "ins" Bett?, "um DIE elf Uhr"? (meiner Meinung nach muss auch nicht gesagt werden, dass dies einige Stunden her ist, ich finde das ergibt sich eigentlich durch den Kontext mit dem Zubettgehen), "kein Auge zugedrückt" hört sich schief an, nimm lieber "zugemacht", der in kursiv markierte Satz ist ebenfalls schief. Du brauchst auch nicht ständig erwähnen, die wie vielte Nacht es nun nach der Hochzeit ist, das macht den Text irgendwie holprig.

Mein Blick schwankt ruckartig nach rechts, zur Wand, wo er die Klimaanlage umfasst. Die Klimaanlage die vor einigen Stunden noch kaputt war und während unseres Aufenthaltes nicht zu reparieren sei. Jetzt leuchtet sie blau, der Luftstrom ist zu hören und zu fühlen. Sie funktioniert sie einwandfrei. Die Gänsehaut macht sich an meinen Armen breit. Meine Gedanken rasen jetzt umso mehr. Ich versuche mit aller Kraft die Situation logisch zu erfassen, begreifbar zu machen. Das latente Gefühl mich in einer magiegefüllten Welt zu befinden explodiert. Ein Kanal öffnet sich der sich nicht mehr schließen lässt.
"schwankt"? Wer ist ER? Wer umfasst denn mitten in der Nacht die Klimaanlage in dem Schlafzimmer eines frisch vermählten Ehepaars und wieso ist es für uns wichtig zu wissen, dass sie kaputt war? Wieso guckt er überhaupt ruckartig dorthin? Meiner Meinung nach kann dieser Teil raus.
Wieso rasen seine Gedanken? Wieso erfahren wir nicht, worüber er nachdenkt, warum er so perplex ist, um welche Situation es geht? Und wieso denn jetzt "Kanal"? Hä?


Die letzten Tage sind Teil etwas viel Größeren. Teil eines Planes, einer Geschichte. Die Trauung schießt mir in den Kopf, der Altar. Pater Virgilius. Der an das Kreuz genagelte, gefolterte Herrgott. Der Kreuzweg. Das Fresco der Chöre der Engel an der Decke. Doch wer ist wer in der Geschichte? Bin ich Jesus? Ist mein Großvater Gott der Vater? Wer ist es den ich geheiratet habe? Wer ist Beatrice?
Interessanter Aspekt seiner Persönlichkeit. Er ist also gläubig. Das mit dem Großvater hört sich seltsam an.

Ich schnappe nach Luft. Schüttel mich. Etwas passiert mit mir! Was passiert mit mir? Ich versuch es frenetisch zu verstehen. Das Rätsel zu lösen. Ein Wunder, etwas Übernatürliches? Eine Psychose? Nein, nicht ich auch, das kann nicht sein. Nein, Nein. Tränen beginnen unkontrolliert zu strömen. Zeitgleich fang ich an am ganzen Körper zu zittern. Meine Atmung wird tief und schnell zugleich. Ein Angstgefühl macht sich breit. Eine diffuse Angst. Eine Angst vor der Angst.
Wenn es tatsächlich eine Psychose ist, die er hat, würde ich das nicht so sagen. Ich kenne mich in der Tiefenpsychologie nicht so besonders aus, aber ich meine, man merkt es selbst nicht, wenn man eine Psychose hat? Bzw. erst, wenn sie diagnostiziert wurde, man daran arbeitet und es dann rückblickend bewerten kann. Oder? Da musst du vielleicht mal recherchieren, falls noch nicht geschehen. Und wenn seine Tränen "unkontrolliert strömen" müsste er ja auch mal einen Laut von sich geben, wenn er so stark weint. Wacht Beatrice davon nicht auf?

Ich will nicht. Ich flehe Dich an. Bitte verschon mich mein Gott. Die gesamte Welt beginnt stillzustehen. Die ganze Welt wird mehr und mehr statisch, erstarrt. Diese Welt entfernt sich mehr und mehr von mir. Bald steht sie komplett still, nur für mich, auch wenn das das letzte ist was ich will. Ich will nichts lieber als meine Flitterwochen mit Beatrice fortzuführen. Ich will mein Märchen mit ihr weiterleben. Ich will kein Held sein. Ich will kein Erlöser sein. Ich will kein Retter sein.
Ich verstehe das irgendwie nicht. Es wird mir hier an dieser Stelle etwas zu abstrus. Das Ganze ist zwar interessant, aber was bitte bringt ihn denn jetzt so aus der Fassung während er im Bett liegt? Wie kommt er jetzt darauf, er könnte ein Held sein?

Mein Gesicht ist von Tränen durchtränkt, meine Augen sind rot und ich kann kaum mehr sehen. Doch ich starre immer noch, leicht vorgebeugt auf die Klimanlage. Nackt bis auf zwei Ringe an meinen Händen. Den goldenen Ehering den mir Beatrice vor knapp drei Tagen am Ringfinger angesteckt hat und einen Siegelring am kleinen Finger der linken Hand. Auch der Siegelring ist golden mit einem zentralen dunkelblauen circa 15 mm x 10 mm großen Saphir bestückt. Ein Familienwappen ziert den Saphir. Dasselbe Wappen, das meine Vorfahren seit 1320 tragen und das jetzt auch Beatrice trägt. Unser Familienwappen.

Die Größe des Saphirs so zu beschreiben finde ich unschön. Nimm lieber eine Vergleichsgröße, z.B. "der maiskorngroße Saphir" oder sowas. Dass er aus einer alten Familie kommt, finde ich auch interessant, besonders, wenn das vielleicht etwas mit seinem geistigen Zustand zu tun hat.

[...]"


Die ersten Absätze sind recht holprig, irgendwie kommt man nicht so gut in die Szenerie rein, weil du sehr viel hin und her springst. Versuch doch den Einstieg etwas ruhiger zu machen. Die innerliche Zerrissenheit und das etwas mit ihm nicht stimmt hast du schon gut dargestellt. Man merkt, dass etwas mit ihm passiert, was er nicht kontrollieren kann, als würde er einfach nur dabei zuschauen, und man ist gespannt, was ihn dann dazu führt, Beatrice Gewalt anzutun.  Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es nicht das erste Kapitel? Wenn es nicht das erste ist, würde ich das kursiv geschriebene (also das, was mit Beatrice passiert) weglassen oder an den Anfang packen. Es ist spannend, wenn man zu Beginn weiß, dass Thomas gewalttätig sein wird und liest dann ja die Geschichte, um zu erfahren, was der Grund dafür ist. Du hast sehr viel Tempo in dem Text, was zwar gut ist, aber es ist wie gesagt schwer sich reinzudenken.
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