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Sekt, Brot, salziger Verrat


 
 
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Heribert
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 229
Wohnort: Landshut


Beitrag07.02.2021 18:54
Sekt, Brot, salziger Verrat
von Heribert
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, liebe Gemeinde. Eine kleine Geschichte, die sich so - oder so ähnlich - zugetragen hat. Natürlich etwas "ausgeschmückt"

------------------------------------------------------------

Sekt, Brot, salziger Verrat


Das ist mir egal!, soll Korber zu seiner Frau gesagt haben, als jene ihn zurück ins Haus holen wollte. Aber Korber, der gerade die Polizei verabschiedet hatte, war so voll von haarigem Hass, dass seine Frau genauso gut hätte versuchen können, eine Diesellok auszubremsen, erzählte mir mein Freund Hofer am Telefon.
 
Hofer ist nämlich Korbers Nachbar und hatte alles vom Anfang bis zum Schluss mitbekommen. Hofer, der ja gerne am Fenster steht, am Küchenfenster, und vom ersten Stock aus hinab in die Flieder-Straße schaut, sah, dass die Korbers mit Brot und Salz hinüber zu den neuen Nachbarn gegangen sind, um jene neuen Nachbarn, die Schülers,  zu begrüßen. Die Schülers ihrerseits, erzählte mir Hofer am Telefon, sollen sofort Sekt geholt haben, um mit den Korbers auf die Nachbarschaft anzustoßen.

Jetzt sollen da also die Korbers und die Schülers auf der Flieder-Straße gestanden haben, mit Brot, Salz und Sekt in Pappbechern, als noch die verwitwete Frau Glöckner mit Gebäck dazu kam und ebenfalls die Neuen, also die Schülers, begrüßte, sagte Hofer am Telefon zu mir. Und plötzlich kam die Polizei!

Eigentlich habe ich damit gerechnet, Haberlandt!, hatte Hofer ins Telefon gerufen, denn er habe den Gröbler hinter der Gardine bereits bemerkt. Hofer: Ich habe gesehen, wie sich bei Gröbler die Gardine bewegt hat, Haberland! Und ich habe am Telefon genau gehört, wie Hofer beim Wort Gröbler wieder die Zähne zusammengebissen hat. Denn immer wenn Hofer die neuesten Geschichten, oder besser gesagt die neuesten Sauereien der Gröblers erzählt, beißt er dabei seine Zähne zusammen.

Nun standen da also die Nachbarn zusammen auf der Straße und aßen Kekse und tranken Sekt, als plötzlich zwei Polizeiautos voller Beamter angefahren kamen. Der Korber, der ja nach Hofers Bericht in der Zwischenzeit königlich besoffen gewesen sein soll, hatte die Beamten empfangen und sie gefragt, ob sie einen Keks haben wollten. Aber die Polizisten verstanden keinen Spaß und faselten immerzu von Kontaktbeschränkung und Maskenpflicht. Immer wieder, erzählte mir mein Freund Hofer am Telefon, habe er von seinem Küchenfenster aus die Begriffe Corona, Kontaktbeschränkung und Maskenpflicht vernommen und die Polizeibeamten, es waren acht, hätten emsig damit begonnen, von allen gemeinen Straftätern die Personalien aufzunehmen. Von allen gleichzeitig; von den Schülers, von Frau Glöckner und den Korbers. Hofer sagte mir, dass Korber beim Aufnehmen seiner Personalien schon immer hinüber zu Gröbler gesehen hätte.

Haberlandt, ich habe von meinem Fenster aus die Wut in Korbers Augen gesehen!, sagte er, Hofer, mit zusammengebissenen Zähnen am Telefon zu mir. Und als die Polizisten wieder weggefahren sind, soll Korber direkt auf das Haus der Gröblers zugesteuert sein; deutlich zu sehen in Korbers gallertigen Augen: Verdickte Wut!
 
Übrigens sollen die Polizisten sehr, sehr eilig davongefahren sein, das berichtete mir Hofer ebenfalls am Telefon. Denn am Ende der Flieder-Straße tauchten plötzlich einige Jugendliche auf Motorrollern auf; Nummernschilder waren keine an den Fahrzeugen. Die Kerle sollen, gut versteckt unter ihren Helmen, den Polizisten ständig ihre Mittelfinger gezeigt, und dabei immer Bullenarschlöcher und Ähnliches gerufen haben. Hofer war sich absolut sicher, unter den Rollerfahrern Korbers ältesten Sohn erkannt zu haben, der im Anschluss seiner Mittelfinger-Schau, sofort mit seinen Freunden in eine Nebengasse fuhr, die mit einem eisernen Stempen gegen Autoverkehr gesichert war.

