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Dalai Lama


 
 
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag09.02.2021 18:23
Dalai Lama
von wohe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Freunde,

diese Geschichte soll amüsant sein. Ist das gelungen und / oder was könnte ich besser machen?

Wohe saß in seinem Sessel und runzelte die Stirn, dachte also erkennbar nach.
„Du hast doch mal Transzendentale Meditation gemacht, nicht wahr?“
„Jou.“ Charlotte erinnerte sich.
„Wann war das denn?“
„Keine Ahnung. Irgendwann vor 30 Jahren oder so.“
„Weißt du denn noch, wie das so geht?“
„Was geht? Die Meditation oder das Drumherum?“
„Das mit der Meditation.“
„Klar. Du setzt dich hin, machst die Augen zu und denkst Ain.“
„Was Ain?“
„Na, halt einfach nur Ain. Den Begriff Ain. Den musst du dauernd vor dich hin denken und wenn du anfängst, irgend was anderes zu träumen, denkst du wieder Ain. Das ist alles.“
„Und was ist mit dem Drumherum?“
„Keine Ahnung. Als die damit anfingen, bin ich verschwunden. Das war irgend was Personenkultiges oder Energetisches oder jedenfalls irgend was Abgehobenes. Nix für mich jedenfalls.“
„Was ist mit der Meditation? Warum hast du damit aufgehört?“
„Weil Theorie und Praxis nicht so recht zusammen passten. Nur Ain denken, ist ja ganz nett, dabei überarbeitet man sich wenigstens nicht, aber bei mir kam das Ain längenmäßig nie mit dem Atmen in Einklang. Das hätte ich mal langsam, mal schneller denken müssen oder zwei mal beim Ein- und drei mal beim Ausatmen oder in der Richtung. Hat mich jedenfalls total kirre gemacht und dann wurde auch noch John Lennon erschossen und der war mal bei dem Maharishi Mahesh Yogi, dem TM-Guru, und da dachte ich mir, das ist zu gefährlich. Wenn das nen Trend wird, knallt mich auch noch einer ab und da habe ich dann lieber Imagine gehört statt Ain zu denken.“
„Ah ja. Das klingt logisch.“
„Wie kommst du da jetzt drauf?“
„Wegen des Dalai Lama.“
Nach einiger Zeit fragte sie nach: „Wie jetzt?“
„Weil: der ist doch Buddhist und die meditieren doch auch immer.“
„Auf den Zusammenhang bin ich gespannt.“
„Ganz einfach. Um wie der Dalai Lama zu werden, muss man Buddhist sein und meditieren können. Buddhist kann man angeblich einfach so werden, da braucht man nicht mal Kirchensteuer zu zahlen und wenn ich Kerouac richtig verstanden habe“, er zog  ‚The Dharma Bums‘ vom Beistelltisch, „klappt das per Selbstdefinition. Nur das Meditieren, wie das geht, wusste ich bisher nicht.“
„Du weißt aber schon, dass die nicht so meditieren wie die TM-Leute?“
„Mag sein, aber das ist bestimmt eher eine Frage des Prinzips. Kannste das Eine, kannste auch das Andere.“
„Und wieso willst du wie der Dalai Lama werden?“
Wohe druckste ein wenig herum. „Wegen der Unendlichkeit.“ Er hielt seine aktuelle Lektüre hoch. Spektrum: ‚Das Unendliche‘.
Charlotte suchte immer noch nach einer Verbindung.
Nee, da war keine. Sie wartete.
Dann: „Das Stichwort war Unendlichkeit.“
Wohe seufzte. „Wir werden älter. Grade heute morgen, ich habe mich wohlgemut rasiert, sah in den Spiegel und stellte fest, der da sieht nicht mehr so ganz frisch aus. Das war‘s dann mit wohlgemut.“
„Und was hat das ‚nicht mehr so ganz frisch‘ Aussehen mit dem ‚wir‘ im Älterwerden zu tun?“
„Nichts!“ Wohe trat die Notbremse. „Das war ein Versprecher. Ich, allein ich sehe älter geworden aus.“
„Gut. Weiter.“
„Und dann wurde mir beim Lesen so richtig bewusst, dass unendlich ganz schön viel ist. Unendlich lange dauert quasi ewig und jemand, der altert, nähert sich automatisch dem Tod und wenn der erstmal da ist, bleibt er auch. Eben ewig. Ein klassischer Parasit.“
Gedankensprünge waren für die Arbeit eines Autors sicher hilfreich, aber wo war eigentlich genau die Grenze zum Pathologischen? Charlotte hatte Schwierigkeiten, ihm zu folgen.
„Der Dalai Lama?“
„Der hat das Problem gelöst. Er wird einfach immer wieder geboren. Hat schon vierzehn Mal geklappt und solange die Wissenschaftler das mit der Telomerase nicht in den Griff kriegen, scheint mir so eine Wiedergeburt als Interimslösung durchaus akzeptabel.“
Charlotte nickte. „Ok, aber die Chinesen beabsichtigen, da einen eigenen Aspiranten als Nachfolger aufzustellen und wollen dem Buddhismus dort unten eh an den Kragen. Da wird das mit der Reinkarnation all der Lamas und auch des Dalai Lama selbst problematisch.“
„Oh, stimmt ja.“ Wohe dachte nach. „Da muss man was tun.“ Er ging zum Bücherregal und suchte im Bereich Politik.
„Hier.“ Er blies des Staub von dem kleinen roten Büchlein. „Nie gelesen, aber es ist nie zu spät.“
„Die Mao-Bibel?“
„Klar. Man muss klein anfangen. Wie lange man wohl für die Sprache braucht? Und wie regeln die eigentlich die Nachfolge des Generalsekretärs? Und wie alt ist der Xi Jinping?“

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Justadreamer
Geschlecht:männlichLeseratte
J

Alter: 26
Beiträge: 196
Wohnort: Bayern


J
Beitrag10.02.2021 13:19

von Justadreamer
Antworten mit Zitat

Hallo wohe,

ich finde die Mischung aus Philosophie und einem humorvollen Bezweifeln des Sinn des Lebens sehr gelungen. Einzig die letzte Pointe verstehe ich nicht so ganz - mag aber an meinen mangelnden Mao-Kenntnissen liegen

Mein lieblingssatz:
Zitat:
„Du hast doch mal Transzendentale Meditation gemacht, nicht wahr?“
„Jou.“

 Laughing

LG
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag10.02.2021 18:04

von wohe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Justadreamer,

vielen Dank für Deinen Kommentar.
Das mit der Schlußpointe dachte ich mir so:
Da wg. der Chinesen das mit der Reinkarnation des Dalai Lama u.a. problematisch wird, erkennt Wohe, dass man da "etwas tun" müsse, also am Besten die chinesische Politik ändert und das kann nur einer - der Generalsekretär der KPC, den er also ersetzen müsste.

MfG Wohe
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Konrad_I
Wortedrechsler


Beiträge: 55
Wohnort: Kanton Schwyz


Beitrag18.02.2021 10:39

von Konrad_I
Antworten mit Zitat

Hallo,

lustige Geschichte, Reinkarnation statt Unsterblichkeit.

PS: Die Reinkarnation ist übrigens klar geregelt, es gibt sogar ein Formular das man ausfüllen muss um einen Antrag auf Reinkarnation zu stellen. Fände ich ganz praktisch wenn es das in der Kirche auch gäbe.

LG

Konrad


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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag18.02.2021 11:20

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi wohe,

ja, recht amüsant, das Geschichtchen. Worauf es hinaus will, erschließt sich aber auch mir nicht (wegen der Schlusspointe).
Dadurch, dass du sehr viel umgangssprachlichen Dialog verwendest und es neben der wörtlichen Rede fast nichts anderes gibt, wirkt sich die Einfachheit der Sprache auch auf den Eindruck aus, den man von der Sicht auf die Dinge der Protagonisten gewinnt. Weder der Text, noch die Protagonisten beschäftigen sich offensichtlich mehr als oberflächlich mit der Thematik.

Gern gelesen. Das kann ich in jedem Fall (trotzdem) sagen. (Wie es scheint, "Leichte Kost". Oder gibt es doch noch eine Tiefe?)

BN
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag19.02.2021 21:03

von wohe
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Hallo Konrad,
nach dem Formular muss ich mich sofort auf die Suche machen. Alterbedingt (68 Jahre ohjeh!) wird es höchste Zeit, sich um eine geeignete zukünftige Position zu kümmern.

Hi BlueNote,
nee. Da ist nicht mehr Tiefe. Es geht einfach nur um eine Geplänkel zwischen 2 Leuten und etwas Fabuliererei (wenn nicht Dalai Lama, dann halt Xi Jingping). Diesen Stil mag ich - er soll halt der Art entsprechen, wie normale Leute tatsächlich miteinander reden (mal ernst, mal abgehoben).

Dass Ihr die Geschichte an sich amüsant findet, freut mich. Mehr sollte sie nämlich auch nicht sein.

MfG Wohe
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