Na, jedenfalls soll nach Hofers Bericht der Korber rüber zu den Gröblers gelaufen sein und Korbers Frau hing an ihrem Gatten, wie ein Campinganhänger ohne Räder am fahrenden Auto. Frau Korber sang besorgt von möglichen Schwierigkeiten und so weiter, aber Korber soll nur Das ist mir egal! krakeelt haben, während er rüber zu Gröblers stapfte und seine Frau hinter sich her schleifte.

Komm raus!, soll Korber gebrüllt haben. Komm raus! Und Gröblers Frau, die übrigens einen Doppelnamen trägt und dadurch Gröbler-Schnullemann heißt, machte die Haustür ein Stück auf; gerade so weit, dass ihr dummer Kopf hindurch passte. Denunzianten-Pack!, soll Korber geschrien haben, wenn man Hofers Bericht glauben will, und Korber habe die Gröbler-Schnullemann aufgefordert, gefälligst ihren Alten rauszuschicken. Aber Gröbler kam nicht zu Tür, Haberlandt, sagte Hofer zu mir; nein, der alte Gröbler ging lediglich ans Fenster. Erster Stock.

Warum er seine Alte vorschicke, plärrte Korber hinauf zu Gröbler, aber der antwortete, dass jene nicht seine Alte sondern seine Frau sei. Korber lachte und zeigte auf Frau Korber, die eingespreizt an ihm hing, und schrie zu Gröbler hinauf in den ersten Stock: Das ist eine Frau!
Dann zeigte er, Korber, mit voll ausgefahrenem Arm und voll ausgestrecktem Finger wieder zurück auf die geborene Schnullemann in der Haustüre und rief: Aber das ist keine Frau. Das ist eine Saatkrähe!

Aber das war noch nicht alles. Hofer sagte, dass Korber Gröbler und Gröbler-Schnullemann als Schädlinge bezeichnete. Sie beide, schrie Korber, erzählte mir Hofer, seien schuld am Elend der Menschheit. Sie, soll Korber geschimpft haben, seien das beste Beispiel dafür, wie linientreue Wichtelfrauen und -männchen, wie gemeine Arschlochinnen und Arschlöcher die Gesellschaft vergiften würden.

Jeder in der Straße konnte jedes Wort Korbers genau hören, Haberlandt!, erzählte mir Hofer am Telefon. Jeder Bewohner der Flieder-Straße konnte genau hören, dass Korber Gröbler und Schnullemann als schmutzige Denunzianten, Kollaborateure, Verräter, Verbrecher und Amöben bezeichnete. Korber soll geschrien haben, dass Unmenschen wie die Gröblers in der Vergangenheit Menschen auf den Scheiterhaufen brachten, Menschen ins Konzentrationslager brachten, Menschen in den Stasiknast brachten. Pack wie ihr, soll Korber an die Adresse der Gröblers und Schnullemanns gerufen haben,  hat Jesus verraten! Pack wie ihr, soll Korber weitergerufen haben, hat Menschen mitverbrannt, mitgehängt, mitgevierteilt, miterschossen, mitgeköpft.

Korbers Kopf soll ganz rot gewesen sein und eine lilafarbene, pralle Wut-Ader ragte ihm aus der Stirn, als er die Gröblers als Staatsschergen und Stasischweine, als Naziseelen und Neu-Stalinisten bezeichnete. Dreckschweine wie ihr, soll Korber gebrüllt haben, stürzen Menschen seit Jahrhunderten ins Unglück! Und Korbers Frau soll es langsam gelungen sein, ihren Mann vom Gröblerhaus wegzuziehen.

Ich musste wirklich lachen, als mir mein Freund Hofer am Telefon erzählte, dass  immer wieder Polizeiautos vorbeigefahren kamen. Und auch  Jugendliche auf auffrisierten Motorrollern und mit ausgestreckten Mittelfingern.

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Gast







Beitrag08.02.2021 16:31

von Gast
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Nur zwei Anmerkungen zur Rechtschreibung und zum ersten Satz:

Zitat:
Das ist mir egal!, soll Korber zu seiner Frau gesagt haben


Ne, das lässt die deutsche Grammatik so nicht zu. Pardon. Der Leser sträubt sich ein wenig.
Zitat:
  "Das ist mir egal!", soll Korber zu seiner Frau gesagt haben

So sähe das in meinen Augen nach derzeitigem Stand gefälliger aus, oder?
 
Und nun zum zweiten Satz :

Zitat:
Aber Korber, der gerade die Polizei verabschiedet hatte, war so voll von haarigem Hass, dass seine Frau genauso gut hätte versuchen können, eine Diesellok auszubremsen, erzählte mir mein Freund Hofer am Telefon.


Sprache:
32 Worte, 5 Kommas. Will man solche Sätze hören oder sehen oder spricht jemand so?

Inhalt:
Bislang ist weder etwas passiert noch gesagt, geschweige denn getan worden. Einzig das Wort "Polizei" taucht auf.

Nun möchte man ja gerne weiterlesen, rein der Fairnis halber. Da kommt allerdings dann (vierter Satz):


Zitat:
...(kurzer dritter Satz)...Hofer, der ja gerne am Fenster steht, am Küchenfenster, und vom ersten Stock aus hinab in die Flieder-Straße schaut, sah, dass die Korbers mit Brot und Salz hinüber zu den neuen Nachbarn gegangen sind, um jene neuen Nachbarn, die Schülers, zu begrüßen.


42 Wörter in einem Satz.

Nun steht es mir nicht zu, Ratschläge zu erteilen und Urteile abzugeben.
Mir fällt da nur etwas auf.
Ich nehme sogar schwer an, würdest Du das noch zweimal durchlesen, wäre Dir selber aufgefallen, dass da etwas sperrig sein könnte.

Also nix für Ungut. Wink
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Gast







Beitrag08.02.2021 17:57

von Gast
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Hallo Heribert,

das ist wieder ein waschechter Heribert! Ich glaube, ich würde deine Texte inzwischen auch dann erkennen, wenn du sie inkognito einstellen würdest. Wahrscheinlich widersprechen sie so ziemlich allem, was in den einschlägigen Schreibratgebern steht, und ich lese sie (trotzdem oder gerade deshalb?) immer wieder sehr gerne!
Besonders gefallen hat mir der haarige Hass und die verdickte Wut in den gallertigen Augen .
Du hast mich nicht nur zum Lachen gebracht, sondern auch mein Schimpfwort-Repertoire erweitert. Wer weiß, wann man es mal braucht.
 Daumen hoch

LG
DLurie
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag08.02.2021 18:30

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo Heribert,

diesmal habe ich die Kommentare meiner Vorgänger gelesen, was ich sonst nicht mache, und deshalb bin ich mal so dreist, darauf Bezug zu nehmen, natürlich immer subjektiv und nur, um Dir eine Tendenz zu zeigen (und nicht, um anderen auf die Füße zu treten).
Dass Du direkte Rede quasi als Satzteil in die Geschichte einbaust, ohne Anführungszeichen, finde ich innerhalb Deiner Kurzgeschichte und dem Stil, in dem sie verfasst wurde, völlig in Ordnung. Es ist ja keine wirkliche direkte Rede, sondern der Ich-Erzähler gibt die direkte Rede eines anderen wieder. Die Sätze sind mir persönlich keineswegs zu lang, im Gegenteil, sie sind leicht verständlich, flüssig zu lesen und vor allem: Die Länge passt zum Inhalt.
„Haariger Hass“ und „verdickte Wut“ finde ich auch prima formuliert, „gallertigen Augen“ hingegen fand ich widerlich, widerlicher als Korber meines Erachtens verdient hat, und ich konnte mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen.

Die Geschichte ist unterhaltsam, schildert kurzweilig und komprimiert ein Stück soziales Miteinander.
Durch den häufigen Gebrauch von “sollen“ baust Du immer wieder sehr viel Distanz zum Erzählten auf, was der Geschichte meines Erachtens einiges an Lebhaftigkeit nimmt, aber das ist ja nur mein Geschmack. Welchen Zweck hat der zwischengeschaltete Hofer, der zwischen dem Geschehen und dem Ich-Erzähler steht? Der Ich-Erzähler könnte doch auch erzählen, was er auf der Straße sieht, warum lässt Du einen Er-Erzähler dem Ich-Erzähler erzählen, was der Er-Erzähler auf der Straße sieht? Hat diese zusätzliche Distanz einen Mehrwert? Willst Du das Erzählte damit mehr in Richtung nicht ganz glaubwürdiger Tratsch rücken? (Das ist eine ernstgemeinte Frage.)
Mittendrin brichst Du dann dieses Schema und lässt Korber direkt plärren, zeigen etc., das wiederum wirkt uneinheitlich und ich glaube, das könnte auch objektiv betrachtet ein Manko sein.
Trotzdem: Eine unterhaltsame Geschichte, die momentan das Zeitgeschehen im Kleinen ganz treffend abbildet.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Heribert
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 229
Wohnort: Landshut


Beitrag08.02.2021 19:48

von Heribert
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo

Zitat:
das ist wieder ein waschechter Heribert! Ich glaube, ich würde deine Texte inzwischen auch dann erkennen, wenn du sie inkognito einstellen würdest. Wahrscheinlich widersprechen sie so ziemlich allem, was in den einschlägigen Schreibratgebern steht, und ich lese sie (trotzdem oder gerade deshalb?) immer wieder sehr gerne!


Weißt Du was, DLurie? Das ist wohl das coolste Kompliment, das ich für meine Texte je bekommen habe. Die verdammten Buchpreise für meine gewonnenen Wettbewerbe haben mich nicht so befriedigt!

------------------------

Ey, Kazijoschinski!

Zitat:
Ne, das lässt die deutsche Grammatik so nicht zu.


Jojo, lässt sie schon zu. Werden sogar Bücher so veröffentlicht. Joyce und Bernhard machen das auch gern. Schriftsteller dürfen viel mehr mit Sprache und Grammatik spielen, als Schüler der 4. Klasse Very Happy

-------------------------------------

Hallo Selanna!

Danke für Deinen Kommentar und nun zu Deinen Fragen.

Zitat:
Welchen Zweck hat der zwischengeschaltete Hofer, der zwischen dem Geschehen und dem Ich-Erzähler steht?


Naja, ich mag das einfach. Eigentlich träume ich von einer fast schon unendlichen Geschichte, die von einem handelt, der eine kennt, die wiederum die andere kennt, die jedoch der auch kennt ...
Ich muss dazu sagen, dass mich an der Literatur die Technik mindestens genauso interessiert wie der Inhalt, und es ist stets eine freudige Herausforderung für mich (und eine Übung!), überlange Sätze zu konstruieren, die trotzdem übersichtlich bleiben. Das gelingt eigentlich am besten mit indirekter Rede.

Naja, und kurze Sätze funktionieren meiner Meinung nach gut in spannenden Stresssituationen. Aber, wie das heute modern ist, ein ganzes Buch so zu schreiben, finde ich den Gipfel der Monotonie. Man muss diese Kurzsatz-Kackerei nur mal laut lesen, da hört man, wie grauenhaft das klingt. Immerhin ist Literatur auch ein Stück weit Musik, würde ich behaupten.

Zitat:
Willst Du das Erzählte damit mehr in Richtung nicht ganz glaubwürdiger Tratsch rücken?


Ja, das würde ich schon sagen.

Danke für Eure Kommentare und für Euer Lob vor allem,

Grüße!
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Gast







Beitrag09.02.2021 07:50

von Gast
Antworten mit Zitat

https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln

Grundschule: Die Rechtschreibregeln der deutschen Sprache gelten ebenfalls für und in Österreich und der Schweiz.

Zitat:
Kazijoschinski


Das macht es noch trauriger. Sie tun mir leid.
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Heribert
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 229
Wohnort: Landshut


Beitrag09.02.2021 11:47

von Heribert
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Kazijoschinski!


Verzeihung, war nur, weil ich es zunächst nicht ausprechen konnte. Tut mir leid.

Zitat:
Sie tun mir leid.



Das ist aber wirklich nett von Ihnen.
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Merlinor
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Beiträge: 8676
Wohnort: Bayern
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Beitrag09.02.2021 13:18

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Kazuyoshi

Ich verstehe Deinen Einwand und ja, die Regeln der Rechtschreibung gelten eigentlich überall. Eigentlich ...
Denn es gibt Ausnahmen von den formalen Regeln: Literatur darf sich dann über die Regeln hinwegsetzen, wenn sie damit sprachliche Ausdrucksformen schafft, die helfen, ein Thema direkter, berührender und eindringlicher ins Bewusstsein der Leser zu transportieren, als dies mit regelgerechter "Alltagssprache" möglich wäre.

Man kann über ein so geschaffenes sprachliches Ergebnis geteilter Meinung sein, man muss es nicht mögen, aber die Legitimität einer solchen Ausdrucksform sollte nicht angezweifelt werden.

Persönlich muss ich sagen, dass ich mich bei der Lektüre von Heriberts Text amüsiert habe und mir dabei gerade diese verspielten und sicher nicht immer regelkonformen Drechseleien Freude bereiteten.
Diese Geschichte lebt genau von dieser verdrehten und verschachtelten Art, mit Sprache umzugehen. Ohne die wäre sie nur halb so würzig.

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Ralphie
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Beitrag09.02.2021 13:49

von Ralphie
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Hallo, Heribert!

Der Text erinnert mich formell und inhaltlich an eine Kurzgeschichte von Siegfried Lenz. Ich bin sehr berührt.

 Daumen hoch
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
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Beitrag09.02.2021 14:00

von Michel
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Mich erinnert der Text wiederum angenehm an den ironisch-distanzierten, teilweise endlos verschrauben Stil eines Herbert Rosendorfer, z.B. aus dem "Ruinenbaumeister". Auch das groteske Element liebe ich sehr; genau das erfährt durch den bewusst verschraubten Ausdruck noch eine Steigerung. Gern gelesen.

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Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken
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Arawn
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Beiträge: 433



Beitrag09.02.2021 15:17

von Arawn
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Zitat:
Zitat:
  "Das ist mir egal!", soll Korber zu seiner Frau gesagt haben

So sähe das in meinen Augen nach derzeitigem Stand gefälliger aus, oder?

Dann setz aber bitte auch typografisch korrekte Anführungszeichen.

Siehe Wikipedia / Typografische Anführungszeichen.

Nebenbei: Sehr cooler Avatar!
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Heribert
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Alter: 51
Beiträge: 229
Wohnort: Landshut


Beitrag09.02.2021 21:53

von Heribert
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Hallo, liebe Literaten.

Ich möchte noch einmal danken und daran erinnern, dass Thomas Bernhard heute 90 Jahre alt geworden wäre. Er ist für mich ein Rockstar. Früher waren es Bad Religion, Kate Bush, Dead can Dance und so weiter.

Ich habe mich sogar rasiert und sein Lieblings-Rasierwasser angelegt (Agua Brava) und jetzt trinke ich ein Gedenkbier auf ihn.

Macht jemand mit?

Prost, auf den Thomas!
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gold
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Beiträge: 4939
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Beitrag09.02.2021 22:34

von gold
Antworten mit Zitat

Heribert hat Folgendes geschrieben:
Hallo, liebe Literaten.

Ich möchte noch einmal danken und daran erinnern, dass Thomas Bernhard heute 90 Jahre alt geworden wäre. Er ist für mich ein Rockstar. Früher waren es Bad Religion, Kate Bush, Dead can Dance und so weiter.

Ich habe mich sogar rasiert und sein Lieblings-Rasierwasser angelegt (Agua Brava) und jetzt trinke ich ein Gedenkbier auf ihn.

Macht jemand mit?

Prost, auf den Thomas!


Hallo Heribert,

mich freut es, dass du, Heribert, an Thomas Bernhard denkst und auf ihn trinkst, wobei ich sehr gerne mitmache.
Eine sehr gute Freundin, die inzwischen verstorben ist, hat mich einmal gefragt, ob ich Thomas Bernhard kenne, was bis dato nicht der Fall war. Sie meinte, irgendwie erinnere sie so manches Geschreibsel von mir etwas an Thomas Bernhard. Für sie war das ein großes Kompliment, für mich inzwischen auch. Ich nehme an, sie meinte vielleicht die Richtung, in der meine Versuche gingen. Inzwischen habe ich Inhalte und  Schreibstil sehr verändert, denn oft angegiftet bzw. hochgezogene Augenbrauen und ein Naserümpfen zu erleben, machte mir auf Dauer keinen Spaß... Und irgendwie will ich ja, dass das, was ich schreibe, auch gelesen wird.
Mein Lieblingsroman von ihm ist übrigens der Untergeher. Ich finde es so klasse, dass T.B. die Meinung der Leser bzw. der Leute, die er in seinen Werken durch den Kakao gezogen hatte, völlig egal war und er weiter durch seine Schonungslosigkeit provozierte.

Prost Heribert! Auf Thomas! Very Happy

Liebe Grüße
gold


jaa, deine Kurzgeschichte ist kurzweilig und eine Karikatur des sozialen Miteinanders - herrlich - und a bisserl erinnert sie mich vom Stil her auch an T.B. Ich schrieb früher auch Schachtelsätze, weil man damit so schön zynisch schreiben kann. Jetzt schreibe ich manchmal zu kurze Sätze und nicht mehr zynisch. Der Zynismus wurde mir ausgetrieben ... sozusagen mit Weihwasser, wie dem Belzebub. Aua Crying or Very sad


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Beitrag09.02.2021 23:06

von Heribert
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Mein lieber gold, wenn Du den den Untergeher liebst, dann bist doch Du der Glenn, nicht wahr?

Grüße von dem, der "Alte Meister" liebt.

 
Zitat:
Der Zynismus wurde mir ausgetrieben ... sozusagen mit Weihwasser, wie dem Belzebub.


Du bist entweder verheiratet. Oder Mönch ...

Auch liebe Grüße!
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gold
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Beitrag09.02.2021 23:29

von gold
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Heribert hat Folgendes geschrieben:
Mein lieber gold, wenn Du den den Untergeher liebst, dann bist doch Du der Glenn, nicht wahr?[color=orange(wer denn sonst??? Sich kaputt lachen ) (Aber ich mag das wohltemperierte Klavier von Friedrich Gulda trotzdem lieber)[/color]
Wer bist du im Untergeher???
Grüße von dem, der "Alte Meister" liebt.

 
Zitat:
Der Zynismus wurde mir ausgetrieben ... sozusagen mit Weihwasser, wie dem Belzebub.


Du bist entweder verheiratet. Oder Mönch ...

Auch liebe Grüße!



haha, ich bin - wer hätte es gedacht - weiblich!!! So zynische Weiber hat man nicht gern. Also als weibliches Pendant zu Mönch, nämlich Nonne, würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen. Pfiffig Blinzeln


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Beitrag09.02.2021 23:34

von Heribert
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Zitat:
So zynische Weiber hat man nicht gern.


Heirate mich!  Very Happy
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gold
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Beitrag09.02.2021 23:36

von gold
Antworten mit Zitat

Heribert hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
So zynische Weiber hat man nicht gern.


Heirate mich!  Very Happy



haha... supi!!! Endlich ein Heiratsantrag im Forum!!! Wie lang hab ich darauf gewartet!!! Sich kaputt lachen

Im übrigen bin ich eine Lady, bzw. Madame.  So werde ich öfter bezeichnet.  Smile


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Beitrag09.02.2021 23:43

von Heribert
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In unserem nächsten Leben gable ich Dich in Persepolis auf. Als Dein Alexander, Roxane. Aber ich werde die Hauptstadt leider niederbrennen müssen. Für Dich. Very Happy
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gold
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Beitrag09.02.2021 23:54

von gold
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Heribert hat Folgendes geschrieben:
In unserem nächsten Leben gable ich Dich in Persepolis auf. Als Dein Alexander, Roxane. Aber ich werde die Hauptstadt leider niederbrennen müssen. Für Dich. Very Happy


ne, das lässt du mal lieber bleiben. Ein Darius wäre mir lieber, zwar ein Verlierer, aber dennoch ...

hach, ich lese gerade, dass du aus Niederbayern kommst. Ich aus der Oberpfalz. Super.  Die Bayern sind nämlich im Forum in der Minderheit.


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Heribert
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Beitrag10.02.2021 00:04

von Heribert
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Ich bin eigentlich Thüringer; 1987 mit den Eltern ausgewandert. Aber die bayerische Seele verinnerlicht ...

Ihr Oberpfälzer seid bischöflich, wir Niederbayern herzoglich ... War ein Kampf.
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gold
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Beitrag10.02.2021 00:18

von gold
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Heribert hat Folgendes geschrieben:
Ich bin eigentlich Thüringer; 1987 mit den Eltern ausgewandert. Aber die bayerische Seele verinnerlicht ...

Ihr Oberpfälzer seid bischöflich, wir Niederbayern herzoglich ... War ein Kampf.


und ich eigentlich Sächsin. Meine Oma kam aus Thüringen. Ich bin schon 1955 mit meinen Eltern ausgewandert.


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Heribert
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Beitrag10.02.2021 00:28

von Heribert
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Und meine Oma 1950 aus Schlesien. Aus Niederschlesien, Waldenburg, das passt mit Niederbayern gut zusammen. Sachsen, Thüringer, Bayern, alles Freistaatler, weil wir Könige und Gegenkönige gestellt haben.

habe eine gute Nacht, Roxane, ich lege mich jetzt hin und denke an Thomas!
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